Böse Falle - Hörpsychologie!

  • Ein Beispiel, ein alter Text Ludwig van Beethoven - Klavierkonzert Nr 1 in C-dur op 15 aus dem Thread zum 1. Klavierkonzert Beethovens, den ich gerade analysiere, der Autor möge mir verzeihen; ich hätte auch hundert andere Postings nehmen können:


    Kann man das, was da sprachlich so beeindruckend wiedergegeben wird, wirklich hören? Oder ist das tatsächlich nur ein subjektiver Eindruck, aufgeladen mit den musikalischen und außermusikalischen Neigungen des Autors? Wo ist die Grenze zwischen Wortgeklingel und analytischer Schärfe?

  • Was mir zu diesem Thread bedeutsam erscheint: Warum wohl sind die meisten bekannten Geigerinnen schlank und hübsch? Zufall? Oder lässt körperliche Schönheit eher künstlerisches Talent zu? Oder ist es doch einfach so, dass unsere Sinne da so einiges durcheinanderwerfen?
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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  • Ein Beispiel, ein alter Text Ludwig van Beethoven - Klavierkonzert Nr 1 in C-dur op 15 aus dem Thread zum 1. Klavierkonzert Beethovens, den ich gerade analysiere, der Autor möge mir verzeihen; ich hätte auch hundert andere Postings nehmen können:


    Kann man das, was da sprachlich so beeindruckend wiedergegeben wird, wirklich hören? Oder ist das tatsächlich nur ein subjektiver Eindruck, aufgeladen mit den musikalischen und außermusikalischen Neigungen des Autors? Wo ist die Grenze zwischen Wortgeklingel und analytischer Schärfe?


    Ich weiß nicht, ob das mehr mit Hörpsychologie oder eher mit der prinzipiellen Schwierigkeit, über Musik und Interpretationen zu schreiben, zu tun. Meiner Ansicht nach liegt zB einer der berühmtesten deutschsprachigen Musikkritiker, Kaiser, meistens auf der "Wortgeklingel"-Seite. In dem Beethoven-Buch stehen abzählbare scharfsinnige Detailbeobachtungen neben einer Unzahl von für mich ganz nichtssagenden Floskeln. Aber tausende? Seine Leser finden seine Beschreibungen erhellend und überzeugend... vielleicht nur, weil sie so schön klingen oder weil vieles andere noch viel schwafeliger ist.
    "http://www.zeit.de/1975/49/lauter-wunderschoene-stellen


    Ein Beispiel für m.E. recht gut nachvollziehbare, wenngleich oft natürlich sehr knappe, Anmerkungen in einem Vergleich unterschiedlicher Aufnahmen, findet sich hier (immer die ersten Postings; die Teile II und III gibt es auch noch, man muss rec.music.classical.recordings mit den entsprechenden Autoren/Stichworten durchsuchen, um die anderen Beiträge zu finden):


    "http://kuerzer.de/Twwq2nEO0"
    "http://kuerzer.de/7Nsv1Gylh

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • AS Mutter war, als sie bekannt wurde, pummelig und nicht besonders hübsch; sie sieht mit Mitte 40 besser aus als mit 18. Das wäre schon einmal eine Ausnahme.
    Ansonsten hat KSM vermutlich recht, mal abgesehen davon, dass lange nicht alle außergewöhnlich hübsch sind (H. Hahn m.E. nicht, wobei sie natürlich nicht schlecht ausschaut. Und bei Cover und Promotion-Photos lässt sich auch einiges machen)
    Übrigens sehen auch die meisten männlichen jungen Instrumentalisten und Sänger nicht unbdingt schlecht aus, jedenfalls werden sie ebenfalls auf Photos entsprechend in Szene gesetzt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die böse Falle der Hörpsychologie schnappt m.E. auch bei den Vorurteilen zu, die sich über die Optik und das Wissen um Interpreten gebildet haben.


    Gestern las ich im Netz, dass man High-Endern hochwertige McIntosh-Elektronik zeigte, die sie im Hörtest auch ganz wunderbar fanden. In Wirklichkeit hörten sie eine dahinter versteckte Anlage mit mp3-Quelle und einem Consumer-Verstärker für ein paar hundert Euronen...
    Damit sage ich nicht, dass High-End-Elektronik + High.Res. nicht um Einiges besser geklungen hätte - das wäre zweifellos der Fall gewesen, aber allein der optische Eindruck der teuren Geräte hat den Zuhörern einen Streich gespielt. Ich glaubte früher auch, dass ein günstiger SACD-Player prinzipiell immer besser klingen müsse als ein hochwertiger CD-Player....früher.


    Im TV sah ich vor kurzem, wie Leuten auf der Strasse O-Saftproben vom Lidl, Edeka, etc. zum Probekosten gereicht wurden. Alle fanden den Geschmack von Edeka klar besser als Lidl oder Aldi und alle habe die Unterschiede auch sehr eindeutig und detailliert beschrieben..... aber in Wirklichkeit waren alle Proben identisch, nur das eben neben den Proben die entsprechenden Firmenlogos angebracht waren.


    Ich meine im Bereich der klassischen Musik auch ähnliche Phänomene zu beobachten und will mich auch gar nicht davon freisprechen.
    Man sagt, der strahlende, warme, dunkle "deutsche" Klang der Berliner Philharmoniker sei nach Karajan nicht mehr wirklich vorhanden. Was will denn uns ein hagerer Italiener oder gar ein Engländer mit Wuschelkopf über Beethoven, Brahms und Bruckner mitteilen? Karajan verbindet man unbewusst mit "Karajan-Gold" (gelbes DG-Label...), mit goldenem Luxusklang usw. Wenn man ihn transzendierend mit geschlossenen Augen dirigieren sieht, und dann auch noch das Gegenlicht durch sein edles Haupthaar schimmert, dann hört man ihn ja schon, den edlen Klang, der mit ihm verlorenging.
    Gerade gestern verglich ich seine letzte Digitalaufnahme der 1. von Brahms anlässlich der Willi-Rezensionen mit den BPO-Aufnahmen der Nachfolgedirigenten Abbado und Rattle, auch mit Wand NDR und Wand Chicago.
    Ich bin mir sehr sicher, dass viele, die sich gerne -so wie oben beschrieben- über den Verlusst des besonderen Klangbildes auslassen, im vergleichenden Blindtest entweder Abbados oder Rattles Aufnahme als "eindeutig Karajan" bezeichnen würden, denn gerade bei Abbado klingt es sehr weiträumig-süffig grossorchestral und bei Rattle sehr warm, dunkel und "deutsch", worin sie beide m.E. ihren Vorgänger bei diesen konkreten verglichenden Stellen übertreffen. Bei manchen Wagner-Aufnahmen hingegen kann ich die unvergleichliche Strahlkraft und Tiefe des Karajanklangs sehr bestätigen, wenn ich da Vergleiche mit anderen Einspielungen anstelle.
    Ebenso las ich irgendwo, dass jemand wie Rattle doch nur allzuoft und bestenfalls gepflegte Langeweile auf zugegeben hohem Niveau hervorbrächte. Auch hier bin ich mir sicher, dass diese Aussagen bei einem halbwegs musikalischen Menschen im Blindvergleich nie zustandegekommen wären, und das nicht nur bei Brahms.


    Auch beim Thielemann kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Vorurteile die Hörpsychologie beeinflussen. Er sieht mit gestochen scharfem Scheitel schon "irgendwie germanisch" aus, liebt es Wagner zu dirigieren etc. ....dann gibt es noch Gerüchte und ein paar flüchtige Höreindrücke mit etwas deutlichen Ritardandi bei Übergängen und schon liest man, dass er einen wuchtigen Non-HIP Beethoven vergangener Interpretationsepochen spiele, dem Herrn Furtwängler nachmachen wolle, konservativ interpretiere etc. ...
    Die "Progressiv-Linken"schiessen sich auf ihn ein (es nutzt ihm nur...) und die "national Konservativen"jubeln. Doch diese Dinge entfernen sich m.E. sehr vom klingenden Ergebnis.
    In der BPO-Nachfolgediskussion schrieb die Presse schon (bei Tamino nachzulesen), dass er dem BPO wieder den deutschen Klang zurückgäbe. Ich glaube schon, dass es mit ihm so klänge, aber ich stosse mich an dem Wort "zurückgeben", weil man damit Karajans Nachfolgern einfach Unrecht tut.
    Nun habe ich ja seine Beethoven-Symphonien mit den Wienern gehört und gesehen. Oft decken sich diese ihm zugesprochenen Interpretationseigenschaften gar nicht mit dem, was da zu hören ist. Er artikuliert sauber, gestisch und durchaus sprechend, seine Tongebung ist dynamisch und von der Klangfarbe und Vibrato her flexibel, aber zum Glück nicht dogmatisch, sondern musikalisch, seine Intepretationen sind eigen und sehr reflektiert, und nach Karajan und Furtwängler klingt es nicht. Von der Spielweise her kann ich nicht sagen, dass er bewusst Non-HIP dirigiert. Da hat er mich z.B. mit der Ersten und Zweiten positiv enttäuscht. Seine Tempi sind manchmal durchaus flott, in den Scherzi manchmal sogar rasend. Gerade in den dritten Sätzen unterscheidet er sich sehr z.B. von Karajan oder Böhm, die da wesentlich langsamer und "deutsch-wuchtiger" dirigierten.
    Doch was man über ihn weiss und wie er aussieht, beeinflusst die Hörmeinungen offensichtlich mehr als man glaubt.


    Stichwort Böhm: Der sieht schon streng wie ein Buchhalter aus. Heute würde man nicht mehr solche Plattencover machen (...schade eigentlich...)
    Man liest hier und da, seine Interpretationen wären dann auch streng und irgendwie bieder- langweilig. Bei manchen Sachen kann das ja auch einmal zutreffen, aber es gibt genügend Beispiele, die zeigen, dass es eben nicht so ist. Ich denke an Bruckners Vierte, an seinen Schubert (8 + 9 : wunderbar) und auch an die unlängst von Willi besprochene Erste von Brahms. Transparenz, artikulatorische und rhythmische Präzision, deutliche Ausformulierungen der musikalischen Gedanken - all das charakterisiert seinen Stil. Gewisse Teile davon hat er z.B. mit dem präzisen und doch musikalisch beseeltem Nagano gemeinsam, der aber als Amerikaner japanischer Herkunft mit seinen langen Haaren und als sportlich schlanker Wellenreiter rein optisch einen ganz anderen Eindruck als der alte Herr Dr. jur. abgibt.


    Aber ich will mich wie gesagt von den Einflüssen der Optik und der Vorurteile gar nicht freisprechen.
    Es gibt z.B. bestimmte DG-Aufnahmen, die ich zeitlebens schon wegen des Covers, auf dem die Künstler abgebildet sind, irgendwie nicht haben wollte. Irgendetwas wirkte da auch mich unsympathisch oder gegen meine Vorstellungen gerichtet ( denen ein vergeistigt oder verschmitzt blickender Brendel z.B. sehr entgegenkommt...), und ich kann nicht immer sagen, was es war.
    Wenn ich dann da auch noch `reinhörte und ein Merkmal entdeckte, dass sich nicht mit meinen negativen Vorurteilen deckte, dann fühlte ich mich in meiner Ablehnung bestätigt. Das muss ich selbstkritisch zugeben.


    Vielleicht ist deswegen das Hören von Klassikradiosendungen so gut, auf die ich in Norwegen leider sehr selten stosse. Man schaltet im Auto meistens zu spät ein, weiss nicht immer, "wer das denn da macht" (bei Bach weiss ich es fast immer....) und hört einfach. Dann ist man manchmal überrascht, wenn man die Absage hört. "Was, der? oder die? Das hätte ich aber nicht gedacht...."


    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Lieber Glockenton, wie schon so oft kann ich jedes deiner Worte unterschreiben; ich kann gar nicht glauben, dass du noch studierst, wie du irgendwo schriebst. Du bist einer von einem halben Dutzend Gründen, warum ich hier noch nicht meinen Abschied eingereicht habe.

  • In SRF2 (Kulturradio in der Schweiz) wird jede Woche ein musikalisches Werk von zwei Profis besprochen. Die Sendung heisst Diskothek. Auf der Homepage von SRF2 wird man schnell weitere Informationen erhalten. Es werden fünf Aufnahmen in einem längeren Ausschnitt gespielt, deren Interpreten nicht bekannt sind. Die Experten müssen begründen, weshalb ihnen eine Aufnahme gefällt. Dann entscheiden die beiden Experten, welche Einspielungen in die nächste Runde kommen sollen. Die Musiker der ausgeschiedenen Aufnahme werden nach jeder Runde bekannt gegeben. Bei den verbliebenen Aufnahmen werden die ausführenden Musiker wieder nicht genannt. Am Schluss bleibt eine Aufnahme übrig, welche von den Experten als Top gesetzt wird. Manchmal sind es zwei Aufnahmen, die als hervorragend beurteilt werden, wenn sich die Experten nicht einigen können.
    Dieses Sendeformat besticht durch das Fehlen optischer Reize, nur das Gehörte fliesst in die Bewertung ein. Bleibt noch anzufügen, dass sich die Diskothek beim Publikum grosser Beliebtheit erfreut. Im Webarchiv von SRF2 kann man sich zurückliegende Sendungen anhören, die vorgestellten Aufnahmen und das Ergebnis sowie die Begründung der Ausscheidung nachlesen. Andere Sender werden ähnliche Formate anbieten.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Wenn ich Zeit und Geld hätte, würde ich jedes Jahr eine Landes-, Europa- oder Weltmeisterschaft im vergleichenden und interpretierenden Hören klassischer Musik organisieren und austragen lassen. Die Sieger wären dann wirklich echte Kenner! Vielleicht proben wir das mal auf Tamino-Ebene?


    Ich selbst kann eigentlich nur für Schütz, Bach, Wagner und Bruckner meine Hände (eigentlich Ohren) ins Feuer legen: Bei Schütz gibt es viel zu wenig Aufnahmen, um gänzlich in die Irre zu gehen; bei Bach, den ich von allen Komponisten am meisten höre seit einem Vierteljahrhundert, ist es trotz des Riesenwerkes eigentlich bei einiger Übung kein großes Problem, Karl Richter oder Helmuth Rilling von Philippe Herreweghe, Nikolaus Harnoncourt, John Eliot Gardiner, Ton Koopman oder neuerdings Masaaki Suzuki zu unterscheiden, zu groß sind die unterschiedlichen Interpretationsansätze; bei Wagner ist man natürlich durch die Sänger und Sängerinnen, die man in der Regel kennt, im Vorteil; und bei Bruckner reichen mir etwa bei der Neunten eigentlich die ersten sechzig Sekunden, um Orchester und Dirigenten zu erkennen, die in meiner Sammlung vorkommen, was einfach an hunderten und tausenden von Hörstunden liegt. Selbst bei Mahler bekomme ich nach exzessivem Hören seit Monaten mittlerweile ein Händchen (Öhrchen) und kann die Aufnahmen unterscheiden; auch deshalb, weil er wirklich ganz unterschiedlich angepackt wird. Für Beethoven allerdings oder Brahms bin ich noch nicht geschult genug.

  • Stell Dir mal vor, wenn ich das gesagt hätte, ogottogott. Bitte Moderation einschalten!


    Mein liebes Brüderle, ich fand es witzig und überraschend.
    Übrigens sehen die Sänger das auch wohl so, dass es auf das Äußere ankommt. Vor allem Sopran- und Altsolistinnen donnern sich bei Kirchenkonzerten manchmal derart auf, dass es peinlich ist

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Kann man das, was da sprachlich so beeindruckend wiedergegeben wird, wirklich hören? Oder ist das tatsächlich nur ein subjektiver Eindruck, aufgeladen mit den musikalischen und außermusikalischen Neigungen des Autors? Wo ist die Grenze zwischen Wortgeklingel und analytischer Schärfe?


    Ich finde, man darf den Eindruck von Musik bzw. einer Interpretation beschreiben und/oder man kann da analytisch herangehen. Ausgerechnet an dieser Aufnahme von ABM herumzumäkeln, finde ich nun ziemlich befremdlich. ABM ist gerade bei Beethoven (wo eigentlich nicht?) penibel Notentext treu. Wer ihm da Manierismus vorwerfen will (was ich nun vollständig abwegig finde), der schaue doch mal in den Notentext. Dann klärt sich die Sache schnell. Bei Schubert haben sich manche auch über ABMs Kontrastschärfe gewundert. Was sagt der Notentext? Da steht z.B. bei Schubert ein Fortissimo-Sforzato notiert: sffp. Kein Interpret - Brendel nicht, Kempff nicht usw. usw. traut sich, das auch so zu spielen. Sie alle wollen den melodischen Fluß und entsprechend werden die Akzente glatt gebügelt, damit es schön nach Schubert klingt. Man hat sich nur an diese glatte und flüssige Spielweise gewöhnt - das ist zur Spieltradition geworden. Und dann meinen die Leute, so müßte Schubert halt richtig klingen. Könnte es also sein, daß es Perahia ist, der bei Beethoven etwas glatt bügelt und nicht ABM, der etwas angeblich forciert?


    Beste Grüße
    Holger

  • In SRF2 (Kulturradio in der Schweiz) wird jede Woche ein musikalisches Werk von zwei Profis besprochen. Die Sendung heisst Diskothek. Auf der Homepage von SRF2 wird man schnell weitere Informationen erhalten. Es werden fünf Aufnahmen in einem längeren Ausschnitt gespielt, deren Interpreten nicht bekannt sind. Die Experten müssen begründen, weshalb ihnen eine Aufnahme gefällt. Dann entscheiden die beiden Experten, welche Einspielungen in die nächste Runde kommen sollen. Die Musiker der ausgeschiedenen Aufnahme werden nach jeder Runde bekannt gegeben. Bei den verbliebenen Aufnahmen werden die ausführenden Musiker wieder nicht genannt. Am Schluss bleibt eine Aufnahme übrig, welche von den Experten als Top gesetzt wird. Manchmal sind es zwei Aufnahmen, die als hervorragend beurteilt werden, wenn sich die Experten nicht einigen können.
    Dieses Sendeformat besticht durch das Fehlen optischer Reize, nur das Gehörte fliesst in die Bewertung ein. Bleibt noch anzufügen, dass sich die Diskothek beim Publikum grosser Beliebtheit erfreut. Im Webarchiv von SRF2 kann man sich zurückliegende Sendungen anhören, die vorgestellten Aufnahmen und das Ergebnis sowie die Begründung der Ausscheidung nachlesen. Andere Sender werden ähnliche Formate anbieten.
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    Wie spannend - herzlichen Dank für den Tip! :thumbup:


    Ich habe mir dazu gleich mal ein Lesezeichen gesetzt. Und wer nicht selbst suchen möchte: hier geht's zum Sendungsarchiv.

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  • ...
    Wie spannend - herzlichen Dank für den Tip! :thumbup:


    Ich habe mir dazu gleich mal ein Lesezeichen gesetzt. Und wer nicht selbst suchen möchte: hier geht's zum Sendungsarchiv.


    Grossartig! - Hatte die Sendung vor einigen Jahren entdeckt und konnte für eine ganze Weile nicht mehr hören, da der Empfang aus Deutschland aus rechtlichen Gründen nicht möglich war. Jetzt scheint es wieder zu gehen :jubel: Habe gleich den Podcast abboniert!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Die älteren Sachen sind leider nur in der Schweiz verfügbar!


    Bei "Tannhäuser" allerdings gleich zu Beginn das übliche Geschwätz über Wagners Charakter!

  • Wie geht das?


    Rechts auf der Seite ist der Pod-Cast-Link, den Du in ein entsprechendes Programm kopieren musst. Bei mir kann mein Musikverwaltungsprogramm (MediaMonkey) soetwas; aupassen bei den Einstellungen, sonst werden ältere Podcast-Folgen nach einer gewissen Zeit wieder gelöscht. Eventuell hast Du iTunes (ich nicht)? Dann wäre unter dem Podcast-Link auch ein Button für iTunes. - Ansonsten quick and dirty einfach erstmal die Dateien per Download-Button herunterladen und sichern!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Warum gibt es so ein Format nicht in Deutschland?


    Es gab durchaus ähnliches; z.B. eine Sendung namens "Interpretation im Vergleich". - Allerdings weiss ich nicht, ob es aktuell regelmäßige Sendungen dieser Art gibt.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lädt leider nur die letzten fünf runter!


    Eventuell hat sich die rechtliche Situation in 2013 geändert - hat vielleicht sogar etwas mit den neuen GEMA-Tarifierungen zu tun, wer blickt dann schon durch ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lädt leider nur die letzten fünf runter!


    Immerhin können ältere Folgen scheinbar online angehört werden!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Die Pointe des blinden Anhörens wäre allerdings weit weniger, eine Interpretation oder Interpreten, die man längst kennt, "herauszuhören", als eben vorurteilsfrei zuzuhören.


    Aber das andere geht natürlich auch. Viele Sänger wird auch ein Anfänger sehr schnell am Timbre wiedererkennen, ebenso erkennen viele erfahrene Hörer und Musiker Geiger u.a. Instrumentalisten am Klang. Um 1990 hat mal bei "Wetten, dass" ein ca. 17jähriger Geiger eine Wette gewonnen, bei der aus ca. 20 Aufnahmen einer Passage des Beethovenkonzerts den Geiger identifizieren musste. Meiner Erinnerung nach hat er es relativ locker geschafft (natürlich nicht nur am Klang). Gewiss hatte er sich lange anhand dieser Aufnahmen vorbereitet, für mich als damaliger Klassik-Anfänger war es dennoch sehr beeindruckend.


    Letztlich ist es eine Sache der Erfahrung und des Gedächtnisses. Für einen Popmusikhörer klingen Wagner, Filmmusik und Bach bisweilen "wie Mozart" (d.h. wie generische Klassik) und für manchen Klassikhörer klingen alle Haydn-Sinfonien "gleich".


    Diskothek im Zwei war vor einigen Jahren schonmal aus D abhörbar, dann wurde es eine Zeitlang gesperrt. Man merkt da teilweise, wie schwer es sogar Profis haben, Aufnahmen verbal zu charakterisieren.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die Pointe des blinden Anhörens wäre allerdings weit weniger, eine Interpretation oder Interpreten, die man längst kennt, "herauszuhören", als eben vorurteilsfrei zuzuhören.

    Das hat natürlich mehrere Ebenen:
    1. Bekanntes unterscheiden können
    2. Unbekanntes unvoreingenommen hören
    3. in der Lage sein, analytisch und "musikwissenschaftlich" zu hören (Instrumente heraushören, Gattung, Tonart etc.)
    4. fähig sein, akustische Eindrücke zu verbalisieren
    etc.


    Aber das andere geht natürlich auch. Viele Sänger wird auch ein Anfänger sehr schnell am Timbre wiedererkennen, ebenso erkennen viele erfahrene Hörer und Musiker Geiger u.a. Instrumentalisten am Klang. Um 1990 hat mal bei "Wetten, dass" ein ca. 17jähriger Geiger eine Wette gewonnen, bei der aus ca. 20 Aufnahmen einer Passage des Beethovenkonzerts den Geiger identifizieren musste. Meiner Erinnerung nach hat er es relativ locker geschafft (natürlich nicht nur am Klang). Gewiss hatte er sich lange anhand dieser Aufnahmen vorbereitet, für mich als damaliger Klassik-Anfänger war es dennoch sehr beeindruckend.

    Sehr richtig! Ich denke, man wird auch ohne Not eine Aufnahme von Glenn Gould herausfiltern können und muss dabei nicht einmal auf Musik und Noten achten! :)

    Letztlich ist es eine Sache der Erfahrung und des Gedächtnisses. Für einen Popmusikhörer klingen Wagner, Filmmusik und Bach bisweilen "wie Mozart" (d.h. wie generische Klassik) und für manchen Klassikhörer klingen alle Haydn-Sinfonien "gleich".

    Vielleicht der entscheidende Punkt!

    Diskothek im Zwei war vor einigen Jahren schonmal aus D abhörbar, dann wurde es eine Zeitlang gesperrt. Man merkt da teilweise, wie schwer es sogar Profis haben, Aufnahmen verbal zu charakterisieren.

    Es gab vor Jahren mal im Radio (MDR?) eine Sendung, die sich "Literarisches Rätsel" nannte; in welcher jedesmal ein literarischer Text vorgelesen wurde ohne Angaben zu Autor, Gattung, Zeit etc. und Moderatoren (Rüdiger Safranski?) sowie die eingeladenen Fachleute mussten dann analysieren und den Autor erraten. Natürlich musste man auf Grund der Kompetenz auch mal abseitigere Texte nehmen; aber alle waren sie typisch und es war hochinteressant zu sehen, wie selbst absolute Top-Leute Lessing, Goethe oder Heine nicht erkannten und alle germanistischen Wortkaskaden sich oft als leeres Geschwätz entlarvten. Wie viel schwerer da noch, über Musik zu reden?! Ich habe mir die Nacht drei Sendungen angehört und es war einseits sehr lehrreich und hochgradig spannend; aber schon in der 3. Folge machten sich Ermüdungserscheinungen bemerkbar, weil diese erwähnten Profis einfach zu oft um Worte rangen, weil ihr analytisches Instrumentarium entweder erschöpft war oder sich nicht leicht in Worte fassen ließ.

  • Ich finde, man darf den Eindruck von Musik bzw. einer Interpretation beschreiben und/oder man kann da analytisch herangehen. Ausgerechnet an dieser Aufnahme von ABM herumzumäkeln, finde ich nun ziemlich befremdlich. ABM ist gerade bei Beethoven (wo eigentlich nicht?) penibel Notentext treu. Wer ihm da Manierismus vorwerfen will (was ich nun vollständig abwegig finde), der schaue doch mal in den Notentext.


    Lieber Holger, ich kann zum Beispiel leider nichts beitragen, weil ich die Aufnahme von ABM nicht habe. Mir ging es nur um die Versprachlichung des Autors.

  • Ich weiß nicht, ob das mehr mit Hörpsychologie oder eher mit der prinzipiellen Schwierigkeit, über Musik und Interpretationen zu schreiben, zu tun. Meiner Ansicht nach liegt zB einer der berühmtesten deutschsprachigen Musikkritiker, Kaiser, meistens auf der "Wortgeklingel"-Seite. In dem Beethoven-Buch stehen abzählbare scharfsinnige Detailbeobachtungen neben einer Unzahl von für mich ganz nichtssagenden Floskeln. Aber tausende? Seine Leser finden seine Beschreibungen erhellend und überzeugend... vielleicht nur, weil sie so schön klingen oder weil vieles andere noch viel schwafeliger ist.
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    Wir rühren hier natürlich an den Grundfesten; auch dieses Forums! :) Wir leben hier ja schließlich davon, über Musik und unser Erleben ihrer zu schreiben. Wie Holger weiter oben schreibt, kann und darf man Erleben und Erfahren beschreiben und man kann und darf und muss wahrscheinlich hin und wieder auch analysieren. Im besten Falle sollte das jedoch, wie ich finde, Hand in Hand gehen! William ist hier ein gutes Beispiel - aus einer genauen Deskription schält sich prägnant und konzise eine analytische Herangehensweise heraus, die in ein nachvollziehbares interpretatorisches Urteil mündet. Und das Wichtigste dabei; man spürt durch die Zeilen seine Freude und Lust an der Musik und ihren Interpretationen; da ist kein Zwang und keine Mühe sichtbar, nur Behagen und ungekünstelte Begeisterung, gebändigt durch Form und Charakter.


    P.S. Kaiser ist für mich unlesbar! Ein schöner Text der "Zeit" ...

  • In SRF2 (Kulturradio in der Schweiz) wird jede Woche ein musikalisches Werk von zwei Profis besprochen. Die Sendung heisst Diskothek. Auf der Homepage von SRF2 wird man schnell weitere Informationen erhalten. Es werden fünf Aufnahmen in einem längeren Ausschnitt gespielt, deren Interpreten nicht bekannt sind. Die Experten müssen begründen, weshalb ihnen eine Aufnahme gefällt. Dann entscheiden die beiden Experten, welche Einspielungen in die nächste Runde kommen sollen. Die Musiker der ausgeschiedenen Aufnahme werden nach jeder Runde bekannt gegeben. Bei den verbliebenen Aufnahmen werden die ausführenden Musiker wieder nicht genannt. Am Schluss bleibt eine Aufnahme übrig, welche von den Experten als Top gesetzt wird. Manchmal sind es zwei Aufnahmen, die als hervorragend beurteilt werden, wenn sich die Experten nicht einigen können.


    Diese Sendefolge hörte ich auch hin und wieder auf dem Schweizer Sender DRS 2, meist mit großem Gewinn. Aber es gab auch Ausreißer.


    Bekanntlich gibt es Sänger(innen), die man sofort nach den ersten Tönen des Hörens erkennt (sollte man glauben!). Da ging es einmal um den ,,Don Giovanni", und sofort erkannte ich die Stimme Cesare Siepis. Allerdings war dem in dieser erlauchten ,,Expertenrunde" nicht so. Als der Moderator schlußendlich den Namen Cesare Siepi nannte, breitete sich große Verwirrung, gepaart mit Ahnungslosigkeit, in der Runde aus.


    Das aber war kein Einzelfall. Es kommt ja doch auf eine sachkundige Auswahl der Experten an. Was ich außerdem von ihnen erwarte, ist Gefühl und Empathie! Und da war ich, als es um die Klaviertrios Schubert ging, regelrecht entsetzt, denn in der ersten Runde (Beginn erster Satz des B-Dur-Trios) kam eine Aufnahme vor, die mich durch ihre gefühlvolle, unglaublich schöne Interpretation zu Tränen rührte und von mir eindeutig favorisiert wurde. Wie groß war mein Erstaunen, als besagte Aufnahme als erste rausfiel - Argument: zu schön und gefühlvoll, das ist ja Schnee von gestern! Übrigens waren die Interpreten die Brüder Capucon und der Pianist Frank Braley.


    Da müßte man direkt einen Thread starten (falls es den noch nicht gibt): Ist Gefühl und Schönheit in der Interpretation noch zeitgemäß?

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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