Etienne Nicolas Méhul (1763-1817)

  • Sagitt meint:


    Er fehlt, wie so viele. 1763 bis 1817 in Frankreich gelebt.
    Der Vater war Diener eines Grafen und gründete später eine kleine Weinhandlung. Étienne-Nicolas Méhul begann seine musikalische Ausbildung als Organist, und zwar im Franziskanerkloster seines Heimatortes. Später studierte er bei dem Organisten Wilhelm Hanser und wurde 1778 dessen Assistent oder Hilfsorganist an der Klosterkirche der Benediktiner von Lavaldieu in den Ardennen.Im Jahr 1779 übersiedelte er nach Paris, wo er bei dem Straßburger Komponisten und Cembalisten Jean Frédéric Edelmann Kompositionsunterricht nahm. Neben François-Joseph Gossec galt er als der Komponist der Französischen Revolution. Sein Chant national du 14 Juillet 1800, der von Napoleon nach der Schlacht von Marengo bestellt worden war, bekam fast den Rang einer Nationalhymne, und 1794 entstand seine Revolutionsoper Horatius Coclès. 1795 wurde er Inspektor des Conservatoire und Mitglied der Académie des Beaux-Artes.
    Méhul wurde vor allem durch seine mehr als vierzig Opern bekannt, von denen Joseph in Ägypten gegenwärtig noch aufgeführt wird. Daneben komponierte er sechs große Klaviersonaten, drei Ballette, sechs Sinfonien, Bühnenmusiken und Messen.
    Ich lernte Méhul durch seine ersten beiden Sinfonien kennen, die ich in einer ausserordentlichen Aufnahme besitze. Minkowskiy mit seinen musiciens du Louvre spielen diese Werke, die ich hoch schätze. Ein sehr eigener Stil. 1808 die erste, 1809 die zweite. Also Zeitgenosse Beethovens, aber ein eigener Stil, der viel "romantischer" ist als Beethoven,eine Mischung aus Haydn,Beethoven,Mendelsohn und Schumann.Der vierte Satz der ersten Sinfonie gehört absolut zur " Bundesliga" der Sinfonien. Eigentlich auch der erste Satz der zweiten Sinfonie.


    Was gibt es sonst zu berichten ?


    Experten an die Front.

  • Die französische Antwort auf Beethoven:



    Seine g-moll-Sinfonie mag ich besonders, wenn auch diese Einspielung Wünsche offen lässt. Man kann das unter dem Stichwort 'Mehul' ertaminen:


    Link entfernt*


    Ach ja, @Alfred: Wie ist Méhul im Vergleich zu Ries?


    Cordialement
    Ulli



    *Der Link wurde von mir entfernt, da dieser nicht funktionert.
    Hinweis zur Suche (ertaminen): Suchwort Mehul; Anzeigemodus Treffer als Beiträge.


    Gruß, Maik
    Moderator

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    in der Tat sind die Aufnahmen sehr unterschiedlich. Ichhabe eine weitere mit Gulbekian foundation, auch eher banal. Aber Minkowsky ist großartig, erschienen bei musifrance von erato,1990.


    Da hört man die Vielfalt der Sinfonie. Méhul hat da Wendungen drin, die ihn moderner erscheinen lassen als Beethoven.


    Interessant, da wir nun Méhul am Wickel haben, dass seine Klaviersonaten eher Haydn-artig sind. Ich habe diese von Brigitte Houdebourg gespielt- den Namen noch nie gehört-


    Schöne Grüsse


    Sagitt

  • Salut,


    ich hab das Thema schonmal mit dem Lullisten gehabt: Er postete auch die von Dir genannte Einpsielung. Bei mir war es ein "Zufallskauf", mich hat das interessiert. Hätte ich mich vorher informiert - hätte es also diesen Thread bereits gegeben - wäre ich anders verfahren.


    Die Klaviersonaten kenne ich [noch] nicht.


    Besonders gefallen mir auch die Doppelvariationen bei einer der beiden Sinfonien. Hier werden zwei Themen nacheinander abwechselnd variiert - ein in der "Wiener Klassik" eher unbekanntes Unterfangen! Ganz toll!


    Man kann - da der obige link, den Maik bereits entfernt hat, weil er nicht funktionierte - über die Suchfunktion "Méhul" und "Ulli" meine Äußerungen zu den Sinfonien ertaminen, es sind vier oder fünf Postings.


    :hello:


    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo


    ob man die Sonaten kennen muss? Ich weiss nicht, ich habe zwei Cds davon, aber sie reissen mich nicht wirklich vom Hocker. Da ist Méhul mit Sicherheit kein Antipode zu Beethoven, es sei denn zu op. 49, 78 und 79.
    Aber er soll ja 40 Opern geschrieben haben. Davon kenne ich bisher gar nichts.


    Feucht-kalte Grüsse ins Elsass


    Sagitt

  • Salut,


    der Herr van den Rübenhöfen legte aber - lt. meines Booklets - großen Wert auf Méhuls Œuvre. Sicher sind sie nicht vergleichbar, aber die Frnazosen wollen halt auch einen Beethoven haben.


    ;)


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo


    Also ich finde, dass sich die Ähnlichkeit von Mehuls Sinfonien in Bezug auf Beethoven in Grenzen hält - gelinde gesagt.
    Man höre mal den zweiten Satz seiner ersten Sinfonie - sehr nahe bei Haydn, nicht jedoch bei Beethoven.
    Auch der Dritte Satz, er beginnt mit Pizzicati hat aus meiner Sicht wenig mit Beethoven gemein.
    Der vierte Satz hingegen zitiert eindeutig Beethoven (oder Beethoven hat sich hier Anregungen geholt ?)


    Was jedoch anders ist: Mehuls Tonsprache ist generell leichter luftiger, ich würde sagen auch ein Hauch belangloser als jene von Beethoven.
    Endgültiges könnte man erst dann sagen, wenn sich eine Alternative Lesart zur vorhandenen fände (hallo cpo :hello: )


    Die zweite Sinfonie: Der erste Satz enthält Passagen die mich (entfernt) an Teile aus der Ouvertüre zur Zauberflöte erinnern.


    Alles in allem : ein eigenständiger französischer Vertreter der Wiener Klassik. Unbedingt hörenswert !!!


    ZU Ullis Frage: Ries ist nicht nur beethovennah- in einigen Passagen ist er sogar für einen Laien beinahe ununterscheidbar - entwickelt aber daneben auch eine völlig eigenständige Tonsprache


    Zurück zu Mehul.


    Ich hätte nie gedacht, daß die CD der Klaviersonaten mit Brigitte Houdenbourg außer mir noch jemand kennt (Label: Discover)
    Wahrscheinlich längst gestrichen


    Auch hier würde ich mit Ähnlichkeiten seh vorsichtig sein.Einerseits mozartsche Ausstrahlung, anderseits belangloser, ohne wirklichen Tiefgang (soweit man das bei der vorliegenden Einspielung beurteilen kann, jedoch gelegentlich mit sehr eingängigen Themen angereichert.


    Ich mag diese Aufnahme recht gern. Hier kann gesehen werden, daß nicht nur Mozart und Haydn Klaviersonaten des Spätrokkoko schreiben konnten. Es gab eine ganze Palette von (fast) gleichwertigen Komponisten - viel Hörenswertes ist dabei


    Man höre übrigens auch die Kurfürstensonaten von Beethoven (eigener Thread), dann passt das musikalische Puzzle wieder...


    Liebe Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sagitt meint:



    Beethoven hatte Interesse an Frankreich, sicher wegen des revolutionären Pathos- es gab darüber einmal eine sehr gute Dokumentation bei 3sat. Und dann die wunderbare These von Dieter Kühn, die Kreutzersonate habe quasi als Werbeaktion für Frankreich diesen Widmungsträger gefunden.
    Um auf Méhul zu kommen,ich behaupte nicht, dass Méhul Beethoven kopiert, eigentlich finde ich, er hat eine eigenständige Formsprache, in zweiten Sinfonie im ersten Satz sind Anklänge an Musiken für die Jagd deutlich hörbar.
    Seine Klaviersonaten würde ich denjenigen von Mozart nicht an die Seite stellen. Ich kaufte sie vor Jahren, weil ich durch Sinfonien neugierig geworden war, aber sie haben bei der von mir gerne gehörten Klaviermusik keine Bedeutung.
    Aber, was ist mit der Oper ?
    Kennt jemand eine solche von Méhul und wie sind sie einzuschätzen ?


    P.S. Gehört Mozart in diesem seinen Jahr zu einem ständigen Bezug ?
    Von Mozart höre ich bei Méhul eigentlich gar nichts. Er ist dann doch mehr Zeitgenosse Beethovens

  • Eine wunderbare Aufnahme einer Opera Comique ist diese:




    STRATONICE
    Capella Coloniensis / Christie


    In gewisserweise ist er noch von Gluck beeinflußt, um es kurz zu sagen - er beherrschte dieses Gebiet.


    Diese Oper ist zwar relativ kurz, Rezitative sind durch Dialoge ersetzt, aber das Werk ist phantasisch. ( Ich würde für Méhul jederzeit Beethoven sausen lassen :D;) )



    Die Oper stammt aus dem Jahr 1792 - also direkt ein Werk aus der französischen Revolution. Und schon die Ouvertüre haut einem vom Stuhl, diese Zeit blieb mit ihren Eindrücken nicht ohne Folgen...

  • Was die Oper betrifft so war Méhul kein unbeschriebens Blatt, ich habe mal etwas gekramt und fand folgende Werke die er für die Comèdie Francaise verfasste:



    Euphrosine ou Le Tyran corrigé
    comédie mise en musique, 5 Akte - Libretto: François-Benoît Hoffmann ( 1790 )


    Cora Oper, 4 Akte - Libretto: Jean-François Marmontel ( 1791 )


    Stratonice comédie-héroïque, 1 Akt - Libretto: François-Benoît Hoffmann ( 1792 )


    Le Jugement de Pâris Ballett ( 1793 )


    Le Jeune sage et le vieux fou comédie mêlée de musique, 1 Akt - Libretto: François-Benoît Hoffmann ( 1793 )


    Horatius Coclès Oper, 1 Akt - Libretto: Antoine-Vincent Arnaul ( 1794 )


    Le Congrès des rois comédie mêlée d'ariettes, 3 Akte - Libretto: Desmaillot (eigentl. Antone-François Eve) - Gemeinschaftswerk mit: Henri Montan Berton, Matthieu-Frédéric Blasius, Luigi Cherubini, Nicolas-Marie Dalayrac, Prosper-Didier Deshayes, François Devienne, André-Ernest-Modeste Grétry, Louis Emmanuel Jadin, Conradin Kreutzer, Jean Pierre Solié und A.-E. Trial ( 1794 )


    Mélidore et Phrosine drame lyrique, 3 Akte - Libretto: Antoine-Vincent Arnault ( 1794 )


    Doria ou La Tyrannie détruite opéra héroïque, 3 Akte - Libretto: Gabriel-Marie Legouvé/Charles-Joseph Lœuillard Davrigny ( 1795 )


    La Caverne comédie mise en musique, 3 Akte - Libretto: Nicolas-Julien Forgeot nach Alain-René Lesage Histoire de Gil Blas de Santillane ( 1795 )

    Le Jeune Henri
    drame lyrique, 2 Akte - Libretto: Jean-Nicolas Bouilly) - (ursprüngliche Fassung als La Jeunesse de Henri IV) ( 1797 )


    Le Pont de Lodi (ursprünglicher Titel: La Prise du pont de Lodi) fait historique, 1 Akt - Libretto: Etienne-Joseph-Bernard Delrieu ( 1797 )


    La Taupe et les papillons comédie lyrique, 1 Akt - Libretto: Auguste-Etienne Poisson de la Chabeaussière ( 1798 )


    Adrien (ursprüngliche Fassung: Adrien, empereur de Rome) Oper, 3 Akte - Libretto: François-Benoît Hoffmann nach Pietro Metastasio Adriano in Siria ( 1799 )


    Ariodant drame mêlée de musique, 3 Akte - Libretto: François-Benoît Hoffmann nach Ludovico Ariosto Orlando furioso ( 1799 )


    La Dansomanie Ballett ( 1800 )


    Epicure Oper, 3 Akte - Libretto: Charles-Albert Demoustier ( 1800 )

    Bion
    comédie mêlée de musique, 1 Akt - Libretto: François-Benoît Hoffmann nach Etienne-François de Lantier Les Voyages d'Anténor ( 1800 )


    L'Irato ou L'Emporté comédie-parade, 1 Akt - Libretto: Benoît-Joseph Marsollier des Vivetières ( 1801 )


    Une Folie comédie mêlée de chants, 2 Akte - Libretto: Jean-Nicolas Bouilly ( 1802 )

    Le Trésor supposé ou Le Danger d'écouter aux portes
    comédie mêlée de musique, 1 Akt - Libretto: François-Benoît Hoffmann ( 1802 )


    Joanna opéra comique, 2 Akte - Libretto: Marsollier de Vivetières nach seinem Libretto Emma ou Le Soupçon ( 1802 )


    Héléna opéra, 3 Akte - Libretto: Jean-Nicolas Bouilly ( 1803 )

    Le Baiser et la quittance ou Une aventure de garnison
    opéra-bouffon, 3 Akte - Libretto: Louis-Benoît Picard/Charles de Longchamps/Michel Dieulafoy nach Antoine-Louis Polier de Bottens ( 1803 )


    L'Heureuse Gageure - Gemeinschaftswerk mit: François-Adrien Boieldieu, Conradin Kreutzer und Nicolas Isouard ( 1803 )

    L'Heureux malgré lui
    Oper, 1 Akt - Libretto: Claude Godard d'Aucourt de Saint-Just ( 1803 )


    Les Deux Aveugles de Tolède opéra comique, 1 Akt - Libretto: Marsollier de Vivetières nach Geschichten aus Tausendundeiner Nacht und seinem Libretto Les Deux Aveugles de Bagdad ( 1806 )

    Uthal
    (ursprünglicher Titel: Malvina) Oper, 1 Akt - Libretto: Jacques Bins de Saint-Victor nach James Macpherson Berrathon ( 1806 )

    Gabrielle d'Estrées ou Les Amours d'Henri IV
    Oper, 3 Akte - Libretto: Claude Godard d'Aucourt de Saint-Just ( 1806 )

    Joseph
    (et ses freres) drame mêlé de chants, 3 Akte - Libretto: Alexandre Duval ( 1807 )


    Valentine de Milan drame lyrique, 3 Akte - Libretto: Jean-Nicolas Bouilly ( 1808 )

    Les Troubadours, ou La Fête au château
    opéra comique, 1 Akt - Libretto: Alexandre Duval ( 1810 )


    Les Amazones ou La Fondation de Thèbes (ursprünglicher Titel: Amphion) Oper, 3 Akte - Libretto: Étienne de Jouy ( 1811 )


    Sésostris tragédie lyrique, 3 Akte (unvollständig) - Libretto: Antoine-Vincent Arnault/Étienne de Jouy ( 1812 )


    Le Prince troubadour ou Le Grand Trompeur de dames opéra comique, 1 Akt - Libretto: Alexandre Duval ( 1813 )

    L'Oriflamme
    Oper, 1 Akt - Libretto: Charles-Guillaume Etienne/Louis-Pierre Baour-Lormian - Gemeinschaftswerk mit: Henri Montan Berton, Conradin Kreutzer und Ferdinando Paër ( 1814 )


    La Journée aux aventures opéra comique, 3 Akte - Libretto: Pierre-David-Augustin Chapelle/Louis Mézières-Miot ( 1816 )




    Da außer Stratonice bisher keine dieser Opern eingespielt wurde - was ich nach Auffinden dieser Liste für ein Verbrechen halte - bleibt nur diese CD ( die ich aber noch nicht habe ) um wenigstens die Ouvertüren hören zu können:




    Orchestre de Bretagne / Sanderling


    ich nehme mal an diese Aufnahme ist genauso gut wie die von Grètry und das wird ein einziges Vergnügen.



    Ach man darf gar nicht daran denken was für ein ungehobener Schatz da vor sich hin gammelt - aber das sollte man ja gewöhnt sein.... :rolleyes: :kotz:

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  • Hallo,


    Mehuls Opern sind noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts af den Spielplänen gewesen und dann verschwunden. Gelegentlich taucht die ein oder andere Arie auf Sängerportraits auf, die von Schellackplatten überspielt wurden.


    Das Wenige, das ich kenne, lässt aufhorchen .
    Allerdings muß hier gesagt werden, daß ja auch viele andere ganz Große derzeit in der Versenkung zu verschwinden drohen, ich denke da an Meyerbeer, Auber, letztlich sogar an Bellini. Große Namen - aber kaum mehr gehört.
    Ich werde versuchen dieses Wocheneinde die entsprechend Stelle CD zu finden und vileeicht drüber zu schreiben. Was ich aber GENAU weiß, daß ich sehr beeindruckt war.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sagitt meint:


    habe eben Ouvertüren zu neun seiner zahlreichen Opern gehört.


    Nett, aber auch nicht mehr.


    Vielleicht liegt es auch an der Interpretation des orchestre de bretagne unter Stefan Sanderling.


    Irgendwie harmlose Musik, in keinem Fall mit den hier angesprochenen Sinfonien zu vergleichen.

  • Sagitt meint:


    nicht, dass ich Beethoven als Opernkomponist über die Maaßen schätzte,mindestens was den ersten Akt angeht, aber für Méhul diesen wegschmeissen, würde ich bestimmt nicht. Nachdem ich nun Stratonice gehört habe, gestehe ich, ein wenig polemisch, dass mir die Dialoge wegen des gestochenen Französisch am besten gefallen haben.


  • ...weshalb man sie mir auch zum Geburtstag schenkte:



    Die Einspielung ist grandios - gegen diese:



    Es ist selten, dass mir etwas wenig gefällt.


    Cordialement
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Salut,


    die Stratonice, 1792 komponiert, kommt mir gerade so vor, als sein sie das französische Pandant zu Mozarts Zauberflöte, dazu cherubinische Dramatik.


    :hello:


    Cordialement
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    ist das jetzt zeitlich zu verstehen oder stilistisch ? Immer, wenn ich diesen thread lese, nehme ich Anstoss an der Zeitgenossenschaft zu Mozart,denke aber dabei , zugegeben, an die Sinfonien, da käme mir Mendelsohn oder Haydn, ein wenig Beethoven in den Sinn.


    Nur zur Klarstellung,ich habe diesen thread zwar initiiert, aber nicht diesen Titel verwendet.


    Schöne Grüsse erneut


    Sagitt

  • Zitat

    Original von sagitt


    ist das jetzt zeitlich zu verstehen oder stilistisch ?


    Salut encore,


    zeitlich und konzeptionell [der gesprochene Text, die Entstehungszeit, aber auch die stilistische Vielfalt - nicht der Stil] erinnert mich diese Oper an die Zauberflöte. Um den Inhalt habe ich mich bisher nicht geschert - das kommt sehr viel später. Stilistisch dachte ich jedenfalls im ersten Drittel der Oper an Cherubini [Medea - - - ]. Das sind nur erste unvoreingenommene Höreindrücke; Gedanken, die spontan herumschießen.


    Zeitgenosse Mozarts war er allemal - jedenfalls etwa 28 Jahre. Einen direkten Bezug zu Mozart habe ich noch nicht ausfindig gemacht.


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    Dank einer Privatkoversation stieß ich auf diese CD:



    Complete Sinfonies*
    Lisbon Gulbenkian Foundation Orchestra
    Michel Swierczewski


    Kennt jemand diese Einspielung? Ich habe weder von dem Orchester noch von dem Dirigenten je gehört... aber diese Kompletteinspielung reizt mich jetzt...


    *die 2-CD-Box beinhaltet 4 Sinfonien [1 in g, 2 in D, 3 in C, 4 in E]. Die Wikipedes nennen noch eine 5. in A?


    Cordialement
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Also der Swierczwdingensbrmpflkc hat mich vom Stuhl gefegt... allerdings aus einem anderen Grund.


    :wacky:


    Sehr frisch erschienen ist diese CD, eingespielt mit dem von Werner Ehrhardt neu gegründeten Ensemble L'arte del mondo. Werner Ehrhardt ist Mitbegründer des bekannten Concerto Köln und als Violinist des Joseph-Martin-Kraus-Quartetts tätig. In seinem neuen Ensemble fungiert er allerdings als Dirigent. Das hat mich neugierig gemacht, wo doch auch Méhul als Meister der Oper galt, was ich bisher nicht feststellen konnte:



    Etienne-Nicolas Méhul
    L'Irato ou l'Emporté
    Opéra comique en un acte


    Miljenko Turk, Bass [Scapin]
    Cyril Auvity, Tenor [Lysandre]
    Pauline Courtin, Sopran [Isabelle]
    Alain Buet, Bass [Pandolphe]
    Svenja Hempel, Sopran [Nérine]
    Georg Poplutz, Tenor [Balouard]


    Bonner Kammerchor
    l'arte del mondo
    Werner Ehrhardt


    Also das Orchester spielt wirklich ganz hervorragend - weniger aggresiv als einst das Concerto Köln. Die Oper ist interessant und... komisch. Wobei mir die Komik nicht immer gleich ganz klar ist - mein Bedarfsfranzösisch hat Optimierungspotential. Aber gelegentlich schnalle ich den ein oder anderen Gag durchaus. Es gibt keine Rezitative, sondern - wie bei Stratonice - Sprechtexte in typisch französischer Manier: Gut artikuliert und auch für mich sehr gut verständlich, jedenfalls was die Laute angeht. Die Sänger sind etwas durchwachsen, aber insbesondere die Herrschaften gefallen mir sehr, sehr gut.


    Dem Booklettext von Michael Stegemann ist Interessantes zu entnehmen - das erklärt mir einiges in Bezug auf Beethovens Fidelio und Schuberts Fierrabras. Nach den heftigen Jahren der frz. Revolution wurde seitens des Publikums dieser ganze Brüderlichkeits- und Heldenkram als Quatsch abgestempelt. Man wollte die grande fête auf der Bühne erleben und keinen schweren Toback. Deshalb war Méhuls Opéra comique l'Emporté, die durchaus als früher Vorläufer der klassischen Operette gelten darf, bei der Uraufführung am 18. Pluviôse des Jahres IX ( :D ) wie von einer Schaar Bekloppter umjubelt.


    Das Werk müsste man aber eher auch mal sehen können, denn die Sprechtexte - eine Art Melologe wie sie bei Benda [Ariadne auf Naxos] und Mozart [Zaide] vorkommen - unterbrechen jeweils die schöne und interessante Musik. Aber das haben diese Melologe [Melodramen] so an sich. Natürlich kommt auch kurz vor Schluß der "große Reisser", wenn nämlich zu den Worten Femme jolie et du bon vin, voilá [Eine hünsche Frau und ein gutes Glas Wein...] die [heutige] französische Nationalhymne erklingt. Da wird der Publikumsbedarf nach allem Gewesenen so richtig klar!


    Die Musik ist wirklich wunderhübsch, leicht rossinisch angehaucht und sehr "buffa". Für mein Empfinden gar etwas zu zaghaft interpretiert - besonders die Arien des Pandolphe, des "Hitzkopfs", nachdem das Werk benannt ist.


    Eine CD, welche ich sicher öfter gerne hören werde! Und ich bin gespannt, wie l'arte del mondo uns künftig musikalisch bereichern wird.


    :hello:


    Ulli

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  • Zitat

    Original von sagitt
    Interessant, da wir nun Méhul am Wickel haben, dass seine Klaviersonaten eher Haydn-artig sind. Ich habe diese von Brigitte Houdebourg gespielt- den Namen noch nie gehört-


    Brigitte Houdebourg ist eine der renommierteren Spielerinnen historischer Klaviere in Frankreich und schon lange dabei, ich habe noch einen schönen Schobert von ihr, Eckard, eine Anthologie mit französichen Mozart-Zeitgenossen.


    Louis Couperin hat sie auch eingespielt, und Dandrieu. Aber den besten Draht hat sie zu diesen Sachen aus dem späten 18. Jahrhundert.

  • Zitat

    Original von Ulli
    *die 2-CD-Box beinhaltet 4 Sinfonien [1 in g, 2 in D, 3 in C, 4 in E]. Die Wikipedes nennen noch eine 5. in A?


    Laut New Grove Dictionary:


    Symphonie, aufgeführt 1791, verschollen
    Symphonie, C, aufgeführt 1800 (unvollständig?)
    Nr. 1, G, 1809
    Nr. 2, D, 1809
    Nr. 3, C, 1809
    Nr. 4, E, 1810
    Nr. 5, A, ca. 1810, unvollständig, nicht aufgeführt


    Numerierung von Méhul.


    p.s. Der Schwerpunkt von Méhuls Werk liegt eindeutig bei der Voklamusik - an die 50 Bühnenwerke incl. Opern, einiges an Chormusik und Liedern und Revolutionsmusik.
    An Instrumentalmusik gibt es außer den Symphonien nur eine Ouvertüre und einen March für Bläserensemble, eine Ouvertüre mit Trompeten und 3 Mirlitons, 3 Klaviersonaten, 3 Klaviersonaten mit obligater Violine, sowie diverse Klavierarrangements eigener Openstücke und solcher von Gluck, Gossec, Thésée und Edelmann.

    Einmal editiert, zuletzt von miguel54 ()

  • Mehuls Oper "Joseph" war in meiner Jugend auch hier in Deutschland noch populär. Es gibt 2 Rundfunkeinspielungen (beide in deutscher Sprache) aus dem Jahre 1955, die jetzt von Cantus Classic zusammen in einem Doppel-Album veröffentlicht wurden:



    Die erste Fassung stammt vom NDR in Hamburg:
    Alexander Welitsch, Horst Günter, Günter Generesch,
    Chor & Orchester des NWDR Hamburg, Wilhelm Schüchter;


    Die zweite Version hat der Süddeutsche Rundfunk in Stuttgart fast zeitgleich eingespielt:
    Alexanter Welitsch, Josef Traxel, Bernhard Michaelis,
    RO Stuttgart, Alfons Rischner


    Ein Vergleich lohnt besonders bei den Tenören Josef Traxel und Libero de Luca, der Bariton Alexander Welitsch ist auf beiden Aufnahmen zu hören.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo, Ulli!


    Zitat

    Original von Ulli
    Also der Swierczwdingensbrmpflkc hat mich vom Stuhl gefegt... allerdings aus einem anderen Grund.


    :wacky:


    Erkläre Dich bitte näher! ?(


    Viele Grüße,
    Pius.


  • Salve Pie,


    ich hab's ehrlich geschrieben schon wieder verdrängt - dunkel erinnere ich mich, dass ich mir Sinfonien angehört hatte, die ich bisher nicht kannte. Und ich fand das, was ich hörte, ziemlich grauenhaft. Achja - genau: das war teilweise so typisch schleimige und oberätzende Revolutionsmusik. Beethoven hat diese Thematik irgendwie besser verarbeitet.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    Mehuls Oper "Joseph" war in meiner Jugend auch hier in Deutschland noch populär. Es gibt 2 Rundfunkeinspielungen (beide in deutscher Sprache) aus dem Jahre 1955, die jetzt von Cantus Classic zusammen in einem Doppel-Album veröffentlicht wurden:



    Und ich habe einen Mitschnitt vom Fernsehen, fast 20 Jahre alt und gerade auf DVD gebrannt: "La légènde de Joseph en Egypte".
    Aber ob man das eine Oper nennen soll...?


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von Ulli
    ich hab's ehrlich geschrieben schon wieder verdrängt - dunkel erinnere ich mich, dass ich mir Sinfonien angehört hatte, die ich bisher nicht kannte. Und ich fand das, was ich hörte, ziemlich grauenhaft. Achja - genau: das war teilweise so typisch schleimige und oberätzende Revolutionsmusik. Beethoven hat diese Thematik irgendwie besser verarbeitet.


    Oooch, ich finde, das ist auf jeden Fall mindestens gute Unterhaltung, besonders die dritte Symphonie.
    Die erste und zweite sind ohnehin über alle Kritik erhaben... 8)

  • Soeben habe ich auf Opera Share eine Aufnahme dieser Oper in folgender Besetzung gefunden, die ich gerade höre:


    Nicolas Etienne Mehul: JOSEPH


    Joseph - Laurence Dale-ten.;
    Jacob - Frederic Vassar-bass;
    Simeon – Rene Massis-bar.
    Jeune fille - Nathalie Dessay-sop.;
    Benjamin – Brigitte Lafon-mezzo-sop.
    Nephthali-Antoine Normand-ten.;
    Ruben-Philippe Pistole-ten. Utobal-Philippe Jorquera-bass;
    Le conteur-Abbi Patrix (Sprechrolle)


    Dirigent: Claude Bardon, Orch. Regional de Picardie "Le Sinfonietta"
    Es ist eine Aufnahme aus der Maison de la Culture, Amiens- 5.-9. Juli 1989


    Grund genug, diesen Thread mal wieder aus der Versenkung zu holen, denn mein erster Eindruck ist ein sehr positiver und reizt definitiv dazu, sich mit den Opern dieses Komponisten näher zu beschäftigen. Ein Cherubini ist er wohl nicht, aber für eine ernst zu nehmende Beurteilung ist es noch zu früh.


    Jedenfalls ist erfreulich, vielleicht auch erschreckend, wieviel es auf dem Gebiet der französischen Oper noch zu entdecken gibt, denn wie man dem bisherigen Verlauf des Threads entnehmen kann, hatte allein der Mann noch sehr viel mehr geschrieben, das eine Kenntnis lohnen könnte, und seine Stärke war wohl eher die Oper als die Sinfonik.


    Übrigens scheint Pierre Degeyter die Oper gut gekannt und ihr Schlussensembles im Ohr gehabt zu haben, als ihm die Melodie zur "Internationalen" einfiel.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Zitat

    Übrigens scheint Rouget de Lisle die Oper gut gekannt und ihr Schlussensembles im Ohr gehabt zu haben, als ihm die "Marseillaise" einfiel.



    nur um ein Mißverständnis auszuräumen, Rouget de L'Isle war kein Komponist und hat für die Marseillaise lediglich den Text geschrieben.
    Zwar wird immer gerne das Gegenteil behauptet, aber letztlich ist der Verfasser nicht bekannt.
    Alte Quellen sprechen sogar von einem deutschen Komponisten - aber das sieht Frankreich natürlich nicht gerne - man muss ja den Mythos aufrecht erhalten.



    Die Marseillaise war ursprünglich der Marsch der Rheinarmee - und wahrscheinlich früher ein Volkslied - und es gibt auch noch eine andere Version der späteren Nationalhymne, z.B. eine royalistische Version :D - die aber z.B. bei Wikipedia keine Erwähnung findet.
    Wohl damals von den Vendée Kriegern gesungen.



    Übrigens war die Marseillaise unter Napoleon nicht die Nationalhymne, sondern der "Chant du Depart" von Mèhul.
    Denn Méhul war auf dem Gebiet der "patriotischen Musik" ziemlich rege tätig.


    Die Marseillaise ist erst später zur französischen Nationalhymne geworden, aber wenn man sich das in anderen Ländern ansieht dann ist das nichts ungewöhnliches - Nationalhymnen wurden von den Staaten öfter gewechselt als Heinrich VIII die Frauen :D



    Zur 200-Jahr Feier der Revolution gab es bei Erato eine Box mit ganzen 3 CD's, ausschließlich mit Revolutionsmusik. Und Méhul war da auch vertreten.
    Leider ist die Box wieder in den Archiven verschwunden, aber das Repertoire ist dennoch hochinteressant wie musikalisch an der Grenze zum guten Geschmack.


    Méhul war zwar lange nicht so massiv vertreten wie Gossec, aber viel interessanter waren da die Heute fast völlig vergessenen Komponisten wie Cambini, Catel, Jadin, Lefevre, Dalayrac, Ozi, Lesueur
    Denn das Repertoire der Einspielung umfasste nicht nur Revolutionslieder sondern auch "Revolutions- und Militär Symphonien"
    soetwas habe ich vorher noch nie gehört.


    Natürlich ist das etwas völlig anderes als die klassischen Simphonien von Mozart, Haydn oder Beethoven - hier geht es allein um eingängige Melodien, Märsche und eben an Hymnen und Volkslieder angelegte Musik.



    Auch Méhuls Simphonien sind da ein deutlich anderes Kaliber.
    Ich nehme an, dass diese Werke ausschließlich dafür gedacht waren politische Ereignisse entsprechend einzuleiten, mehr nicht.
    Bombast ohne Anspruch.



    Mehul als frz. Beethoven zu bezeichnen finde ich allerdings immer weniger passend, denn Méhul war eben Opernkomponist, etwas was Beethoven ... na ja :stumm:


    Aber Beethoven hat eindeutig seine Inspiration aus dieser musikalischen Bewegung - und das macht die ganze Sache dann wieder höchst interessant.
    Vielleicht war es auch genau das, was damals als anstößig empfunden wurde, weil da eben eine völlig andere Weltanschauung dahinter steht.



    :hello:

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