THOMAS TALLIS (1505-1585)

  • Noch in der "alten" Ausgabe der 50ger Jahre des Kompendiums "Musik in Geschichte und Gegenwart" nimmt die Person und das Schaffen von Thomas Tallis (ca. 1505-1585) eine deutlich geringer bewertete Stellung ein, als die seiner Zeitgenossen William Byrd oder selst Christopher Tye. Spätestens jedoch seit Ralph Vaughan Williams "Fatasia on a Theme by Thomas Tallis" aus dem Jahr 1910 ist zumindest der Name des Komponisten wieder ein "Begriff".
    Die biografischen Daten in sahen Thomas Tallis fliessen ausserordentlich spärlich; das Jahr seiner Geburt dürfte zwischen 1500 und 1510 anzusiedeln sein, die einen Quelklen geben die Grafschaft Kent, andere jedoch Leichester an. Weder über seinen Werdegang noch über seine Ausbildung liassen sich bis heute verwertbare Daten in Erfahrung bringen.
    Jedenfalls ist sein Wirken als Organist an der Benediktiner-Abtei Waltham nördlich von London für die Jahre 1532 bis 1540, dem Jahr der Auflösung des Klosters durch Heinrich VIII., belegt. Nach einer kurzen Zeit an der Kathedrale von Canterbury wurde er zum “Gentleman of the Chapel Royal” - also zum “Gentleman” der Königlichen Kapelle ernannt; ein Amt – oder besser, eine Auszeichnung – das er die folgenden vierzig Jahre fortführte.
    Bemerkenswert ist die Ausrichtung seiner geistlichen Kompositionen während und vor allem nach der Reformation. Hatte er zuvor lateinische Messen und Motetten geschaffen - also Werke für die katholische Liturgie, komponierte er nun zwar für den protestantischen Gottesdienst. Dennoch fuhr er fort, lateinische Motetten zu schreiben. Es scheint enfllussreiche Personen bei Hofe gegeben zu haben, die während einer Zeit forcierter Katholiken-Verfolgung in England erfolgreich ihre schützende Hand über den Komponisten hielten, der übrigens wie sein Freund William Byrd ein Leben lang Katholik blieb.


    Thomas_Tallis.jpg


    Spem in Alium


    Das Werk, welches unmittelbar mit dem Namen Thomas Tallis verbunden ist, Spem in alium, ist eine Motette auf den Text des apokryphen Buches Judith. Nicht weniger als 40 selbständige notierte Vokal-Stimmen bilden ein Stimmgefüge, das in dieser Form einzigartig ist. Jeweils fünf verschiedene Stimmen erklingen in insgesamt acht Chören, die man sich, der zeitgenössischen Praxis entsprechend, an besonderen Positionen im Raum platziert vorstellen darf. Ort der ersten Aufführung dieser Komposition war möglicherweise Arundel House,ein noch heute erhaltener Landsitz des bedeutendsten katholischen Adelsgeschlechtes Arundel in der Nähe der Universitätsstadt Cambridge.
    Allein diese Komposition dient bis auf den heutigen Tag als Grad- und Qualitästmesser für verschiedene Vokal und auch Instrumental-Ensembles. Die jüngste Einspielung liegt derzeit von den bekannten "King´s Singers" als Simultan-Aufnahme vor.


    Der Komponist, der ein "stilles und zurückgezogenes" Temperament sein eigen nannte, starb am 23.12.1585 in Greenwich.
    Seine Grablege blieb bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhalten.


    FAZIT:


    Der frühe Stil von Tallis ist durch großartig organisierte Imitations-Kontrapunktik und stellenweise geradezu ausufernde Chromatik gekennzeichnet.Bedeutende Beispiele dafür sind seine "Lamentationes Prophaetae Jeremiae", ein erschütterndes und noch heute tief bewegendes Meisterwerk, komponiert wahrscheinlich auf dem Höhepunkt der Katholiken-Verfolgung und zur Zeit der Zwangsauflösung der englischen Klöster unter Henry VIII. Auch viele seiner Motetten wie z.b. "In ienu fletu" huldigen diesem expressivem Stil. Ganz andes gestalten sich die meisten seiner Werke auf englische Texte, die sich bevorzugt an Textverständlichkeit orientieren und meistens in homophonem Stil verfasst sind, ohne jedoch dadurch eine Tendenz zum Verflachen aufzuweisen. Stücke wie "Ife ye love me" sind wichtiger Bestandteil vieler bedeutender Vokal-Ensebmles von den "King´s Singers" bis zum Ensemble "Amarcord". In einer Zeit des Umbruchs und ausgeprägter staatlicher Repressionen, darin durchaus der stalinistischen Epoche vergleichbar, war Thomas Tallis NICHT bereit, die kompositorischen und intellektuellen Errungenschaften seiner Zeit allein auf "Zuruf" preiszugeben, sondern dank einer für ihn gewiss nicht einfachen Gratwanderung gelang es ihm, diese auch für künftige generationen zu bewahren und fruchtbringend weiter zu reichen . Alleine dieses macht ihn zu einem würdigen Zeitgenossen seiner "kontinentalen Gegenspieler" Orlando di Lasso und Giovanni da Palestrina.


    Dankenswerterweise ist die Diskographie mit Werken von Tallis derzeit hervorragend bestückt, so daß ich lediglich 2 in diesem Zusammenhang besonders hervorheben möchte:


    Jedem, der sich mit dem Werk des Meisters zum "Kennelernen" intensiver beschäftigen möchte, sei die Einspielung unter
    Andrew Parrott aus dem jahr 1986 empfohlen, die für wenig Geld im Handel erhältlich ist und bis heute nichts von ihrem Referenzcharakter eingebüsst hat. Sowohl von der Intensität der Interpretation wie auch von der Abbildung des englischen
    "Cathedral Room" ist sie nach wie vor unerreicht.


    9187481.jpg



    Für alle, die sich mit dem Werk von Thomas Tallis intensiv beschäftigen wollen, empfehle ich die Box mit 9 CDs
    "The complete Works" des Labels "Signum Records". Hier ist zwar nicht alles gleich gut und überzeugend gelungen,
    (die hohen Stimmen sind an manchen Stellen "problematisch"; was jedoch überzeugt ist die Vollständigkeit der überlieferten Werke zum einen und ein sehr gutes Preis- Leistungsverhältnis zum anderen.



    Quellen: MGG, Wikipedia


    Shaftesbury, 11.02. 2006

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Sehr gut gefallen hat mir die Einspielung der Tallis-Scholars:



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Eine der ersten "Naxosse" , den ich kaufte, war diese - weil im Katalog mit einigen Empfehlungen ausgewiesene - CD:



    Unter anderem sind darauf die bereits angesprochenen "Lamentationes Prophaetae Jeremiae" von Thallis und das sind wirklich grandiose Werke, die ich sehr gerne höre. Vor allem - für mich als Neuling in diesen musikalischen Gefilden - gibt es jede Menge überraschende harmonische Strukturen.
    Die Qualität der Oxford Camerata kann ich mangels Erfahrung in diesem Genere schlecht einschätzen, die Klangqualität ist "gut", aber nicht überragend. Zum Naxos-Preis aber sicherlich eine Kaufoption, zumal die anderen "Lamentations" auch sehr schön sind.


    Gruß
    Sascha

  • Hallo Sascha,


    ich denke, das Preis-Leistungsverhältnis bei dieser CD stimmt, die Camerata Oxford intoniert sauber, bleibt aber, ich erwähnte das bereits in anderem Zusammenhang, ZU blass-stimmig, um das vollständige klangliche und nochmehr geitige Volumen dieser ausserordentlichen Musik werkgerecht abzubilden:


    Meine Empfehlungen, jetzt speziell die "Lamentationes" betreffend, wären in rang-chronologischer Abfolge diese: ebenfalls aus dem Jahre 1986,also genau wie die Parrott-Aufnahmen stammend, die ECM-Einspielungen des Hilliard-Ensembles, die den Werken einfach nichts schuldig bleiben. Auch nach 20 Jahren immer noch einsame Referenz.



    Als Nr. 2 müssen hier die Einspielungen der "Tallis-Scholares" genannt werden, von den Aufnahmen in "großer" Besetzung sicher die beceutendste neben Parrott, obwohl das Ensemble, dem der Komponist als "Namensgeber" dient, seine Meriten eher im italienischen (Palestrina!)
    und niederländischem Repertoire hat.


    Die Einspielungen aus der Gesamtaufnahme, sind verglichen mit den hier genannten, leider nur "gut" !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Für alle, die sich mit dem Werk von Thomas Tallis intensiv beschäftigen wollen, empfehle ich die Box mit 9 CDs "The complete Works" des Labels "Signum Records". Hier ist zwar nicht alles gleich gut und überzeugend gelungen, (die hohen Stimmen sind an manchen Stellen "problematisch"; was jedoch überzeugt ist die Vollständigkeit der überlieferten Werke zum einen und ein sehr gutes Preis- Leistungsverhältnis zum anderen.




    Genau diesen Eindruck habe ich auch von der Signum-Box. Es ist noch ein vorläufiger Eindruck, zu mehr als alle CDs einmal durchhören hat es noch nicht gereicht. Ich kannte das Ensemble noch nicht und war doch einigermaßen überrascht von allgemein hohen Niveau der Aufnahmen. Meines Erachtens sind die später entstandenen Aufnahmen der Serie noch besser als die ersten Teile.


    Zum Spem in alium möchte ich ergänzen, dass es eine Vorlage dafür gibt, nämlich die ebenfalls 40-stimmige Motette Ecce beatam lucem von Alessandro Striggio. Man hört die Verwandschaft der beiden Stücke, aber Tallis hat´s besser gemacht. Beide sind auf einer der besten Aufnahmen von Renaissancemusik überhaupt zu finden. Unter dem CD-Titel Utopia triumphans singt das Huelgas Ensemble diese und weitere groß besetzten Motetten.




    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Übrigens nahm sich auch das schweizer Radio drs2 sich dem Komponisten Thomas Tallis an und verglich im November letzten Jahres das grosse Spem in alium. Schliesslich war letztes Jahr ein grosser runder Geburtstag für Thomas Tallis.


    Folgende sechs Aufnahmen sind verglichen worden;


    Aufnahme 1:
    Rundfunkchor Berlin (2005); Dir. Simon Halsey
    HMC 801 873


    Aufnahme 2:
    Huelgas Ensemble (1995); Dir. Paul van Nevel
    Sony 66 261


    Aufnahme 3:
    Taverner Consort and Choir (1989); mit Orgel und Bass-Posaune; Dir. Andrew Parrott
    Virgin Classics 7243 562 23088


    Aufnahme 4:
    Tallis Scholars (1985); Dir. Peter Philips
    Gimell 006 oder 203


    Aufnahme 5:
    Winchester Cathedral Choir und Winchester College Quiristers (1990); mit Orgel; Dir. David Hill (Aufnahme in Winchester Cathedral)
    Hyperion 66 400


    Aufnahme 6:
    Oxford Camerata (2005); Dir. Jeremy Summerly
    Naxos 8.557 770


    Hier das Resume der eingeladenen Kritiker:


    In die Schlussrunde gelangten die Aufnahmen von Paul van Nevel (Nr. 2) und David Hill (Nr. 5); van Nevel bietet eine kammermusikalisch durchsichtige, Hill eine klangmassive Aufnahme mit den Knabenstimmen und dem Nachhall von Winchester Cathedral. Ebenso gültig sind aber die eher wortorientierten Interpretationen von Andrew Parrott (Nr. 3) und Peter Philips (Nr. 4) Die Aufnahmen 1 und 6 fallen dagegen eher ab.



    Paul van Nevel



    David Hill


    Wie wir sehen können, gefällt das Huelgas Ensemble mit Paul van Nevel auch Thomas. Wir werden gerne in diese Aufnahme reinhören.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hallo romeo&julia,
    Danke für diese Zusammenstellung von DRS2. Das Werk muss zu seiner Zeit ein aberwitziges Unterfangen gewesen sein. Und stimmentransparente Aufnahmen immer wieder eine Herausforderung für Chor & Tontechnik.
    Klaus

  • Hallo,


    die Lamentationes mit den Tallis Scholars unter Peter Phillips sind hervorragend. Ein tief vergeistigte und in sich versunkene Musik, ganz ausgezeichnet gesungen.


    Die Einspielung der Lamentationes mit dem Hilliard Ensemble kenne ich leider noch nicht.




    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Servus,


    wat Neues vom Tallis (und vom ollen Byrd auch):



    Thomas Tallis: 9 Psalm Tunes for Archbishop Parker's Psalter
    William Byrd: Motetten aus "Cantiones sacrae I & II"; Mass Propers for Pentecost


    Stile Antico




    Die CD trägt den Titel Heavenly Harmonies. Ich weiß nicht, was damit gemeint sein soll, ich höre jedenfalls nichts himmlisches. Es gibt hier nichts, was man als Chorklang bezeichnen könnte. In den Unterstimmen wird vibriert, soweit der Stimmapparat schwingen kann. Das Ergebnis ist ein mulmiger Klangnebel, aus dem jedoch die einzelnen Sänger immer wieder penetrant hervorstechen, mit noch größerem Vibrato und purer Lautstärke, die haarscharf am Gebrüll vorbeischrammt. Über diesem mulmigen nebulösen Tönewust singen jedoch die Soprane messerscharf mit fast völlig geradem Ton. Die singen dermaßen anders, dass es keine klangliche Verbindung zwischen ihnen und Rest gibt.


    Mir drängte sich beim Hören der CD das Bild eines blubbernden und dampfenden Sumpfes auf, über dem Irrlichter ihr Unwesen treiben.



    Prädikat: Geldverschwendung.



    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Ich glaube, es ist nicht allzu ketzerisch, wenn man die Blüte der englischen Musik bei Tallis und dann erst wieder bei Britten ansetzt. Von Tallis liebe ich besonders die "Lamentationes Jeremiae Prophetae", die ich vor vielen Jahren selbst gesungen habe (im 2. Alt, der eigentllich Tenor ist). Die schönste Aufnahme habe ich aus dem Radio, nämlich die "Clerkes of Oxenford" unter David Wulstan, ein unvergleichlicher Chor, den es leider nicht mehr gibt. Kein anderes Ensemble (nicht mal der grandiose Alfred Deller) gibt die Intensität dieser Musik samt den Dissonanzen so intensiv wieder. Beim Singen war ich begeistert, wie Tallis selbst die hebräischen Buchstaben (alef, beth, gimel usw.), die Kapitelüberschriften wie 1,2,3 darstellen, komponiert hat. Bei "Spem in alium" ziehe ich die Naxos-Aufnahme unter Jeremy Summerly allen anderen vor, weil hier die unheure Wucht und die Dissonanzen (etwa in der 11. Minute) am besten herauskommen. Ich finde jedenfalls Tallis viel bedeutender als der hochgerühmte Henry Purcell (der allerdings auch nur 36 Jahre geworden ist und den ich durchaus nicht verachte).

    "He is the corpse at every funeral, the bride at every wedding, and the child at every christening!" (Tochter von Roosevelt über ihren Vater)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Strizzi
  • Der Chorsatz für vierzig Stimmen "Spem in alium" (acht Chöre mit je fünf Stimmen) wird von den King's Singers gesungen. Wie haben die sechs Sänger das geschafft? Jeder Sänger hat mehrere Tonspuren im Studio besungen. Die 40 Stimmen wurden auf einer SACD im Surround Sound abgemischt. Wer eine entsprechende Anlage mit 5 Lautsprechern besitzt, kommt zu einem besonderen Genuss: Die vierzig Stimmen sind um den Hörer platziert, dass der Eindruck entsteht, die Stimmen seien von allen Seiten zu vernehmen. Durch die besondere Aufnahmetechnik sind die einzelnen Stimmen und Chorgruppen wunderbar voneinander getrennt und gut zu orten. Kein Klangbrei, wie bei anderen Stereo-Einspielungen. Ein Interview in englischer Sprache mit den Sängern zu Stück und Aufnahmetechnik ist auch auf der Scheibe zu hören. Allerdings ist nur "Spem in alium" mit einer Aufführungsdauer von 8 Minuten und 22 Sekunden auf der Scheibe enthalten. Darum ist diese Einspielung vielleicht nur für Freaks besonderer Aufnahmetechnik und für Freunde dieses englischen Gesangsensembles eine Empfehlung.

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • In Beitrag 1 ist diese Thomas-Tallis-Gesamtaufnahme des Ensembles Chapelle du Roi erwähnt, die beim Label Signum erschien. Inzwischen gibt es die neun CDs plus Text CD-ROM beim Label Brilliant classic.



    .

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Es ist schon eineindhalb Jahre her, daß moderato auf die sehr günstige BRILLIANT Lizenzausgabe aller Werke von Tomas Tallis hingewiesen hat, die ursprünglich beim Label SIGNUM erschienen ist. Nun sind 9 CDs mit geistlicher Musik des 16. Jahrhunderts keine leichte Kost für den "Nicht-Spezialisten" Andrerseits ist man aber vielleicht neugierig und möchte mal "hineinschnuppern"
    Dazu eignet sich dies hier von mir gezeigte CD (sozusagen ein "Sampler" aus der Box) doch einigermaßen gut, die mir heute in die Hände gefallen ist, sie lag noch bei den ungehörten- Der Zeitpunkt zum Hörem ist denkbar günstig, normalerweise versetzt mich geistliche Musik in eine depressive Stimmung, diese Gefahr besteht derzeit nicht......
    Das Hauptwerk (zumindest mit 11 Minuten Spieldauer das längste - und auch bekannteste) dieser Aufnahme ist die berühmte 40stimmige Motette "Spem in Alium", vermutlich anlässlich des 40. Geburtstags von Elisabeth I von England (1533-1603) komponiert. Sie wurde schon weiter oben im Thread erwähnt, eignet sie sich doch auf Grund ihrer Komplexität (8 Chöre zu je 5 Stimmen im Kirchenraum verteilt) optimal für 5 Kanal-"Surround" -Aufnahmen.
    Das kann die vorliegende Stereo-Aufnahme nicht bieten, wohl aber eine saubere Aufnahme mit hoher Durchhörbarkeit zum Schnupperpreis von derzeit 5.99 Euro.
    Der erste Satz der Motette lautet übrigens frei übersetzt:
    Ich habe niemals meine Hoffnung in jemanden anderen als Dich gesetzt, Gott von Israel......



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    Sollten wir es schaffen, daß Kenner der Alten Musik sich bei Tamino anmelden und sich zu Wort melden wird dieser Bereich aufgefrischt und ausgebaut

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Lange herrscht Ruhe in diesem Thread. Zeit dies zu ändern.


    Es ist eine Einengung, wenn der Name eines Komponisten mit einem einzigen Werk verbunden ist. Im Falle von Thomas Tallis ist es Spem in Alium. Er hat es für acht Chöre zu fünf Stimmen komponiert. Im Thread wurde das Werk für diese Monsterbesetzung mehrfach erwähnt.


    Ich weise auf eine CD des Labels harmonia mundi France, eine neuere Einspielung der ORA Singers, hin, die es gegenwärtig preiswert beim Werbepartner gibt. Ich werde sie bestellen und kann deshalb keine Aussage zur Interpretation und Aufnahmequalität machen.


    Man bekommt zusätzlich eine DVD. Ich nehme an, dass die Aufnahme darauf in Dolby Surround Format aufgenommen ist. Der Rezensent des Fono Forum schreibt, dass die Aufnahme idealerweise über vier Boxen "laut" gehört werden soll.


    Werke von vier weiteren Zeitgenossen von Thomas Tallis sind auf der CD. Zudem ist eine Motette a 40 Stimmen von James MacMillan, eines Komponisten unserer Tage, enthalten. (auch auf der DVD)


    Thomas Tallis: Spem in alium; Derelinquit Impius; In Ieiunio et fletu

    Derrick Gerarde: O Souverian Pasteur; Tua est Potentia

    Alfonso "Il Padre" Ferrabosco: In Monte Oliveti; Decantabat Populous Israel; Judica me, Domine

    William Byrd: Domine Salva nos; fac cum servo tuo

    Philip van Wilder: Pater Noster; Vidi Civitatem

    James MacMillan: Motette a 40 "Vidi Aquam"


    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Ja und die tallis'schen Lamentationes of Jeremiah sind in dieser preiswerten Box auf der Scheibe Nr, 5 der King's Singers enthalten.


    Sehr empfehlenswert, was Interpretation, Aufnahmequalität und Preis-Leistung-Verhältnis betrifft.



    Die ursprüngliche CD sah so aus:


    .

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Wer diesen Thread liest, erfährt von der besonderen Stellung des Komponisten Thomas Tallis (1505-1585). Die Gesamtaufnahme des Labels Signum gibt es immer noch.



    Wer nicht 10 Scheiben durchhören möchte, ist auf Hinweise angewiesen.

    Die Lamentationes of Jeremiah sind ein wichtiges Werk.

    Spem in alium für acht Chöre zu fünf Stimmen ist eine rauschhafte Kuriosität.


    Das Ensemble Alamire hat eine CD mit geistlichen Werken 2017 veröffentlicht, die während der Reformation entstanden sind. Die Motette Gaude gloriose del mater stammt aus dem Beginn des kompositorischen Schaffens.



    30 Jahre hat das Label Naxos diese Scheibe im Programm. Die Messe für vier Stimmen und 8 Motetten werden dargeboten. Es sind späte Werke. Schlank und vibratoarm singt die Oxford Camerata. Jeremy Summerly leitet.


    .

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Eine ausführliche und sehenswerte Dokumentation über die Komposition Spem in alium von Jaako Mäntyjärvi in englischer Sprache bietet dieser You Tube Film.


    Dies ist die fesselndste Dokumentation über eine Ausnahmekomposition in Bezug auf den historischen Kontext, andere Hintergründe – politische und persönliche usw. – einen Einblick in die Texte sowie die Musik, in Bezug auf die Aufführung und einschliesslich einiger lustiger Fakten, Humor und eine Tonne grossartiger Forschung, die man sich vorstellen kann.


    Wer mit Alter Musik nichts am Hut hat, wird bestens unterhalten. Für Fachleute und Liebhaber der Chormusik der Renaissance ist der Informationsgehalt gross.


    Am Ende erklingt die Komposition in einer Visualisierung aller 8 Chöre zu je 5 Stimmen.

    Auch wenn dem inaktiven Tamino-Mitglied salisburgensis die ausgewählte Interpretation von Stile Antico nicht gefällt (siehe Beitrag 9), lohnt die aufgewendete Zeit von 42 Minuten.



    .

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Thomas Tallis (geboren am 30. Januar 1505 in Kent; † 23. November 1585 in Greenwich) war einer der bedeutendsten englischen Komponisten der Renaissance. Sein überragendes kompositorisches Werk, das sich fast ausschließlich auf die Vokalmusik konzentriert, prägte die englische Kirchenmusik über mehrere Jahrzehnte hinweg und beeinflusste Generationen von Musikern bis in die Gegenwart. Tallis diente unter vier aufeinanderfolgenden englischen Monarchen – Heinrich VIII. (1491–1547), Eduard VI. (1537–1553), Maria I. (1516–1558) und Elisabeth I. (1533–1603) – als Komponist und Gentleman of the Chapel Royal.


    Über Tallis' Kindheit und Ausbildung ist nur wenig bekannt. Sein Geburtsort wird heute mit großer Wahrscheinlichkeit in Kent vermutet, obwohl ältere Quellen Leicestershire nannten. Frühe musikalische Stationen führten ihn wahrscheinlich an die Benediktinerpriorate von Dover oder Canterbury, wo er möglicherweise als Chorknabe und Organist wirkte. Erstmals urkundlich belegt ist er im Jahr 1531 als „ioculator organorum“ des Klosters Dover Priory.


    Nach der Auflösung des Klosters im Zuge der Reformation trat Tallis 1538 eine Stelle an der Augustinerabtei von Waltham an. Nach deren Schließung 1540 wurde er Sänger an der Kathedrale von Canterbury. Bereits drei Jahre später erfolgte seine Aufnahme in die königliche Hofkapelle – die Chapel Royal –, der er bis zu seinem Tod angehörte.


    Tallis erwies sich als ein musikalischer Diplomat im Dienste wechselnder konfessioneller Strömungen. Ob katholische Messe unter Heinrich VIII. oder protestantische Liturgie unter Eduard VI., Tallis passte sich den jeweils herrschenden Stilidealen und theologischen Forderungen an. Trotz seiner Treue zum alten Glauben – Historiker bezeichnen ihn als „unreformierten Katholiken“ – gelang es ihm, sich unter allen Regimen zu behaupten.


    Unter Königin Maria I. komponierte Tallis wieder groß angelegte lateinische Werke, etwa die festliche Messe "Puer natus est nobis", die vermutlich anlässlich einer erwarteten königlichen Geburt entstand. Auch "Suscipe quaeso Domin"e und das kunstvolle "Miserere nostri" zeigen seine Verbindung zum kontinentaleuropäischen Stil, insbesondere zur franko-flämischen Tradition.


    Unter Elisabeth I. erhielt Tallis zusammen mit seinem bedeutendsten Schüler William Byrd (um 1540–1623) 1575 das königliche Privileg, als Einzige Musik im Druck veröffentlichen zu dürfen – ein Meilenstein in der Geschichte des englischen Musikverlagswesens. Aus dieser Zusammenarbeit entstand die Sammlung "Cantiones quae ab argumento sacrae vocantur", in der Tallis 17 Motetten beisteuerte, darunter das ausdrucksstarke "In ieiunio et fletu."


    Zu seinen bekanntesten Werken zählen das vierzigstimmige Vokalmonument "Spem in alium", das vermutlich 1573 anlässlich des 40. Geburtstags Elisabeths I. entstand und in seiner Klangfülle einzigartig geblieben ist, sowie die ergreifenden Lamentations of Jeremiah, wahrscheinlich eine Komposition aus seinen späten Jahren, die den Kummer des Exils musikalisch umsetzen.


    Daneben ist Tallis als Verfasser einfacher, aber wirkungsvoller englischer Anthems wie "If ye love me" und der Psalmenmelodien für Erzbischof Matthew Parkers (1504–1575) Psalter bekannt, aus denen die berühmte Tallis’s Canon hervorging – eine Melodie, die Ralph Vaughan Williams (1872–1958) als Grundlage seiner Fantasia on a Theme by Thomas Tallis wählte.


    Tallis verbrachte seine letzten Lebensjahre in Greenwich, in unmittelbarer Nähe zur königlichen Residenz. Er starb am 23. November 1585 in hohem Alter und wurde in der Kirche St Alfege in Greenwich beigesetzt. Das ursprünglich dort angebrachte Messingepitaph mit seinem poetischen Nachruf ist heute verloren, doch sein Text überliefert den hohen Respekt, den Tallis zu Lebzeiten genoss. William Byrd ehrte ihn mit der elegischen Motette "Ye sacred muses".


    Tallis hinterließ keine Kinder. Seine Witwe Joan überlebte ihn um fast vier Jahre.


    Thomas Tallis gilt als einer der Wegbereiter der englischen Vokalmusik im 16. Jahrhundert. Seine Fähigkeit, kompositorisch auf politische und liturgische Veränderungen zu reagieren, ohne seine künstlerische Integrität zu verlieren, ist bemerkenswert. Durch seine Schüler, insbesondere William Byrd, lebte sein Stil fort. Seine Werke gehören bis heute zum festen Repertoire von Kirchenchören und Ensembles für Alte Musik.


    Tallis’ Lebenswerk zeigt eindrucksvoll, wie ein Komponist in einer Epoche tiefgreifender religiöser Umbrüche eine musikalische Sprache von zeitloser Schönheit entwickeln konnte.


    Liste der wichtigsten erhaltenen Werke von Thomas Tallis:


    Messen:


    Missa "Salve intemerata"

    Parodiemesse basierend auf der eigenen Motette "Salve intemerata"

    Frühes Werk im englischen Votivstil (um 1530–1535),


    Missa "Puer natus est nobis"

    Wahrscheinlich 1554 zur Hochzeit von Maria I. (1516–1558) und Philipp II. (1527–1598) komponiert

    Mischung aus englischem Stil und kontinentaler Satztechnik,


    Missa "for Four Voices"

    Homophone, syllabische Messe mit klarer Textverständlichkeit

    Wohl unter Eduard VI. (1537–1553) entstanden.


    Motetten und Antiphonen in Latein


    "Salve intemerata virgo"

    Frühe Marienantiphon, evtl. um 1520/1530,


    "Ave Dei Patris filia",


    "Ave rosa sine spinis",


    "Gaude gloriosa Dei mater"

    Ursprünglich lateinisch, später auch mit englischem Text (Se Lord and behold), möglicherweise für Heinrich VIII. (1491–1547)


    "O nata lux",


    "O sacrum convivium",


    "Suscipe quaeso Domine"

    Feierliches Werk zum Ende des Schismas unter Maria I.


    "Miserere nostri, Domine"

    Streng kanonisch; evtl. in Zusammenarbeit mit William Byrd (um 1540–1623)


    "In jejunio et fletu"

    Ausdrucksstarke Motette im Lamentations-Stil, veröffentlicht 1575


    "Derelinquat impius"

    Spätes Werk, harmonisch kühn-


    Englische Anthems und Psalmen


    "If ye love me"

    Typisches Beispiel für die syllabische Vertonung der Reformationszeit,


    "Hear the voice and prayer",


    "A new commandment",


    "Blessed are those that be undefiled",


    "Verily, verily I say unto you",


    "Out from the deep",


    "Discomfort them, o Lord".


    Psalmvertonungen (Archbishop Parker’s Psalter, 1567)


    9 Melodien zu Psalmen, darunter:


    "Third Mode Melody" → Grundlage für Fantasia on a Theme von Ralph Vaughan Williams (1872–1958),


    Psalm 67 – Tallis’ Canon, Später verwendet von Thomas Ken (1637–1711).


    Lamentationen (Klagelieder Jeremias)


    Lamentations I und II

    Wahrscheinlich um 1565–1570, für die Karwoche

    Text aus dem Buch der Klagelieder (Septuaginta-Fassung).


    "Spem in alium"


    40-stimmige Motette (8 Chöre à 5 Stimmen)

    Vermutlich anlässlich des 40. Geburtstags von Elisabeth I. (1533–1603) komponiert

    Text aus dem Buch Judith (apokryph).


    Instrumentalwerke


    "Felix namque" I und II (im Fitzwilliam Virginal Book)

    Variationswerke über einen liturgischen Cantus firmus,


    "In Nomine" I und II,


    "Ut, Re, Mi, Fa, Sol" (Solfing Song),


    Fantasia,


    "Lesson" in Two Parts (zugeschrieben)


    "When shall my sorrowful sighing slack?"

    Auch in weltlichen Quellen überliefert.


    Gemeinschaftswerke mit William Byrd (um 1540–1623)


    "Cantiones quae ab argumento sacrae vocantu"r (1575):

    Sammlung mit jeweils 17 Motetten von Tallis und Byrd

    Von der Königin Elisabeth I. (1533–1603) privilegiert.

  • Klagelieder des Propheten Jeremia und andere geistliche Werke



    Diese CD versammelt einige der eindrucksvollsten Werke der englischen Renaissance und stellt Thomas Tallis (1505–1585) als Meister spiritueller Tiefe und polyphoner Klangkunst vor. Im Zentrum stehen die beiden groß angelegten Lamentationes Jeremiae Prophetae, bewegende Vertonungen der biblischen Klagelieder Jeremias für die Karwoche. In kunstvoll verschränkter Polyphonie lässt Tallis den Schmerz über den Untergang Jerusalems in meditativen Klangbildern aufleben – getragen von der melancholischen Schönheit der hebräischen Buchstaben ALEPH bis JOD.


    Ergänzt werden die Lamentationen durch eine Auswahl geistlicher Motetten aus der Sammlung Cantiones Sacrae (1575), darunter das tief empfundene Absterge Domine, das kontemplative In ieiunio et fletu sowie die Eucharistiehymne O sacrum convivium. Den Abschluss bildet die prachtvolle Marienantiphon Salve intemerata virgo Maria, ein frühes Zeugnis der vorreformatorischen Votivtradition in England.


    Diese Einspielung bietet nicht nur eine musikalische Reise in das religiöse Empfinden des 16. Jahrhunderts, sondern zugleich ein eindrucksvolles Beispiel für die klangliche Vollendung der Vokalpolyphonie – sorgfältig interpretiert von den Tallis Scholars mit ihrer charakteristischen Klarheit und spirituellen Präsenz.


    Tracks 1 bis 23


    Lateinischer Text – "Lamentationes Jeremiae Prophetae"


    "Incipit lamentatio Jeremiae prophetae.


    ALEPH

    Quomodo sedet sola civitas plena populo:

    facta est quasi vidua domina gentium;

    princeps provinciarum facta est sub tributo.


    BETH

    Plorans ploravit in nocte,

    et lacrimae eius in maxillis eius:

    non est qui consoletur eam ex omnibus caris eius:

    omnes amici eius spreverunt eam,

    et facti sunt ei inimici.


    GIMEL

    Migravit Juda propter afflictionem

    et multitudinem servitutis:

    habitavit inter gentes, nec invenit requiem:

    omnes persecutores eius apprehenderunt eam inter angustias.


    DALETH

    Viae Sion lugent,

    eo quod non sint qui veniant ad solemnitatem:

    omnes portae eius destructae, sacerdotes eius gementes:

    virgines eius squalidae,

    et ipsa oppressa amaritudine.


    HE

    Facti sunt hostes eius in capite,

    inimici illius locupletati sunt:

    quia Dominus locutus est super eam

    propter multitudinem iniquitatum eius:

    parvuli eius ducti sunt in captivitatem

    ante faciem tribulantis.


    VAU

    Et egressus est a filia Sion omnis decor eius:

    facti sunt principes eius velut arietes non invenientes pascua:

    et abierunt absque fortitudine ante faciem persequentis.


    ZAIN

    Recordata est Jerusalem dierum afflictionis suae et praevaricationis

    omnium desiderabilium suorum, quae habuerat a diebus antiquis:

    cum caderet populus eius in manu hostili,

    et non esset auxiliator:

    viderunt eam hostes,

    et deriserunt sabbata eius.


    HETH

    Peccatum peccavit Jerusalem,

    propterea instabilis facta est:

    omnes qui glorificabant eam spreverunt illam,

    viderunt enim ignominiam eius:

    ipsa autem gemens et conversa est retrorsum.


    TETH

    Sordes eius in pedibus eius,

    nec recordata est finis sui:

    deposita est vehementer, non habens consolatorem.

    Vide, Domine, afflictionem meam,

    quoniam erectus est inimicus.


    JOD

    Manus eius expandit inimicus:

    omnia desiderabilia eius diripuit:

    vidit enim gentes ingressas sanctuarium suum,

    de quibus praeceperas,

    ne intrarent in ecclesiam tuam.


    Jerusalem, Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum."


    Deutsche Übersetzung – "Klagelieder des Propheten Jeremia"


    "Hier beginnt die Klagelied des Propheten Jeremia.


    ALEPH

    Wie einsam sitzt die Stadt, einst voll von Menschen!

    Sie ist wie eine Witwe geworden, die Herrin der Völker;

    die Fürstin der Provinzen ist unter Fronlast geraten.


    BETH

    Weinend weinte sie in der Nacht,

    und Tränen bedecken ihre Wangen;

    keiner ist da, der sie tröstet unter all ihren Freunden.

    Alle ihre Freunde verachten sie

    und sind ihre Feinde geworden.


    GIMEL

    Juda zog ins Exil wegen Unterdrückung

    und schwerer Knechtschaft;

    er wohnt unter den Heiden und findet keine Ruhe.

    Alle seine Verfolger haben ihn in der Not eingeholt.


    DALETH

    Die Wege Zions trauern,

    weil niemand zu den Festen kommt;

    alle ihre Tore sind zerstört, ihre Priester seufzen;

    ihre Jungfrauen sind betrübt,

    und sie selbst ist voll von Bitterkeit.


    HE

    Ihre Feinde sind an die Spitze gelangt,

    ihre Widersacher haben Erfolg;

    denn der Herr hat sie bestraft

    wegen der Vielzahl ihrer Sünden.

    Ihre Kinder sind in Gefangenschaft geführt worden

    vor dem Angesicht des Bedrängers.


    VAU

    Alle Zierde ist aus der Tochter Zion gewichen;

    ihre Fürsten sind wie Hirsche, die keine Weide finden;

    sie gingen kraftlos davon vor dem Angesicht des Verfolgers.


    ZAIN

    Jerusalem gedachte der Tage ihres Elends und ihrer Treulosigkeit,

    all der lieblichen Dinge, die sie einst besaß in früheren Zeiten,

    als ihr Volk in Feindeshand fiel

    und niemand ihr half.

    Die Feinde sahen sie

    und lachten über ihre Sabbate.


    HETH

    Jerusalem hat schwer gesündigt,

    darum ist sie unrein geworden.

    Alle, die sie einst rühmten, verachten sie nun,

    denn sie sahen ihre Schande;

    sie selbst aber seufzt

    und wendet sich ab.


    TETH

    Ihr Schmutz klebt an ihren Füßen,

    und sie dachte nicht an ihr Ende.

    Tief gesunken ist sie und hat keinen Tröster.

    Sieh, o Herr, mein Elend,

    denn der Feind erhebt sich.


    JOD

    Der Feind streckte seine Hand aus

    nach all ihren köstlichen Gütern;

    er sah Heiden in ihr Heiligtum eintreten,

    von denen du geboten hattest,

    dass sie nicht in deine Gemeinde kommen sollen.


    Jerusalem, Jerusalem, kehre zurück zum Herrn, deinem Gott."


    Tallis vertonte zwei groß angelegte "Lamentationes"-Sätze für den liturgischen Gebrauch während der Karmette (Tenebrae) der Karwoche – vermutlich für den Gründonnerstag (In Coena Domini). Die Texte stammen aus dem alttestamentlichen Buch der "Klagelieder des Propheten Jeremia" (Vulgata: Lamentationes Ieremiae Prophetae), einer poetisch dichten Klage über die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier im 6. Jahrhundert v. Chr.


    Die beiden vertonten Abschnitte – heute meist als Lamentation I und Lamentation II bezeichnet – umfassen die Verse 1 bis 5 aus Kapitel 1 der "Lamentationes" (Vulgata). Tallis folgt dabei dem liturgischen Brauch, dem Text die hebräischen Buchstaben ALEPH bis JOD als Akrostichon voranzustellen – ein Überbleibsel der ursprünglichen hebräischen Struktur des Bibeltextes, das in der musikalischen Gestaltung besonders hervorgehoben wird.


    Der erste Abschnitt (Incipit lamentatio) vertont die Verse 1–2 (ALEPH, BETH), der zweite (De lamentatione) enthält die Verse 3–5 (GIMEL, DALETH, HE, VAU, ZAIN, HETH, TETH, JOD). Tallis beschränkt sich auf die klagenden, bildreichen Anfangsverse und fügt am Schluss beider Abschnitte die liturgische Formel hinzu:

    „Jerusalem, Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum“ – Jerusalem, Jerusalem, kehre zurück zum Herrn, deinem Gott.


    Die Musik bewegt sich in langsamen, ernsten Phrasen, deren polyphoner Aufbau Schmerz, Sehnsucht und Hoffnung zugleich zum Ausdruck bringt – ein Höhepunkt der englischen Kirchenmusik vor der Reformation.


    Tracks 24 bis 30: Motette "Absterge Domine"


    Lateinischer Text:


    "Absterge, Domine, delicta mea,

    quae inscienter iuvenis feci,

    et ignosce poenitenti,

    nam tu es Deus meus,

    tibi soli fidit anima mea.

    Tu es salus mea.

    Dolorem meum testantur lacrimae meae.

    Sis memor, Domine, bonae voluntatis tuae.

    Nunc exaudi preces meas

    et serviet per aevum tibi spiritus meus.

    Amen."


    Deutsche Übersetzung:


    "Tilge, o Herr, meine Vergehen,

    die ich unwissend in meiner Jugend beging,

    und vergib dem Reuigen,

    denn du bist mein Gott,

    auf dich allein vertraut meine Seele.

    Du bist mein Heil.

    Meine Tränen bezeugen meinen Schmerz.

    Gedenke, o Herr, deines guten Willens.

    Höre nun meine Gebete

    und mein Geist wird dir ewig dienen.

    Amen."


    Dieses Werk ist ein tief empfundenes Bußgebet, das Reue und die Hoffnung auf göttliche Vergebung ausdrückt. Tallis vertonte diesen Text als fünfstimmige Motette (ATTBB) und veröffentlichte ihn 1575 in der Sammlung "Cantiones Sacrae", die er gemeinsam mit William Byrd herausgab. Die Musik zeichnet sich durch eine klare Textvertonung und eine eindringliche, meditative Atmosphäre aus.


    Tracks 31 und 32: Motette "Derelinquat impius"


    Lateinischer Text:


    "Derelinquat impius viam suam,

    et vir iniquus cogitationes suas,

    et revertatur ad Dominum,

    et miserebitur eius,

    quia benignus et misericors est,

    et praestabilis super malitia Dominus Deus noster."


    Deutsche Übersetzung:


    "Der Gottlose verlasse seinen Weg

    und der Ungerechte seine Gedanken

    und kehre um zum Herrn,

    und er wird sich seiner erbarmen,

    denn gnädig und barmherzig ist

    und über die Bosheit erhaben ist unser Herr, unser Gott."


    Dieses Werk ist ein tief empfundenes Bußgebet, das Reue und die Hoffnung auf göttliche Vergebung ausdrückt. Tallis vertonte diesen Text als fünfstimmige Motette (ATTBB) und veröffentlichte ihn 1575 in der Sammlung "Cantiones Sacrae", die er gemeinsam mit William Byrd herausgab. Die Musik zeichnet sich durch eine klare Textvertonung und eine eindringliche, meditative Atmosphäre aus.


    Track 33: Motette "Mihi autem nimis"


    Lateinischer Text:


    "Mihi autem nimis honorati sunt amici tui, Deus:

    nimis confortatus est principatus eorum."


    Deutsche Übersetzung:


    "Wie kostbar sind mir deine Gedanken, o Gott;

    wie gewaltig ist ihre Zahl."


    Dieses Werk ist ein tief empfundenes Bußgebet, das Reue und die Hoffnung auf göttliche Vergebung ausdrückt. Tallis vertonte diesen Text als fünfstimmige Motette (ATTBB) und veröffentlichte ihn 1575 in der Sammlung "Cantiones Sacrae", die er gemeinsam mit William Byrd herausgab. Die Musik zeichnet sich durch eine klare Textvertonung und eine eindringliche, meditative Atmosphäre aus.


    Track 34 bis 36: Motetten "O sacrum convivium"


    Lateinischer Text:


    "O sacrum convivium!

    in quo Christus sumitur:

    recolitur memoria passionis eius:

    mens impletur gratia,

    et futurae gloriae

    nobis pignus datur.

    Alleluia."


    Deutsche Übersetzung:


    "O heiliges Gastmahl,

    in dem Christus empfangen wird:

    das Gedächtnis seines Leidens wird erneuert,

    die Seele wird mit Gnade erfüllt,

    und uns wird das Unterpfand

    der zukünftigen Herrlichkeit gegeben.

    Halleluja."


    Dieses Werk ist ein tief empfundenes Bußgebet, das Reue und die Hoffnung auf göttliche Vergebung ausdrückt. Tallis vertonte diesen Text als fünfstimmige Motette (ATTBB) und veröffentlichte ihn 1575 in der Sammlung "Cantiones Sacrae", die er gemeinsam mit William Byrd herausgab. Die Musik zeichnet sich durch eine klare Textvertonung und eine eindringliche, meditative Atmosphäre aus.


    Tracks 37 bis 39: Motette "In ieiunio et fletu"


    Lateinischer Originaltext:


    "In ieiunio et fletu orabant sacerdotes:

    Parce, Domine, parce populo tuo,

    et ne des hereditatem tuam in perditionem.

    Inter vestibulum et altare plorabant sacerdotes,

    dicentes: Parce, Domine, parce populo tuo,

    et ne des hereditatem tuam in perditionem."


    Deutsche Übersetzung:


    "Mit Fasten und Weinen beteten die Priester:

    Verschone, Herr, verschone dein Volk,

    und gib dein Erbe nicht dem Untergang preis.

    Zwischen Vorhalle und Altar weinten die Priester

    und sprachen: Verschone, Herr, verschone dein Volk,

    und gib dein Erbe nicht dem Untergang preis."



    Dieses Werk ist ein tief empfundenes Bußgebet, das Reue und die Hoffnung auf göttliche Vergebung ausdrückt. Tallis vertonte diesen Text als fünfstimmige Motette (ATTBB) und veröffentlichte ihn 1575 in der Sammlung "Cantiones Sacrae", die er gemeinsam mit William Byrd herausgab. Die Musik zeichnet sich durch eine klare Textvertonung und eine eindringliche, meditative Atmosphäre aus.


    Tracks 40 und 41: Hymnus "O salutaris hostia"


    Lateinischer Text:


    "O salutaris hostia,

    quae caeli pandis ostium:

    bella premunt hostilia,

    da robur, fer auxilium.


    Uni trinoque Domino

    sit sempiterna gloria,

    qui vitam sine termino

    nobis donet in patria.

    Amen."


    Deutsche Übersetzung:


    "O heilbringende Opfergabe,

    die du das Tor des Himmels öffnest:

    Feindliche Kriege bedrängen uns,

    gib Kraft, bring Hilfe.


    Dem einen und dreieinigen Herrn

    sei ewiger Ruhm,

    der uns das Leben ohne Ende

    in der Heimat schenke.

    Amen."


    Dieser Hymnus stammt ursprünglich aus dem größeren Werk „Verbum supernum prodiens“, das Thomas von Aquin (1225–1274) für das Fest Fronleichnam schrieb. O salutaris hostia ist daraus als eigener liturgischer Gesang für die Anbetung des Allerheiligsten ausgegliedert worden.


    Tallis vertonte nur die erste Strophe (bisweilen auch beide), meist vier- oder fünfstimmig, mit besonderer Innigkeit. Seine Vertonung entfaltet eine ruhige, kontemplative Atmosphäre mit sorgfältig geführten Stimmen und dezent gesetzten Dissonanzen, ganz im Sinne einer eucharistischen Meditation.


    Track 42: "In manus tuas, Domine"


    Lateinischer Text:


    "In manus tuas, Domine,

    commendo spiritum meum.

    Redemisti me, Domine, Deus veritatis."


    Deutsche Übersetzung:


    "In deine Hände, o Herr,

    empfehle ich meinen Geist.

    Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott."


    Dieser kurze, schlichte Text stammt aus dem Psalm 31, Vers 6 (nach der Vulgata: Psalmus 30:6) und wird besonders in der Komplet (dem Nachtgebet der Kirche) sowie in der Liturgie der Sterbestunde verwendet. Es sind auch die letzten Worte Jesu am Kreuz, wie sie das Lukasevangelium überliefert (Lk 23,46).


    Tallis vertonte diesen Text sehr innig und konzentriert. Die Vertonung ist meist vierstimmig (SATB) oder fünfstimmig und lebt vom ruhigen, fast meditativen Fluss der Stimmen. Die Musik gleicht einem musikalischen Gebet – ideal für die nächtliche Andacht oder geistliche Einkehr.


    Track 43: Hymnus "O nata lux de lumine"


    Lateinischer Text:


    "O nata lux de lumine,

    Jesu, redemptor saeculi,

    dignare clemens supplicum

    laudes precesque sumere.


    Qui carne quondam contegi

    dignatus es pro perditis,

    nos membra confer effici

    tui beati corporis."


    Deutsche Übersetzung:


    "O Licht, geboren aus dem Licht,

    Jesus, Erlöser der Welt,

    nimm gnädig das Lob

    und die Bitten der Flehenden an.


    Du, der es einst gewürdigt hast,

    Fleisch anzunehmen für die Verlorenen,

    lass uns Glieder werden

    deines seligen Leibes."


    "O nata lux ist" ein Hymnus aus der Laudes des Festes der Verklärung Christi (Transfiguratio Domini). Es handelt sich um eine mystische Betrachtung Christi als Licht vom Licht – eine Anspielung auf die trinitarische Natur (vgl. Lumen de Lumine aus dem Credo) und auf die Menschwerdung.


    Tallis vertonte diesen Text in einer sehr klaren, leuchtenden Klangsprache. Die Stimmen entfalten sich in sanften, fließenden Linien, die ganz auf die innige Kontemplation Christi als göttliches Licht ausgerichtet sind.


    Tracks 44 bis 53: Antiphon "Salve intemerata virgo Maria"


    "Lateinischer Text:


    "Salve intemerata virgo Maria,

    Filii Dei Genetrix,

    prae ceteris electa virginibus:

    quae ex utero tuae matris Annae,

    mulieris sanctissimae,

    sic a Spiritu Sancto

    tum sanctificata

    tum illuminata fuisti,

    munitaque tantopere

    Dei omnipotentis gratia,

    ut usque ad conceptum Filii tui,

    Domini nostri Jesu Christi,

    et dum eum conciperes,

    ac usque ad partum,

    et dum eum pareres,

    semperque post partum,

    virgo omnium

    quae natae sunt

    castissima incorruptissima

    et immaculatissima

    et corpore et animo

    tota vita permanseris.


    Tu nimirum universas

    alias longe superasti virgines

    sincera mentis

    impollutae conscientia,

    quotquot vel adhuc fuerunt

    ab ipso mundi primordio,

    vel unquam futurae sunt

    usque in finem mundi.


    Per haec nos praecellentissima

    gratiae caelestis dona tibi,

    Virgo et Mater Maria,

    prae ceteris omnibus

    mulieribus et virginibus

    a Deo singulariter infusa.

    Te precamur,

    quae miseris mortalibus

    misericors patrona es,

    ut pro peccatis nostris

    nobis condonandis

    intercedere digneris

    apud Deum Patrem omnipotentem

    eiusque Filium Jesum Christum,

    secundum divinitatem

    quidem ex Patre

    ante omnia saecula genitum.

    Secundum humanitatem

    autem ex te natum,

    atque apud Spiritum Sanctum,

    ut peccatorum nostrorum

    maculis tua abstersis intercessione,

    tecum, sancta Virgo,

    semper congaudere,

    teque in regno caelorum

    sine fine laudare mereamur.

    Amen."


    Deutsche Übersetzung:


    "Sei gegrüßt, unbefleckte Jungfrau Maria,

    du Gebärerin des Sohnes Gottes,

    vor allen anderen Jungfrauen auserwählt:

    Du wurdest aus dem Schoß deiner Mutter Anna,

    der heiligsten Frau,

    vom Heiligen Geist

    schon damals geheiligt

    und erleuchtet,

    und so überreich

    mit der Gnade des allmächtigen Gottes beschenkt,

    dass du bis zur Empfängnis deines Sohnes,

    unseres Herrn Jesus Christus,

    und auch in dem Augenblick, da du ihn empfingst,

    bis zur Geburt

    und in dem Moment, da du ihn gebarst,

    und für immer danach

    unter allen geborenen Frauen

    die reinste, unversehrteste

    und makelloseste

    an Leib und Seele

    für dein ganzes Leben geblieben bist.


    Du hast gewiss

    alle anderen Jungfrauen weit übertroffen

    durch die Lauterkeit deines Sinnes

    und das reine Bewusstsein deiner Seele –

    so sehr, dass keine,

    weder seit dem Ursprung der Welt,

    noch künftig bis an ihr Ende,

    dir je gleich sein wird.


    Durch diese

    überragenden Gnadengaben des Himmels,

    die dir, Jungfrau und Mutter Maria,

    von Gott vor allen

    anderen Frauen und Jungfrauen

    in einzigartiger Weise verliehen wurden,

    bitten wir dich,

    du barmherzige Fürsprecherin

    der elenden Sterblichen,

    dass du für uns Sünder

    um Vergebung unserer Schuld

    bei Gott, dem allmächtigen Vater,

    und seinem Sohn Jesus Christus

    für uns eintreten mögest –

    ihn, der nach seiner Gottheit

    vom Vater vor aller Zeit geboren wurde,

    aber nach seiner Menschheit

    aus dir geboren ist,

    und ebenso bei dem Heiligen Geist,

    damit wir durch deine Fürsprache

    von den Makeln unserer Sünden gereinigt

    mit dir, heilige Jungfrau,

    in ewiger Freude leben

    und dich im Himmelreich

    ohne Ende loben dürfen.

    Amen."


    "Salve intemerata virgo Maria" ist eine Votiv-Antiphon zu Ehren der Jungfrau Maria, die in der vorreformatorischen englischen Liturgie verwendet wurde. Tallis komponierte dieses Werk für fünf Stimmen (SATTB), wobei er zwischen solistischen Passagen und vollstimmigen Abschnitten wechselt. Die Musik zeichnet sich durch reiche Imitationen und eine sorgfältige Textausdeutung aus.


    Tallis verwendete später musikalisches Material aus dieser Antiphon für seine Missa "Salve intemerata", was die Bedeutung dieses Werkes in seinem Schaffen unterstreicht.


    Klagelieder des Propheten Jeremia und andere geistliche Werke

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Strizzi
  • Du schreibst über die melancholische Schönheit der Vertonung der hebräischen Buchstaben. Das trifft es genau. Als ich vor Jahren dieses Stück meinem Vokalensemble vorstellte, kannte das keiner, natürlich gab es auch keine Noten!

    Ich habe dann die Buchstaben des ersten Teils (aleph, beth) für meinen Chor kopiert. Wir haben die einige Male gesungen und waren sofort einig: das müssen wir singen. Aber meine Freude war getrübt, weil wir nur den ersten Teil gesungen haben

    "He is the corpse at every funeral, the bride at every wedding, and the child at every christening!" (Tochter von Roosevelt über ihren Vater)

  • Thomas Tallis: "Spem in Alium" - The Tallis Scholars unter der Leitung von Peter Phillips (* 1953)


    Thomas Tallis: Spem in Alium


    In der Geschichte der Vokalmusik gibt es Werke, die nicht nur durch ihre technische Kühnheit, sondern durch ihre spirituelle Strahlkraft Staunen hervorrufen. Spem in alium von Thomas Tallis ist ein solches Werk – ein Klangwunder von überwältigender architektonischer Schönheit und tiefem Glauben. In einer Zeit konfessioneller Umbrüche schuf Tallis eine Motette für acht Chöre zu je fünf Stimmen – insgesamt 40 Stimmen, die einander antworten, umschlingen, überlagern, sich vereinen. Was wie ein Monument erscheint, wirkt beim Hören leicht und lichtdurchflutet, fast überirdisch.


    Diese Musik ist keine bloße Klangfülle, sondern ein Gebet. Jeder Ton scheint den Himmel zu berühren. Der Text – ein dem biblischen Buch Judit entnommener Flehruf – wird zur Grundlage eines musikalischen Domes, in dem jede einzelne Stimme mit ihren Schwestern in Resonanz tritt. Die Motette steigert sich zu einem mächtigen Tutti, in dem alle Stimmen sich vereinen, um dann in versöhnender Demut zu enden. Wer sich diesem Werk öffnet, erlebt nicht nur polyphone Kunst auf höchstem Niveau, sondern eine unmittelbare spirituelle Erfahrung.


    Originaltext:


    "Spem in alium nunquam habui

    praeter in te, Deus Israel,

    qui irasceris et propitius eris,

    et omnia peccata hominum

    in tribulatione dimittis.

    Domine Deus, Creator caeli et terrae,

    respice humilitatem nostram."


    Deutsche Übersetzung:


    "Ich habe niemals auf einen anderen gehofft

    als auf dich, Gott Israels,

    du, der du zürnst und doch gnädig bist,

    und alle Sünden der Menschen vergibst

    in ihrer Bedrängnis.

    Herr, Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde,

    sieh auf unsere Demut."


    Tracks 5 bis 11: "Sancte Deus"


    Diese vielteilige Motette ist ein stiller Höhepunkt im geistlichen Schaffen Thomas Tallis' – eine Musik der Einkehr und des demütigen Gebets. Der Text ist ein Mosaik aus liturgischen Bitten und biblischen Anklängen, zusammengestellt in der Tradition der mittelalterlichen Devotionalsprache. Es ist ein Werk der Innerlichkeit, das sich in sieben Abschnitten entfaltet – wie ein ruhiges, durchbetetes Stundengebet, das von der Anrufung Christi bis zur vertrauenden Hoffnung auf Erlösung reicht.


    Tallis begegnet dem Gebet nicht mit Dramatik, sondern mit würdevoller Konzentration. Die Musik ist durchwirkt von stiller Spannung, ihr Ausdruck getragen von asketischer Schönheit. Jede Stimme scheint in Andacht zu verharren, jedes Motiv ist schlicht, aber bedeutungsschwer – eine kontemplative Klangwelt, fern von weltlicher Rhetorik, nahe dem Geist klösterlicher Liturgie.


    Lateinischer Text:


    "Sancte Deus, Sancte Fortis,

    Sancte et immortalis,

    miserere nobis.


    Noli cadere in iudicium cum servo tuo, Domine,

    quia non justificabitur in conspectu tuo

    omnis vivens.


    Qui sedes super Cherubim,

    exaudi preces nostras.


    Qui scit occulta cordis,

    tu scis.


    Tu scis, Domine,

    quia nihil est in homine

    quod bonum sit.


    Sed in te speramus, Domine,

    ut salvemur.


    Amen."


    Deutsche Übersetzung


    "Heiliger Gott, starker Gott,

    heiliger und unsterblicher Gott,

    erbarme dich unser.


    Tritt nicht mit deinem Knecht vor das Gericht, o Herr,

    denn kein Lebender ist gerecht

    vor deinem Angesicht.


    Du, der du über den Cherubim thronst,

    höre unsere Gebete.


    Du, der das Verborgene des Herzens kennt,

    du weißt es.


    Du weißt, Herr,

    dass im Menschen nichts ist,

    was gut wäre.


    Doch auf dich hoffen wir, o Herr,

    dass wir gerettet werden.


    Amen."


    Mit dieser Motette offenbart Tallis eine andere Seite seines Schaffens: nicht den großartigen Gestalter riesiger Klangmassen, sondern den geistlichen Komponisten von stiller, fast monastischer Ausdruckskraft. Die Musik ist wie ein atmendes Gebet – ein flehender Gesang der Seele.


    Track 12 und 13 – "Salvator Mundi, salva nos" I und II


    In der Motette verdichtet sich das ganze Wesen der englischen Reformationsmusik: Klarheit, Schlichtheit und tiefe Andacht. Der musikalische Aufbau ist dialogisch, fast responsorial, wie ein Wechsel zwischen innerem Flehen und äußerer Bekräftigung. Tallis entfaltet die klangliche Substanz aus wenigen Tönen und schafft dennoch eine Atmosphäre tiefer Ergriffenheit.


    Der Text wendet sich direkt an Christus, den Erlöser der Welt – mit einer flehentlichen Bitte um Hilfe und Errettung. Die Vertonung ist typisch für die erste Phase der anglikanischen Kirchenmusik: syllabisch, wortverständlich, ohne übermäßige ornamentale Ausschmückung – und gerade deshalb von erhabener Schönheit.


    In der zweiten Teil des „Salvator Mundi“ begegnet uns eine vertiefte, noch innigere Auslegung des Gebets. Im Gegensatz zur ersten Fassung ist der Ton hier etwas gedrängter, das musikalische Gewebe dichter, was dem Ausdruck der Dringlichkeit größere Intensität verleiht. Tallis setzt hier weniger auf das klare Gegeneinander von Stimmen als vielmehr auf ihre Verschmelzung – als wollten alle Stimmen zugleich um Errettung flehen. Die Form bleibt schlicht, aber die emotionale Wirkung ist intensiv.


    Wie so oft bei Tallis ist es nicht die äußere Größe, sondern die innere Konzentration, die diesen Satz zu einem kleinen liturgischen Kleinod macht.


    Lateinischer Text:


    "Salvator mundi, salva nos,

    qui salvasti Petrum per undas,

    et extende manum de alto,

    et trahe nos de profundo."


    Deutsche Übersetzung


    "Erlöser der Welt, rette uns,

    du, der Petrus auf den Wellen gerettet hast,

    strecke deine Hand herab aus der Höhe

    und ziehe uns herauf aus der Tiefe."


    Tracks 14 bis 22: Motette "Gaude Gloriosa"


    Mit "Gaude gloriosa Dei Mater" schuf Thomas Tallis eine der monumentalsten Marienmotetten der englischen Renaissance. Dieses sechsstimmige Werk, entstanden vermutlich in den 1540er Jahren, zeugt von Tallis' Meisterschaft in der Verbindung tiefgreifender Spiritualität mit komplexer Polyphonie. Die Motette ist eine ausgedehnte Votivantiphon zu Ehren der Jungfrau Maria, die in der Liturgie nach der Komplet gesungen wurde. Sie zeichnet sich durch kunstvolle Imitationen, ausgedehnte Melismen und eine eindrucksvolle Klangarchitektur aus, die den Hörer in eine kontemplative Atmosphäre versetzt.


    Lateinischer Text


    "Gaude gloriosa Dei mater,

    Virgo Maria vere honorificanda,

    quae a Domino in gloria super caelos

    exaltata: adepta es thronum.

    Gaude, Virgo Maria, cui angelicae turmae

    dulces in caelis resonant laudes:

    iam enim laetaris visione Regis

    cui omnia serviunt.

    Gaude, concivis in caelis sanctorum,

    quae Christum in utero

    illaesa portasti:

    igitur Dei mater

    digne appellaris.

    Gaude, flos florum speciosissima,

    virga iuris, forma morum,

    fessi cura,

    pes labentis,

    mundi lux, et peccatorum refugium.

    Gaude, Virgo Maria, quam dignam laude

    celebrat ecclesia,

    quae Christi doctrinis illustrata te

    matrem glorificat.

    Gaude, Virgo Maria,

    quae corpore et anima

    ad summum provecta es palacium:

    et, ut auxiliatrix et interventrix

    pro nobis miserrimis peccatoribus,

    supplicamus.

    Gaude, Maria,

    intercessorum adiutrix

    et damnandorum

    salvatrix celebranda.

    Gaude, sancta Virgo Maria,

    cuius prole omnes salvamur

    a perpetuis inferorum suppliciis

    et a potestate diabolica liberati.

    Gaude, Virgo Maria, Christi benedicta mater,

    vena misericordiae et gratiae:

    cui supplicamus

    ut nobis pie clamantibus attendas,

    itaque tuo in nomine mereamur

    adesse caelorum regnum. Amen."


    Deutsche Übersetzung


    "Freue dich, glorreiche Mutter Gottes,

    Jungfrau Maria, wahrhaft ehrwürdig,

    die vom Herrn in Herrlichkeit über die Himmel

    erhoben wurde: du hast den Thron erlangt.

    Freue dich, Jungfrau Maria, der Engelscharen

    süße Loblieder im Himmel singen:

    denn du erfreust dich nun der Schau des Königs,

    dem alles dient.

    Freue dich, Mitbürgerin der Heiligen im Himmel,

    die du Christus im Schoß

    unversehrt getragen hast:

    daher wirst du würdig

    Mutter Gottes genannt.

    Freue dich, schönste Blume der Blumen,

    Zweig des Rechts, Vorbild der Sitten,

    Trost der Müden,

    Stütze des Strauchelnden,

    Licht der Welt und Zuflucht der Sünder.

    Freue dich, Jungfrau Maria, die würdig des Lobes

    von der Kirche gefeiert wird,

    die, erleuchtet durch Christi Lehren, dich

    als Mutter verherrlicht.

    Freue dich, Jungfrau Maria,

    die du mit Leib und Seele

    zum höchsten Palast erhoben wurdest:

    und als Helferin und Fürsprecherin

    für uns elende Sünder

    bitten wir dich.

    Freue dich, Maria,

    Helferin der Fürbitter

    und Retterin der Verdammten,

    die gefeiert wird.

    Freue dich, heilige Jungfrau Maria,

    durch deren Nachkommenschaft wir alle gerettet werden

    von den ewigen Qualen der Unterwelt

    und von der Macht des Teufels befreit sind.

    Freue dich, Jungfrau Maria, gesegnete Mutter Christi,

    Quelle der Barmherzigkeit und der Gnade:

    zu dir flehen wir,

    dass du uns, die wir fromm rufen, erhörst,

    damit wir in deinem Namen würdig werden,

    im Himmelreich zu sein. Amen."


    Diese Motette ist ein herausragendes Beispiel für Tallis' Fähigkeit, tiefgreifende theologische Inhalte mit musikalischer Raffinesse zu verbinden. Die kunstvolle Polyphonie und die erhabene Melodik machen Gaude gloriosa Dei Mater zu einem Meisterwerk der Renaissance-Musik.


    Track 23: Motette "Miserere nostri, Domine"


    Diese kurze, hochkonzentrierte Motette ist ein wahres Juwel aus dem geistlichen Schaffen Thomas Tallis'. Sie wurde in einer Zeit tiefgreifender religiöser Umwälzungen komponiert – entweder unter dem katholischen Queen Mary Tudor oder dem protestantischen Edward VI – und spricht in ihrer Schlichtheit eine universale Sprache des Glaubens.


    Was "Miserere nostri" so besonders macht, ist die Art und Weise, wie Tallis mit einem Minimum an Text maximale Wirkung erzielt. Die Motette ist streng kanonisch gearbeitet – ein doppelter Kanon in sechs Stimmen –, ein kompositorisches Meisterstück, das asketische Strenge mit klanglicher Schönheit verbindet. Die Musik webt sich langsam, fast meditativ, über einem schwebenden Fundament, als ob das Gebet aus der Stille selbst entstünde.


    Lateinischer Text:


    "Miserere nostri, Domine,

    miserere nostri."


    Deutsche Übersetzung


    "Erbarme dich unser, o Herr,

    erbarme dich unser."


    Tallis gelingt es, diesen kurzen Ruf der Demut in eine spirituelle Erfahrung zu verwandeln. Jeder Ton scheint mit Bedacht gesetzt, jede Stimme führt ein Zwiegespräch mit dem Himmel. Miserere nostri gehört zu jenen Werken, bei denen sich technisches Können und tiefe Glaubenshaltung auf wundersame Weise durchdringen.


    Tracks 24 bis 26: Motette "Loquebantur variis linguis"


    Diese prachtvolle Pfingstmotette von Thomas Tallis "Loquebantur variis linguis" gehört zu den kraftvollsten Vertonungen des Zungenwunders aus der Apostelgeschichte. Sie wurde vermutlich für den liturgischen Gebrauch an Pfingsten komponiert und ist ein eindrucksvolles Beispiel für Tallis’ reifes Vokalpolyphonie-Schaffen.


    Der Text berichtet vom Moment, als der Heilige Geist über die Apostel kam und sie begannen, in verschiedenen Sprachen zu sprechen – ein symbolischer Moment der Völkerverständigung und göttlichen Inspiration. Tallis fängt dieses Ereignis in einer klanglich aufblühenden Musik ein, in der die Vielstimmigkeit zum Sinnbild der „variis linguis“ wird.


    Der Satz ist doppelchörig und stark imitatorisch aufgebaut – die Stimmen setzen sich nacheinander in Bewegung, als würde der Geist allmählich über die Sänger kommen. Das Werk lebt von rhythmischer Lebendigkeit, klanglicher Klarheit und einem Ausdruck, der von Staunen getragen ist. Die Gliederung in drei Tracks unterstreicht die Struktur des Textes in zwei Teile und eine abschließende Doxologie (Gloria Patri...).


    Lateinischer Text:


    "Loquebantur variis linguis apostoli

    magnalia Dei,

    prout Spiritus Sanctus dabat eloqui illis,

    alleluia, alleluia.


    Repleti sunt omnes Spiritu Sancto,

    et coeperunt loqui

    alleluia, alleluia.


    Gloria Patri, et Filio,

    et Spiritui Sancto.

    Sicut erat in principio, et nunc, et semper,

    et in saecula saeculorum. Amen."


    Deutsche Übersetzung:


    "Die Apostel sprachen in verschiedenen Sprachen

    von den großen Taten Gottes,

    wie der Heilige Geist ihnen zu reden eingab,

    Halleluja, Halleluja.


    Alle wurden sie mit dem Heiligen Geist erfüllt

    und begannen zu sprechen,

    Halleluja, Halleluja.


    Ehre sei dem Vater und dem Sohn

    und dem Heiligen Geist.

    Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit

    und in Ewigkeit. Amen."


    In "Loquebantur variis linguis" verbindet Tallis textliche Klarheit mit musikalischer Erhabenheit. Die Musik feiert das Pfingstereignis nicht mit überbordendem Jubel, sondern mit würdiger Freude – ein leuchtendes Beispiel für den liturgischen Ernst und die melodische Feinheit, die Tallis auszeichnen


    Erkannt als der Unerkennbare – Die stille Theologie des Thomas Tallis


    Es gibt Musik, die spricht – und es gibt Musik, die schweigt, während sie spricht. Die Werke von Thomas Tallis, diesem ernsten, tiefgründigen Meister der englischen Renaissance, tragen beides in sich. Man kann sie zählen, analysieren, notieren – und doch entzieht sich ihr innerster Sinn all dem. Ihre Wahrheit beginnt dort, wo Worte und Wissen verstummen.


    In Miserere nostri, Domine hören wir nur wenige Silben – „Erbarme dich unser, o Herr“ – doch wie sie gesetzt sind, wie sie schweben, sich verflechten, sich zurückhalten: Das ist keine Komposition mehr im gewöhnlichen Sinne, es ist ein Klanggebet. Der Text ist da, aber er drängt sich nicht auf. Er will nicht erklären. Die Stimmen laufen wie in einem Spiegelbild umeinander, als würden sie sich selbst verlieren, um in etwas Größerem aufzugehen.


    Tallis gibt keine Antwort – er stellt Gegenwart her. Die Gegenwart eines Gottes, der sich nicht beweisen lässt. Ein Gott, wie ihn Augustinus (354–430) suchte: näher als mein Innerstes. Ein Gott, wie ihn Dionysius Areopagita (spätes 5. Jh.) dachte: jenseits des Seins. Ein Gott, wie ihn Thomas von Aquin (1225–1274) erkannte: als das Licht, das blendet, weil es zu rein ist, um gesehen zu werden.


    Auch in "Sancte Deus" ist alles Bitten zugleich ein Sich-Zurücknehmen. Der Mensch spricht, aber er weiß: Was er sagt, wird das Geheimnis nicht erschöpfen. „Du weißt, Herr, dass im Menschen nichts ist, was gut wäre.“ Diese Zeile ist keine Resignation, sondern der Beginn einer Öffnung – nicht mehr aus sich selbst heraus, sondern aus der Hoffnung auf den Anderen. Das ist Theologie in ihrer tiefsten Form: nicht Wissen, sondern Vertrauen.


    Tallis spricht nicht wie ein Theologe. Aber seine Musik lebt aus dem, was die großen Theologen wussten: Gott ist nicht das, was man erkennt. Gott ist der, der erkannt wird, indem er unerkannt bleibt.


    Seine Motetten sind keine Predigten. Sie sind Klangräume, in denen man nicht lernt, sondern ahnt. In denen man nicht versteht, sondern lauscht. Und gerade darin liegt ihre Kraft. Tallis hat uns nichts erklärt – aber er hat uns vorbereitet, dass etwas geschehen kann. Etwas, das kein Text, keine Philosophie, keine Liturgie ganz umfassen kann. Aber etwas, das sich vielleicht im Klang zeigt. Für einen Moment. In Stille.