Wer war der "effizienteste" Komponist?

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Der effizienteste Komponist ist für mich Phil Glass. Er hat ein Thema und eine Masche - und damit strickt er Werk um Werk. Ich kenne niemanden, der mit weniger mehr (auch in punkto Geld) gemacht hat.


    Dann muß hier der Name John Cage fallen. Er hatte auch 'ne Masche, und benötigte wesentlich weniger Noten als Glass. Und hatte sogar eine philosophische Verbrämung! :beatnik:

  • Zitat

    Original von Blackadder


    Das klingt dann aber doch zu hart... Und dass Mozart sich zu einer solch renitenten Äußerung verleiten ließ, spricht ja nicht für eine objektive Selbsteinschätzung :baeh01:


    Die Äußerung Josephs II. war erst recht nicht objektiv - es war eine Ausrede!


    Ich halte Mozartsdie Einstellung für äußerst gesund.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ulli Bach hat aber auch vielmehr und viel öfters komponieren müssen, so dass er sich hier und da zwangsläufig bei sich selbst bedienen musste und das auch bewusst getan hat. Das sagt nichts über die Qualität seiner Musik aus. Die ist in meinen Augen unantastbar. Auch kann man nicht sagen, dass bei Bach immer alles gleich klang oder er sein Niveau nicht gesteigert hat. In fast jeder Kantate ist mindestens eine "Nummer" drin, wo ich ganz spontan verzückt bin.


    Es bleibt einfach nicht aus, dass man sich hier und da wiederholen muss, wenn man jede Woche eine Kantate zu erbringen hat.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Zitat

    Original von Masetto
    Ulli Bach hat aber auch vielmehr und viel öfters komponieren müssen,


    :hahahaha: Ich konnte es mir nicht verkneifen, sorry! :O [Ich find' das so süüüüßßßß...]


    Jetzt im Ernst: Ich habe hier niemals von Qualität und auch nicht von Quantität gesprochen, lediglich von Effizienz...


    ad Bach: hier


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Die Äußerung Josephs II. war erst recht nicht objektiv - es war eine Ausrede!


    Eine Ausrede? Sie kam von Gottes Gnaden, also bitte mehr Ehrfurcht vor der Kompetenz eines Monarchen :beatnik:

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Blackadder


    Eine Ausrede? Sie kam von Gottes Gnaden, also bitte mehr Ehrfurcht vor der Kompetenz eines Monarchen :beatnik:


    :D:pfeif:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    eines der effizienstesten musikalischen Themen scheint mir jenes zu sein, mit welchem Lous van de Schicksalsschlach seine 5. Sinfonie beginnt.


    :beatnik:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ich nominiere den Kloponist, der regelmaessig sein Aquarium vor Klaviernoten fotographiert hat und dann nur noch die Noten abschreiben musste.


    Hab leider den Namen vergessen. Bach war es glaub ich nicht.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Zitat

    Original von Masetto
    Ulli Bach hat aber auch vielmehr und viel öfters komponieren müssen, so dass er sich hier und da zwangsläufig bei sich selbst bedienen musste und das auch bewusst getan hat. Das sagt nichts über die Qualität seiner Musik aus. Die ist in meinen Augen unantastbar. Auch kann man nicht sagen, dass bei Bach immer alles gleich klang oder er sein Niveau nicht gesteigert hat. In fast jeder Kantate ist mindestens eine "Nummer" drin, wo ich ganz spontan verzückt bin.


    Es bleibt einfach nicht aus, dass man sich hier und da wiederholen muss, wenn man jede Woche eine Kantate zu erbringen hat.


    Da hast du ganz recht. Um einen mir bekannten Dozenten (sinngemäß...) zu zitieren "Bach gehört zu den wenigen Komponisten, bei denen nahezu ALLES hochwertige Musik ist". Leider kam kurz danach ein Tonbeispiel (eine frühe Kantate), und er sagte: "Wissen Sie noch, was ich Ihnen gerade über Bach gesagt habe? Also, dieses Stück gehört wohl zu denen, die...[ :D ]" Aber es stimmt trotzdem.



    Das "effizienteste" Stück ist übrigens "Vexations" von Erik Satie!! Der Meister schreibt ein Thema und zwei völlig schräge Variationen (insgesamt drei Notensysteme) und am Ende des Systems "840 mal wiederholen". Je nach Interpretation der Spielanweisung "Très lent" dauert das Stück etwa 14 oder 28 Stunden. Das nenne ich Effizienz 8o Es gab bislang auch mindestens zwei Aufführungen weltweit!

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    (...) und dafür soll er 10 Jahre in der Hölle bei "The Phantom of the Opera" (am besten in einer Geigentranskription, gespielt von André Rieu) schmoren, (...)


    :hahahaha:


    Sollte ich jemals ein Fachbuch "Geniale Schmähungen" schreiben, gehört das mit hinein...


    Alfons

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    Original von Draugur
    Bei Bach musst du aber bedenken, dass er insbesondere im Rahmen seines Kantatenschaffens dieselbe Musik nicht immer, aber immer öfter wiederverwendet hat, um sich solcher lästigen Pflichten wie der heute als Weihnachts(m)oratorium bekannten Kantaten zu entledigen :D


    Hallo Draugur,


    das hier angesprochene sogenannte "Parodie-Verfahren", bei der Bach manche "weltliche" Kantaten in "geistliche" Werke umgestrickt hat, sehe ich durchweg nicht negativ.


    Die zahlreichen "weltlichen" Glückwunschkantaten für die damalige High-Society :D wurden nur für einen ganz bestimmten Zweck komponiert und auch nur für diesen Zweck aufgeführt und wären dann unwiderruflich in der Mottenkiste der (Musik-)Geschichte verschwunden. ;(


    Was spricht also dagegen, g u t e Musik einer sinnvollen Bestimmung zuzuführen, die die Gewähr bietet, in einer gewissen Regelmäßigkeit entweder aufgeführt zu werden oder für eine höhere "Weihe" :angel: Verwendung zu finden?


    Ich empfinde diese Vorgehensweise Bachs als sehr vorausschauend und äußerst effektiv, zumal Bach ja stets seine parodierten Werke überarbeitet und dem neuen Kontext entsprechend angepasst hat.


    Gruß Bernhard

  • Da bin ich im großen und ganzen deiner Meinung. Ich hätte allerdings nichts dagegen, wenn die weltlichen "Originale" wie z. B. BWV 213 und 214 ab und zu mal aufgeführt würden. Vielleicht gibt es das ja irgendwo, habe ich aber bislang nicht mitbekommen.


    Was mich bei diesem Thema stört, ist, dass man manchmal (sinngemäß) lesen kann, die Texte der weltlichen Kantaten seien viel schlechter und deshalb der großen Musik nicht würdig. Dabei waren normalerweise dieselben Dichter am Werk, die auch die geistlichen Kantaten geschrieben haben (z. B. Picander).

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Ein äußerst effizienter Komponist war Verdi. Das kann man sehr schön erkennen, wenn man sich seine Partituren ansieht. Obgleich die Wirkung der Musik oft nicht weniger überwältigend ist, als die Wagners, hat Wagner weitaus mehr (teilweise kolossalen) Aufwand betrieben, um seine gewünschten Wirkungen zu erzielen. Auf die Spitze getrieben hat Verdi seine kompositorische Ökonomie wohl im Schlussakt des Otello.


    Loge

  • Grüß Dich Loge!


    Da hast Du vollkommen Recht.


    Bei Verdi habe ich auch den Kontakt, aber noch mehr als bei Otello - bei Macbeth (in der Pariser Fassung),


    ist er einfach einmalig, und wenn man bedenkt, dass sogar die erste Fassung, in seinen jüngeren Jahren ein derartiges starkes Werk ist,


    muss ich mich auch dem anschließen, was Du über Wagner geschrieben hast, brauche eigentlich kein Wort dazu schreiben.


    Lieb Grüße aus dem kühlen sonnigen Wien sendet Dir Peter

  • Im Bereich der Oper würde ich diesen Titel (über dessen grundsätzliche Sinnhaftigkeit man durchaus diskutieren kann) an Henry Purcell verleihen:


    Dido and Aeneas
    - in knapp 60 Minuten Gefühlsregungen von überschäumender Freude und Lebenslust, Liebe, Hass, tiefer seelischer Enttäuschung bis Todessehnsucht in oft nur 1-2 minütigen Stücken derart plastisch zu schildern, ist für mich einfach genial.


    "Dido and Aeneas" ist für mich "Große Oper" in der kompaktesten Form - alles drin (inklusive Ballett), und dabei auch noch eine intelligente, schlüssige Handlung. Purcell versteht es, Gefühle und Stimmungen mit wenigen Takten derart präzise zu skizzieren, dass das spezifische "Ausmalen" unwillkürlich im Kopf des Hörers erfolgt - wie in der bildenden Kunst bei Zeichnungen.


    Dazu kommt, dass "Dido and Aeneas" eigentlich Purcells einzige "echte Oper" ist - der Rest sind eher theatralische Mischformen. Das oben gesagte würde im Übrigen auch für Claudio Monteverdis "L'orfeo" gelten (drei Opern - drei absolute Meisterwerke; auch sehr effizient).


    Eingeräumt sei an dieser Stelle, dass beide Komponisten hier den Vorteil der Barockmusik auf ihrer Seite haben: Purcells Sturm ist schon zur Hälfte durch, wenn bei Verdis "Otello"-Auftakt das Blech gerademal im ersten Losdonnern ist (soll nicht despektierlich sein; ich liebe Verdi und insbesondere "Otello").

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  • Zitat

    Original von rappy
    Welche Komponisten habe eurer Meinung nach "effizient" komponiert, sodass das Verhältnis musikalischer Inhalt : Zeit in ihren Kompositionen besonders groß ist?


    Diese Frage hat kaum jemand so genommen, wie sie gemeint war.
    Mir fällt jetzt (wie originell!) Webern ein.


    Glass wäre dann einer der ineffizientesten Komponisten, was irgendwie komisch wirkt.