Carl Ditters v. Dittersdorf [1739-1799]

  • Von den Lebensdaten her hat er gerade noch mal die Kurve gekriegt… ein wahrer Komponist des 18. Jahrhunderts!




    Geboren wurde Carl Ditters von Dittersdorf am 2. November 1739 in Wien. Er hatte einen jüngeren und einen ältern Bruder. Der Vater war k. u. k. Hof- und Theatersticker und stammte aus Danzig. Die drei Brüder erhielten eine etwas bessere Erziehung, als sie sonst bei Bürgern gewöhnlich ist, studierten bei den Jesuiten und erhielten zudem noch Privatunterricht in Religion und der französischen Sprache. Eine gute Ausgangsposition also. Als Siebenjähriger erlernte Carl Ditters das Violinspiel; er entwickelte sich rasch. Mit 12 Jahren wurde Carl Ditters Kammerknabe in der Hofhaltung des Prinzen von Sachsen-Hildburghausen. Sein dortiger Geigenlehrer Trani ermunterte ihn zur Komposition eigener Kadenzen und Kompositionsunterricht genoss er bei dem Opernkomponisten Giuseppe Bonno [1710-1788].


    Seine Liebe zum Theater vermochte jedoch Bonno nicht zu prägen. Diese entfaltete sich verständlicher Weise erst, als Carl Ditters Pergolesis ‚La serva padrona’ kennen lernte. Das Theaterleben trieb Carl Ditters zu Leichtsinnigkeit und er sammelte offenbar leidenschaftlich gerne Spielschulden ein, so heißt es. Diesem Übel versuchte er zu entkommen, in dem er seine Sachen packte und nach Prag floh. Dort erwartete man ihn bereits – und brachte ihn stante pede nach Wien zurück. Prinz Josef Maria Friedrich Wilhelm sah großzügig über die Verfehlungen seines Deserteurs hinweg, löste aber sein Orchester auf und versorgte dessen Mitglieder, indem er sie sorgfältig woanders unterbrachte. So gelangte Carl Ditters zu einer Stelle im Wiener Hofopernorchester. Hier lernte er die damals wichtigste italienische Opernliteratur kennen und schätzen. Ditters bewog den Intendanten, ihm spielfreie Tage zu gewähren, in denen er Nebenverdienste erwirtschaften durfte. Im Jahre 1763 durfte er mit Christoph Willibald Gluck nach Bologna reisen, um der Uraufführung dessen Oper ‚Il trionfo di Celia’ beizuwohnen. Er nutzte die Gelegenheit, um sich dort als Violinvirtuose zu profilieren und sammelte damit große Erfolge ein.


    1765 löste er nach einem Zerwürfnis mit dem Intendanten Graf Sporck Michael Haydn in dessen Funktion als Kapellmeister des Bischofs von Großwardein in Ungarn ab [M. Haydn war bereits 1762 ausgeschieden]. Er verstärkte das dortige Orchester auf 34 Musiker und führte auch die damals noch wenig gebräuchliche Clarinette ein. Als „Erneuerer“ setzte er die Wiener Methode ein, sitzend zu spielen. Jetzt erst begann Ditters, zu komponieren: Die erste Orchester- und Kammermusik entstand, ein [szenisch uraufgeführtes] Oratorium Isacco, ein paar Kantaten sowie erste Opern [Amore in musica]. Letztere komponierte er eigens für ein von ihm eröffnetes kleines Theater im Schloss – wie beneidenswert. Doch das Glück wollte nicht anhalten: Der Bischof bekam einen Rüffel von Maria Theresia wegen „zu weltlichen Verhaltens“ – und er musste die Kapelle 1769 schließen. Carl Ditters packte seine sieben Sachen und reiste umher. Für die Wintermonate quartierte er sich bei Fürstbischof von Breslau [Graf Schaffgotsch] ein. Aus dem Besuch wurden 26 Jahre… Der Fürstbischof fand Gefallen an dem gebildeten und vielgereisten Musiker. Die dortige zunächst aus neun Musikern bestehende Kapelle erweiterte Ditters wieder in alter Manier auf siebzehn. Auch das Theater durfte nicht leiden – schließlich war er davon besessen: So gründete er auch hier ein kleines solches und komponierte zwischen 1770 und 1777 elf opere buffe, darunter ‚Il viaggiatore americano’, ‚Il finto pazzo per amore’ und ‚L’Arcifanfano, re de’ matti’. Eine Berufung nach Wien lehnte Carl Ditters ab. 1771 heiratete er die ungarische Sängerin Nicolina Trink. 1773 wurde Ditters in den Adelsstand erhoben und durfte sich fortan Carl Ditters von Dittersdorf nennen. Er komponierte mit beispielloser Geschwindigkeit. In kürzester Zeit entstanden die Oratorien Esther [1773], Hiob [1786] und das Deutsche Singspiel Doktor und Apotheker [1786]. Mit diesem Singspiel stellte er sogar Mozarts Le Nozze di Figaro schnell in den Schatten der Publikumsgunst. Es entstanden weitere Opern, die Sinfonien nach Ovids Metamorphosen. Durch einer Aufführung des Doktor und Apotheker 1797 im Burgtheater zu Wien wurde das Singspiel durch die Uraufführung von Joseph Haydns Kaiserlied quasi geadelt. Joseph Haydn gehörte zum Freundeskreis von v. Dittersdorf, auf Schloss Esterháza führte Haydn auch Opern des Kollegen auf. Seine großzügig bemessene Freizeit nutze v. Dittersdorf für jede Menge Gastspiele, z.B. in Wien. 1789 reiste v. Dittersdorf nach Berlin, komponierte dort sechs Streichquintette [2 Violoncelli] für Friedrich Wilhelm II. von Preußen.


    Neue Opern komponierte v. Dittersdorf, als 1793 das neue Hoftheater des Herzogs Friedrich August von Braunschweig in Oels eröffnet wurde. Nach dem Tode des Herzogs Ende Oktober 1795 wurde v. Dittersdorf mit einer jährlichen Pension von 353 Talern entlassen. Die Gicht lähmte v. Dittersdorf fast gänzlich, so dass er sich aus dem aktiven Leben mehr und mehr zurückzog. Er war Gast des Barons Ignaz von Stillfried auf Schloss Rothlhotta, wo er trotz seiner Erkrankung noch einige Opern komponierte, die ebenda aufgeführt wurden. Zwei Tage nach der Beendigung des Diktats seiner Autobiografie verstarb er am 24. Oktober 1799 auf Schloss Rothlhotta. Dittersdorf hinterließ neben unzählbaren Werken 5 Kinder: Philipp, Gotthard, Carl, Anna Maria sowie eine namentlich nicht bekannte zweite Tochter.


    Stets bekannt geblieben ist eigentlich sein Deutsches Singspiel Doktor und Apotheker, wenn auch von anderen Werken [zu] sehr überschattet - das ist eben die späte Rache :P. Allmählich werden seine Werke jedoch wiederentdeckt – und das ist gut so.


    Oratorien


    Isacco figura del redentore, 1766
    Davidde penitente, 1770
    La Liberatrice del popolo giudaico nella Persia [Esther], 1773
    Giobbe, 1786


    Opern


    Ein Stück mit kleinen Liedern, Großwardein 1767
    Frau Sybilla trinkt keinen Wein, Großwardein 1767
    Das Reich der Toten, ebenda 1767
    Amore in Musica, ebenda 1767
    Il viaggiatore Americano, Johannisberg, 1. Mai 1770
    L’amore disprezzato, Johannisberg 1771
    Il tutore e la pupilla, Johannisberg 1773
    Il tribunale di Giove, ebenda 1774
    Il finto per amore, ebenda 1770/1775 [?]
    Il maniscalo, ebenda 1775
    Lo sposo burlato, ditto
    La Contadina fedele, Johannisberg 1776
    La moda, ditto
    Il barone di Rocca antica, Johannisberg vor 1776
    L’Arcifanfano, ebenda 1777
    Doktor und Apotheker, Wien 1786
    Betrug durch Aberglauben, ditto
    Democritto corretto, Wien 1787
    Die Liebe im Narrenhause, ditto
    Orpheus der Zweyte, Wien 1787 oder 1788
    Hieronymus Knicker, Wien 1787
    Das rothe Käppchen, ebenda 1788
    Der Schiffspatron, ebenda 1789
    Hockus-Pockus, ebenda 1790
    Der Teufel ein Hydraulikus, Grätz 1790
    Das Gespenst mit der Trommel, Oels 1794
    Don Quixote der Zweyte, Oels 1795
    Der Hauptmann von Bärenzahn, ditto
    Der Schah von Schiras, dito
    Die befreyten Gwelfen, dito
    Ugolino, Oels 1796
    Die lustigen Weiber von Windsor, dito
    Der schöne Herbsttag, dito
    Der Durchmarsch, :D dito
    Der Ternengewinnst, Oels 1797
    Der Mädchenmarkt, ditto
    Die opera buffa, Wien 1798 [?]
    Don Coribaldi, 1798
    25000 Gulden oder: Im Dunkeln ist nicht gut munkeln, Oels 1799 [?]
    Der reisende Schulmeister [?]


    Offenbar geplant:


    Die Hochzeit des Figaro [nur Textbuch erhalten] ?(


    Ferner Sinfonien, Divertimenti, Quartette, Quintette, Violin- und Violakonzerte, Lieder, Arien…

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo!


    Zitat

    Ferner Sinfonien, Divertimenti, Quartette, Quintette, Violin- und Violakonzerte, Lieder, Arien…


    Nicht zu vergessen die beiden Kontrabaßkonzerte! Das zweite in E-dur ist wohl das berühmteste Überhaupt in dieser Gattung.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Salut,


    ja, richtig - ich habe einiges an Werken nicht aufgeführt, da mein Schwerpunkt auf der Oper liegt. Es fehlt u.a. auch das Klavierkonzert.


    Dafür aber gibt es hörerfahrene Taminos.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Pius
    Nicht zu vergessen die beiden Kontrabaßkonzerte! Das zweite in E-dur ist wohl das berühmteste Überhaupt in dieser Gattung.


    Ist das andere die Sinfonia Concertante für Bratsche + Kontrabaß in D-Dur oder hat er drei Werke für Kontrabaß komponiert?

  • Zitat

    Original von musicophil


    Ist das andere die Sinfonia Concertante für Bratsche + Kontrabaß in D-Dur oder hat er drei Werke für Kontrabaß komponiert?


    Hmpf.


    Alles muss man selbst nachschlagen:


    Es gibt eine Sinfonia Concertante in D-Dur für Viola und Kontrabaß.


    Sechs Violinkonzerte von ~ 1766: D, D, D, C, G, G
    Zwei Violinkonzerte von ~ 1767: G, G
    Zwei Violinkonzert von ~ 1771: D, C
    Ein D-Dur-Konzert von 1776/77


    Sa. 11.


    Drei Violakonzerte: F, G, B,


    Zwei Kontrabaßkonzerte: Es, Es [letzteres alternativ in E] [sic!]


    Drei Oboenkonzerte: C, C, B


    Drei Konzertante Quartette: B, B, D


    und ein großes Konzert für 11 Instrumente.


    Anscheinend gibt es noch ein viertes Oboenkonzert, von dem das MGG nichts weiß: Heinz Holliger mit dem G-Dur-Oboenkonzert ist hierdrauf verewigt:



    Mit drauf sind Cimarosa C-Dur, Donizetti G-Dur [eigentlich Englischhorn], Bellini Es-Dur, Salieri Concertante für Oboe, Violine und Cello D-Dur.


    Ein Klavierkonzert gibt es offensichtlich nicht. Ich muß mich verlesen haben.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Die Oper "Doktor und Apotheker" ist in der mir vorliegenden Fassung (ich weiß nicht ob bearbeitet oder nicht) in vielerlei Hiinsicht interessant.
    Zum einen ist sie ein wunderbares Zeitzeugnis in Bezug auf das Verhältnis der beiden Berufsstände und auf die speziellen Eitelkeiten und Gepflogenheiten.
    Zum anderen ist es wuinderbare Musik die da geboten wird, ein direkter Vorläufer Lortzings, bzw der gesamten Gruippe "deutsche Spieloper" voll Witz und lLeichtigkeit.


    Leider werden solche Werke derzeit wenig geschätz, man will sich eher martern als unterhalten.
    Wer aber köstliche Unterhaltung sucht - mit historischem Bezug -der wird hier bestens bedient.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Ulli
    Drei Konzertante Quartette: B, B, D


    Hallo Ulli,


    Da hab ich eine Frage.


    Was bedeutet bei dir Tonart "B"?


    Ist das, was die Engländer "B-flat", die Franzosen "Si bémol" und wir in Holland "Bes" nennen?
    Und dann wäre "H" = "B" = "Si" = "B (bei uns)".


    Oder ist bei dir "B" = "B" = "Si" = "B (bei uns)".


    Die Möglichkeit von Verwechslung zwischen "B" bei euch und "B" bei uns gefällt mir nicht.


    Gruß, Paul


  • Der erste Vorschlag ist richtig
    Im Deutschen ist "B" immer was auf englisch "B-flat" heißt. "H" immer, was auf englisch "B" heißt.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Salut,


    im deutschsprachigen Raum hat sich folgendes eingebürgert:


    C Cis/Des D Dis/Es E F Fis/Ges G Gis/As A Ais/B H [C...]


    :hello:


    Grüßle
    Ulli

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  • Zitat

    Der Vater war k. u. k. Hof- und Theatersticker und stammte aus Danzig


    Salut,


    war er natürlich nicht - dachte ich mir zwar, aber ich habe mich auf die Quellen [MGG] verlassen. Nun habe ich die


    Lebensbeschreibung - Seinem Sohne in die Feder diktiert


    erhalten - spannend!


    Da schreibt bzw. diktiert er eindeutig k. k. - ist ja auch logisch.


    :hello:


    Ulli

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  • Lieber Ulli,


    Hast Du noch mehr Konzerte weggelassen, denn auf meinem Geburtstaggeschenk steht ja noch ein Harfekonzert in A-Dur.



    LG, Paul

  • Vielleicht sollte man Dittersdorfs Sinfonien etwas in den Vordergrund rücken.


    Die beeindruckende Zahl von wohl über 120 Sinfonien legt zunächst die Vermutung nahe, dass Diitersdorf Quantität über Qualität zu stellen scheint. Bei genauerem Honhören kann dieser Vorwurf jedoch nicht aufrecht erhalten werden. Neben Haydn und Vanhal zählt Dittersdorf wohl zu den wichtigsten Sinfonikern der 1760er Jahre, in welchen er sich nach seiner wundervollen Autobiographie nach zu urteilen noch voll und ganz dem Komponieren widmen konnte.


    In seine Breslauer Zeit fallen u.a. die 12 großen Sinfonien zu Ovids Metamorphosen, von denen leider nur noch deren 6 in der originalen Orchesterfassung existieren.
    Überhaupt stellt die erste Hälfte der 80er Jahre wohl einen Höhepunkt in Dittersdorfs Schaffen dar, der in seinen Singspielen (u.a. "Doktor und Apotheker") und Oratorien kulminiert und in seinen Streichquartetten und Streichquintetten nochmals eine späte Vollendung am Ende dieses Jahrzehnts findet.


    In seinen letzten von Armut gekennzeichneten Jahren komponiert er nur noch wenig und gilt als antiquiert wiewohl in seinen Sinfonien noch viel vom sehr originalen Stil Dittersdorfs aufscheint, der gerade was die Form der Sinfonie betrifft neue Wege zu beschreiten suchte.


    Wer sich näher mit seiner Sinfonik auseinandersetzen will kann dies mit der mitlwerweile auf immerhin 5 CDs angewachsenen Naxos Edition seiner Sinfonien tun. Seine späten kammermusikalischen Werke für Streicher liegen auf cpo vor. Bislang sind rund 30 Sinfonien Dittersdorfs wiederveröffentlicht worden

    HERNEN

  • Hallo,


    ich habe soeben mal Beethovens WoO 66 = 13 Variationen über "Es war einmal ein alter Mann" aus "Das Rote Käppchen" von K. Ditters von Dittersdorf durchgeklimpert. Das gefiel mir recht gut - hübsches, singspielhaftes, Thema. Das Werk hat inhaltlich mit dem Grimmschen Märchen nichts an der Kappe.


    Frage: Gibt es von diesem Spingspiel Dittersdorfs eine [brauchbare] Einspielung?


    ?(


    Ulli

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  • Malte Korff nennt neben dem Harfenkonzert in A von 1779 fünf Cembalokonzerte. Ich habe allerdings irgendwann ein eingängiges Klavierkonzert in A vom Rundfunk mitgeschnitten, das dem Harfenkonzert entsprechen dürfte.


    Für genauere Nachweise fehlen mir Unterlagen und auch Zeit.


    Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Malte Korff nennt neben dem Harfenkonzert in A von 1779 fünf Cembalokonzerte. Ich habe allerdings irgendwann ein eingängiges Klavierkonzert in A vom Rundfunk mitgeschnitten, das dem Harfenkonzert entsprechen dürfte.


    Das könnte gut den Fall sein. Irgendwann ist eine Klavierfassung einmal auf LP ausgebracht worden. Vermutlich Turnabout.
    Ich hatte die LP. Es war aber eine seehr schlechte (typisch billige, Amerikanische) Pressung. Darum kann ich nicht sagen, ob ich sie jetzt noch habe.


    Ich weiß nicht, ob die Klavierbearbeitung des Harfekonzertes durch DvD selbst gemacht wurde.


    LG, Paul

  • Das "Clavier Konzert" in A-Dur ist auf dieser 4 CD Box enthalten - und das auch in einer sehr schönen Interpretation (natürlich HIP) :



    Tage Alter Musik in Herne 1996



    Momentan bei der Stadt Herne für 15 Euro zu beziehen.



    Dort wurde das Clavier Konzert in A-Dur von Dittersdorf zusammen mit dem Concerto per Piano KV 238 von Mozart und einem Concerto in C-Dur von Kainz aufgenommen.
    Es spielte Linda Nicholson (Cembalo und Fortepiano) und das Florilegium Collinda.


    Allerdings schweigt sich auch das Booklett über das Werk aus, weder Zeit, Ort oder sonstige Details in Bezug auf das A-Dur Konzert werden angesprochen.
    Zwar gibt es eine halbe Seite über Dittersdorf, die jedoch mit vielen Worten eigentlich nichts sagt......


    ach ja hier noch das gesamte Programm der Box, falls von Interesse:


    Vom Wolkenstein ins Reuental: ensemble für frühe musik augsburg.
    Varia carminum genera: The King's Singers, The Dufay-Collective.
    Augsburg - München, Kirchenmusik im 17. Jahrhundert: Hassler-Consort.
    Die Rebellion im musikalischen Blumenfeld: Roland Götz.
    Geistliche Konzerte aus Österreich: Salzburger Hofmusik.
    München - Passau, Musik für Kurfürsten und Bischöfe: L'Orfeo Barockorchester.
    Musik am Hof der Salzburger Fürsterzbischöfe im 17. und 18. Jahrhundert: Salzburger Hofmusik.
    Gravicembalo col piano e forte: Wolfgang Brunner.
    Von der Frühklassik zur Wiener Schule, Österreichische Clavierkonzerte: Linda Nicholson, Florilegium Collinda.

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Dittersdorf ist so ein Fall für sich, bisher habe ich noch nichts gehört was mich begeistert hätte, irgendwie riecht mir das alles ein bischen nach Massenwahre ... gerade weil er auch so viele Werke komponiert hatte, mit denen er die damalige Musikszene mehr oder weniger veralbert hat, manchmal habe ich das Gefühl er hat seinen Job nicht so ganz ernst genommen.... zumindest was seine Symphonien angeht.


    Naja, Dittersdorf war schon recht erfinderisch :D


    Seine Lebensbeschreibung [seinem Sohne in die Feder diktiert] ist zu 99% erfunden. Um sein Leben etwas aufregender zu gestalten, joggte er unter dem Pseudonym Joseph Boulogne Chevalier de Saint-Georges durch Europa. Das bisschen Farbe hatte er sich bei Emanuel Schikaneder geliehen, in dessen Zauberopern er auch desöfteren zu sehen war. Nicht umsonst legte er die Lebensdaten des Chavalier so exakt nahe an seine eigenen heran:


    Dittersdorf: 02.11.1739 - 24.10.1799
    Saint-Georges: 25.12.1739 - 10.06.1799


    Berühmter geworden ist er dadurch nicht, aber reicher.


    :hahahaha:


    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Karl Ditters von Dittersdorf (1739-1799)


    Giob (Oratorium)





    Da es hier noch nicht genannt wurde, möchte ich euch das Oratorium "Giob" (Hiob) ans Herz legen.


    Das Werk schrieb Dittersdorf 1786 im Auftrag der Tonkünstler-Sozietät in Wien, es wurde unter Leitung des Komponisten zwei mal in Bebefizkonzerten aufgeführt. ImJahr 1789 wurde es in Berlin - auf Wunsch König Friedrich Wilhelms II. - entgegen der Tradition sogar am Hoftheater aufgeführt, wo es ein großer Erfolg wurde.


    Dittersdorfs besondere Liebe bei dieser Komposition galt scheinbar der Partie der Sarah, deren Koloraturen Mozart später bei den Partien der Königin der Nacht beeinflusst zu haben scheinen.

  • Hallo,


    verglichen mit Kozeluhs Moisé ist Dittersdorfs Giobe aber [leider] ziemlich langweilig...


    :hello:


    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Heute wurde in einer englischen Klassikzeitschrift beklagt, daß Dittersdorfs 270. Geburtstag völlig übersehen wurde.
    Wenngleich ich das für völlig überzogen halte, hatte ich mich uinterwegs entschlossen Dittersdorf einen Thread zu widmen.
    Ich war gar nicht sonderlich überrascht, als ich einen bereits begonnenen vorfand.
    Aber die Sinfonien wurden bis dato - sieht man von Helge Fallers versuch ab - beinahe völlig übergangen.




    Ich beginne mit der Präsentation der wohl berühmtesten, nämlich der Sinfoniengruppe welche sich "Metamorphosen nennt. - frei nach jenen von Ovid.


    Es git sie auch auf Naxos - meiner Meinung nach jedoch ist die Chandos -Einspielung unvergleichlich besser. Mehr Spielwitz und ein Superklang.Ich liebe "Cantilena" - ein äusserst klangschönes Orchester...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Bisher wurde die Oper "Doktor und Apotheker" noch nicht gezeigt, mit der der Name Dittersdorf untrennbar verbunden ist. Da die Salzburger Aufnahme von 1960 gestrichen ist, gibt es zur Zeit nur diese Einspielung aus Koblenz:



    Aufnahme: Juni 1981, Studio
    Spieldauer: 156'29
    Dirigent: James Lockhart
    Staatsorchester Rheinische Phiharmonie Koblenz


    Apotheker Stössel: Harald Stamm
    Claudia: Waltraud Meier
    Doktor Krautmann: Wolfgang Schöne
    Gallus: Alois Perl
    Gotthold: Frieder Lang
    Kommissar: Thomas Pfeiffer
    Leonore: Hildegard Uhrmacher
    Rosalie: Donna Woodward


    Mit dem Namen Ditters von Dittersdorf wurde ich schon in frühester Kindheit vertraut. 1956 erschien ein damals viel gelobtes Buch des Heimat-Schriftstellers Erwin Ott mit dem Titel: Musik im Schloss.
    Inmitten des Geschehens diese lebendigen, ereignisreichen Künstlerromans steht Ditters von Dittersdorf, Virtuose u. Komponist, der sein Leben im Erzbischöflichen Schloß von Jauernig zubrachte. Seine Musik klingt durch die Seiten des Buches in barocker Schwere und süßer Anmut des Rokoko....Dafür, dass der Komponist und Familienvater immer wieder auf seine Pflichten zur Versorgung der Familie hingewiesen wird, sorgt seine resolute Ehefrau....


    Das Buch ist heute noch in Antiquariaten (und auch im amazon Marketplace) für kleines Geld zu bekommen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Die Aufnahme erschien zuerst auf LP. Ich habe meine LP-Box durch die CD-Box ersetzt, als sie ausgebracht wurde.


    Außerdem gab es viel eher bei Turnabout/Vox einen Querschnitt dieser Oper. Dadurch lernte ich diese Oper kennen.


    LG, Paul

  • Wie ich schrieb:

    Zitat

    Da die Salzburger Aufnahme von 1960 gestrichen ist,...


    Das war diese Aufnahme von 1960


    Dirigent: Uli Weder
    Mozarteum-Orchester Salzburg
    Camerata Accademia des Salzburger Mozarteums
    Label: Vox Turnabout LP: TV 343ll (1 LP)


    Apotheker Stössel: Hans von Welz
    Claudia: Thea Lawrencewic
    Doktor Krautmann: Vladimir Smid-Kowar
    Gotthold: Richard van Vrooman
    Leonore: Eva Brinck
    Rosalie: Maria A. Harvey
    Sichel: Alois Perl
    Sturmwald: Erich Zureck


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Weil ich in der vergangenen Woche darauf gestoßen bin und es interessant fand, wollte ich hier auf die „kleinen Schwestern“ der Sinfonien nach Ovid hinweisen. Dittersdorf hat auch drei Klaviersonaten nach Metamorphosen verfasst:



    1) Aias et Ulysse (Ovid Buch 13)

    2) Herakles (Ovid Buch 9)

    3) Iason raubt das goldene Vlies (Ovid Buch 7)


    Es handelt sich um sinfonische Werke, die Dittersdorf für vier Hände auf Klavier arrangierte. Eigentlich sollten sie den Ovid-Zyklus weiterführen (seine das bereits Alfreds Hinweise), doch von diesem wurden lediglich die ersten sechs Werke realisiert, von den folgenden (Nr. 7. 9. 12) haben wir dank der Klavierversionen zumindest einen Eindruck.


    Ich finde diese Werke durchaus hörenswert. Sicher gerät der Komponist auch Grenzen, wenn er diese Erzählungen musikalisch zu fassen versucht, aber der Wahnsinn des Aias ist ihm doch schlüssig gelungen. Eine schöne Erweiterung meines Klavierrepertoires war das. Ich bin Naxos dankbar, die Arrangements aufgenommen zu haben, das Spiel am Hammerklavier, das James Tibbles und Michael Tsalka bieten, lässt bei mir wenig Wünsche übrig, sie harmonieren sehr gut.

    Ein kleines, nettes Fundstück

    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)