Die Klavierkonzerte von Brahms - Zwei Symphonien mit piano obbligato

  • Hallo a.b,


    ich fürchte, die Aufnahme wird hierzulande kaum verbreitet sein. Scheint ein (teurer) Japan-Import zu sein.
    Übrigens mit dem Czech Philharmonic Orchestra.
    Ich kenne nur den Dirigenten. Der Pianist sagt mir gar nichts (was nichts heißt, darin bin ich kein Fachmann).
    Könnte natürlich eine sehr gute Aufnahme sein. Leider keine Hörprobe verfügbar ...

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Andrew bat:


    Es würde sicher gut passen, wenn jemand zu dieser wohl ersten „historischen“ Einspielung dieses wunderbaren Werkes etwas schriebe.


    Diese Aufnahme wird im Radio vorgestellt, und zwar am Samstag, den 29.Oktober 2011 ab 15:05 auf SWR2 in der Sendung "Neues vom Klassikmarkt".


    Beim Dirigenten Werner Ehrhardt (nur richtig mit zwei "r", zwei "h" und "dt") handelt es sich um den Gründer und ehemaligen Leiter von Concerto Köln. Keine schlechte Referenz.

  • Hallo,


    der Thread ist zwar schon etwas älter, aber auch ich möchte meine Begeisterung zu der Aufnahme mit Richter und Leinsdorf loswerden. Es ist wohl der größter Hörgenuss der gesamten Musik überhaupt.
    Wer diese Einspielung nicht als eines der größten Wunder der Musikgeschichte bezeichnet - und das tun hier Gott sei dank nur wenige - hat sie entweder noch nicht gehört oder einen verdammt schlechten Geschmack.
    Die Aufnahme übetrifft alles, was ich bisher gehört habe. Sie ist für mich der 6. Gottesbeweis. Warum, das steht in allen Kritiken (s. Amazon) und mein Vorredner hat auch schon etwas dazu gesagt.


    Ich will nur jedem, der diese CD nicht besitzt, dazu raten, sie sich umgehend zu besorgen. Teuer ist sie nicht, ich glaube um die 10 Euro. Und dazu bekommt ihr noch eine sensationelle Einspielung von Beethovens Appassionata.


    Liebe Brahms-Freunde,


    wo derzeit aktuell wieder mehrere Beethoven-Zyklen an der Tagesordnung sind, bin ich im Moment auf dem Brahms-Tripp mit mehereren Neuanschaffungen (Sinfonien mit Dorati und Swetlanow, Klavierkonzert Nr.2 mit Richter/Leinsdorf).


    Seit Jahren geplant, habe ich nun mein Vorhaben in die Tat umgesetzt und mir die allerseits und auch in diesem Thread (bereits in Beitrag 1 zuerst) vielgelobte Aufnahme mit Richter / Chicago SO / Leinsdorf (RCA, Okt 1960, ADD) zugelegt. Die Aufnahme wird als ein "MUSS" für alle Brahms-Liebhaber bezeichnet.


    Allen meinen Vorrednern hier bei Tamino kann ich zustimmen, denn was der fabelhafte Swjatoslaw Richter auf dem Klavier zaubert ist genial. Auch die recht forschen Tempi kommen meinem Geschmack sehr entgegen: 16:46 - 8:40 - 12:41 - 8:49.
    :!: Jetzt kommt das ABER: Im laufe der Jahrzehnte haben sichmeine Favoriten für die Klavierkonzerte bereits ziemlich gefestigt. So bin ich nach Rubinstein/Reiner, Ashkenazy/Haitink dann doch klar bei Serkin/Szell und Fleisher/Szell in meiner Gunst geblieben. George Szell ist dann auch der, der es wirklich versteht dem Klavierpart das spannenste Orchester an die Seite zu stellen und damit dem Klavierpart eine gleichwertige und höchst packende Orchesterbegleitung zu geben. :thumbup: Szell ist für mich der "Spiritus Rector" für die Brahms Konzerte - eine bessere packendere und angemesseneres Orchester habe ich bei keiner Aufnahme je gehört.


    :!: Mein Eindruck, bei allem Wohlwollen für diese Richter Aufnahme, ist mir Leinsdorf an vielen Fortestellen zu harmlos mit zu wenig Emotion und Dramatik. Selbstverständlich wird auch ein Pianist bei seiner Interpretation vom Dirigenten angeheizt, wenn dieser entsprechend mitzieht.
    Von daher wage ich wage kaum daran zu denken, was das Duo Richter/Szell für eine Aufnahme geworden wäre !
    (Man sieht das auch bei den Brahms-Kk mit Gilels: unter Jochum mehr Schönklang, aber dann Gilels mit Szell (leider keine Brahms-KK) aber bei den Beethoven-KK absolut zupackend.)


    :!: Die Richter/Leinsdorf ist davon abgesehen natürlich eine der absoluten Spitzenaufnehmen für das KK Nr.2, daran nun keinen Zweifel, damit ihr mich richtig versteht (und auch Beethovens Appassionata auf der CD) - aber dann der Vergleich mit Szell ...
    Wegen Richter ist das natürlich eine CD die meine Sammlung bereichert hat.



    RCA, Oktober 1960, ADD



    Noch Pollini zum Vergleich zu meinen Aussagen:
    Auch für Pollini/WPO/Abbado (DG) treffen meine Ausagen für die Orchesterbegleitung (die hier auch nur eine solche ist) zu, aber trotzdem finde ich sogar Abbado orchestral bei dem KK Nr.2 angemessener als das was Leindorf auf RCA liefert. Das KK Nr.1 mit Pollini/WPO/Böhm (DG) ist dann (nur orchestral gesehen !) wieder eine ganz andere Liga, die Szell fast gleichkommt.
    Auf die späten Pollini Aufnahmen mit den Berliner PH unter Abbado (DG), kann ich nun wegen dem dort gebotenen "Romatiksoftgedudel" ganz verzichten, aber die habe ich auch noch (nicht mehr lange).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo miteinander,


    es gibt ja einen prominenten Neuzugang bei den beiden Konzerten:



    Von den letzten Aufnahmen Grimauds war ich eher enttäuscht, ohne mich aber den oftmals pauschalen und undifferenzierten Kritiken in Richtung 'Ist-nur-eine-Marketingerscheinung' anschließen zu können. Hier bin ich positiv überrascht! Wunderbar vollgriffiges Spiel, der akkordische Klaviersatz von op. 83 hat bei Grimaud eine immense Innenspannung, der zweite Satz ist 'appassionato', voller Leidenschaft und Intensität. Das schwungvolle Finale gefällt ebenfalls, Grimaud trifft den spezifischen Ton des Komponisten und ist bei der Sache. Freilich hat ihr Klavierspiel lange nicht die Druchschlagskraft eines Gilels', aber der Komponist scheint ihr eine Herzensangelegenheit zu sein und das merkt man - im Unterschied etwa zu ihren letzten Chopin- oder Bach-Aufnahmen, die ich weder besonders besselt noch technisch überzeugend fand.


    Kennt noch jemand diese neue Einspielung? Gibt es anderslautende Meinungen?


    Beste Grüße,
    Christian

  • Sagitt meint:


    gleiches Orchester mit Zimerman und Bernstein,eine andere Klasse


    beim ersten immer noch Katchen,Gelber,Weissenberg!

  • beim ersten immer noch Katchen,Gelber,Weissenberg!


    Weissenberg mit Karajan? Die habe ich in eher schlechter Erinnerung.


    Ich werde sie nochmals hören, aber damals fand ich sie neben Pollini/Böhm; Serkin/Szell und Hansen/Fricsay (meine Favoriten-Trias) ziemlich belanglos.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Kennt noch jemand diese neue Einspielung? Gibt es anderslautende Meinungen?

    David Hurwitz von classicstoday war nur mäßig begeistert, was mir dann - der ich schon ein Dutzend Einspielungen habe, u.a. alle die dort als Vergleich herangezogen werden - die Entscheidung leicht gemacht hat, diese vorbeiziehen zu lassen. Letztlich würde ich auch mit nur einer auskommen und das wäre diese:


  • Sagitt meint:


    gleiches Orchester mit Zimerman und Bernstein,eine andere Klasse


    beim ersten immer noch Katchen,Gelber,Weissenberg!


    Die Aufnahme mit Zimerman und Bernstein schätze ich ebenfalls - auch vom Orchester her. Aber das Schöne an solchen Neueinspielungen ist doch, dass man ein vermeintlich bekanntes und geliebtes Werk wieder neu hört - zumindest sollte das eine Neueinspielung leisten, sonst hat sie angesichts des großen Katalogs keine Berechtigung. Und bei Grimaud klingt doch einiges anders, dem langsamen Thema im 2. Satz von op. 83 entlockt sie mit der linken Hand (5:45ff.) zum Beispiel eine ganz neue Dimension. Immer nur die alten Aufnahmen zu zitieren, so sehr ich diese wertschätze, führt doch nicht weiter. Könnte mir ja auch gut vorstellen, dass es hier Experten gibt, die mit Grimauds Einspielung ein Problem haben. Bin schon sehr auf Holgers Meinung gespannt!


    Viele Grüße,
    Christian

  • Da bin ich froh, dass ich auch nicht sonderlich begeistert bin und es nicht an den Ohren liegt. Die letzte Aufnahme der Klavierkonzerte, die mir gefiel, war die mit Hough/A. Davis! Davor gibt es einige, die es lohnen sie zu besitzen.



    :hello: LT

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  • Hallo Lutgra und Christian B.,


    der Brahms-KK-Thread ist ja mittlerweile schon sehr sehr lang, sodass man nicht unbedingt alle Beitrge durchforsten mag.
    :!: Ich möchte deshalb auf den Beitrag 31 aufmersam machen.
    Ich hatte die Fleisher/Szell-Aufnahme zuerst auf einer CBS-Doppel-LP. Da war die Klangqualität so "sauschlecht" mit einseitigen Kanälen, dass mir die Aufnahme damals nie richtig Freude bereitet hatte. Erst durch gelesene Kritiken und die Meinungen hier bei Tamino wurde ich wieder auf die Aufnahme aufmersam - kaufte mir diese auf CD - jetzt SONY.
    :angel:8o Ich habe kaum ein krasseres Beispiel erlebt, bei dem die CD-Ausgabe klanglich um soviel besser und aufgewerteter war als die entsprechende LP !!! Der Hammer !
    *** Heute kann ich Dir zustimmen, dass ich im Prinzip nur mir dieser Aufnahme (auf CD !) auskommen würde.
    Aber die Serkin/Szell-Aufnahmen (SONY, 1960) finde ich genau so umwerfend - ;) und da gab es nie Klangprobleme.


    Hier beide Hammeraufnahmen der KK 1 und 2:


    ++
    SONY, ADD


    Die Burleske von R.Strauss ist mit Serkin (hier mit Ormandy) ebenfalls meine Lieblingsaufnahme !


    :thumbsup: Die 3 CD´s gem den 3Abb nenne ich aus meiner Sicht = CD-Edelsteine !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Besten Dank für den Hinweis, die Besprechung ist aber leider nur für Premiums-User/Insider - und das bin ich dort nicht.

    Sorry, das habe ich nicht bedacht. Na, da habe ich mich ja jetzt geoutet, dass ich den Zugang habe.


    Vielleicht ja bald nicht mehr, wenn ich das jetzt hier poste :rolleyes: :


    Also David Hurwitz schreibt (auszüglich)


    The result here is at best 50 percent successful ... the more successful performance is that of the Second Concerto.There are some very beautiful moments here, especially at low volume: the sudden, mysterious passage just before the first-movement conclusion; the rapt interlude halfway through the slow movement; and the finale, which is deliciously light–indeed, perhaps a bit too much so. The one disappointing movement is the scherzo, surprisingly flat and lacking the impetus and energy that we usually hear.
    The First Concerto .... frankly a failure ... this is one of those interpretations that should not have been released. The opening is dry, fragmented, and lacking in impact ... Compare this to almost any other version, never mind a great one like Serkin/Szell on Sony... Again, it’s clear that Nelsons brings nothing to the party, and as a result the long opening movement is just dull. In the slow movement Grimaud pants and gasps so obtrusively that it’s unlistenable, and unforgivable. If she’s not conscious of this, someone should have said something.
    As for the finale, compare Grimaud to Serkin. Serkin balances melody and accompaniment far better than does Grimaud, whose left hand just bangs away manically, and Serkin catches the flow of the music (including the diminuendo and ritard in the main theme) far more sensitively. The engineers also let Grimaud overpower the orchestra, reversing primary and secondary melodic lines. The result is a distortion of what Brahms wrote. Grimaud recorded this work not terribly long ago with Kurt Sanderling for Erato, and while not perfect it’s a much better performance than this one.


    Ich sollte dazu sagen, dass meiner Meinung nach David häufig bei negativen Kritiken übertreibt, manche seiner Kritiken z.B. von Barbirolli- und Horenstein-Aufnahmen sind einfach indiskutabel. Die Aufnahme der Sibelius-Symphonien von Barbirolli führte er mal unter der Rubrik: Records from Hell. :D

  • Die Kritik an dem ersten Konzert halte ich persönlich für nicht nachvollziehbar. Ich habe es als Rundfunkmitschnitt und schon oft gehört.
    Natürlich, wenn ich jetzt die drei besten Aufnahmen nennen müsste, wäre diese nicht dabei. Auch wohl nicht unbedingt bei den besten fünf.


    Aber bei einem Werk, bei dem so eine Unzahl an Interpretationen besteht, heißt da noch lange nicht, dass es mithin ein Mitschnitt ist, "der nie hätte veröffentlicht werden sollen".


    Gerade den langsamen Satz finde ich sehr intensiv. Hier trifft für mich zu, was Christian B anführte, dass man ein "vermeintlich bekanntes und geliebtes Werk wieder neu hört". Dass Herr Hurwitz ein Problem mit den "Begleitgeräuschen" hat, ist erst mal nicht so verwunderlich, es fällt schon sehr auf - andererseits ist es aber auch sehr kleinkariert.
    Es ist eine Liveaufnahme; und die emotionale Intensität der Interpretation, die sicher nicht den großen Zug und die Straffheit eines Serkin besitzt, dafür aber wunderbar intime Momente, wird durch die gleichsam physische Präsanz der Pianistin sogar noch verstärkt.


    Und auch Nelsons Dirigat ist so schlecht nicht.


    Alles in allem eine unangemessene, völlig überzogene Kritik an einer Interpratation aus dem guten Mittelfeld, die durch schöne Binnenmomente ihre eigene Qualität bekommt.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Sagitt meint:


    An anderer Stelle schrieb ich einmal, ich werde beim ersten Konzert durch die Interretation gerne erschreckt.Genau das bewirkt Weissenberg, der mit ungeheurer Kraft in die Doppeltriller geht,verständlich macht, warum die Leipziger 1859 dem Wer nichts abgewinnen konnten.


    Sicher können Neuaufnahmen auch bei sehr bekannten Werken neue Eindrücke auslösen. Wenn ich Jacobs mit den Freiburgern letzte MOzart-Sinfonien spielen höre oder Currentzis mit seinem Requiem tritt ein solches Erlebnis ein.Bei dieser Grimaud Aufnahme bei mir nicht.
    Da gehts dann eher nach dem Motto von Beikircher: Dat hab isch auf CD besser.


    PS oder ein ganz aktuelles Beispel: wie Norrington und Knauer Mozart und Beethoven interpretieren: ganz wunderbar,frisch lebendig,als sei die Musik eben veröffentlicht. Nein, die Musik ist alt,aber die Aufnahme brandaktuell. :)


  • Zu Beginn des 2. Klavierkonzerts dachte ich zunächst: Sehr rhetorisch, irgendwie zu barock affektiert, wo ist da die hanseatische Strenge und Klarheit, welche die typisch romantische Klassizität von Brahms ausmacht? Doch je länger man hört, desto zufriedener wird man eigentlich. Das ist einfach sehr engagiert gespielt, mit Seele und Gefühl. Die große "Pranke" hat sie nicht, sicher. Und auch nicht immer den architektonischen Blick. Aber dafür ist es ungemein empfindsam-bewegt und aufwühlend. Das Orchester ist zudem hervorragend. An manchen Stellen wird es vielleicht ein bisschen zu "gemüt"-lich. Sehr gefallen hat mir das finale Rondo in seiner beschwingten Art. Eine schöne Aufnahme, die ich zwar absolut auch nicht neben Gilels, Arrau, Rubinstein oder Weissenberg stellen würde, aber doch ein Gewinn durch den immer sehr persönlich-engagierten Vortrag. Man freut sich hinterher, das Brahms-Konzert mal wieder gehört zu haben und sagen zu können: Wie schön ist diese Musik doch eigentlich! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Seit gestern habe ich die empfohlene Doppel-CD mit den Brahms-KK.
    Es war mir ein Bedürfnis nach der alten hochgeschätzten Garde Fleisher/Szell (SONY), Serkin/Szell (SONY), Pollini/Böhm (DG) auch mal eine neuere aktuelle Aufnahme kennen zu lernen.
    Es handelt sich um Live-Aufnahmen, die aber auf der CD wie eine Studioaufnahme rüber kommen (kein Applaus; kein lästiges Husten; absolut sauber). Verwundert hat mich, das Decca nur die Gesamtspielzeiten, aber nicht die Satzspielzeiten im Textheft abdruckt !??! Diese liefere ich hiermit gleich unten bei meinen Eindrücken nach !

    Meine ersten Eindrücke:


    Klavierkonzert Nr.1 op.15
    Von Chailly habe ich jetzt kein aussergewöhnlich dramatischen Anfang erwartet (so wie ich diesen interpretieren würde). Mir käme es auf grosse Durchhörbarkeit und extreme Durchschlagskraft an. Ich würde auch nur harte Schlägel für die Pauken verwenden lassen, das jeder Schlag einzeln hörbar wäre ! Whow, das würde aufwühlen ... na ja, reines Wunschdenken.
    Chailly natürlich in gewohnten orchestralem Klanggewandt mit einem ausgezeichneten Gewandhausorchester Leipzig, das die gewünschte sehr detailreiche durchsichtige und zudem straffe Wiedegabe voll normal erfüllt. Mir gefällt auch das gewählte straffe Tempo mit 20:49 für den ersten Satz sehr gut (ich mag Aufnahmen, die an die 24Min reichen gar nicht !).
    Nelson Freire erweist sich als ein ganz exqusiter Brahms-Pianist, den ich bisher eher bei Ravel auf dem Schirm hatte. Die stürmischen und dramatischen Passagen sowie die gefühlvollen Momente kostet er angemessen aus. Eine tolle Aufnahme, die mir nach der alten Garde in frischer Klangtechnik sehr gut gefallen hat. :thumbsup::thumbsup:
    Spielzeiten: 20:49 - 14:00 - 11:20


    Klavierkonzert Nr.2 op.83
    Die positiven Worte für Nelson Freire gelten auch hier. Insgesamt eine gute Aufnahme, die mich aber dennoch nicht 100% überuzeugen konnte. Zu konventionell und stellenweise belanglos wirkt die Interpretation auf mich.
    Der erste Satz wirkt auf mich mit 18:07 zu langsam; schön flott und mal mit herausstechenden Akzenten dann das Allegro appassionato; zu konservativ ohne herausstechende Merkmale das Andante und abschliessend dann das Allegretto grazioso, das mir zu grazil und belanglos war. Viele Worte - die Int ist gut, keine Frage - aber nicht mehr und nicht weniger.
    8-) Hier muss ich deutlich feststellen, dass mir die alte Garde ungleich mehr liegt, die auch orchestral im KK 2 echten Biss zeigen.
    Man höre Richter/Leinsdorf (RCA); Serkin und Fleisher/Szell (SONY) mit wieviel mehr Leben das rüber kommt.
    Spielzeiten: 18:07 - 8:35 - 12:19 - 9:13



    Decca, 2006, DDD


    :thumbup: Der Kauf hat sich aber für das KK Nr.1 deutlich gelohnt.
    Die Klangqualität beider Aufnahmen ist sehr gut, sehr deutlich und lässt kaum Wünsche offen, wenn auch "normal" und nicht mit übermässig audiophilem Anspruch.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,


    die Richter- und Fleisher-Aufnahmen habe ich natürlich auch.


    Aber was hältst du denn von


    - Rubinstein/Reiner (1) und Krips (2),
    - Van Cliburn/Reiner,
    - Arrau/Giulini
    - Arrau/Haitink und
    - Gilels/Szell? Im Gegensatz zu deiner Äußerung in Posting Nr. 123 gibt es die von dir gewünschte Combi doch, und zwar hier:


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wenn wir über Brahms-Interpreten diskutieren darf Gerhard Oppitz keinesfalls fehlen.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Wenn wir über Brahms-Interpreten diskutieren darf Gerhard Oppitz keinesfalls fehlen.
    Herzlichst
    Operus

    Okay. Und - wie sind seine Klavierkonzerte mit C.Davis...?

    Herzliche Grüße
    Uranus


  • Diese Box enthält keine Brahms-Konzerte. Soviel ich weiß, gibt es mit Gilels das erste Konzert nur in der DG-Aufnahme mit Jochum und das zweite außerdem noch bei RCA mit Reiner/Chicago. Die Aufnahmen mit Jochum sind sehr breit und m.E. etwas "distanziert", vermutlich nicht das richtige für Teleton...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Die Aufnahmen mit Jochum sind sehr breit und m.E. etwas "distanziert", vermutlich nicht das richtige für Teleton...


    :thumbup: stimmt genau lieber Johannes - ;) man kennt mich !


    Lieber Willi,


    die Rubinstein/Reiner (1) und Krips (2) (RCA) war meine Erstaufnahme in einer braunen RCA-LP-Doppelkassette. Beides ganz wunderbare Aufnahmen, die mich für viele Jahre begleitet haben, bis die CD-Zeit einsetzte. Nach den Aufnahmen mit Serkin/Szaell und Fleisher/Szell hielt ich es dann erst mal nicht mehr für nötig weiteres anzuschaffen. Ich besitze noch Pollini/Böhm (1) und Abbado(2) mit den Wiener PH (DG); die mit den Berlinern habe ich auch so schnell wieder abgestossen, wie ich sie erhalten habe ...
    Zwischenzeitlich besaß noch die technisch gut klingenden mit Ashkenazy/Haitink (Decca), aber im 2ten blieben die im Festlichen hängen; beim 1sten zu wenig Emotion seitens des Orchesters und zu breit - - - verkauft.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Mea Culpa, mea culpa, me maxima culpa. Da habe ich doch tatschächlich Beethoven mal wieder mit Brahms verwechselt. Das zweite Konzert mit Reiner vom Februar 1958 ist natürlich in der 4 CD-Box von RCA Red Seal.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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    Heute in einer Arbeitspause (draußen scheint die Sonne und es schneit) führe ich mir erst Les Noces von Strawinsky zu Gemüte von ihm selbst dirigiert (toll!!!) und dann denke ich: Höre Dir doch mal das Brahms 2. Klavierkonzert an mit einer Aufnahme, die Du schon lange nicht mehr gehört hast. Ich griff zu Anda und Friscay (mit den Berliner Philharmonikern). Ein besseres Nikolausgeschenk in Sachen Brahms kann man sich eigentlich nicht machen! Die Aufnahme ist wahrlich singulär - sie klingt einfach anders als alle anderen. So dramatisch-leidenschaftlich "undeutsch" traut sich das sonst niemand zu spielen. Die beiden Ungarn harmonieren wie zwei Zwillingsbrüder. Das Wunder ist, daß sie trotz aller leidenschaftlichen Dramatik, präziser Rhythmik und Beschwingtheit den Brahms-Ton ideal treffen. Die Interpretation ist zudem unglaublich musikalisch und einfallsreich, spontan, ungemein klangschön und dabei von der ersten bis zur letzten Note durchdacht. Eine Aufnahme, die zu den unsterblichen Sternstunden der Plattengeschichte gehört. :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:


    Schöne Güße
    Holger

  • Die Aufnahme ist wahrlich singulär - sie klingt einfach anders als alle anderen. So dramatisch-leidenschaftlich "undeutsch" traut sich das sonst niemand zu spielen. Die beiden Ungarn harmonieren wie zwei Zwillingsbrüder. Das Wunder ist, daß sie trotz aller leidenschaftlichen Dramatik, präziser Rhythmik und Beschwingtheit den Brahms-Ton ideal treffen.

    Lieber Holger
    das hast Du sehr schön geschrieben und das empfinde ich genauso, auch ich liebe diese Aufnahme. Und die ideale Partnerschaft Anda/Fricsay, die ja auch bei Bartok zu bleibenden Ergebnissen führte, wird dann besonders klar, wenn man die etwas spätere Einspielung mit Anda und Karajan mit dieser vergleicht. Die lässt mich völlig kalt, da kommen zwei große Musiker hörbar nicht zusammen.

  • Ein besseres Nikolausgeschenk in Sachen Brahms kann man sich eigentlich nicht machen!


    Hallo Holger,


    ein ähnliches Nikolausgeschenk habe ich mir auch gemacht. Ich habe nämlich das Brahms KK Nr.1 in meiner ersten Aufnahme meines Lebens mit Rubinstein/Reiner (RCA) jetzt auf CD bestellt und heute zum Nikolaus bekommen.


    Mir war gar nicht bekannt, das die Aufnahme bereits von 1954 ist. In meiner damaligen braunen RCA-2LP-Box mit Rubinstein/Reiner (1.) und Krips (2.) war nämlich gar kein Aufnahmedatum angegeben (das war damals bei LP´s auch oft nicht üblich - hat mich aber ewig geärgert. (( Auf dem Innenrand der LP (neben dem Etikett) hat man dann aber oft brauchbare Daten gefunden.))
    Die Aufnahme ist aber trotzdem auch klanglich einwandfrei und was mich total wundert, warum bei dem Datum keine Rauschfahne vorhanden ist - einfach Klasse was RCA da schon geleistet hat.


    *** Jedenfalls stelle ich immer wieder fest, wie wichtig auch die Orchesterbegleitung gerade bei den Brahms-KK ist. Reiner und das Chicago SO sind einfach Klasse und bauen eine Spannung mit absolutem Gänsehautfeeling auf, die so ergreifend nur von den Szell-Aufnahmen (mit Serkin und Fleisher) noch erreicht wird.
    :thumbup: Da sage ich nur: Whow - die alte Garde !
    Rubinstein wunderbar ohne jede Kritik fabelhaft.
    :thumbsup::thumbsup::thumbsup:


    Ich bin ja mit Brahms bestens ausgestattet und hatte eigendlich nur zum Test bestellt, weil diese CD-Ausgabe von C1992 für´s paar Cent bestellbar war.
    :jubel: Dass ein paar Cent für so ein tolles Nikolausgeschenk ausreichen freut mich natürlich:



    RCA, 1954 Stereo, ADD



    Interessant auch dein begeisterter Hinweis auf Anda/Fricsay (DG) für das KK Nr.2.
    :D:huh: Verdammt, die DG-LP war 2008 in der von der Verwandtschaft übernommenen LP-Sammlung die ich komplett verkauft habe. ;) Aber macht nichts, die Aufnahme hätte ich sowieso auf CD haben wollen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • ein ähnliches Nikolusgeschenk habe ich mir auch gemacht. Ich habe nämlich das Brahms KK Nr.1 in meiner ersten Aufnahme meines Lebens mit Rubinstein/Reiner (RCA) jetzt auf CD bestellt und heute zum Nikolaus bekommen.


    Lieber Wolfgang,


    die CD habe ich auch! :) Ich finde, Rubinstein ist ein geborener Brahms Interpret: diese Mischung aus Herbheit und Sinnlichkeit, aus klassischer Schlichtheit und Empfindsamkeit, all das verkörpert Rubinstein ideal. Die Klavierstücke auf der CD (Rhapsodie, Intermezzo und Capriccio, es gibt noch mehr!) finde ich sind ebenso ideal. Meine absolute Referenzaufnahme ist Rubinsteins Einspielung der Sonate op. 5 (Nr. 3) - die liebe ich besonders!


    Schöne Grüße
    Holger

  • ]In dieser Box war ein Konzert, das ich bisher auch noch nicht kannte, jedenfalls nicht in dieser Zusammenstellung, das zweite KK Brahms B-dur op. 83. Und zwar fand es 1991 in der Münchenr Philahrmonie statt. Sergiu Celibidache dirigierte seine Philharmoniker und Daniel Barenboim spielte den Klavierpart, und mit Bravour, wie ich finde. Celi dirigierte ganz entspannt und mit Noblesse, nicht ausgesprochen langsam, aber schnell ist das Konzert ja sowieso nicht. Zur Tempowahl Celis in diesem gemeinsamen Konzert sagte Barenboim im Gespräch mit dem Autor des Begleittextes, Colin Anderson, übrigens einiges Bemerkenswertes:

    Zitat

    Daniel Barenboim: Er war sich zutiefst bewusst, dass es innerhalb der Musik kein isoliertes Phänomen gibt. Und das erste Beispiel ist genau dies, die Frage des Tempos. Wer für die harmonische und instrumentale Spannung in der Musik blind ist, der braucht offenbar auch kein solch langsames Tempo; doch wenn man in ihr mehr sieht, als das, was an der Oberfläche liegt, dann ist ein langsameres Tempo vonnöten, um das alles hörbar zu machen. Er verstand die Beziehung zwischen Geschwindigkeit und Inhalt, zwischen Raum und Räumlichkeit, das ist nicht nur etwas Metaphysisches sondern eine sehr physische Sache, die wir in jedem anderen Bereich des Lebens akzeptieren, doch aus irgendeinem Grund wenden wir es nicht auf die Musik an. Wenn man mit jemandem im Gespräch zusammensitzt, den man extrem langweilig findet, dann können zwei Minuten so langsam vergehen wie zwei Stunden, aber wenn man mit einer sehr interessanten Person zusammensitzt, dann vergehen zwei Stunden wie zwei Minuten. Wir alle haben ein subjektives Zeitempfinden, und wir müssen uns immer wieder an der objektiven Uhr orientieren: das ist die größte Lektion, die uns Celibidache erteilt, und es ist ein sehr einfaches Prinzip.. Es gibt viele davon. Er war einer der größten Musiker, denen ich je begegnet bin. Ich reiste aus München immer als ein anderer Musiker ab, als ich bei der Ankunft war.


    Es ist schön, dass man heutzutage noch so etwas entdecken kann.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Junge, Junge, das geht gleich ordentlich zur Sache, der Mann an der Pauke haut sich erst mal den ganzen Frust vom Leibe und die anderen alle direkt hinterher. Das macht schon mal Laune.
    Das Klavier hört sich dann für mich irgendwie seltsam an, als stünde das Mikro an ungewohnter Stelle oder das Klavier irgendwo allein. Aber schön, sehr deutlich.
    Auch die Instrumente im Orchester, die hervortreten sind sehr klar und nuanciert.
    Prima!

    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Hallo Klaus,


    wenn es Krystian Zimmerman sein soll, dann schon lieber mit Leonard Bernstein mit den Wiener PH !
    Die entsprechenden CD´s sind verdammt teuer und nicht leicht an Land zu ziehen. Ich bin schon lange hinterher diese Aufnahmen zu bekommen.
    ;):thumbup: Aber jetzt wo die Aufnahmen beider Brahms-KK auf YouToube zu haben sind, ist das Problem gelöst und man hat sogar noch die Bild-INFO dabei.


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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