Haydns Klaviertrios - Salonmusik?

  • Neben die Sinfonien, Klaviersonaten und Quartetten treten im Oeuvre Haydns eine Reihe von etwa 30-40 (bei einem guten Dutzend ist die Autorschaft umstritten) Trios für Klavier, Violine und Violoncello. Allerdings sind sie "aus Gründen, die nichts mit ihrem musikalischen Wert zu tun haben, am wenigsten bekannt", schreibt Charles Rosen, der diesen Werken in "Der Klassische Stil" ein ganzes Unterkapitel widmet. Er gibt auch gleich eine mögliche Erklärung für diesen geringen Bekanntheitsgrad: Sie seien eher "Werke für Soloklavier und Solovioline mit Begleitung eines Cellos" als Klaviertrios im Sinne des 19. Jhds. Das Cello verdoppelt hauptsächlich den Klavierbass und ein großer Teil der Violinstimme geht parallel mit dem Diskant des Klaviers; "erweiterte Klaviersonaten" träfe es vielleicht noch besser. Vermutlich liegt das u.a. am Klangcharakter der zeitgenössischen Hammerklaviere, die baßschwach waren und zwar ein durchdringendes, aber wenig tragendes Diskantregister besaßen. Findet man sich mit dieser Dominanz des Klaviers ab, so wird man vielleicht wie Rosen zu dem Schluß kommen, dass diese Werke, von denen viele spät, etwa zur Zeit der "Londoner Sinfonien" entstanden, interessanter sind als die meisten Klaviersonaten Haydns. Sie weisen teilweise einen extrovertiert-virtuosen Klavierstil auf, der von den pianistischen Fähigkeiten der Widmungsträgerinnen (oder anderer Amateure) zeugt (nach Rosen sind sie pianistisch weitaus brillanter geschrieben als die Solosonaten).
    Verglichen mit z.B. den Streichquartetten zeigen sie sich oft lockerer strukturiert, entspannter, besitzen improvisatorische Züge; manche sind nur zweisätzig. Des öfteren stehen breit angelegte Variationssätze (meist Moll/Dur-Doppelvariationen) an Stelle der Hauptsätze und viele Finalsätze sind Menuette oder lebhafte "Deutsche Tänze".
    Sie sind gewiß zur "Unterhaltung" komponiert, aber eben für die Privatsphäre, zur Hausmusik ziemlich fähiger Amateurmusiker. Sie richten sich also mindestens ebenso, wenn nicht hauptsächlich, an die Ausführenden selbst wie an das Publikum einer privaten Soiree. Von Salonmusik mit trivialem Beiklang kann daher keine Rede sein, aber der private Charakter dürfte zusätzlich zu den bereits genannten Faktoren für die relative Obskurität der Stück beitragen.
    Zu einzelnen Werken und Einspielungen äußere ich mich vielleicht später noch. Anspieltips jenseits des populären G-Dur-Trios (Nr. 25) mit dem "Zigeunerrondo" wären z.B. Nr. 13 c-moll (mit einem der besagten Variationssätze zu Beginn) und die letzte Dreiergruppe Nr. 27-29.


    Es gibt eine ganze Reihe früher Werke, größtenteils zweifelhafter Autorschaft, die ich in folgender Übersicht (der Übersichtlichkeit wegen...) weglasse, was nicht heißen soll, dass sich nicht einiges Hörenswerte darunter befände. Ebenfalls gebe ich nur die Hoboken-Nummern (Hob. XV) an (da mir die Basis und Gebräuchlichkeit anderer Nummern nicht klar ist); die Kompositionsdaten sind meistens "bis"-Daten, d.h. die Werke wurden auf jeden Fall vorher komponiert. Die Gruppierung in Dreiergruppen entspricht der Veröffentlichung:


    5 G-Dur (-1784)


    6 F-Dur (1784/85)
    7 D-Dur
    8 B-Dur


    9 A-Dur (1785)
    2 F-Dur [c1767-71]
    10 Es-Dur


    11 Es-Dur (-1789)
    12 e-moll
    13 c-moll


    14 As-Dur (-1790)


    (die folgenden drei Stücke sind für Flöte, Cello und Klavier)
    15 D-Dur (-1790)
    16 G-Dur
    17 F-Dur


    18 A-Dur (-1794) Maria Therese v. Eszterhazy gewidmet
    19 g-moll
    20 B-Dur


    21 C-Dur (-1795) Maria v. Eszterhazy gewidmet
    22 Es-Dur
    23 d-moll


    24 D-Dur (1795) Rebecca Schroeter gewidmet
    25 G-Dur "Rondo all'ongarese" (in the Gipsies' style)
    26 fis-moll


    27 C-Dur (1797) Teresa Jansen gewidmet
    28 E-Dur
    29 Es-Dur


    30 Es-Dur (1797)


    31 es-moll (1795)


    32 G-Dur (1794)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Anspieltips jenseits des populären G-Dur-Trios (Nr. 25) mit dem "Zigeunerrondo"


    Salut,


    also bitte... :D


    all'ongarese ist die offizielle Bezeichnung. Das all'ongarese ist im Prinzip wie ein alla turca zu verstehen: es hat nicht wirklich etwas mit dem Ungarischen oder Türkischen zu tun, aber es klingt halt so. Eine Mode der Zeit, die ich klasse finde.


    Ich mag das gesamte Trio sehr, den ersten ruhigen Variationssatz, den 2. Satz [E-Dur !] mit leichten Anklängen an Beethovens Mondscheinsonate :stumm: [die Nähe zu cis-moll, was auch darin vorkommt] und natürlich das Rondo all'ongarese. Das ist einfach nur fantastisch - ein vermiculus auris sozusagen. Die Rondoform spricht für sich - die g-moll-Teile sind alles andere als melancholisch, was man vielleicht mit dieser "Todestonart" verbindet: Nein, sie sind exorbitant schreiend lustig! Das ist wirklich feinste Kammermusik, die absolut viel Freude beim Spielen und Hören bereitet!


    Ich muß gestehen, dass ich ansonsten keine Klaviertrios von Haydn kenne :O - aber das kommt noch, man muß ja auch in der Rente noch was zu Entdecken haben.


    :hello:


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli


    also bitte... :D


    Balkanschnitzel, Sinti-Soße, Roma-Baron, ich weiß, o.k. ich beuge mich dem PC-Terror :D


    In der Liste stehen ja die italienischen und englischen Bezeichnungen (letztere deutet daraufhin, dass es schon seinerzeit ein Renner war)


    Zitat


    Ich mag das gesamte Trio sehr, den ersten ruhigen Variationssatz, den 2. Satz [E-Dur !] mit leichten Anklängen an Beethovens Mondscheinsonate :stumm: [die Nähe zu cis-moll, was auch darin vorkommt] und natürlich das Rondo all'ongarese. Das ist einfach nur fantastisch - ein vermiculus auris sozusagen. Die Rondoform spricht für sich - die g-moll-Teile sind alles andere als melancholisch, was man vielleicht mit dieser "Todestonart" verbindet: Nein, sie sind exorbitant schreiend lustig! Das ist wirklich feinste Kammermusik, die absolut viel Freude beim Spielen und Hören bereitet!


    Ich muß gestehen, dass ich ansonsten keine Klaviertrios von Haydn kenne :O - aber das kommt noch, man muß ja auch in der Rente noch was zu Entdecken haben.


    Dann wird es aber mal Zeit. Ich nenne mal (nicht nur für Dich), ohne ausführliche Kommentare ein paar gute Einsteiger-CDs.
    Ich stelle gerade zu meinem Erschrecken feste, dass hier einiges vergriffen ist. Ich finde also noch nichtmal ein Bild von meiner Top-Empfehlung


    Trios 27-30 mit Levin/Beths/Bylsma auf Sony, daher nenne ich die sehr entspannte (d.h. sie könnte in einigen Sätzen etwas Feuer gebrauchen...), aber klangschöne Einspielung mit Höbarth/Cohen/Coin (Hob. 27-29 sind hier 43-45 :wacky:...). Die ist sehr preiswert, andere der Serie teuer oder vergriffen, ich habe noch eine weiter von ihnen (die damals aber auch zum mid-price erhältlich war)



    Im HIP-Bereich gibt es noch eine recht weit gediehene, aber einzeln erhältliche, Reihe bei cpo (Trio "1790" teils mid-price, sehe gerade die kosten nur noch 4,99/CD! da habe ich vor anderthalb Jahren noch 12,99 gezahlt!). Nicht schlecht, lebhafter als Cohen & Co., aber teils etwas "klimprig".
    Schließlich nannte Carola (?) neulich eine ebenfalls günstige CD aus Eterna-Beständen, die außer dem Gypsy-Trio vergleichsweise unbekannte, aber sehr schöne Stücke (g-moll #19 und D-Dur #24 und noch eins)



    Komplettisten können mal wieder "Brilliant Classics" dankbar sein, die kürzlich eine ziemlich vollständige (41 Stücke, d.h. eine ganze Reihe Arrangements und zweifelhafte Werke sind eingeschlossen) Gesamtaufnahme (auf alten Instrumenten) vorgelegt hat-. Ich höre die seit gestern durch und so nebenher scheint sie ziemlich ordentlich zu sein. Der Fortepianist Bart van Oort ist vielleicht von anderen CDs des Labels bekannt, bildet hier den Kern des passend getauften "Van Swieten Trios" das Cello ist alternierend mit Jaap ter Linden und Job ter Haas, die Violine mit Remy Baudet/Franc Polman besetzt.



    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
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    (Bob Dylan)

  • Es trifft sich gut, dass Du einen Thread zu den Haydn Trios aufgemacht hast, Johannes. Ich habe mir nämlich erst heute eine (preisgünstige) Box mit 4 CD´s dieser Trios gekauft.





    Auf diesen CD´s (Haydn Trio Eisenstadt, Label Capriccio) sind insgesamt 20 Trios aufgenommen. Und ich konnte mal wieder gleich beim ersten Hören feststellen, dass ich auch hier moderne Instrumente bevorzuge. Ich habe nämlich auch die bei 2001 erhältliche Gesamtaufnahme auf historischen Instrumenten (Van Swieten Trio), die mir nicht so zugesagt hat.


    Die von Dir bereits erwähnte Eterna CD gefällt mir hingegen gut.


    Da ich den Klang des Cellos sehr schön finde, ist es natürlich schade, dass bei den Haydn Trios das Cello so wenig zu tun hat oder jedenfalls im Vergleich zum Klavier keine eigenständige Rolle spielt. Und die "Masse" der Werke erschwert vielleicht auch ein wenig den Zugang bzw. die Orientierung. Ich habe mir jedenfalls jetzt erst mal damit geholfen, dass ich hinter jedes Trio die Kategorie "früh", "mittel", oder "spät" geschrieben habe, um überhaupt mal eine grobe Orienteierung zu gewinnen. Denn je nach Entstehungszeitraum unterscheiden sich die Trios doch erheblich.


    Wenn man zum Beispiel das letzte und sehr schöne Trio Hob. XV:30 mit einem der ersten vergleicht, wie Hob.XV 40, dann ist das schon ein deutlich hörbarer auch Qualitätsunterschied. Aber solange das auf der CD ein bisschen gemischt wird, habe ich auch nichts gegen diese als gehobene Hausmusik komponierten Trios.


    Mit Gruß von Carola :hello:


    P.S. Kennt eigentlich jemand die Gesamtaufnahme vom Beaux Arts Trio? Die war mir mit über 60 Euro bisher zu teuer.

  • Zitat

    Original von Carola


    Auf diesen CD´s (Haydn Trio Eisenstadt, Label Capriccio) sind insgesamt 20 Trios aufgenommen. Und ich konnte mal wieder gleich beim ersten Hören feststellen, dass ich auch hier moderne Instrumente bevorzuge.


    Die ist ja auch spottbillig! (eine Reaktion auf Brilliant?); ein schöne Auswahl (mal ohne das Gypsy-Trio...), also auch ein Super-Angebot für den Neugierigen. Ich werde aber trotz des niedrigen Preises erstmal verzichten, für den Moment bin ich mit Haydn-Trios versorgt..


    Zitat


    Orientierung. Ich habe mir jedenfalls jetzt erst mal damit geholfen, dass ich hinter jedes Trio die Kategorie "früh", "mittel", oder "spät" geschrieben habe, um überhaupt mal eine grobe Orienteierung zu gewinnen. Denn je nach Entstehungszeitraum unterscheiden sich die Trios doch erheblich.


    Ich habe daher ja oben die Entstehungsdaten dazugeschrieben; die frühen Werke fehlen in der Liste aus den genannten Gründen; die meisten sind wirklich späte Werke.


    Zitat


    Wenn man zum Beispiel das letzte und sehr schöne Trio Hob. XV:30 mit einem der ersten vergleicht, wie Hob.XV 40, dann ist das schon ein deutlich hörbarer auch Qualitätsunterschied. Aber solange das auf der CD ein bisschen gemischt wird, habe ich auch nichts gegen diese als gehobene Hausmusik komponierten Trios.


    das beste Dutzend oder so ist allerdings "gehobene Hausmusik" in dem Sinne wie der überwiegende Teil von Schuberts, Beethovens oder Mozarts Klaviersonaten gehobene Hausmusik sind, d.h. so gehoben, dass dutzende anderer Komponisten Gliedmaßen opfern würden, wenn sie sowas je hinbrächten... ;)


    Zitat


    P.S. Kennt eigentlich jemand die Gesamtaufnahme vom Beaux Arts Trio? Die war mir mit über 60 Euro bisher zu teuer.


    Nein; das war jahrelang natürlich praktisch die einzige, daher findet man auch oft Lob und sie ist sicher solide. Von den wenigen Leuten, denen diese Werke wichtig sind und die ein paar mehr Aufnahmen kennen, habe ich jedoch gehört, dass sie recht durchwachsen sein soll (wie vermutlich die meisten Gesamtaufnahmen). Ich habe eine einzelne LP mit dem BeauxArts; sobald ich es irgendwann mal schaffe, hier einen Plattendreher zum laufen zu kriegen, höre ich da mal rein.


    viele Grüße


    JR

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  • Vielleicht ist das noch interessant:


    Laut Harenberg Kammermusikführer wurden die frühen Trios (vor 1771 komponiert (Hob. XV: 1,2,34-41, C1,f1) für Cembalo als Tasteninstrument geschrieben, die mittlere Gruppe (Hob. XV: 5-17), zwischen 1784 und 1790 entstanden, für das Pianoforte. Ab ca. 1794 bis 97 komponierte Haydn die späte Gruppe der Klaviertrios (Hob. XV: 18-32), die sog. "Londoner Trios". Diese wurden für das in England zu diesem Zeitpunkt bereits gebräuchliche Hammerklavier geschrieben.


    Im Harenberg steht auch, Haydn habe die frühen Trios als "Klaviersonaten mit Begleitung" veröffentlicht und diese Bezeichnung "auch später beibehalten als es schon echte Trios waren". (S. 374).


    Gute Nacht!


    wünscht Carola :hello:

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich stelle gerade zu meinem Erschrecken feste, dass hier einiges vergriffen ist. Ich finde also noch nichtmal ein Bild von meiner Top-Empfehlung


    Trios 27-30 mit Levin/Beths/Bylsma auf Sony (...)


    Hallo Taminos, hallo Johannes,


    ich nehme an, es handelt sich um diese CD:



    Der Empfehlung kann ich mich vorbehaltlos anschließen!


    Eines vorweg, ich verfüge derzeit (noch) über keine Fachkenntnis um solche Dinge wie Anschlagstechnik, Bogenführung, wasweisich etc. zu beurteilen. Ich kann daher "nur" beschreiben ob es mir gefällt.
    Der Kauf war mehr oder weniger Zufall. Ich suchte eine günstige Ergänzung für meine Bestellung, und da ich gerade Lust auf etwas Haydn hatte und mich an eine begeisterte Rezension dieser Einspielung erinnern konnte, fiel die Wahl auf diese Aufnahme, die sich als absoluter Glücksgriff erwies.


    Haydnsche Kammermusik kenne ich bislang nur in Form von Streichquartetten (Op. 20 mit dem Hagen Quartett sowie Op. 64 mit dem Quatuor Festetics), die Klaviertrios waren somit gewissermaßen Neuland.


    Auf der Einspielung befinden sich:
    Trio Nr. 43 in C-Dur, Hob. XV:27
    Trio Nr. 44 in E-Dur, Hob. XV:28
    Trio Nr. 45 in Es-Dur, Hob. XV:29
    Trio Nr. 42 in Es-Dur, Hob. XV:30


    Ausführende sind:
    Robert Levin • Fortepiano (Paul McNulty-Kopie nach Johann Andreas Stein, 1780)
    Vera Beths • Violine (Antonio Stradivari, 1727)
    Anner Bylsma • Violoncello (Gianfrancesco Pressenda, 1835)


    Laut Beiheft wurden die Kadenzen und Verzierungen von Robert Levin währen der Aufnahmen improvisiert. Aufgenommen wurde das ganze in der Lutherse Kerk, Haarlem (Niederlande). Ulli würde jetzt sicher motzen, aber ich kann keinen störenden Hall ausmachen.


    Was man hier geboten bekommt, ist ein hochspannendes kammermusikalisches Vergnügen auf höchstem Niveau. Da soll noch jemand behaupten Kammermusik der Klassik sei langweilig. :D Das beinahe siebenminütige Presto-Finale aus Hob. XV:27 ist einer meiner Höhepunkte. Absolut faszinierend auch der Mittelsatz aus Hob. XV:28 mit einem unerwartet anders, geradezu unheimlich-bedrohlich klingenden Allegretto. Und zuguterletzt natürlich das spannende Es-Dur-Trio Hob. XV:30.
    Die Klavierstimme steht eindeutig im Vordergrund, sie ist sozusagen der Star dieser Musik. Insbesondere das Cello ist nur Begleitung. Dennoch liegt der Reiz im Zusammenspiel der drei Instrumente, bei dem Haydn zeigte was er drauf hat. Wer in das bereits erwähnte Presto-Finale reinhört, weiß was ich meine. :jubel:


    Die CD scheint beim Dschungelfluß noch bestellbar zu sein. Interessierten empfiehlt es sich baldigst zuzugreifen, da es sich bei sämtlichen noch erhältlichen Titeln aus Sonys Vivarte-Serie um Abverkäufe handeln dürfte.



    Zusammenfassung für Unentschlossene: kaufen!



    Beste Grüße,
    Gentilhombre

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Zitat

    Original von Gentilhombre


    ich nehme an, es handelt sich um diese CD:


    [ama]B0000028UD[/ama]


    Das ist die CD; ich weiß auch nicht, warum ich damals kein Bild gefunden habe


    Zitat


    Der Empfehlung kann ich mich vorbehaltlos anschließen!


    ....


    Was man hier geboten bekommt, ist ein hochspannendes kammermusikalisches Vergnügen auf höchstem Niveau. Da soll noch jemand behaupten Kammermusik der Klassik sei langweilig. :D


    Wer das behauptet, dem braucht man nicht weiter zuzuhören...die Kammermusik der Klassik gehört zur besten Musik, die es gibt.


    Zitat


    Das beinahe siebenminütige Presto-Finale aus Hob. XV:27 ist einer meiner Höhepunkte. Absolut faszinierend auch der Mittelsatz aus Hob. XV:28 mit einem unerwartet anders, geradezu unheimlich-bedrohlich klingenden Allegretto.


    Dieser düster-fahle Satz ist eines der erstaunlichsten Stücke unter den Trios, besonders wenn man den Kontrast zu dem geradezu klangschwelgerischen Kopfsatz bedenkt.


    Zitat


    Die Klavierstimme steht eindeutig im Vordergrund, sie ist sozusagen der Star dieser Musik. Insbesondere das Cello ist nur Begleitung. Dennoch liegt der Reiz im Zusammenspiel der drei Instrumente, bei dem Haydn zeigte was er drauf hat. Wer in das bereits erwähnte Presto-Finale reinhört, weiß was ich meine. :jubel:


    Die CD scheint beim Dschungelfluß noch bestellbar zu sein. Interessierten empfiehlt es sich baldigst zuzugreifen, da es sich bei sämtlichen noch erhältlichen Titeln aus Sonys Vivarte-Serie um Abverkäufe handeln dürfte.


    Ja? Das wäre schade; das war mit Abstand die beste Serie (außer Wiederveröffentlichungen), die Sony je hatte.


    Die CD ist wirklich hervorragend; natürlich gehören auch die 4 Werke zu den besten Trios Haydns, wobei es wie gesagt, noch viele weiter zu entdecken gibt. Vielleicht schaffe ich es demnächst, mal ein paar der weniger bekannten Trios vorzustellen.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Nein; das war jahrelang natürlich praktisch die einzige, daher findet man auch oft Lob und sie ist sicher solide. Von den wenigen Leuten, denen diese Werke wichtig sind und die ein paar mehr Aufnahmen kennen, habe ich jedoch gehört, dass sie recht durchwachsen sein soll (wie vermutlich die meisten Gesamtaufnahmen). Ich habe eine einzelne LP mit dem BeauxArts; sobald ich es irgendwann mal schaffe, hier einen Plattendreher zum laufen zu kriegen, höre ich da mal rein.


    Ich habe diese Gesamtaufnahme. Sogar zweimal. Einmal auf LP und einmal auf CD.



    Es ist keine HIP-Ausführung. Aber auch nicht stark romantisch. Wenn ich sie vergleiche mit dem Eisenstadt-Trio, finde ich das letzte Trio schlanker spielen.
    Trotzdem würde ich diese Box nie vermissen wollen. Und finde ich die Ausführungen :jubel:


    LG, Paul

  • Hallo!


    Nun habe auch ich seit ein paar Wochen meine erste Haydn-Klaviertrio-CD:



    Freilich habe ich extra die mit Hob.XV:25 (auch so wahrt man political correctness) ausgewählt. :rolleyes:


    Ich möchte eine nette Anekdote aus dem booklet wiedergeben:



    :D


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Salut Pius,


    würde mich über einen gelegentlich stattfindenden Exklusivbericht Deines Höreindrucks freuen, da ich das Trio 1790 sehr schätze. Allerdings kenne ich nur die Kozeluchschen Trios mit diesem Ensemble. Oder habe ich die GA auch mit diesem Trio? Ich muß mal aufräumen... :rolleyes:


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, Ulli!


    Im Prinzip kann ich Johannes' Aussagen von oben bestätigen:


    Zitat

    Nicht schlecht, lebhaft, aber teils etwas "klimprig"


    "klimprig" - was es für herrliche Wörter gibt. :D


    Wahrscheinlich kaufe ich irgendwann die Brilliant-Box.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Salut,


    in meiner Einspielung der Kozeluch-Trios wird ein nachgebautes Tasten-Instrument verwendet, dessen Qualität ich sehr viel höher einschätze, als die der Originalinstrumente, die derzeit zeitweilig bespielt werden, z.B. jenes von Badura-Skoda bespielte Teil bei KV 478/493 mit den Festetix. "Klimprig" kann ich daher nicht nachvollziehen, bzw. eher auf die Aufnahmen mit originalen Instrumenten beziehen.


    Ich glaube, die Brilliant-Box [9 CDs?] habe ich [es lebe die Ordnung :D - ich habe heute wahllos 250 CDs aus dem Regal "aktuelles" gefeuert, weil ich Platz für Neuzugänge benötigte]. Die ist sicher nicht übel, aber im Vergleich mit Kozeluch würde ich Trio 1790 stets vorziehen.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ein weniger bekanntes Ensemble auf historischen Instrumenten ist das Ensemble Trazom



    das ist eine meiner liebsten Aufnahmen, die ich sogar der Einspielung durch Patrick Cohen, Erich Höbarth und Christophe Coin vielleicht vorziehe, obwohl ich deren Haydn Trios wirklich sehr schätze. Eines der Mitglieder im Ensemble Trazom, der Cellist Stefan Fuchs, hat in Basel an der Schola Cantorum Basilienses bei Christophe Coin Barockcello studiert.
    Sie spielen etwas zügigere Tempos und wenngleich die Stimmen nicht so perfekt ausbalanciert sind, wie bei Patrick Cohen &Co, sind ihre Trios musikantischer und etwas ruppiger, was der Musik gut bekommt.

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt.


    Arnold Schönberg

  • Das von mir bereits weiter oben erwähnte Haydn Trio Eisenstadt hat nun auch Vol. 2 der Gesamtaufnahme der Klaviertrios herausgebracht, es sind wieder 4 CDs.



    Das Ensemble hat auch die hier offenbar recht bekannten :D Schottischen Vokslieder in der Haydn-Bearbeitung aufgenommen. Die spielen sehr frisch und schön, das alles auf modernen Instrumenten, also kein "HIP".


    Mit Gruß von Carola

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  • Zitat

    Original von Stentor
    Ein weniger bekanntes Ensemble auf historischen Instrumenten ist das Ensemble Trazom
    ...


    Das Ensemble Trazom spielt Haydn? Das nennt man wohl paradox!


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • "Salonmusik" mag uns heute eine abschätzige Bezeichung sein - damals fand die neuste Entwicklung der Kunst im Salon statt! Damit ist Haydn in bester Gesellschaft!



    Davon abgesehen nenne ich die o.g. CD von Levin/Beths/Bylsma auch mein eigen und fand die Kreativität des Komponisten in diesen Stücken schon ziemlich beeindruckend.

  • Hallo!


    Kürzlich gehört habe ich die CPO-CD mit den Trios 27-30. Von den bisher gehörten CDs der Reihe finde ich diese die beste, aus musikalischer wie interpretatorischer Hinsicht:



    Das Trio 1790 ist in Kozeluch-Form. Die Stücke sind wunderbare Kammermusik fern von Salonklischees. Besonders mag ich im Moment #27 C-dur, das ich auch demnächst mal live hören werde.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Ulli
    in meiner Einspielung der Kozeluch-Trios wird ein nachgebautes Tasten-Instrument verwendet, dessen Qualität ich sehr viel höher einschätze, als die der Originalinstrumente, die derzeit zeitweilig bespielt werden, z.B. jenes von Badura-Skoda bespielte Teil bei KV 478/493 mit den Festetix. "Klimprig" kann ich daher nicht nachvollziehen, bzw. eher auf die Aufnahmen mit originalen Instrumenten beziehen.


    Harald Hoeren hat mal in der Frankfurter Musikhochschule ein neu geliefertes Fortepiano von Monika May aus Marburg mit dem Trio 1790 eingeweiht - ein tolles Instrument. Die Instrumentenbauerin war anwesend.


    Die CPO-Reihe mit Haydn-Trios steht auf meiner Wunschliste - die Trios anderer Komponisten habe ich schon alle ....


  • Obwohl das hier nur am Rande dazugehört: Eine weitere CD von CPO mit den sog. Londoner Trios ist klammheimlich aus dem Angebot verschwunden :(


    Joseph Haydn (1732 - 1809)
    Londoner Trios
    Flötentrios H4 Nr. 1-4 "Londoner Trios"
    Trios H15 Nr. 15-17


    CAMERATA KÖLN
    Karl Kaiser, Traversflöte
    Michael Schneider, Traversflöte
    Rainer Zipperling, Violoncello
    Julianne Borsodi, Violoncello
    Sabine Bauer, Pianoforte

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  • Hallo !


    Ich habe folgende Gesamtaufnahme :



    Joseph Haydn - Die Klaviertrios gespielt vom Beaux Arts Trio


    Die über 40 Trios von Haydn sind meiner Meinung nach in Ihrer Entwicklung, Umfang und Bedeutung eine mit den Streichquartetten fast gleich zustellende Werksgruppe. :untertauch:
    Oftmals sicherlich unter "Wert" geschlagen.


    Haydn beginnt hier mit Gelegenheitswerken für den Hof.
    Die ersten Trios stammen noch aus der Dienstzeit beim Grafen Morzin.
    Auch hier begann Haydn mit seinen Streichquartetten.


    Zu erkennen ist, daß die ersten sicherlich für das Cembalo geschrieben wurden und bei den Werken der 90er es sich um Stücke mit dem Hammerklavier handelt.
    Die Trios sind im Gegensatz zu den Quartetten, mehr auf ein Instrument ausgelegt, nähmlich dem Tasteninstrument.
    Bei den Quartetten wurde in den Jahren immer mehr das homogene in den Instrumenten ( Zusammenspiel ) zur "Krönung" gebracht.
    Bei den Trios stand mehr das Tasteninstrument und deren zeitliche Entwicklung im Vordergrund.


    Alleine hieraus musste sich eine Entwicklung ergeben.
    Man erkennt aber auch ein Reifen in der Form.


    Am Anfang die noch in einer Art Divertimento gespielten Stücke und am ende die schon ausgereiften und eine Entwicklung genommenen späten Trios die sicherlich nicht mehr unbedingt für den "Amateurspieler" oder "Gelegenheitsspieler" sind.


    Für mich werden die Trios vorzüglich vom Beaux Arts Trio interpretiert.


    Wer die Trios von Haydn kennenlernen möchte und deren Entwicklung ( auch die des Komponisten ) mit gehen möchte sollte sich diese Aufnahmen anhören.


    :hello:


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Hallo Holger!



    Also für mich ist da noch ein deutlicher Qualitätsunterschied zwischen den Streichquartetten und den Klaviertrios auszumachen.
    Die Trios werden unterschätzt, da gebe ich Dir recht. Aber diese Werkgruppe gipfelt nicht in einem an Kreativität und Genialität dermaßen überragendem Opus Summum wie den Streichquartetten op. 76.
    Und bei den früheren Werken sind die Experimente der Sturm-und-Drang-Phase (kann man denn einige Klaviertrios selbiger definitv zuornen?) lange nicht so (r)evolutionär wie beispielsweise in op. 20.
    Ich denke, daß auch für Haydn selbst das Streichquartett ganz bewußt die ambitionierteste Musikgattung war.
    Aber statt die 3. Aufnahme von op. 33 zu kaufen (oder so), lohnt es wohl mehr, sich auch mal den Klaviertrios zu widmen, sofern noch unbekannt.


    Viele Grüße,
    Pius.


  • Ein wichtiger Unterschied scheint mir zu sein, daß die Trios viel weniger systematisch angelegt sind. Obwohl es aus fast allen Schaffensperioden vereinzelte gibt, findet man eine klare Häufung im "Spätwerk". Bei den frühen Werken sind die Enstehungszeiten allerdings sehr unsicher, ich habe daher ganz oben bei der Aufstellung die ganz frühen, oft ungesicherter Autorschaft, weggelassen. [Das habe ich mir auch nicht so ausgedacht, sondern aus meiner Version des Hob-Verz. abgeschrieben, in dem die frühen und unsicheren Werke in einem nachgeordneten Abschnitt angeführt sind.] Diese frühen Werke stammen größtenteils aus den 1760ern. Dem "Sturm und Drang" kann man eigentlich keine zuordnen.


    Von den 29 Werken, die oben gelistet sind, entstanden dagegen 15 nach 1790, also parallel zu den Londoner Sinfonien und den Quartetten op.71-76, 12 weitere zwischen 1780-1790. Es gibt also, ungeachtet des weniger "systematischen" Charakters der Werke selber, keine echte (zeitlichen) Parallelen bei den Trios zu op.9, op.20 usw.
    Es gibt also im Grunde, von unsicher datierten Werken abgesehen, ein "Loch" zwischen Ende der 1760er und ca. 1784.


    Die Klaviersonaten verteilen sich zwar gleichmäßiger über die Schaffenszeit, aber man hat beinahe den Eindruck, als habe Haydn ab Ende der 1780er nur noch sporadisch Klaviersonaten, dafür eben Trios komponiert.
    [Klaviersonaten Hob. xvi:, 52, 50, 51 stammen aus 1794/95, 48 u. 49 von 1789/90, die drei davor, 40-42, von 1784 oder früher]


    Die späten Trios aus den 1790ern zeichnen sich gegenüber den meisten Quartetten durch mehr Freiheit in der Form aus; man könnte einiges vermutlich durchaus als revolutionär bezeichnen. Der Eindruck der "Frühromantik" stellt jedenfalls häufiger ein als bei den Quartetten: entlegene Tonarten und Tonartenkontraste, Kombination von Volkstümlichkeit und dichter Verarbeitung in Finalsätzen usw.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo,


    mit Interesse verfolge ich Eure Meinung zu den Trios von Haydn. Erst in jüngster Zeit habe ich die Trios von Haydn für mich entdeckt...und ich staune, da sie mich mehr ansprechen als viele seiner Klaviersonaten. Ich schließe mich der Meinung an, dass die Trios aus " pianistischer" Sicht oft interessanter erscheinen. Der Klavierstil Haydns ist anders, lebendiger, luftiger!


    Irgendwie scheinen mir die Trios für mich als Hörer eingängiger zu sein als (viele) seiner Klaviersonaten). Ob sich Haydn dessen bewußt war, dass er seinen klavierpart in den Trios anders gestaltet als in seinen Klaviersonaten?


    Ich freue mich jedenfalls den "Kosmos" der Haydn Trios kennen zu lernen :hello:


    Gruß
    Niko

  • Hallo,


    wie auch bei den frühen Klaviertrios von Mozart (KV 10 - KV 15) scheint auch bei den Haydnschen Klaviertrios zumindest teilweise die Option offen, anstelle der Violine eine Flöte einzusetzen. So geschehen durch La Gaia Scienza zu Winter&Winter A.D. MMIX:



    HAYDN IN LONDON


    Joseph Haydn [1732-1809]


    Trio für Flöte, Klavier und Violoncello D-Dur Hob. XV:16
    Trio für Flöte, Klavier und Violoncello G-Dur Hob. XV:15
    Trio für Flöte, Klavier und Violoncello F-Dur Hob. XV:17


    LA GAIA SCIENZA
    Marco Brolli, Flute traverse, Martin Wenner, Singen 2004 nach Carl August Greuser, Dresden c1790
    Stefano Barneschi, Violine, Jacques Boquay, Paris 1719
    Paolo Beschi, Violoncello, Carlo Antonio Testore, 1754
    Federica Valli, Fortepiano, Andrea Restelli, Milano 2005, nach Ludwig Dulcken, Dresdedn 1790/95


    Ich muß gestehen, daß mir Flöte im Klaviertrio mittlerweile besser gefällt als Violine: So sind Instrumente dreier unterschiedlicher Instrumentengruppen vertreten, die zusammen einen interessanten Klang ergeben, wobei die Flöte hier mehr für den dramatischen Teil verantwortlich zeichnet.


    Mit enthalten ist auch eine Bearbeitung der 94. Sinfonie für Klavier, Flöte, Violine und Violoncello durch Wenceslaus Lachnith (1793) - ebenfalls äußerst gelungen.


    :]


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Zitat

    Original von HolgerB
    Für mich werden die Trios vorzüglich vom Beaux Arts Trio interpretiert


    Obwohl ich sie auch in andere Versionen habe. :jubel: :jubel:


    LG, Paul

  • von der dreiergruppe 24-26 begeistert mich 24 am meisten. vergleicht man die hauptsätze 24 und 26, so scheint mir die formelle stringenz bei 24 wesentlich stärker: während bei 26 die schlussgruppe recht ungehobelt abgesetzt wirkt und in der durchführung ein längerer abschnitt ohne thematisches material moduliert, was mich an die 70er jahre erinnert, ist das spiel mit dem eröffnungsmotiv von 24 innerhalb der formell-modulierenden gegebenheiten sehr faszinierend. erscheint es zunächst sowohl als beginn des vorder- als auch des nachsatzes - und zwar das zweite mal einen ton tiefer beginnend - so setzt es nach einer zäsur innerhalb der überleitung auf entfernteren tonarten ein, diesmal schrittweise aufwärts sequenziert. nochmal tritt es doppelt am beginn des seitensatzes auf, allerdings verkürzt und belebter fortgesetzt, während nun die fortsetzung bei der wiederholung hinaufverschoben erscheint, das kopfmotiv selbst aber auf dem grundton verbleibt, zu dessen umspielung es reduziert worden war.


    sehr merkwürdig auch die ineinander übergehenden folgesätze von 24, beide im dreier-takt, und der mittelteil des finales wie der zweite satz in d-moll (die anderen in D-Dur), was mir wie eine art verschränkung vorkommt, besonders, da der zweite satz nicht so recht in die üblichen formkategorien zu passen scheint.


    (ich habe jetzt aber nicht in die noten geschaut.)

  • Ja, Nr. 24 D-Dur ist seit langem eines meiner Favoriten. Der entspannte "dolce" Beginn des dritten Satzes ist so eine magische Stelle, die mich sofort fasziniert hat. Ich habe jetzt auch nicht nachgesehen, aber der 3. Satz ist eine schlichte ABA'-Form, wobei der Moll-Mittelteil thematisch verwandt ist. So ähnlich wohl auch das andante. Nicht ganz so eng verknüpft findet man einen ähnlichen schönen Kontrast in Nr. 18 A-Dur, jedoch mit einem sehr viel lebhafteren Finale. (18-20 sind alle sehr lohnend.)
    Das fis-moll hat halt den großartigen langsamen Satz, der sich auch in der Sinfonie 102 findet, allerdings dort doch deutlich wirkungsvoller, zumal vermutlich jeder als erstes die Sinfonie kennenlernt. Der Kopfsatz ist nicht so stringent, da muss ich Dir recht geben, zumal in der Schlussgruppe zuerst so eine hektische Triolenpassage kommt und dann das etwas hemdsärmelige Thema, das ein etwas derber Kontrast zu dem eher melancholischen Anfang des Stücks ist.. Ich habe das Stück gerade nochmal gehört, gefällt mir aber insgesamt auch gut. Es gibt auch noch späte Trios in d-moll und es-moll, die habe ich aber nicht präsent. Meine alten Moll-Favoriten waren 12+13 in c-moll und e-moll aus den späten 1780ern.


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Es gibt auch noch späte Trios in d-moll und es-moll, die habe ich aber nicht präsent.


    Ich habe gestern und heute alle "Londoner" bis auf 27-29 angehört, also 12 Stück, einiges davon doppelt. Präsent habe ich die natürlich trotzdem nicht ...
    In 30 gibt es auch so ein ineinander übergehendes ABA'-Satzpaar. Das dafür mit fulminantem Schluss.
    Eines meiner Favoriten ist 21 in C-Dur, da finde ich das Hauptthema so schön, liegt vielleicht auch an der Aufnahme und dem Zusammenklang von Klavier und Violine.
    Die in d-moll 23 und es-moll 31 haben jeweils einen Variationssatz am Anfang, der zwischen moll und Dur wechselt - wobei, wenn ich mich recht erinnere, bei 31 das Moll-Thema bei der ersten Wiederkehr unverändert bleibt. Und eines von den beiden hat überhaupt nicht viel Moll im ganzen Stück.
    Schön sind sie natürlich alle. Und jener von mir erwähnte themenfreier Modulationsteil in der Durchführung von 26 unterscheidet sich doch insofern von den Sturm-und-Drang-Modulierereien, als hier ein stetiges Ausweiten des Umfangs stattfindet, also doch eine strengere Formgebung. Und rückblickend korrespondiert dieser themenfreie Block ja vielleicht mit dem hemdsärmeligen Block, der nachher verarbeitet wird, wenn ich das recht im Gedächtnis habe.
    Im Gegensatz zu Dir habe ich das alles erst ein paarmal gehört. Mal sehen, ob ich mir diesmal etwas merken werde ...

  • Von 24-26 finde ich insgesamt auch das erste am besten; 25 mag ich von allen späten Trios am wenigsten.


    Zitat


    während bei 26 die schlussgruppe recht ungehobelt abgesetzt wirkt und in der durchführung ein längerer abschnitt ohne thematisches material moduliert, was mich an die 70er jahre erinnert, ist das spiel mit dem eröffnungsmotiv von 24 innerhalb der formell-modulierenden gegebenheiten sehr faszinierend.


    Ja, die Modulation klingt auch in meinen Ohren etwas konventionell; stark finde hingegen das ausdrucksvolle Abbremsen am Ende der Durchführung. Allerdings scheint der dramatische Höhepunkt des Satzes eher zu Beginn der Reprise zu liegen (dieser Rhythmus aus der Durchführung wird in der Überleitung auch wieder aufgegriffen!), deswegen finde ich die recht konventionelle und auch kurze Durchführung durchaus logisch. Ich mag den Satz!
    Der Kopfsatz von 26 scheint der einzige schnelle Moll-Sonatenhauptsatz unter den späten Trios zu sein, alle anderen haben (Doppel-)Variationssätze als Kopfsätze (wobei ich 12 und 13 jetzt nicht im Kopf habe, aber ich glaube, bei denen war das auch so). Ebenfalls ein Sonatensatz ist der Kopfsatz des allerersten Trios (c-moll glaube ich), das wohl aus der "Sturm-und-Drang"-Zeit stammt. Der ist auf jeden Fall noch weniger stringent (auch länger, glaube ich), aber ich habe ihn trotzdem als sehr hörenswert in Erinnerung.




    Zitat

    Es gibt auch noch späte Trios in d-moll und es-moll, die habe ich aber nicht präsent. Meine alten Moll-Favoriten waren 12+13 in c-moll und e-moll aus den späten 1780ern.


    Und vergiss nicht Nr. 19 (g-moll)! Es sind ziemlich viele Mollwerke unter den Trios; und zu den nominellen Mollwerken kommen auch noch die Moll-Mittelsätze von 18, 24 und 28.
    Das zweisätzige Es-Moll-Trio ist übrigens einer meiner Favoriten; der erste Satz ist ein langsamer Dur-/Moll-Doppelvariationssatz (bzw. hat auch was von einem Rondo, wobei dann die Couplets in Dur wären), wobei die Mollvariationen ziemlich ernsten Charakter haben. Und wenn dann nach sieben donnernden Akkordschlägen das Finale federleich abhebt, ist das ein ähnlicher Effekt wie bei den Finali von 18 und 24!



    Viele Grüße,
    Frank.

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