Grazyna Bacewicz (1909-1969)

  • Die Anregung für diesen thread verdanke ich Edwin,
    denn polnische Komponistin und Geigerin Grazyna Bacewicz zählte in den 50ger und 60ger Jahren zu den bekanntesten Protagonisten neuer Musik, deren Werke regelmässig und erfolgreich in ganz Europa aufgeführt wurden.


    In ihrer Heimatstadt Lodz erhielt sie am Konservatorium ihren ersten Klavier- und Geigenunterricht. Am Konservatorium in Warschau setzte sie nach dem Abitur (1928 ) ihr Klavier- und Geigenstudium fort, um ab 1932 in Paris bei Nadia Boulanger Komposition und bei André Touret und Carl Flesch weiter Geige zu studieren. Danach verfolgte sie zunächst eine Doppelkarriere als Komponistin und als Geigerin und war auf beiden Gebieten sehr erfolgreich. Ab 1955 widmete sie sich nur noch dem Komponieren. Stilistisch war sie in allen Strömungen des mittleren 20.Jahrhunderts zuhause , mit einer Vorliebe für barocke Formen (Concerto) und einer besonderen Affinität für "Ihr" Instrument, die Violine und für Kammermusik überhaupt.


    Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen, begann ihr "Stern" unmittelbar nach ihrem Tode zu sinken; Aufführungen ihrer Werke, die sich durch eine geradezu ungebremste bis hemmungslose Musizierfreude auszeichnen, sind so selten wie Himbeeren zu Weihnachten.
    Das wenige, was auf CD erschienen ist, ist eher gut gemeint als gut gemacht. Komponisten, deren eigentliche Domäne die Kammermusi ist, haben es schwer in einem Musikbetrieb, der überwiegend auf "bekanntes" setzt. Hier wäre ein grundsätzliches Umdenken dringend geboten, aber wie es im Moment aussieht, dürfte da der Wunsch wohl noch ne ganze Weile "Vater des Gedankens" bleiben !



    Wirklich empfehlenswert ist derzeit wohl nur dieses CD des Labels Chandos:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Also mir gefällt das 2. von ihren 7 Violinkonzerten am besten! Ein wundervolles Werk, dass es problemlos in die vorderen Reihen der Violinliteratur schaffen könnte. Was es aber offensichtlich nicht geschafft hat.

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Zum 100. Geburtstag von Grażyna Bacewicz sind nun endlich einige interessante Einspielungen veröffentlicht worden.


    Grażyna Bacewicz hinterliess ein ungewöhnlich grosses Oeuvre. Ihr Schwerpunkt lag aber bei der Kammermusik und insbesondere bevorzugte sie die Geige. So komponierte sie unter anderem sieben Streichquartette und Klavierquintette, aber auch nicht weniger als sieben Konzerte für Violine und Orchester. Dank einem Stipendium , finanziert durch Ignaz Jan Paderewski, konnte sie ein Kompositionsstudium bei Nadia Boulanger besuchen und ihr Geigenspiel bei André Touet und danach bei Carl Flesch verfeinern. Als Geigerin hat Grażyna Bacewicz seit Abschluss ihres Studiums regelmäßig in Polen und im europäischen Ausland konzertiert. Diese Konzerte bildeten unter anderem auch eine Möglichkeit der Präsentation eigener Kompositionen. 1955 zog sie sich vom Konzertieren zurück, um mehr Zeit zum Komponieren zu haben. Auch die Arbeit in Ausschüssen und Kommissionen lehnte sie ab.


    Nun hat Krystian Zimerman zusammen mit den polnischen Musikern Kaja Danczowska, Agata Szymczewska, Ryszard Groblewski und Rafal Kwiatkowski die Klavierquintette 1 & 2 sowie die Klaviersonate Nr. 2 aufgenommen. Grażyna Bacewicz komponierte die beiden Klavierquintette mit einem grossen zeitlichen Abstand, das Erste 1952 das Zweite erst 1965. Die beiden Kompositionen gehören sicherlich zu ihren wichtigsten Werken, insbesondere ihr 2. Klavierquintett, das eine ästhetische Wendung manifestiert, in den Worten von Bacewicz in Richtung Avantgarde. „In meiner Musik geschieht viel, sie ist angriffslustig und zugleich lyrisch.“ Sagte Grażyna Bacewicz über ihre Werke.



    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Als Geigerin orientiert sich die Komponistin Grazyna Bacewicz oft an der Violine. Ihre Musik ist von der Idiomatik der Streichinstrumente her entwickelt und weist sehr grosse technische Schwierigkeiten auf. Ihr Werk fügt sich in die Tradition grosser Geiger-Komponisten des 19. Jahrhunderts wie Henry Vieuxtemps, Henrik Wieniawski oder Joseph Joachim ein.


    Sie experimentierte zeitgleich mit ihrem polnischen Landsmann Krzysztof Penderecki mit den klanglichen Möglichkeiten der Streichinstrumente zu experimentieren. Sie entwickelt die streicherspezifischen Effekte und Klangfarben, die sie miteinander kombinierte und zu neuen Ausdrucksmitteln verwebte. Typisch ist auch die Kombination von Glissando und Doppelgriffen.


    Der Schwerpunkt ihres Schaffens bilden neben den „Vier Capricci“ die ingesamt sieben Violinkonzerte.
    Oft zitierte Bacewicz Volksweisen ihrer Heimat. Mit Ihren Violinkonzerten überbrückt sie die Kluft zwischen der Neoromantik einer Karol Szymanowski und dem Modernismus eines Witold Lutoslawski.
    Eines der wesentlichen Merkmale von Grazyna Bacewicz Stil ist seine Energie, Behändigkeit und sein kraftvoller rhythmischer Puls. Der polnische Dirigent Grzegorz Fitelberg fragte Grazyna Bacewicz einmals: „Wann werden Sie aufhören, diese schnellen Sechszehntel zu schreiben?“ Bacewicz antwortete darauf: „Das ist mein Stil“.


    Das wohl anspruchsvollste Werk von Grazyna Bacewicz ist das siebte Violinkonzert. Die Uraufführung war 1966 in Brüssel von dem spanischen Geiger Agustin Leon Ara. Es verlässt die Neoromantik immer mehr und ist voller Anspielungen und improvisatorisch und kombiniert kurze Motive und Abschnitte mit unvermittelten Wechseln von Instrumentierung, Stimmung und Stossrichtung. Zudem weist es einzigartigen koloristischen Einfallsreichtum auf.


    Leider sind nur wenige der Konzerte für Violine und Orchester bis anhin aufgenommen worden. Eine schöne Aufnahme stammt vom englischen Label Chandos.



    Joanna Kurkowicz mit dem Polish Radio Symphony Orchestra unter Lukasz Borowicz.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hi

    Kurkowicz spielt unter Borowicz Bacewicz.

    Das ist dann wohl Wicz 3

    ...



    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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