Alle sprechen über dasselbe Musikwerk

  • Als Klavierwerk scheint mir die Concoird-Sonate eher so etwas wie vier Tondichtungen für Klavier (im ertsne Satz sanft unterstützt durch eine Viola, im Finalssatz durch eine Flöte).

    Tatsächlich sind Teile der Sonate eine Art Klavierreduktion eines orchestralen Werkes, von dem noch die ganz kleinen Viola- und Flötenstellen übrig geblieben sind.


    Ziemlich zeitgleich zur Einstellung meines Vorschlags gibt es eine Neuerscheinung der Einspielung der Concord-Sonate durch die Bachspezialistin Simone Dinnerstein, einer Peter Serkin Schülerin


    Momentan aber wohl nur zu streamen


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    Das kam mir beim Hören in den Sinn, denn "Concord" scheint auch mit "Wenig" Noten auszukommen, wennglich ich mir nicht vorstellen, kann, dass das Werk so ohne Weiteres von Schülern gespielt werden kann.

    Nach dem, was ich so weiß und gehört habe, ist das Werk pianistisch schwierig. Ives hat wohl mal Teile selbst vorgespielt und aufgenommen. Ives war aber schon ein ausgewachsener Pianist ...


    Der Emerson Satz ist teilweise auf drei Systemen notiert, also denke ich, dass es nicht ganz wenige Noten sind :)


    Noten finden sich hier: Concord_Sonate


    Hier die erste Seite von Emerson


    640px-Ives_Concord_Sonata_beginning.png

  • Die Einspielung von Simone Dinnerstein findet sich im Web. Man muss bedenken, dass es sich um eine Live-Einspielung handelt zu einem Event. Daher die Waldatmosphäre zu Beginn von Hawthorne und Thoreau


    Emerson



    Hawthorne



    The Alcotts



    Thoreau


  • Bei Brendel habe ich mal den Satz aufgeschnappt, dass eine Klaviersonate von Mozart wenig Noten habe, weshalb sie für Kinder fast zu leicht zu spielen wären, für Musiker hingegen extrem schwierig mit Blick auf den zu gestaltenden Zwischenraum. Das kam mir beim Hören in den Sinn, denn "Concord" scheint auch mit "Wenig" Noten auszukommen, wennglich ich mir nicht vorstellen, kann, dass das Werk so ohne Weiteres von Schülern gespielt werden kann.

    Sei mir nicht böse, aber das finde ich ehrlich gesagt ziemlich witzig: Die Concord Sonata gilt als eines der technisch anspruchsvollsten Stücke überhaupt. Vor allem in den beiden ersten Sätzen ist sie stellenweise in einem solchen Maße mit Noten überladen, dass einem schon Angst und Bange werden kann :). Aber natürlich hast Du insofern recht, als es auch längere lyrische Passagen gibt, die mit vergleichsweise wenig Tönen auskommen.

  • Die Concord Sonata gilt als eines der technisch anspruchsvollsten Stücke überhaupt.

    Da hast Du sicherlich recht. Meine Einschätzung bezog sich auf die Langstrecke des Werkes nach erstem Hören der Sonate und erstem Hören der Aufnahme von Tzimon Barto. Daher bitte ich um Nachsicht.


    Daher die Waldatmosphäre zu Beginn von Hawthorne und Thoreau

    Passt ja zu Thoreaus bekanntestem Werk :D. Aber im Ernst: zumindest Thoreau, den ich gerade beim Schreiben in dieser Aufnahme nebenbei höre gefällt mir sehr gut.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Ich habe noch eine Einspielung im Web gefunden, die ich gerne in diesen Thread stellen möchte. Mir gefällt sie auch sehr gut. Beim Hören denke ich manchmal, dass Ives ein "gescheiterter" Romantiker ist, vielleicht vergleichbar mit Schubert als "gescheitertem" Klassiker. Das zwanzigste Jahrhundert bricht in die Idylle. Das Werk geht mir fast immer unter die Haut.


    Wie Ives mit einer Nonchalance zwischen den Stilen wechselt und dabei gleich neue erfindet, kann einen mit offenem Munde dastehen lassen.



    Es spielt Molly Morkoski in der Music Academy of the West in Montecito. Ein Konzert vom 15. März 2019.

  • Das Stück ist ein Monstrum. Ich habe die Sonate vor ca. 25 Jahren mal live gehört, u.a. da ein Bekannter (kein Pianist) akademisch über die Transcendentalists arbeitete und daher auch mein Interesse an Ives weckte. Der "Collagestil", auch in den Sinfonien hat mich eine Zeitlang fasziniert, aber inzwischen ist mir das ein bißchen zu chaotisch.

    Ich muss gestehen, dass mir das Stück auf Tonträger eher zu anstrengend ist. Die "magischen" Wirkungen der unvorhergesehenen Bratschen- und besonders Flötenstelle funktionieren beim wiederholten Hören nicht mehr so gut & besonders der 1. Satz ist ein ziemliches Gewühle.

    Leider ist die Aufnahme mit Szidon (DG) nicht besonders gut darin, einem das Stück nahezubringen, wirkt auf mich wie virtuos runtergespielt. Kalish (Nonesuch, glaube ich) wirkt poetischer und schlüssiger, aber es ist immer noch ein überehrgeiziger Brocken.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die "magischen" Wirkungen der unvorhergesehenen Bratschen- und besonders Flötenstelle funktionieren beim wiederholten Hören nicht mehr so gut & besonders der 1. Satz ist ein ziemliches Gewühle.

    Mittlerweile liegt mir das Werk schon stärker als früher. Ich habe es vor vielleicht einem Jahr auch live gehört mit Hamelin. Man muss sich mit den Hintergründen befassen - das hat mir schon geholfen.


    Die Einlagen fallen, wie mir scheint, oft weg. Nicht nur im Konzert, wo ich das auch eher verstehen kann, sondern ebenso bei CD-Einspielungen. Etwa vier müsste ich mittlerweile finden, Hamelin ist dabei, aber nirgends eine Bratsche oder Flöte.



    Diese Version habe ich mir auch zugelegt. Zum einen lockert die Fassung tatsächlich ungemein auf, zum anderen ist ja der Werkbegriff bei Ives quasi ein romantischer und Bearbeitungshemmungen sind so wenig erforderlich wie bei kaum einem anderen Komponisten der letzten zweihundert Jahre - meine ich.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Für mich war es dieses Mal in der Tat harte Pflicht. Kurz und direkt gesagt: Die Concord-Sonate gefällt mir bis auf den 3. Satz nicht und sie sagt mir nichts. Ich höre vor allem Dissonanzen und sehr kleinteiliges 'Chaos'. Das liegt klar und eindeutig außerhalb meines Hörspektrums. Damit soll übrigens gar nicht gesagt sein, dass das für alle Zeiten so bleiben wird. Hörbiographien entwickeln sich: Meine gesamte Jugendzeit z.B. habe ich Opern gemieden, nur um schon seit längerer Zeit ein glühender Opernfan zu sein. Ich bin unter 40 und tendenziell neugierig: Sag also niemals nie. Aber momentan kaufe ich mir keine CD der Sonate ;)


    Dass Emerson zu den Schwierigkeiten der Klavierliteratur gehört, glaube ich sofort. Die Bezeichnung "Gewühle" von Johannes Roehl kommt wir passend vor: Gewühl in Klangmassen, in zu(?) vielen Noten und einzelnen Mosaiksteinchen die (mir) doch kein großes Bild ergeben.

    Innovativ ist natürlich die Kombination mit anderen Soloinstrumenten. "Magische Stellen" wurde das im Thread genannt und ich kann das verstehen. Der Effekt ist gut und ich frage mich, warum so oft darauf verzichtet wird.

    Hawthorne erinnert mich, in den Momenten wo nicht die großen Klangmassen entstehen, am ehesten an amerikanische Musik, auch mit Jazz-Elementen. Das ist teilweise schon atemberaubend virtuos.

    Da, wie ich erfahren habe, das Konzept der Sonate zunehmende Vereinfachung ist, verschwinden die für mich anstrengenden Klangmassen zunehmend. The Alcotts sagt mir am ehesten zu und ich kann ahnen, was mit Beethoven-Bausteinen gemeint ist. Feierlich-erhabene Motive, die u.a. an die 5. Sinfonie und Hammerklaviersonaten-Auftakt habe ich auch identifiziert. Ein lyrische Spiel mit Zitaten. Dieser Satz für sich genommen gefällt mir!

    Das Vogelgezwitscher am Beginn von Thoreau zur Erzeugung von Wald- oder Naturatmosphäre finde ich ein wenig albern (es gibt ja auch von Rautavaara diesen seltsamen 'Cantus arcticus' mit Vogelstimmen - auch nicht meins). Das Finale in seiner zwar ruhigen Art bietet mir aber nichts an, wo ich anschließen könnte, was mir gefallen würde. Es wabert sozusagen vor sich hin, mit Ausnahme einiger markanter Stellen. Das ist mir dann zu lang(weilig).


    Vielen Dank für die Erweiterung meines Horizonts mit einem - das erkenne ich an - bedeutendem Werk.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ich habe die Sonate vor ca. 25 Jahren mal live gehört, u.a. da ein Bekannter (kein Pianist) akademisch über die Transcendentalists arbeitete und daher auch mein Interesse an Ives weckte. Der "Collagestil", auch in den Sinfonien hat mich eine Zeitlang fasziniert, aber inzwischen ist mir das ein bißchen zu chaotisch.


    Tatsächlich ist bei mir die Hörentwicklung anders. Zum ersten Mal so um 1980 gehört, fand ich den Collage-Stil anstrengend, aber interessant. Die ersten Male trug mich mein Wille durch die Musik - soweit ich mich noch erinnern kann-. Das ist heute völlig anders. Ich kann diese Musik genießen, vor allem die Spannung von Schönheit und Klangkulmination.


    Die Zugabe von Viola und Flöte hat mich anfangs sehr befremdet. Auch hier ist mit der Zeit, vor allem durch die Erkenntnis der Klavierreduktion, auch musikalischer Reiz für mich entstanden. In der Perfomance oben mit Molly Morskoski bleiben die Solisten im Dunkeln.


    Die Interpretation von Szidon kenne ich nicht. Deiner Beschreibung nach unterlasse ich weitere Anstrengung in diese Richtung.


    Dass Emerson zu den Schwierigkeiten der Klavierliteratur gehört, glaube ich sofort. Die Bezeichnung "Gewühle" von Johannes Roehl kommt wir passend vor: Gewühl in Klangmassen, in zu(?) vielen Noten und einzelnen Mosaiksteinchen die (mir) doch kein großes Bild ergeben.

    Das hat bei mir auch gedauert, nur fand ich das Werk an sich interessant und hatte an der Stelle offensichtlich den Willen zu verstehen :)


    Ich gebe zu, dass diese Sonate keine kleine Herausforderung ist, eben auch für den Hörer.

    Das Vogelgezwitscher am Beginn von Thoreau zur Erzeugung von Wald- oder Naturatmosphäre finde ich ein wenig albern (es gibt ja auch von Rautavaara diesen seltsamen 'Cantus arcticus' mit Vogelstimmen - auch nicht meins).

    Das ist nicht Bestandteil der Komposition, sondern Teil der Performance von Simone Dinnerstein, die die Vorführung koppelte mit einem Gemäldetriptychon ihres Vaters.


    Hawthorne erinnert mich, in den Momenten wo nicht die großen Klangmassen entstehen, am ehesten an amerikanische Musik, auch mit Jazz-Elementen. Das ist teilweise schon atemberaubend virtuos.


    Ja, da stimmt. Ich habe schon mehrfach gelesen, dass diese "chaotische" Elementekombination bei Ives auch an Mahler erinnere. Dazu kann ich mangels Kenntnisse leider wenig sagen. Mahler wollte aber wohl in den USA Ives' dritte Sinfonie uraufführen, was aber dann an seinem frühen Tode scheiterte.

    Die Einlagen fallen, wie mir scheint, oft weg. Nicht nur im Konzert, wo ich das auch eher verstehen kann, sondern ebenso bei CD-Einspielungen. E

    Ich finde nicht, dass sie so häufig wegfallen, soweit ich das überblicken kann. Die Henck-Einspielung enthält sie zum Beispiel. Ich glaube, dass fast alle meine Einspielungen vollständig dieses "Beiwerk" enthalten. Nur Hamelins Einspielung beschränkt sich auf die Flöte im letzten Satz. (Keinen Bratschisten gefunden? ;)) Bei Aimard spielt sogar Tabea Zimmermann den kleinen Bratschenteil!



    Diese Version habe ich mir auch zugelegt. Zum einen lockert die Fassung tatsächlich ungemein auf, zum anderen ist ja der Werkbegriff bei Ives quasi ein romantischer und Bearbeitungshemmungen sind so wenig erforderlich wie bei kaum einem anderen Komponisten der letzten zweihundert Jahre - meine ich.

    Das finde ich sogar lustig. Man hört dem zum Teil aufwändigen Klaviersatz eben das Orchester noch an. Nun hat einer das Stück reorchestriert. Hat er denn Unterlagen von Ives dafür genutzt? Standen überhaupt welche zur Verfügung?


    Was das Chaos in Ives Musik angeht, gibt es durchaus verschiedene Meinungen, auch unter bekannteren Musikrepräsentanten. Barber war ein starker Gegner dieser Musik, Copland, Bernstein und Carter große Befürworter und Förderer. Witzig, dass Hamelin die zwei Sonaten von Barber und Ives koppelt auf seiner Einspielung.


    Barber schien der Klaviersatz zu amateurhaft. Während seine eigene Sonate sozusagen für Pianistenfinger geschrieben wurde, nicht zuletzt hat Horowitz wohl am letzten Satz mitgewirkt, klingt Ives Werk ziemlich kompromisslos komponiert und wie stellenweise nur auf das Klavier übertragen worden, vielleicht wegen der strukturellen Durchsichtigkeit.

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  • Das hat bei mir auch gedauert, nur fand ich das Werk an sich interessant und hatte an der Stelle offensichtlich den Willen zu verstehen

    Oh den Willen habe ich auch (ich dachte es wäre deutlich geworden, dass ich keine Werke pauschal ablehne). Aber der hat dieses Mal (noch) nicht gereicht...

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Oh den Willen habe ich auch (ich dachte es wäre deutlich geworden, dass ich keine Werke pauschal ablehne). Aber der hat dieses Mal (noch) nicht gereicht...

    Sorry, das habe ich ungeschickt ausgedrückt. Manchmal habe/hatte ich durchaus auch eine Verbissenheit beim Hören. Ich muss aber gestehen, dass sie mit dem Alter etwas nachlässt.

  • Auch ich hab die letzte Nacht das Opfer bringen wollen die "Sonate" zu hören, hab aber dann nach sechseindhalb Minuten aufgegeben und lediglich kurz hinein in die Mitte "gezappt" Da war dann eine Stelle mit Zazzartigen Passagen, die ich "akzeptabel" fand.

    Im Gegensatz zu anderen, denen das Werk nicht gefällt, bemühe ch mich auch nicht darum. Die Musikliteratur der letzeten 600 Jahr (und teilweise auch davor) ist mehr als ausreichend, es gibt- vereinzelt - sogar einige Werke des 20. Jahrhunderts, die ich mit Genuß hören kan, wobe ich in jedem Fall den Komponisten des späten 18, Jahrhunderts den Vorzug geben werde. Das ist nun mal so. Ob ich den "ungefälligen" Werken den Status "bedeutend" einräumen würde, darüber bin ich mir nicht im klaren, sehe ich mir Gemälde und Bauwerke, Kochrezepte, und Mode des 20. und 21. Jahrhunderts an (an vorderster Stelle natürlich das Regietheater ;) ) dann verdichtet sich mein Eindruck, das dieses Zeitalter sich darauf beschränkt hat hervorragendes in Sachen Naturwissenschaft und Technik zu leisten, in Sachen Kunst aber - über die letzten 4000 Jahre gesehen, eher schwach auf der Brust ist -ironisch formuliert. Was allerdings wichtig ist, ist, daß solche Werke - unabhängig von meiner Meinung als Forenmitglied und -Betreiber hierseinen Platz hat, ein Stück "musikalische Zeitgeschichte. Entgegen meiner Ansicht VOR der Forengründung wo ich der Auffassunge war, solche Musik könne "niemandem" gefallen, hat mich mein Dabeisein im Forum gelehrt, daß dies nicht der Fall ist, daß es (zumindest) eine kleine Gruppe von Musikfreunden gibt, die diese Musik (nennen wir sie mal so) goutiert. Tut ja niemandem weh, vor allem deshalb weil hier anscheinend nicht die Gefahr besteht, daß sie "übermächtig" wird. Meinem Schönheitideal indes entspricht sie nicht - und ich sage das auch offen heraus - weil ich ja HIER de facto aufgefordert bin mich zu äussern. Ansonst ist es eher meine Taktik sie nicht zu erwähnen, si liegt ausserhalb meine (oft zitierten) "Tellerrands" Gleichzeitig soll mein Beitrag, bzw meine Beiträge in diesem Thread, die oft ablehnend sind, zeigen, daß es nicht verpflichtend ist, positives zu schreiben, wenn es einem gegen den Strich geht,

    Zu Schweigen wäre in diesem Zusammenhang der falsche Weg. Es war uns klar, daß die Änderung der Spielregeln gegenüber der Urversion dieses Threads es mit sich braächten, daß vile "Randbereiche" der Musik hier zur Sprache kämen - im Gegensatz zu einst, wo oft länger darüber diskutuert wurde ob ein Werk für diesen Thread geeignet sei oder nicht - als dann über das ausgewählt Werk, welches immer das Ergebnis eines "Konsens" war, der kleinste aller möglichen Nenner sozusagen. Tamino ist "kantiger" geworden- das ist nicht immer angenehm - aber überlebensnotwendig für dieses Forum. Ich gestehe, daß ich mit einer gewissen Neugier den kommenden Vorstellungen in diesem Thread entgegensehe....

    Obs mit gefällt oder nicht ist hier eine Nebensache - mein Wissen wird auf alle Fälle bereichert.


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Dass es sich um eine Re-Orchestrierung handelt, habe ich nicht gewusst. Es steht auch schon weiter oben. Danke Dir, Axel! Daran ist allerdings nichts überraschend, so wie ich den Komponisten und vor allem die Rezeption einschätze. (1)


    Ansonsten könntest Du auch Recht haben - ich sollte bei meinen vier Einspielungen, die auf Flöte und Bratsche verzichten, nicht hochrechnen, denn es gibt eigentlich bemerkenswert viele mittlerweile.


    Aber ist da nicht Hamelin dabei? Das wird später nachgehört. Im Konzert hatte er keine Kolleginnen oder Kollegen, die sich mal kurz dazugesellt haben. Das wäre wohl auch schwierig aus diversen Gründen.


    (1) Zu Ives habe ich mal anderweitig etwas geschrieben, was ich nachher im Ives-Thread einstellen will. Vielleicht gibt es Meinungen dazu? Mit Widerspruch kann ich leben. ;):)


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ich habe zunächst versucht, die Sonate mit Notentext zu hören, was für mich eigentlich die bevorzugte Methode des Befassens mit Stücken ist, die ich nicht oder kaum kenne. Entsprechende Videos gibt es für die Concord-Sonate auf youtube.


    Für mich kam es unerwartet, dass ich mich beim Hören mit Notentext irgendwie mühte - so umfangreich und dicht war das, was da notiert stand.


    Dann habe ich einen zweiten Anlauf ohne Notentext gemacht, mit der oben verlinkten Live-Aufnahme von Hamelin (der dieses Monstrum von Stück übrigens auswendig spielt!). Und siehe da: es zündete! Wenn man sich einfach nur auf die Musik und ihre Kraft einlässt, entsteht (zumindest bei mir) eine Überwältigung durch diesen musikalischen Koloss. Ein faszinierendes Meisterwerk, das ich mir in Zukunft sicherlich öfter zu Gemüte führen werde!


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

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  • Werter Alfred Schmidt,


    ;) leider bin ich immer etwas im Nachteil Dir gegenüber, weil mir das meiste von dem, was Dir so gefällt, halt auch gefällt. Der Rest der hier nicht stattfindenden Argumentationskette hat etwas mit Lebenszeit zu tun. Doch lassen wir das erst mal. Und mit dem Rest muss ich dann leben. [Wh des Anfangs-Emotikons]


    Jetzt kommt so schnell kein Beitrag von mir, der noch einmal weniger wert ist für den Bestand der Welt als der soebenige.


    :cheers: Wolfgang


    EDIT bevor es zu spät ist: Ich lese tatsächlich vor dem Anklicken immer Alle sprechen über dasselbe Machwerk. .....

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  •    


    Hamelin hat die rechts verlinkte CD offenbar bereits 1988 eingespielt, die andere erst nach 2000. Die neuere Aufnahme kenne ich nicht, die andere habe ich mir nach der Live-Erfahrung zugelegt - irgendwo wurden die beiden Aufnahmen kurz beurteilt und die ältere der neueren leicht vorgezogen. Dazu kann ich aber leider zumindest spontan nichts sagen, weil ich mich nicht erinnere an einen Wortlaut. Mich hat auch der Wright interessiert, Barbers Sonate kenne ich bereits anderweitig.


    Hamelin spielt den Kaliber also schon sehr lange. Mein Eindruck vom Konzert und auch von der Aufnahme ist auch insofern ein positiver, als das Werk nicht nur prägnant und transparent gespielt wurde und wird, so dass mich gewisse allzu füllige Passagen stärker ansprechen als bei Alexei Lubimow und bei John Kirkpatrick, dem Pionier, sondern auch dahingehend, dass er nicht - wie etwa bei Joseph Marx - den Eindruck erweckt, er würde allzu locker über den Dingen stehen. (Die Marx-Diskussion begann damals zwischen Michael Schlechtriem und mir und ich habe sie im Forum mehrmals kurz aufgewärmt.)


    Irgendwie sollte auch bei Ives Problembewusstsein und Schwere hörbar sein. Er singt hier ein atonales und bisweilen durch kurze folkloristische - also hymnische oder dem Ragtime angenäherte - Einschübe angereichertes Loblied auf den Transzendentalismus und auf seine Heimat. Die Musik parodiert nichts, sie ist nichts anderes als ernst gemeint - gut, noch vor vielleicht wenigen Jahren wäre ich ohnehin nicht auf die Idee gekommen, dass die herben Klänge viel mehr darstellen als weitgehend pure Unzugänglichkeit. Das will ich keineswegs leugnen.


    Axel muss sich also auf die neuere Einspielung beziehen, wenn sich dort eine Flöte findet. Warum dann die Bratsche weggelassen wurde, muss man aber auch nicht verstehen.


    :) Wolfgang

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  • Ich fürchte, dass ich keine vier Einspielungen besitze, wie oben frech behauptet, sondern nur dreieinhalb. Henck könnte man sich zulegen, muss aber dann vielleicht nicht mehr sein - doch er ist zumindest Spezialist. Wie steht es um Tzimon Barto? Da bin ich ein wenig voreingenommen, zugegeben. Die Links zu Dinnerstein, die ich vom Namen her kenne, sowie zu Drury und Morkoski, deren Namen ich noch nicht gehört hatte, sind auf die Schnelle interessant - aber ins Detail zu gehen, will ich mir nicht anmaßen. Jeremy Denk finde ich nicht im Regal, weiß aber, dass der auch Spezialist sein muss, wenn er sich an die Ligeti-Etüden heranmacht.


    Dreieinhalb - weil der Meister selbst Auszüge spielt und Studien dazu. Ansonsten enthält die CD aus der äußerst kühn gemischten Zehner-Sammlung die genannte Einspielung mit Kirkpatrick.


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  • Im Gegensatz zu anderen, denen das Werk nicht gefällt, bemühe ich mich auch nicht darum.

    Auch meine Devise, die sogar vom Kaiser und Stoiker Marcus Aurelius unterstützt wird.

    Es steht dir frei, über dies und das dir keine Meinung zu bilden und so deiner Seele die Unruhe zu ersparen.

    Manchmal ist wenig immer viel! (Thorsten Legat)

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  • Hamelin hat die rechts verlinkte CD offenbar bereits 1988 eingespielt, die andere erst nach 2000.

    Die Einspielungen waren 1988 und 2004. Classics Today bewertet die zweite Aufnahme höher. Ich höre mir gerade meine alte Aufnahme an und bin auch sehr glücklich damit, also ... was soll's?


    Hamelin spielt den Kaliber also schon sehr lange.

    Ich habe mir eben das youtube-Video auf dem Fernseher angeschaut und bin doch ziemlich begeistert. Gerade auch in den vertrackten Passagen spielt er so, dass man die Stimmen hört.


    John Patrick ist der Pianist der Uraufführung. Leider kenne ich sein Spiel nicht.

    Die Concord-Sonate gefällt mir bis auf den 3. Satz nicht und sie sagt mir nichts. Ich höre vor allem Dissonanzen und sehr kleinteiliges 'Chaos'

    Die Dissonanzen spielen bei Ives, so glaube ich, eine große Rolle. Er komponierte auch Vierteltonmusik. Die Dissonanz empfindet er wohl als treibenden starken "Akkord". Es ist ein wenig wie eine Übertreibung der Klassik, wo ja die Dissonanz Spannung in die Musik bringt, aber natürlich ordentlich diatonisch aufgelöst werden muss, selbst beim berühmten Dissonanzenquartett!


    Von Gefühl her bleibe ich bei einer "gescheiterten" Romantik. Ich fühle eine Art: "Es wäre so schön, aber ...". Am Ende bin ich erschüttert. Das mag sicher nicht jedem und auch mir nicht zu jeder Zeit gefallen.


    Und siehe da: es zündete! Wenn man sich einfach nur auf die Musik und ihre Kraft einlässt, entsteht (zumindest bei mir) eine Überwältigung durch diesen musikalischen Koloss.

    Ja, das kann ich schon nachempfinden, die Überwältigung. Das hat aber bei mir sicher mehr als zweifaches Hören gebraucht.


    Mit den Noten habe ich es auch versucht, war aber nach kurzer Zeit nur noch damit beschäftigt, Musik und Notenblatt in kurzen Intervallen wieder zusammenzubringen. Da entsteht tatsächlich keine musikalische Erfahrung. Allerdings hatte ich es meiner Inkompetenz angerechnet.

  • Es wäre natürlich auch nicht uninteressant, zweimal Hamelin unmittelbar zu vergleichen. Aber ich mach's, glaube ich, trotzdem nicht oder nicht an der großen Anlage, die den Rechner nicht zulässt, sondern nur CDs. [[Okay, ich könnte vielleicht welche herstellen.]]


    Da gibt es noch andere Musik für den Erwerb außer Ives ... kleiner Scherz, jedoch übel. ;)


    Übrigens habe ich die Bratsche und die Flöte natürlich schon mal im Rundfunk gehört. Obgleich dies meines Erachtens ein typischer Ives-Scherz ist, von denen es ja immer noch zur Genüge gibt - und vielleicht auch analog zur Begründung, die Axel oben formuliert hat, war ich im Konzert durchaus enttäuscht, dass nicht noch zwei Leute mehr vorübergehend aufgetreten sind.


    Denn vom Effekt abgesehen, dürfte es sich hier nicht anders verhalten als mit den Ragtime- und Choral-Einschüben: Es sind für mich Reminiszenzen, Fixpunkte aus einer Tradition heraus, die für Ives wesentlich bleibt jenseits seiner Radikalität. Es handelt sich wohl einmal mehr um romantische Ironie. Insofern kann ich eigentlich auch Deiner "gescheiterten Romantik" sehr gut folgen - selbst wenn die Begrifflichkeit sich nicht vollauf deckt. Doch windschief ist das Verhältnis zwischen den Begriffen durchaus nicht.

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  • Zitat

    John Patrick ist der Pianist der Uraufführung. Leider kenne ich sein Spiel nicht.

    Kirkpatricks Einspielung ist gewiss passabel. Ich meine, dass sie transparenter sein könnte. Vielleicht die Crux einer Pioniertat, selbst wenn die Aufnahme natürlich deutlich jünger ist als der Zeitpunkt der Uraufführung. Diese datiert von 1938 - wie so oft bei ihm lange nach einer ersten Fassung. Die Aufnahme wiederum entstand 1968 - und bereits aus den Dreißigern stammen die Auszüge und Improvisationen, die Ives selbst eingespielt hat und die auf der CD auch enthalten sind.

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  • Heute habe ich Hamelins Aufnahme der Ives-Sonate bekommen und sie vorhin gehört zwischen meiner Hausarbeit... ^^ Ein unglaubliches Stück. Was für Klangwelten und was für eine geistige Spannweite! Absolut faszinierend! Die Flöte am Schluss erinnert mich an einen Museumsbesuch in Frankfurt a.M. Vincent van Gogh verstößt gegen alle akademischen Regeln der Malkunst und setzt in einem Bild aus kalten Farbtönen einfach frech einen roten Fleck. Doch dieser Fleck ist genial, er muss einfach sein! So ähnlich empfinde ich hier die Flöte: Ein Fremdkörper, der keiner ist. Allerdings ist diese Musik eine Sphinx. Man muss ihr Rätsel lösen. Dazu braucht man viel Zeit - und ich bin momentan von der Rätsellösung weit entfernt. Die Musik ist aber so faszinierend, dass ich jedenfalls große Lust habe, mich auf die lange Reise der Rätselsuche zu begeben. Die Sonate hatte ich gar nicht auf meinem Schirm. Also besten Dank an Astewes für diese tolle Anregung! :jubel: :jubel: :jubel:

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  • Hallo,


    ich kann bzgl. Ives‘ Concord-Sonate noch auf die IMO sehr eindringliche Aufnahme Lubimovs hinweisen (ich denke, eine Live-Aufnahme).



    LG Siamak

  • Hallo,


    ich kann bzgl. Ives‘ Concord-Sonate noch auf die IMO sehr eindringliche Aufnahme Lubimovs hinweisen (ich denke, eine Live-Aufnahme).


    LG Siamak

    Die müsste ich besitzen und kennen. Oben habe ich den Namen genannt - es könnten höchstens zwei verschiedene Aufnahmen Lubimovs sein, was ich eigentlich nicht glaube. Das Cover schaut bei mir anders aus und es ist eine weitere - vierteltönige - Komposition von Ives dabei statt Berg und Webern. Aufnahmedatum ist 1995 und die gleiche Flötistin wird genannt - insofern muss ich auch meine Behauptung vor von ein paar Tagen widerrufen, ich würde nur Aufnahmen ohne Zusatz kennen ... .


    Natürlich kann und will ich Dir nicht widersprechen, schon gar nicht ohne nochmaliges Hören. Ich meine, dass mir - wie oben kurz gesagt - Hamelin noch besser gefallen hat. Aber damit ist ohnehin nichts gegen Lubimov gesagt. Überdies zielen Transparenz und Eindringlichkeit erst einmal in verschiedene Richtungen - und zum anderen bleiben die Dinge ohnehin letztlich subjektiv. :)

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