Echte Frohnaturen und Optimisten bereichern immer. Ich hänge Dich an.
"Optimismus ist Feigheit" sagt Onkel Oswald
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Okay, getoppt. Lieber den Thread als gleich das ganze Abendland!
Ich bin auch dabei.
Thomas Pape Wann möchtest Du anfangen? Morgen oder lieber am Montag?
Ich sag' mal Montag. Wahrscheinlich werde ich es im Laufe des WE einstellen. Soll ich schon mal anmerken, um welches Werk es sich handeln wird?
Liebe Grüße vom Thomas
Diesen netten, alten Thread greife ich gerne auf und möchte über ein Werk sprechen, von dem ich annehme, daß alle es kennen (so meine Wahrnehmung). Ein Schlachtroß, ähnlich dem b-moll-(Klavier-)Konzert, dem g-moll-(Violin)Konzert oder der d-moll-Sinfonie, die dieser Tage 200 Jahre alt wird. Schlachtroß ist allerdings als Bezeichnung unangemessen für das Werk, das ich vorschlagen werde. Es ist op. 76 Nr. 3 von Joseph Haydn, ein Streichquartett in C-Dur, Teil einer Sammlung von sechs Streichquartetten, die der 65-jährige Haydn dem Grafen Erdödy widmete.
Op. 76, 3 trägt den Beinamen „Kaiserquartett“, und als solches war es mir über die Jahrzehnte geläufig; keine Opuszahl, keine Werknummer, einfach „Kaiserquarett“.
Kennengelernt habe ich das Werk Heiligabend 1973. Meine Mutter hatte mir einen schönen Radiorekorder geschenkt, zwei bespielte Kasseten lagen bei und ein paar unbespielte 60er. Die Aufnahmefunktion musste natürlich noch am selben Abend getestet werden, und ich suchte mich nach dem Essen durch die Sender, bis ich auf einen mit brauchbarer, also klassischer, Musik stieß.
Und dort -es muss WDR 3 gewesen sein, wurde an Heiligabend eben jenes Kaiserquartett übertragen, in einer Aufnahme mit dem damals jungen Alban-Berg-Quartett. Meine musikalische Kost bestand zu der Zeit aus Oper- und Operettenarien, einzelnen Sinfonie-Sätzen, Brandenburgischen Konzerten und BWV 1058 als Single und was die diversen Klassiksampler einem 10-Jährigen Buben so bereit hielten. Kammermusik war nicht dabei.
Gepolt auf das Prachtvolle, Voluminöse, Strahlende, ja, durchaus auch Laute der Musik, hat mich dieses im Vergleich dazu doch eher stille Werk ungemein berührt. Es war ein Erstkontakt. Mit Kammermusik. Mit einem Streichquartett. Zudem einer, bei dem ich trotz all meiner Ungeduld allen vier Sätzen zugehört habe.
Allein was der erste Satz zu bieten hat: das wirkt wie eine liebenswürdige Erzählung, die streckenweise richtig Tempo aufnimmt, irgendwann einem Bauerntanz Raum gibt, um dann zur ursprünglichen Erzählung zurückzufinden. Wie ein Tag der berichtet wird. Sollten Mutter und Tante doch das Heiligabendprogramm im Fernsehen schauen, ich hörte Haydn (der mir damals nur namentlich bekannt war).
Und dann kam Satz zwei. Diesem Satz verdankt das Quartett seinen Namen. „Gott erhalt' uns Franz den Kaiser“, so hat man uns in der Schule gelehrt. Haydn hatte die Melodie zuvor komponiert und das Ganze sei im Volkston geschrieben, damit auch jeder mitsingen könne. Jedenfalls die einfache Melodie.
Ich war ergriffen, denn ich kannte die Melodie nur als unsere Hymne. Aber: wie anders klang sie? Nicht strahlend, nicht glänzend auftretend, nicht feierlich und erhaben, nein, bis auf den heutigen Tag, was ich damals nicht hätte zu benennen vermocht, empfinde dieses Lied in Haydns Quartettform vor allem als eines: demütig. Wie eine Dekonstruktion jener Hymne, die Haydn gar nicht ahnen konnte. Es ist ein Variationssatz, aber jeder Variation ist diese Melodie unterlegt, deren Traurigkeit zunimmt, je dunkler die Streicherstimmen werden. Variation Nr. 1 beginnt keckfröhlich mit dem Spiel der ersten Violine, wie ein Kind das im Sonnenschein tollen will, doch die Bratsche sagt: gib' Obacht, Kind. Da mir selber die Ausläufer der Nachkriegszeit sehr präsent waren (auch 1973 noch), der Krieg war bei uns zuhause ein allgegenwärtiges Thema, Dortmund war aufgeräumt und auch pulsierend, aber in den 1960ern doch noch nicht wieder aufgebaut; in meinem geliebten Kreuzviertel waren die beschädigten Häuser repariert, aber die Fassaden noch schwarz von erlittenen Bränden, und je öfter ich diesen Quartettsatz über die Jahre hörte, desto mehr setzte sich dieses Bild fest, dass sich so wohl Menschen fühlen müssen, angesichts von erlittenem Leid, Zerstörungen und Verlusten, über die man noch nicht mal sprechen durfte. Da reicht's nur noch für das traurige, fragile Streichquartett, nicht mehr für eine trotzig strahlende Blaskapelle.
Was auch immer man mit diesem zweiten Satz verbinden mag, es steckt so ungemein viel Menschliches darin, es ist mehr als nur Musik, weitaus mehr.
Satz drei ist dann schon wieder heiterer. Kopf hoch, tönen die Streicher und über das gesamte Quartett hinweg, ohnehin bei allen sechsen von op. 76 staunt man über den Erfindungsreichtum an Melodien, die Papa Haydn da zu Papier bringt. Der letzte Satz zieht dann das Tempo an. Nicht so irrwitzig wie im Finalsatz von op. 76,5, aber doch ruppig und rauh. Alls in Allem ein packendes Werk.
Lange Jahre konnte ich mit Kammermusik wenig anfangen, fand sie anstrengend, aber Haydn war da ein Sonderfall. Haydn und Boccherini haben nahezu zeitgleich die Gattung „Streichquartett“ in der heute bekannten Form ins Leben gerufen, nämlich ein Werk für vier Streicher mit gleichberechtigt musizierenden Stimmen. Und beider Komponisten Kammermusik habe ich immer geliebt (bei Boccherini besonders die Gitarrenquintette). Nun kenne ich seit mittlerweile 51 Jahren das Kaiserquartett; es ist mir so vertraut, dass ich meine, alle Welt müsste dieses Werk kennen.
Bei den Aufnahmen des Werkes mag ich solche, bei denen der Holzklang der Streicher betont wird. Als ich gestern das Quartett in einer Aufnahme mit dem Tatrai-Quartett hörte - feine Aufnahme, aber doch zügig und vor allem einen völlig unphysischen Violinklang - klang das zwar wundervoll, aber die demütige Stimmung von Satz zwei ist dann weg. Das Äolian-Quartett hat dann wieder diesen sämigen Klang.
Von den mir vertrauten Aufnahmen gibt’s nur wenige auf dem ersten Markt; ABQ, Strauss-Quartett, Äolian-Quartett, Tatrai-Quartett, Quartetto Italiano, alle weg. In den Boxen des ABQ und der Emmersons ist op. 76,3 zu finden, mein persönlicher Liebling, das Fine Arts Quartet nurmehr antiquarisch als Schallplatte.
Reizen würden mich die Aufnahmen des Chiaoscuro-Quartetts (wenn die mal bei Satz zwei nicht zur Dekonstruktion der Dekonstruktion schreiten, aber das könnte ja Axel berichten).
Als ersten Lockvogel stelle ich die Aufnahme des Tacacz-Quartetts ein. Immer eine sichere Bank.
Und hier die Aufnahmen mit dem Alban-Berg-Quartett:
Liebe Grüße vom Thomas
Reizen würden mich die Aufnahmen des Chiaoscuro-Quartetts (wenn die mal bei Satz zwei nicht zur Dekonstruktion der Dekonstruktion schreiten, aber das könnte ja Axel berichten).
Das werde ich gerne machen. Doch zuerst wollte ich mir das Quartett noch einmal mit den Auryns in Ruhe anhören, heute Abend wahrscheinlich. Vielen Dank für die Beschreibung Deines Hörerlebnisses. Ich weiß nicht, ob ich es so gut hinbekommen werde. BTW Chiaroscuro spielt zwar OPI, aber das Erlebnis ist ein rein musikalisches, es geht nicht um das Bürsten an sich ...
Woran ich mich jetzt noch gut erinnere - es ist erst ein paar Tage her - ist der motivisch, kontrapunktisch ausgefuchste erste Satz, der in starkem Kontrast zu dem "Variationssatz" steht. Es wird ja eher um die Melodie herumvariiert. Und auch da kann ich Deinen Eindruck nachvollziehen. Die Melodie wird fortschreitend dunkler timbriert und die Begleitung ist erst umsprudelnd, später dann stärker veflochten.
Mehr kann ich noch nicht sagen. Danke auch für die Auswahl!
Ulli woher wusstest Du, dass Thomas aus diesen Quartetten von Haydn wählen wird? Ich hielt das für einen Spaß von Dir
Man nennt das Cantus firmus Variationen. Das hat hier natürlich auch symbolischen Charakter: Die Kaiserhymne soll nicht "verhackstückt" werden, daher ist sie in jeder Variation in einer Stimme vollständig präsent.
Var. 1 (Violinduett) in Vl 2.
Var. 2 cello
Var. 3 Bratsche
Var. 4 wieder Vl. 1 quasi als Reprise, aber teils in die höhere Oktave und mit reichhaltigerer Begleitung
Der Sinn von Variationen ist normalerweise nicht, möglichst überraschende Abwechslung zu bieten; auch ohne eine zusätzliche Bedingung wie hier kann die Erhaltung der Stimmung bei eher geringen Kontrasten, ein Ziel sein. (Selbst Beethoven macht das, zB in der 5. Sinfonie oder Erzherzogtrio)
Weiterhin: Das Hauptthema des 1. Satzes beginnt: g-e-f-d-c: Gott Erhalte Franz Den Caiser"!
Während man eine Passage wie die "Volksmusik" im Kopfsatz (ca. T 65-74) noch im Rahmen eines eher festlichen Stücks einordnen kann (und das ist ja auch nicht so selten, vgl. die berühmten Finali des "Zigeunertrios" und des bekannte Klavierkonzerts), ist der seltsamste Satz für mich das Finale. Wie schon im 1. Quartett völlig ungewöhnlich ein Moll-Beginn im Finale eines Werks in Dur, aber noch wilder, und m.E. auch ohne die Folklore-Assoziationen, die die Molltonart erklären könnten. Ich muss auch zugeben, dass ich den Wechsel zum Dur hier nicht so überzeugend gestaltet finde wie im G-Dur-Quartett.
Beim Kaiser-Thema finde ich bemerkenswert, dass es entgegen der Hörerwartung auftaktig beginnt. Dadurch verlaufen sämtliche Phrasen über Taktgrenzen hinweg, und auch die wichtigsten harmonischen Wechsel finden zwischen den Takten statt. Wenn man das ernst nimmt, bekommt die Linie dadurch eine besondere Schwerelosigkeit, dieses gewisse "Schweben".
Haydn ist ja hier im Forum sehr präsent - zu Recht. An der Auswahl eines besonders schönen Streichquartetts merke ich, dass ich immer gewusst habe, dass die Quartette von Joseph Haydn genauso gut komponiert sind wie die Sinfonien, habe daraus aber bisher keine Schlüsse gezogen, davon mehr zu hören.
Die Sätze 2 und 3 kannte ich. Ich hatte in Satz zwei eine schnelle Variation erwartet, aber das geht bei Cantus-firmus-Variationen wohl nicht, wie Johannes Roehl ja erklärt hat.
Eine Frage: in den klassischen Sinfonien gibt es oft - so auch hier - im 3. Satz ein "Trio", das meist besonders schön ("anmutig") ist, besonders bei Schubert. Daher meine Frage: was bedeutet "Trio" (musikalisch natürlich), woher kommt diese "Vorschrift", welche sind die berühmtesten Beispiele?
Ansonsten: ein guter Start!
Ich muss ja zugeben, dass ich bei Haydn die Variationssätze am wenigsten mag. Das Kaiserquartett habe ich aber noch nicht oft gehört, mal sehen, wie es mir diesmal geht.
Daher meine Frage: was bedeutet "Trio" (musikalisch natürlich), woher kommt diese "Vorschrift", welche sind die berühmtesten Beispiele?
Ich denke, dass die berühmtesten Beispiele wahrscheinlich nicht in diesen Thread gehören, eher OT sind, aber bei dem Trio an sich kann ich helfen
auf ein paar Beispiele wird verwiesen.
Ich war ja etwas skeptisch wegen der Wiederbelebung des Threads, aber Astewes hat sich dann doch durchgesetzt. Was- wenn ein vorgeschlagenes Werk niemandem oder nur wenigen gefällt ?
Aber in Bezug auf dieses Haydn Streichquartett trifft das wohl kaum zu.
Erschreckend allerdings wie viele Aufnahmen inzwischen bereits gestrichen sind. Allerdings sind da wir, die Konsumenten selber mit schuld - wir hätten sie ja kaufen können.
Ich persönlich besitze vom "Kaiserquartett" lediglich 3 Aufnahmen - und das in Aufnahmen von gestern, die auch sämtlich nicht mehr erhältlich sind -Korrektur: Die Naxos - Aufnahme ausgenommen
Sie waren aber üblicherweise GUTES Mittelmaß, wenn die Bezeichnung überhaupt zutrifft. Als sie erschienen war Naxos noch eine Budgetmarke - und bei der Menge an Quartetten, die Haydn geschrieben hat war das durchaus ein Kaufargument - zumal die Qualität durchschnittlich ZUMINDES ansprechend war. Eine Naxos CD kostete damals in Wien 5,99 Euro, später 7,99 über einen langen Zeitraum hinweg. In gegnzug dazu musste man für eine Vollpreis CD eines MAjors (und nicht nur für den) in Wien etwa 22,-- Euro hinblättern. Der Preisvorteil ist inwischen dahin , bzw marginal (14,99 zu 19,99 Euro)sodaß er als Kaufargument wegfällt.
WAs bleibt, ist daß die Aufnahmen durchaus gut sind - wenngleich nicht "tiefschürfend" (wie das heute verlangt wird - der gewisse "doppelte Boden" in der Interpretation.
Aber die Interpretation ist (bezogen auf op 76 und im speziellen auf das Kaiserquartett) klassisch ebenmäßig, klangschön und tontechnisch makellos. Auf letzteres muß hingewiesen werden, weil zahlreiche Aufnahm dieser Serie in Kirchen aufgenommen wurden, was IMO immer mit einer gewissen Einschränkung des Klanges eingergeht. Diese CD ist insdes in den Suprapon Studios entstanden- warum auch immer - und somit erstklassig.
Der erste Satz des Quartettes wir in dieser Aufnahme ohne Wiederholungen gespielt - worauf ich explizit hinweise, weil der Primarius eines anderen Quartetts im Booklet zu seiner eigenen Einspielung behauptet, die Wiederholungen bei diesem Satz dürften auf keinen Fall weggelassen werden
mfg aus Wien
Alfred
worauf ich explizit hinweise, weil der Primarius eines anderen Quartetts im Booklet zu seiner eigenen Einspielung behauptet, die Wiederholungen bei diesem Satz dürften auf keinen Fall weggelassen werden
Weil es Voltenklammern gibt, ohne die ansonsten 3 Takte (44-46) verschluckt würden; das gleiche gilt für den 2. Teil (123-125).
Ich persönlich besitze vom "Kaiserquartett" lediglich 3 Aufnahmen - und das in Aufnahmen von gestern, die auch sämtlich nicht mehr erhältlich sind -Korrektur: Die Naxos - Aufnahme ausgenommen
Tatsächlich haben sich im Laufe der Jahre einige "Kaierquartette" angesammelt, die allerdings -ich muss es zugeben- oftmakls etwas mit den aufführenden Ensembles zu tun hatten. Gerade habe ich bei den LPs aus dem Schrank gefischt (zusätzlich zu den oben genannten): Barchet Quartett, Heutling-Quartett, Koeckert-Quartett und Amadeus-Quartett (die DGG-Aufnahme). Das Fehlen des Quartetto Italiano wundert mich, da werde ich mich drum kümmern. Von den "Ackergäulen" (ein Kölner Plattenhändler nannte das Amadeus-Quartett einst so) habe ich mir jetzt noch die alten Aufnahmen beim RIAS bestellt, die von Audite veröffentlicht wurden. Zusätzlich, weil es den Tonschnipseln nach gut klang, die Aufnahme mit dem Quatuor Mosaiques. Also eine ähnliche Situation wie bei Dir: vorzugsweise die Alten.
Liebe Grüße vom Thomas
Weil es Voltenklammern gibt, ohne die ansonsten 3 Takte (44-46) verschluckt würden; das gleiche gilt für den 2. Teil (123-125).
Noch mehr, weil ab T 105 Haydn schreibt, dass es beim 2. Mal schneller gespielt werden sollte. Angesicht dieser Besonderheit, die mir von keinem anderen Haydn-Quartett bekannt ist, finde ich schon etwas enttäuschend, dass von meinen Aufnahmen nur Mosaiques und Lindsay (live) das befolgen; Angeles, Tatrai, Carmina, Eder, ABQ (Teldec) alle nicht. Tatrai spielen den Abschnitt immerhin schneller, aber beim 1. und einzigen Mal.
Ich denke, dass die berühmtesten Beispiele wahrscheinlich nicht in diesen Thread gehören, eher OT sind, aber bei dem Trio an sich kann ich helfen
auf ein paar Beispiele wird verwiesen.
Die Information war sehr erschöpfend und die Beispiele waren auch ausreichend. Danke!
Für mich hat dieser Thread Konsequenzen - Ich habe mir ein "aktuelle" Afnahme von op 76 bestdellt - Allerdings fürs erste nur Die Quartette Nr 1-3. Welch - das wird noch nicht verraten, denn wir wollen diesen Thread ja 14 Tage am köcheln lassen.
Daher komme ich nunzu meine zweiten in meinem Besitz befindlichen Aufnahme: Es ist die Einspielung mit dem Buchberger Quartett. Ich liebe dieses Quartett wegen seines "harzigen" Klanges, was vermutlich an der Wahl der Instrumente liegt. Dieser Charakter bringt aber speziell beim heut zu besprechenden Werk keine wirklichen Vorteile.
Die Aufnahme ist an sich gestrichen, gibt es aber innerhalb der Geaamtausgabe noch immer.
Die Besetzung und ihre Instrumente:
Hubert Buchberger, Violine I (Lorenzo Storioni, Cremona um 1775)
Julia Greve, Violine II (Carlo Antonio Testore, Milano 1747)
Joachim Etzel, Viola (Michael Ledfuß, St. Gallen 1990)
Helmut Sohler, Violoncello (Paolo Antonio Testore, Milano um 1750)
Eine wahre Fundgrube an Information bietet das von Prof. Buchberger persönlich verfasste Booklet.
Die berühmte Stelle mit den Dudelsack Quinten, die oft als "alla Hungarese" gedeutet wird, würde er eher dem eglischen-schottischen-Irischen Kulturkreis verpflichtet sehen. Bei kritischem Hinhören gewinnt diese Sichweise durchaus an Glaubwürdigkeit, notabene, da Buchberger das weiter erläutert.
Der Hammer ist aber, daß das "kaiserliche" Thema, welches Haydn bereits zuvor komponiert hat
ZitatWIKIPEDIA ZITAT
Das dritte dieser Quartette erhielt den Beinamen „Kaiserquartett“, da dessen zweiter Satz (G-Dur, Poco adagio, cantabile) vier Cantus-firmus-Variationen über das Thema des von Haydn zuvor komponierten „Volksliedes“ (so die Erstausgabe 1797) Gott! erhalte Franz, den Kaiser enthält.
in der Tat, ein Volkslied sein soll, dessen Melodie - Lt Buchberger - auf einem Volkslied der Burgenländischen Kroaten basiert.
Wie man sieht hat man das anscheinend schon zu zeiten der Erstausgabe 1797 gewusst.
mfg aus Wien
Alfred
Der Hammer ist aber, daß das "kaiserliche" Thema, welches Haydn bereits zuvor komponiert hat
in der Tat, ein Volkslied sein soll, dessen Melodie - Lt Buchberger - auf einem Volkslied der Burgenländischen Kroaten basiert.
Wie man sieht hat man das anscheinend schon zu zeiten der Erstausgabe 1797 gewusst.
Das kroatische Volkslied findet sich auch im Netz.
Natürlich - wie könnte es anders sein - gibt es eine Clavierfassung der Variationen als Hob. XVII:Anhang:
Falls sie nicht authentischen Ursprungs sind (wovon gegenteilig Henle und die Wr. Urtext Edition ausgehen, letztere fügt angeblich sogar ein Faksimile der Handschrift bei), so erschien der Druck doch sicher mit Haydns Segen.
Es gibt hier zwar Mitglieder mit Musiktheorie-Allergie, ich gebe trotzdem kurz wieder, was im "Handbuch der musikalischen Gattungen" zu dem Variationssatz vermerkt ist: Untypisch ist statt der dreigliedrigen Themen-Form ABA der Aufbau "wiederholte Stollen und Abgesang", auch die cantus-frmus-artige Bewahrung des Themas. Dichte Vierstimmigkeit gibt es nur zu Beginn und am Schluss, wo der harmonische Stufenreichtum erweitert wird und als Schlusssteigerung wird über einem Orgelpunkt die Melodie der Oberstimme oktaviert.
Dass hier eine allmähliche "Verdüsterung" stattfinden würde, was mich doch ein wenig verwundert hat beim Lesen der Beiträge, wird nicht erwähnt.
Es gibt hier zwar Mitglieder mit Musiktheorie-Allergie,
Da zähle ich nicht zu und bin als Noten- und Theorieanalphabt sehr dankbar für solcher Erläterungen
Dass hier eine allmähliche "Verdüsterung" stattfinden würde, was mich doch ein wenig verwundert hat beim Lesen der Beiträge, wird nicht erwähnt.
Gut, dass Du das ansprichst. Tatsächlich scheint diese Wirkung und Wahrnehmung in hohem Maße von den ausführenden Ensembles abzuhängen. Gestern Abend hörte ich hintereinander die Aufnahmen von Koeckert-, Barchet-, Heutling- und Amadeusquartett. Auch in dieser Reihenfolge, die beiden ersten naturgemäß mono, was mich bekanntlich nicht anficht. Diese Aufnahmen entstanden Anfang und Mitte der 1950er Jahre. Beiden ist diese fragile Traurigkeit zueigen, über die ich im Startbeitrag geschrieben habe. Heutling dagegen -frühe 1970er- klang frisch und klar, der emotionale Trigger war aber nicht so wie bei den beiden ersten. Amadeus schon wieder emotionaler. Ich meine, dass die LP aus den mittleren 1960ern wäre (hat noch das Tulpenrandlabel), das Ensemble ähnlich wie Koeckert und Barchet eine unmittelbare Nachkriegsgründung. Wenn ich jetzt noch die Aufnahmen mit einbeziehe, die ich in den vergangenen Tagen gehört habe, klingt das Quartett und vor allem der zweite Satz umso frischer und unbefangener, je weiter sich die Quartettmitglieder altersmäßig von 1945 entfernen. Das gilb besonders für die Emersons, auch Tatrai, während Äolian schon wieder emotional anrührt (die nehmen auch das Spieltempo zurück).
Mir ist sehr wohl bewusst, dass die Klangbildung bei einem kleinen Ensemble wie einem Streichquartett extrem schwierig ist, alle bislang gehörten Aufnahmen unterscheiden sich voneinander in der Klangbalance. Den aufzeichnenden Tonmeister wollen wir dabei auch nicht vergessen. Und fairerweise müsste man dann, wenn beim vergleichenden Hören mono-Aufnahmen dazwischen sind, alle Aufnahmen mono verschalten, um dem Einfluss dieser spezifischen Technik auf die Wirkung des Stückes nachzuhören.
Die individuelle tagesspezifische Bespielbarkeit beim Hören kommt auch noch hinzu. Dies alles berücksichtigt möchte ich zumindest festhalten, das -abhängig von Spielweise und Technik- die Möglichkeit besteht, daß die Variationen des zweiten Satze in der Wahrnehmung an Traurigkeit oder Düsternis zunehmen.
Liebe Grüße vom Thomas
Wenn man das kroatische Volkslied hört, weiß man die Kunst Haydns ganz neu zu schätzen .
Weiterhin: Das Hauptthema des 1. Satzes beginnt: g-e-f-d-c: Gott Erhalte Franz Den Caiser"!
Danke für diesen Hinweis.
Das Werk lebt IMO nicht wenig wenig von Bezügen der Sätze untereinander, auch wenn man es gar nicht so deutlich merkt. Ich habe nun die Auryn Einspielung und die der Chiaroscuren gehört. Zuerst einmal spielen sie die Wiederholungen, wie es IMO an diesen Stellen Sinn macht. Interessanterweise spielt das Amadeus Quartett ohne, was zu einer deutlichen Umproportionierung führt. Der Variationensatz, der durch seine Eingenarten sowieso ein zentraler Teil des Quartettes ist, wird dann übergewichtig, vom Taktverlust an anderer Stelle einmal ganz abgesehen So empfinde ich das zumindest.
Nun zum ersten Satz, der im Prinzip sich aus der einen thematischen Keimzelle, die Johannes am Anfang oben gezeigt hat sich entwickelt. Ich habe mir nun die Noten geholt. Aufgrund meiner geringen Kenntnis führte das Folgen der Noten dazu, dass meine ganz Konzentration für das Notenlesen draufging und das Hören etwas vernachlässigt wurde. Also dann eben noch einmal .... die Musik hält das wunderbar aus.
Für meine Begriffe ist es unglaublich, welche Phantasie schon alleine in der Expositon auftaucht. Dann die Durchführung mit Dudelsackteil. Hier übertrifft übrigens das Chiaroscuro Quartet noch die Auryns. Die historische Technik (?) bringt das Klanggeschehen einfach, ohne zusätzliche Anstrengung ans Ohr. Der ganze Satz ist ein wunderbares Amalgam von Ausdrucksmusik mit feiner Polyphonie. Besser kann ich es nicht beschreiben.
Die beiden Einspielungen überzeugen mich. Auryn wirkt duch den etwas moderneren Klang architekturorientierter, während das Chiaroscuro Quartet durch die Farbigkeit des Instrumentenklanges zusätzlich zu bezaubern und dadurch auch etwas abzulenken weiß.
Noch mehr, weil ab T 105 Haydn schreibt, dass es beim 2. Mal schneller gespielt werden sollte.
Diese Stelle findet sich in meinen Noten leider nicht
Dass hier eine allmähliche "Verdüsterung" stattfinden würde, was mich doch ein wenig verwundert hat beim Lesen der Beiträge, wird nicht erwähnt.
Tatsächlich scheint diese Wirkung und Wahrnehmung in hohem Maße von den ausführenden Ensembles abzuhängen.
Das wäre auch mein Eindruck. Gestern sehr genau den zweiten Satz mit dem Chiaroscuro Quartett gehört. Die spielen den pp-Ausklang des Variationensatzes so, dass die Stimmung fast zum Zerreißen ist, beim Auryn hört sich das völlig anders an.
Beim Kaiser-Thema finde ich bemerkenswert, dass es entgegen der Hörerwartung auftaktig beginnt. Dadurch verlaufen sämtliche Phrasen über Taktgrenzen hinweg, und auch die wichtigsten harmonischen Wechsel finden zwischen den Takten statt. Wenn man das ernst nimmt, bekommt die Linie dadurch eine besondere Schwerelosigkeit, dieses gewisse "Schweben".
Das ist noch einmal eine Besonderheit, so dass im Kombination mit der "Cantus Firmus"-Technik - habe ich jetzt gelernt - dieser Satz so eine Art schwebendes Gewicht hat, was schon sehr eigenwillig ist.
Ich gestehe ganz offen, daß ich selber noch nicht weiss, ob ich ein extem bekanntes Werk - oder eines das mir gefällt , oder etwas unbekanntes unbeliebtes zum kennenlenen auswählen werde.
Also macht Euch darüber keine Gedanken.
Astewes wurde von mir als alter Ego ausgewählt, als der tolerantere und wir ergänzen uns - wie ich meine ganz gut.
Wir torpedieren unsere Konzepte nicht gegenseitig , besprechen uns und kommen dann zu einem Ergebnis.
Die Auswahl von Thomas Pape - ich nehme an, daß sie NICHT strategisch war - war ein Glücksfall, verstärkt sie doch ideal die gegenwärtige Haydn Linie des Forums.
Aber uns wäre jedes andere Thema auch lieb und wert gewesen.
Bei der URFASSUNG dieses "alle sprech über.." Threads wurde immer abgestimmt. Das hat sich indes nicht bewährt, da die Abstimmung manchmal länger gedauert hat als der thread.
Der einzig Nachteil der jetzigen Lösung - daß sich jemand nicht beteiligt, weil er das ausgewählte Werk nicht mag, kann dadurch überwunden werden, indem er sich DENNOCH beteiigt und seine Abneigung (formvollendet !!) artikuliert. Der bisherige Star war ima grandios - Ich selbst werde meine Haydn- Streichquartettsammlung erweitern. Mehr kann man von einem Tamino Thema nicht verlangen....
Einer der Vorteile diese Threads liegt darin, daß hier niemand drauf waren kann, was die Moderation vorkaut, sondern jeder kann ein Thema starten, das er für geeignet hält.
mfg aus Wien
Alfred
PS: Meine Skepsis hat nichts zu bedeuten. Ich bin von Natur aus skeptisch.
SElbst wenn ich dereinst vor der Himmelspforte stegen sollte und nach eingehender Überprüfung durch ein KI unterstütztes Computerprogramm für würdig befunden würde (was IMO ziemlich unwahrscheinlich ist) die Himmelspforte zu überschreiten - werde ich fragen: Ist das auch die richtige Entscheidung - Wo ist der Pferdefuß ? - Sorry - That's me !.......
Ich habe bisher meine Eindrücke noch nicht geschildert, weil ich normalerweise keine Quartettmusik höre und ich doch erst einmal einen gefestigten Eindruck erhalten möchte, also mehrfaches Hören. Ich beziehe mich auf das von Thomas Pape verlinkte Beispiel mit dem Alban Berg Quartett.
Der erste Satz ist schwungvoll, eine schöne Abfolge von eher langsamen und schnellen Passagen, eine freundliche Kommunikation der Instrumente untereinander, erinnert mich in Teilen an Mozarts Kleine Nachtmusik. Nach ca. 5 Minuten könnte der erste Satz beendet sein, weitere Variationen und Melodiebögen haben für mich nur einen geringen Mehrwert.
Der zweite Satz ist natürlich der Klassiker, insbesondere der Beginn mit dem namensgebenden Thema. Es schließen sich interessante Variationen an, die die ursprüngliche Melodie in gut wiederkennbarer Weise beinhalten. Schön, kann man sich öfter anhören. Was natürlich immer an eher unangnehmen Assoziationen auftaucht, ist die Szene mit Fußballern vor einem Länderspiel, denen dann genau aufs Maul geschaut wird, ob sie auch ja mitsingen - und eventuell wird ja auch noch etwas Gebrumm miteingefangen.
Der zweite Satz ist nicht zu lang.
Der dritte Satz hört sich für mich zunächst ein wenig wie der erste an, ab ca. 15:30 min gewinnt er mehr eigene Kontur. Gefällt im großen und ganzen.
Der vierte Satz heißt ja schon Presto, aber sooo schnell geht es ja nicht ab. Schwungvoll und in manchen Teilen mitreißend verwirrt es einen alten Barocker doch eher, wenn es im "Presto" immer mal wieder langsam zugeht.
Mein Fazit: anhörenswert, aber jetzt auch erstmal häufig genug gehört.
Es ist natürlich eine Frage, inwieweit Haydn stellen düster oder traurig dargestellt haben wollte. An sich besteht ja kein Grund. Ich habe über die in meinem Besitz befindlichen aufnahmen hinaus Interpretationen gehört und festgestellt daß sie doch recht unterschiedlich sind. In den diversen Führen stehen unterschiedlich Usachen für den Anlass der Quartettserie: Zum einen wird angegeben, sie seien dem Grafen Grafen Georg von Erdődy gewidmet, eine andere Quelle behauptet, dieser habe die Quartette in Auftrag gegeben - was IMO doch ein gewisser Unterschied ist. Es ist durch Zeugen bestätigt, daß die Quartette bereits 1797 komponiert wurden und zwar im Auftrag des Grafen Georg von Erdődy (1754-1812) gegen ein Honorar von 100 Dukaten. Von "Widmung kann in diesem Fall eigentlich nicht wirklich die Rede sein. Es gab allerdinge eine Klausel, wonach die Quartette für die Veröffentlichung bis 1799 gesperrt sein sollen. Das brachte Hayden dann in die Bredouille weil er die Erstveröffentlichung einem englischen Verlag zugesichert hatte, aber befürchtete, daß die sein Wiener Verleger nicht an die Vereinbarungen halten würde und es somit vertragbrüchig würde. Schlußendlich erfolgten die Veröffentlichungen in Wien und London vertragsgerecht ziemlich gleichzeitig...
mfg aus wien
Alfred
Diese Stelle findet sich in meinen Noten leider nicht
Ich habe die Dover Partitur, die entspricht den von Altmann edierten Eulenburgpartituren, also keine neuere krit. Ausgabe, aber erstmal solide. Da steht in T. 105 (nach der Fermate) "la seconda volta più presto". Klingt für mich auch nicht nach etwas, was in einer Zeit, in der die Wdh. meist eh weggelassen wurden, ein Herausgeber eingefügt hätte.
Zwar sind es im ersten Satz Terzen und im Finale Sekunden, aber ich bilde mir auch ein, dass man da, so banal auch die verbliebene Gemeinsamkeit (Rhythmus und Richtung) einen Zusammenhang ahnen könnte. Zumal ungeachtet des "Presto" das Tempo ähnlich ist (Viertel = Halbe), vermutlich ein Fall, wo Presto & alla breve tautologisch sind, also beim Zählen von Halben das Tempo kein Presto ist.
Ich habe die Dover Partitur, die entspricht den von Altmann edierten Eulenburgpartituren, also keine neuere krit. Ausgabe, aber erstmal solide.
Das Projekt Gutenberg bietet an sich die von Altmann edierte Ausgabe an, leider nur den zweiten Satz Warum auch immer diese Beschränkung.
Ich habe die Noten von https://www.free-scores.com/download-sheet-music.php?pdf=39# , sollte es noch andere interessieren. Da findet sich diese Anmerkung bei Takt 105 leider nicht
PS: Auch hier empfiehlt es sich, die Tomaten von den Augen zu nehmen und schon erscheint auch hier der Text. Sorry wegen meines verwirrenden Beitrages.
Da findet sich diese Anmerkung bei Takt 105 leider nicht
Werter Ulli als Nichtmitglied kommt nur auf eine Seite zum Geldbezahlen
Ups, wer alles liest, ist klar im Vorteil! Einfach nicht bezahlen und abwarten Danke für den Hinweis!