Anton Rubinstein - Ein Charismatiker von gestern

  • Liebe Forianer,


    Mit gemischten Gefühlen, aber auf Wunsch eines Mitglieds eröffne ich diesen Thread, der eigentlich scheitern muß, werden doch nur wenige den besprochenen Komponisten kennen, geschweige, denn Aufnahmen von ihm haben. Allerdings lässt sich dieser Übelstand, durch die Preiskorrektur (nach unten !!) bei Marco-Polo relativ kostengünstig beheben.


    Ein bisschen Biographie schadet nie, wie wir Bildungsbürger so treffend sagen, also beginnen wir.


    Anton Grigorjewitsch Rubinstein wurde 1829 in Podolien (Russland) geboren.
    Erstmals trat er im Alter von neun Jahren auf, bereiste Europa, lernte die prominenten Klaviergrößen seiner Zeit, Chopin und Liszt kennen.
    1844 übersiedelte die Familie nach Deutschland, (dort Studien bei S.Dehn) das sie aber nachdem Tod von Rubinsteins Vater wieder in Richtung Russlands verließ, das soll heißen Rubinsteins Mutter und sein Bruder, er selbst fuhr nach Wien



    Nach dem Tod des Vaters versuchte Rubinstein Listzs Hilfe zu erlangen, allein, dieser fand Ausflüchte sie ihm nicht zu gewähren, obwohl es ein oder zwei Begegnungen gab, wo bei mindestens einer Gelegenheit Rubinstein Liszt vorspielte. Rubinstein hat das in späteren Jahren detailliert schriftlich festgehalten. Das ist umso interessanter, als sich Liszt gerne als Förderer junger Talente präsentierte. Wenn wir hier Raffs Aussagen in Bezug auf Liszt (ich werde einstens im zukünftigen Raff-Thread darauf zurückkommen) mit jenen von Rubinstein vergleichen, so werden wir etliche Übereinstimmungen in der Beurteilung Liszts finden.



    Wieder zurück in Russland gewann er die Protektion der Großfürstin Jelena Pawlowa deren "Hauspianist" er wurde.


    Von nun an ging alles viel leichter.


    1857 gründete er mit Unterstützung der Fürstin die
    Russische Musikgesellschaft und welch ein fast wienerischer Zufall, der Leiter hieß Anton Rubinstein.



    1862 wurde das kaiserliche Konservatorium in ST. Petersburg gegründet, und wieder hieß der Direktor Anton Rubinstein.


    1867 gab Rubinstein alle diese Posten auf und widmete sich völlig seiner Pianistenkarriere und der Komposition, und unternahm Konzertreisen in Ganz Europa.


    Am Höhepunkt seiner Karriere war er ebenso berühmt wie Liszt, wurde jedoch von komponierenden Kollegen immer wieder herabgesetzt, mit der Begründung, seine Werke hätten "keinen Tiefgang", ein Verdikt, das sich bis heute gehalten hat.


    (Persönliche Anmerkung: Mir ist das wurscht, ich mag seine Musik :stumm: :D)


    Rubinsteins Kompositionen sind zahlreich:


    Er schrieb sechs Sinfonien und fünf Klavierkonzerte,vier Klaviersonaten, zahlreiche Klavierstücke, sechs Opern , von denen wohl die bekannteste "Der Dämon " ist.


    Die Sinfonien sind durchwegs mit Namen versehen


    Sinfonie Nr 1 op x "Iwan der Schreckliche"
    Sinfonie Nr 2 in C-Dur op 42 "Der Ozean"
    Sinfonie Nr 3 in A-Dur op 56 "Eroica"
    Sinfonie Nr 4 in d-moll op 95 "die Dramatische"


    (Nr 5 und sechs besitze ich nicht, kenne daher auch die Namen,
    die Literatur ist mit Angaben knausrig ;) )


    Rubinsteins Musik ist nicht typisch russich, vielmehr enthält sie Einflüsse von Mendelssohn und Schumann, allerdings etwas theatralischer, in Richtung Virtuosenkonzert, manchmal versehen mit einem Spritzer Salonmusik, im Bereich der Oper errinnert sie an Meyerbeer, aber den kennt ja heute (leider ) auch keiner mehr :stumm:




    beim Einfügen der Bilder habe ich jetzt auch den Preis gesehen:
    7.99 Euro bei jpc für Werke auf Marco Polo, einiges gibt es jedoch auch bereits auf naxos. Es handelt sich hierbei sämtlich um Übernahmen von Marco Polo.




    So, das wärs zu Einleitung, ich hab versucht Euch diesen Komponisten eine wenig näher zu bringen, anhören müsst Ihr ihn schon selber....



    Gruß aus


    Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    das ging ja wirklich schnell. Ich bin mal wieder beeindruckt. Diese Hinweise und Einzelheiten machen Lust, Herrn R.s Musik mal kennenzulernen, finde ich. Und wer sind die beiden Herren, die da so gemütlich aneinander lehnen?
    Ganz besonders schön fand ich:"Mir ist das wurscht [kein Tiefgang], ich mag seine Musik." Das ist es nämlich, wie ich finde: Musik zu hören und sie zu mögen, ohne weitere Überlegungen anzustellen oder sie eben nicht zu mögen, auch ohne weitere Überlegungen. Ich kann Musik mögen, die bestimmt keinen Tiefgang hat und solche mit T. nicht mögen. Soll das mal einer kritisieren. Gefällt mir oder nicht beinhaltet noch kein Urteil. Und selbst wenn das Urteil negativ ausfiele, kann mir die Musik immer noch gefallen. Man kann selbstverständlich auch Musik hörend beurteilen, sie auf ihre musikalische, künstlerische und sonstige Substanz abklopfen und sich so einen Zugang zu ihr verschaffen. Man kann sich den Zugang auf diese Weise auch schön verbauen. Davon kann ich ein Lied singen.
    Jetzt muß ich mich auf die Suche nach Rubinstein-Musik begeben.


    Bis bald und schöne Grüße
    yarpel

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    (Nr 5 und sechs besitze ich nicht, kenne daher auch die Namen,
    die Literatur ist mit Angaben knausrig ;) )


    Hallo Alfred,


    gerade seine Fünfte ist sein bestes symphonisches Werk, sehr empfehlenswert.


    Gruß

  • Hallo Alfred,


    ich habe Rubinstein, Raff usw. damals durch die Candide/Turnabout Aufnahmen kennengelernt. Klanglich war das in der Regel unter aller Kanone, aber ich mag diese Komponisten (von Ignatz Brüll war auch was dabei). Das Raff Klav. Konzert mit Ponti finde ich heute noch besser als alle Neueinspielungen. Rubinsteins "Ocean Symphony" gab's - glaube ich - mit irgendeinem Westfälischen Orchester unter Kapp. Ich habe noch einige Instrumentalstücke aus dem "Dämon" und die Klavierkonzerte - als CD nur die "Ozeanische".
    Da muss ich mich wohl mal um mehr kümmern.


    Die Sache mit dem Tiefgang ist bei mir "Gezeitenabhängig". Es gibt Tage da möchte ich mich angenehm unterhalten - dann sind Mendelssohn - Raff und Co. aufwärts gefragt, an anderen Tagen möchte ich mich mit der Musik auseinandersetzen, dann wird's halt "moderner". Wobei das nur grob ausgedrückt ist. Der "Tiefgang" bei vielen zeitgenössischen Kompositionen ist beim zweiten Blick oft wie weggeblasen.


    Grüsse
    Walter

  • Hallo,


    für Opernfreunde auf der steten Suche nach Neuem möchte ich gerne Rubinsteins Oper "Der Dämon" empfehlen. Ich sah das Werk zwei Mal, im St. Petersburger Mariinsky-Theater unter Valery Gergiev und beim finnischen Opernair-Festival Savonlinna als Gastspiel der Lettischen Nationaloper aus Riga.


    Im Mittelpunkt der Oper stehen Tamara (Sopran) und ein in sie verliebter Dämon (Baßbariton), wie Wagners Fliegender Holländer zur ewigen Suche nach der Liebe eines Menschen verdammt. Das Werk enthält gerade für diese beiden überaus anspruchsvollen Partien eine Fülle herrlichster Melodien, und auch der Chor ist reichhaltigst bedacht.


    Nach Produktionen in Wexford und Bregenz ist "Der Dämon" auch im Westen etwas bekannter geworden, wozu auch Gergievs Gastspiele mit dem Stück z.B. in Paris oder and der Met das Ihrige beigetragen haben. Von den Wexforder- und Bregenzer Produktionen gibt es empfehlenswerte Mitschnitte).


    Die Arien und Szenen des Dämons sind Paradestücke für (russische) Baritone, die sie gerne auf Recitals singen, so z.B. Dmitry Hvorostovsky auf einer von Valery Gergiev dirigierten CD oder der estnische, zu Unrecht im Westen so gut wie unbekannte (schon längst verstorbene) Bariton Georg Ots, zu dessen Paraderollen der Dämon gehörte, den er oft am Moskauer Bolshoi-Theater interpretierte.
    Für einen reinen Bariton eigentlich zu tief, für einen Baß zu hoch, ist der Dämon also eine Rolle für Baßbaritone wie Evgeny Nikitin, Salzburgs neuen Wotan (Mariinsky-Theater), oder den Letten Egils Silins (Bregenz, Riga).


    Sune

  • Zitat

    Die Arien und Szenen des Dämons sind Paradestücke für (russische) Baritone, die sie gerne auf Recitals singen, so z.B. Dmitry Hvorostovsky auf einer von Valery Gergiev dirigierten CD


    Meine Kenntnisse rund um Anton Rubinstein sind ganz bescheidener Natur. Kennen gelernt habe ich ihn, wie bereits Sune schrieb, über eben jene Hvorostovsky-CD, die ich auch an dieser Stelle gerne noch einmal empfehlen möchte.


    Im Zuge meiner Beschäftigung mit dem Pianisten Hamelin kam ich eher zufällig an das 4. Klavierkonzert op. 70. Es ist wunderbar melodisch, virtuos und kraftvoll, stellenweise richtig ergreifend. Komponiert hatte es Rubinstein bereits 1864, wenngleich erst 1872 die jetzt vorliegende Fassung fertig gestellt worden ist.
    Ein herrliches Klavierkonzert in einer tollen Einspielung von Hamelin! Ich besitze schon einige CDs aus der „Romantic Piano Concerto“-Edition von Hyperion, die sich gottlob auch etwas unpopulärer Klavierkonzerte annimmt - diese Rubinstein-CD wird bestimmt nicht meine letzte sein.




    Ein paar Infos aus dem Booklet:


    Rubinstein war der erste große russische Pianist von internationaler Bedeutung, Lehrer, Dirigent und produktiver Komponist in allen Gattungen, der zu Lebzeiten als wahrer Gigant am musikalischen Firmament angesehen wurde. Hans von Bülow nannte ihn den Michelangelo der Musik.


    Eine zeitgenössische Einschätzung von A. Ehrlich: Anton Rubinstein sei einer der bemerkenswertesten Männer, die man unter Musikern je gekannt habe. Sein wahrhaftiger Genius durchziehe sein Spiel ebenso wie seine Kompositionen, und es sei einmal bemerkt worden, dass er nicht nur Blitz und Donner, sondern auch Flammen, Asche und Rauch eines Vulkans speie. Was das Klavierspiel angehe, so könne sich niemand mit ihm messen; er sei unglaublich kraftvoll und schaffe es in außerordentlicher Weise, einen tiefen Eindruck zu hinterlassen.


    In einem Musiklexikon spricht 1889 ein Autor eine Warnung an Rubinstein aus:


    „Ihr Stil ließe sich als legitime Nachfolge von Mendelssohn beschreiben; sie sind durchzogen von einer reichen und breiten melodischen Ader, die von präziser und natürlicher Harmonik sowie gründlichem technischem Können gestützt wird. Aber sie zeugen auch von der fatalen Gabe der Gewandtheit, und folglich von einem Mangel an jener Selbstkritik und Selbstbeherrschung, die allein einem Komponisten zu wahrhaftiger Größe verhelfen können.“


    Zu Lebzeiten sehr geschätzt, heute unpopulär - Zeit, sich intensiver mit Anton Rubinstein zu beschäftigen.


    Gruß, Cosima

  • Hallo,


    bei mir steht schon seit einiger Zeit die Naxos-Aufnahme des Violinkonzerts auf dem Merkzettel. Kennt die eventuell jemand und kann eine Einschätzung geben, vielleicht erst mal zum Werk selbst?




    Gruß, Peter.

  • Im Übrigen bin ich auf das Violinkonzert gekommen, weil mir die 2. Sinfonie Rubinsteins "Ozean" ziemlich gut gefällt, auch in dieser Aufnahme mit Gunzenhauser auf Naxos:




    Gruß, Peter.

  • Hallo,


    ich kenne eine ganze Menge Musik von Rubinstein. Ich habe die 6 Marco Polo-CDs mit den Sinfonien und sonstigen sinfonischen Werken, außerdem 4 Marco Polo-CDs mit Werken für Klavier und Orchester, das Violinkonzert, die beiden Cellokonzerte, die zwei Cellosonaten. Alfred, ich muss dich hinsichtlich dieser Passage ein wenig korrigieren:



    Die Beinamen, die du den Werken gibst, sind teilweise falsch. Iwan der Schreckliche ist eine Sinfonische Dichtung, die mit auf der entsprechenden CD ist. Gleiches gilt für "Eroica". Nur zur Information, die erste Sinfonie steht in F-Dur und hat die Opuszahl 40, ein Versäumnis von Marco Polo, dies nicht auf der CD erwähnt zu haben. Zur Ergänzung hier die fehlenden Angaben zu den beiden letzten Sinfonien:


    Sinfonie Nr.5 g-moll op.107 (1880)
    Sinfonie Nr.6 a-moll op.111 (1886)


    Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich mich intensiv mit Rubinsteins Musik auseinandergesetzt habe. Detaillierte Angaben zu einzelnen Werken kann ich derzeit nicht machen, wenn aber noch der Wunsch besteht, höre ich mir gerne mal wieder das Violinkonzert an und gebe eine Einschätzung dazu ab. Was Alfred über Rubinsteins Stil sagt, stimmt zumindest im Falle der früheren Werke. Gerade in den beiden letzten Sinfonien (und in Ansätzen auch bereits in der Vierten) verwendet Rubinstein dann eben doch auch russische Einflüsse (Finale der Sechsten z.B.). Ein Werk wie die Dritte ist allerdings in der Tat nicht sonderlich "russisch". Meiner Meinung nach lohnen sich von seinen Sinfonien die beiden letzten in besonderem Maße. Zwar sind nicht alle von Rubinsteins Werken gleich gut. Seine besten Werke (zu denen ich auch zum Beispiel das schon erwähnte Vierte Klavierkonzert zählen würde) sind aber allemal sehr hörenswerte Kompositionen. Was die von Peter geschätzte Zweite Sinfonie betrifft: Rubinstein hat sie ja im Laufe der Jahre immer stärker erweitert, ursprünglich hatte sie nur vier Sätze. Die finale Version mit sieben Sätzen und einer Dauer von 73 Minuten ist für meinen Geschmack schon ein wenig lang geraten. Die erste Cellosonate habe ich mal angefangen zu spielen, ein sehr klangvolles, romantisches Stück. Gab es mal mit Steven Isserlis am Cello. Früher war Rubinsteins "Melodie in F" ein sehr bekanntes Stück, die Popularität dieses Werkes scheint aber nachgelassen zu haben. Wie auch immer, mir gefällt seine Musik gut. (Ob ein Komponist nun "erstklassig" oder "zweitklassig" ist, interessiert mich ohnehin nur begrenzt.)


    Viele Grüße
    Holger

  • Hallo,


    Da ich im momment viel Rubinstein um die Ohren habe, möchteich mich kurz zu Wort melden und meinen komentar ablassen.


    Gehört habe ich vor zwei Tagen die Zweite Symphonie und das vierte Klavierkonzert - beides ganz großartige und mitreissende, sowie ergreifende Werke!


    Bestellt habe ich mit nun die beiden Cellokonzerte in foglender Aufnahme...ich bin da schon gespannt wie ein Flitzebogen - berrichten werde ich an dieser Stelle dazu später mehr!



    Ich mag Rubinstein durchaus sehr, und in so mancher seiner Konpositionen sucht man den "fehlenden Tiefgang" vergeblich...hm..obschon...in der "Melodie in F, Op.3" vielleicht schon ... :D
    Über Liszt Musik lässt sich aber denke ich in velen Fällen ähnlich Urteilen!
    Aber auch dessen Kompositionen schätze ich!


    LG
    Raphael

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  • Hallo,


    So, höre gerade besagte Cellokonzerte!


    Nr.1 ist schonmal ein Genuss! :jubel: - Wer reines, hohles Virtuosengefiedel wie bei Vieuxtemps erwartet liegt falsch! - Rubinstein arbeitet mitunter stark auf musikalischen Ausdruck hin. Der erste Satz wartet mit einer sehr rinteressanten Stelle mit Doppelgriffen auf...


    LG
    Raphael

  • Hallo,


    was für ein interessantes Thema :-)
    Hab mir letztens auch diese CD zugelegt:



    und war begeistert.
    Jetzt bin ich neben den Symphonien auch an den anderen 4 Klavierkonzerten interessiert und wollte fragen ob ihr Aufnahmen dazu besitzt/empfehlen könnt.
    Gibts diese Marco Polo Cds für Klavier und Orchester, von denen Holger sprach, noch zu kaufen bzw. wo findet man sie?

  • Hallo,


    Diese Marco Polo CDs sind an sich schon gestrichen.
    Lediglich das Klavierkonzert Nr 5
    (Kreuz im Quadrat nach 5 anklicken)
    scheint noch bei jpc als verfügbar auf. Ich habe aber meine Zweifel daran, daß es diese CD noch gibt - notabene da nicht mal mehr ein Labelbild angezeigt wird.


    Es bleibt noch die schwache Hoffnung, daß Herr Heymann die Konzerte in die Naxos-Serie übernimmt - was er mit den Sinfonien teilweise schon gemacht hat.


    Schönen Grüß nach Hongkong an unser leider lediglich mitlesendes Tamino-Mitglied Klaus Heymann :hello:


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Ein hervorragendes Cellokonzert von Rubinstein (Nr.2?) findet sich auf dieser CD. Meiner Meinung nach kann es locker mit den Saint-Saens- oder dem Lalo-Cellokonzert(en) mithalten.
    Alban Gerhardt spielt die teils süßlichen, teils süffigen Melodien schön aus und findet auch in den hochdramatischen Stellen den richtigen punch.
    Unbedingt empfehlenswert für Liebhaber des Cellos.


    Meine andere Rubinstein CD beinhaltet das 4. Klavierkonzert gespielt vom legendären Josef Hofmann- eines seiner Paradestücke:

    :jubel:

  • Hallo,


    Zitat


    Es bleibt noch die schwache Hoffnung, daß Herr Heymann die Konzerte in die Naxos-Serie übernimmt - was er mit den Sinfonien teilweise schon gemacht hat.


    Na dann werde ich wohl hoffen :-)
    Bei jpc scheints auch noch das 3.&4 auf einer CD. zu geben...aber ebenfalls ohne Bild...


    Und was ist mit meinem Bild von der Rubinstein-CD passiert...Schwarwenka 2. & 3. KK wollte ich hier eigentlich nicht anbringen...


    LG


    Der Fehlerliegt bei jpc, die die CD mit dem falschen Cover präsentieren...

  • Mein Erstkontakt mit Anton Rubinstein fand nun auch endlich statt - eigentlich sollte es ja schon vor etlichen Monaten, vielleicht so vor etwa anderthalb Jahren, mit seinem Violinkonzert (Naxos) losgehen, doch irgendwie kam es nie dazu.
    Daher nutzte ich die Gelegenheit der Sonderangebote bei Hyperion und besorgte mir die Aufnahme seines 4.Klavierkonzerts mit Marc-André Hamelin und dem BBC Scottish Symphony Orchestra unter Michael Stern.


    Allerdings finde ich nichts an dem Konzert, was mich reizt. Nichts, was mich anspricht. Sicherlich ist 'nichts' übertrieben, aber mal abgesehen von einigen wenigen, sehr selten vorkommenden Phasen spricht mich dieses Werk nicht an.
    Das andere Werk der CD, Xaver Scharwenkas 1.Klavierkonzert, gefällt mir dagegen richtig gut und macht mich auch neugierig auf seine anderen Konzerte - somit hat sich die CD schon gelohnt.


    Trotzdem bin ich eben vom Rubinstein irgendwie enttäuscht.
    Ist es vielleicht das falsche Konzert - wäre eines seiner anderen geeigneter weil gefälliger und ansprechender?!?


    Wie eigentlich fast immer lasse ich mir hier auch noch das Hintertürchen offen...ich bin jung und eventuell springt ja noch ein Funke in Sachen Rubinsteins 4.Klavierkonzert über.

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo Maik,


    Schade! :D
    Ich finde das 4. von Rubinstein äußerst ansprechend! Vor allem der letzte Satz sprüht finde ich vor lustigen Einfällen und Themen!
    Ich denke, mit dem 4. hast du eigentlich Rubinsteins bestes auf dem Sektor gehört...


    Ich habe mal in die Hyperion-Aufnahme reingehört - ich finde der letzte (und tolle) Satz ist da irgendwie nicht sooo gelungen. Das Klavier kingt schlecht und irgendwie kommt er Zäh rüber.
    Wenn du ihm noch einen (günstigen) Versuch geben willst, dann wempfehle ich es mit dieser Aufnahme:



    Da steht zwar dick Tschaikowsky drauf, ist aber nicht (nur) Tschaikowsky drin!
    Ich warne gleich im vorraus: Wie immer bei Concerto Royale ist die Aufnahmequalität gewöhnugnsbedürftig und das Orchester ziemlich (!) schlecht. Aber ich finde, diese CD vermittelt die spritzigkeit des letzten Satzes am besten - macht einfach spass zu hören!


    Falls du nochmal einen anderes Werk versuchen willst, empfehe ich die 2.Symphonie!



    Obwohl ich Rubinstein durchaus etwas (um nicht zu sagen viel) abgewinnen kann, sei gesagt, dass er schon in der Regel recht platte, triviale Werke komponiert hat. Du wirst keinen Meister entdecken können - aber einige Werke lohnen doch schon außerordentlich!


    LG
    Raphael

  • Zitat

    Du wirst keinen Meister entdecken können - aber einige Werke lohnen doch schon außerordentlich!


    Eigenartigerweise war das Publikum des 19. Jahrhunderts da völlig anderer Meinung.Er stand stets im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, ein Charismatiker wie außer ihm nur Liszt und Thalberg.


    Er war eine der schillerndsten Figuren der russischen Musikszene und bekam sogar den Beinamen "Van II" (wegen seiner flüchtigen Ähnlichkeit mit Luadwig van Beethoven....


    Als Interpret noch erfolgreicher, als er es als Komponist war, fühlte er sich eher zur Komposition hingezogen.


    Hier eine weitere CD seiner Musik, diesmal für Klavier solo "Album de Peterhof" op 75




    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Einige Jahre sind seit dem letzten Beitrag vergangen. Inzwischen wurden auch die letzten beiden Sinfonien , Nr 5 und 6 zu Naxos "übersiedelt" und zwar die Nr 6 im Jänner 2024.





    Ich habe im ersten Beitrag geschrieben, dass Rubinstein die erhoffte Unterstützung von Liszt nicht erhalten habe, obwohl er sonst Könstler durchaus förderte. Auch ich weiß heute mehr als vor knapp 10 Jahren. Lissz förderte jüngere Kollegen nur dann, wenn er sich durch sie nicht bedroht fühlte. Und Anton Rubinstein war - neben Sigmund Thalberg - wohl der einzige Pianist, der es mit Liszt aufnehmen konnte....
    Rubinstein sah sich indes mehr als Komponist, denn als Klaviervirtuose. Es ist schwer ihn einzuschätzen, denn seine Zeitgenossen beurteilten ihn durchaus unterschiedlich, Während die einen ihn als Komponisten (fast) an der Spitze sahen, wurde ihm auch die "Ehre" zuteil, ihn als Schöpfer einer Fontäne schlechter Musik zu sehen. An wen erinnert mich das bloß ? Ach ja- an die angeblich "stinkende" Musik von Tschaikowskis Violinkonzert.......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dass Anton Rubinstein neben seine 6 Symphonien, Klavierkonzerten, Opern und Klavierstücken auch jede Menge Kammermusik geschrieben hat, ist kaum bekannt. Alleine 10 Streichquartette gehen auf sein Konto. Nur von den ersten beiden scheint es überhaupt eine Einspielung zu geben, die ist 1992 entstanden, aber erfreulicherweise immer noch (oder wieder) verfügbar, allerdings im Hochpreissegment. Innovation war Rubinsteins Sache sicher nicht, so geht auch sein erstes um 1850 entstandenes 1. Streichquartett nicht über den Rahmen hinaus, den die Wiener Klassik und Mendelssohn gesetzt haben. Auch fehlt es völlig an einem Personalstil schon gar einem russisch angehauchten, aber davon einmal abgesehen, kann sich das 4-sätzige knapp halbstündige Werk durchaus hören lassen. Die attraktiven Themen werden gekonnt gesetzt und klassisch verarbeitet und wenn auch nichts bemerkenswertes passiert, so auch nichts, was Stirnrunzeln oder Langeweile verbreitet. Das dänische Royal String Quartet ist nicht mit dem derzeit aktiven polnischen Quartett gleichen Namens zu verwechseln. Es spielt inspiriert und ansprechend.


    Es wäre interessant zu wissen, ob es eine Entwicklung in der Kammermusik Rubinsteins gibt, aber ob wir das je erfahren ??

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  • Besten Dank Lutgra für den hinweis auf die Streichquartette, sie werden mit der Februar Bestellung mitbestellt.


    Aber nun zu etwas ganz anderem. Ich plane in loser Folge kurze Vorstellungen der einzelnen Sinfonien. Die Sinfonie Nr 2 hat schon seit 2009 einen eigenen Thread. Dann kam das Projekt zum Erliegen. Ich durchforste derzeit das Forum nach Projekten deren Weiterführung von Interesse sein könnte.


    Anton Rubinstein: Sinfonie Nr 2 in C-Dur op 42 -"der Ozean"


    In Kürze bekommt er seinen ersten Bruder, der sich mit der Sinfonie Nr 1 befasst.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Anton Rubinstein ist schon kein uninteressanter Komponist. Sein Problem ist ein anderes. Charismatiker von gestern trifft das eigentlich ganz gut. Ich wollte mich schon vor ein paar Jahren mit seinen Werken auseinandersetzen und sukzessive die Symphonien und Klavierkonzerte durchhören. Das Vorhaben blieb bald schon stecken. Ganz nett, aber etwas uninspiriert kam mir das damals vor. Nun ja.


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    Kürzlich bekam Rubinstein seine zweite Chance, eher zufällig. Seine 2. Symphonie C-Dur op. 42 "Ozean" in der Urfassung von 1851 in einer alten Melodija-Aufnahme unter Fuat Mansurow. Die Fassungsfrage ist hier nicht ohne Belang, weil die Urfassung noch vier Sätze hat, während die Spätfassung (derer sich die Naxos-Aufnahme bedient) derer sieben vorweist. In der "Kurzfassung" ist das ein wirklich überzeugendes, stellenweise packendes Werk. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die "Langfassung" eben ihre Längen hat.



    Genau das dachte ich mir bei der 4. Symphonie d-Moll op. 95 "Dramatische", die unter Igor Govolchin auf 65 Minuten kommt. Allein der Kopfsatz dauert schon 22 Minuten. Dabei ist das auch kein schlechtes Werk, im Gegenteil. Man braucht eben etwas Geduld. Da wäre weniger vielleicht mehr gewesen und der Ausspruch Kaiser Josephs II. von den "zu vielen Noten" kam mir in den Sinn. Die einzelnen Sätze hätten sich womöglich nochmal überarbeitet und komprimiert gehört.


    Bezüglich Rubinsteins Stil: Hier wurde oft geschrieben, das erinnere an Mendelssohn. Zumindest bei den beiden gehörten Werken kommt er beizeiten durchaus auch knallig herüber (sehr fetzige Finalcodas), so dass die Assoziation zu Wagner nicht so fernliegt, auch wenn er diesen offenbar recht kritisch sah. Dass es gar nicht russisch klänge, kann ich auch nicht bestätigen. Vielleicht muss man Rubinstein wirklich mit einem russischen Orchester anhören, um das zu merken.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wie bereits mehrfach angedeutet bin ich dabei die Sinfonien von Anton Rubinstein in Extrathreads kurz vorzustellen-

    Dabei bin ich auf zahlreiche Details in seinem Leben gestoßen, die ich teilweise dort, teilweise hier, und teilweise doppelt berichten werde.

    Zunächst gibt es da die Diskrepanz zwischen "hochberühmt" und "relativ erfolglos"

    Zunächst absolviert Rubinstein eine Karriere als "Wunderkind"

    Er lernte in dieser Zeit Franz Liszt kennen, der ihn laut Wikipedia förderte und mit dem er laut Reclams Komponistenführer später befreundet war.

    Meine anderen Quellen sind da anderer Meinung, Der Kontakt war zwar da - aber Liszt unternahm nichts um Rubinstein zu fördern.

    Danach versuchte er in Budapest und in Wien zu reüssieren - erfolglos

    Also nach Moskau, wo seine Mutter und sein Bruder bereits waren Dort war er schon einigermaßen bekannt, und er konnte als Pianist in den Salons des russischen Adels auftreten. Dort wurde er näher mit der Großfürstin Elena Pawlowna, einer geborenen Prinzessin Friederike Charlotte Marie von Württemberg bekannt und schliesslich ihr Hofpianist. Das ermöglichte einiges. Rubinstein war an der Gründung einiger Institutionen beteiligt, das nur in aller Kürze.

    Seine Widersacher waren "das mächtige Häuflein" - die Gruppe der fünf -Selbstbezeichung: "die Novatoren"

    bestehend aus Mili Balakirew, Alexander Borodin, César Cui, Modest Mussorgski und Nikolai Rimski-Korsakow.


    Sie störten sich daran, daß die Musik Rubinsteins westlich orientiert war und ebenso an Mendelssohn, Schumann etc.

    Für diese Gruppe - und vermutlich deren befreundete Kritiker war die Musik Rubinssteins ein Dorn im Auge und sie benutzen eine von ihnen erfundene RedewendunG: "C'est Rubinstein"


    oder:

    "Wenn Sie Musik hören, die kling wie schlechter Beethoven oder schlecht instrumentierter Mendelssohn, dann ist das meist Rubinstein"


    Ich verbürge mich nicht für die Exaktheit der Zitate, denn sie wurden schon oft von Sprache zu Sprache hin und her übersetzt


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Abgesehen vom vierten, gibt es nicht allzu viele Einspielungen der Klavierkonzerte von Anton Rubinstein. Die übrigen sind diskographisch mangelhaft erfasst. Umso erfreulicher, dass vor einer Weile eine Neuaufnahme des 3. und 5. Klavierkonzerts mit der Pianistin Anna Shelest und dem Estnischen Nationalen Symphonieorchester unter Neeme Järvi bei Sorel erschien:




    Aufnahme: Estonia Concert Hall, Tallinn, 7.-11. Mai 2018


    Die Kritikerzunft zeigte sich angetan.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mittlerweile ist der Zyklus der fünf Rubinstein-Klavierkonzerte mit Anna Shelest und Neeme Järvi komplett, die Konzerte Nr. 1 und 2 kamen kürzlich heraus:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões