Liszt: Die Klaviersonate in h-moll

  • Aus 1953 stammt diese vorzügliche Aufnahme von Annie Fischer:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Jetzt hatte ich fes damit gerechnet, die h-moll Sonate auch von Maria Yudina beibringen zu können. Fehlanzeige. Yudina und Sofronitsky waren Kommilitonen am Petersburger Konservatorium und trugen beide als Abschlußkonzert die h-moll Sonate vor.Für den teilnehmenden Schostakowitsch war das Spiel von Sofronitsky eines seiner nachhaltigsten Musikerlebnisse. Die Yudina landete auf Platz 2. Insgesamt war ihr pianistisches Spektrum weiter gefasst, keine Ahnung, ob sie das Werk auf ihre Programme setzte.


    Dafür aber hat Maria Grinberg 1952 die h-moll Sonate aufgenommen . Irgenwie habe ich den Eindruck, dass ihre freundliche Heiterkeit auch in dieser Aufnahme durchleuchtet. Ich spendiere mal den youtube-link, da die große Grinberg-Box nicht mehr zu haben ist (jeden einzelnen Pfennig war die wert).




    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Sensationell finde ich de Aufnahme von Vladimir Sofronitsky aus dem Jahr 1960.

    Lieber Thomas,


    ich weiß gar nicht mit Sicherheit, ob ich sie habe. Es gibt unzählige Mitschnitte von Sofronitzky. Hier...



    ist leider nur die Dante-Sonate drin, aber nicht die H-moll-Sonate.


    Und hier ist sie auch nicht drin...


    81cAoyv+GzL._SL300_.jpg


    ... also wird mir die Aufnahme wohl fehlen. Ich beräue es auch, dass ich die Yudina-Box damals nicht gekauft habe, als sie erschien! Da kann dann nur das berühmte Gorbatschow-Zitat kommen ... ^^ :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • ich weiß gar nicht mit Sicherheit, ob ich sie habe

    Lieber Holger,


    ich habe sie tatsächlich auf LP. Bei Melodiya ist eine Sammlung von LP-Boxen (angeblich damals schon restauriert) erschienen in denen sich auch dieses Moskauer Recital aus 1960 befindet. Ich habe zwar nur zwei der Boxen, aber eine davon ist eben diese.


    dass ich die Yudina-Box damals nicht gekauft habe

    Yudina ist noch verfügbar (wenn auch nicht beim Werbepartner), Du meinst bestimmt Grinberg.



    Die Sofronitsky-Aufnahme steckt in dieser Box, die durchwachsen besprochen wird. Was sich allerdings aufdie mangelhafte Recherche von Scribendum bezieht und die zuweilen schlechte Qualität von Tontechnik und Klavier. Für Fans aber wohl ein Muss:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • ich habe sie tatsächlich auf LP. Bei Melodiya ist eine Sammlung von LP-Boxen (angeblich damals schon restauriert) erschienen in denen sich auch dieses Moskauer Recital aus 1960 befindet. Ich habe zwar nur zwei der Boxen, aber eine davon ist eben diese.

    Lieber Thomas,


    in der großen Box, die Du verlinkt hast, ist als Aufnahmedatum 1948 vermerkt. Das würde die mäßige Tonqualität erklären. Bei Sofronitzky ist das Problem, dass ich Vieles schon doppelt und dreifach habe, weil es in unterschiedlichen Zusammenstellungen immer wieder veröffentlicht wurde. Da fehlt mir deshalb etwas der Überblick und ich muss mal schauen. Yudina und Grinberg sind leider eine Lücke bei mir - wo ich doch so viel aus der russischen Pianistenschule habe. Ein hervorragender Liszt-Interpret ist auch Grigory Ginsburg - aber die H-Moll-Sonate hat er wohl nicht aufgenommen.


    Bei all den Vergleichen ist es ab und zu finde ich immer mal wieder angebracht, an den "Unvergleichlichen" zu erinnern: Horowitz. Seine späte Aufnahme der Liszt-Sonate, wohl in seiner New Yorker Wohnung eingespielt, also mit einer Zimmer-Akustik, ist deshalb natürlich sehr direkt und ungefiltert unmittelbar, gerade bei den harten Oktaven. Aber sie hat bei aller atemberaubenden virtuosen Oktavengewalt eben auch ihre göttlichen Stellen, gerade im Leisen, die eben nur ein Horowitz in die Tasten zaubern konnte. So oktaviert er unten im leise verklingenden Bass vor Beginn des langsamen Satzes, was einen Gänsehaut-Effekt hervorbringt, bevor er dann die Melodie mit einer unbschreiblichen gesanglichen Zartheit aus den Tasten entstehen lässt. Das sind Momente, die man nie mehr vergisst! :)



    :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

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  • Ich habe mir gerade die frühe Ranki Aufnahme aus dem Regal gezogen und abgespielt. Finde ich ziemlich beschaulich und eher langweilig.

    Leider habe ich die spätere Aufnahme nicht.

    Die Duchable habe ich auch Regal gefunden, kommt als nächste auf den Teller.....mal sehen.

    Meine Musikinteressen:

    Klassik von Barock bis zeitgenössischer E-Musik alles außer Gesang

    Jazz von Bebop bis zu aktueller Avantgarde.

  • in der großen Box, die Du verlinkt hast, ist als Aufnahmedatum 1948 vermerkt.

    Es gibt noch eine zweite Einspielung in dieser Box auf CD Ner. 13. Das ist das Recital von 1960, von dem ich auch die Melodija-Platte habe.


    Der Einladung, den Horowitz einmal wieder auszugraben werde ich gerne folgen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Heute kam via Medimops auch die Harm.Mundi CD von Ranki an und läuft gerade. Das ist schon ein anderer Antritt als die frühe Version. Gefält mir sehr gut

    Meine Musikinteressen:

    Klassik von Barock bis zeitgenössischer E-Musik alles außer Gesang

    Jazz von Bebop bis zu aktueller Avantgarde.

  • Hallo,


    bevor ich die nächste CD vorstelle einige Anmerkungen über die Sonate und ihren Schöpfer.

    Es wundert sicherlich kaum jemanden, dass der schroffe Beginn so manchen Neuling verschreckt und dieser die Schallplatten- oder CD Wiedergabe stoppt.


    So etwas Trockenes und Sprödes braucht man nicht, eigentlich sucht man doch mehr Musik zum Entspannen und Wohlfühlen.

    Irgendwie klingt es nach Abgrund, eine depressive Stimmung kommt durch.


    Warum macht Liszt so etwas Schwermütiges gleich zum Anfang?

    Zufall kann es nicht sein, schließlich arbeitet er fast 4 Jahre an dieser seinen einzigen Sonate.


    Manch einer erkennt hier das Faust Thema, davon hat Liszt allerdings nie gesprochen.


    Deshalb lesen wir, was ein bekannter Pianist dazu sagt:

    Leslie Howard: Es ist unmöglich, dieses Werk in jungen Jahren gut zu spielen. Es ist eine sehr lange Geschichte, die an einem Stück erzählt wird. Und diese Geschichte umfasst alle Leidenschaften eines menschlichen Wesens, in einer Art, wie man es ansonsten nirgends in einem Satz finden kann. Liszt schaffte es, all das zu sagen, was er mit 52 Jahren an Erfahrung hatte.


    Schauen wir deshalb nun auf Liszt selbst.


    Er ist ein Wunderkind, der vom Vater gefördert und später mit ihm auf Konzertreisen durch Europa geht. Liszt ist 16 Jahre alt. als der dominante Vater stirbt.

    Nun muss sich der Jugendliche plötzlich um alles selbst kümmern und für den Lebensunterhalt und die Mutter sorgen.

    Es kommt zu einem Rückzug ins Private, eine unglückliche Liebschaft verstärkt in dieser Pariser Zeit seine auftretenden Depressionen.

    So dauert es 3-4 Jahre bis Liszt mit neuer Kraft und Entschlossenheit in das Konzertleben zurückkehrt.


    Im Jahr 1831 erlebt Liszt einen Auftritt Niccolò Paganinis, der ihn zutiefst beeindruckt.

    Es scheint ihm, daß dieser beim Spiel die Welt um sich vergisst und sein eigenes Leben, wie es von Leiden gezeichnet, von Freude erfüllt ist, in Tönen wiedergibt. Er ruft dabei Gefühle und Empfindungen bei seinen Zuhörern hervor, die von kreischenden Damen bis zu schluchzenden Männern reicht.

    Liszt will die gleiche Magie am Klavier erzielen, wie Paganini das auf der Violine kann.

    Es gelingt, man spricht bald von "Lisztomanie", er wird zum Superstar seiner Zeit.


    Die damit verbundene Faszination der Zuhörer(innen) und sein sehr gutes Aussehen bleiben dabei nicht ohne Konsequenzen, die Herzen der Damen fliegen ihm nur so zu.

    Und er ist dem nicht abgeneigt.


    Aus seiner Beziehung mit der sechs Jahre älteren Gräfin Marie d’Agoult kommen 3 Kinder (1835, 37 und 39) zur Welt, um die es sich zu kümmern gilt.

    Die folgenden Jahre, in denen Liszt Geld für den Unterhalt seiner „Familie“ verdienen mußte, sind gekennzeichnet von Erfolgen und Misserfolgen als Künstler sowie von Höhen und Tiefen als Mensch. Es ist kaum möglich, alle seine Aufenthalte, seine Erfolge und Misserfolge und auch seine Affären aufzuzählen. So kommt es schließlich 1843 zur Trennung von Marie.


    Im April 1848 zieht er mit Carolyne zu Sayn-Wittgenstein zusammen. Zwölf Jahre lang leben sie bei Weimar relativ zurückgezogen. Es sind die schöpferisch produktivsten Jahre Liszts, wobei Carolyne einen großen Anteil hat, denn sie versteht es, dem einst rastlosen „klavierspielenden Lebemann“ eine neue, ernsthaftere Richtung zu geben und ihn zum Komponieren zu inspirieren.


    Und vor diesem persönlichen Hintergrund entsteht nun hier die h-Moll Sonate.


    Es grüßt


    Karl

  • Hallo,


    was für eine Gefühlswelt in dieser Sonate:


    Sich gegen alle Schwierigkeiten und Zweifel zu behaupten, nicht aufzugeben, durchzuhalten bis man das lange ersehnte Ziel erreicht und danach Ruhe und Frieden mit sich und der Welt zu finden, den Moment des Glückes von allem befreit genießen zu können.


    Das von Liszt in Musik umgesetzt mit Anleihen von Beethoven und Schumann als Zeichen des Respektes und der Anerkennung, so kann man dieses Werk gelegentlich hören.


    Wenn es denn pianistisch zum Leben erweckt werden konnte, weil der Interpret dieses Auf und Ab aus eigener Erfahrung selbst sehr gut kennt und auf seine persönliche Art uns präsentiert.


    Unterschiedlich ist dabei natürlich die Intensität der zum Ausdruck gebrachten Gefühlslage, ob immer noch kontrolliert und beherrscht bis zu einer schonungslosen Offenheit im Rausch der Emotionen.


    Die vorliegende Aufnahme von Mirka Pokorna ist für mich das Bindeglied zwischen diesen beiden Welten.


    Sonata-For-Piano-In-B-Minor


    Schon die ersten Takte lassen aufhorchen. Überraschend schroff geht sie zu Werke, abwehrend, schwermütig und sehr düster. Erstaunlich wie sie dennoch - trotz des aufgebauten starken Kontrastes - den gelungenen Übergang in ruhigere Gefilde findet.


    Das ist bei einer solchen extremen Darstellung für mich die große Kunst, das vom Hörer als selbstverständlich empfundene Hinübergleiten in eine anderen Gefühlslage.


    Pokorna schafft es und bleibt sich trotzdem treu. Auch in den ruhigen und nachdenklichen Momenten bleibt es bei einer gewissen Anspannung, die sich erst im weiteren Verlauf in einer Art von Freudentaumel und Euphorie entladen kann, bis es zur Mitte der Sonate den zweiten Anlauf gibt.


    Des Eingangsmotiv wird wiederholt, wer hier genau hinhört, erkennt die nun eingetretene gelockerte Gefühlslage sehr gut.


    Der anfänglichen Abwehrhaltung ist ein Hineinhorchen und -betrachten gewichen. Aus der pessemistischen Grundhaltung ist eine vorsichtige Erwartungshaltung geworden.


    Das Werk erhält hier seinen wegweisenden Schub in Richtung Lebensbejahung und zupackender Aktivität.


    Mit dieser Grundtendenz, die Pokorna glaub- und lebhaft frisch uns aufzeigt geht es schnörkellos bis zum Ende des Stückes, das einen etwas unerwarteten romantischen Abschluss mit hingehauchten Einzeltönen findet.


    Es grüßt


    Karl

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  • Die vorliegende Aufnahme von Mirka Pokorna ist für mich das Bindeglied zwischen diesen beiden Welten.

    Ist es diese Einspielung aus dem Jahre 1959. Den Anfang finde ich allerdings auch sehr gut ....


  • Lieber Karl,


    das ist genau Liszts Befindlichkeit. Sein Lieblingsbuch, was er immer bei sich trug, war der Brief-Roman "Oberman" von Etienne de Senancour - der Klassiker der französischen Frühromantik. Er handelt von einem von der Welt enttäuschten und von Skepsis und Selbstzweifeln zernagten Subjekt, das sich in ein einsames Schweizer Bergtal zurückzieht. In der Notentextausgabe von Annees de Pelerinage Band 1 Suisse finden sich vor Vallee d´Oberman drei literatische Texte - zwei Auszüge aus Senancour und ein Gedicht von Lord Byron. Hier habe ich sie zitiert und das kommentiert:


    Liszt - Années de Pelerinage


    Das erste Senancour-Zitat lautet (von mir aus dem Französischen übersetzt):


    „Was will ich? Was bin ich? Was erbitte ich von der Natur? Alle Ursache (cause) ist unsichtbar, alles Ziel trügerisch (trompeuse); jede Form wechselhaft, alle Dauer erschöpft sich (s´épuise) ... Ich fühle, ich existiere, um mich zu verschwenden in unbändigen Sehnsüchten, um mich zu überschütten mit dem verführerischen Zauber (séduction) einer fantastischen Welt, um niedergeschlagen zu verharren (rester atterré) in ihrem wollüstigen Irrtum (voluptueuse erreur).“


    Etienne de Sénancour : Oberman, Lettre 53


    Die Skepsis bleibt bei Liszt allgegenwärtig - so fragt man sich, ob die Ruhe, welche die Musik zum Ende der Sonate h-moll findet, nicht eine trügerische ist. Es grollt ja wie ein Wetterleuchten das Unruhe verbreitende Mephisto-Motiv im Bass - und die Musik läuft zurück in den Anfang, dem skeptischen "Fragemotiv".


    Die vorliegende Aufnahme von Mirka Pokorna ist für mich das Bindeglied zwischen diesen beiden Welten.


    Ich musste erst googeln, weil ich nicht wusste, wer Mirka Pokorna war. ^^ Es gibt einen Wikipedia-Eintrag nur auf Tschechisch (!) von dieser tschechischen Pianistin (1930-2017):


    https://cs.wikipedia.org/wiki/Mirka_Pokorn%C3%A1


    Sie hat eine fabelhafte Technik - ihre Chopin-Etüde op. 10 Nr. 1 ist schon sehr eindrucksvoll mit diesem Zug in dem Tempo. Sie neigt etwas zum burschikos-hektischen Spiel - was aber dem Beginn der Sonate h-moll tatsächlich eine unruhig-leidenschaftlichen Zug gibt. Ich muss mir das bei Gelegenheit mal komplett anhören... :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • die CD Aufnahme ist von 1963.

    Diese Aufnahme gibt es im Web, aber nur häppchenweise ...





    Aus dem YT Text


    This is Mirka Pokorna´s first recording of the Liszt Sonata on a LP.
    date of THIS record : 1963/64, east-germany. (the second rec. of the same Sonata played by M. Pokorna I know is the Supraphon recording in Prague 1974, ten years later to this one here, I uploaded it before some weeks... )

    VEB Deutsche Schallplatten Berlin - 1964. MONO.

    MIRKA POKORNA (geb. 1930) gehört zu den hervorragendsten Persönlichkeiten der tschechischen (tschechoslowakischen) pianistischen Interpretationskunst. Sie studierte an der Musikhochschule Prag bei Prof. Ilona Stepanova und in Wien bei Professor Bruno Seidlhofer.
    Sie ist Lauretat des Internationalen Klavierwettbewerbs Prager Frühling . In Konzerten trat Sie schon solistisch sowie mit Orchester in und ausserhalb Europas sehr erfolgreich und gefeiert auf !

  • Hallo astewes,


    ein sehr gutes Beispiel, warum viele YouTube Klassikaufnahmen für unsere Zwecke ungeeignet sind.


    Hier eine alte LP, abgespielt auf einem üblichen Plattenspieler, dieses schon recht ärmliche Analogsignal dann digitalisiert in einem reduzierden Format und übrig bleibt nichts mehr von dem, was im Original an Klavierklang vorhanden ist.


    Die CD Wiedergabe auf einer höherwertigen Hifianlage ist dagegen wie von einer anderen Welt.


    Schade für deine Mühe beim Heraussuchen, aber damit ist selbst ein vorsichtiger Vergleich nicht möglich.


    Es grüßt


    Karl

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  • Hallo Karl,


    Du schaffst es tatsächlich immer wieder, in meiner nicht gerade spärlich bestückten Klavieraufnahmen-Sammlung Lücken aufzureißen, die mich ratlos machen. Zuletzt Ranki - von dem ich vieles habe -, jetzt Pokorna. Aber zum Glück bin ich kein manischer Sammler, der alles besitzen muss. Und zum Glück gibt es diese Aufnahme in anderer Aufmachung auf Spotify - ich bin gespannt und Danke Dir für Deine Impulse!


    Viele Grüße

    Christian

  • ein sehr gutes Beispiel, warum viele YouTube Klassikaufnahmen für unsere Zwecke ungeeignet sind.

    Tatsächlich ist die Aufnahmequalität hier eine Katastrophe. Ich denke nur manchmal, besser so als gar nicht. Übrigens ist die Qualität der 59'ger Aufnahme so gut, dass ich es kaum glauben kann ... Ein Prinzip würde ich nicht draus machen. Manchmal gibt es einen Treffer, und manchmal leider nicht.


    Schade für deine Mühe beim Heraussuchen, aber damit ist selbst ein vorsichtiger Vergleich nicht möglich.

    Leider scheint es die Aufnahme nur noch gebraucht zu geben .... Danke für den CD Hinweis. Das wäre doch auch mal eine Gelegenheit für einen Digitaldownload. So aufwändig sollte das ja im Endeffekt nicht sein, wenn es die Einspielung schon auf CD gibt.

  • Hallo Christian,


    dummerweise kommt am Schluß der Testreihe noch eine recht unbekannte CD, die deinen Sparstrumpf notgedrungen erleichtern könnte.


    Bis dann


    Karl

  • Die letzten beiden CDs sind von virtuoser Prägung.

    Was ich darunter verstehe, kann ein Schwarz-Weiß-Vergleich am besten verdeutlichen.


    Nehmen wir zuerst "Nojima plays Liszt", eine recht bekannte Highend CD Aufnahme der Sonate aus dem Jahre 1986.


    nojimagqd6f.jpg


    Ein Genuß für Klavierklangkenner, der Pianist geht in den ruhigen Stellen wie mit Samthandschuhen über die Tasten, die stillen Momente werden gedehnt und zelebriert, da wird schon so mancher ins Dahinschwelgen und -träumen kommen.


    Das ist Salonästhetik vom Allerfeinsten.


    Das Klangerlebnis steht über allem, die Aufnahmetechnik zeigt sich von ihrer besten Seite.


    Aber bitte, das darf man nicht mit virtuosem Spiel verwechseln!



    Virtuos wird es bei Martha. Die ist bei der Aufnahme im Jahre 1971 gerade mal 30 Jahre alt.


    argerich1sinv.jpg


    Und doch, sie dringt in den innersten Kern des Stückes vor und präsentiert uns eine Lebensgeschichte aus Noten in ihrer ureigensten Emotionalität.


    Das Klavier dient ihr dabei als Vermittler, es wird zum Werkzeug einer Klangmischung aus Kraft, Wildheit und Poesie.


    Es ist so ganz anders als bei Nojima und doch, es sind dieselben Noten, was für eine Bandbreite an Interpretationen gibt diese Sonate her.


    Martha Argerich ist bei diesem Stück in ihrem Element, es ist ihr wie auf den Leib geschrieben.


    Man merkt, daß hier kein angestrengtes Hineindenken notwendig war, die Musik erklärt sich für sie von selber. Wo mancher der sonstigen großen Pianisten sehr überlegt zu Werke geht, ist es ihr Instinkt und das Jetzt und Hier, wie sie es spielt.


    Von einer Lebendigkeit und gefühlten Freiheit des Spiels getragen, ist es für mich ein Glanzpunkt in ihrer Pianistenlaufbahn.


    Danke Martha.


    Karl


    PS: Eine CD kommt noch.

  • Die letzte CD wurde im Dezember 2006 live an der Miry Conservatorium Hall in Gent aufgezeichnet.


    Das "De Rode Pomp" CD Label gibt es leider nicht mehr, welches für die außergewöhnliche Qualität der Tontechnik verantwortlich ist.


    Hinter dem Begriff "De Rode Pomp" steckt der Belgier André Posman, Bruder des Komponisten Lucien Posman.

    Es lohnt sich, über google translator diese Seite


    de-rode-pomp


    zu übersetzen, um die Sichtweise André Posmans in bezug auf die Situation im derzeitigen Kulturleben des Westens näher kennenzulernen.


    Aber nun zurück zu Liszt.


    Die hier vorliegende Aufnahme erlaubt einen Blick wie es gewesen sein könnte, wenn der großer Meister die Zuhörerschaft in seinen Bann gezogen hat.


    Unser Gehörsinn kann ja feinste tonale Zeitunterschiede wahrnehmen und diese mit gespeicherten Erfahrungswerten abgleichen.


    Daraus lässt sich auch gut erklären, warum viele das Konzerterlebnis der Musikwiedergabe zuhause vorziehen, über die Stereoanlage klingt es leider oft wie aus der Konserve.


    Die Musik wirkt nicht richtig echt, nicht lebendig.


    Verantwortlich dafür ist die verwendete Aufnahmetechnik und das spätere Abspielequipment oder beides.

    Mit welcher Qualität eine Liveaufnahme vorliegen kann, zeigt uns die vorliegende CD.


    Wer es nicht abschätzen kann, nehme zum Vergleich eine der vielen Liveaufnahmen von ABMs Einspielungen. Was wurde da an Hörgenuss verschenkt, weil der Pianist es den Aufnahmeleitern mit der Mikrofonierung so schwer gemacht hat.


    Hier haben wir das Glück, dass Aufnahmetechnik und virtuoser Klangrausch - erzeugt mit einem Bösendorfer Imperial - für einen Abend zusammengekommen sind.


    sergeyenia5fdt8.jpg


    Der weissrussische Pianist Timur Sergeyenia, siehe


    Sergeyenia


    lebt und arbeitet seit 2005 in Belgien, seine Konzerttätigkeit führt in aber durch viele Länder.


    Neben der vor Kraft und Energie strotzenden Darbietung gefallen mir gerade auch die ruhigen und stillen Phasen des Stückes, wo der Klang nicht pudrig oder smooth wird. Der angeschlagene Ton bleibt ausgewogen, eher von leichter Natur als aufgedickt, weder zu kurz noch in die Länge gezogen.


    Das kennen wir ja zu Genüge, wie hier der pianistische Nachwuchs seine Fehler macht.


    Ja, diese Aufnahme gehört für mich abschließend zu dem Quartett der best of, jede für sich hat ihren besonderen Reiz und Charme, je nach Tageskonstitution ist es mal diese oder die andere.


    Es grüßt

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  • Hier haben wir das Glück, dass Aufnahmetechnik und virtuoser Klangrausch - erzeugt mit einem Bösendorfer Imperial - für einen Abend zusammengekommen sind.

    Wer mit Downloads zurechtkommt, findet bei Qobuz die Einspielung für € 5.


    3614595657067_300.jpg



    Auch wenn klanglich etwas bescheiden, gibt es noch eine Live-Einspielung des Pianisten aus dem Jahre 2011 in Gent zur Feier des 200. Geburtsjahres des Pianisten und Komponisten


  • ich kriege jedesmal Anfälle von Fremdscham, wenn ich die dummen Gehässigkeiten lese, die Clara Schumann über diese großartige Sonate geschrieben hat. Sie ist voller kühner Ideen, zwischen großen Gesten und zartester Empfindung, und hat dabei einen überlegenen und originellen Formaufbau, bei dem der dreiteilige Sonatensatz mit Elementen ihrer üblichen Mehrsätzigkeit zu einem riesigen Gebilde zusammengeführt wird. Diese Form wird aber nicht einfach gefüllt sondern entsteht quasi in der poetischen Erfindung, mit aller Freiheit und trotzdem grandioser, zwingender Logik. Die zeigt sich nicht nur in der Großform sondern vor allem in der Konstruktion des ganzen, gewaltigen Werks aus ganz wenigen Motiven: die absteigenden Tonleitern zu Beginn, das eigentliche Hauptthema danach, das antwortende "Klopfmotiv". Hinzu kommt noch das zweite Thema ("grandioso"), das aber eine entfernte Verwandtschaft mit dem Klopfmotiv hat, und das plötzlich wie im Hintergrund aufleuchtende, choralartige Fis-Dur-Thema ("Andante sostenuto"). Das ist alles, aus diesen lächerlich wenigen Bausteinen errichtet Liszt ein Werk, das alles ausdrückt, was zu seiner Zeit mit dem Klavier möglich war. Ich komme selbst nach Jahrzehnten der intensiven Beschäftigung mit diesem Stück noch immer nicht aus dem Staunen heraus über die unglaublichen Metamorphosen, die diese wenigen Motive erfahren, über die Größe der Empfindung und der gestalterischen Kraft.

    Es gibt natürlich eine unübersehbare Zahl von guten, sehr guten und hervorragenden Einspielungen. Zu den letzten zählen (für mich) natürlich die berühmte Horowitz-Aufnahme von 1932, Claudio Arraus Einspielung von 1970, die von Gilels (live in Moskau 1961), Cziffra, Zimermann, Bolet und vielleicht noch ein paar andere, die ich gerade vergesse. Aber eine Einspielung möchte ich hier vorstellen und besonders hervorheben, weil sie (außer in Spezialistenkreisen) kaum bekannt aber wirklich großartig ist: Die mit der französischen Pianistin Fabienne Jacquinot, entstanden in den frühen 50er Jahren.


    Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung!


    Je mehr ich wieder höre, desto schwieriger wird es gerade für mich. Ich kann aber einige Deiner Aussagen an der Einspielung von Fabienne Jacquinot nachvollziehen. Die Sonate bietet natürlich eine Menge Möglichkeiten pianistisch zu brillieren. Dazu kommt die dauernde Spannung zwischen den dunklen und den erhebenden Motiven, die an einigen Stellen in der einen oder anderen Interpretation in Richtung Kitsch wandern könnte. Die Interpretation von Jacquinot passiert diese (in meinen Augen vorhandenen Stolperfallen) wundervoll, ohne auch nur einen Hauch von Sentimentalität aufkommen zu lassen.


    Sie schafft einen musikalischen Aufbau, der immer präsent ist und diesen Widerspruch von Ekstase und Innerlichkeit wundervoll bändigt. (Das ist wahrscheinlich das, was Du an anderer Stelle kontrolliert nanntest) Auf der anderen Seite riskiert sie manchmal ein "irres" Tempo, aber auch hier für mich immer mit einer treibenden Funktion im Gesamtaufbau. Eine tolle Interpretation!


    Sie ist allerdings gerade so beherrschend in meinen Ohren, dass ich etwas Ruhe brauche, bevor ich an andere Interpretationen herangehen kann, ohne sie eventuell völlig falsch zu bewerten ....

  • Die Liszt-Sonate habe mir noch gar nicht angehört, aber die Schubert-Sonate. Und die erscheint mir im Vortrag - vor allem in den beiden schnellen Sätzen - doch sehr hemdsärmelig und wenig ausbalanciert. Da hilft auch die direkte Aufnahmetechnik nicht wirklich weiter.


    Viele Grüße

    Christian

  • Hallo Christian,


    bei der Schubert-Sonate bevorzuge ich andere Pianisten, die beiden Stücke sind doch sehr unterschiedlich.


    Mich wundert es nicht selten, was die Labels da auf einen Tonträger zusammenstellen.


    Es grüßt


    Karl

  • Mich wundert es nicht selten, was die Labels da auf einen Tonträger zusammenstellen.


    Es handelt sich doch wohl um einen Live-Mitschnitt. Also war es nicht das Label, das etwas zusammengestellt hat, sondern der Pianist bei seiner Entscheidung für dieses Konzertprogramm. Oder irre ich da?


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

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  • Der noch recht junge britische Pianist Benjamin Grosvenor hat 2020 die h-Moll Sonate eingespielt. Die Einspielung gefällt mir recht gut, weil für mich viele Stellen klug gestaltet sind, wo dann die motivische Arbeit Liszts deutlich wird und durchaus auch der exzeptionelle Charakter des Werkes. Es bleiben für mich leider immer noch einige Stellen (deren Dichte im Verlauf der Sonate abnimmt), wo Liszt einfach in der sich steigernden Wiederholung sein Glück zu suchen scheint ;), Stellen, die ich natürlich gerne besser verstehen würde.


    Die Einspielung ist auf yt zu finden





  • Zitat

    Es handelt sich doch wohl um einen Live-Mitschnitt. Also war es nicht das Label, das etwas zusammengestellt hat, sondern der Pianist bei seiner Entscheidung für dieses Konzertprogramm. Oder irre ich da?

    Nein, war mein Fehler. Spielt der doch tatsächlich die beiden recht unterschiedlichen Werke nacheinander.

  • Die junge amerikanische Pianistin und Komponistin Nahre Sol spricht hier in einem Video der Elbphilharmonievüber Liszts h-Moll Sonate. Es ist interessant zu sehen, dass es in 10 Tagen über 32000 Aufrufe gab!


  • Die junge amerikanische Pianistin und Komponistin Nahre Sol spricht hier in einem Video der Elbphilharmonievüber Liszts h-Moll Sonate.

    Merkwürdig, dass sie das Hauptthema der Sonate gar nicht als solches erwähnt, sondern sondern nur den Oktavsprung an dessen Beginn.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • sondern nur den Oktavsprung an dessen Beginn.

    Ich vermute einfach, dass der ein wenig Übung gekostet hat. :) Ich fand aber das in sich repetitive Motiv und seine Wiederkehr in der Lisztschen, gefühlvollen Ornamentik sehr interessant. Wahrscheinlich sind die paar Minuten für ein wirkliches Verstehen der Sonate etwas wenig ..


    Aber Schritt für Schritt nähere ich mich der Sache ... hoffentlich!

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