Auf den Spuren von Beethoven? - Franz Schubert: Sinfonie Nr. 9 C-Dur, D 944 "Die Große"

  • Ich meine nicht "verhalten", sondern dramatisch und dann katastrophal, hier ab ca. 7:30 die Steigerung und kurz vor 8:40 Katastrophe und Zusammenbruch:


    "http://www.youtube.com/watch?v=QzvOpiBL9hg&feature=related"


    Die einzige Stelle vor Wagner, Bruckner, Mahler, die mir ähnlich katastrophal scheint (aber natürlich ganz anders vorbereitet und nicht in einem zunächst gemächlich schreitenden andante-Satz) ist die Reprise im Kopfsatz von Beethovens 9. (etwa ab 2:28- 3:15, hier wegen des sehr zügigen Tempos vielleicht nicht ganz so eindrucksvoll, auch der Klang ist nicht ideal, aber ich habe keine Lust nach anderen Versionen zu suchen):


    "http://www.youtube.com/watch?v=s5PhRo56l0U"



    Im Finale des Schubert ist es nicht so extrem, aber ich denke zB an Passagen wie ab 4:30 - 4:50 und etwa 10:00 - 10:30 oder eigentlich bis zum Ende. Wenn das nicht etwas Gewaltsames hat, weiß ich's nicht.


    "http://www.youtube.com/watch?v=IImF7Rqmnmc&feature=related"

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Das interessiert mich brennend: Welche sind denn die Deinen? Eine himmelhochjubelnde Alternative würde ich gerne mal hören.


    Tagelang im Ohr bleibend - so geht mir das auch. Aber jubelnd zum Himmel hoch - das habe ich so noch nicht gehört, jedenfalls an den bereits angesprochen diversen Stellen nicht in den mir vorliegenden Aufnahmen oder in Konzerten.


    Royal Concertgebaouw orchestra
    Nikolaus Narnoncourt.


    Ich habe das auch oft Leuten vorgespielt, "hör doch mal, ist das nicht lebensbejahend". Bisher hat niemand gesagt, dass er das traurig oder so fände.
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Lasst ihr den zweiten Satz dann weg beim Hören?


    Gerade im zweiten Satz – offen gesagt – habe ich den Eindruck – an der berühmten Stelle – dass da einer seinen Schmerz regelrecht »herausschreit« … und danach wird's allmählich deutlich optimistischer …


    Vielleicht liege ich mit meiner Einschätzung auch ganz daneben … ?(

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)


  • Gerade im zweiten Satz – offen gesagt – habe ich den Eindruck – an der berühmten Stelle – dass da einer seinen Schmerz regelrecht »herausschreit« … und danach wird's allmählich deutlich optimistischer …


    Vielleicht liege ich mit meiner Einschätzung auch ganz daneben … ?(


    Das ist die Stelle, die ich oben meinte. Das Interessante bei Schubert ist ja, dass selbst seine großen Werke meist keine offensichtliche "übergreifende Dramaturgie" haben. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu Beethoven, jedenfalls zu dessen 3.,5.6. oder 9. Sinfonie (oder auch Sonaten und Quartetten).
    Das andante ist zu zügig für einen Trauermarsch, schwankt anfangs zwischen Melancholie, Keckheit und Groteske, aber dann eben diese Explosion, die, wie ja viel weiter oben im thread schon angesprochen wurde, sehr an Mahler erinnert (vielleicht auch nur, weil so ein Marsch-Fragment aus dem Ruder läuft und bei Mahler marschartige Motive so häufig sind). Man könnte das vielleicht in Frage stellen, aber nach dem Ausbruch/Zusammenbruch beruhigt sich der Satz nach einer kurzen Schockstarre anscheinend wieder. Insgesamt bleibt das ein isoliertes Ereignis. Zwar höre ich Scherzo und Finale auch nicht als unbeschwerte Tänze oder Frühlingsfeste (allein aufgrund ihrer Wucht, einer gewissen Ruppigkeit im Scherzo und zum Finale s.o.).
    Diese Ausbrüche (ähnlich auch in den langsamen Sätzen von G-Dur-Quartett, Quintett und A-Dur-Sonate D 959) sind umso schockierender, weil sie kaum vorbereitet und auch nur bedingt "aufgelöst" werden.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Wolfgang, für 89 Eurocents + Versand leiste ich es mir dann gerne, auch mal auf etwas in meinen Ohren völlig Unangemessenes :S gespannt zu sein.

    Und Bernstein (Sony) stand ohnehin schon immer weit oben auf meiner Liste ...


    Lieber Ulrich,


    dein Kauf der DG-Karajan-Hammer-Aufnahmen der Sinfonien Nr. 8 und 9 ist jetzt bei Dir 1Jahr her.
    :hello: Ich wäre auf deine Eindrücke gespannt.
    :D Oder warst Du so platt, oder so enttäuscht, das Du kein Wort mehr darüber schreiben wollltest ? :pfeif:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • oder so enttäuscht, das Du kein Wort mehr darüber schreiben wollltest ?

    Lieber Wolfgang, so war es in der Tat. An anderer Stelle hatte ich allerdings obiter dictum dann doch etwas dazu angemerkt - finde ich nur gerade nicht.


    Strukturell schmerzt mich eine Ausführung ohne Wiederholungen sowieso tiefgreifend, und Karajan verzichtet bei der Großen C-Dur ja auf die Mehrzahl der vorgeschriebenen und für das Gleichgewicht innerhalb des Werks so wesentlichen Wiederholungen. Auch dies mag eine Rolle dabei gespielt haben, dass ich das Gefühl nicht los wurde, er fühle sich mit Schubert nicht wohl, wolle sich möglichst zügig der unangenehmen Aufgabe entledigen - dieser Eindruck passt allerdings zu meiner Erinnerung an seine Schubert-Gesamtaufnahme, die ich zu LP-Zeiten erworben und auch gehört hatte - so wenig wie Karajan wurde ich damals mit Schuberts Sinfonik warm. Jetzt also in der DG-Aufnahme schien Karajan mir gehetzt, ich will nicht sagen: verhuscht ...


    Gut, jedem seine Auffassung - aber was mich wirklich schockierte beim Hören war der Klang dieser Aufnahme - damit meine ich wirklich nur das, was akustisch hinten rauskommt -, ein Klang, den ich nur schwer beschreiben kann: ich sag mal "metallisch" vielleicht, stählern, schneidend, scheppernd ?( , mir jedenfalls bis ins Mark unangenehm. So einen Klang hatte ich noch bei keiner Karajan-Aufnahme gehört - übrigens auch bei keiner Aufnahme ohne Karajan. Nur äußerst vorsorglich: An dem Tag war ich gesund und habe eine ähnliche Klangverzerrung bei anderen Aufnahmen nicht gehört; es lag auch nicht an meinen Lautsprechern - ich hörte wie stets über Kopfhörer, im Übrigen siehe oben. So hörte ich die Aufnahme leider von Anfang an mit persönlichem Widerwillen, was einer in die Tiefe gehenden Betrachtung der Interpretation per se im Weg stand.


    So habe ich eben leider nichts Gutes über diese Aufnahme mitzuteilen, und in einem solchen seltenen Fall teile ich dann lieber gar nichts mit. Deshalb bitte ich das Vorstehende als nicht geschrieben und ungelesen zu werten. ?(


    Soweit meine Erinnerung. Diese will ich gerne demnächst überprüfen. Zu dem Zweck werde ich mir aber einen richtig guten Tag aussuchen müssen und mich gehörig wappnen :D .

    Unter "schlecht" würde ich etwa seine Mozart- und Haydn-Sinfonien ebenso einordnen wie Schuberts 8. und 9. Die sind nähmlich alle nicht werkdienlich, dazu findet er wohl einen satten Klang aber keine persönliche Aussage.

    :angel:

  • Beim Nachschlagen in meiner Datenbank konnte ich aber feststellen, dass zumindest 56 Aufnahmen mit Karajan dabei waren ... Aber: Schubert, Haydn und Mozart sind in der Datenbank überhaupt nicht mit Kurzkritiken verzeichnet. Das ist mit Sicherheit kein Versehen.

    :no: ... sicher? ?(

  • Lieber Wolfgang, so war es in der Tat. An anderer Stelle hatte ich allerdings obiter dictum dann doch etwas dazu angemerkt - finde ich nur gerade nicht.


    Strukturell schmerzt mich eine Ausführung ohne Wiederholungen sowieso tiefgreifend, und Karajan verzichtet bei der Großen C-Dur ja auf die Mehrzahl der vorgeschriebenen und für das Gleichgewicht innerhalb des Werks so wesentlichen Wiederholungen.


    Dann kannst Du bei der C-Dur-Sinfonie allerdings schätzungsweise >80% der Aufnahmen aussortieren (s.o. die Statistik des Observator). Vor den frühen 80ern hat meines Wissens keiner alle Wdh. gemacht. Giulini/Chicago lässt bizarrerweise die im Kopfsatz weg, dafür dauern dann Scherzo und Finale mit Wdh. je 15-16 min und der Kopfsatz ist plötzlich der kürzeste der Werks!
    Auch zB Gielen, Wand und der HIPist Weil lassen die Wdh.weg.



    Zitat

    Gut, jedem seine Auffassung - aber was mich wirklich schockierte beim Hören war der Klang dieser Aufnahme - damit meine ich wirklich nur das, was akustisch hinten rauskommt -, ein Klang, den ich nur schwer beschreiben kann: ich sag mal "metallisch" vielleicht, stählern, schneidend, scheppernd ?( , mir jedenfalls bis ins Mark unangenehm. So einen Klang hatte ich noch bei keiner Karajan-Aufnahme gehört - übrigens auch bei keiner Aufnahme ohne Karajan.


    Der Klang ist tatsächlich ein Phänomen (der "chromium heaven" eben). Ich habe die Einspielung, wie gesagt, nicht mehr in meinem Besitz. Aber während meiner Erinnerung nach bei etlichen Beethoven- oder Brahms-Aufnahmen Karajans aus dieser Zeit das Blech teils eher zu diskret (mehr als Färbung eines streicherdominierten Tutti) eingesetzt wird, gibt es hier keine Gnade. Das schmettert so heraus, wie es mir nicht mal bei Bruckner gefallen würde

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Gielen, Wand


    Dass Gielen so ein Stückwerk spielt, hatte ich gerade bei ihm auf keinen Fall erwartet. Naja. Trotzdem ist seine Interpretation so stringent aufgebaut, in sich so schlüssig, dass sie für mich zu den besten gehört.


    Dass Wand auch nicht alles spielt, passt nach meinem Gefühl nicht zu seinem selbstgewählten Credo. Er wäre nicht Wand, wenn seine "Große" nicht trotzdem die Überzeugungskraft entwickeln würde, die sie nunmal hat.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Ulrich,


    es scheint in der Tat zwei Lager zu geben, die diese Karajan-DG-Aufnahmen mögen oder ganz ablehnen. :hello: Deine Meinung akzeptiere ich voll; soetwas braucht man nicht als ungeschrieben zu deklarieren.


    8) Ich habe einfach bei dieser Sinfonie Nr.9 einen ganz anderen Zugang erlebt (dazu möchte ich auf Beitrag 217 hinweisen): Zuerst die Langweilige mit Jochum und dann die Extreeme mit Karajan, die mich einfach so vom Hocker reisst, dass keine Andere mehr bei mir "wirkt". Ich finde der stahlharte Blechbläsersound, den auch besonders Johannes ankreidet, gibt dem Werk noch mehr Spannung. Das Weglassen von Wdh kommt mir zudem bei dem Werk genau entgegen. Das Gefühl, dass Karajan die Interpretationsaufgabe blos schnell hinter sich lassen wollte habe ich überhaupt nicht - ganz im Gegenteil - er wollte mal zeigen, wie interessant man das Werk auch gestalten kann.
    Der Klang ist tatsächlich sehr ungewöhnlich/ungewohnt für eine DG-Aufnahme, aber nicht undurchsichtig oder schlecht - nur eben mit einer ungewohnten Härte. Aber auch der gibt der Sinfonie Nr.9 die feurige Würze, die ich daran so schätze. Bei dieser Aufnahme trifft so gar nichts von dem zu, was man Karajan immer negativ vorwirft (Glätte, Breitwandsound, ... und der ganze Quark den man allgemein so liest).


    :thumbup: Auch die Unvollendete finde ich auf dieser CD eine der tollsten Aufnahmen ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Breitwandsound

    Aaaahhh, gut dass Du das noch schreibst, lieber Wolfgang, denn jetzt erinnere ich mich wieder, wie ich den Klang im näheren zeitlichen Zusammenhang zum Anhören der Aufnahme wahrgenommen und entsprechend beschrieben hatte, nämlich sinngemäß: disneyhafter Mickey-Mouse-Sound. Very sorry: das war mein spontaner Eindruck damals.


    Dass wir diese Aufnahme unterschiedlich beurteilen, könnte teilweise auch daran zu liegen, dass wir unterschiedliche Erwartungen an Schuberts D944 stellen, unterschiedliche Herangehensweisen an das Werk haben. Feurige Würze ist nicht wirklich das, was ich mir da erwarte. Und ich finde das Werk schon interessant genug, ohne dass es noch zusätzlich interessant gestaltet werden müsste. Schubert zu hören, reicht mir da völlig aus. Wahrscheinlich liegen mir deswegen die Aufnahmen unter beispielsweise Wand, Gielen, Harnoncourt, Mackerras so nahe. :hello:

  • Die Aufnahmen, die mich bislang am meisten beeindruckten, sind Wand (BPO und DSO Berlin), Bernstein (CGO), Klemperer (PO), Furtwängler (BPO) und vor allem Knappertsbusch (WPO). Allein, wie letzterer die vier Fortissimo-Sforzato-Schläge in der Coda des Finale bringt – einzigartig. Extrem abgebremst und betont, wie ich es noch nie hörte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Joseph!
    Ich habe die CD auch, auch Klemp in Wien, Fu in Berlin und Schuricht in Wien aus dieser Edition.
    Was Kna mit Schubert macht ist ÄRGERLICH! Das mag toll klingen, hat aber nix mit Schubert mehr zu tun!


    Dagegen aus derselben Zeit: Szell oder vorher Toscanini. DAS IST GENAUER, BESSER!
    Gruß aus Kiel!


    PS: Meine liebsten sind Giulini, Szell und Erich Kleiber.

  • Plötzlich war meine Karajan-CD kaputt. Aber ohne die Große wollte ich nicht leben. Da machte JPC wieder einmal eine Aktion ohne Versandkosten - damit kriegen die mich immer! - und ich bestellte mir:


    Aber was war denn das? Das war dermaßen langsam, allein der 2. Satz 3 Minuten länger als bei Karajan. Und damit war natürlich der Schwung dahin. Aus der Lebensfreude und dem Jubel wurden ewiglange Wiederholungen. Manchmal waren sogar irgendwelche Achtelpausen da (kommt mir so vor). Barenboim exerciert da die Melodiebögen akribisch und ordentlich hintereinander weg.
    Ich fing gerade an, ein Barenboimfan zu werden. Das ist jetzt aber definitiv vorbei. Allerdings verstehe ich jetzt, dass am Anfang des Themas einige dieses Stück langweilig fanden. Schade. Hätte ich doch nicht so nach dem Preis schauen sollen

    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Karajan konnte sehr viel, fast alles. Barenboim kann vieles nicht. Es gibt soviel hervorragende Aufnahmen mit Schuberts Großer, wie man da auf Karajan oder Barenboim kommen kann, ist mir unverständlich. Es gibt doch Hannover Band mit Roy Goodman, COE mit Abbado, WPO mit Solti, NDR mit Wand, The AGE mit Mackerras, Cleveland mit Dohnanyi, PF mit Keitel, Royal Conc. mit Harnoncourt, Scottsih Ch mit Mackerras, CSO mit Guilini. Da müsste doch etwas dabei sein. Böhm und Herreweghe gibts auch noch.



    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Sowas nennt sich tolles Timing. Habe nämlich jetzt gerade Bernstein bestellt, dachte, dass ich da nicht viel falsch machen kann. Und kaum ist die Bestellung weg, kommen die Tipps.....
    Aber trotzdem danke.
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Ich kenne die Barenboim-Einspielung nicht. Aber Karajan ist, jedenfalls in der "chromium heaven" Einspielung sehr zügig im zweiten Satz, so dass ein etwas langsameres Tempo dort eher üblich und nicht per se negativ sein muss.


    Abgesehen davon ist der thread voll mit Empfehlungen. Ich hätte für eine "traditionelle", sehr klangschöne Einspielung zB Staatskapelle Dresden/Davis empfohlen. Es gibt natürlich Einspielungen wie Sand am Meer und in die meisten sollte man auch stückweise hineinhören können, jedenfalls genug um festzustellen, ob einem das andante zügig genug ist.

    Struck by the sounds before the sun,
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    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • "Zügig" ist natürlich nicht alles.
    Einmal mehr empfehle ich, sich die Karl Böhm Aufnahme zuzulegen - weil sie nämlich um 1970 schlechthin DIE Referenz war, durchaus vergleichbar

    mit Karajans Beethoven Zyklus von 1960/62.
    Die Aufnahmetechnik ist nicht exeptionell, aber durchaus passabel bis gut, Innenspannung überzeugend und natürlich.
    Meine Generation konnte sich 1970 (ich war damals 21) gar nicht vorstellen, daß man Schubert je anders interpretieren kann als Böhm dies tat - und ehrlich gesagt - in gewisser Weise kann ich es heute noch nicht....
    Obwohl die Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern entstand, so hat sie dennoch eine "wienerische Note", was bei Schubert zwar nicht alles, aber zumindest für mich ein unverzichtbarer Aspekt ist.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Klaus,


    mit Bernstein hast Du aber auch eine wirklich guten Griff getätigt. Ich hoffe Du meinst die CBS-Aufnahme mit den New Yorker PH, denn die auf DG ist fürchterlich zerdehnt und würde Dich (und mich) noch noch mehr schocken als Barenboim. Ausserdem bietet Bernstein meine höchstgeschätzte Unvollendete auf der gleichen SONY-CD.
    Spielzeiten Bernstein´s 9te (SONY): 13:27 - 15:13 - 10:06 - 10:07


    8-) Wenn Du bisher Karajan (DG) für die Sinfonie Nr.9 "verinnerlicht" hast, ist es ohnehin schwer davon weg zu kommen. Bei mir ist es jedenfalls so. Ich schätze Karajans 8te und die 9te in dieser flotten Hammer-Version ohne die für mich hier lästigen Wiederholungen !
    Szell (SONY) wäre übrigens dann für Dich auch die richtige Aufnahme gewesen: 13:29 - 13:36 - 7:18 - 10:32

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Ich bin mit dieser Version sehr zufrieden, da ich sie als sehr stringent und nicht zu ausladend empfinde :


    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich bin mit dieser Version sehr zufrieden, da ich sie als sehr stringent und nicht zu ausladend empfinde :


    Bei diesem "Schnellschuss" kommt man nicht einmal auf die Idee des "ausladend", geschweigen denn "zu ausladend".


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Na, "Schnellschuss" würde ich's nun nicht gerade nennen, das klingt etwas abfällig, finde ich, als hätte Szell einfach mal so drauf los spielen lassen...bei zu großer Ausbreitung sehe ich bei dieser Sinfoie für mich allerdings die Gefahr da der Dirigent sich etwas verliert und das Werk deshalb evtl. langatmig wirken kann.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Hallo Schallund Wahn,


    mit deiner Meinung gehe ich konform, denn Szell (SONY) ist für mich ;) nach Karajan (DG) wirklich eine der wenigen Aufnahmen der Grossen C-DUR, die bei mir noch "ziehen" ! Und das aus den genannten Gründen.


    :!: Aber bilde für die tolle Szell-Aufnahme nicht diese seltsame und viel zu teure Laserlight-Billig-CD-Version ab, die nicht einmal die Unvollente beinhaltet, sondern die geläufigen und anständig remasterten SONY-Ausgaben dieser CBS-Aufnahme:


    ... -->
    SONY, 1959/62, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Aber bilde für die tolle Szell-Aufnahme nicht diese viel zu teure Laserlight-Billig-CD-Version ab, sondern die geläufigen und anständig remasterten SONY-Ausgaben dieser CBS-Aufnahme:


    Gut das Remastering, darüber kann ich nichts sagen, das wird sicher bei den von dir gezeigten besser sein, aber teuer war die CD, die ich habe (nämlich die Billig-Version, die ich abgebildet habe), eigentlich nicht, habe gerade mal 20 Cent :!: dafür bezahlt, auch ein Grund, warum ich sie überhaupt mitnahm.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Die Laserlight CDs von Delta Music waren zwar billig aber nicht von schlechter Qualität.
    Von derselben Firma kamen auch die Capriccio Hochpreis-CDs.
    Viele Pressungen stammen aus Japan (Sanyo und JVC), insbesonders während der ersten CD-Jahre.
    Ich habe eine Laserlight CD von 1991 mit Haydns Cellokonzerte mit Perenyi, Rolla, gefertigt von JVC Japan.
    Ich denke, daß die Schubert-CD mit Szell mindestens mit der CBS/Sony Qualität mithalten kann.

    mfG
    Michael

  • Gut aber wenn ich die CD mit Szell kaufe, dann möchte ich ja auch die Unvollendete mit dabei haben. Die ist auf der Laserlight-CD nicht mit drauf. Und der derzeitige Preis ist halt teurer.
    Wie kommt Laserlight/Delta Music überhaupt an diese CBS-Aufnahme ???
    :thumbup: Die komplette CD mit Nr. 8 und 9 Abb 2 von SONY ist derzeit für 1,50 € zu bestellen !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    teleton: Ich schätze Karajans 8te und die 9te in dieser flotten Hammer-Version ohne die für mich hier lästigen Wiederholungen.

    Lieber Wolfgang, wenn wir auch sonst oft einer Meinung sind, so sind wir es hier nicht. Wenn die Neunte spannungsvoll musiziert wird, und ich habe während dieses Postings gerade eine solche (die längste) von meinen, Roy Goodman, auf dem Ohr, dann ist es schade um jede Note, die nicht gespielt wird, gerade bei der Neunten. Ein unbestrittener Fachmann, Robert Schumann, sprach nicht umsonst von den "himmlischen Längen". Dass Karajan alle Wiederholungen ignoriert, stößt mir schon bei Beethoven manchmal sauer auf, wobei ich hier der Meinung bin, dass das manchmal zu verschmerzen ist, zumal dann, wenn er es durch so meisterhafte Interpretationen wieder wettmacht. Bei Schubert geht das aber überhaupt nicht. Das erinnert mich an einen (nicht unbedingt authentischen) Ausspruch aus dem Film "Amadeus", in dem dem grenzdebilen österreichischen Kaiser von einem seiner Berater in einem Gespräch mit Mozart nach der Figaro-Premiere eingeflüstert wird, der Grund dafür, dass der Kaiser dreimal gegähnt habe, liege darin, dass die Oper "zu viele" Noten habe, worauf Mozart antwortet, sie habe gerade so viele Noten, wie nötig seien, keine mehr und keine weniger. So sehe ich das auch bei der Neunten Schubert. Es ist in meinen Augen eine Sünde, diese Musik zu kürzen. Dadurch wird der organische Fluss, der bei keinem Komponisten ausgeprägter ist als bei Schubert, empfindlich gestört. Das gilt übrigens auch für die Sonaten, siehe die maßstäblichen Interpretationen der D.894 und D.960 von Swjatoslaw Richter.
    Drei Langversionen der Neunten möchte ich hier vorstellen, allesamt exzellent:



    Dazu hier die Spielzeiten:


    Goodman:16:25-14:54-14:01-15:56 (61:16);
    Celiebidache: 15:34-16:32-10:18-13:05 (55:32);
    Harnoncourt: 15:50-13:56-14:06-14:31 (58:13);


    Bei Goodman und Harnoncourt bin ich mir eigentlich sicher, dass sie alle Wiederholungsvorschriften beachtet haben, bei Celi denke ich, dass er zumindest im Scherzo gekürzt hat, denn die Neunte entstand 1994, als er schon die langsamen Tempi dirigierte. Demnächst habe ich etwas mehr Zeit, wozu ich mich noch näher äußern werde. Dann werde ich mich diesem spannenden Thema mal widmen. Übrigens handelt es sich bei Goodman und Harnoncourt um Gesamtaufnahmen. Weitere Gesamtaufnahmen habe ich von Böhm, der für mich im Finale die eindrucksvollste von allen Codas dirigiert hat, Karajan, Wand und Muti.


    Liebe Grüße


    Willi :)


    P.S. Warum hört man eigentlich die Neunte so selten im Konzert? Haben die Dirigenten heute Angst davor?

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Das erinnert mich an einen (nicht unbedingt authentischen) Ausspruch aus dem Film "Amadeus", in dem dem grenzdebilen österreichischen Kaiser von einem seiner Berater in einem Gespräch mit Mozart nach der Figaro-Premiere eingeflüstert wird, der Grund dafür, dass der Kaiser dreimal gegähnt habe, liege darin, dass die Oper "zu viele" Noten habe, worauf Mozart antwortet, sie habe gerade so viele Noten, wie nötig seien, keine mehr und keine weniger.

    Joseph II war alles andere denn grenzdebil!



    P.S. Warum hört man eigentlich die Neunte so selten im Konzert? Haben die Dirigenten heute Angst davor?

    Kaum. Aber die 9. kommt dem Veranstalter viel teurer, da er auch den Chor samt Proben bezahlen muss. Die Einnahmen werden deswegen aber nicht größer...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat von »William B.A.«
    P.S. Warum hört man eigentlich die Neunte so selten im Konzert? Haben die Dirigenten heute Angst davor?


    Kaum. Aber die 9. kommt dem Veranstalter viel teurer, da er auch den Chor samt Proben bezahlen muss. Die Einnahmen werden deswegen aber nicht größer...


    Ich bin sicher, dass die Einnahmen gigantisch wären. Schuberts 9. mit Chror wäre doch eine echte Sensation! :baeh01:

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

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