Geht endlich in Rente ! über heruntergekommene Butterfahrt-Barden und abgehalfterte Bierzelt-Diven !

  • Edwin, diesen Antrag unterschreibe ich sofort! :D
    Ich wünschte, ich könnte zu diesem Thread nichts beitragen, aber leider..... Im Juni 2005 erlebte ich als absolutenTiefpunkt meines Opernlebens eine "Lucia" in Zürich mit dem von mir so geliebten Franciso Araiza in seiner früheren Paraderolle. Ich gäbe viel darum, NICHT dabei gewesen zu sein ;( Nun hatte er mich schon in den Jahren davor nie so richtig glücklich gemacht, zu eklatant waren seine Stimmprobleme, mit diesem Fiasko hatte ich aber nicht gerechnet. Es war die Demontage eines Denkmals, ein Mitzittern und Mitleiden vom ersten bis zum letzten Ton, und als sich nach drei Stunden gnädig der Vorhang senkte - noch nie hatte ich diesen Moment so sehr herbeigesehnt!- schwor ich mir, dass dies meine letzte Araiza-Vorstellung gewesen war. Ich will mir die Erinnerung an so viele Sternstunden nicht durch die traurige Gegenwart verderben lassen. Tragisch ist halt, dass Araizas Abstieg in einem Alter begann, wo andere erst am Zenit ankommen, daher kann ich es irgendwie nachempfinden, dass er das Ende einfach nicht wahrhaben wollte. Inzwischen beschränkt er sich aufs Unterrichten, ist Leiter des Züricher Opernstudios und scheint seine Sache sehr gut zu machen.
    lg Severina

  • Francisco Araiza hat seiner Stimme auch zu früh zu schwere Rollen zugemutet. Sei Lohengrin kam schon sehr angestrengt über die Rampe, damit hat er sich einen Bärendienst erwiesen.
    Nun ist er Pendler zwischen Stuttgart und Zürich und seine Studenten an der Stuttgarter Musikhochschule mögen ihn sehr. Er ist auch ein lieber Kerl und so ganz ohne Allüren.
    Seine Winterreise hab ich noch in guter Erinnerung. Den traurigen Wandersburschen hat er glaubwürdig interpretiert.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Oh ja, ich erinnere mich an so viele schöne LA's mit ihm ;( Der erste gravierende Fehler war meiner Meinung nach bereits 1985 der Duca in Zürich, von Verdi hätte er sich fern halten sollen, zumindest zu einem so frühen Zeitpunkt. Bei aller Liebe konnte mich Araiza in keiner Verdi-Partie richtig überzeugen (von einigen wunderschönen Momenten abgesehen), bei Puccini schon eher, als Rodolfo war er toll. Er hätte bei Mozart, Rossini, Donizetti und den Franzosen bleiben sollen, aber auch bei ihm war der Ehrgeiz stärker als die Vernunft. Dabei halte ich ihn nach wie vor für einen der intelligentesten Sänger, nur hat's halt leider nichts genützt. :(
    lg Severina

  • Für viele ist Araizas Abstieg ein Rätsel. Der fing wohl mit seinem "Lohengrin" an. Hier ist ein professioneller Sänger gefragt, um das zu erklären. Ich war leider nur Chorsänger, aber ich erkläre mir das so: Araiza setzte von vornherein als Rossini-Sänger etc. auf seine gute Kopfresonanz und vernachlässigte damit automatisch das Brustregister; das konnte er dann nicht mehr so gut integrieren. Mengelberg (heißen Sie wirklich so?) kann das sicher gut erklären.

  • Da fällt mir spontan Lotti Huber ein, die auf die wütende Frage einer Dame am Telefon "Wo bleibt die Würde des Alters" antwortete: "Die ist wohnt hier nicht."


    Zum Glück haben ältere Menschen oft eine bewundernswerte Fähigkeit zur Selbstironie und auch aus der kann noch große weil wahre Kunst entstehen. Wenn Johannes Heesters das Lied "zum Glück ich bin nicht mehr jung" singt ( so ähnlich ging der Refrain), dann ist er die Idealbesetzung. Einer der letzten Auftrtitte der Mödl war, wie ich glaube, in der Gespenstersonate von Rihm. Auch die 90jährige türkische Diva S. Berkshoy ließ sich, grell geschminkt, bei der Wiederaufführung einer Operette, an deren Uraufführung sie vor Urzeiten mitwirkte (und zu der mittlerweile schon die Musik verloren gegangen war!) buchstäblich aus der Versenkung auf die Bühne hochfahren, um mit einer brüchigen aber mächtigen Greisinnenstimme "Vissi d' arte" anzustimmen. Fazit: Komponisten, schreibt mehr Zugstücke für die geschulte gealterte Stimme!

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • Eine einfache Frage. :D
    Könnte Domingo sich besser verabschieden? Oder darf man ihn als die Ausnahme betrachten?
    Ich persönlich finde, was ich via Rundfunk hörte, noch immer imponierend. Auch wenn seine Stimme eingebüßt hat.


    LG, Paul

  • Hallo Paul,


    Domingo ist für mich die Ausnahme (bisher). Jetzt wird er aber klug genug sein, sich weiteren schwierigen Aufgaben zu enthalten. Ich habe ihn hier in Wiesbaden vor 2 Wochen live erlebt und möchte ihm eigentlich keinen Bühnenauftritt in einer Oper mehr zumuten. Er kann sich ja immer noch weiter um Zarzuelas bemühen, die es wirklich wert sind, Zugang zu einem größeren Publikum zu finden.


    Herzliche Grüße


    Emotione

  • Hallo Paul,
    ich finde wie Emotione, dass Domingo für sein Alter noch über eine beachtliche Stimme verfügt, sein Timbre ist eigentlich unverändert und immer noch wunderschön, zu hoch darf's halt nicht hinaufgehen.... :wacky: Aber das war eigentlich immer schon so. Dass er allerdings 2010 in Wien noch einen Parzifal singen will, als Abschiedsgeschenk für Holender, halte ich für eine gefährliche Drohung ;) , damit tut er niemandem einen Gefallen, am allerwenigsten sich selbst. Ich kann nur hoffen, dass er bis dahin von selbst zu dieser Einsicht gelangt.
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Ich elebte in Berlin die letzten Dirigier-Jahre des Herbert von Karajan und es war einfach eine Qual, mit ansehen zu müssen, wie er sich mühselig und mit Pausen an sein Pult hangeln musste, da weder richtig stehen aber auch nur "halb" sitzen konnte. Da die Atmosphäre zwischen Orchester und Dirigenten ohnehin vergiftet war und die Gebrechlichkeit des Maestro unübersehbar UND zu Lasten der zu interpretierenden Werke, enstinne ich mich dieser Konzerte nur mit Grausen.


    Ich kenne da eine späte Aufnahme Karajans des Bolero (1987 oder gar 88), da wirkt er zwar auch angestrengt, aber irgendwie hat es auch was von Größe, wenn sich ein knapp 80jähriger ans Dirigentenpult stellt - meine ganz persönliche Meinung.


    Dann gibt es noch diesen berühmten letzten (?) Auftritt von Giacomo Lauri-Volpi von 1972, wo er das "Nessun dorma" zum Besten gibt.


    Sowas ist einfach ergreifend, auch wenn es klanglich nicht das Nonplusultra darstellen mag ...

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo, will Domingo nicht in Simone Boccanegra an der BSO singen?
    Ich habe so was gehört. Er soll oder will ins Baritonfach wechseln.
    Rita :baeh01:

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  • Hallo Rita


    zunächst herzlich willkommen im Forum.


    Ich weiß nicht mehr wo, aber das mit Domingo habe ich auch gelesen. Hoffe aber, dass er sich das noch einmal überlegt. Vielleicht war es nur so dahin gesagt.


    LG :hello:


    Emotione

  • Hallo Emotione.
    Er wil an der BSO, Scala und London in Coproduktion der 3 Häuser singen.
    Barenboim hat da seine Hand im Spiel und was der hat das hat er!!(Villazon, Dudamel)


    Rita :baeh01: :baeh01: :baeh01:

  • Ja, Domingos "Simone" ist schon seit längerem geplant - und angesichts der Typologie der Rolle und der Tatsache, dass es relativ wenige Stellen gibt, wo "aufgedreht" werden muss, kann ich mir das sogar recht brauchbar vorstellen.
    Domingo beweist im Übrigen seit Jahren (bald Jahrzehnten), dass man eine qualitativ hochwertige Karriere mit geschickten Rollenwechseln erstaunlich lange fortschreiben kann. Zudem hat er ein erstaunliches Talent, gelegentlich notwendiges vokales Schummeln durch darstellerische Intensität zu kompensieren. Klar, ist er über den Höhepunkt, aber lohnend sind seine Auftritte nach wie vor.



    Zuletzt sah ich übrigens mal wieder Agnes Baltsa in der Staatsoper:
    Carmen sollte sie schön langsam wirklich lassen, detto die Isabella. Allerdings war ihre Küsterin in Jenufa absolut faszinierend - mit den richtigen (neuen) Rollen geht's also noch ein wenig.
    Dazu gehört mit hoher Wahrscheinlichkeit allerdings nicht Klytemnästra - das hat irgendwie nicht überzeugend geklappt (erstaunlich blass). Die Todesschreie (hier: -brüller) waren dann allerdings "Baltsa pur", und haben für einige Heiterkeit am Stehplatz gesorgt.

  • Zitat

    Original von rita
    Hallo, will Domingo nicht in Simone Boccanegra an der BSO singen?
    Ich habe so was gehört. Er soll oder will ins Baritonfach wechseln.


    Kommt er da nicht eh her?


    Lg


    Roland

    Die Basis jeder Grundlage ist das Fundament

  • Ich möchte hier mal kurz einwerfen, dass es jedem Menschen recht schwer fällt, sich selbst "zum alten Eisen" zu zählen und loszulassen. Bei darstellenden Künstlern, die die Bühne vielleciht sogar als ihren Lebensmotor brauchen(wie auch immer man das bewerten will) scheint das besonders schwierig zu sein. Und wer sagt demjenigen dann, wann es gut sein sollte???? Wer wil das auf sich nehmen und wer kann das akzeptieren?
    Ich finde, man sollte dieses Thema auch mal vom Standpunkt der internen und nicht nur der externen Psychologie betrachten. Eine Gruberova die noch weiter im Besitz ihrer erstaunlichen stimmlichen Mittel ist und ein Domingo, der ebenfalls weiter überzeugend wirkt.... ich finde es da serh schwierig eine Grenze zu ziehen. Natürlich ist es besser zu gehen, BEVOR die Mängel allzu sichtbar werden. aber andererseits haben erfahrenen ältere Künstler etwas zu geben, das Junge nicht haben können. die Falten, die das Leben schreibt, sind vielleicht nciht so schön im glatten äthetischen Sinne aber umso ausdrucksvoller! :jubel:
    Mich stört das nciht, wenn Domingo in der Höhe nciht so klingt wie vor 30 Jahren. Dafür steht er auf der Bühne und wirkt einfach durch seine Prâsenz und Erfahrung ganz anders als so ein strahlender Jungspund.
    Frauen haben es da leider viel schwerer. Gruberova mag noch immer zwitschern wie sie will. Als Adele würde sie leider schon durch die äussere Erscheinung "ein wenig deplaziert" wirken...... so ungerecht ist die Welt und der Jugendwahn erst recht! :boese2:
    Fairy Queen :angel:

  • Zitat

    Original von martello
    Ja, Domingos "Simone" ist schon seit längerem geplant - und angesichts der Typologie der Rolle und der Tatsache, dass es relativ wenige Stellen gibt, wo "aufgedreht" werden muss, kann ich mir das sogar recht brauchbar vorstellen.
    Domingo beweist im Übrigen seit Jahren (bald Jahrzehnten), dass man eine qualitativ hochwertige Karriere mit geschickten Rollenwechseln erstaunlich lange fortschreiben kann. Zudem hat er ein erstaunliches Talent, gelegentlich notwendiges vokales Schummeln durch darstellerische Intensität zu kompensieren. Klar, ist er über den Höhepunkt, aber lohnend sind seine Auftritte nach wie vor.



    Zuletzt sah ich übrigens mal wieder Agnes Baltsa in der Staatsoper:
    Carmen sollte sie schön langsam wirklich lassen, detto die Isabella. Allerdings war ihre Küsterin in Jenufa absolut faszinierend - mit den richtigen (neuen) Rollen geht's also noch ein wenig.
    Dazu gehört mit hoher Wahrscheinlichkeit allerdings nicht Klytemnästra - das hat irgendwie nicht überzeugend geklappt (erstaunlich blass). Die Todesschreie (hier: -brüller) waren dann allerdings "Baltsa pur", und haben für einige Heiterkeit am Stehplatz gesorgt.


    Prinzipiell hast du sicher recht (Ihre letzte "Carmen" liegt aber ohnehin schon Jahre zurück!), aber gerade bei der Isabella zeigte sich sehr schön das, was Fairy anspricht: Dass eine Sängerin mit Bühnenpräsenz und einem Charisma stimmliche Defizite wettmachen kann. Ein Jahr vor Baltsa sang Barcellona die Isabella, stimmlich tadellos, aber zum Einschlafen langweilig, und dass sich Florez neben ihr auf Schöngesang beschränkte, verstand ich wirklich. Ein Jahr später Agnes Baltsa - stimmlich hörbar über ihren Zenit hinaus, aber welches Temperament, welcher Vulkan! :jubel: Sie riss auch alle anderen mit, sogar den schauspielerisch eher lahmen Florez, und plötzlich hatte die "L'Italiana" wieder Pfiff, konnte man herzlich lachen. Langer Rede, kurzer Sinn: Wenn eine Sängerin ihrer Figur überzeugend Leben einhauchen kann, verzeihe ich ihr, wenn die Stimme nicht mehr so taufrisch klingt. (Abgesehen davon, dass die Baltsa meiner Meinung nach nie eine "schöne" Stimme besaß, faszinierend war und ist immer, wie sie ihre stimmlichen Möglichkeiten einsetzt. ) Natürlich gibt es irgendwo eine Grenze, wo ich sage: "Jetzt bitte nicht mehr!" Aber wie Fairy schon anmerkte: Für manche Sänger kommt es wahrscheinlich einem Todesurteil gleich, wenn sie nicht mehr auf ihrer geliebten Bühne stehen dürfen.....
    lg SEverina :hello:

  • Die Sänger und Sängerinnen müssen ab einem gewissen Alter einfach die Rollen wechseln - es gibt doch einige Rollen, bei denen eine "alte Stimme" nicht nur nicht stört, sondern im Gegenteil ein gewaltiger Vorteil ist! Nur leider sind so wenig dieser Rollen für Stars wirklich ansprechend (weil selten mit Arien behaftet), außerdem sind es je nach Stimmlage unterschiedlich viele. Was macht z. B. eine alte Sopranistin? Außer Emilia Marty fällt mir da im Moment nicht viel ein (aber dafür ist die eine Traumpartie!!!). Für einen reifen Mezzo oder Alt hingegen gibts imo relativ viel Lohnenswertes - meist im sog. Charakterfach - (Madame de Croissy, Pique-Dame-Gräfin, Filipjewna, Küsterin, Kabanicha, Osud-Mutter, Il-tabarro-Frugola, Suor-Angelica-Principessa, Gianni-Schicchi-Zita, Mrs. Sedley, Mrs. Grose, La-vida-breve-Großmutter, Zigeunerbaron-Mirabella etc.) neben einigen Rollen, bei denen das Alter imo ziemlich egal ist (z. B. die Blaubart-Judit, die diversen Iokasten, die sprechende Auster :D ...) und vielen Nebenrollen.

  • Ich finde die Idee, dass Domingo den Simon Boccanegra singt, gar nicht so schlecht. Er kommt aus dem Baritonfach, es ist eine verdammt hohe Bariton-Partie (selbst Hampson hat dieses Jahr an der MET ziemlich gekämpft) und auf der Bühne kommt er einfach noch gut rüber.


    Was die von Philhellene angesprochenen Rollen für "alte" Soprane angeht: Das ist einfach die Frage des Rollentypus. Wobei ich Rollen wie z.B. die Küsterin in Jenufa durchaus als Sopranpartie bezeichnen würde. Ich sehe im Sopranfach noch das Problem der starken Unterteilung der Stimmfächer und die damit einhergehende Spezialisierung. Eine Soubrette wird vermutlich eher kein dramatischer Sopran werden und damit wird sie nie die Charakterollen singen können. Mezzi werden nicht so stark unterteilt und manche wagen ja auch den Sprung ins dramatische Sopranfach. Altistinnen müssen ja eher in ihrer Jugend "auf alt" geschminkt werden :P Auch für "alte" Tenöre gibt es noch Partien ohne permant in der Höhe zu singen. Buffotenöre braucht man in jeder Altersklasse, da hört eh keiner so genau auf die "Schönheit" der Töne.... Baritöne und Bässe sind eh "zeitlos".


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Ich hatte ja schon die Gruberova erwähnt, die mit 60 noch über alle stimmlichen Mittel verfügt, aber eben bei Weitem nciht mehr das passende Alter für ihr Stimmfach hat.
    Als Adele oder Amina oder Violetta ist man au h bei bester Schminke mit 60 eben doch ein Barockteenager und immer in Gefahr, lächerlich zu wirken.
    Alternde Soprane sind einfach von Natur aus anderen Stimmfächern gegenüber im Nachteil, da gibt es gar keine Ausreden und kein Pardon.
    Männer werden interessanter, Frauen älter, so ist es leider in der Glitzerwelt , wie sehr man sich auch dagegen wehrt. :boese2:
    Und es wird dann immer anstrengender und teurer,noch halbwegs akzeptabel auszusehen.


    Dass es für Manche, wie Severina sagt, ein Todesurteil ist, nciht mehr auf der Bühne stehn zu können, hat man auch bei Callas erlebt. Ihr Leben hatte seinen Sinn verloren.
    Daher wäre ich sehr sehr vorsichtig darin, über alternde Künstler zu spotten und sie zum Gehen aufzufordern.
    Ich sehe wie oben gesagt, auch das Positive eienr gewachsenen Erfahrung und die Expressivität der stimmlichen Falten(siehe Baltsa!!!!) ist für mich wertvoller als die glattpolierte glänzende Jugend so manch Anderer. Solange kein Tremolo oder Wobble im Spiel ist, dagegen bin ich dann leider auch allergisch.
    F.Q.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Ich hatte ja schon die Gruberova erwähnt, die mit 60 noch über alle stimmlichen Mittel verfügt, aber eben bei Weitem nciht mehr das passende Alter für ihr Stimmfach hat.


    Liebe Fairy,


    läßt sich das Stimmfach von Edita Gruberova wirklich am Alter festmachen? Ich habe sie in den letzten 2 - 3 Jahren in München als Lucia (großartig!) und vor allem als Elisabetta im ROBERTO DEVEREUX gesehen. Und gerade letztere Rolle verlangt ja nicht gerade eine Frau in den allerbesten Jahren...


    :hello:


    Elisabeth

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  • Liebe Elisabetta, ein Glück für sie, dass es im Belcanto Fach auch solche(sehr rar gesäte) Rollen wie die Elisabath gibt! Grossartig ist sie ja stimmlich nach wie vor, aber sie ist im eigentlcihen Sinne ein lyrischer Koloratursopran und ihre Ausflüge ins dramatische (Koloratur)Fach sind nciht unumstritten.
    Lucia ist ein Grenzfall und eigentlich natürlich eine serh junge Frau. So wie eben ihre Paraderollen: die Bellini-Giulietta oder Amina oder Elvira oder oder oder. Alles ncihtmal zwanzigjährige Jungfrauen.......
    Ich persönlcih habe gar ncihts dagegen, wenn Gruberova darin weiter glänzt, zumal sie ja keine Prima-Tonne ist, sondern noch vergleichsweise ansehnlich.
    Aber vom Rollenprofil hat sie als Koloratursopran einfach im Alter die schlechteste Karte. Nur reine Soubretten sind noch schlimmer dran.
    F.Q. :angel:

  • Zitat


    Original von Fairy Queen
    Daher wäre ich sehr sehr vorsichtig darin, über alternde Künstler zu spotten und sie zum Gehen aufzufordern.


    Hallo Fairy,
    danke für diesen Satz. Der Titel dieses Threads ärgert mich auch. Das hätte man eleganter formulieren können.


    Tatsache jedoch bleibt, dass gerade die sogenannten Star-Sänger Probleme haben, Ihre Karriere in Würde zu beenden. Von Ausnahmen abgesehen.
    Wenn ich hier Domingo erwähne, so meine ich, dass er anderweitig (Director der Oper in Washington D.C., Los Angeles Opera, Dirigate, Zarzuelas pp.) doch so in Anspruch genommen sein könnte, dass er nicht auch noch mit fast 70 Jahren ein Neuland betreten müsste, das vielleicht für seine Stimmlage singbar wäre, jedoch in keinem Fall der Beginn einer neuen Karriere als Sänger von Baritonpartien sein könnte.
    Liebe Grüße :hello:


    Emotione

  • Da las ich etwas über Domingo:


    Zitat

    His telecast of Tosca, from the authentic locations in Rome, was seen by more than one billion people in 117 different countries.


    Mehr als 1.000.000.000 Zuschauer !!! 8o 8o 8o 8o


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Liebe Elisabetta, ein Glück für sie, dass es im Belcanto Fach auch solche(sehr rar gesäte) Rollen wie die Elisabath gibt!


    Wenn ich jetzt überlege, gibt es vielleicht doch noch ein paar weniger dramatische Sopranrollen, bei denen es zumindest nicht ganz unmöglich ist, sie "alt" anzulegen. z. B. Thais, die sich doch im zweiten Akt schon vor dem drohenden Verlust ihrer Jugend fürchtet. Aber sie sind wirklich selten. Gemeinheit!

  • Wie wäre es mit der Königin der Nacht - ich kann die stimmlichen Ansprüche nicht beurteilen, aber zumindest von der libretto-mäßigen Anlage der Rolle her sollte sie doch prädestiniert sein für eine "reifere" Sopranistin?


    katlow

  • Zitat

    Original von katlow
    Wie wäre es mit der Königin der Nacht - ich kann die stimmlichen Ansprüche nicht beurteilen, aber zumindest von der libretto-mäßigen Anlage der Rolle her sollte sie doch prädestiniert sein für eine "reifere" Sopranistin?


    katlow


    meistens ist es eher umgekehrt die königin wir oft von einer blutjungen sängerin geträllert, die grade frisch von der musikhochschule kommt und die darstellerin ihrer tochter pamina ist mitunter 10-15 jährchen älter - ein allzu typisches kuriosum der opernpraxis :no::D

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • Lieber Kathlow, ja das wäre altermässig eine ideale Rolle. Das Problem: mit zunehmendem Alter verlieen die meisten Soprane die dreigestrichene Oktave als zuverlässiges Register. Da spielen leider auc hoft die Hormone einen Streich. Gruberova mit ihrer genialen Technik kann das wahrscheinlich noch, aber das Risiko wird dann sehr gross, dass es schief geht..... Daher die jungen geschmeidigen Zitscherkehlchen von denen Prometeo spricht.
    Die Opernwelt ist und bleibt einfach ungerecht. :motz:
    F.Q.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Gruberova mit ihrer genialen Technik kann das wahrscheinlich noch,


    Hallo,


    ich fürchte, auch die Gruberova schafft das heute nicht mehr. Bei der Zerbinetta weiß sie die Höhen mit ihrer fulminanten Darstellung zu überspielen und immer dann, wenn es heikel wird, Lacher im Publikum zu provozieren. Das geht bei der Königin der Nacht librettobedingt wohl nicht. Außerdem muß die Rolle glaub ich noch um einen Ganzton höher hinauf. Selbst die Ausnahme-Königin der letzten Jahre Natalie Dessay meinte, dass ihre Stimme zu schwer geworden ist für die Partie. Für mich ist sie aber immer noch unerreicht - sie konnte mit den Koloraturen die Tränen der Königin hörbar machen. Und wozu sie heute fähig ist, hat sie im Frühjahr eindrucksvoll in der Regimentstochter gezeigt.


    Lg,

    leporellina


    Musik machen ist ein erotischer Akt, weil es mit Wollen, mit Leidenschaft zu tun hat. Daniel Barenboim

  • Liebe Taminos,


    ich kann mich dem Grundgedanken des Thread-Titels (welch ein Wort!) voll und ganz anschließen. Strafrechtlich ist weniger ein nicht einmal auf eine Person direkt gemünzter frecher Titel bedeutsam, sondern eher die Leistung mancher Altstars, die auf nahezu betrügerische Weise ihr noch vorhandenes (teils unkritisches) Publikum narren! Was etwa Pavarotti mit den brüchigen Resten seiner Stimme und seiner fortschreitenden schweren Krankheit dennoch abgeräumt hat, da fehlen mir die Worte.


    Ich möchte aber doch differenzieren und bemerken, daß manche Künstler sich einen hohen Reiz bis ins Alter bewahren, und ich spreche nicht von Dirigenten oder Pianisten. Alfredo Kraus etwa sang noch kurz vor seinem Tod die Arie des Alfredo, wie sie kaum ein lebender Kollege hätte präsentieren können. Ich hatte eine Karte für Lucia (mit Aliberti), da mußte er wegen Krankheit kurzfristig absagen und ist bald darauf verstorben.
    Ein ähnlicher Fall war Nicolai Gedda, wieder so einer, der mit seiner Technik umzugehen wußte; ich glaube, Gedda hat noch in den hohen Siebzigern gesungen, und das besser als manche Jungstars (etwa J. Calleja, den ich als Arturo neben der immer noch grandiosen Gruberova in Puritani erleben durfte).


    Bei Caballé, Carreras, Kollo und anderen sind die Auftritte meist nur noch peinlich. Ganz schlimm war auch der letzte Auftritt von Kurt Moll, den ich im Gedächtnis habe: Wie ein so großartiger Baß sich für irgendeine Gala in München hinstellen und die van Bett-Arie nicht mehr bewältigen kann, das ist schon traurig zu sehen gewesen.


    LG,


    Christian


  • Hallo Christian!


    Stimme Dir zwar grundsätzlich zu, dass Sänger, die "ihre" Leistungen nicht mehr erbringen können, nicht mehr in Opern singen sollten. Wenn sie aber eigene Konzerte geben, die ihre Anhängerschaft finden, sollen sie doch tun und lassen können was sie wollen (siehe zB "Pavarotti & Friends" - es ist doch besser, er macht eigene Konzerte als er ist Teil eines Opernensembles ...)


    Lg


    Roland

    Die Basis jeder Grundlage ist das Fundament

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