Christa Ludwig - Eine Bilderbuchkarriere

  • Wie schade - wenn auch nach langem und erfüllten Leben. Jetzt ist ihre Winterreise fällig...

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Liebe Taminos, ich lese, daß Fr. Ludwig die Klytämnestra auf der Bühne verkörpert hat. Bei Youtube kann man sie in Ausschnitten auch als Elektra hören:



    In den Kommentaren darunter heißt es, sie habe diese Partie nie auf der Bühne gesungen. Ist das so?


    Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Hallo,

    wie traurig, aber nach so einem langen Leben....

    Sie war die Carmen auf einer der ersten Platten, die ich mir gekauft habe, natürlich die Horst-Stein-Aufnahme. Und so viele andere tolle Aufnahmen von ihr. Besonders eindrücklich die Leonore in einer Schwarz-Weiß-Aufzeichnung aus Berlin (mit Walter Berry), die Kundry von Solti und Karajan, die Adalgisa von Serafin (da war sie weit mehr als nur "Einspringerin"), der Rosenkavalier von Karajan, Kempes Lohengrin-Ortrud, Bernsteins Old Lady, die Lady Macbeth, die ich gerade vor ein paar Tagen gehört habe,

    die Dorabella aus dem großartigen Film und und und, die Reihe ist endlos, das tröstet, denn so bleibt sie erhalten.

    Schöne Grüße

    wega

  • In den Kommentaren darunter heißt es, sie habe diese Partie nie auf der Bühne gesungen. Ist das so?


    Lieber Hans,


    nein, das stimmt nicht. Ich habe Christa Ludwig vor etlichen Jahren persönlich als Klytaimnestra bei ihrer Münchner Elektra-Abschiedsvorstellung erlebt. Das hat sie ganz toll gemacht!


    Herzliche Grüße


    Lustein

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  • Ich habe Christa Ludwig vor etlichen Jahren persönlich als Klytaimnestra bei ihrer Münchner Elektra-Abschiedsvorstellung erlebt.


    Nun hat "Hans Heukenklamp" freilich nicht nach der Klytämnestra (die sich bei Strauss übrigens mit "ä" schreibt) gefragt und von dieser auch kein Video eingestellt, sondern nach (bzw. von) der Elektra selbst!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber, Dank für die Aufklärung! Ich habe die Frage undeutlich gestellt und hätte nicht erst die Klytämnestra erwähnen sollen, wo ich doch die Elektra meinte. Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Ich hatte das Glück, Christa Ludwig relativ häufig (für jemanden, der nicht in Wien lebte) zu hören. Es fing an mit einem Verdi-Requiem 1961 in Hamburg, dort auch mit einem weiteren Konzert unter Hans Schmidt-Isserstedt (an das Programm erinnere ich mich nicht), sodann 1963 mit einem unvergesslichen Höhepunkt, einem Wagner-Konzert unter Hans Knappertsbusch, in dem sie die Schlussgesänge aus "Götterdämmerung" und "Tristan und Isolde" sang. Besonders ihre Brünnhilde war mit ihrem Mezzosopran, der jedoch auch in den Höhen keinerlei Schwierigkeiten hatte, ein Traum. Dagegen hatte ich das Gefühl, dass ihr Isoldes Liebestod nicht so gut lag, darin vergleichbar mit Waltraud Meier bei ihren ersten Versuchen mit dieser Rolle. Von "Kna" erntete sie ein großes Kompliment. Auf seinem Stuhl hinter der Bühne sitzend, ließ er Christa Ludwig den Beifall allein entgegennehmen und sagte zu ihr : "Gnädige Frau, so gut wie heute sind Sie aber auch nicht jeden Abend!" Von jemandem wie "Kna", der nicht zimperlich darin war, auch Künstlerinnen mit Schimpfwörtern zu belegen, wenn er mit deren Leistung nicht zufrieden war, kam dies einem Ritterschlag gleich.


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    Nach einem Konzert in Berlin 1966 (Foto : Peter Schünemann)


    Auf einen Liederabend in Berlin folgten Opernbesuche in Wien, bei denen ich Christa Ludwig als Lady Macbeth, Marschallin, Clairon erlebte - unvergessliche Erlebnisse.

    Nachdem sie klugerweise ihre Ambitionen auf eine Karriere als hochdramatischer Sopran aufgegeben hatte, sang sie in Hamburg neben solchen Partnern wie Ghiaurov und Talvela die Marfa in Mussorgskys "Khovanshchina", und ich wurde nicht ganz glücklich mit dieser Leistung, denn ich hatte das Gefühl, dass dieser Wechsel von höher gelegenen Sopranpartien zu einer Rolle, die ein ausgeprägtes Alt-Register erfordert, zu abrupt kam.


    1993 hatte ich noch das Glück, bei ihrem Liederabend, der einen Abschied von Salzburg bedeutete, dabei sein zu können.

    Wenn ich an ihre Fidelio-Leonore, ihre Brünnhilde unter Knappertsbusch und an die Strauss-Aufnahme denke, auf der sie traumhaft schön u. a. Elektra und Färberin sang, ist es natürlich bedauerlich, dass sie dieses Fach nicht weiter verfolgte. Der stimmlichen Gesundheit und einer langen und erfolgreichen Karriere war es nur förderlich, dass sie die Konsequenzen zog und zu ihren Mezzopartien zurückkehrte.


    Beste Grüße aus Finnland,

    Peter Schünemann

  • Zitat von Hans Heukenkamp

    Liebe Taminos, ich lese, daß Fr. Ludwig die Klytämnestra auf der Bühne verkörpert hat. Bei Youtube kann man sie in Ausschnitten auch als Elektra hören:

    Lieber Hans, es steht auch darunter.....The Legendary 1964 Recordings.....!


    51g4mckyqzL._AC_UY327_FMwebp_QL65_.jpgKlick


    • 1. Elektra: Was willst du fremder Mensch (Szene Elektra - Orest)
    • 2. Ariadne auf Naxos: Ein Schönes war (Monolog der Ariadne)
    • 3. Barak, mein Mann... Mir anvertraut, dass ich sie hege
    • 4. Iphigenie in Aulis: Leb wohl! Laß dein Herz treu bewahren (Arie der Iphigenie)
    • 5. Der Barbier von Sevilla: Frag ich mein beklomm'nes Herz (Cavatine der Rosina)
    • 6. Götterdämmerung: Starke Scheite schichtet mir dort (Schlußszene Act III)

    Das ist sie...die es lohnt sich anzuschaffen! ;)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Liebe Taminos,


    hier ein Mitschnitt des Rosenkavaliers, in dem Christa Ludwig eine wunderbare, sehr emotionale und innige Marschallin singt:




    Herzliche Grüße


    Lustein

  • Lieber Peter Schünemann,


    zu Deinem Beitrag Nr. 128 kann ich Dir mitteilen, dass die von Dir genannten Auftritte von Christa Ludwig in Hamburg hier im Thread detailliert dokumentiert sind.


    2019 habe ich – beginnend mit dem Beitrag Nr. 89 – eine ganze Reihe von wenig bekannten und z. T. noch nicht veröffentlichten Rundfunk- und Fernsehaufnahmen der Sängerin hier aufgelistet. Darin enthalten sind auch das „Verdi-Requiem“ vom 10. 4. 1961 (Beitrag Nr. 104), das „Wagner-Konzert“ vom 24. 3. 1963 (Beitrag Nr. 106) und die „Khovanshchina“-Premiere am 28. 9. 1974 (Beitrag Nr. 103). Das Konzert unter Hans Schmidt-Isserstedt am 8. 10. 1962 beinhaltete die „Sheherazade“ von Maurice Ravel und die „Fünf Lieder, op. 15“ von Béla Bartók (Beitrag Nr. 109).


    Carlo

  • Lieber Fiesco, Dank für den Hinweis auf die CD! Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Am 24. April 1994 gab Christa Ludwig in Wien ihr letzten Liederabend. Charles Spencer war ihr Begleiter am Klavier. (Am 14. Dezember 1994 verabschiedete sie sich nach einer fast fünfzigjährigen Bühnenkarriere in der Wiener Staatsoper als Klytämnestra von ihrem Bühnenpublikum.)


    Man kann ihre Kunst in der Königinnen Disziplin des Gesanges bewundern. Der Titel des Programms lautete Tribute to Vienna.

    Der Einsteller des You Tube Beitrages schrieb:

    "Ein historischer Moment exquisiter Schönheit: Christa Ludwig verlässt die Oper- und Konzertbühne. In einem Abschlusskonzert zur Ehre der Stadt Wien, die ihre größten Triumphe gesehen hat und ihre geistige Heimat wurde, präsentiert uns Christa Ludwig ein ausgewähltes Repertoire von Beethoven, Schubert, Mahler und Wolf."


    0:57 Ludwig van Beethoven - Ich liebe dich

    3:08 Ludwig van Beethoven - In questa tomba oscura

    6:24 Ludwig van Beethoven - Freudvoll und leidvoll

    8:14 Ludwig van Beethoven - Die Trommel gerühret


    11:48 Franz Schubert - Geheimnis

    13:56 Franz Schubert - Im Abendrot

    17:20 Franz Schubert - Der Tod und das Mädchen

    20:22 Franz Schubert - Frühlingsglaube

    23:37 Franz Schubert - Heidenröslein

    25:53 Franz Schubert - Der Lindenbaum

    30:12 Franz Schubert - Sehnsucht

    35:08 Franz Schubert - Der Musensohn


    38:20 Gustav Mahler - Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald

    42:24 Gustav Mahler - Phantasie aus 'Don Juan'

    44:40 Gustav Mahler - Frühlingsmorgen

    46:25 Gustav Mahler - Um schlimme Kinder artig zu machen

    48:18 Gustav Mahler - Scheiden und Meiden


    51:38 Hugo Wolf - Auch kleine Dinge

    53:35 Hugo Wolf - Gesegnet sei das grün

    55:00 Hugo Wolf - Wir haben beide lange geschwiegen

    56:55 Hugo Wolf - Mein Liebster hat zu Tische mich geladen

    57:48 Hugo Wolf - Bedeckt mich mit Blumen

    1:01:03 Hugo Wolf - In dem Schatten meiner Locken

    1:03:01 Hugo Wolf - Heimweh ("Anders wird die Welt")

    1:06:07 Hugo Wolf - Der Gärtner

    1:07:35 Hugo Wolf - Anakreons Grab

    1:10:19 Hugo Wolf - Verschwiegene Liebe


    1:16:38 Leonard Bernstein - I hate music

    1:18:39 Hugo Wolf - Wie lange schon war immer mein Verlangen

    1:21:21 Richard Strauss - Morgen

    1:27:36 Johannes Brahms - Guten Abend, gut' Nacht



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Das, lieber Moderato, ist auch aus meines Sicht ein ganz bemerkenswerter Liederabend. Es gab bei RCA/BMG auch eine Übernahme auf CD, die bei unserem Werbepartner aber nicht mehr verfügbar ist. Bei anderen Anbietern schon. Deshalb will ich kein Cover verlinken. Die Ludwig hatte damals die sechzig deutlich überschritten. Was sie dennoch zu leisten vermochte, zeugt von eiserner Disziplin, gut gelernter Technik und einem hohen Maß an Gesangkultur und ständiger Beschäftigung mit dem Liedgesang. Es hatte sich gelohnt, den kurzen Ausflug ins hochdramatische Fach schnell wieder zu beenden. Und dennoch ist das, was wir hören nur noch ein Teil dessen, was sie einst zu bieten vermochte. Deshalb habe ich die CD auch wieder aus meinem Bestand entfernt. Sie selbst hatte sich derart hohe Maßstäbe gesetzt, die sie auch in der Praxis umsetzte, dass es schwierig ist, als Hörer darunter zu gehen. Es ist für mich immer auch noch ein Unterschied, ob ich so ein Konzert live erlebe oder es als Konserve auf mich wirken lassen. Hätte im im Saale gesessen, wäre ich ganz bgewiss begeistert gewesen. Ihre vielen Liedaufnahmen aus der frühen und aus der Glanzzeit sind für mich einzigartig, ja magisch. Diesen Eindruck möchte ich mir von dieser wunderbaren Sängerin erhalten. Ich bin ihr sehr dankbar. Wer ihre genau zuhört, bekommt eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was eine menschliche Stimme zu leisten imstande ist. Als Liedsängerin schätze ich sie immer noch viel mehr als in der Oper.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Lieber Rheingold!

    Als Liedsängerin schätze ich sie immer noch viel mehr als in der Oper.

    Nichts gegen die Liedsängerin Christa Ludwig! Wirklich nicht! Ich habe jeden ihrer Liederabende in Berlin gehört und war immer sehr angetan.


    Aber: in der Oper war's doch irgendwie noch begeisternder, berührender, aufwühlender, erschütternder!

    Ich kann mir Deine Aussage nur so erklären, dass Du Christa Ludwig nie auf der Bühne live erlebt hast! Das war ein Urerlebnis, von dem keine Aufnahme eine Vorstellung vermitteln kann. Keine!!!! KEINE !!!!


    Beste Grüße

    Caruso41


    PS: im Übrigen stimme ich mit Deinen Bemerkungen über die Lieder-Sängerin Ludwig voll überein!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Nichts gegen die Liedsängerin Christa Ludwig! Wirklich nicht! Ich habe jeden ihrer Liederabende in Berlin gehört und war immer sehr angetan.


    Aber: in der Oper war's doch irgendwie noch begeisternder, berührender, aufwühlender, erschütternder!

    Ich kann mir Deine Aussage nur so erklären, dass Du Christa Ludwig nie auf der Bühne live erlebt hast! Das war ein Urerlebnis, von dem keine Aufnahme eine Vorstellung vermitteln kann. Keine!!!! KEINE !!!!

    Lieber Caruso, was nützt es mir, wenn Du die Ludwig so oft, so erschütternd und so aufwühlend auf der Bühne erlebt hast? Ich könnte mich natürlich mit eigenen Äußerungen und Wertungen zurückhalten. Ungewollt sprichst Du aber ein Problem an. Woran sollen sich die Jüngeren halten und diejenigen, die aus vielerlei Gründen eben nicht in den Opernhäusern von Wien, Paris, Rom, New York, London ein und aus gehen konnten? So gern ich auch Deine Erlebnisberichte lesen. Sie haben ein prinzipielles Manko - sie klingen nicht. Sie lassen sich in keinen Player schieben. ;) Egal, was Aufnahmen vermitteln oder auch nicht - ich habe nur sie! Und bin sehr zufrieden damit. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

    Einmal editiert, zuletzt von Rheingold1876 ()

  • Ich finde, dass beides nebeneinander seine Berechtigung haben muss: die persönlichen Erinnerungen an live erlebte Auftritte einerseits und die klingenden Dokumente und deren (möglichst objektive Beurteilung) andererseits. Dass es dazwischen manchmal Diskrepanzen gibt, muss man aushalten. Aber es gibt ja auch von beinahe jedem Künstler höchst unterschiedliche Aufnahmen, die es dann zu gewichten gilt. Und zwischen Live-Mitschnitte und Studio-"Kreationen" sind auch himmelweite Unterschiede. Ich lese jedenfalls gerne über beides, wenn mich die betreffende Sängerin oder der betreffende Sänger interessiert - und dieses jeweilige konkrete Interesse habe ich entweder durch Live-Erlebnisse und/oder Aufnahmen gewonnen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Meine lieben Taminos


    Dass Christa Ludwig an ihrem letzten Liederabend in Wien eine Leistung erbringt, die über dem Durchschnitt vieler anderer Sängerinnen steht, ist das Bemerkenswerte. Den Zenit der stimmlichen Fähigkeiten hatte sie überschritten, das wusste sie wohl auch. Es kommt der Tag, an dem man sich vom Publikum verabschiedet. Ich denke, diesen Zeitpunkt hat sie erkannt. Es bleibt dieses mediale Zeugnis als Geschenk an uns.


    Nach ihrem Rückzug von Bühne hatte sie bis ins hohe Alter an vielen Meisterkursen ihr Wissen an die junge Generation der Sängerinnen und Sänger weitergegeben.


    Ihr Vermächtnis bleibt uns erhalten.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Meine stärksten Erinnerungen sind eine späte Winterreise im Musikverein (vielleicht besagte letzte dort) und ihre Fricka und Klytämnestra in der Wiener Staatsoper (Ende Achtzigerjahre, Anfang Neunzigerjahre).

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Lieber Caruso, was nützt es mir, wenn Du die Ludwig so oft, so erschütternd und so aufwühlend auf der Bühne erlebt hast?....

    Lieber Rheingold!


    Deine Reaktion auf meinen Beitrag hat mich erschreckt. Sie klingt beleidigt und trotzig.- als fühltest du dich angegriffen oder in eine Ecke gestellt. Das war überhaupt nicht meine Absicht. Ich wollte lediglich darauf aufmerksam machen, dass man wohl von Liedsängerinnen eher einen adäquaten Eindruck durch das Hören ihre Aufnahmen erhält als von Opernsängerinnen. Ich zumindest habe die Wahrnehmung, dass mir eine Liedaufnahme von Christa Ludwig ziemlich vollständig das vermittelt, was ich ich gehört und in meiner Erinnerung bewahrt habe. Genau das aber kann ich von keiner Opernpartie Christa Ludwigs sagen. Wenn ich Aufnahmen oder Mitschnitte höre, ist das eigentlich immer eine etwas traurige Erfahrung. Es fehlt zu viel. Vor allem: es fehlt Wesentliches, das im Opernhaus vorhanden war und ich erleben konnte. Dass meine Erlebnisberichte davon nichts mitteilen können, ist mir sehr wohl bewusst.


    Glücklicherweise habe ich einige Freunde, die Christa Ludwig auch in den 60er und 70er Jahren oft in Berlin gehört haben.
    Damals musste man stundenlang, oft sogar nächtelang nach den Karten für Aufführungen in der Bismarckstraße anstehen. Da hatten wir reichlich Zeit, über Aufführungen und Sänger zu diskutieren. Es ist mir noch heute wertvoll, diese Opernfreunde wieder zu treffen und mit ihnen über "die alten Zeiten" zu reden. ( Nebenbei bemerkt: Da ist dann manchmal die Formung einer bestimmen Phrase oder sogar nur die Färbung eines einzigen Tones ein Thema, das uns ziemlich lange nicht loslässt.) Leider leben nur noch wenige - und die Gelegenheit zu Treffen ist nun schon seit einem Jahr durch Corona fast vollständig eingeschränkt. Traurig!


    Egal, was Aufnahmen vermitteln oder auch nicht - ich habe nur sie! Und bin sehr zufrieden damit.

    Lass Dir das nicht nehmen! Von niemandem!

    Ich werde mich in Zukunft jedenfalls nicht mehr darüber äußern, dass das Hören von Aufnahmen doch nicht mehr als ein Surrogat sein kann und werde auch mit eigenen Berichten über Live-Erlebnisse nicht mehr daran erinnern.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • werde auch mit eigenen Berichten über Live-Erlebnisse nicht mehr daran erinnern.

    Lieber "Caruso41",


    ist das wirklich eine notwendige Konsequenz daraus? Ich würde sie bedauern, weil ich - wie bereits oben geschrieben - gerade die Teilung persönlicher Erinnerungen für einen besonders wertvollen Teilaspekt eines solchen Forums halte. Und die Auseinandersetzung mit Aufnahmen ist ein ebensolcher. Es muss nicht das eine hinter dem anderen zurückstehen! :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber "Caruso41",


    ist das wirklich eine notwendige Konsequenz daraus? Ich würde sie bedauern, weil ich - wie bereits oben geschrieben - gerade die Teilung persönlicher Erinnerungen für einen besonders wertvollen Teilaspekt eines solchen Forums halte. Und die Auseinandersetzung mit Aufnahmen ist ein ebensolcher. Es muss nicht das eine hinter dem anderen zurückstehen! :hello:

    Lieber Stimmenliebhaber!


    Ich habe ja bei meinen Entdeckungen NEUER STIMMEN immer wieder Live-Eindrücke geschildert und zudem vergleichend - soweit es schon welche gab - über ihre Aufnahmen meine Meinung gesagt. Auch von anderen lebenden und noch singenden Sängerinnen und Sängern habe ich über meine Live-Eindrücke geschrieben. Das will ich auch gerne weiter tun, wenn die Opernhäuser wieder Gelegenheit bieten dürfen, Stimmen live zu erleben.

    Da muss mich dann auch Rheingolds Frage "was nützt es mir?" nicht irritieren. Wer will, kann ja die Sänger selber noch hören und seine eigene Meinung bilden.

    Christa Ludwig, Elisabeth Grümmer, Pilar Lorengar, Catherina Ligendza, Irene Dalis, Régine Crespin, Martha Mödl und andere Sängerinnen, die meine Ansprüche an Interpretinnen der jeweiligen Rollen geprägt haben, kann allerdings niemand mehr hören. Und da muss ich mich dann fragen "wem nützt das" , wenn ich von eigenen Live-Eindrücken berichte?

    Sie lassen sich in keinen Player schieben.

    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Und da muss ich mich dann fragen "wem nützt das" , wenn ich von eigenen Live-Eindrücken berichte?

    Es nützt allen, die Deine Liveerlebnisse nicht teilen können! Man könnte angeregt werden, bei youtube reinzuschauen, man könnte Tonträger beschaffen usw. Nicht jeder hatte die Möglichkeit, die von Dir in #143 genannten Sängerinnen live zu erleben und kann dann jetzt die Medien nutzen. So brachte irgendein TV-Sender vor Tagen ein Portrait von Pilar Lorengar, wie üblich mitten in der Nacht. Ich habs aufgenommen angehört und war wie üblich enttäuscht darüber, daß die wunderbare Musik (übrigens komischerweise auch der 2. Satz aus dem Mozart-Klarinettenkonzert) mit ihrer Stimme immer wieder sehr durch Gequatsche unterbrochen wurde. Man findet da leider kein Gleichgewicht zwischen Stimme und Information. Aber das nur nebenbei.

    Ich habe Christa Ludwig mehrere Stunden meiner Zeit geopfert, und es war angenehm. Schön war es, Auschnitte mit ihr als Färberin gleichzeitig mit Walter Barry als Barak zu hören (Mir anvertraut....). Es gibt Momente, da bedaure ich es, Sänger*innen (ich meine das * nicht ernst) der Vergangenheit nicht live erlebt haben zu dürfen.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Christa Ludwig, Elisabeth Grümmer, Pilar Lorengar, Catherina Ligendza, Irene Dalis, Régine Crespin, Martha Mödl und andere Sängerinnen, die meine Ansprüche an Interpretinnen der jeweiligen Rollen geprägt haben, kann allerdings niemand mehr hören. Und da muss ich mich dann fragen "wem nützt das" , wenn ich von eigenen Live-Eindrücken berichte?


    Es nützt allen, die Deine Liveerlebnisse nicht teilen können!

    Ich möchte mich hier ausdrücklich der Meinung von "La Roche" anschließen. Du weißt, lieber "Caruso41", wie wichtig mir solche Live-Eindrücke von anderen bei meiner Bewertung historischer Sänger sind, wenn du an meinen Greindl-Beitrag vor einigen Tagen denkst. Mich interessieren solche Schilderungen von Live-Eindrücken von Sängern, die ich nicht mehr live erlebt habe (oder erst viel später am Karriereende) viel mehr als solche von Sängern, die ich noch nie gehört habe.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lieber Rheingold!


    Deine Reaktion auf meinen Beitrag hat mich erschreckt. Sie klingt beleidigt und trotzig.- als fühltest du dich angegriffen oder in eine Ecke gestellt. Das war überhaupt nicht meine Absicht. Ich wollte lediglich darauf aufmerksam machen, dass man wohl von Liedsängerinnen eher einen adäquaten Eindruck durch das Hören ihre Aufnahmen erhält als von Opernsängerinnen. Ich zumindest habe die Wahrnehmung, dass mir eine Liedaufnahme von Christa Ludwig ziemlich vollständig das vermittelt, was ich ich gehört und in meiner Erinnerung bewahrt habe. Genau das aber kann ich von keiner Opernpartie Christa Ludwigs sagen. Wenn ich Aufnahmen oder Mitschnitte höre, ist das eigentlich immer eine etwas traurige Erfahrung. Es fehlt zu viel. Vor allem: es fehlt Wesentliches, das im Opernhaus vorhanden war und ich erleben konnte. Dass meine Erlebnisberichte davon nichts mitteilen können, ist mir sehr wohl bewusst.

    Hallo in die Runde, Caruso irrt, wenn er glaubt, ich könnte beleidigt oder trotzig sein. Wie kommt er nur darauf? Beide Verhaltensweisen sind mir völlig fremd, wofür ich dem lieben Gott dankbar bin. :) Ich ärgere mich allenfalls manchmal oder gehe Menschen aus dem Wege, mit denen mich nichts verbindet. Was mich von einigen Mitdiskutanten unterscheidet, ist der Ansatz, mir Musik anzueignen. Ich bin überzeugt, dass es manche Sänger oder andere ausübende Musiker zweimal gibt: auf der Bühne oder auf dem Konzertpodium und im Studio. Mich interessiert inzwischen das Studio mehr als die Bühne, weil mich Inzenierungen nicht mehr so erreichen wie in meinen Jugendtagen und weil ich nicht mehr gern unter vielen Menschen bin. Studio also, wo Künstler und Produzenten darum ringen, musikalische Werke so einzufangen, wie es zum jeweiligen Zeitpunkt perfekter nicht sein kann. Und dabei auch an Grenzen stoßen. Solche Produktionen - Christa Ludwig dürften einige gelungen sein - wirken auf mich immer wie eine Begegnung mit der Ewigkeit. ;) Ich halte sie für einen gewichtigen eigenständigen ästhetischen Ansatz, Musik zum Klingen zu bringen und zu vermitteln. Sie sind nach meinen ganz persönlichen Wertungen und Erfahrungen kein Surrogat, wie das Caruso empfindet. Sonst wären doch gewisse Einspielungen nicht seit Jahrzehnten so erfolgreich am Markt. In sinfonischen Themen des Forum wird leidenschaftlich und aiuf sehr hohem Niveau darüber disukutiert. Dabei geht es nach meiner Beobachtung immer um Musik und nicht um Surrogate. Ich habe allerdings zu respektieren, dass Caruso Aufnahmen für Surrgate hält und habe damit kein Problem.

    Ich werde mich in Zukunft jedenfalls nicht mehr darüber äußern, dass das Hören von Aufnahmen doch nicht mehr als ein Surrogat sein kann und werde auch mit eigenen Berichten über Live-Erlebnisse nicht mehr daran erinnern.

    Insofern kann ich mit Tondukumente wesentlich mehr anfangen als mit Berichten anderer über Opernaufführungen, die teils etliche Jahrzehnte zurückliegen. Das wollte ich zum Ausdruck bringen. Nichts anderes.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • "Reiner" "Rheingold1876", du hattest ja deine diesbezügliche Meinung schon vorher dargelegt, nun haben zwei andere ihre andere Meinung dargelegt und nun wird deine Meinungsäußerung hoffentlich nicht dazu führen, dass "Caruso41" zukünftig auf die Schilderung von Live-Eindrücken von Sängern, die ich und andere nicht mehr live erlben konnten, nicht verzichtet. Über Aufnahmen kann ich mir meine eigene Meinung bilden, da vertraue ich ganz meinen eigenen Ohren (was nicht heißt, dass ich nicht auch gerne die Höreindrücke anderer darüber lese).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Rheingold!

    Mich interessiert inzwischen das Studio mehr als die Bühne, ...

    ... Studio also, wo Künstler und Produzenten darum ringen, musikalische Werke so einzufangen, wie es zum jeweiligen Zeitpunkt perfekter nicht sein kann. Und dabei auch an Grenzen stoßen. Solche Produktionen - Christa Ludwig dürften einige gelungen sein - wirken auf mich immer wie eine Begegnung mit der Ewigkeit.

    Da kann ich wirklich nicht mitgehen.
    Oper ist ihrem Wesen nach eine Kunstveranstaltung, für die die Spannungen zwischen Werk (come è scritto), den Ausführenden und dem Publikum lebensnotwendig, so wichtig wie die Luft zum Atmen sind. Im Studio aber fällt der Pol Publikum weg. Es wird ja gerade ausgeschlossen, um eine 'reine' Aufnahme zu produzieren. Die Produktion und Übertragung von Gefühlen wird damit aber um eine wesentliche Dimension verkürzt. Ein Gradient im "Kraftwerk der Gefühle" fehlt!
    Eine Christa Ludwig mochte das durch ihre Professionalität kompensieren. Und trotzdem ist die Wirkung des zweiten Aktes von LOHENGRIN in ihrer Aufnahme unter Kempe nicht die gleiche, wie sie 'in the flesh' die Besucher hinriss, aufwühlte und erschütterte. Die Oper ist und bleibt der wirkmächtigste Ort für die Emotionskultur, das Studio kann nur Surrogate bieten.

    Entschuldige bitte das ich das so absolut formuliere und nicht höflich als meine Sichtweise oder Meinung einbringe. Aber: Hier stehe ich, ich kann nicht anders!


    Diese Differenz muss uns nicht entzweien. Ich weiß jetzt woran ich bin und werde damit umgehen können. Wie viel Austausch dann mit Dir dann möglich ist, wird sich erweisen.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber LaRoche!

    Es nützt allen, die Deine Liveerlebnisse nicht teilen können! Man könnte angeregt werden, bei youtube reinzuschauen, man könnte Tonträger beschaffen usw.

    Dass Du das heute mal sagst, ermutigt mich, auch in Zukunft über meine Hörerlebnisse zu berichten.


    Lieber Stimmenliebhaber!

    (zu Rheingold) ... und nun wird deine Meinungsäußerung hoffentlich nicht dazu führen, dass "Caruso41" zukünftig auf die Schilderung von Live-Eindrücken von Sängern, die ich und andere nicht mehr live erlben konnten, nicht verzichtet.

    Ich denke, dass ich mich wieder frei fühle, über meine weit zurückliegenden Live-Eindrücke von Sängern hier zu berichten. In den meisten Fällen kann ich mich dabei auf Notizen stützen, die ich seinerzeit gemacht habe. Über die Ludwig in der Gerichtsszene der Amneris habe ich immerhin drei Seiten allein nach der Premiere geschrieben. Auch von den folgenden Aufführungen habe erstaunlicherweise wieder ausführlich meine Eindrücke festgehalten. Ich bin also nicht allein auf mein Erinnerungsvermögen angewiesen.


    Euch beiden Dank für die Ermutigung.

    Herzliche Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Die Oper ist und bleibt der wirkmächtigste Ort für die Emotionskultur, das Studio kann nur Surrogate bieten.

    Entschuldige bitte das ich das so absolut formuliere und nicht höflich als meine Sichtweise oder Meinung einbringe. Aber: Hier stehe ich, ich kann nicht anders!


    Diese Differenz muss uns nicht entzweien. Ich weiß jetzt woran ich bin und werde damit umgehen können. Wie viel Austausch dann mit Dir dann möglich ist, wird sich erweisen.

    Lieber Caruso, ich möchte und kann Dir nicht widersprechen, weil ich Deine Ausführungen zur "Emotionskultur" teile. Nur gibt es für mich noch einen anderen Schauplatz, das Studio, wo seit mehr als 120 Jahren mit mehr und weniger Erfolg versucht wird, Musik mustergültig auf Tonträgern festzuhalten und abzubilden. Und zwar nicht als Gegenentwurf zum Theater sondern als ganz eigenständige, bestenfalls ergänzende Möglichkeit. Diese zweite Möglichkeit, die ich nicht als Ersatz empfinde, sondern auch als grandiose und revolutionäre künstlerische und technische Errungenschaft, interessiert mich ganz persönlich ohne jede Neigung, andere missionieren zu wollen, am meisten.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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