Franz Schubert - - - Gedanken zum Schubertlied und seinen Interpreten

  • Hallo!
    Ich nehme mal die Gelegenheit wahr, hier folgende CD vorzustellen:

    Zunächst mal etwas zum Textdichter, ich entnehme es dem booklet der CD:
    Von allen Dichtern, deren Texte Schubert zur Vertonung heranzog, ist wohl Johann Baptist Mayrhofer (1787-1836) in vielerlei Hinsicht einer der bedeutendsten. Im Unterschied zu den der Qualität und der Quantität nach bedeutenderen Textdichtern war Mayrhofer der einzige, den Schubert persönlich gekannt hat, der einzige, der auf ihn persönlich einwirken konnte und dessen Einfluß auf ihn besondres zwischen Herbst 1815 und Frühling 1822 (als 44 von 50 Mayrhofer-Vertonungen entstanden sind) am nachhaltigsten war. Auch die Zeit des Zusammenwohnens bei der Witwe Sanssouci in der Wipplingerstraße im selben Zimmer, war für Schuberts Leben und Werk von entscheidender Bedeutung.
    Das wahrscheinlich allerletzte Mayrhofer-Lied von Schubert ist "Auflösung" D 807. Es besiegelt die endgültige Auflösung der Freundschaft. Nachhaltiger als mit Mayrhofers eigenen Worten hätte sich Schubert wohl kaum von dem Dichter abwenden können.


    Zum Inhalt der Texte (wieder aus dem booklet):
    Von größerer Bedeutung sind die Gedichte, deren Thematik der griechischen Mythologie entlehnt ist. Sie machen etwa ein Viertel der gesamten Mayrhofer-Lieder aus. Was innerhalb der Mayrhofer-Vertonungen nicht Gedankenlyrik oder an die Freude gerichtete Verse sind, ist zumeist Naturlyrik - und darunter dominiert vor allem die Wasser-Metaphorik.


    Ich hatte natürlich sofort eine starke Affinität zu den Liedern mit griechisch-mythologischem Text (hier gibt es auch Überschneidungen mit der Wasser-Thematik, z.B. "Fahrt zum Hades" D 526), besonders erfreut war ich, Themen aus Sophokles-Tragödien zu finden, nämlich "Philoktet" D 540 und "Antigone und Oedip" D 542 (das letztere kann man als Prolog zu "Ödipus auf Kolonos" auffassen).
    Wem das zu weit hergeholt ist, für den gibt es auch "heimatlichere" Themen, z.B. "Auf der Donau" D 553. Eines der bekanntesten Lieder dürfte wohl "Nachtviolen" D 752 sein.
    Insgesamt sind auf der CD 23 Mayrhofer-Lieder (nach welchen Kriterien ausgewählt, weiß ich nicht) und die Grundstimmung der Lieder geht stark in Richtung "Todessehnsucht der Romantik".


    Ich kannte vorher außer "Nachtviolen" keines dieser Lieder und habe erst nach dem Kauf den mythologischen Gehalt der Texte bemerkt. Es war also ein "Glücksgriff" bei Zweitausendeins.
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Thread, erwache...


    Salut,


    ich möchte mal ein paar "aussergewöhnliche" Schubertlieder ins Spiel bringen. Vielleicht kennt sie jemand?



    Da quel sembiante appresi
    Text: Pietro Metastasio


    Da quel sembiante appresi,
    a sospirar d'amore,
    semper per quel sembiante
    sospireró d'amore.


    La face a cui m'accesi
    solo m'alletta e piace
    è fredda ogn'altra face
    per riscaldarmi il cuore.



    Dieses Antlitz lehrete mich
    Text: Pietro Metastasio


    Dieses Antlitz lehrete mich
    vor Liebe zu seufzen,
    stets werde ich vor Liebe
    für dieses Antlitz seufzen.


    Das Feuer, das in mir brennt,
    ist meine einzige Freude und Wonne,
    alle anderen Flammen sind zu kalt,
    um mein Herz zu entflammen


    * * *


    Mio ben ricordati
    Text: Pietro Metastasio


    Mio ben ricordati,
    s'avvien ch'io mora:
    quanto quest' anima
    fedel t'amò.


    E se pur amano
    le fredde ceneri:
    nell' urna ancora
    t'adore´rò.



    Erinnere Dich, Geliebte
    Text: Pietro Metastasio


    Erinnere Dich, Geliebte,
    wenn es so kommt, dass ich sterbe,
    wie sehr dieses treue Herz
    Dich liebte.


    Und wenn die kalte Asche
    zu lieben imstande ist,
    so will ich noch im Grabe
    Dich anbeten.


    * * *


    La pastorella
    Text: Carlo Goldoni


    La pastorella al prato
    contenta se ne va,
    coll'agnellino a lato
    cantando in libertà.


    Se l'innocente amore
    gradisce il suo pastore,
    la bella pastrorella
    contenta ognor sarà.



    Die Schäferin
    Text: Pietro Metastasio


    Die Schäferin begibt sich
    fröhlich auf die Wiese,
    ein Lämmchen ihr zur Seite,
    singt unbekümmert ihr Lied.


    Wenn unschuldige Liebe
    ihrem Schäfer gefällt,
    so wird die schöne Schäferin
    stets zufrieden sein.


    * * *


    Vedi quanto adoro
    Text: Pietro Metastasio da "Didone abbandonata"


    Vedi quanto adoro ancora ingrato!
    Con uno sguardo solo
    mi togli ogni difesa e mi disarmi.
    Ed hai di tradirmi?
    e puoi lasciarmi?
    Ah! non lasciarmi, no,
    bell'idol mio:
    di chi mi fiderò,
    se tu m'inganni?
    Di vita mancherei
    nel dirti addio;
    che viver non potei
    fra tanti affanni.



    Sien, Undankbarer!
    Text: Pietro Metastasio


    Sieh, Undankbarer, wie ich Dich
    noch immer liebe!
    Mit einem einzigen Blick
    raubst Du mir allen Schutz, entwaffnest mich.
    Hast Du das Herz, mich zu verraten und dann zu verlassen?
    Ach, verlass mich nicht, nein,
    mein Geliebter:
    wem kann ich trauen,
    wenn Du mich betrügst?
    Es kostete mich das Leben,
    sagte ich Dir Lebewohl;
    denn ich könnte nicht leben
    in solchem Kummer.


    Addio
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • hast du sie zufällig in Baden Baden gehört?...
    nein, ich kenne sie nicht - aber wie klingen sie denn? Wie seine deutschen Kunstlieder oder eher wie ital. Arien ala Salieri?

  • Salut Maexl,


    Ja, Du hast ganz Recht: Dank Frau Bartoli bin ich auf diese Lieder gestossen. Eine Beshreibung fällt mir doch etwas schwer: Es sind durchaus "stilistisch" [und inhaltlich!] typische Schubertlieder, durch die italienische Sprache jedoch erhalten sie eine ganz andere Facette. Wie Salieri-Arien klingen sie auf keinen Fall; die Richtung "Kunstlied" ist deutlich spürbar.


    Beste Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Liebe Taminoianer,


    Seit zwei Tagen grüble ich über einem Thread über Schuberts Liedinterpreten - und stoße dann auf diesen hier. Bei sorgfältigem Nachlesen komme ich zu dem Schluß, daß vieles gesagt, bzw geschrieben wurde, aber längst nicht alles.
    Zuem haben wir seit Thread-Start etliche Mitglieder dazubekommen - Vielleicht ist ein oder der andere Schubertianer darunter.


    Was keinesfalls noch besprochen wurde, sind einerseits Schubertlieder, die als "Marksteine" angesehen werden können - ich meine jetzt einzelne - nicht die Zyklen,- Lieder die einfach "unverzichtbar" sind, andererseits aber die "neueren" Schubert Interpreten (und da gibt es einige)Sänger die man auch im Konzert hören könnte.
    Gibt es Meinungen zu einzelnen Veröffentlichungen der Naxos Schubert Edition ? IMO ist da einiges durchas hörenswerte dabei,


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sagitt meint:


    Ich will Alfred Aufforderung aufgreifen und die Ballade, Der Zwerg" vorstellen.1822 oder 1823 komponiet,Textdichter ist Collin.Der schaurige Geschichte eines Zwergs, der eine Frau liebt, die ein anderer bekommt, der diese auf einem Schiff erwürgt und selbst auf See bleibt( wenn das bloß die Geschichte ist ?) Eine ähnlich konstant quasi tremolierende Klavierbegleitung wie beim Erlkönig, aber die Sangesstimme muss ungeheuer modulationsfähig sein, ist doch die Stimme der Königin und des Zwergs darin enthalten,lyrisches vermischt sich sich mit Dramatischen. Man beachte, welche Passagen Schubert dreimal wiederholen läßt ( seine eigenen Themen ?).
    Ich habe dieses Lied vor langer Zeit von DFD kennengelernt. Eines der Lieder, die er bereits 1948,frisch aus italienischer Kriegsgefangenschaft entlassen, in Berlin aufgenommen hat. Die Stimme noch ganz " naiv", der lyrische Ansatz aber schon perfekt, die Stimme kraftvoll im Dramatischen.
    Ich möchte auf eine zweite großartige Aufnahme hinweisen. Werner Hollweg war ein Tenor, der nicht ganz die Spitze erreichte( den deutschen Tenören fällt dies ja immer schwer, einen Status zu erreichen wie zB Villazon).Aber Ende der siebziger Jahre hat er einige schöne Aufnahmen gemacht ( Messias mit Harnoncourt,Paulus mit DFD) und eben eine CD mit Schubert-Balladen.Die verschiedenen Charaktere dieses Liedes gestaltet er perfekt.Wahrscheinlich ist diese Aufnahme dem Vergessen anheim gefallen,meine Recherche war jedenfalls erfolglos.

  • Ich bin der Ansicht, dass nur ein recht geringer Teil der Schubert-Lieder außerhalb der Zyklen für diejenigen, die kein spezielles Interesse daran haben, "unverzichtbar" sind, ca. 20 Stück, ich zähle mal ein paar mögliche Kandidaten auf:
    [Lieder werden wohl immer eine Nische in der Nische bleiben; es gibt wohl viele Hörer, die sogar Oper und geistliche Vokalmusik schätzen, aber mit Liedern nicht viel anfangen können, noch deutlicher ist das vermutlich im nicht-deutschsprachigen Raum. Das ist jedenfalls meine Erfahrung nach 10 Jahren internationaler Diskussionsforen. Ich hatte dann mal kurz eine Lieder-mailinglist abonniert, das war das andere Extrem, nahezu fanatische Spezialisten...]


    Erlkönig
    An die Musik
    Wanderers Nachtlied (Über allen Gipfeln...)
    Auf dem Wasser zu singen
    Rastlose Liebe
    Der Musensohn
    Der Wanderer (wobei das später verarbeitete Motiv gar nicht so leicht rauszuhören ist)
    Sei mir gegrüßt (jedenfalls das, was in der Violinfantasie variiert wird)
    Du bist die Ruh'
    An Sylvia


    "Frauenlieder":
    Gretchen am Spinnrad
    (Der König von Thule)
    Ave Maria (Ellens Gesang)
    (die anderen Lieder nach Scott "Raste Krieger", "Ruhe Jäger usw.)
    Lieder der Mignon
    Der Hirt auf dem Felsen


    Ein recht unbekannter Favorit von mir (der hier im Forum aber sogar schon genannt wurde!) ist "Alinde"; eigentlich ein recht einfaches Strophenlied, dennoch mit Gänsehauteffekt, dann noch eines der düsteren Mayrhofer-Stücke: "Auflösung" (Geh unter, Sonne!)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo JR,


    neben der von dir selbst nachgetragenen Alinde fällt mir gleich einmal Die Forelle ein.


    Weiters Der Zwerg, Heidenröslein, Dithyrambe und Der Doppelgänger.


    Schließlich Der Tod und das Mädchen, Lied eines Schiffers an die Dioskuren und Im Abendrot.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    neben der von dir selbst nachgetragenen Alinde fällt mir gleich einmal Die Forelle ein.


    Weiters Der Zwerg, Heidenröslein, Dithyrambe und Der Doppelgänger.


    Schließlich Der Tod und das Mädchen, Lied eines Schiffers an die Dioskuren und Im Abendrot.


    Du hattest "Alinde" wohl in einem anderen thread genannt!
    Aber sehe ich recht, dass das ein ziemlich unbekanntes Stück ist, oder ist das ein falscher Eindruck?
    Ich habe das bewußt "nachgetragen", weil ich es eher als "Geheimtip" sehe, denn als "Standard" für den Einsteiger oder nur mäßig Interessierten.
    Die Forelle habe ich absichtlich nicht genannt, ich brauche das Lied eigentlich nicht, wenn ich das Quintett habe.... Heideröslein mag ich nicht. Den letzen dreien stimme ich zu, ich fände sicher noch mehr, wenn ich meine CDs einzeln durchginge. Der "Doppelgänger" gehört eigentlich zum Pseudo-Zyklus "Schwanengesang".


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Hallo JR


    Zitat

    Du hattest "Alinde" wohl in einem anderen thread genannt!
    Aber sehe ich recht, dass das ein ziemlich unbekanntes Stück ist, oder ist das ein falscher Eindruck?
    Ich habe das bewußt "nachgetragen", weil ich es eher als "Geheimtip" sehe, ...


    Ja, unbegreiflicherweise ist Alinde offenbar selten zu hören, also wirklich ein echter Geheimtipp.
    Zum "einfachen Strophenlied": nennt man das nicht ein "Echo-Lied"?


    Generell befinden wir uns in Bezug auf Liedgesang in einem Wellental. Und zwar nicht unbedingt bei der Qualität der Sänger, sondern eher in der Präsentation und Rezeption. Man ist zur Zeit seltsam fokussiert, was nicht ein Zyklus ist (oder dazu gemacht wurde), hat zur Zeit einen schweren Stand. Seit der Hyperion-Schubert-Ausgabe und dem recht umfangreich dokumentierten Schaffen von Mitsuko Shirai sind die Einzellieder in eine Mini-Nische verschwunden.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zitat

    Original von Theophilus
    Generell befinden wir uns in Bezug auf Liedgesang in einem Wellental. Und zwar nicht unbedingt bei der Qualität der Sänger, sondern eher in der Präsentation und Rezeption. Man ist zur Zeit seltsam fokussiert, was nicht ein Zyklus ist (oder dazu gemacht wurde), hat zur Zeit einen schweren Stand. Seit der Hyperion-Schubert-Ausgabe und dem recht umfangreich dokumentierten Schaffen von Mitsuko Shirai sind die Einzellieder in eine Mini-Nische verschwunden.


    Ich glaube schon, dass Lieder eine recht kleine Nische sind, auch früher waren, besonders wenn man den internationalen Markt betrachtet. Da ist die Sprachbarriere nicht zu unterschätzen. Ich glaueb, dass es einen gewissen Anteil Hörer gibt, die fast nur Instrumentalmusik hören, dann gibt es noch Opernfans, bei denen alles andere nachrangig ist und die ganzen Kirchenchorsänger, bei denen geistliche Musik ein Schwerpunkt ist.
    Aber es dürfte nur ganz wenige Leute geben, deren zentrales Interesse Liedern gilt (meins ja auch nicht, aber sie sind mir durchaus wichtig)


    Aber Du hast gewiß recht, dass seit einiger Zeit (auch hier vermute ich schon länger, spätestens seit den 80ern) Recitals, lose Sammlungen oder Einzelaufnahmen gegenüber Zyklen im Nachteil sind. Außer bei Liedern wird das z.B. bei Klavierstücken von Chopin sehr deutlich. Zwar gibt es noch Recitals, aber selbst die sind oft "systematisch", z.B. alle Scherzi oder Balladen + ein paar Füllsel, keine bunten Mischungen. Früher war es völlig üblich, aus den Etuden oder auch den Preludes nur einzelne zu spielen usw., heute scheint das, jedenfalls auf Studioplatten, die Ausnahme.


    viele Grüße


    JR (der jetzt gleich die Mitsuko Shirai-Box raussuchen wird)

    Struck by the sounds before the sun,
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • wenn schon nische, dann richtig:
    (erklärung: alfred hat ein paar beiträge weiter oben nennung von meilensteinen außerhalb der zyklen angeregt. ich variiere das und nenne ein paar lieder, die ich besonders schätze. ich will auch wegen der (un)übersichtlichkeit nicht einen neuen thread starten)


    d677 die götter griechenlands (text: 12. strophe aus schillers 16-strophigem gedicht)
    vermittelt beklemmende endzeitstimmung


    d775 dass sie hier gewesen (text: rückert)
    würde ich beim ersten hören fast hundert jahre später einordnen, geradezu impressionistisches klavier


    d945 herbst (text: rellstab)
    ewiggültiger topos


    d807 auflösung (text: mayrhofer)
    mayrhofer on drugs? (der schubertfreund mordete sich 1836 selbst)


    d361 am bach im frühling (text: schober)
    dieser schubertfreund wurde zwar 86, aber als zwanzigjährigen gelang es den beiden, eine frühlingssituation in eine todtraurige untergangsstimmung zu verwandeln. romantik rein!


    :hello:aus schubert-town

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Hallo JR



    Ja, unbegreiflicherweise ist Alinde offenbar selten zu hören, also wirklich ein echter Geheimtipp.


    Habe es schonmal selbst im Gesangsunterricht gesungen. Wunderbares Lied.
    Möchte hier mal grundsätzlich die These äußern, daß Schuberts Lieder nach Texten seiner Bekannten, also z. B. Schober und Mayrhofer, zumeist die "innigeren" sind, während sein musikalischer Zugang zu Schiller und Goethe (dessen Lyrik ich teilweise für sehr überschätzt halte...) auf einer abstrakten Ebene verbleibt. Jedoch zählen auch viele Schiller-Lieder (Der Flüchtling, Der Alpenjäger, Die verschiedenen Jünglinge am Bache :) und andere) zur Spitze. Was ich am wenigsten schätze, sind Franzls langatmige Balladenvertonungen, also Der Taucher, Die Bürgschaft... Stereotype Rezitativeinschübe und nervige Tremoli, also ich weiß nicht.


    Weitere weniger bekannte Juwelen in Schuberts Liedschaffen:


    Liedesend (Mayrhofer)
    Einsamkeit (Mayrhofer)
    Philoktet (Mayrhofer)
    Gott im Fühlinge (Uz)
    Pax vobiscum (Schober)
    Schatzgräbers Begehr (Schober)
    Schiffers Scheidelied (Schober)
    Hermann und Thusnelda (Klopstock - nehme Fischer-Dieskau ein wenig übel, daß dieses Lied nicht in seiner Pseudo-Gesamtaufnahme erscheint...naja, der deutsche Patriotismus-Komplex)
    Ins stille Land (Saalis-Seewis)


    Ich könnte noch so viele nennen... aber DAS Meisterwerk ist sein letztes Lied, Der Hirt auf dem Felsen (nach Müller/v. Chézy) - ich wage es nur mit einem leisen Erschauern zu nennen.



    Sehr gefallen mir auch die ultralangen Namen obskurer österreichischer Adliger, die Schubert vertont hat - am besten finde ich Johann Ladislaus Pyrker von Felsö-Eör :D


    Übrigens, Aufnahmen, die ich sehr empfehle:


    Zum einen:
    Lieder (Ernst Haefliger, Jörg Ewald Dähler) (leider kein Bild)


    Zum anderen:

    Der Sänger ist spitze - wie er das Pathos mancher Lieder umsetzt...absolute Empfehlung. Auch die Auswahl der Lieder ist sehr gut.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

    2 Mal editiert, zuletzt von Draugur ()

  • Ohh, auch hier hat sich ein interessanter Thread entwickelt - manches lese ich nur durch Zufall - seit ich hauptsächlich Leserbriefe beantworte uind Beschwerden und Anregungen bearbeite :)


    Zu "Aliinde"


    Eines meiner Lieblinglieder.


    Ferner noch ein IMO hier nicht erwähntes Lied:


    "Der Wanderer an den Mond"


    ("Ich auf der Erd, am Himmel Du,
    wir wandern beide rüstig zu")


    Ich lernte dieses Lied auf einer Schallplatte kennen, wo
    Karl Erb Schubertlieder sang - Ich muß sagen bis heute habe
    ich keine Interpretation gehört, die mich mehr beeindruckt hätte
    (Vielleicht ist das "Prägung" ?)



    Zum Thema Lied als "Nischenmarkt"


    Dem Statement, das Kunstlied wäre seit jeher eher ein Nischenmarkt gewesen kann ich nicht folgen.
    Reinhard Mey, Jaques Brel, Bob Dylan, Edith Piaf, Milva, BIlly Joel - man verzeiche den Vergleich und die wilde Mischung - bedienen ja auch keinen Nischenmarkt.


    Zur Zeit als Schubert seine Lieder schrieb entsprachen sie dem, was wir heute als "Zeitgeist" bezeichnen würden.
    Ähnliches ist auch über Goethes Lyrik zu sagen.


    Mir als Museen aufgeschlosserm Menschen habven diese Museumsstücke mit dicker Patina und altertümlichem Reiz viel zu bieten.
    Daß das nicht bei jedem so ist , ist selbstverständlich.


    Draugurs Empfehlung werde ich kaufen....


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Draugur


    Habe es schonmal selbst im Gesangsunterricht gesungen. Wunderbares Lied.
    Möchte hier mal grundsätzlich die These äußern, daß Schuberts Lieder nach Texten seiner Bekannten, also z. B. Schober und Mayrhofer, zumeist die "innigeren" sind, während sein musikalischer Zugang zu Schiller und Goethe (dessen Lyrik ich teilweise für sehr überschätzt halte...) auf einer abstrakten Ebene verbleibt. Jedoch zählen auch viele


    Das kann man m.E. so allgemein nicht sagen. Es gibt viele ganz großartige (und nicht sehr "abstrakte") Lieder nach Goethetexten: Der Musensohn, Ganymed, Wanderers Nachtlied I & II, Erlkönig, Gretchen am Spinnrade usw.
    Ein ziemlich abstraktes, aber durchaus beeindruckendes Lied nach Schiller ist die düstere "Gruppe aus dem Tartarus"
    Ich sehe ehrlich gesagt, kaum ein Muster in Schuberts Vertonungen. Egal ob Dichterfürst oder (heute) völlig unbekannter Poet oder Übersetzung (wie die Scott-Lieder) oder von Chezy :wacky:
    Immer sind großartige (und ein paar weniger tolle) Lieder dabei


    Zitat


    Schiller-Lieder (Der Flüchtling, Der Alpenjäger, Die verschiedenen Jünglinge am Bache :) und andere) zur Spitze. Was ich am wenigsten schätze, sind Franzls langatmige Balladenvertonungen, also Der Taucher


    Von Balladen bin ich auch kein großer Fan, mit Ausnahmen wie Erlkönig oder von Schumann Belsazar und die beiden Grenadiere. In den 50ern/60ern waren Balladen allerdings sehr populär ("Die Uhr")


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Zum Thema Lied als "Nischenmarkt"


    Dem Statement, das Kunstlied wäre seit jeher eher ein Nischenmarkt gewesen kann ich nicht folgen.
    Reinhard Mey, Jaques Brel, Bob Dylan, Edith Piaf, Milva, BIlly Joel - man verzeiche den Vergleich und die wilde Mischung - bedienen ja auch keinen Nischenmarkt.


    Eventuelle Gemeinsamkeiten haben bisher aber nicht zum einem Auftauchen von Schubertliedern in Hitparaden geführt (anders als 4 Jahreszeiten, Carmina Burana, 3 tenöre usw.).
    Man kann ja mal eine Umfrage machen, wieviele der hier im Forum versammelten Klassikhörer auch Lieder schätzen, wieviel Prozent ihres Hörens Liedern gewidmet ist, wie oft sie Liederabende besuchen usw. Ich glaube kaum, dass mich die Ergebnisse überraschen würden. Ich behaupte, dass es begeisterte Klassikhörer gibt, die fast nur Orchester- und Klaviermusik hören. Im Gebiet der Oper wird das durch die Opernfans, die kaum was anderes hören, ausgeglichen, im Bereich der alten und geistlichen Musik ein bißchen durch die Kirchen- und Laienchorsänger. Das basiert u.a. auf ca. 10 Jahren Beobachtung der internationalen Gruppe rec.music.classical.(recordings), wo allerdings die Sprachhürde noch hinzukommt; als ich dort bemerkte, dass Lieder so selten diskutiert würden, wurde ich an ein Mailingliste verwiesen. Die war mir dann aber wiederum zu spezialisiert.

    Kunstlieder sind eine Nische in der Nische, was auch dadurch nicht ausgeglichen werden kann, dass diejenigen, die Lieder schätzen, besonders hingebungsvoll und begeistert sein mögen. Mich würden auch die Verkaufszahlen interessieren.
    (eigentlich überflüssig zu sagen, aber natürlich will ich mit der Einordung "Nische" keineswegs eine Wertung verbinden)


    Zitat


    Zur Zeit als Schubert seine Lieder schrieb entsprachen sie dem, was wir heute als "Zeitgeist" bezeichnen würden.
    Ähnliches ist auch über Goethes Lyrik zu sagen.


    Im 19. Jhd. waren Lieder kein Nischenrepertoire (wenn ich das oben gesagt habe, war das Unsinn), beosnders wegen der Hausmusik. Aber seitdem Schallplatte und öffentliche Konzerte vorherrschen, denke ich doch.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Draugur


    Zum einen:
    Lieder (Ernst Haefliger, Jörg Ewald Dähler) (leider kein Bild)


    Ist es vielleicht diese hier?:



    (nur eine Vermutung)


    Weiter im Text:


    Dass sich für internationale Hörer gewisse Sprachbarrieren auftuen mag zwar sein, jedoch ist eine Schulkameradin (Mezzospran) von mir, in Amerika (ich muss ja immer wieder lachen, wenn ich daran denke, was einige Menschen im Bezug auf das ultrakitschige "Edelweiss" aus dem Trapp-Musical Sound of Music glauben) immer wieder angehalten worden doch auch Lieder zu singen, gerade Schubert. Es sehen sich doch auch viele Menschen Wagner oder Strauß an... nagut, immer auf die Übersetzung schielend - doch auch das ist bei Schubert ja kein Problem.


    Zu Schubert:


    Die Balladen sind wirklich herrlich (Empfehlung: "Viola" von Renée Fleming)... Den Erlkönig finde ich zwar fast schon wieder zu oft gebracht aber z.B. Gretchen am Spinnrade ist doch wirklich genial (wieder der Hinweis auf Fr. Fleming).


    auch tolle Lieder:


    An die Laute (schon fast kitischig... Interpretationssache)
    An die Musik (auch schon fast ein Gassenhauer)
    Das Fischermädchen (wieder so eine Geniale Rhythmusfigur vgl. Wohin; Tod und das Mädchen)
    Der Musensohn
    Schäfers Klagelied
    An den Mond D 193!! (genial einfach)
    Totengräbers Heimwehe D 842
    Der Wanderer D 649
    Der Zwerg D 771
    Die Götter Griechenlands D 677
    Wehmut D 772
    Auf dem Wasser zu singen D 774 (schlechter Text, tolle Musik)
    Die junge Nonne D 828 (auch kein Top-Text)
    Die Männer sind méchant D 866 Nr.3
    Gondelfahrer D 808 (tolle Liszttranskription)
    Suleika II (Ach um deine feuchten Schwingen) D 717
    Im Frühling
    Lied eines Schiffers an die Dioskuren



    Zitat

    Original von sagitt
    Vielleicht gab es eine Zeit, wo er zu sehr dominierte, nun singt er schon seit 1993 nicht mehr öffentlich. Seine alten Aufnahmenn kommen wieder auf den Markt. [...] Je älter die Aufnahmen, desto a) dunkler die Stimme b) desto weniger intellektuell überformt.


    In puncto Lyrik würde Thomas Hampson Dieskau an die Seite stellen.


    Grade bei Schubertliedern habe ich mir letzte Woche wieder einen Fehlkauf geleistet (Di-Fi-Di und Hartmut Höll bei apex 1992!)... wenigstens nicht so Teuer.
    Der letzte Fehlkauf schlug stärker in die Kasse (Ian Bostrige... Schwanengesang und Winterreise) *grml*.
    Thomas Hampson habe ich mir auch 2mal geholt (einmal Mahler mit Bernstein... wunderbar) und eine grausame Aufnahme der Winterreise... Sawallisch begleitet, wie ich finde, leider grauenhaft... Hampson ist zwar an manchen stellen auch nicht gerade zimperlich aber sowas hätte man nicht machen dürfen... ich kann mir nur weniges von der CD anhören.

  • Hallo JR,


    du hast drei Publikumsgruppen angesprochen, und die offensichtliche 4. weggelassen: die Kammermusik- und Lieder-Hörer. Bei uns sehe ich keinen großen Unterschied im Publikumsinteresse (kann jedoch nicht mit Zahlen dienen). Die Kammermusik- und Liederzyklen umfassen jedoch weniger Abende als die Orchesterzyklen, und ich glaube auch, dass die "Spezialisten" eher ins Konzert gehen, da das äußere Niveau höher ist (Liederabende werden überwiegend von international berühmten Sängern gegeben, während man immer wieder neue Dirigenten und weniger bekannte Orchester kennen lernen kann).
    Außerdem dürfte sich das Lied-Publikum auf Mitteleuropa und England konzentrieren, und so weltweit relativ schwächere Prozentzahlen erreichen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich glaube ich zeig euch mal meine wenigen SchubertliederCDs (die 3 Zyklen lassen wir mal weg)... ihr könnt mir ja noch sagen, was mir noch unbedingt fehlt...


    fangen wir mit den Fehlkäufen an:



    Franz SCHUBERT (1797-1828)
    Lieder: An Schwager Kronos; Hoffnung, Auf der Donau; Der Strom; Der Wanderer; Der Götter Greichenlands; Freiwillges Versinken; Der Zwerg; Wehmut; Totengräbers Heimwehe; Auf der Bruck; Des Sängers Habe; Am Fenster; Fischerweise; Der Zügenglöcklein; Der Kreuzzug; Des Fischers Liebesglück; Die Sterne; Der Einsame; Im Abendrot; Abschied (from Schwanengesang)
    Dietrich Fischer-Dieskau (baritone); Harmüt Holl (piano)
    recorded Theatre-Oper, Nuremburg, May 1992 DDD
    WARNER APEX 2564 61431-2 [77'11"]


    dann die, die ich eigentlich alle recht gerne habe:


    :jubel: Die ist wirklich genial!:



    1. Heidenroslein, D257
    2. Die Forelle, D550
    3. An die Nachtigall, D 497
    4. Im Fruhling, D882
    5. Die junge Nonne, D 828
    6. Nacht und Traume, D827
    7. Auf dem Wasser zu singen, D774
    8. Ave Maria, D839
    9. Fruhlingsglaube, D686
    10. Gretchen am Spinnrade, D118
    11. Du bist die Ruh', D776
    12. Der Tod und das Madchen, D531
    13. Viola, D786
    14. Die Manner sind mechant!, D866


    diese hier ist nicht ganz so mein Fall:



    Gretchen Am Spinnrade
    Suleika I
    Suleika II
    Schwesterngruss
    Schlummerlied
    An Die Untergehende Sonne
    Mignon I
    Mignon II
    Mignon III
    Mignon
    Bertha's Leid In Der Nacht
    Herrn Josef Spaun
    Ellens Gesang I
    Ellens Gesang II
    Ellens Gesang III
    Hin Und Wieder
    Liebe Schwärmt
    An Die Nachtigal
    Wiegenlied
    Delphine
    Wiegenlied
    Die Männer Sind Méchant
    Iphigenia
    Das Mädchen
    Die Junge Nonne
    Am Grabe Anselmos
    Abendstern
    Die Götter Griechenlands
    Gondelfahrer
    Auflösung
    Die Forelle
    Rastlose Liebe
    Auf Dem Wasser Zu Singen
    Der Tod Und Das Mädchen
    An Die Musik
    Frühlingsglaube
    Der Musensohn
    An Sylvia
    Litanei Auf Das Fest Allerseelen
    Heidenröslein
    Nacht Und Träume
    Du Bist Die Ruh


    diese hier ist interpretatorisch auch nicht ganz meine Linie



    1. An die Musik
    2. Im Frühling
    3. Wehmut
    4. Ganymed
    5. Das Lied im Grünen
    6. Gretchen am Spinnrade
    7. Nähe des Geliebten
    8. Die junge Nonne
    9. An Silvia
    10. Auf dem Wasser zu singen
    11. Nachtviolen
    12. Der Musensohn


    das Cover finde ich zum :kotz:... aber der Inhalt ist besser.



    Gruppe aus dem Tartarus D 583
    Litanei auf das Fest Allerseelen D343
    An die Leier D 737
    Lachen und Weinen D 777
    Ständchen D 957 No. 4 - 'Leise flehen meine Lieder'
    Das Fischermadchen D 957 No. 10
    Die Taubenpost D 957 No. 14
    Meeres Stille D 216
    Der Wanderer D 493
    Erlkönig
    Der Tod und das Madchen D 531
    Heidenroslein D 257
    Wandrers Nachtlied II D 547
    An die Musik D 547
    Auf der Bruck D 853
    Schafers Klagelied D 121
    An Silvia D 891
    Du bis die Ruh' D 776
    An die Laute D 905


    und noch ein günstiger Mix:



    1.Gute Nacht
    2.Der Lindenbaum
    3.Frühlingstraum
    4.Die linden Lüfte sind erwacht
    5.O wie schön ist deine Welt
    6.Ave Maria
    7.Ständchen
    8.Heideröslein D 257
    9.Du holde Kunst
    10.Die Forelle D 550
    11.Das Wandern
    12.Wohin?
    13.Ungeduld
    14.Du bist die Ruh D 776
    15.Erlkönig D 328
    16.Füllest wieder Busch und Tal


    weiter hab ich noch ein paar füllstücke.


    bzgl. dessen, was ihr mir empfehlt, denkt bitte daran, dass ich nur schüler bin :(, achja und ich bevorzuge Tenöre... Bariton ist auch OK.

  • Neben den drei Zyklen ist "Auf dem Wasser zu singen" mein absoluter Favorit.
    Zu nennen wäre als singuläres Werk vielleicht noch das einzige Lied von Schubert, bei dem die Singstimme nicht vertont wurde und der Text daher zur Klavierbegleitung nur rezitiert wird:
    "Leb wohl du schöne Erde" D 829
    In DFDs Gesamtaufnahme aller Schubert-Lieder bildet dieses Melodram den Abschluss.

    "Muss es sein? - Es muss sein!" Grave man non troppo tratto.

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  • Zitat

    Original von CRC
    Neben den drei Zyklen ist "Auf dem Wasser zu singen" mein absoluter Favorit.
    Zu nennen wäre als singuläres Werk vielleicht noch das einzige Lied von Schubert, bei dem die Singstimme nicht vertont wurde und der Text daher zur Klavierbegleitung nur rezitiert wird:
    "Leb wohl du schöne Erde" D 829
    In DFDs Gesamtaufnahme aller Schubert-Lieder bildet dieses Melodram den Abschluss.


    Auf dem Wasser zu singen habe ich selber schon gespielt... irgendwann geht einem das auf die Nerven... wir haben dann bei der Aufführung die mittlere Strophe weggelassen.


    Du hast die Gesamtaufnahme?


    Ich habe eben mal danach geschaut... es gibt ja verschiedene Editionen?
    Ich kapiere die Aufteilungen nicht. Ein Volume (Müllerin,Winterreise, Schwanengesang auf Vinyl) habe ich schon... jetzt wüsste ich gerne, wie ich das am kostengünstigsten vervollständige.
    Es gibt ja noch eine andere Gesamtaufnahme... eben jene mit Graham Johnson (?), wie ist die denn? Ich habe bisher nur 2 CDs mit Ian Bostrige gesehen, die aber nur über meine Leiche in meine Sammlung gelangen werden. Seine Aussprache quält mich zu sehr.

  • Hallo Maexl,


    du solltest den Anteil an deutschsprachigen Interpreten erhöhen. Da du offensichtlich gerne Sängerinnen hörst, such einmal bei Christa Ludwig und Brigitte Fassbaender (von Ludwig gab es zumindest immer eine schöne EMI-CD mit Liedern; auch Gundula Janowitz sowie Elly Ameling und Helen Donath sind erwähnenswert).




    Von DFD musst du ältere Aufnahmen nehmen (am besten aus den 50ern), leider scheint es zur Zeit die Philips-Aufnahmen von Gérard Souzay nicht zu geben, die höchst empfehlenswert sind. Auch Hermann Prey hat einiges außer den Zyklen eingespielt.


    Sehr empfehlenswert ist folgende Doppel-CD


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hi Maexl!
    Ich habe die 3 Pakete im Schuber, insgesamt 21 CDs,
    Aufnahmen 1969-1972
    DFD, Gerald Moore


    DG, Nummer: 437 214-2
    Sind zumindest teilweise bei amazon noch im Programm


    Nachtrag: von DFD/Moore gibt es derzeit bei EMI die beiden frühen Winterreisen (1955 und 1963) in den Reihen "Great recordings of the Century" bzw "Great artists of the Century".
    Sehen ähnlich aus, sind aber zwei verschiedene Aufnahmen.
    Also nicht verwechseln!

    "Muss es sein? - Es muss sein!" Grave man non troppo tratto.

  • Zitat

    Original von Theophilus


    du solltest den Anteil an deutschsprachigen Interpreten erhöhen. Da du offensichtlich gerne Sängerinnen hörst, such einmal bei Christa Ludwig und Brigitte Fassbaender (von Ludwig gab es zumindest immer eine schöne EMI-CD mit Liedern; auch Gundula Janowitz sowie Elly Ameling und Helen Donath sind erwähnenswert).


    Von Dietrich Fischer-Dieskau musst du ältere Aufnahmen nehmen (am besten aus den 50ern),


    Eigentlich hätte ich ja lieber Tenöre... aber das waren so die CDs die der Klassikladen so hergab... wundersam - Die Zyklen gabs fast nur von Männern und LiederCDs von Frauen...


    Ich habe ja ein Volumen davon (Franz Schubert Lieder Volume 3 (die 3 Zyklen), die mir gut gefallen, bis auf das Rauschen *grml*) - Diese hier in etwas dezenterer Aufmachung (ohne Übersetzungen usw.):



    ... dann habe ich noch eine einzelne Platte (Ausgewählte Lieder der Romantik -> DG 135 026 http://www.btinternet.com/~john82khr/Privilege135.htm) von Fi-Di (Jörg Demus begleitet) mit Schubert und Schumann auf der A-Seite (der B-Seite kann ich nichts abgewinnen)... da steht auch wieder kein Datum drauf *grml*. Plattencover findet sich keines doch Titelbild ist dieses hier:



    Adolph Menzel: "Die Schwester des Künstlers im Wohnzimmer"


    Wenn ich das jetzt richtig Überblicke fehlen mir also diese 2 Trümmer?:




    Nur schade, dass ich mir die 100€ nicht leisten kann. :(

  • Genau die beiden "Trümmer" ergeben mit den Zyklen zusammen den Schuber mit den 21 CDs.

    "Muss es sein? - Es muss sein!" Grave man non troppo tratto.

  • Zitat

    Original von Theophilus
    du hast drei Publikumsgruppen angesprochen, und die offensichtliche 4. weggelassen: die Kammermusik- und Lieder-Hörer. Bei uns sehe ich keinen


    Deise Gruppe war als (vermutlich) kleinste natürlich impliziert. Ich behauptete ja nicht, dass niemand Lieder höre, schließlich tue ich es selbst. :D Indes sind die meisten in dieser Gruppe "Universalisten", d.h. ich kenne eigentlich niemanden, der schwerpunktmäßig Lieder hört und einen oder meherer der anderern Gattungen verschmäht. Dann wieder eher Leute, die prinzipell Gesang nicht sehr mögen, aber instrumentale Kammermusik.


    Zitat


    Außerdem dürfte sich das Lied-Publikum auf Mitteleuropa und England konzentrieren, und so weltweit relativ schwächere Prozentzahlen erreichen.


    Das dürfte mit ziemlicher Sicherheit der Fall sein. Die Sprachbarriere hatte ich ja schon genannt.
    Ich habe jetzt, wohl wissend, dass das nicht repräsentativ ist, mal hier in den Unterforen geschaut. Außer diesem thread hier ist von expliziten Lied-threads nur der zur "Winterreise" aktiv. Bei "Mahler-Lieder" liegt die letzte Antwort ca. 7 Wochen zurück. Themen zu Hugo Wolf und Schuamnns op.39, der immerhin eines der berühmtesten Lieder überhaupt enthält (Mondnacht) sind erst gar nicht recht ins Laufen gekommen.
    (das Kammermusikforum läuft zugegeben vergleichbar dürftig).


    Ich glaube nicht, dass ich mir hier was privates zusammenspinne, das ist schon wirklich so...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Wenn es jetzt um Empfehlungen oder Warnungen gehen soll, bitte :D


    Fischer-Dieskau bis ca. Mitte der 60er mit der groben Richtlinie je früher je besser, danach rate ich zum Probehören.
    Hampson finde ich schwer erträglich (kenne allerdings wohl nur Schumann und Mahler), hellgraues gequetschtes Organ (ähnlich Holzmair(?), den ich neulich mal im Rundfunk gehört habe, brr). Bostridge ist auch nicht mein Fall, ich sollte ihm vielleicht aber mal wieder eine Chance geben.
    Dann lieber jüngere deutschsprachige Sänger (soweit ich sie gehört habe) Genz, Elsner, Gerhaher, Goerne, Quasthoff. Die genannte Schubertplatte mit Terfel habe ich auch (ebenso den "Schwanengesang" bei einem walisischen Label verlegt). Wird nicht jedermanns Geschmack sein, aber er hat im Gegensatz zu Hampson wenigstens eine Stimme.
    Der IMO beste jüngere (auch schon ca. 50 allerdings) Lieder- (und Oratorien, vielleicht der beste aktive Evangelist) Tenor ist Christoph Pregardien.
    Überhaupt ist eine etwas unverständlich Folge der Fieskau-Manie, dass man meint, alle Lieder müßten von Baritonen gesungen werden. Die meisten sind original für Tenorlage gesetzt.
    Die späten Einspielungen Haefligers kenne ich nicht, aber eine "Schöne Müllerin" von ca. 1970 (Sony Essential classics)


    Mit Frauenstimmen bin ich weniger vertraut: 4 CDs Schubertlieder mit Janowitz gibt es bei DG (entweder 2 Doubles, oder bei 2001 als Viererpack), "Der Hirt auf dem Felsen" :jubel:
    Ameling, wenn man die CDs noch findet "Der Hirt auf dem Felsen" :jubel: :jubel: :jubel:
    Ein sehr dramatische Winterreise mit Fassbaender inzwischen preiswert bei EMI.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Maexl,


    wenn du lieber Tenöre hättest würde ich nicht an 21 CDs mit DFD denken.


    Deine Erfahrung mit der Verteilung der CDs ist gar nicht so verwunderlich. Die Herren der Schöpfung singen in den letzten Jahren fast nur mehr die Zyklen ein, die den Damen mit wenigen Ausnahmen verwehrt bleiben. Deshalb das Angebot von einzelnen Schubert Liedern bei den Sängerinnen (wenigstens die Ludwig-Platte solltest du auf jeden Fall kennen lernen!).


    Es bleibt dir also nichts anderes übrig, als ein wenig bei der Hyperion-Schubert-Edition zu stöbern. Da gibt es alles mit unterschiedlichen Sängern und einem Pianisten.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Das kann man m.E. so allgemein nicht sagen. Es gibt viele ganz großartige (und nicht sehr "abstrakte") Lieder nach Goethetexten: Der Musensohn, Ganymed, Wanderers Nachtlied I & II, Erlkönig, Gretchen am Spinnrade usw.


    Das stimmt. Insofern muß ich meine Äußerung deutlich relativieren, da "Gretchen am Spinnrade" ja als Initialzündung des Kunstlieds gilt, wie ich mal in einem Seminar gehört habe. Ich hatte da eher an "Prometheus" oder "Willkommen und Abschied" gedacht, von solchen Verirrungen wie "Liebhaber in allen Gestalten" mal zu schweigen... Diesen Liedern merkt man, finde ich, schon eine gewisse Kontaktlosigkeit mit dem Textgehalt an.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Salut,


    da hatte sich einst einer Gedanken gemacht:



    Die Voraussetzung des Schubertliedes ist die Einsamkeit: das zutiefst Private des Schmerzes (seltener der Freude), eine Einsamkeit, die in der Winterreise fast die Ränder des Wahnsinns streift… Bei Mozart, umgekehrt, heißt es in den Liedern sehr oft nicht „Ich“, sondern „Wir“ oder „Man“.


    [Heinrich Eduard Jacob: MOZART Geist-Musik-Schicksal]


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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