Rudolf Schock, ein großer deutscher Tenor

  • Hallo Hart,


    Harald hatte Recht. Ich habe natürlich die Schock-Biografie und habe soeben nachgeschlagen:
    Es handelt sich um die Arie des Hüon aus Webers Oberon" von Jugend auf ..." mit den Berliner Sinfonikern unter Fried Walter, Aufnahmedatum 3.4.1978. Das Auftrittslied des Tonio aus dem Bajazzo "Schaut her, ich bin's" ist gleichen Datums. Was sonst noch auf der LP war, könnte ich, wenn es von Interesse ist, anhand der Liste im Buch gern zusammenstellen. Leider habe ich bei meinem Schallplatten-Komplettverkauf diese auch weggegeben. Aber das ist über 20 Jahre her. Dennoch konnte ich mich an diese zwei Titel, die unmöglich waren, gern erinnern, zumal ich die Aufnahme des Tonio am liebsten mit Josef Metternich höre und die Arie des Hüon mit Josef Traxel.


    Grüße aus Burgdorf


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Hallo Schock-Fans,


    es hat mir keine Ruhe gelassen, ich habe nachgeschlagen und gefunden:


    Ach das Leid hab' ich getragen (Nureddin)
    Nur einen Wunsch, nur ein Verlangen (Pylades)
    Dass ich nun verlassen soll (Valentin)
    Der Plan ist misslungen (Marqis)
    Horch die Lerche sing im Hain (Fenton)
    Di rigori armato (Sänger)
    Winterstürme wichen dem Wonnemond aus der Walküre
    Es neigt sich der Tag
    O du mein holder Abendstern (Wolfram)


    Alle Aufnahmen vom 3.4.1978 mit Fried Walter.


    Übertroffen werden diese Aufnahmen im negativen Sinn nur noch durch das 1979 aufgenommene Duett "Komm mein Söhnchen auf ein Wort" mit Karl Ridderbusch. Schade !


    Grüße aus Burgdorf


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)



  • Lieber Hans,


    eine gewisse Hochnäsigkeit war immer sein Markenzeichen, wie ich auch bei einem Konzert in der Stuttgarter Liederhalle Anfang der Sechziger feststellen mußte. Ganz anders gab er sich in seinen Filmrollen. Da war er ganz der charmante Naturbursche.


    Trotzdem: Viele seiner Aufnahmen möchte ich nicht missen: Seinen Lohengrin z.B. oder die Verdi-Opern mit seinem großen Baritonkollegen Josef Metternich (Rigoletto, Macht des Schicksals). Und sehr ergreifend der La Bohème-Querschnitt mit Erna Berger als Mimi und Schock als Rudolf.
    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Siegfried,


    Sagitt spricht wohl eher die Arroganz des Hörers, des Publikums an und bezieht diese Eigenschaft nicht auf Herrn Schock ;-) .


    Wenn von Schock die Rede war, rümpfte "man", bis vor wenigen Jahren, die Nase.

  • Zitat

    eine gewisse Hochnäsigkeit war immer sein Markenzeichen, wie ich auch bei einem Konzert in der Stuttgarter Liederhalle Anfang der Sechziger feststellen mußte. Ganz anders gab er sich in seinen Filmrollen. Da war er ganz der charmante Naturbursche


    Da habe ich Rudolf Schock aber anders kennengelernt.
    Ich war an einigen Sendungen mit ihm beteiligt. Er war
    einer der bescheidensten und freundlichsten Sänger,
    die mir begegnet sind.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Ich kann Herbert nur beipflichten. Ich erinnere mich an Wanderungen in der Eifel / im Sauerland - er wohnte in Düren und war oft mit Freunden und Fans auf Wanderschaft. Wenn man ihm begegnete, war er die Freundlichkeit selbst, ein einfacher und bescheidener Wandersmann unter gleichgesinnten - keine Spur von Arroganz oder Star-Allüren!



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich hatte das Glück, Rudolf Schock einen Tag lang im Hause Frick kennenzulernen. Die Begegnung war deshalb intensiv ,weil Rudolf Schock und ich länger zusammen spazierengingen. Gottlob Frick war derweil als Jäger unterwegs, was Schock offensichtlich nicht so mochte. In dieser Zeit lernte ich den Sänger als höchst gebildete, äüßerst liebenswürdige Persönlichkeit mit fundierten Ansichten zu Oper, Gesang und Musik kennen. Beeindruckt hat mich auch die Förderung von Karl Ridderbusch in seinen Anfangsjahren durch Rudolf Schock. Alles in allem eine beglückende Begegnung mit einer großen Künstlerpersönlichkeit.
    Ich vermute die von anderen Taminos geschilderte Arroganz könnte eine anfängliche Abwehrhaltung Fremden gegenüber gewesen sein. Bei einem so populären Star, wie es Schock in seiner Glanzzeit war, vielleicht sogar verständlich.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Beneidenswerte Erfahrungen. Meine Großmutter ist ihm auch gelegentlich begegnet (letzmalig bei einer Autogrammstunde in Dortmund anlässlich der Vorstellung seines Buches) und erzählte von seiner bescheidenen Freundlichkeit.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Neulich gehört:


    Land des Lächelns GA 1955, Paganini GA 1956 und Gräfin Mariza GA 1958 sowie einen Querschnitt aus Friederike mit Erika Köth. Bis auf Maria Beling (Mi) kenne
    ich die Mitwirkenden. Und nun zu Schock. Er hat da schon von der Kopfstimme Gebrauch gemacht, aber ganz wenig. Er produziert hohe Töne, wie ich sie später leider schmerzlich von ihm vermisst habe und spricht die Dialoge selbst.








    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Er konnte auch Lieder singen, Schöne Müllerin, Dichterliebe, Richard Straß u.v.am. (4CD-Box bei jpc jetzt verbilligt).









    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Hallo,


    mit großer Freude lese ich hier, wie beliebt die Gesamtaufnahmen von Rudolf Schock als Lohengrin und als Stolzing in den Meistersingern von Nürnberg sind. Diese Gesamtaufnahmen unter Stabführung von Schüchter und Kempe gehören zu meinen Lieblingsaufnahmen, wenn ich auch sonst als traditioneller Wagnerianer für die Haupt-Tenorpartien baritonale Heldentenöre bevorzuge. An dieser Stelle möchte ich aber mal eine Lanze für Schocks Interpretation des Erik in der Gesamtaufnahme unter Franz Konwitschny brechen. Schock schlägt sich in diesem Ensemble aus Wagner-Spezialisten, Frick als Daland, Schech als Senta, Wagner als Mary und Stars, Fischer-Dieskau als Holländer und Wunderlich als Steuermann, meiner Meinung nach hervorragend. Die Partie des Erik führt ein Schattendasein. Er wird meist von jungen Tenören gesungen, die auf dem Sprung zu den großen Wagner-Partien sind, oder von Wagner-Tenören, die das Fach wieder verlassen wollen oder müssen. Der Erik wird oft heruntergespult. Nicht so hier. Schock trifft, nach meinem Dafürhalten, genau die richtige Mischung zwischen Gefühl und Dramatik, singt genau und wortdeutlich, sowie sehr engagiert. In der Szene "Auf hohem Felsen lag ich träumend", stellt er meines Erachtens eine Dramatik her, die ich so von keinem anderen Tenor hörte, jedenfalls können sich Windgassen, Liebl, Kozub, Kollo und Hofmann als Erik nicht mit ihm messen. Allerdings habe ich Esser, Heppner, Seiffert und Domingo noch nicht gehört. Erstaunt las ich von Dieter, daß Schock den Erik an der Wiener Staatsoper gesungen hat. Mir war bis jetzt nur bekannt, daß er den Steuermann an der Wiener Volksoper interpretiert hat, den Erik allerdings nie auf der Bühne gesungen ? Wer kann mir etwas darüber berichten ?


    LG,


    Antalwin

  • Ich war in meinen frühen Jahren des Einstiegs in die Klassikwelt ein begeisterter Schock-Hörer, kein Wunder, es gab ja nur wenige andere Tenöre, die so präsent im Rundfunk und auf Platten war. Meine Aufnahmen, die ich von Schock habe stammen alle aus seinen frühen Jahren, wo er m.E. einer der besten deutschen Tenöre war. Seine späteren Aufnahmen von Operetten und Volks- und Wanderliedern waren zwar erfolgreich , aber doch oft sängerisch nicht mehr ganz so gut. Bei den Operetten prunkte er ja mit den hohen Kopftönen, die er zu seinem Markenzeichen machte, obwohl es ja eigentlich ein Defizit war, dass er die Töne nicht im gestüzten Piano singen konnte. Dass er den Erik irgenwo auf der Bühne gesungen haben soll, wusste ich bisher auch nicht, ich kenne nur die Aufnahme, die ich ebenfalls als sehr gut empfinde, so wie auch sein Stolzing besser war, als es manche heute glauben lassen wollen.

  • Hallo,


    ich bin ein sehr wohlwollender Hörer von Rudolf Schock. Bernward Gerlach hat an anderer Stelle ausgeführt, daß die Stimme von Schock nicht tragfähig gewesen sei. Weil ich zu jung bin, um Rudolf Schock auf der Bühne gesehen zu haben, kann ich dieses nicht abstreiten. Wenn Schocks Stimme nicht tragfähig war, wie konnte er sich dann über Jahrzehnte auf der Opernbühne halten mit einer ganzen Reihe von Partien, die seine recht kleine, lyrische Tenorstimme theoretisch überfordert haben müssen: Canio, Turiddu, Rodolfo, Pinkerton, Renato des Grieux, Cavaradossi, Ricardo, Alvaro, Manrico ? Könnte es nicht sein, daß man ihn nach 1959 nicht mehr nach Bayreuth einlud, weil einerseits der Rummel um den Filmstar zu groß war und andererseits gerade deswegen der Widerstand konservativer Wagnerianer gegeben ? Ich betone ausdrücklich, daß mein Posting kein Angriff gegen die Meinung von Bernward Gerlach sein soll ! Als Schock-Anhänger wundere ich mich oft selbst, welch riesiges Repertoire er mit dieser Stimme abdeckte !


    Gruß,


    Antalwin

  • Hallo, Antalwin!


    Ich bin wie Bernward auch ein Verehrer von Rudol Schock. Aber nur bis Anfang der 70er Jahre. Da stellten sich schon die ersten Verschleißerscheinungen ein. Da ich ihn auch in seinen Opern- und Operettenaufnahmen im TV sah, konnte man ihm seine Anstrengung bei höherliegenden Arien und Liedern ansehen. Ich habe sehr viele Aufnahmen und Videos von Schock und weiß, wovon ich rede. Auch seine letzte Plattenaufnahme mit der Partie des HÜON und in der Baritonpartie des TONIO. Er hat durch sein ständiges Singen in allen nur möglichen Sparten Raubbau mit seiner Stimme betrieben. Interessant ist seine kleine Biographie auf Video: "Ich erinnere mich gerne". Da erkennt man, wie gut seine Stimme in den Nachkriegsjahren war und das sie auch Tragfähigkeit hatte,



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo Antalwin,
    du hast Recht, Schock hatte in Wien nur den Steuermann Gesungen. Leider habe ich Ihn auch nicht Live in Opern sehen können, aber ich hatte das große Glück einigemale mit Frau Schock reden zu dürfen , und habe von den tollen Aufnahmen in Berlin, Wien und Hamburg gehört. Wenn er angeblich so eine kleine Stimme gehabt haben soll, dann weiß ich nicht wieso er dann in Wien fast alle großen Opernpartien Gesungen hat, bestimmt nich weil es in Wien an Sängern gemangelt hat.
    Ein schönes Wochenende und Gruß aus Düsseldorf
    Dieter

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  • Auch seine letzte Plattenaufnahme mit der Partie des HÜON

    Hallo! wolfgang,
    "Vater, hör mich flehn ..." in der Aufnahme vom 19. März 1953 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks München unter Wolfgang Sawallisch -
    das ist für mich die Aufnahme, wenn es um das Gebet des Hüon aus "Oberon" und Rudolf Schock geht!

  • Zitat

    Zitat von Antalwin.


    An dieser Stelle möchte ich aber mal eine Lanze für Schocks Interpretation des Erik in der Gesamtaufnahme unter Franz Konwitschny brechen.

    Dem kann ich voll zustimmen, lieber Antalwin. Diese Gesamtaufnahme gehört auch seit vielen Jahren zu den bevorzugten Gesamtaufnahmen in meiner Wagner-Sammlung, noch vor der gewiss nicht schlechten Gesamtaufnahme unter Sir Georg Solti mit René Kollo als Erik.
    Aber nicht nur wegen Schock, dessen Max aus Joseph Keilberths Gesamtaufnahme des Freischütz aus dem Jahre 1959:



    ich ebenfalls sehr bemerkenswert finde, liebe ich diesen Holländer, sondern auch wegen Wunderlich, der hier nach meinem Wissen zum ersten und einzigen Mal in einer Gesamtaufnahme mit seinem "Vorgänger" als großem deutschen lyrischen Tenor, Rudolf Schock, zusammen singt, sowie FiDi und Frick, den wir auch im Freischütz wiedersehen.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • daß die Stimme von Schock nicht tragfähig gewesen sei. Weil ich zu jung bin, um Rudolf Schock auf der Bühne gesehen zu haben, kann ich dieses nicht abstreiten. Wenn Schocks Stimme nicht tragfähig war, wie konnte er sich dann über Jahrzehnte auf der Opernbühne halten mit einer ganzen Reihe von Partien, die seine recht kleine, lyrische Tenorstimme theoretisch überfordert haben müssen: Canio, Turiddu, Rodolfo, Pinkerton, Renato des Grieux, Cavaradossi, Ricardo, Alvaro, Manrico ?

    Ich habe Schock in den 50er Jahren oft in Berlin gehört - und zwar in der Städtischen Oper in der Kantstrasse. Das Haus ist nicht sehr groß und hat eine Akustik, die für die Sänger günstig ist! (Das ist das heutige Theater des Westens). Ich kann nicht sagen, dass die Stimme dort nicht getragen hätte. Allerdings wurde Schock dort überwiegend im lyrisdchen Fach eingesetzt: von Belmonte bis Zephoris in "Wenn ich König wär". Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn öfter in schwereren Rollen gehört zu haben, mit einer Ausnahme: er hat den Arrigo in der Sizilianischen Vesper gesungen. Da war sein Problem allerdings nicht die Tragfähigkeit seiner Stimme sondern die hohe Tessitura der Partie. Die bereitete ihm so arge Pein, dass er nur wenige Aufführungen des Werkes gesungen hat und von den ziemlich anspruchsvollen Berlinern heftige Pfeifkonzerte über sich ergehen lassen musste!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Zitat von »Antalwin«
    daß die Stimme von Schock nicht tragfähig gewesen sei. Weil ich zu jung bin, um Rudolf Schock auf der Bühne gesehen zu haben, kann ich dieses nicht abstreiten. Wenn Schocks Stimme nicht tragfähig war, wie konnte er sich dann über Jahrzehnte auf der Opernbühne halten mit einer ganzen Reihe von Partien, die seine recht kleine, lyrische Tenorstimme theoretisch überfordert haben müssen: Canio, Turiddu, Rodolfo, Pinkerton, Renato des Grieux, Cavaradossi, Ricardo, Alvaro, Manrico ?


    Ich habe Schock in den 50er Jahren oft in Berlin gehört - und zwar in der Städtischen Oper in der Kantstrasse. Das Haus ist nicht sehr groß und hat eine Akustik, die für die Sänger günstig ist! (Das ist das heutige Theater des Westens). Ich kann nicht sagen, dass die Stimme dort nicht getragen hätte. Allerdings wurde Schock dort überwiegend im lyrisdchen Fach eingesetzt: von Belmonte bis Zephoris in "Wenn ich König wär". Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn öfter in schwereren Rollen gehört zu haben, mit einer Ausnahme: er hat den Arrigo in der Sizilianischen Vesper gesungen. Da war sein Problem allerdings nicht die Tragfähigkeit seiner Stimme sondern die hohe Tessitura der Partie. Die bereitete ihm so arge Pein, dass er nur wenige Aufführungen des Werkes gesungen hat und von den ziemlich anspruchsvollen Berlinern heftige Pfeifkonzerte über sich ergehen lassen musste!

    Hallo zusammen,


    in der Tat hat Rudolf Schock während seiner Opernkarriere doch überwiegend das lyrische Fach gesungen. Das verrät ein Blick in sein Buch "Ich erinnere mich gern", wo seine Auftritte - soweit möglich - gelistet sind. Er hat zwar Manrico, Alvaro, Turiddu, Canio u. a. Rollen gesungen, doch überwogen Mozart, Rollen in deutschen Spielopern, Nemorino, Rodolfo etc. In jungen Jahren (ca. bis 1954) war seine Stimme recht tragfähig, mit zunehmendem Alter reichte aber seine Technik nicht mehr aus, um beispielsweise Rollen wie den Don José zu bewältigen. Seine Stimme klang nun häufiger behaucht und die Vollhöhe wurde nicht mehr perfekt gebildet. Die Attacke wirkte angestrengt und rauh, in der Übergangslage wurde forciert. In der hohen Lage (häufig bei den späten Operettenaufnahmen zu hören) legte er immer häufiger Falsett-Töne ein, die ein geschicktes Zitat waren. So wurden Schwächen bei der Tonproduktion - zugegeben großartig - kaschiert. Und dennoch war er ein "Sänger des Volkes", oder, wie Jürgen Kesting schrieb: "ein Kumpel im Frack".

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Hallo,


    ich bedanke mich sehr für die kenntnisreichen Antworten. Zu William möchte ich sagen, daß der Freischütz unter Keilberth, sowie der Holländer unter Konwitschny auch zu meinen absoluten Lieblingsaufnahmen zählen ! Selbst Kesting bezeichnet Schocks Max als den besten der Nachkriegszeit, ja Schock gelingt es in der Partie sogar, den großen Gedda zu schlagen. Was den Holländer unter Konwitschny betrifft, so singen alle hier wie um ihr Leben, auch weil zu dieser Zeit mehrere Gesellschaften Holländer-Gesamtaufnahmen produziert haben und EMI zuerst auf dem Markt sein wollte. Dieses Engagement ist deutlich hörbar, zumal auf dieser Gesamtaufnahme nur Frick und Wagner ausgesprochene Wagner-Spezialisten waren. Alle anderen schlagen sich ausgezeichnet: Der lyrische Bariton Fischer-Dieskau singt die Heldenbariton-Partie des Holländers mehr als ehrenwert, Schock einen flammenden Erik und Wunderlich den schönstimmigsten Steuermann auf Platte !


    William, Rudolf Schock und Fritz Wunderlich haben auch auf einem Operetten-Querschnitt von "Eine Nacht in Venedig" gemeinsam gesungen, erschienen bei EMI 1959 !


    Gruß,


    Antalwin

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  • William, Rudolf Schock und Fritz Wunderlich haben auch auf einem Operetten-Querschnitt von "Eine Nacht in Venedig" gemeinsam gesungen, erschienen bei EMI 1959

    Und einen Querschnitt vom Bettelstudenten mit Neidlinger. Das Duett Simon - Jan ist das beste, das ich je auf Platte gehört habe. Die beiden Stimmen passen absolut perfekt.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • @ Antalwin und Bernward:


    Schönen Dank für den Hinweis. Ich werde mich mal ans Stöbern begeben:


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Bei unserem Werbepartner amazon für 2 bis 3 Euro pro Stück.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Schock, Rudolf, Tenor, * 4.9.1915 Duisburg, † 13.11.1986 Düren-Gürzenich, in wenigen Tagen begehen wir seinen 25. Todestag.
    Zu diesem Anlaß gibt es im NDR-Kultur am kommenden Donnerstag eine zweistündige Sendung, auf die ich heute schon hinweisen möchte, sodaß sich alle Fans rechtzeitig einen Knoten ins Taschentuch machen können!

    NDR Kultur, Donnerstag, 10. November 2011,

    20:05 Opernkonzert
    „Singen war mir eine selbstverständliche Gemütsäußerung“
    Erinnerungen an Rudolf Schock zum 25. Todestag

    Eine Sendung von Marek Kalina

    Zitat

    Er machte im Nachkriegsdeutschland der 50er- und 60er-Jahre eine Blitzkarriere und wurde als Opern-, Operetten- und Schlagertenor zum „Liebling der Nation“. Der 1919 in Duisburg geborene Rudolf Schock wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf.
    Nach dem frühen Tod des Vaters musste die Mutter für die kinderreiche Familie aufkommen. Sie arbeitete als Garderobenfrau am Duisburger Theater. Dadurch kam der junge Rudolf erstmalig mit der „Bühnenluft“ in Berührung. Zu seinem Wunsch, Opernsänger zu werden, trugen aber nicht nur häufige Theaterbesuche bei, sondern auch das „technische Wunder": die Schallplatte - und die Stimme seines größten Idols Richard Tauber. Dank zahlreicher Schallplattenaufnahmen wurde auch die Stimme von Rudolf Schock einem Massenpublikum bekannt...


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Auch der WDR erinnert in einer Sendung an den 25. Todestag des Sängers - heute nachmittag um 17.25 Uhr:


    Samstag, 12. November 2011 - 17.25 Uhr WDR 4 - Visitenkarte
    Mit Claudia Friedrich
    Das WDR Rundfunkorchester Köln stellt sich vor
    Belcanto und Buffo
    Rudolf Schock: Ein Porträt


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Aus Anlass des 25. Todestages von Rudolf Schock gibt es eine Austellung über das Leben des Künstlers in Düren.


    Nähere Einzelheiten gibt es auf der folgenden website: http://www.rudolfschock.nl/25todestag.html


    Zahlreiche Verehrer hatten sich gestern zur Eröffnung der Ausstellung in Düren versammelt.


    Noch ein Tipp für die Fans des Opernsängers Rudolf Schock: Heute abend wiederholt Bayern 4 Klassik ein Sonntagskonzert mit ihm:


    Sonntag, 13.11.2011
    19.05 bis 21.00 Uhr
    BR-KLASSIK
    Leitung: Horst Stein
    Zum 25. Todestag des Tenors Rudolf Schock (I)


    Zitat

    Luigi Cherubini: "Anacréon", Ouvertüre; Wolfgang Amadeus Mozart: "Don Giovanni", Arie des Don Ottavio aus dem 2. Akt; Franz Schubert: "Rosamunde", Ballettmusik; Carl Maria von Weber: "Der Freischütz", Rezitativ und Arie des Max aus dem 1. Akt; Friedrich Smetana: "Die Moldau"; Richard Wagner: "Lohengrin", Gralserzählung des Lohengrin aus dem 3. Akt; Jules Massenet: "Phädra", Ouvertüre; Georges Bizet: "Les pêcheurs de perles", Rezitativ und Romanze des Nadir aus dem 1. Akt; Peter Tschaikowsky: "Nußknacker-Suite", Blumenwalzer; Giuseppe Verdi: "La Traviata", Szene und Arie des Alfredo aus dem 2. Akt; Antonín Dvořák: Zwei slawische Tänze; Giacomo Puccini: "Turandot", Arie des Calaf aus dem 3. Akt; Ruggero Leoncavallo: "Pagliacci", Intermezzo; Erich Wolfgang Korngold: "Die tote Stadt", Szene des Paul aus dem 3. Akt


    Teil II: Montag, 14. November 2011, 14.05 Uhr (in "Cantabile")


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Vielen Dank Harald. Ich höre es per Internet. Folget der Heißgeliebten auf italienisch. Mal was anderes.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Lieber Bernward,
    Du hast doch auch die Sendung im NDR am Donnerstagabend gehört. Das letzte Lied war die Arie des Belmonte aus der "Entführung aus dem Serail" von Mozart. Kann es sein, dass das garnicht der Rudolf Schock war, der da gesungen hat?
    Ob die Leute beim Radio eine falsche Platte aufgelegt haben?
    Wo sind die Experten?


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe mir heute nachmittag zur Erinnerung an Rudolf Schock ein Videoband mit dem Titel: "Ich erinnere mich gern" herausgesucht. Es ist eine 95-minütige Fernsehaufzeichnung mit vielen Gästen. Er erzählt darin von den Anfängen seiner Karriere bis hin zu seinen Verpflichtungen an große Opernhäuser. Seine Gäste sind Erika Köth, Birgit Nilsson, Melanie Hölliday, Renate Holm, René Kollo, Ludwig Baumann, Josef Metternich und Karl Ridderbusch. Gesungen werden Arien und Duette aus Opern, Operetten und Volkslieder. Interessant für mich hier noch einmal Josef Metternich und Rudolf Schock in dem berühmten Duett aus der MACHT DES SCHICKSALS "In dieser heiligen Stunde" zu sehen und zu hören. Eine trotz schlechter Bildqualität aber akzeptabler Tonqualität schöne Erinnerung an einen großen Sänger.

    W.S.

  • Hallo Wolfgang,


    bei mir war es eine DVD:


    Lehar: Giuditta,
    Film von 1970
    Berliner Symphoniker
    Dirigent: Wolfgang Ebert
    mit
    Anita: Maria Tiboldi
    Giuditta: Teresa Stratas
    Manuele Biffi: Kurt Pratsch-Kaufmann
    Octavio: Rudolf Schock
    sowie David Thaw, Joachim Hansen,
    Friedrich Schönfelder, Werner Kotzerke,
    Beate Hasenau u.a.


    Regie: Günther Hassert


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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