Rudolf Schock, ein großer deutscher Tenor

  • Übrigens habe ich im letzten Jahr im Oetztal in der Nähe des Piburger Sees einen Rudolf-Schock-Weg entdeckt.


    :hello:
    Jolanthe

  • Hallo,


    ich habe mir gerade die TV-Aufzeichnung der österreichischen Uraufführung von Bergs "Lulu" angesehen, von 1962 aus dem Theater an der Wien unter Böhm. Schocks Leistung als Alwa Schön ist sehr zu loben. Besonders in den letzten Szenen mit Evelyn Lear singt er wie um sein Leben und zeichnet ein hochdramatisches Rollenportait. Wieder ein Beweis dafür, wie sehr man Rudolf Schock mit der Beschreibung "Omas und Opas Tenor für die Gartenlaube" Unrecht tat !


    Gruß,


    Antalwin

  • Zu seinem heutigen Geburtstag habe ich diese Box gefunden:




    Der große Rudolf Schock wäre heute 100 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Das ist doch in der Tat mal ein richtig runder Geburtstag - und ich wundere mich, nicht auch schon anderswo darüber gehört oder gelesen zu haben, aber offensichtlich verlasst selbst der Nachruhm der allerberühmtesten Sänger. Also: Danke, Willi, für diese Erinnerung!


    Nicht alle Aufnahmen von ihm gefallen mir, aber hier finde ich ihn zum Beispiel richtig gut:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da kann ich dir nur beipflichten, lieber Stimmenliebhaber. Das ist ein wirklich schönes Beispiel, zumal ich zum Messias eine besondere Affinität habe, nicht zuletzt, weil ich ihn schon zweimal mit aufgeführt habe.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Da sich im Leni Riefenstahl-Thread eine Rudolf Schock Diskussion Bahn gebrochen hat möchte ich auf diesen Thread hier hinweisen.


    Bezüglich der Qualität der Stimme von Schock möchte ich sagen, daß das schwer zu beantworten ist. Ich hatte ihn immer recht kurzatmig und zudem noch mit "volstümlichem" Repertoire in Erinnerung, konnt daher seinen Rum nicht wirklich begreifen - bis ich eines Tages die Stimme in einem mittelmässigem Film der frühen 50er Jahre hörte. Welch ein Unterschied.


    Bei Wikipedia finden wir eine interessante Anmerkung: (Hervorhebung von mir)


    Zitat

    Höhenprobleme seit Ende der Fünfziger-Jahre führten nach Meinung seiner Kritiker dazu, dass er bei hohen Passagen mehr und mehr ins Falsett wechselte. [1][2] Da man aber bereits bei den frühen Rundfunkaufnahmen des Sängers eine Tendenz zur Kopfstimme erkennen kann, besteht die Möglichkeit, dass Schock nicht immer aufgrund von Schwierigkeiten in der Tonproduktion bei hohen Tönen ins Pianissimo wechselte, sondern dass dies auch Teil eines interpretatorischen Gesamtkonzepts war.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Rudolf Schock ist von Herbert v. Karajan und Karl Böhm als Bacchus verpflichtet worden.
    In dieser Partie höre ich ihn ausgesprochen gerne: Gibt es kein Hinüber?

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Mehr noch als mit Elisabeth Schwarzkopf finde ich Rudolf Schock in einer anderen Aufnahme unerreicht - und zwar in dieser:


    51H8Uz%2BGVFL._SS500.jpg


    Es handelt sich um einzelne, im Studio unter Alberto Erede eingespielte Szenen und den gesamten Schluss der "Aridane" in der üblichen Fassung. Früher war das mal eine LP. Jetzt ist sie in dieser Box mit dem nachempfundenen Cover des Originals enthalten:



    Für mich sind diese Szenen unerreicht. Musikalisch wie stilistisch. Unglaublich, wie der forsche, junge Bacchus die kühle, marmorne Ariadne knackt. So muss das gedacht gewesen sein. Diese Edition ist auch deshalb dringend zu empfehlen, weil sie den bizarren "Tosca"-Querschnitt mit Della Casa und Schock enthält. Wer die Sammlung noch nicht hat und sich für Schoick interessiert, der sollte zugreifen. Das Wiener Fayer-Foto, das Hans eingestellt hat, gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist sehr aussagekräftig. Ariadne und der vermeintliche Todesbote scheinen noch nicht recht zu wissen, was da aus sie zukommt. Wunderbar!

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Lieber Rheingold, die Anregung habe ich gerne aufgegriffen und den Schock-Sampler bestellt. Auf den von Dir gelobten Ariadne-Schluß bin ich sehr neugierig. Auch unter Karajan finde ich Schock als Bacchus großartig.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Für mich sind diese Szenen unerreicht. Musikalisch wie stilistisch. Unglaublich, wie der forsche, junge Bacchus die kühle, marmorne Ariadne knackt. So muss das gedacht gewesen sein


    Lieber Rheingold!


    So jung war Rudolf Schock zu der Zeit gar nicht mehr! Die Aufnahme ist 1959 entstanden. Das war zu einer Zeit, als die Aufführungen mit Schock oft schon recht Glücksache waren. Bei der Premiere der Sizilianische Vesper etwa ist er ziemlich rüde ausgepfiffen worden. Mit der Partie kam er gar nicht zurecht. Aber auch im Rigoletto hat er Pfiffe hören müssen. (Damals waren als Missfallenskundgebung nicht Buuuh-Rufe sondern noch Pfiffe üblich. Meistens nahm man seinen Haustürschlüssel unf pfiff auch dem Loch. Aber wer hat heute noch einen Schlüssel mit Loch????)


    Trotzdem: diese Ariadne-Szene ist ein Glücksfall! Jedes Wort, das Du darüber schreibst, kann ich voll unterstreichen. Vor allem hat er hier eine Vitalität und einen Schwung, der ihm in den anderen Aufnahmen nicht gelingt. Und wie er die Schlußphrase in einem weiten berauschenden und berauschten Bogen singt, das ist unvergleichlich!
    Bei den Aufnahmesitzungen habe ich übrigens mal ein wenig hineingeschnuppert. Sie sind in der Grunewaldkirche in Dahlem gemacht worden. Mit dem Fahrrad von unserer Wohnung waren das 5 Minuten!


    Wer nicht unbedingt die Kassette mit verschiedenen Schock-Aufnahmen kaufen will, kann auch die Testament-Edition der della Casa kaufen. Ist wohl teurer - aber klingt auch besser!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Gestern habe ich auch diese Studioafnahme von Donizetti's "Der Liebestrank" (meistwahrscheinlich aus dem Jahr 1961 oder 1962) in YouTube gefunden, mit Rudolf Schock als Nemorino und
    Stina Britta Melander als Adina gefunden:



    Man kann auch manche andere Gesamtopernaufnahmen mit Schock in YouTube finden, aber von CDs oder LPs also mit statische Bildern illustriert.

  • Hallo La Roche,


    Du hast mit Recht auf Taubers Höhenprobleme hingewiesen, die selbst seine größten Verehrer nicht wegleugnen können. Es gibt aber einen eklatanten Unterschied zu Schock: Tauber weiß seine begrenzte Höhe glänzend zu kaschieren, während bei Schock die Anstrengung, ja die Mühe unüberhörbar ist. Bestes Beispiel (für mich): die "Holde Aida" aus 1953, also einer Zeit, als Schock im Zenit seiner Möglichkeiten stand. Wenn er im Rezitativ zu der Stelle: " .... dein ist die Ehre" kommt, zuckt man unwillkürlich zusammen. Das Wort "Ehre" kommt gepresst, mit höchster Kraftanstrengung gebildet.
    Es ist auch richtig, daß Schock in den 50er Jahren im deutschen Sprachraum der führende, vor allem der populärste Tenor war. Aber warum? Peter Anders war 1954 den Folgen eines Autounfalls erlegen, Josef Traxel (für mich eindeutig der bessere Sänger) wirkte hauptsächlich in Stuttgart und war von seinem Naturell her alles andere als jemand, der sich in den Vordergrund zu spielen wußte. Aber vergleiche einmal die Postillonarie von Traxel mit der von Schock, beide von Electrola produziert, da liegen für mich Welten dazwischen. Und Fritz Wunderlich befand sich noch in den Startlöchern und starb 1966 mit 36 Jahren.
    In meiner Sammlung befinden sich alle mit Schock produzierten EMI-Querschnitte, sowie die meisten seiner Arien-Aufnahmen. Das hat aber vorwiegend nostalgische Gründe, denn ich habe natürlich in den 50ern die meisten dieser Stücke durch Schock-Aufnahmen kennengelernt. Als ich später dann die Aufnahmen mit Giuseppe di Stefano, Carlo Bergonzi, Nicolai Gedda, Jussi Björling, Richard Tucker etc. kennenlernte, hatte Schock fortan schlechte Karten.
    Was ihn mir aber endgültig verleidet hat, waren seine desaströsen Auftritte im deutschen Fernsehen. Es gab ja kaum eine Unterhaltungssendung, in der er nicht, bewaffnet mit Kniebundhose, Knotenstock und Jägerhut, auftrat und mit den Resten seiner Stimme einige Wald- und Wiesenliedchen zum Besten gab. Es war schlicht und ergreifend peinlich, aber mit diesem Repertoire hat er die letzten 25 Jahre seiner Karriere bestritten und seinen Ruf verdorben. Er sang bis zuletzt, gestorben ist er im November 1986.
    Bereits in FonoForum 5/1970 schrieb der renommierte Wiener Musikkritiker Prof. Clemens Höslinger zu der damals neu erschienenen Eurodisc-LP "RUDOLF SCHOCK - Erinnerungen an Benjamino Gigli" folgende Kritik: "Zwei Dinge hat Schock mit Gigli gemeinsam: das Stimmfach und die Popularität. Von anderen Parallelen sollte man lieber nicht reden. Sogar in seinen letzten Lebensjahren hatte Gigli an Reinheit und Geschmeidigkeit seines Organs nichts angebüßt, er besaß eben jene hohe Kultur des Singens, die keiner seiner Epigonen annähernd erreichen konnte. Somit erweckt Schock mit seinen Erinnerungen wehmütige Gedanken an einen der wirklich Großen der Gesangskunst. Und er sorgt dafür, daß uns der italienische Tenor nun sogar in geradezu überirdischer Gloriole erscheint: Wenn man die Schock-Aufnahmen (sie sind dies in jeder Bedeutung des Wortes) abgehört hat, wenn man all den Krampf, all die Mühsal glücklich hinter sich gebracht hat und sich dann eine Gigli-Platte auflegt, dann empfindet man dies als Erlösung. Per aspera ad astra - durch Nacht zum Licht! Gesang wie er sein soll - und Gesang wie er sein kann ....
    Schock singt also Gigli-Evergreens, zum Teil deutsch, zum Teil in Originalsprache. Deutsch gelingt ihm noch am besten. Die Liebe zu diesem krisenfesten Dauersänger muß sehr innig sein, ja sie muß sogar schon an Mystizismus grenzen, wenn man seine Darbietungen auch nur halbwegs erträglich finden will. Für normale Ohren sind sie, schlicht gesagt, indiskutabel. Daß solche Aufnahmen ernstliche Verkaufschancen haben, erscheint mir als eine der musikalischen Unfaßlichkeiten dieser Zeit. Zum Glück sind sie konkurrenzlos."
    Da der Text fast 50 Jahre alt ist, denke ich, daß ich mit dem Zitat keine Urheberrechte verletzt habe.
    Ich habe heute Nachmittag zum direkten Vergleich die Arie "Ha, wie in meiner Seele" aus "Hoffmanns Erzählungen", zuerst mit Schock (Aufnahme: 1954), dann mit Tauber (1928) angehört und dabei ganz ähnliche Empfindungen wie Clemens Höslinger. Taubers Gesang leuchtet, er zaubert eine wunderbare Atmosphäre, trotz der kläglichen Aufnahmetechnik, er singt ganz unangestrengt und läßt die Worte richtig verströmen. Das ist eine Interpretation, die IMO der Vollendung nahekommt. Schock ist 1954 noch nicht ausgesungen, er singt durchaus sorgfältig und tadelsfrei, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Die Stimmung der Szene vermag er nicht zu treffen. Das ist mein ganz persönlicher Eindruck, den niemand mit mir teilen muß.
    Wie bereits gestern gesagt, es gibt aus Schocks bester Zeit viele durchaus gute Aufnahmen, aber keine einzige, die ich nicht von anderen Sängern schöner und eindrucksvoller gehört habe.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Man findet Ausschnitte von der von La Roche empfohlenen Aufnahme auf Youtube.
    Das ist unbedingt hörenswert!

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Das ist unbedingt hörenswert!


    Kein Vergleich zu der weiter oben erwähnte CD-Ausgabe. Bei mir klingt dieses an sich betörende Dokumente wie aus dem Blecheimer. Meine alte Sorge ist, wir gewöhnen uns peu à peu an den YouTube-Sound. Ich schließe mich da ausdrücklich nicht aus. :( Wenn es aber Alternativen gibt, sollten wir dann nicht zu denen greifen, um uns den guten Geschmack zu erhalten?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe heute Nachmittag zum direkten Vergleich die Arie "Ha, wie in meiner Seele" aus "Hoffmanns Erzählungen", zuerst mit Schock (Aufnahme: 1954), dann mit Tauber (1928) angehört und dabei ganz ähnliche Empfindungen wie Clemens Höslinger.


    Solche Vergleiche machen Spaß. Ich stelle sie gelegentlich auch an. Nur, nützen sie auch? Machen sie Sinn? Warum sollte man Schock Tauber gegenüberstellen und umgekehrt? Ich weiß keine schlüssige Antwort. Es bringt nämlich nichts. Beide haben in etwa gleiches Repertoire gesungen. Beide haben sich die Haare gefärbt, dass es schon lächerlich aussah. :stumm: Hätte Tauber, der den Jahren nach der Vater von Schock gewesen sein könnte, schon die TV-Studios zur Verfügung gehabt, er wäre dort auch ein und aus gegangen - bis zum Gehtnichtmehr. Davon bin ich nach Lage der Biographie überzeugt. Beide hatten diese Neigung zur Show und zum Talmi. Tauber hat auch Aufnahmen hinterlassen, die er hätte nicht machen sollen. Er machte sie auch aus finanziellen Gründe, was ganz normal ist. Denken wir nur an Carl Loewe, den beide gesungen haben. Wenn es darauf ankam, war Tauber in seiner Glanzzeit dem Schock natürlich meilenweit überlegen. Besonders in der von Dir erwähnten Hoffmann-Arie, deren unterschiedliche Perspektiven niemand so genau darstellerisch erfasste und sang wie Tauber. Dieser Übergang von der Realität in den Traum ist für mich einfach unerreicht. Hier kommt die Psychologie in den Gesang. Ein Freudsches Element! Sehr zeitgemäß ist das. Von Schock haben wir die vielen Gesamtaufnahmen und Mitschnitte von Opern, von Tauber nicht. Also ist es letztlich ziemlich schwer, realistische Vergleiche anzustellen. Vieles bleibt auch Geschmackssache. Und das ist gut so, wie ich finde.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Kein Vergleich zu der weiter oben erwähnte CD-Ausgabe. Bei mir klingt dieses an sich betörende Dokumente wie aus dem Blecheimer. Meine alte Sorge ist, wir gewöhnen uns peu à peu an den YouTube-Sound. Ich schließe mich da ausdrücklich nicht aus. :( Wenn es aber Alternativen gibt, sollten wir dann nicht zu denen greifen, um uns den guten Geschmack zu erhalten?


    Lieber Rheingold, ich war ja nur ungeduldig. Bis zum Eintreffen der CD wollte ich die Wartezeit verkürzen und habe bei Youtube geschaut.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Das kann ich verstehen, lieber Hans. Du wirst den Kauf der CD nicht bereuen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Kein Vergleich zu der weiter oben erwähnte CD-Ausgabe. Bei mir klingt dieses an sich betörende Dokumente wie aus dem Blecheimer. Meine alte Sorge ist, wir gewöhnen uns peu à peu an den YouTube-Sound. Ich schließe mich da ausdrücklich nicht aus. :( Wenn es aber Alternativen gibt, sollten wir dann nicht zu denen greifen, um uns den guten Geschmack zu erhalten?


    Lieber Rheingold1876, wie oft habe ich das schon hier im Forum erwähnt und bemängelt bei Stimmvergleichen, mir macht das so im Grunde genommen keinen Spass, aber will man hier etwas mitreden muss man sich das ungewollt anhören!


    LG Fiesco


    PS: Ich war übrigens noch mit ihm und einem Schock Fanclub wandern! :baeh01::pfeif::hello:

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber nemorino,


    danke für Deinen ausführlichen Beitrag 252.


    Mir ging es eigentlich nur darum, den von Dir angestrengten Vergleich, wonach Tauber immer Champions-League und Schock höchstens 2. Liga gespielt habe, etwas zu relativieren. Aus meiner Sicht.
    Zum Glück waren wir bis in die 60-er mit hervorragenden Tenören im deutschsprachigen Raum gesegnet. Das waren Zeiten!!


    Und sicher gefällt nicht jedem jede Stimme, noch dazu in den gleichen Rollen. Einen Nachteil hat das Ganze: Wir können uns nur auf Tonkonserven verlassen, und auch diese sind unterschiedlicher Qualität.
    Meine Hörerfahrungen am Radio der 50-er fanden ihren Höhepunkt im persönlichen Erleben von Helge Rosvaenge, den ich als 15 - 17-jähriger 4x erleben durfte. er war da schon 60-62. Und er war mein Radiofavorit. Ich mochte seither das heldische, gänzende, strahlende in der Höhe, und das hatte auch Schock, wenn auch mitunter angestrengt. Aber ich glaube nicht, daß singen ganz ohne Anstrengung geht, deshalb glaube ich auch daran, daß ein Sänger sich schinden muß, um Spitzentöne so hinzubekommen, daß ein Teil des Publikums verzückt reagiert.


    Das war bei Tauber zumindest in den späteren Aufnahmen nicht der Fall. Bei ihm klang alles immer sauber, rein, unangestrengt, und wenn es in die Höhe ging, stand ihm das Falsett zur Verfügung (welches Schock später auch häufig nutzte - oder nutzen mußte). Wenn es um Gefühl ging, war wohl Tauber die bessere Wahl, wenn es um Kraft und Stärke ging, dann wohl Rosvaenge oder Schock. Einer konnte beides: Fritz Wunderlich.


    Ich glaube, wir haben uns verstanden. Übrigens eine Bemerkung: Ich mache mir gar nichts aus Stimmanalysen, bei denen zerpflückt wird, wer welchen Ton mit welcher Verfärbung singt oder ob bei dem einen tenor manches piano mehr pp ist. Mich muß der Interpret und die interpretierte Musik ansprechen. Da gibt es auch bei Tauber vieles, was mir sehr gefällt (Beispiel hatte ich schon genannt, ich könnte aber auch "die tote Stadt" uva. anführen).


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Nemorino,


    mich überrascht die neuerliche Aufnahme der Diskussion über Rudolf Schock schon ein wenig. Gleichwohl habe ich Deinen Beitrag gern gelesen und ich kann Dir in weiten Teilen einfach Recht geben!


    Es ist auch richtig, daß Schock in den 50er Jahren im deutschen Sprachraum der führende, vor allem der populärste Tenor war.


    Ganz sicher war Schock der populärste Tenor im deutschen Sprachraum. Dazu trug wohl das Fernsehen bei - obwohl es ja noch nicht in allen Haushalten war - vor allem aber auch die Filme, die damals viel gesehen wurden.
    Dass er allerdings auch der führende Tenor der 50er Jahre war, würde ich nicht unterschreiben. Auf Joseph Traxel, der im wesentlichen in Stuttgart sang, hast Du ja schon verwiesen. Damals waren die Sänger noch keine 'Ich-werde-überall-gebraucht-Stars'! In München sang Lorenz Fehenberger das Fach! Und so hatte eigentlich jede Bühne ihren Tenor, der das lyrische und jugendliche Heldenfach abdeckte und im deutschen, italienischen und auch französischen oder slawischem Fach eingesetzt wurde. Da kann man von einem führenden deutschen Tenor nur sehr bedingt sprechen.
    Ich bin ja in Berlin aufgewachsen. Da sang Rudolf Schock immer mal wieder - wenn auch nicht allzu häufig! Der Tenor für das Fach war in Berlin durch Sandor Konya besetzt! Im Vergleich zu dem hatte Schock wirklich keine Chance!


    Immerhin gab es eine Einstudierung von Wenn ich König wär mit Rudolf Schock! Da hat er mir gut gefallen und da war er auch bestens besetzt - der Star der Aufführung allerdings war für mich und viele andere auch eher der junge Thomas Stewart!
    Seine nächste Premiere in Berlin war dann die Sizilianische Vesper. Mit der Partie war er nun wirklich völlig überfordert. Nach der Arie "Oh Tag des Grames" ( man sang damals ja noch deutsch!!) gab es einen Pfeif-Konzert in der Premiere, das mir unvergesslich ist!! - Danach bin ich Schock aus dem Wege gegangen!


    In meiner Sammlung befinden sich alle mit Schock produzierten EMI-Querschnitte, sowie die meisten seiner Arien-Aufnahmen.........Als ich später dann die Aufnahmen mit Giuseppe di Stefano, Carlo Bergonzi, Nicolai Gedda, Jussi Björling, Richard Tucker etc. kennenlernte, hatte Schock fortan schlechte Karten.


    Das kann ich bestens nachvollziehen. Einem Vergleich mit Carlo Bergonzi, Nicolai Gedda, Jussi Björling, Richard Tucker und so weiter darf man Rudolf Schoch nicht aussetzen, wenn man Fan von ihm ist!
    Man sollte freilich nicht ganz vergessen, dass Schock in seinen frühen Jahren einige ganz vorzügliche Aufnahmen gemacht hat. Ich denke etwa an das Kirschenduett aus Amico Fritz mit Joan Hammond und einige in London eingespielte Arien, in denen er mit weniger Druck singt als ansonsten und sein eigentlich schönes Timbre gut zur Geltung bringt. Allerdings Italianita und belcantistische Feinheiten hatte er auch damals nicht zu bieten. Trotzdem überzeugt er mit Wärme, Engagement und emotionaler Unmittelbarkeit. Aber das sind - wie gesagt - nur die ganz frühen Aufnahmen. Insofern kann ich gut verstehen, wenn Du feststellst, dass er in Vergleichen mit den wirklich bedeutenden Tenören seines Faches immer den kürzeren zieht! Was immer für ihn spricht ist die Eloquenz seines Singens. Die macht es offenbar vielen leicht, in Schocks Aufnahmen die Mängel zu akzeptieren.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Warum sollte man Schock Tauber gegenüberstellen und umgekehrt? Ich weiß keine schlüssige Antwort.


    Hallo Rheingold,


    der Vergleich Schock / Tauber ist deshalb interessant, weil Rudolf Schock in den "goldenen 50ern" als der neue Richard Tauber gehandelt und auch gefeiert wurde, obwohl beide außer der Stimmlage wenig gemeinsam hatten. Aber richtig ist, daß sie weitgehend das gleiche Repertoire sangen.

    Hätte Tauber, der den Jahren nach der Vater von Schock gewesen sein könnte, schon die TV-Studios zur Verfügung gehabt, er wäre dort auch ein und aus gegangen - bis zum Gehtnichtmehr.


    Auch da gebe ich Dir vollkommen recht, mit einem großen Unterschied: Taubers letzter öffentlicher Auftritt fand im September 1947 statt, anläßlich des Besuchs des Wiener Staatsopern-Ensembles in London. Da sang er (obwohl bereits schwer lungenkrank) den Ottavio in einer Don Giovanni-Aufführung unter Josef Krips (als Gast). Übereinstimmend wird berichtet, daß seine Stimme so frisch klang wie in seinen besten Zeiten. Schock dagegen hatte seine beste Zeit 1960 bereits hinter sich, aber er sang weitere 26 Jahre in allen fragwürdigen TV-Shows, und zwar ausschließlich leichte bis seichte Kost, meist noch als Playback. Warum Schock nicht aufhören wollte oder konnte, entzieht sich meiner Kenntnis - Geldprobleme können es wohl nicht gewesen sein. Tauber hingegen lebte nach seinem erzwungenen Abgang aus Deutschland und Österreich in London "von der Hand in den Mund", seine Beerdigung und sein Requiem wurden von Freunden organisiert und bezahlt (u.a. von Marlene Dietrich).
    Hätte Rudolf Schock die Größe besessen, sich spätestens Mitte der 60er Jahre von der Bühne zu verabschieden, würde man anders über ihn sprechen.
    Ich erinnere hier an eine Rundfunkaufnahme der "Così fan tutte", die 1953 vom NWDR Hamburg produziert wurde. Weder vorher noch nachher habe ich Schock in solch glänzender Verfassung gehört. Er singt, neben Suzanne Dance (Fiordiligi), Ira Malaniuk (Dorabella) und Horst Günther (Guglielmo) einen großartigen Ferrando, in deutscher Sprache, wie das damals hierzulande üblich war. Der Dirigent war Hans Schmidt-Isserstedt. Es ist also keineswegs so, daß ich sämtliche Aufnahmen von Rudolf Schock für schlecht halte, aber leider haften im Gedächtnis seine nicht enden wollenden, nervtötenden Dauerauftritte im Fernsehen nach 1960, womit er sich absolut keinen Gefallen getan hat.
    Und da liegt der große Unterschied zu Richard Tauber: auch er sang gerne und oft Unterhaltungsschlager und ähnliches, aber immer nur neben seinem eigentlichen Repertoire. Hinzu kam, daß er es verstand, selbst die seichtesten Schnulzen mit seiner Stimmkultur zu veredeln. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß Tauber weiter öffentlich aufgetreten wäre, wenn seine stimmlichen Mittel nachgelassen hätten. Doch das muß Spekulation bleiben.


    LG, Nemorino



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Mich muß der Interpret und die interpretierte Musik ansprechen. Da gibt es auch bei Tauber vieles, was mir sehr gefällt (Beispiel hatte ich schon genannt, ich könnte aber auch "die tote Stadt" uva. anführen).


    Hallo La Roche,


    da stimme ich ganz mit Dir überein. Stimmanalysen sollte man den Fachleuten überlassen, dazu zähle ich mich nicht. Ich urteile nur nach Gehör und meinem persönlichen Geschmack. Die Ausschnitte aus der "Toten Stadt" mit Lotte Lehmann zählen auch für mich zu den größten Kostbarkeiten in meiner Stimmensammlung, wie auch das wunderbare "Uhrenduett" aus der "Fledermaus" mit Vera Schwarz. Nicht zu vergessen Taubers Mozart-Arien. Für mich war und blieb er ein Mozartsänger von einzigartiger Kultur, trotz seiner häufigen Ausflüge in die Operette, hauptsächlich zu denen von Franz Lehár.
    Ich könnte aus dem Stegreif mindestens zwei Dutzend Tauber-Aufnahmen nennen, die ich für unverzichtbar halte. Bei Schock fallen mir eine ganze Reihe guter Aufnahmen aus den 50ern ein, als er bei Electrola unter Vertrag war, aber keine einzige für den "Platten-Olymp". Selbst sein eben erwähnter Ferrando aus "Così" ist, trotz aller unbestreitbaren Qualitäten, von Léopold Simoneau und Alfredo Kraus eindeutig getoppt worden, um nur zwei Sänger zu nennen, die mir spontan einfallen.
    Der von Dir genannte Helge Rosvaenge zählt auch zu meinen Tenor-Favoriten, leider sang er manchmal mit etwas "zu viel Druck". Doch seine Florestan-Arie oder die Zigeuner-Romanze aus Rachmaninows "Aleko" :thumbsup: sind (für mich) unerreicht.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Schock dagegen hatte seine beste Zeit 1960 bereits hinter sich, aber er sang weitere 26 Jahre in allen fragwürdigen TV-Shows, und zwar ausschließlich leichte bis seichte Kost, meist noch als Playback. Warum Schock nicht aufhören wollte oder konnte, entzieht sich meiner Kenntnis - Geldprobleme können es wohl nicht gewesen sein.

    Völlig Deiner Meinung! Wenn ich Schock lobend erwähne, dann in seinen Aufnahmen bis 1955. Alles, was danach kam, ist nur Fanbefriedigung. Und das Nichtaufhörenkönnen. Etwas, was viele Bühnenmenschen erleben, bis hin zu Heesters. Auch Schock gehörte dazu. Seine Volkstümlichkeit hat ihm allerdings mehr Fans beschert als vielen anderen Sängern. Die jubelnde Masse ist weniger kritisch als das opernerfahrene Publikum, sonst wäre z.B. Paul Potts total chancenlos geblieben.


    Damit wir uns recht verstehen: Meine Lieblingstenöre sind weder Schock noch Tauber! Im deutschsprachigen Raum in den Jahren bis Ende der 1950- er sind das eindeutig Rosvaenge und Peter Anders, dazu als Wagnersänger Franz Völker und Max Lorenz, und sicher habe ich einige, die ich noch aufführen könnte. Die von caruso41 erwähnten Fehenberger und Traxel gehören dazu, Lauritz Melchior, Windgassen...


    International jede Masse, von Björling (unerreicht sein "Che gelida manina") bis Tucker, von Gigli (obwohl oft gescholten) bis Gedda, und auch die von vielen verschmähten Corelli und del Monaco mag ich. Das ist auch immer ein wenig rollenabhängig. Monaco war wohl einer der besten Othellos, und Corelli mag ich gerade mit "A te o Cara" aus den Puritanern (obwohl man ihn nicht als Belcantosänger liebt!!), Bergonzi, di Stefano.......


    Und immer wird der persönliche Geschmack mit entscheiden.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ganz sicher war Schock der populärste Tenor im deutschen Sprachraum. Dazu trug wohl das Fernsehen bei - obwohl es ja noch nicht in allen Haushalten war - vor allem aber auch die Filme, die damals viel gesehen wurden.


    Guten Tag, Caruso41,


    vielen Dank für Deine höchst interessanten Ausführungen, denen ich vollinhaltlich nur zustimmen kann.
    Wenn ich Schock den "führenden deutschen Tenor" der 50er Jahre genannt habe, so meinte ich damit, daß er damals in der Öffentlichkeit so wahrgenommen wurde, was weniger mit dem Fernsehen, das noch in den Anfängen steckte, als mit seinen Filmen, wie z.B. "Du bist die Welt für mich", "Der fröhliche Wanderer" oder das unsägliche "Dreimäderlhaus" zu tun hatte. Zu dieser Zeit strömte das Publikum in Scharen ins Kino und war süchtig nach solchen Filmen, die eine heile Welt vorspiegelten und die unheilvolle Vergangenheit vergessen ließen.
    Du erwähnst sehr zu Recht Lorenz Fehenberger (mit ihm gibt es eine achtbare "Lohengrin"-Aufnahme bei der DGG, die Eugen Jochum dirigierte), und mir ist auch eine 45er EP mit "Selig sind, die Verfolgung leiden" aus dem "Evangelimann" (ebenfalls DGG) in bester Erinnerung. Leider ist Fehenberger von den Plattenfirmen sträflich vernachlässigt worden; es gibt kaum Aufnahmen.
    Josef Traxel war hingegen auf Platten gut vertreten, aber er war von seinem Naturell her niemand, der sich um Popularität bemühte, sondern vielmehr seine Rolle als 1. Tenor der Württembergischen Staatsoper ausfüllte. Windgassen war neben Stuttgart hauptsächlich in Bayreuth tätig. Beide starben viel zu früh.
    Ganz vergessen hatte ich gestern Ernst Haefliger, einen der bedeutenden Mozart-Tenöre dieser Zeit. Er hat uns großartige Aufnahmen der Entführung, Don Giovanni, Così fan tutte und Zauberflöte hinterlassen (alle von Fricsay dirigiert, mit Ausnahme der Cosi, die Jochum leitete). Von ihm gibt es auch eine schöne Fidelio-GA unter Fricsay, in der Leonie Rysanek als Leonore glänzt. Vielleicht war Haefligers Stimme für den Florestan ein wenig "klein", aber seine feinsinnige Rollengestaltung gefällt mir sehr.
    Ja, zu dieser Zeit gab es im deutschen Kulturkreis eine ganze Reihe großartiger Stimmen, von denen man heute nur träumen kann.


    Schocks wenige Londoner Aufnahmen (unter der Regie von Walter Legge) zählen auch für mich zu seinen besten; das Kirschenduett aus "Freund Fritz" mit der Australierin Joan Hammond verdient es wirklich hervorgehoben zu werden.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Völlig Deiner Meinung! Wenn ich Schock lobend erwähne, dann in seinen Aufnahmen bis 1955. Alles, was danach kam, ist nur Fanbefriedigung. Und das Nichtaufhörenkönnen.


    Lieber La Roche, warum hätte Schock mit vierzig aufhören sollen? Und das frage ich mich, obwohl ich gar nicht zu seinen eisernen Verehrern gehöre. Es offenbart sich nach meiner Beobachtung ein ein ganz anderes Problem. Viele Sammler und Fans tragen alles mögliche zusammen, was Sänger hinterlassen haben. Und dann wird auf Teufel komm raus verglichen. Dabei werden auch ungerechte Urteile gefällt. Ich nehme mich da nicht aus. Vieles, was wir heute in den Händen haben, war nicht für die Ewigkeit gedacht. Es ist aber nun einmal da. Mit den Jahren hatte ich auch von manchen Sängern jeden Ton zusammengesucht. Von Peter Anders beispielsweise habe ich tatsächlich - bis auf drei, vier Ausnahmen - alles beisammen, was nachweislich aufgenommen bzw. mitgeschnitten wurde. Was hat es mir gebracht? Nichts. Es hat mir den Sänger ehr verleitet mit dem Ergebnis, dass ich ihn fast nie mehr anhöre. Denn es ist viel Massenware darunter, die auch mal nur für den Augenblick entstand. Von der geschätzten Martha Mödl habe ich tatsächlich alles entsorgt, also nicht einmal aufbewahrt. Geblieben sind höchsten zehn Dokumente von einst vielleicht zweihundert, in denen ich sie maßstäblich lieben kann. So erhalte ich sie mir für mich. Dennoch hat es mich immer tief beeindruckt, wie sie noch mit fast neunzig diese enorme Würde und Ausstrahlung bei Auftritten hatte.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lieber Nemorino!


    Leider ist Fehenberger von den Plattenfirmen sträflich vernachlässigt worden; es gibt kaum Aufnahmen.


    Es gibt ja gar nicht so wenige Aufnahmen von Lorenz Fehenberger. Die haben wir teilweise in dem Thread aufgeführt, in den sie auch gehören: Lorenz Fehenberger


    Ganz vergessen hatte ich gestern Ernst Haefliger, einen der bedeutenden Mozart-Tenöre dieser Zeit.


    Zweifellos war Ernst Haefliger einer der ganz bedeutenden Tenöre seiner Epoche. Ich würde ihn aber nicht als Konkurrenten von Rudolf Schock sehen! Er hat eigentlich ein anderes Fach gesungen.
    Eine Überscheidung gibt es nur bei Mozart. Im Belcantofach hat Haefliger nur den Almaviva im "Barbier" und den "Graf Ory" gesungen - beides natürlich auf deutsch. So sehr ich Haefliger verehre (das hat hier im Forum ja schon öfter seinen Niederschlag gefunden), das waren nicht seine Partien und es war kein Vergnügen, ihn darin zu hören!
    Edgardo, Wilhelm Meister und Des Grieux (Massenet) hat er zwar aufgenommen aber meines Wissens nie auf der Bühne gesungen, auch Florestan nicht! Von Verdi hat er nur den Fenton gesungen, von Puccini nichts. Das italienische Fach und das französische waren ihm wohl fremd. Zu Wagner hat er auch nicht gefunden!
    Seine Stärken lagen defitiv anderswo.


    Wenn man denn noch nach Konkurrenten Rudolf Schocks sucht, könnte man mit einiger Berechtigung eher noch Walter Ludwig und Anton Dermota nennen. Beide hatten größere Schnittmengen mit Schocks Repertoire, waren aber deutlich älter. Zu der Zeit, da Schock in Rundfunk, Film und Fernsehen allgegenwärtig war, spielten beide für die breitere Operngemeinde eigentlich keine Rolle mehr!


    BesteGrüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso,


    nur eine kurze Anmerkung, weil das hier ja der Rudolf Schock-Thread ist:

    Edgardo, Wilhelm Meister und Des Grieux (Massenet) hat er zwar aufgenommen aber meines Wissens nie auf der Bühne gesungen

    Es gibt einen Mitschnitt von Donizettis "Lucia di Lammermoor" - deutsch gesungen - mit Ernst Haefliger als Edgardo (s. u.). Wenn Du den kennen solltest, würde mich Dein Urteil interessieren.


    Herzliche Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Und nun höre ich mir - zumindest auszugsweise - Wagners "Meistersinger" an (Bayreuth, 1959), mit der wunderbaren Elisabeth Grümmer und Rudolf Schock als Walther von Stolzing.


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Für mich sind diese Szenen unerreicht. Musikalisch wie stilistisch. Unglaublich, wie der forsche, junge Bacchus die kühle, marmorne Ariadne knackt. So muss das gedacht gewesen sein. Diese Edition ist auch deshalb dringend zu empfehlen, weil sie den bizarren "Tosca"-Querschnitt mit Della Casa und Schock enthält. Wer die Sammlung noch nicht hat und sich für Schoick interessiert, der sollte zugreifen. Das Wiener Fayer-Foto, das Hans eingestellt hat, gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist sehr aussagekräftig. Ariadne und der vermeintliche Todesbote scheinen noch nicht recht zu wissen, was da aus sie zukommt. Wunderbar!



    Ist inzwischen bei mir eingetroffen. Die Ariadne-Ausschnitte habe ich schon mehrmals gehört. Schön, wie die beiden das machen!

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose