Skandal in der Oper - Wenn Sänger oder Publikum ausrasten


  • Hallo Thomas!


    Da hast Du zum Teil ja Recht, und zum größten Teil, aber


    hier wurde nur der völlig falsch inszenierte Maskenball gemeint, ich selbst weiß wie schwer es ist, auf der Bühne zu stehen,


    aber in Inszenierungen die nur provokant sind, in denen stand ich als Sängerknabe nie.


    Die hat es, zur damaligen Zeit, nicht gegeben.


    Oper soll Freude machen - und nicht einen Mist-Regisseur, für einige Zeit, in aller Munde bringen.


    Menschen gehen in die Oper um Musik zu hören, und zu erfreuen - und die wurde bei Euch nicht diskreminiert, im Gegenteil.


    Hier wurde nur einmal gezeigt, dass man, mit dem Großteil, des Publikums, nicht alles machen kann.


    In Wien war, vor etwa 15 Jahren, eine "Macht d. Schicksals" Inszenierung, in der zertrümmerten Staatsoper 1945, im Bühnenbild, zu sehen- aber nicht lange. Diese Inszenierung ist zumindest falsch gewesen, wie es die jetzige auch ist.


    Beim Don Carlos, in Französisch, kam ich mir vor wie bei IKEA, aber das gefiel, komischerweise.


    Aber ansonsten, alles lässt sich nämlich das zahlende Publikum, nicht gefallen.


    Bei den Staatstheatern zahlen ja alle Bürger mit, auch die, die nie in die Oper gehen.


    Bei der MET zahlt es das Publikum, und verlangt auch diese, oder jene, Oper und die Inszenierungen sind modern, aber naturalistisch.


    Liebe Grüße Peter, aus Wien. :hello: :hello: :hello:

  • Gerade habe ich es nochmal in meinem Buch nachgelesen:


    Da gab es ja auch noch die Story mit Franco Corelli 1960 in Neapel.
    Bei einem Duett der Oper "Il Trovatore" mit einer Sängerin Barbieri und Corelli hat ein Besucher aus einer Loge Corelli lautstark aufgefordert, die Sängerin allein singen zu lassen.


    Franco Corelli hat wütend die Bühne verlassen und durch die Gänge der Oper die Loge und den Rufer gesucht und gefunden, in vollem Kostüm, mitten in der Aufführung mit Bühnenschwert usw.


    Ein anwesender Polizist und Besucher konnten ihn daran hindern, den Mann tätlich anzugreifen. Nach Ende der Oper haben sie sich dann getroffen, vertragen und sollen sogar irgendwie Freunde geworden sein (vermutlich auch für die Presse).


    Soviel zum italienischen Temperament


    Viele Grüße von


    Kristin aus München



  • Liebe Kristin!


    Das muss ja herrlich gewesen sein, da streitet Manrico also nicht nur mit Luna, sondern mit dem Publikum,


    grandios, dieser Einfall, stelle mir Franco Corelli nur so vor, denn er war da sehr kritisch.


    Liebe Grüße Peter. :hello: :hello: :hello:

  • War das auch Corelli, der Karajan fast seinen Trubador in Wien vermasselt hätte als nach der GP abgereist ist?


    Ich hatte nur einen großen Skanadl live miterlebt, als David Alden in Köln (ca 2001) den Don Giovanni im Künstler-Attelier ansiedelte. Bei der Premiere hagelte es Proteste und schon nach der Registerarie rief der erste vom Balkon: "Die Inszenierung ist scheiße, hört auf damit!" Antwortet der nächste aus dem Parkett:"Dann geht doch nach hause" und so weiter.
    Am Ende der Premiere gab es ein großes Buhkonzert und wenige Bravos für Alden.

  • Nein, lieber WotanCB, das war Franco Bonisolli, der dann durch Domingo in letzter Minute ersetzt wurde. Von dieser Aufführung gibt es mittlerweile eine (vor allem wegen Cappuccilli) empfehlenswerte DVD. Hätte Corelli damals doch noch gesungen! Seufz!

  • Ich für meinen Teil, kann nur jeden beglückwünschen, der während einer Opernaufführung das Glück hat, sich in meiner Nähe aufzuhalten und nicht ganz Knigge sicher ist. .
    Nachdem ich während einer Lucia Aufführung bereits während des ersten Aktes dreimal Ruhe gerufen hatte, weil Personen um ich herum meinten ein längeres Gespräch beginnen zu müssen, griff ich zu Beginn des dritten Aktes dann zu meiner letzten Waffe.
    Der Bariton der in diesem Moment sang, hatte mir eh nicht gefallen und nachdem mein zweites Rufe rufen nicht gefruchtet hatte, habe ich mich kurzerhand zu meinem Bekannten rübergelehnt ( ganz elegant versteht sich ) und mit deutlich vernehmbarer Stimme gesagt:" Ach Heiner, ein Abend wo wir uns Unterhalten können, das ist doch schön," Dannach lehnte ich mich dann nach vorn, deutet mit einem Figner nach unten und fragte deutlich vernehmbar," Siehst du die rote Burg da unten ( eine Spielzeugburg ).
    Dannach setzte ein allgemeines gezische ein und sie werden es nicht glauben, aber es herrschte endlich Ruhe.


    Auf den Mitschnitt einer Richard Tucker Gala aus der Avery Fisher Hall warte ich noch.
    Dort begann der Abend mit dem Einzug der Gäste, es war Sonntag und es war 17 Uhr. Als nachdem dritten Titel aber die Gäste immer noch einzogen, ( in den Saal ) erlaubte ich mir die laute Frage ob wir hier bei einem Happyning wären.


    Während einer anderen Vorstellung erlaubte ich mir eine Dame, die neben mir saß zu fragen: Ob sie die Musik nicht bei ihrer Unterhaltung stören würde und falls doch schlug ich vor ihr Gespräch doch draußen weiter führen.


    Allerdings muß ich ganz offen bekennen während eine Arienabends in Prag wurde ich selber ein Opfer meiner Phantasie.
    Als Papa vors Klavier trat und sang blickte Heiner schon immer beschämt zu Boden. Der Mann war sehr theatralisch in seinen Gesangsgesten.
    Seine Tochter die einige Arien wirklich ganz gut gesungen hatten versuchte sich als zweites dann an der La Wally Arie und neige hier dazu die Noten erst zu singen und während dieses Prozesses diese dann auf die richtige Tonhöhe zu hiefen, was nicht so dramatisch war.
    Als sie dann aber anfing die höheren Töne zu singen ( wir waren zu siebt an diesem Abend gut im Raum verteilt, wir saßen in guter Sichtweite in der zweiten Reihe ) mahlte ich sie mir an der Spitze eines Schiffes im Hamburger Hafen bei Nebel aus. Ganz ehrlich es klang auch eher nach Nebelsirene als nach allem anderen.
    Ich wäre fast geplatzt vor lachen und gluckste mit der Hand vor den Mund so leise wie möglich in mich hinein und dann kam auch noch eine Stimme von der Seite:" Nein, tu mir das nicht an."
    Es wäre fast um mich geschehen gewesen.
    Die Arie der Mathilda aus Guglielmo Tell klang dann wieder hervorragend.

  • Auch nix Großartiges:
    "La traviata" vor 14 Tagen in Osnabrück. Vor mir saßen zwei Herren, offenbar zum ersten Mal in der Oper. Mittendrin begann des einen Hörgerät zu piepen. Nach der Pause hatten die beiden sich umgesetzt, und in eine leise Stelle sprach einer laut: "Die Husterei nervt, die sollten zu Hause bleiben!" Ich drehte mich um, machte "St!", und es war Ruhe. Der Mann hatte allerdings recht - zu rufen: "Nun hörnse doch mal mit der Husterei auf!", habe ich mich aber nicht getraut...

  • Und ich hasse es wie die Pest, wenn Leute während der Oper reden! Das finde ich as allerletze. Und wenn dann auch kein Psssst.... mehr nützt, dann ist die Oper für mich gelaufen. :(

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Zitat

    Original von Sven Godenrath
    Ich für meinen Teil, kann nur jeden beglückwünschen, der während einer Opernaufführung das Glück hat, sich in meiner Nähe aufzuhalten und nicht ganz Knigge sicher ist.


    Es wäre fast um mich geschehen gewesen.


    Knigge- und Dudensicherheit käme mir bei solchen Konzertnachbarn auch abhanden. :D

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Ich finde es zwar manchmal ganz amüsant, was da manche Besucher so in den Raum rufen aber im großen und ganzen mag ich das ebensowenig, wie die Bravoschreie , die sofort nach Verklingen des letzten Tones zu hören sind. Ich denke da auch, dass sich da manche Besucher selber in den Vordergrund stellen wollen.
    Was für mich auch unerträglich ist, sind Besucher, die bis in den Anfang -oder sogar bis zum Ende - der Ouverture ihre Unterhaltung weiterführen, oder bei Konzerten (besonders beliebt bei Liederabenden) mit den Taschen klappern, Bonbons auswickeln und auch die Texthefte knittern und rascheln lassen. Da vergesse ich auch mal meine "Contenance" und sage meine Meinung.
    Bei schlechten Leistungen von Sängern enthalte ich mich eher jeder Äußerung und klatsche dann auch nicht - obschon das sicherlich niemand bemerkt. Auch bei schrecklichen Inszenierungen halte ich mich mit "Buhs" zurück - da muss es schon sehr schlimm kommen (wie beim Parsifal von Schlingensiefen in Bayreuth).

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  • Wie schön, dass Du wieder bei uns bist und mitmischst. Ich habe dich schon vermißt.
    Herzlichst
    Dein "Opa"
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wenn man wie ich 45 Jahre Vorstand eines Sinfonie Orchesters war, ist man abgehärtet. Es ist offensichtlich kein Kraut gewachsen, gegen die Schwätzer, die Huster, die zwischen den Sätzen Klatscher, die Hektiker, die nach dem letzten Ton vor der Zugabe aus dem Saal stürmen.
    Man kann ab und an im Programmheft an Disziplin appellieren, streng darauf achten, dass nach Beginn nur in Pausen Einlass ist. Ansonsten muss man es ertragen und auf so ein kultiviertes Publikum hoffen, wie es die Taminos nach ihren Beiträgen zu sein scheinen und sich trotz allem über die herrliche Musik freuen.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • Hallo Sven und Taminoeaner/innen


    Ich finde Deinen Beitrag interessant. Einerseits ist unsere Ehrlichkeit immer enorm wichtig, zu viel Schulmeisterhaftigkeit koennte problematisch sein.l
    Ich hatte mich zwar fuer 14 Tage abgemeldet...........bin seit 24 Std in Chicago..............aber Du, lieber Sven bist bei dem Thema " UNRUHE " ja eine fast personifizierte Groesse auf "Tamino". Ich meine das durchaus positiv................wobei Dein Artikel ueber Deine verstaendlichen widerspruechlichen Verhaltensmuster im Opernhaus mir sehr sympathisch sind. Diese Deine VIELSEITIGKEIT scheint mir Voraussetzung zu sein fuer eine vielschichtigere Sichtweise in der OPER.
    Der grossartige Informationsgehalt vieler Deiner Opernbeitraege ist m.E. naemlich ab und zu in Gefahr genau dieser OFFENE Sichtweise fuer das OPERNTHEATER nicht gerecht zu werden. Warum kann Dein Differenzierungsvermoegen nicht auch bei Deinen "Vorurteilen" eingesetzt werden.(?)


    Ich warte gespannt auf eine weitere Diskussion mit Dir ueber die Aera METZMACHER in Hamburg. Der Dirigent, den Du brachial zum Versager bei R. Strauss und Wagner erklaert hast....war (in 2 repraesantativen Umfragen) mit 84% der favorisierte Liebling des Hamburger Publikums.


    Minderheiten-Voten wie Deins sind immer WICHTIG......aber sie bedarfen wohl ueberlegter und stimmiger (subjektiver) Argumente.


    Ich warte auf diese, DEINE persoenliche ueberzeugende Argumentation.


    ..............damit Hamburg nicht noch einen zusaetzlichen Skandal bekommt !


    :.) :.) :.)


    Gruss..............."Titan"

  • Herrn Metzmacher muß man eines zu gute halten, er hat den Anstoß dafür gegeben, das der Orchesterklang in Hamburg sich verbessert hat.
    Den letzten Schliff bekam das Orchester dann durch Simone Young, so gut hat es in den letzten ca. 15 Jahren noch nie geklungen.
    Ich gebe zu, meine Ansichten über gewisse Sänger und Dirigenten müssen stellenweise sehr brachial anmuten, was an meinem Angagement für diese Kunstgattung liegt.
    Ich ein ausgesprochener Musikliebhaber und vor allen Dingen Opernbegeistert, vielleicht liegt es daran, das ich bei bestimmten " Verfehlungen " weniger tolerant reagiere.
    Ich kenne manche Opern weil ich sie zwischen 10 - 60 mal in verschiedenen Aufführungen im Schrank stehen habe und wenn ich dann zum siebenunddreizigsten mal erleben muß, das hier der gleiche oder ein ähnlicher Fehler immer und immer wieder von unterchiedlichen Personen konserviert wird, dann geht bei mir ein kleinwenig die Kontenance durch.
    Bevor ich übrigens ein abschließendes Urteil über eine Person Fälle, sei es Ingo Metzmacher, Peter Hofmann, Rene Kollo u.a. habe ich mich mit einer breiten Palette ihres musikalischen Schaffens auseinander gesetzt immer treu der Devise, was man ablehnt muß kennen, sonst wird man unglaubwürdig.


    Sven


  • Hallo Sven, Taminoeaner/innen


    Ich kann das ALLES nachvollziehen WAS Du schreibst. Das ist doch der uebliche Weg, dass man seine Favoriten hat. Ich moechte und wuerde Dir auch in keinster Weise Deine Kompetenz bei der Beurteilung von Interpretationen absprechen.


    Manchmal IST ES AUCH EIN SPRACLICHES PROBLEM.


    Einige Deiner Ausfuehrungen - die ich uebrigens sehr gerne lese -
    betonen zu wenig den subjektiven Aspekt.
    DAS sehen einige Andere an diesem Forum offensichtlich aehnlich wie ich.
    Das schmaelert die Qualitaet Deiner Berichte zwar nicht,
    gibt ihnen leider einen Anstrich von
    "TATSACHEN - FESTSTELLUNG",
    quasi eine Art >> Absolutheitsanspruch <<


    ............und DAS ist jedem Austausch ueber Musik schaedlich.


    Anders kann ich Deine nachfolgende Formulierung ueber Metzmacher nicht deuten:
    >>> Zumal hier noch erschwerend hinzu kommt das Ingo Metzmacher weder als Strauss Dirigent noch als Wagner Dirigent etwas taugt<<<<


    Gruss..............."Titan"