Giacomo Lauri-Volpi - ein heldischer Belcanto

  • Hallo zusammen,


    aus gegebenem Anlass möchte ich heute noch einmal an eine große Stimme der Vergangenheit erinnern: Giacomo Lauri-Volpi wurde am 11.12.1892 in Lanuvio bei Rom geboren. Während seiner Glanzzeit (ca. 1922-ca. 1935) hat er einige Referenzaufnahmen hinterlassen. Stellvertretend möchte ich seine Bellini-Interpretationen aus dem Jahr 1928 von "A te o cara" aus "I Puritani" und "Meco all'altar di venere" aus "Norma" nennen. Zweifellos hatte er auch viele Kritiker, aber seine Stimme war dennoch einzigartig. Der Umgang mit ihm war nicht immer einfach, so stritt er einst mit Gigli um die höchste Gage an der MET. Sein Bekanntheitsgrad ließ es aber auch zu, dass er eine Herausforderung des ebenfalls sehr höhensicheren Tenors John O' Sullivan, hintereinander den Arnold in "Wilhelm Tell" von Rossini zu singen, damit das Publikum entscheiden könne, wer der bessere sei, ignorieren konnte. Zu diesem Zeitpunkt war er der bestbezahlte Tenor der Welt.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Heute vor 120 Jahren geboren:


    Giacomo Lauri-Volpi (* 11. Dezember 1892 in Lanuvio bei Rom; † 17. März 1979 in Valencia) war ein bedeutender italienischer Tenor in der Caruso-Nachfolge und Verfasser einiger Bücher über Gesang.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Vielen Dank, lieber Harald, dass Du an diesen herausragenden Sänger erinnerst.


    Ich werde mir aus gegebenem Anlass nochmal einige seiner Bravourstücke anhören: "Meco all'altar di venere" aus Bellinis "Norma", "A te o cara" aus "I Puritani" von Bellini und einige andere.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Als bekennender Verehrer schöner Stimmen finde ich Lauri-Volpis Stimme besonders in Aufnahmen seiner besten Zeit schon auch als "schön". Diese Stimme hat natürlich nicht den Liebreiz der Stimmen etwa von Gigli oder Tagliavini, strahlt aber durch ihre pure Überwältigung des Hörers eine unglaubliche Faszination aus, was in diesem Ausmaß nicht vielen Tenören gegeben ist.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Heute vor 35 starb der einst gefeierte Tenor an seinem Alterswohnsitz in der Näche von Valencia/Spanien, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbracht hatte.



    Lauri-Volpi, Giacomo, * 11.12.1892 Lanuvio (bei Rom), † 17.3.1979 Valencia; ital. Sänger (Tenor).
    Er studierte an der Accademia Nazionale di S. Cecilia in Rom, wo er 1920 am Teatro Costanzi debütierte. 1923-34 gehörte er der Metropolitan Opera in New York an und sang dann vor allem in Italien (Mailänder Scala).
    Da Lauri-Volpi sehr ökonomisch mit seiner Stimme umging und es nach Art der Belcanto-Sänger des 19. Jahrhunderts verstand, große Effekte mit kleinen Mitteln zu erzeugen, konnte er seine Stimmkraft bis ins hohe Alter konservieren und noch mit über 60 Jahren auf der Bühne auftreten.
    Mit achtzig Jahren nahm er eine Platte mit bekannten Opernarien auf, die noch erkennen lassen, über welche stimmlichen Mittel der Sänger zu seinen großen Zeiten verfügt hatte.

    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Mit leiser Wehmut habe ich bemerkt, daß die von mir im ersten Beitrag empfohlene Preiser CD nicht mehr erhältlich ist. Aber wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Ich bin einer derjenigen, die der Meinung sind, daß Lauri Volpi über eine ausgesprochen schöne - oder anders formuliert mir zusagende Stimme verfügte. Das ist aber eigentlich auf den heute angebotenen CDs kaum hörbar. Irgendwo im Hintergrund ertönt verhallt eine Stimme....
    Anders bei der von mir empfohlenen Preiser Aufnahme. Auch wenn es die CD nicht mhr gibt, so kann man auf der Preiser Seite noch kurze Ausschnitte hören und feststellen was man versäumt hat. Die Stimme ist hier wesentlich besser eingefangen.
    http://www.preiserrecords.at/album.php?ean=717281890120
    Es gab aber eine zweite CD dieses Herstellers. Auch sie ist gestrichen
    http://www.preiserrecords.at/album.php?ean=717281891332
    Hier empfinde ich die Stimme nicht mehr als so einzigartig - aber das ist sicher Geschmackssache.


    Ich weiß nicht wie lange die Samples am Netz bleiben, empfehle daher recht bald hineinzuhören.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    beide CDs sind bei Amazon aber noch erhältlich:



    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • .


    Ich habe eine neue Quelle für historische Aufnahmen gefunden mit welcher uns laut beiderseitiger Willenserklärung eine lockere Zusammenarbeit verbinden soll. Denn ich glaube, es ist wichtig , daß Simmen wie jene von Giacomo Lauri-Volpi auch in Zukunft der Nachwelt zu Verfügung stehen sollen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe eine neue Quelle für historische Aufnahmen gefunden mit welcher uns laut beiderseitiger Willenserklärung eine lockere Zusammenarbeit verbinden soll.


    Lieber Alfred,


    dies halte ich für eine Großtat und begrüße dies sehr. Wie sieht diese Zusammenarbeit denn konkret aus? Wird es auch in absehbarer Zeit möglich sein, die hier gezeigten Aufnahmen direkt zu verlinken bzw. zu bestellen? Warum sind sie nicht über jpc oder amazon erhältlich? Dies würde doch sicher zu einer größeren Verbreitung führen, was ja auch im Sinne des Hamburger Archives für Gesangskunst sein sollte.

  • Warum sind sie nicht über jpc oder amazon erhältlich?


    Soviel ich weiß, werden die CDs ad hoc auf Bestellung gebrannt - es gibt also keine Auflagenserien. Außerdem müssten sie bei unseren Vertragspartnern einen nicht geringen Teil des Verkaufspreises "abliefern", was die Sache finanziell unattraktiv machen könnte.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Als nächste historische Stimme habe ich Giacomo Lauri-Volpi auf dem Plattenteller. Dieser Tenor ist für mich kein Ausbund an Stimmschönheit. Allerdings bringt er die Arien des Vasco da Gama und Othello sehr ausdrucksstark zu Geltung. Als Herzog, Pinkerton und Dick Johnson gefällt er mir stimmlich überhaupt nicht.

    W.S.

  • Allerdings bringt er die Arien des Vasco da Gama und Othello sehr ausdrucksstark zu Geltung.

    Halllo Wolfgang,


    das sehe ich auch so. Sein "O paradiso" aus Meyerbeers "Afrikanerin" zählt für mich zu den Modellinterpretationen des Stückes. Lauri-Volpi schlägt weiche Mezzavoce-Töne an, die man von den Tenören in dieser Arie selten zu hören bekommt. Seine Aufnahme von 1934 reicht an die Melchiors oder Carusos durchaus heran. Hinzu kommt, dass Lauri-Volpi für den "Othello" stimmlich eigentlich alles mitbrachte. Jürgen Kesting bezeichnet ihn sogar als einen der wenigen vollständigen Sänger für diese Rolle. Stimmt durchaus. Im "Esultate" bewältigt er das heikle hohe H mit Bravour, für das Liebesduett steht ihm lyrische Innigkeit zu Gebote, das Racheduett brüllt er nicht, sondern er singt es, "Dio mi potevi" ist ebenso erstklassig wie der Schlussmonolog "Niun mi tema". Beide Stücke verwandelt er in große Lamenti, die tragisch aber nie weinerlich klingen wie z. B. bei Mc Cracken oder auch Domingo.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Hallo, Manfred!


    Wenn ich mal zur Beurteilung seiner Stimme das Adjectiv "schön" weglasse, rechne ich Lauri-Volpi zu den größten Tenören überhaupt. Seine Leistungen erkenne ich neidlos an. Ich werde mir heute noch seinen Arnold aus "Wilhelm Tell" anhören.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Ich lausche auch gerade Lauri-Volpis Stimme, und finde sie, anders viele andere Musikfreunde es hier formuliert haben, als ausgesprochen schön; neben den bereits erwähnten Qualitäten der mühelosen, ungemein durchschlagskräftigen und strahlenden Höhe finde ich, dass er auch in der Mittellage, im Mezzoforte, im diminuendo eine herrliche weißgoldene Farbe besitzt, die substanzreich und facettenreich ist.

    Sicherlich hat er auch seine "Unarten", diverse glissandi, von unten angesetzte Töne etc., aber fallen für mich nicht sehr ins Gewicht angemessen dieser funkelnden, gleißenden, energiegeladen strahlenden platin-diamantenen Stimme.

    Diesen Clip hier finde ich sehr eindrucksvoll:



  • Lieber Don Gaiferos,


    bisher war mein Favorit bei "A te o Cara" Pavarotti oder Corelli.

    Nun ist Lauri-Volpi vorbeigezogen, trotz (oder gearde wegen?) des Rauschens der Aufnahme, die immerhin 86 Jahre alt ist!! Was für ein Glanz, was für eine Mühelosigkeit und Leichtigkeit bei trotzdem vorhandener Kraft, was für eine strahlende Höhe! Vielleicht bemängeln Puristen eine Abweichung von der Komposition (den ersten hohen Ton habe ich an der Stelle bisher noch nicht gehört!), aber das wäre mir egal.

    Danke für diese Aufnahme. Werde mir das " O Paradiso" auch mal gönnen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber La Roche,


    ich freue mich sehr, dass ich Dir mit dem Einstellen der Aufnahme eine Freude bereiten konnte - bei mir läuft sie auch in Dauerschleife. Ich denke, dass gerade das Rauschen, das hier in Kauf genommen werden muss, ein Hinweis darauf ist, dass hier eben noch nicht alles herausgefiltert und dadurch ausgedünnt worden ist, sondern dass die Stimme daher in einem frappierenden Detailreichtum abgebildet werden konnte, zumal es hier ja offensichtlich um eine Filmaufnahme geht; scheinbar ist das Filmband auch ein guter Träger für Stimmen.