SCHOSTAKOWITSCH - Was macht seinen Reiz aus ?

  • Einsteigerfreundlich unter den Symphonien aus meiner subjektiven Sicht: 11 - 12 - 5 - 7 - 15.

    Je nachdem, woher man kommt, könnten 2, 3, 13 und 14 problematisch sein (ich mag sie mittlerweile indes alle).


    Mein persönliches Problem besteht mit 4, der ich jede andere vorziehen würde. Aber das verstehen wohl wenige.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wer von der Klassik/Romantik kommt, dürfte mit Nr. 11 tendenziell am ehesten so etwas in der Art finden (vereinfacht gesagt).

    Nr. 12 finde ich sträflich unterschätzt und zu lapidar abgewertet. Dasselbe gilt für Nr. 2 und (mit leichten Abstrichen) sogar Nr. 3, die kompositorisch vielleicht seine schwächste Symphonie darstellt.


    Nr. 4 ist auf eine Art seine modernste, gewagteste, radikalste. Und genau deswegen habe ich wohl ein Problem mit ihr.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nr. 4 ist auf eine Art seine modernste, gewagteste, radikalste. Und genau deswegen habe ich wohl ein Problem mit ihr.

    Nicht nur Du. Auch der sowjetischen Führung war sie wohl zu progressiv.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wer von der Klassik/Romantik kommt, dürfte mit Nr. 11 tendenziell am ehesten so etwas in der Art finden (vereinfacht gesagt).

    Nr. 12 finde ich sträflich unterschätzt und zu lapidar abgewertet. Dasselbe gilt für Nr. 2 und (mit leichten Abstrichen) sogar Nr. 3, die kompositorisch vielleicht seine schwächste Symphonie darstellt.


    Nr. 4 ist auf eine Art seine modernste, gewagteste, radikalste. Und genau deswegen habe ich wohl ein Problem mit ihr.

    Danke für die Hörtipps! Wenn ich demnächst mal mit Petrenkos GA starte, nehme ich mir dann wohl die 11. zuerst vor.


    Die 2. kann ich mir immer durch die lustige Sirene/Tröte merken, da war ich beim ersten Hören maximal überrascht und dachte, es gibt einen Probealarm :hahahaha:


    An die 1. habe ich die Erinnerung, dass sie mir zu atonal war und ein Klavier hatte (mag ich nicht in Orchesterwerken, ich bin mit Ausnahme von Grieg/Schumann auch ein Klavierkonzertverächter), es ist aber ewig her, dass ich das Stück gehört habe.

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  • Die Klavierkonzerte sind beide eigentlich überhaupt nicht schräg, die würde ich dem Einsteiger empfehlen (obwohl ich das zweite nicht mag). Noch mehr das 1. Violinkonzert, das ist zugänglich und sehr ausdrucksstark. (Die Cellokonzerte dagegen spät, eher distanziert und schwierig). Letztlich höre ich vermutlich am häufigsten die Kammermusik, besonders Klaviertrio (Nr. 2), Quintett und Streichquartette (mit 3, 5, 8 oder 9 beginnen). Von den Sinfonien sind mir die meisten zu lang, selbst die beiden vielleicht besten, #4 und #8, zu anstrengend. 1, 5, 9, evtl. 11 (für Film- und Programmmusikfreunde) würde ich wohl von den Sinfonien als erstes nahelegen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die 4. ist seit einiger Zeit meine Liebste ...vorher war es die 5., und davor die 13.

    Heute Morgen zufällig entdeckt ...





    Das Video hat natürlich keinerlei Aussagewert, deckt sich jedoch mit meinem (momentanen) Standpunkt :yes:.

  • Alle anderen Sinfonien haben sich mir leider noch nicht wirklich erschlossen, ich hoffe, dass Petrenkos GA, die noch auf dem Ungehört-Stapel liegt, mir dabei weiterhelfen kann ;)

    Lieber Amdir,


    als Schosty-Fan habe ich mir die gut klingende NAXOS_GA mit Petrenko auch zugelegt, als diese als GA verfügbar war. So richtige volle Begeistung kam dann von der Int nicht auf, weil ich klar durch Kondraschin - Roshdestwensky - Swetlanow geprägt bin, was alle Sinfonien angeht. Petrenko geht die Sache recht sachlich und zwar präzise an, aber er reisst einfach nicht so mit wie :angel: die grossen alten Russen, die die Werke absolut auf Sidehitze bringen .. eine ganz andere Liga tut sich da auf !


    Aber nicht alle Neuaufnahmen sind aber "lasch".

    *** Die GA von Ashkenazy (Decca) habe ich in der Vergangenheit immer gerne als "moderne Referenz" bezeichnet. Keine Ausreisser, alle Klasse interpretiert.


    *** Eine der neusten GA hat mir auch die Socken ausgezogen = Michael Sanderling / Dresdener PH (SONY, 2019) ... tolle Int, durchweg angemessene Tempi, durchschlagskräftig und spannend; geradezu der Gegenpol zu dem zu sauberen oft zu abgeklärten Petrenko. Bei M.Sanderling war ich nur von der 10ten enttäuscht, die mir zu wenig Power hat und gerade besonders im so wichtigen 2.Satz ohne pepp und Kraft daherkommt. Der Klang ist aktuell und astrein ... leider nicht auf SACD verfügbar, aber auf CD auch TOP.


    *** Von Dmitri Sohn Maxim Schostakwitsch hätte ich mir bei seiner GA mit den Prager Sinfoniken mehr erwartet. Er bleibt spannungsmässig fast am unteren Ende, scheint jede Effekte zu meiden und bleibt einfach zu sauber ... ganz das Gegenteil von einigen seiner früheren Einzelaufnahmen (zum Beispiel der Sinfonie Nr. 15) mit Maxim Schostakowitsch / Moskauer PH (Melodiya/Eurodisc), wo er sich als Sohn und Interpret ausgezeichnet bewährte. Ich hatte ihn auch mal LIVE in der Beethovenhalle Bonn mit der 10ten erlebt ... ein denkwürdiges Konzert, das ich nie vergessen werde. ES liegt nicht am Orchester, sonderen einfach an seiner später geänderten Sichtweise. (Auch das VC Nr.1 mit Maxim / Salerno-Sonnenberg (EMI, 1992) ... man kann es sich nicht vorstellen, aber die gehört aus meiner Sicht zu den schwächsten Aufnahmen dieses grossen (grössten aller) VC !)


    *** Dagegen schätze ich alle Aufnahmen von meinem Liebling Georg Solti (Decca), der aber leider nur die Sinfonien Nr. 1, 5, 8, 9, 10, 13, 15 im Programm hatte .. alles sehr gute Int und Aufnahmen in der gewohnten TOP-Decca-Quali !


    *** Nicht mehr ganz so neu, aber absolut russisch klingend vom Schosty-Kenner und Freund ist die ausgewogenste aller GA, die alle Vorteile einer guten Int mitbringen und die von den Neueren alleine ausreichen würde um zufrieden zu sein = :thumbup: Rudolf Barshai / Kölner RSO (Brillant) ... diese GA war viele Jahre für nen lumpigen Zwanni zu haben !!!


    :S Leider kann ich mit den GA vom Schosty-Freund, dem Cellisten M.Rostropowitsch (EMI) und genau so mit der GA von Kitaenko aus Köln (Dacapo) wenig anfangen ... die sind mir Beide einfach zu langatmig und bleiben streckenweise im viiiiel zu langsamen Tempo stecken ... entsorgt ! Die sind so ganz und gar der Gegenpol zu meinem hochgeschätzten Kondraschin !



    Habt Ihr mal die 1. oder 6. probiert? Sollten da eigentlich auch gehen ...

    Klar, die Erste war zusammen mit der Neunten meine Initialzündung für Schostakowitsch. Die Erste ist die Abschlussarbeit des 21jährigen Studenetn Dmitri Schostakowitsch ... ein Meisterwerk per Excelance. Amerikanische UA durch Eugene Ormandy, der die Pauken im 4.Satz aber noch zu harmlos behandelt.


    Bei der Sinfonie Nr.6 weicht er mal von der Form ab, indem die 3 Sätze immer schneller werden ... bis zum atemberaubenden Finale ... bei der Aufnahme mit Roshdstwensky bleibt man nur noch fertig und regungslos im Stereohörsessel sitzen und muss das gehörte erst mal verdauen ... :hail:herrrrrrlich ... der absolute Wahnsinn. Dieses Erlebnis ist aber nur bei Roshdstwensky (Melodiya/Eurodisc) in dem Umfang gegeben, denn alle Anderen bleiben (zu sehr) auf dem Teppich ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • RE: Sinfonie Nr.4

    Nr. 4 ist auf eine Art seine modernste, gewagteste, radikalste. Und genau deswegen habe ich wohl ein Problem mit ihr.

    Mir ging es zuerst auch so. Nachdem ich dann aber verschiedene Aufnahmen gehört habe, hatte ich mich an die Sinfonie gewöhnt. Die scheinbar nicht enden wollenden Extasen im Fortissimo klingen in vieeln Int fast übertrieben und ohne innere Steigerung, zu gleichförmig bleibend; auch ohne Durchhörbarkeit hat man oft den Eindruck eines Klangbreies, der nicht enden will .....

    Ganz anders mit der LIVE-Aufnahme mit Roshdestensky von 24.Mai 1987, die für mich die absolute Referenz für die Vierte darstellt ... diese befindet sich mit den weiteren Hammeraufnahmen der Sinfonien Nr. 1, 4, 7, 9, und 10 in der BRILLANT-10CD-Roshdestwensky-Box:

    ES ist unfassbar was da abgeht ... Steigerungen in den Steigerungen ! Die übertrifft auch seine Studio-Aufnahme mit der Moskauer PH (Melodiya/Eurodisc, 1988).


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    Brillant, 1987 (Schost.4), ADD


    :!:Ne ganz dolle Box, die bei mir zu den Unverzichtbaren gehört.

    Heuer teuer geworden ....

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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