Crossover - Ein rotes Tuch für Klassikfreaks ?

  • Obwohl ich auch schon überlegt habe, ein Fitnesstudio zu besuchen, für einen 6 Pack. Vielleicht sollten wir weniger gut spielen, sondern mehr auf das Aussehen achten? Muskelkörper, Elektrogeige und die Mozart-Sonaten verkaufen sich im Konzerthaus von alleine!:pfeif: Vielleicht bekommen wir auch dann noch einen Werbeauftrag, für Vöslauer Mineralwasser?:stumm: Ups!

  • Zitat

    Original von m-mueller
    'http://www.jazzpages.com/AndreasRuetten/index.htm


    Sei nicht so faul. Ich habe dort drei mal den Begriff "Kontrapunkt" gefunden, aber nicht in einer so krausen Theoriebildung wie der Deinen.

  • Zitat

    Original von m-mueller
    Jacques Loussier hat es nicht nötig, in feuchten Hemden aufzutreten (wär vielleicht auch ein bißchen zu alt dafür), er macht einfach nur gute Musik. Und das seit 30 Jahren. Insofern kann man ihn nicht so wirklich mit Vanessa Mae vergleichen.


    Ich möchte das mal so formulieren: Jacques Loussier spielt den gleichen Schrott wie Vanessa Mae und sieht noch nicht mal gut aus.

  • Ist mir doch klar! Aber was wollen wir eigentlich?
    Wir müssen gut sein, nein genial, nee abgehoben, als Musiker!
    Wir werden einem Druck ausgesetzt, der samt Micro, nicht geschaffen wird!
    Aber am Ende sind wir toll und das Publikum wird uns dafür lieben! Weil wir, wir sind, die es spielen oder gar auch hören!
    Kiss, Max

  • Zitat

    Original von Robert Stuhr


    Ich möchte das mal so formulieren: Jacques Loussier spielt den gleichen Schrott wie Vanessa Mae und sieht noch nicht mal gut aus.


    De gustibus non est disputandum, zumal ja niemand gezwungen wird, Jaques Loussier zu hören. Schrott ist das wahrlich nicht, was dieses Trio spielt. Und die spielen ja nicht nur Bach. Die Satie-CD ist eine absolute Empfehlung meinerseits.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Und was ist jetzt mit der "Ionisation" von Varèse? Da gibt's Klavier und Schlagzeug.
    Ist das jetzt eher reiner Pop oder Crossover? :pfeif:
    :hello:


    Das ist total kranke, futuristische Geräuschmusik, die eh kein Aas hören will.


    Dieses ganze atonale Zeugs wieder.... :baeh01:


    LG
    Wulf.

  • Zitat

    Original von Barezzi


    Wäre er in Peru geboren, hätte er wohl für Panflöte komponiert -
    :hello:
    Stefan


    :hahahaha::hahahaha: Das ist ja erst mal eine scharfe Vorstellung.


    Kumba ya, my Lord, kumba ya.... :hahahaha::hahahaha:


    Die h-moll-Variante für Panflöte - das hat im unedlich langen "hätte Bach, dann wäre"-Zirkus noch gefehlt....


    :hello:
    Wulf.

  • Zitat

    Original von Wulf
    Die h-moll-Variante für Panflöte - das hat im unedlich langen "hätte Bach, dann wäre"-Zirkus noch gefehlt....


    Na ja, schlimmer gehts immer - stell Dir vor, er würde zu Florian Silberlocke kommen :rolleyes: oder so krassem Bach Köthen Gangsta Ghetto Style in da Houze 8)
    Ganz zu schweigen von der 20-Cent-Passion :boese2:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Ich habe heute einen interessanten Artikel in der Zeit zu diesem Thema gefunden und will Euch diesen nicht vorenthalten. Damit dieser bequemer zu erreichen ist, hier der Link( Alfred, ich hoffe, dass der Link kein Problem für Dich ist.):
    Die Zeit


    lg,
    Franz

    Sagt nicht:"Ich habe die Wahrheit gefunden", sondern:"Ich habe eine Wahrheit gefunden." (Khalil Gibran; Der Prophet, dtv, 2002)

  • Zitat

    Original von Barezzi
    oder so krassem Bach Köthen Gangsta Ghetto Style in da Houze
    :hello:
    Stefan


    ist zwar nicht ganz der Gangsta, nichtmal ein brotha, aber Alejandro Silva humpelt mit seiner E-Gitarre in nicht einmal 1:30 Minuten durch die 13. Invention - und es macht wirklich Spaß, ihm zuzuhören.

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  • Hm trotz aller Definitionen werden wir dem Thema „Crossover“ nicht so recht beikommen, fürchte ich, weil wir hier kontextuell gesehen mit Äpfel und Birnen unklar kommen.


    Erstmal das Positive.


    Crossover innerhalb des U-Musik-Bereiches funktionieren oft fabelhaft und bringen interessante neue Stilrichtungen hervor, nicht nur im Jazz. (Trip-Hop, anyone?) Crossover im E-Musik-Bereich halte ich für ähnlich produktiv, wenn darunter das Mischen von Stil- und Epochenlelementen zu verstehen ist. Generell sollten wir dabei auch nicht die Kunstrichtung der Collage vergessen, die intim mit dem (romantischen) Motiv des „Torso“ verwandt ist. (Daß die Postmoderne mit der Romantik einiges gemeinsam hat, erschließt sich nicht so ohne weiteres; Fredric Jameson oder Niall Lucy wären hier als Lektüre zu empfehlen. “Fragments are the only form I trust” — schnell, von wann und wem stammt das? ;) ) (Na! — im Internet nachsehen gilt nicht.) Ob Fusion oder Collage einem Crossover konzeptuell Pate stehen, spielt dabei auch eine große Rolle. Beides kann sehr produktiv sein.


    Nun das Negative.


    All das ist natürlich nur der Fall im Rahmen einer — wie auch immer gearteten — Schaffenshöhe. Bei Crossovern zwischen U- und E-Musik ist Schaffenshöhe fast immer Mangelware oder maximal auf Däumlingshöhe; das betrifft “The 417 Tenors” ebenso wie Hofmann, wenn dieser sich beim Jodeln von “There Is a House in New Orleans” (ausgerechnet!) mit klassischer Gesangstechnik die Stimme ruiniert.


    Aber andererseits.


    Niveauvollere Gegenbeispiele jedoch gibt es meiner Ansicht nach schon: Die bereits erwähnten Beispiele von Jethro Tull, Deep Purple oder Malmsteen. Oder, wie ich hinzufügen würde, Manfred Mann's Earthband, die oft klassische Themen verarbeiten und deren fast 20-minütiger “Earth Song”, z. B., auf das Mittelsatz-Thema des a-moll Violinkonzertes aus dem L'estro Armonico-Zyklus aufgebaut ist, oder “Starbird”, das auf dem Feuervogel-Thema aufbaut.


    Und doch.


    Hier gibt's, neben der Schaffenshöhe, noch einen anderen Unterschied. Weder Ian Anderson noch Jon Lord noch Manfred Mann „wildern“ in fremden Revieren: das Ziel ist gute, neue und „angereicherte“ Rockmusik. Werden Rockfans jetzt zu Vivaldi oder Hindemith greifen? Kaum. Wäre das die Absicht gewesen? Natürlich nicht. Findet irgendjemand durch tenorales Geträllere in knöcheltiefen Tümpeln ernsthaft zur E-Musik? Würde verwundern. Füllt sich der Tümpel mit Silberlingen? In der Tat.


    Die Äpfel und Birnen, nun endlich.


    Das Hauptproblem sinnvoller Crossover liegt IMHO darin, daß wir durch unsere Fixierung auf Töne den Kontext vernachlässigen. Töne von Wolfgang Amadeus und Töne von Britney unterscheiden sich nicht nur durch die Komplexität. (Und ein paar andere Dinge, aber zumindest verbindet beide zur Zeit das Perücketragen LOL!). Worin sich die Töne aber ganz enorm unterscheiden ist die soziale Funktion (danke an meinen Freund Thomas, Psychologe/Soziologe, für diesen Gedanken). Anna, die Bruckner hört und Betty, die Robin Williams hört, hören nicht lediglich unterschiedliche Musik, sondern hören diese Musik auch aus unterschiedlichen Beweggründen, hören sie auf andere Weise, erinnern sie auf andere Weise. Die Funktion, die diese Musik jeweils in ihrem Leben hat, ist nicht nur verschieden, sondern weitgehend inkompatibel. (Worin genau diese Inkompatibilität besteht und eine Erörterung der Funktionen wäre bei Gelegenheit einen Thread wert.)


    Was dann hieße.


    Von daher sind Crossover, wie ich finde, nicht bloß heikel. Ein „echter“ Crossover zwischen U- und E-Musik, der in unserem Hörverhalten etwas nachhaltig bewegen würde, müßte nicht nur eine enorme Schaffenshöhe in künstlerischer Hinsicht aufweisen, sondern müßte auch die beiden unterschiedlichen Funktionen miteinander zu verbinden wissen. Und das ist, seit der Trennung in U- und E-Musik vor einer historisch gesehen gar nicht so langen Zeit, eine monumentale Herausforderung.


    So weit, so schlecht.


    Aber vielleicht war ja die holländische Gruppe Exception, deren Alben sich im Verlaufe der 70er in jedes Wohnzimmer mit Plattenspieler vermehrten, in dieser Hinsicht der große Wurf — den wir wegen unserer zu geringen historischen Distanz nur noch nicht als solchen zu erkennen wissen. ;)


    ^_^J.

    Einmal editiert, zuletzt von gyokusai ()

  • Hallo gyokusai,


    hast Dich da ja mit einem sehr schönen Beitrag gleich ordentlich eingeführt.


    Wie würdest Du die Schaffenshöhe bestimmen? Suche da noch nach einem adäquaten Zollstock.


    :hello:

  • Na im Moment braucht der ja noch nicht so hochskaliert zu sein. Für die ganz alltägliche Crossover-Schaffenshöhenmessung würde sich ein Laser-Meßwerkzeug aus der Prozessorfertigung anbieten. 8)


    ^_^J.

  • Nach langer Zeit krame ich diesen Thread wieder einmal hervor, um Euch auf eine Crossover-Musik aufmerksam zu machen, die ich sehr mag und Euch gerne ans Herz legen möchte:



    "Luz Y Norte" Lucas Ruiz de Ribayaz, Madrid 1677
    The Harp Consort, Andrew Lawrence King


    Das Harp-Consort hat für diese CD von 1995 Stücke aus der Sammlung "Luz Y Norte" mit spanischer, italienischer, südamerikanischer und afrikanischer Tanzmusik des 17. Jahrhunderts eingespielt. Die Aufnahme ist ohnehin sehr empfehlenswert.


    Als besondere Überraschung enthält die CD jedoch noch zwei besondere Zugaben. Es handelt sich um spanische Lieder, die der Rockmusiker John Paul Jones (Led Zeppelin) beigesteuert hat. Jones hat, wie es im Booklet so schön formuliert ist, seinen E-Bass zur Seite gelegt, "um neue Stücke für die typischen akustischen Instrumente einer Band des 17. Jahrhunderts - Barockharfe, Chitarrone und Viola da Gamba - zu schreiben". Herausgekommen ist dabei eine sehr stimmungsvolle und "farbenfrohe" Musik, die - noch dazu wenn sie von Musikern wie Andrew Lawrence King, Hille Perl und Thomas Ihlenfeldt interpretiert wird - einfach Freude macht.


    Viele Grüße
    Frank

  • Neulich brachten sie im TV einen Beitrag, in dem Thomas Quasthoff Jazz-Stücke sang. So schlecht fand ich das gar nicht, obwohl ich kein Jazz-Fan bin und demnach auch nicht viel Ahnung davon habe.

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  • Mozartband: Soul



    Meine Lieblings-Crossover-CD ist seit längerem diese der Wiener Mozartband. Mozart als Gegenwartskomponist verstanden bewegt sich zwischen Blues, Rock und Pop. Beim Beethovenfest 2005 konnte ich die Truppe live erleben - und im Publikum fand man die ganze Bandbreite von Mozart- und Rockliebhabern.


    LG Peter

  • Ich äußere mich was provozierend: gute Musik kann nicht vergewaltigt werden.


    Ich kenne die Bearbeitungen von Jacques Loussier. Loussier spielt Klavier, aber ein anderer Franzose (Raymond Guyot), der Flöte spielt, macht genau dasselbe. Sie haben beiden einige nicht schlechte Bearbeitungen gemacht. Und das sagt einer, der kein Jazzliebhaber ist.


    Von Tom Parkers Bearbeitungen bin ich ganz entzückt. Sowie von seinem Kollegen Louis van Dijk.
    Nicht umsonst habe ich mehrere dieser Bearbeitungen bei meinen Easy-Lis'nin' CDs benützt. Und werde das noch tun.


    LG, Paul

  • Diesbezüglich, lieber Paul, gibt es einige hervorragende Leute bei Euch in Holland (und Belgien), die leider den Sprung nach Deutschland nicht geschafft haben. Louis van Dyke hast Du bereits genannt. Der Mann ist tatsächlich ausgebildeter Konzertpianist, gründet aber früh das Louis van Dyke Trio und spielt auf den seit 1967 erscheinenden Platten: Klassikbearbeitungen. Pim Jacobs und Laurens van Rooyen taten das auch, wenngleich nicht so massiv wie Louis van Dyke. Wo ein Orchester gebraucht wurde, war Rogier van Otterloo ein einfühlsamer Begleiter. Bei den Flötisten wird dann wieder gepunktet: Thijs van Leer und Chris Hinze sowie Anneke de Vries (mit ihrer zauberhaften Platte "Con Amore"). Und um 1986 kam dann noch ein gewisser Jaap van Sweden mit ins Spiel: Zusammen mit Louis van Dycke und Anneke de Vries bildete Jaap van Sweden ein Trio, das eine Platte mit Mozartbearbeitungen aufgenommen hat.


    A propos Mozart: Hier denke ich stets an eine Gemeinschaftsplatte von Sky und der Academy of St. Martins in the fields. Die heißt auch Mozart. Selten das Lied "Komm lieber Mai und mache" so schön gehört.


    So, die meisten meiner liebsten niederländischen Musiker habe ich nun erwähnt (Wim Overgaauw und Harry Sacksioni gehören nicht hierher, weil kein Crossover). Paul, hast Du noch mehr?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Danke, lieber gyokusai, für diese überaus kluge Einlassung! :jubel: :jubel:


    Allein, eine Frage habe ich doch - zu diesem »Soziologenabschnitt«:


    Zitat

    Original von gyokusai
    Worin sich die Töne aber ganz enorm unterscheiden ist die soziale Funktion (danke an meinen Freund Thomas, Psychologe/Soziologe, für diesen Gedanken). Anna, die Bruckner hört und Betty, die Robin Williams hört, hören nicht lediglich unterschiedliche Musik, sondern hören diese Musik auch aus unterschiedlichen Beweggründen, hören sie auf andere Weise, erinnern sie auf andere Weise. Die Funktion, die diese Musik jeweils in ihrem Leben hat, ist nicht nur verschieden, sondern weitgehend inkompatibel. (Worin genau diese Inkompatibilität besteht und eine Erörterung der Funktionen wäre bei Gelegenheit einen Thread wert.)


    Gesetzt den Fall, daß die These hinsichtlich der Inkompatibilität stimmte: Was ist mit Medard, der Biber hört und Medard, der Alice in Chains hört; Medard, der Rihm hört und Medard, der dEUS hört; Medard, der Brahms hört und Medard, der Jeff Buckley hört; Medard, der Bruckner nicht mag und Medard, der Robin Williams noch weniger mag; usw.


    ?( ?( ?(


    Viele Grüße,
    Medard


  • Das finde ich nun nicht gerade ein Problem. Oder hast Du den Eindruck, daß diese Musiken unterschiedliche und inkompatible Funktionen bei Dir erfüllen?


    Aber mir scheint doch sehr zweifelhaft, ob für jemanden, der allein vor seiner Stereoanlage Bruckner oder Zappa oder Schnittke oder Nirwana oder was auch immer hört, diese Musik jeweils völlig unterschiedliche oder sogar inkompatible Funktionen hat.


    Musik, die zum Tanzen, im Fitneßstudio usw. gehört wird, hat gewiß eine andere Funktion als die, die man im klassischen Konzert hört.


    Aber wenn die Musik als Musik, nicht als Hintergrundgedudel, zum Tanzen, Mitgrölen, Flirten, was weiß ich noch rezipiert wird, hat sie doch zumindest sehr ähnliche Funktionen. Oder um bei banalen Beispielen zu bleiben: Wenn jemand aus Liebeskummer die Winterreise hört, hat die für ihn dieselbe Funktion wie wenn er Autumn Leaves, As time goes by oder Yesterday oder einen aktuellen Popsong hören würde. Selbst wenn jemand, um sich in Stimmung X zu versetzen, Musik A hört, um sich in Stimmung B zu versetzen, die ganz andere Stilrichtung B, so ist das m.E. dieselbe Funktion.


    Was also, klammert man die offensichtlich äußerlichen Funktionen wie Tanzmusik (und meistens haben Soziologen höchstens darüber was zu sagen) aus, sind die derart gravierenden Unterschiede?


    Ich persönlich höre Musik eigentlich nicht aus völlig unterschiedlichen Beweggründen. Ich mißbrauche durchaus klassische Musik zur Entspannung oder als Hintergrund, ich höre vergleichsweise ernsthaft 20 Versionen von La Paloma nacheinander. Eigentlich fallen mir nur geringfügige Unterschiede analog dem Heraufbeschwören verschiedener Stimmungen ein. (Analog, weil ich das mit den Stimmungen selten explizit so mache, aber irgendwie unterschwellig wird es wohl so was sein, was einen mal zu der, mal zu jener Musik greifen läßt)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Zitat

    Original von Thomas Pape
    Zusammen mit Louis van Dycke und Anneke de Vries bildete Jaap van Sweden ein Trio, das eine Platte mit Mozartbearbeitungen aufgenommen hat.


    Lieber Thomas,


    Ich weiß von Mozartbearbeitungen und Jaap van Zweden. Hat er die aber mit Anneke de Vries oder Berdien Sternberg aufgenommen (die hast Du noch vergessen).


    Und ich weiß erst mit Recht von Mozartbearbeitungen durch Louis van Dijk
    Hab zwei wunderbare Mozart-"Pop" CDs zusammenstellen können dank Van Dijk, Sternberg und Parker.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Das finde ich nun nicht gerade ein Problem. Oder hast Du den Eindruck, daß diese Musiken unterschiedliche und inkompatible Funktionen bei Dir erfüllen?


    Nein.


    Zitat

    Aber mir scheint doch sehr zweifelhaft, ob für jemanden, der allein vor seiner Stereoanlage Bruckner oder Zappa oder Schnittke oder Nirwana oder was auch immer hört, diese Musik jeweils völlig unterschiedliche oder sogar inkompatible Funktionen hat.


    Ja, eben. Derowegen halte ich die These, daß das Hören bspw. von Bruckner einerseits und Robin Willimas andererseits eine grundsätzlich andere Funktion habe, für eine Soziologen-Fiktion (und das aus meiner Tastatur! ;) ).


    Zitat

    Musik, die zum Tanzen, im Fitneßstudio usw. gehört wird, hat gewiß eine andere Funktion als die, die man im klassischen Konzert hört.


    Stimmt, hier wird die jeweilige Funktion aber vom Kontext bestimmt und nicht von der Musik.


    Zitat

    Aber wenn die Musik als Musik, nicht als Hintergrundgedudel, zum Tanzen, Mitgrölen, Flirten, was weiß ich noch rezipiert wird, hat sie doch zumindest sehr ähnliche Funktionen. Oder um bei banalen Beispielen zu bleiben: Wenn jemand aus Liebeskummer die Winterreise hört, hat die für ihn dieselbe Funktion wie wenn er Autumn Leaves, As time goes by oder Yesterday oder einen aktuellen Popsong hören würde. Selbst wenn jemand, um sich in Stimmung X zu versetzen, Musik A hört, um sich in Stimmung B zu versetzen, die ganz andere Stilrichtung B, so ist das m.E. dieselbe Funktion.


    :yes:


    Zitat

    Was also, klammert man die offensichtlich äußerlichen Funktionen wie Tanzmusik (und meistens haben Soziologen höchstens darüber was zu sagen) aus, sind die derart gravierenden Unterschiede?


    Weiß nicht. Ich wüßte keine... Darum ja meine Nachfrage.


    Zitat

    Ich persönlich höre Musik eigentlich nicht aus völlig unterschiedlichen Beweggründen. Ich mißbrauche durchaus klassische Musik zur Entspannung oder als Hintergrund, ich höre vergleichsweise ernsthaft 20 Versionen von La Paloma nacheinander. Eigentlich fallen mir nur geringfügige Unterschiede analog dem Heraufbeschwören verschiedener Stimmungen ein. (Analog, weil ich das mit den Stimmungen selten explizit so mache, aber irgendwie unterschwellig wird es wohl so was sein, was einen mal zu der, mal zu jener Musik greifen läßt)


    viele Grüße


    JR


    Geht mir ähnlich, glaube ich zumindest. In den Player wandert, wozu ich je aktuell (bewußt oder unbewußt) Lust habe, manchmal auch worauf der Kalender gerade mal Lust macht (Advent, Weihnachten, Fastenzeit oder sonst was [obgleich ich ein eher wenig religiöser Mensch bin]).
    Jedenfalls bin ich eher skeptisch, die musikalischen Vorlieben von Personen auf grundsätzlich »unterschiedliche Beweggründe«, »unterschiedliche Hörweisen« usw. zurückführen und daraus grundsätzliche unterschiedliche Funktionen des Musikhörens ableiten zu wollen.


    Viele Grüße,
    Medard

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl



    Ich persönlich höre Musik eigentlich nicht aus völlig unterschiedlichen Beweggründen. Ich mißbrauche durchaus klassische Musik zur Entspannung oder als Hintergrund, ich höre vergleichsweise ernsthaft 20 Versionen von La Paloma nacheinander.


    Für mich gibt es auch nicht allzu viele verschiedene Beweggründe. Und diejenigen, die ich habe, fülle ich getrost mit jedweder Art von Musik. La Paloma kannst du mittlerweile auf 6 CDs übrigens in über 100 Versionen hören, doch mehr als 15 hintereinander habe ich ehrlich gesagt auch noch nicht geschafft.


    Und bringt bitte nicht dauernd Robin Williams ins Spiel. Der kann nun echt nichts dafür - der singt überhaupt nicht! Oder ist mir im Club der toten Dichter etwas entgangen?


    LG
    B.

  • Für mich ist Crossover solange kein Problem, wie es gut gemacht ist. Die von Peter genannte Mozartband z.B. finde ich auch kongenial und höre sie mit Begeisterung, ebenso geswingten Bach, Händel oder Pauls Easy listenigs usw.
    Schwierig für mein ästhetisches Empfinden finde ich den versteckten und in meinen Ohren unehrlichen Crossover von Leuten wie Rieu oder Lotti. Schwierig finde ich auch , wenn klassisch ausgebildete, insbesondere grosse dramatische Stimmen sich an einem Repertoire versuchen, für das ihre Gesangstechnik nciht geeignet ist. Das möchte ich persönlich nciht hören.
    Aber ansosnten immer wieder derselbe Satz: es gibt nur gute oder schlechte Musik.


    F.Q.

  • Zitat

    Original von musicophil
    Ich weiß von Mozartbearbeitungen und Jaap van Zweden. Hat er die aber mit Anneke de Vries oder Berdien Sternberg aufgenommen (die hast Du noch vergessen)
    LG, Paul


    Lieber Paul,
    Bei Philips sind seinerzeit Ode aan Amadeus deel 1 + 2 erschienen. Teil eins wird von Jaap van Zweden und Berdien Stenberg bestritten, Teil 2 von Jaap van Zweden, Anneke de Vries und Han de Vries. Und auf beiden Platten taucht Louis van Dijk als Gast auf.


    Berdien Stenberg hatte in Deutschland mit der Platte Rondo Russo einen ziemlichen Erfolg (muß 1984 gewesen sein). Dummerweise war sie bei Polydor unter Vertrag und die haben versucht (typisch für dieses Label) den Erfolg der ersten Platte zu wiederholen. Die Folgeplatten waren daher eher entbehrliche Kopien der ersten. Leider. Da hat Polyor mal wieder ganze Kommerzialisierungsarbeit geleistet :no: . Eine schöne Platte hat sie aber später mit James Last aufgenommen. Berdien Stenberg wäre seinerzeit angesichts ihrer Fähigkeiten besser bei der niederländischen CBS untergeschlüpft als bei der deutschen Polydor.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Schon als kleiner Junge hatte ich ein Faible für klassische Musik in modernem Gewand: "Classics with a beat" oder "Mozart a go go" usw., wenn man zur "Kleinen Nachtmusik" mit den Füßen wippen und mit den Fingern schnippen konnte.


    Später haben namhafte Musiker das salonfähig gemacht - bestes Beispiel für mich ist Waldo de los Rios, der argentinische Pianist, Arrangeur und Dirigent, mit dem Manuel de Falla Orchester Madrid:



    Diese Musik hat mir damals die großen Meister erst nähergebracht, und bis heute höre ich die Arrangements noch gerne.


    LG


    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Klawirr
    Allein, eine Frage habe ich doch - zu diesem »Soziologenabschnitt«:


    Hallo Medard —


    erst mal vielen Dank für die Blumen! =)


    Wie ich in meinem Vorstellungsbeitrag (und irgendwoanders auch noch, glaube ich) erwähnte, bin ich ebenfalls ein großer Fan diverser nicht-klassischer Musikarten *hüstel*. Aber was mir bisher als Antwort zu Deinem klugen Fragenfeld einfiel, erschien mir zu spontan (und zu trivial). Ich möchte mich selbst erst noch ein bißchen beobachten, mit etwas Abstand. Ich denke zum Beispiel, daß auch innerhalb der Klassik selbst unterschiedliche Funktionen am Werk sind im besagten Sinne. Bei meiner großen Göttermythentour zu Ostern fiel mir beispielsweise auf, daß Wagner bei mir auf jeden Fall eine andere Funktion erfüllt als die meiste andere Klassik, die ich höre. Okay, vielleicht nichts Neues — aber ich glaube, da warten noch mehr Unterschiede als nur der bei Wagner.


    Ich drösel daran zur Zeit jedenfalls noch herum.


    Liebe Grüße,
    ^_^J.


    (p.s. meine Diss habe ich vorletzte Woche eingereicht *uff!*, aber ich bin unentschieden, ob ich erst Feedback von meinem Doktorvater abwarten oder Dir jetzt schon das bewußte Unterkapitel schicken soll ... auch an dieser Entscheidung drösel ich noch herum!)

  • Rondo Veniziano beispielsweise empfinde ich als schlichte Beleidigung für die Barockmusik. Ein Glück scheint es aber zumindest DAMIT ja weitestgehend vorbei zu sein - ich habe zumindest schon lange nichts mehr von diesen klebrigen Schmalzern gehört. Aber auch die schon oben genannten Versüsslichungen durch "Die drei Tenöre" oder aber Helmut Lotti mag ich nun gar nicht.

    alle Menschen werden Brüder ...

  • @ Aquarius und Rondo Veniziano


    Ich muss allerdings dazu sagen, daß es Leute gibt die durch diese Art der Musik dann später zur Barockmusik oder auch zur Klassik gekommen sind.
    Quasi war das der Türöffner !


    ( Ich war es nicht ! ) :D


    Von daher halte ich es nicht unbedingt für falsch, daß es so etwas gibt.
    Klassik light halt ...



    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • ich habe gerade mal in das "Loussier Bach Book" hinein gehört.



    ähm ja.... Kitsch, mehr fällt mir dazu nicht ein.


    Larifari für eine langweilige Stehparty.



    Nee das geht gar nicht.



    die Goldbergvariationen sind auch nicht besser.




    Da wird ein unnötiger Jazz - Kitsch drumherum gepackt, was diese Musik einfach nicht nötig hat.


    Auf mich wirkt das wie eine krampfhafte und vor allem mißglückte Bearbeitung - was soll allein schon das Schlagzeug ?
    - das weiß doch gar nicht was es machen soll - das fünfte Rad am Wagen.


    Mag sein das Jazz und Barock gut zusammen passen, Pluhar hat es vorgemacht, aber das Zeugs von Louissier ?! - das sind wirklich zwei Fremdkörper die man zusammengenäht hat.
    Eine Art musikalischer Frankenstein :kotz:


    Zitat

    bei mir gehört beispielsweise Loussier mit seinen fürchterlichen Bach-Verwurstungen in die dunkelste Ecke



    jepp dem Statement schließe ich mich uneingeschränkt an - nach dem Anhören dieser Vergewaltigungen weiß man die richtigen Aufnahmen mit Bachs Musik wieder richtig zu schätzen :D

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