ZitatOriginal von Hayate
Man sollte sich einfach so gut es geht an die Tempi-Vorgaben des Komponisten halten.
Natürlich sind diese Angaben oft nicht genau zu bestimmen, daher sind kleinere Abweichungen möglich, das ist mir klar, das ist dann die Interpretation.
Aber bei so extremen Tempounterschieden frage ich mich dann schon: "Was soll das?"
Lieber Hayate,
als RRHP (relativ radialer HIP Proselyt) darf ich zu dieser Deiner Frage vielleicht ein musikwissenschaftlich völlig unfundiertes persönliches Statement abgeben.
Die unglaublich triviale Wahrheit ist: Tempo ist relativ. Es hängt davon ab, wie die Akustik ist, wie groß die Besetzung ist und wie differenziert ein Werk gestaltet wird. Eine große Besetzung in einem großen Saal wird immer zu langsameren Tempi tendieren als der Einzelne Partiturleser in seinem Kopf - so kann auch ein schnelleres Tempo unter Karajan "ziagada" (langweiliger) wirken als ein erheblich langsameres unter Klemperer, der die Musik ganz anders zu gestalten weiß.
Meine persönliche Meinung ist, dass es kein "richtiges" Tempo gibt, es kommt immer auf die Umstände und auf die Stimmung des Hörers an - manchmal wünsche ich mir zB den ersten Satz der B-dur Sonate von Schubert in 30 oder gar 35 Minuten...
Heutzutage gibt es dafür zum Glück Software .
Versuch' es doch mal mit Kl'Empereurs Eroica auf youtube - einfach Klemperer in die Suchfunktion eingeben. Ein grotesk langsames Tempo, aber die Detailgestaltung ist so intensiv, dass dieses Tempo einfach notwendig ist, um die Information auch vermitteln zu können.
Und jeden Tag bin auch ich als bekennender Kl'Empereur-Anbeter dafür nicht zu haben...
BBF