Anna Netrebko - Einzigartig oder nur Marketing?

  • Ich habe gelesen, dass bei der ersten Vorstellung kürzlich an der Met beide wohl nicht in Topform gewesen seien. Aber das kann sich ja noch ändern. Eine längere Pause hinterläßt eventuell doch ihre Spuren.
    Allerdings muss ich sagen, dass ich durchaus etwaas für Anna N. übrig habe. Meine erste "Begegnung " mit ihr war ein Konzert im TV aus St. Petersburg mit Dmitri Hvorostovsky und sie hatte mich damals durchaus beeindruckt, obwohl ich da noch nicht mal ihren Namen kannte.


    Jolanthe

  • Das war auch meine erste Begegnung.
    Dort hat sie meiner Meinung aus der Lucia gesungen,
    und ich fand sie damals hervorragend.
    Wurde dadurch auf sie aufmerksam.


    Rita

  • Samstag, 7. Februar 2009 - Radio NDR Kultur - 19.00 Uhr
    (+ div. andere Sender)


    "Lucia di Lammermoor" - Live aus New York
    NDR Kultur überträgt live aus der Metropolitan Opera in New York


    Die Darsteller:


    Lucia: Anna Netrebko, Sopran
    Edgardo: Piotr Beczala, Tenor
    Chor und Orchester der Metropolitan Opera
    Leitung: Marco Armiliato


    Zitat

    Lucia di Lammermoor liebt heimlich einen Feind ihrer Familie, Edgardo. Doch ihr Bruder will sie mit Lord Arturo verheiraten. Lucia flüchtet sich in den Wahnsinn ...1835 fand die Uraufführung dieser bis heute erfolgreichen Oper in Neapel statt. Geschrieben hat sie Donizetti nach einem Roman des damals populären schottischen Schriftstellers Walter Scott.


    Die Musik, die den Sängern viel Raum zur Entfaltung lässt, wurde schon bei der Uraufführung stürmisch gefeiert, und bis heute gilt die Wahnsinnsszene Lucias als eine der brillantesten und herausforderndsten ihrer Art in der gesamten Operngeschichte.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Gleich begint der dritte Akt der Lucia di Lammermoor (Wahnsinszene) aus der Met über NDR Kultur oder Bayern 4 (?), auf jeden Fall in Internet mit :


    Marco Armiliato; Anna Netrebko, Piotr Beczala, Mariusz Kwiecien, Ildar Abdrazakov


    Rolando Villazón ist indisponiert


    arimantas


    :hello:


    Nach der Aufführung: Vorsichtig formuliert ist die Lucia nicht eine Rolle für Anna Netrebko, was nicht nur mit fehlenden Spitzentönen zu tun hat.


    Traurig wäre allerdings, wenn die die Indisposition Villazóns der Anfang vom Ende wäre.

  • Rolando Villazon hat gut daran getan, indisponiert zu sein.


    Er hätte in diese Mannschaft weder stimmlich noch vom Darstellerprofil gepasst.
    Mehr dazu im passenden Thread.



    F.Q.

  • Ich lese gerade Arimanthas Wertung der Netrebko.
    Sie hat die Partie m.E. bewältigt und sich gegen Ende erheblich gesteigert, was bei dieser Extremanforderung schon eine Sonderleistung ist.
    Am Anfang fand ich sie leider vollkommen nichtssagend, obschon ich ihr stimmlich nichts vorzuwerfen hätte, bis auf ein zu ausgeprägtes Vibrato ganz zu Beginn. Fehlende Spitzentöne fehlen nciht, denn sie stehen nicht in den Noten- ausserdem hat sie zwar keine es 3 gebracht, aber serh wohl mehrere ausgehaltne c3. Bei dieser Rolle ist Ökonomie angesagt- schliesslich hmuss man auch den dritten Akt noch überleben und der ist zudem der schwierigste.
    M.E. hat sie eine korrekte und ordentliche Leistung gebracht, allerdings ohne Glanz und Enthusiasmus.
    Äusserlich hat sie sich nach der Schwangerschaft ziemlich verändert- für mich nicht eben zum Vorteil. Stimmlich ist sie eher besser geworden, sauberer und klarer- mit leichter Gefahr zum zu ausladenden Vibrato.
    Die Werbeszenenbilder aus den Vorschauen müssen aber in jedem Fall vorher aufgenommen sein......


    Phantastisch gut war der eingesprungene Beczala- er passte auch vom Timbre und dem etwas verhaltenen Temperament viel besser in dieses Ensemble als Villazon.
    R.V. wäre hier bei einer insgesamt kühl wirkenden Lucia eher unangenehm udn evtl sogar hysterisch aus der Rolle gefallen, scheint mir.
    Mich hat auch Mariusz Kwiecien sehr beeindruckt- ein toller und technisch bombensicherer Bariton, der den Enrico in aller Härte und Verzweiflung wunderbar verkörperte.


    Wer etwas zur Inszenierung wissen will, bitte morgen nachfragen, bin zu müde.


    F.Q.

  • Nachdem ich die Aufführung der Lucia gestern abend im Kino gesehen habe, nehme ich mein Bedauern über Rolando Villazons Ausfall zurück. So wie ich Villazon bisher kennengelernt habe, hätte er weit weniger in das Ensemble , die Stimmfarben und die allgemeine "Bûhnenatmosphäre" gepasst als Beczala.
    Letzterer hat einen sehr sehr guten Edgardo gesungen und den grossen Jubel, der ihm zuteil wurde, vollkommen verdient. Er hat ein slawisches Sängertrio aufs Beste bereichert und sich damit sicher noch eine Stufe höher auf der Karriereleiter gesungen. Bravissimo! :jubel:


    Was Frau Netrebko angeht, der ja dieser Thread gewidmet ist:


    Wenn man von der gestrigen Vorstellung als Lucia ausgeht: ich bin relativ sicher, dass der Hype um diese Sängerin abebben bzw eine andere Richtung einnehmen wird.
    Ich bin zwar kein Mann, glaube aber das durchaus beurteilen zu können und hatte ausserdem auch zwei Männeraugen zur Seite:
    vom ihr bis dato so reichhaltig zugesprochenen Sexappeal wenig bis nichts.
    Sie erscheint mir nach der Schwangerschaft in jeder Hinsciht sehr verändert.
    Das hat nciht vorrangig mit den zugelegten Pfunden zu tun, (wobei die auch nciht ganz zu vernachlässigen sind) sondern mit einer Gesamtausstrahlung der Persönlichkeit
    Ob sich dieser Einzeleindruck bestätigt oder sie in einigen Monaten/Jahren wieder zu der "alten Anna Netrebko" zurückkehren wird, kann natürlich niemand wissen.
    Die erste Rückkehr nach der Geburt ihres Sohnes udn dann gleich in einer solchen Riesenrolle war sicherlich eine sehr grosse nervliche Belastung. Sowohl aus den kurzen Pauseninterviews mit Natalie Dessay-
    (ich finde es im übrigen eine rückscihtslose Unmöglcihkeit, Sänger solcher Partien in den Pausen zu interviewen udn dann noch ausgerechnet von einer Konkurrentin in derselben Rolle vor kurzer Zeit!!!!!) -
    als auch ihrer ganzen Präsentation ging für mch deutlich hervor, dass ihre Hauptsorge war, die Partei durchzustehen und "in keine der vielen Fallen zu laufen"(ihre eigenen Worte!).
    Für spürbares persönliches Rollenengagement und Diven-Glanz blieb da ncihts mehr übrig.
    Ebensowenig für Risiken mit (fakultativen!) Spitzentönen oder Extrem-Vokalisen, die sich in dieser Rolle traditionell anbieten.


    M.E. hat sie eine korrekte und ordentliche Leistung geboten, die von Timbre hervorragend zu ihren Partnern passte und sie hat die Partie "ohne in deren Fallen zu laufen" bewältigt.
    Rein stimmtechnsich gefiel sie mir besser als das, was ich bisher von ihr aus Live-Mitschnitten kannte.
    Sicherer im Ganzen , klarer im Stimmkern und mit mehr dynamischen Nuancen, insbesondere in den Höhen.
    Am Anfang hat mich ein viel zu ausladendes Vibrato gestört- was aber evtl nervositätsbedingt war, denn es ging schnell spürbar zurück.


    Meine Lucia war das zwar wirklich nicht, aber die Latte liegt bei der Rollenkonkurrenz extrem hoch und ich respektiere Anna Netrebkos Leistung.
    Sie wird sich damit m.E. eher nciht in die "Lucia-Annalen" eingesungen haben, aber diese Rolle überhaupt an diesem Haus mit solch hervorragenden Partnern zu singen und nciht zu "scheitern" nötigt mir schon ziemliche Hochachtung ab.



    F.Q.

  • Liebe Fairy,


    habe ich mir doch gleich gedacht, daß Du Dir nicht hast entgehen lassen, die Aufführung in HD-Auflösung anzuschauen. Ich war nur akustisch dabei. Insofern kann ich nur eingeschränkt die erotische Ausstrahlung der Netrebko kommentieren, der ich allerdings noch nie verfallen war.


    Aber Du bewertest m.E. auch die hörbare Leistung zu hoch. Du schreibst: …aber diese Rolle überhaupt an diesem Haus mit solch hervorragenden Partnern zu singen und nicht zu ‚scheitern‘ nötigt mir schon ziemliche Hochachtung ab.“ Meine Frau meinte auch: „Was willst Du, sie war doch nicht schlecht.“ Was nehmt ihr Frauen doch immer euer Geschlecht in Schutz. - Scherz beiseite, ich habe immer die Leistung von Sängern dafür bewundert, sich auf die Bühne wagen und für ihre Auffassung gerade zu stehen. Ich habe mich deswegen auch schon in jungen Jahren, bei etwas spontanerem Temperament, selbst bei Mißlingen mit meinen „Buhs“ zurückgehalten.


    Aber wir können und müssen doch in der Met oder in Wien mehr erwarten. Du hast geschrieben, daß die Netrebko sich für die Schlußszene aufbewahren mußte. Aber sie hat sich doch gerade hier um jeden Triumph gebracht, indem sie auf Sicherheit gesungen hat und keine Risiken eingegangen ist. Natürlich hast Du recht, das dreigestrichene "es“ ist nicht komponiert. Aber Du willst mir doch nicht erzählen, daß die Netrebko plötzlich in partiturtreu macht. Die Toti dal Monte, Maria Callas, Renata Scotto, Joan Sutherland, Edita Gruberova haben es gebracht. Sie wußten wie die Sängerin der Uraufführung, Fanny Tacchinardi-Persiani, wie man dem Publikum in dieser Szene den letzten Nerv raubt - und Donizetti hat es zugelassen. Ich erwarte doch gar nicht, daß sie am Ende des Larghetto ihre eigene Kadenz singt (Ricci reicht). Donizetti hat ja deswegen nur auf- und absteigende Arpeggios notiert, aber sie hätte mehr Risiko einbringen müssen, um z.B. vor dem Hintergrund von Dessay und Damrau zu bestehen. Sie hat nicht nur viele der üblichen Verzierungen weggelassen, auch hätte sie bei reicherer Stimme als z.b. Dessay jene schönen Phrasen des Belcanto mit mehr Klangfarben ausstatten können statt sich z.T. mit dünner Stimme durch die Partie zu retten, denn auch die gebrachten Spitzentöne waren nicht rund.


    Nein, m.E. bewegt sich Frau Netrebko in einem Repertoire, das ihr nicht liegt, oder sie hat Stimmprobleme. Was die „Belastung“ durch die Geburt ihres Sohnes betrifft, sie hätte nicht auftreten müssen. Und sie ist ja bereits im Januar in St. Petersburg in der Rolle aufgetreten. " The diva was on top form vocally with a fluid, soaring style.", meinte die St. Petersburg Times, und sie selbst: “There was some time pressure with the rehearsals, but I really feel everything went beautifully, very smoothly on the opening night,” Netrebko said, smiling, after the premiere. Die Wiener werden sich im April davon überzeugen können, ob es die Nerven, die Stimme oder das Fach waren, daß sie an der Met nur eine ordentliche Leistung brachte. – Im Grunde, liebe Fee, hast Du doch eine vernichtende Kritik abgegeben: „M.E. hat sie eine korrekte und ordentliche Leistung gebracht, allerdings ohne Glanz und Enthusiasmus.“


    Die beiden Männer waren ganz bestimmt stimmlich besser beinander. Obwohl Piotr Beczala manchmal etwas forciert klang, ist er mehr als eine sichere Bank. Donizetti hat allerdings die Tenorpartie in „Lucia di Lammermoor auch nicht mit schwierigsten Höhenflügen ausgestattet, sondern bewegt sich im normalen Singbereich eines Tenors. Mariusz Kwiecien hätte, obwohl er den harten Typen mimen muß, eine größere Variabilität nicht geschadet. Sänger, die sich im Mozartfach bewiesen haben, können mehr, aber diese Kritik ist schon sehr beckmesserisch. Seien wir dankbar, solche Sänger zu haben. :jubel:


    arimantas


    :hello:


    P.S. Als ich Radio hörte, wie die Dessay gerade den Dirigenten interviewte, war ich ganz baff. Finde es auch stillos, eine unmittelbare Konkurrentin in der Pause auftreten zu lassen.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo Fairy,
    es freut mich,dass Du so gut auf Beczala reagierst.
    Hatte schon geschrieben,er ist gut.
    Zu Anna:
    Nach meiner Meinung ist sie keine Belcantosängerin.
    Da gibt es Bessere.
    Grüsse Rita

  • Zitat

    Original von arimantas
    ...
    P.S. Als ich Radio hörte, wie die Dessy gerade den Dirigenten interviewte, war ich ganz baff. Finde es auch stillos, eine unmittelbare Konkurrentin in der Pause auftreten zu lassen.


    Das ist nicht unüblich bei den MET-Übertragungen...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ob üblich oder nciht- es ist einfach total daneben! :motz:
    Sowohl Anna Netrebko, die sehr einsilbig geantwortet hat, als auch Natalie Dessay die versuchte, die Peinlichkeit mit Komik und Frauensolidarität im Hinblick auf "erster Auftritt nach Schwangerschaft" zu überspielen, fühlten sich sichtbar unwohl in ihrer Haut.



    Lieber Arimanthas und liebe Rita,
    Ich habe schon, als ich noch mit Mikko (den ich vermisse!) über A.N. diskutierte, immer gesagt, dass sie genuin ein grosser lyrischer Sopran ist und ihre Stimme mit Puccini oder im russsichen Fach am Besten zeigen könnte.
    Dass sie sich ausgerechnet als Koloratur-Diva messen lassen will, macht die Sache wahrlich nicht leicht.
    Ich bin zwar anders als Du der Ansicht, dass sie diese Rollen durchaus singen kann(als Adina mit Villazon war sie ganz hervorragend!), aber sie wird es darinnen leider nie dazu bringen, was ihre vorauseilende PR hoffen und vermuten macht.
    Sie hat ihre Lucia ordentlcih und korrekt gesungen, nciht mehr und nciht weniger.


    Angescihts der Herausforderung der Partie und der Umstände ist das viel ,aber für eine Diva deren Ruf als Superstar und Weltbeste promotet wird, war es einfach zu wenig.
    Vernichtend finde ich das nciht und es war vor allem überhaupt nciht so induziert- aber das ist wohl immer eine Frage der Relationen.


    Und Frauensolidarität ist doch ncihts Schlechtes- oder? ;)


    F.Q.

  • Liebe Rita, ich verstehe die Frage nciht richtig.
    Findest du, dass R. Fleming in den Medien noch mehr zum Superstar gemacht wird als Netrebko?
    Ich kann das als fern von Deutschland und Nciht- Fernsehbesitzerin nciht beurteilen.
    Beide sind zwar nicht meine Lieblingssängerinnen, aber beide sind ohne Zweifel gute Sängerinnen.


    F.Q.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von rita
    Liebe Fairy,
    die Flemming ist in USA da s,was in Europa Frau Netrebko ist.
    Grüsse Rita


    Hallo Rita,


    meinst Du das in Bezug auf den Rummel um die öffentliche Person "Fleming" oder stufst Du beide auch in Bezug auf das sängerische Potential beide ähnlich ein?


    Zu Renee Fleming gibt es übrigens bereits einen Thread. Vielleicht postest Du Deine Antwort dort?


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Wer die "Lucia" letzte Woche verpasst hat, hat heute ab 19:30 Uhr im Programm Ö1 nochmale Gelegenheit, sie zu hören:


    Gaetano Donizetti: "Lucia di Lammermoor"


    Mit Anna Netrebko (Lucia), Piotr Beczala (Edgardo), Mariusz Kwiecien (Enrico), Colin Lee (Arturo), Ildar Abdrazakov (Raimondo), Michaela Martens (Alisa) und Michael Myers (Normanno). Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York, Dirigent: Marco Armiliato (Aufgenommen am 7. Februar in der Metropolitan Opera New York)



    Und wer nicht im Sendegebiet wohnt, kann das auch via Internet tun:


    "http://oe1.orf.at/konsole/live"



    LG, Elisabeth

  • Sagitt meint:


    Wenn ich gewusst hätte, dass dieser thread sich mit fast 1250 zu einem solchen Monster ausweitet, hätte ich ihn sicher nicht angestossen.


    Ich habe die meisten Beiträge nicht lesen können.


    Heute mal ein Zwischenfazit aus meiner Sicht:


    ich sah die Netrebko am 7ten, freue mich, dass es trotz aller Hype eine ernsthafte Künstlerin ist, finde sie als Lucia nicht überwältigend, die Konkurrenz ist zu stark und sehe gerade im Bereich " Sopran" viele nachwachsen, neben denen, die auch weiter tätig sind, wie die umwerfende Dessay, dass von einem Sonderstatus keinerlei Rede sein kann.


  • ..... und der Hype lebt. ;) Da sieht man also, daß das Tamino-Forum sehr wohl auch auf den sehr erfolgreichen Marketingzug dieser Sängerin aufspringt.
    Die Netrebko ist sicher eine sehr gute Sängerin mit einem wunderschönen Timbre, aber ob da nicht vielleicht doch ein bißchen zu viel Zirkus gemacht wird? Da gibt es doch noch so einige andere Weltklassesängerinnen, die lange nicht diese Werbung bekommen, obwohl sie es genauso verdient hätten.


    Wie zu lesen war, wird es ja mit Villazon in nächster Zeit keine gemeinsamen Auftritte mehr geben. Das Ende des sogenannten Traumpaares? Jetzt, da Villazon offiziell in seine 2. Stimmkrise geschlittert ist, darf sich die Netrebko vermehrt wieder auch mit anderen Tenorpartnern auf der Bühne beweisen.
    Man darf gespannt auf ihre Lucia an der Wr. Staatsoper sein. Ob Belcanto das richtige Fach für sie ist, sei dahingestellt. Aber welches Fach ist denn eigentlich das ideale für sie?


    Gregor

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Alsdann ein da capo für das allseits bekannte AN-"Phänomen", diesmal in einem Zusammenhang, den ich so nicht erwartet hätte. Meine Quelle ist eine ausgiebige Reportage des Bayerischen Fernsehens vom letzten November.


    Es begab sich in dem berühmten Passionsspielort Oberammergau im Oberbayerischen, wo sich alle zehn Jahre fast das ganze Dorf zu einem Passionsspiel versammelt. Eine, man kann sagen, weltweit beachtete Veranstaltung, da auch Asiaten und vor allem Amerikaner herbeieilen. Anno 2000 kamen 500 000 Zuschauer. Das Festspielhaus fasst 5000 Plätze. Welches Opern- oder Konzerthaus könnte sich solcher Fülle rühmen?


    Leider lassen sich offenkundig die Millionen, die die Gemeindekasse überschwemmen, nicht vollständig über die "Dürre" der spielfreien Jahre strecken, so daß man 2008 im Gemeinderat über einen lukrativen Event nachsann. Dabei verfiel man auf die Idee, die auch hier namentlich bekannte Anna Netrebko für ein Opernkonzert zu engagieren. Das Münchner Rundfunkorchester sollte assissiteren. Die Anfrage fand erfreuliche Resonanz, Frau Netrebko sagte zu, die Dorfältesten rieben sich die Hände. Und die Rechnung ging auf. Innerhalb kürzester Zeit war das Festspielhaus ausverkauft. Ein satter Gewinn stand zu erwarten.


    Dann die Katastrophe. Frau Netrebko sagte wegen Schwangerschaft das Ereignis ab. Diese Begründung mußte als höhere Gewalt gelten und war vertraglich unanfechtbar. Was aber tun? Vermutlich beriet man sich mit irgendwelchen Experten (wir leben ja im Zeitalter der Experten bis zum Überdruß). Jedenfalls tauchte als "Ersatz" der Name der Sängerin Renée Fleming auf, von der es hieß, sie nicht weniger berühmt und würde folglich für das ausverkaufte Haus Ehre einlegen. Die Freude war groß, als Renée Fleming sich bereit erklärte einzuspringen.


    Leider war die Freude kurz, denn nachdem die Besetzungsänderung bekannt gemacht worden war, wurde ca. die Hälfte der Karten zurückgegeben. Der erwartete Gewinn für die Gemeinde schmolz wie Butter an der Sonne dahin, der Kassierer raufte sich die Haare, doch natürlich mußte das Konzert stattfinden.


    Dann die Szene der TV-Reportage während der Veranstaltung. Der Reporter marschierte mit seinem Mikrofon durch eine ansehnliche Menge, die außerhalb des Festspielhauses sommerabendlich flanierte und dabei sich von der verschmähten Sängerin durchaus unterhalten ließ, da die Musik dank der nicht überdachten Bühne auch außerhalb gut zu hören war.


    Mehrfach outeten sich Leute vor der Kamera als Konzert-Verweigerer wegen Netrebkos Absage. Nein, sie wären nur an dieser berühmten Sängerin interessiert. Wer dagegen war schon Renée Fleming. Der Name sage gar nichts. Aber die singe doch, wie man gerade hören könne, ausgezeichnet - so der Reporter. Mag ja sein, so eine Replik, doch für eine Unbekannte gäbe man nicht sein Geld her.


    Die interviewten Herrschaften, meist soigniert dreinblickende ältere Ehepaare, ließen sich in ihrem "Kennerurteil" nicht beeinträchtigen. Hätte der Reporter sie gefragt, ob sie sich in ihren Entscheidungen von dem üblichen Werberummel beeinflussen ließen, sicher hätten sie diese Unterstellung empört zurückgewiesen.


    Florian

  • Zitat

    Original von florian



    Mehrfach outeten sich Leute vor der Kamera als Konzert-Verweigerer wegen Netrebkos Absage. Nein, sie wären nur an dieser berühmten Sängerin interessiert. Wer dagegen war schon Renée Fleming. Der Name sage gar nichts. Aber die singe doch, wie man gerade hören könne, ausgezeichnet - so der Reporter. Mag ja sein, so eine Replik, doch für eine Unbekannte gäbe man nicht sein Geld her.


    Ein schöner Bericht :D


    Und Renee Fleming? Renee who? Ach ja, das ist irgendeine unbekannte Sängerin, die sich erst noch ihren Namen machen muss. Wirklich ohne Worte. Was für ein qualifiziertes Publikum .....


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • So viel zu der zwar sympathischen aber völlig hirnrissigen These man möge nicht so pessimistisch sein, das Interesse an klassischer Musik könne doch durch solche Zugpferde bei ein- oder dem anderen geweckt werden. Diese schöne Geschichte (danke Florian!) zeigt, wie Mensch funktioniert. Es geht um Namen, Prominenz und Vertrautheit damit. Anna Netrebko wurde als die Mercedes S-Klasse in der Sängerszene promoted, da darf sich Veranstalter nicht wundern, wenn Otto Normalverbraucher, der mal einem schönen Event beiwohnen will und den vermeintlich optischen als auch akustischen Mercedes bestaunen will, auch einen solchen haben will. Völlig egal, ob das unbekannte Modell genauso gut, wenn nicht gar besser ist.


    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von Wulf
    So viel zu der zwar sympathischen aber völlig hirnrissigen These man möge nicht so pessimistisch sein, das Interesse an klassischer Musik könne doch durch solche Zugpferde bei ein- oder dem anderen geweckt werden. Diese schöne Geschichte (danke Florian!) zeigt, wie Mensch funktioniert. Es geht um Namen, Prominenz und Vertrautheit damit. Anna Netrebko wurde als die Mercedes S-Klasse in der Sängerszene promoted, da darf sich Veranstalter nicht wundern, wenn Otto Normalverbraucher, der mal einem schönen Event beiwohnen will und den vermeintlich optischen als auch akustischen Mercedes bestaunen will, auch einen solchen haben will. Völlig egal, ob das unbekannte Modell genauso gut, wenn nicht gar besser ist.


    :hello:
    Wulf


    Lieber Wulf,
    so pessimistisch bin ich in der Tat nicht, denn ich kenne persönlich einige Leutchen, die dank AN's Stadthallenkonzert (In das ich nie gehen würde!) ihre Nase dann auch in die Oper gesteckt und festgestellt haben, dass man dort nicht gebissen wird.
    Dass Karten verscherbelt werden, wenn Sänger absagen, ist doch auch an der Oper gang und gäbe, in Zürich rebellierte das Publikum bei einer Flórez-Absage einmal derart, dass Pereira entgegen den Geschäftsbedingungen (Besetzungsänderungen rechtfertigen keine Geld-zürück-Forderung) die Kassen anwies, die Karten zurückzunehmen. Es war zwar nicht die Hälfte, aber doch ein Teil des Publikums, der davon Gebrauch machte.
    Nicht, dass ich das jetzt in Ordnung fände, aber so reagieren Fans nun einmal, wenn ihr Liebling absagt, und das ist nicht nur bei AN der Fall. Meine Begeisterung, statt Flórez einen Marc Laho vorgesetzt zu bekommen, hielt sich ehrlich gesagt auch in Grenzen, obwohl er ein mehr als achtbarer Ersatz war.
    Und dass bei Umfragen dann eben die griffigsten Antworten medial ausgewählt werden, ist ein alter Journalistenhut. Früher gab es bei uns "Nach-der-Premiere-Interviews", da hielt ein Reporter x-beliebigen Leuten sein Mikro unter die Nase und befragte sie nach ihren Eindrücken. Ich war dann oft sehr erstaunt, dass man am nächsten Tag im TV manchmal just die Statements zu hören kriegte, die der allgemeinen Stimmung diametral zuwider liefen.
    Klar gibt's genügend Leute, die wirklich nur einmal die berühmte AN live sehen wollen und sonst gar nichts, aber das gilt für alle Stars. Ich habe oft genug ähnliches erlebt und gelernt, dass man sich über gar nichts wundern darf. :D
    lg Severina :hello:

  • Hallo.


    Zitat

    Original von Wulf
    So viel zu der zwar sympathischen aber völlig hirnrissigen These man möge nicht so pessimistisch sein, das Interesse an klassischer Musik könne doch durch solche Zugpferde bei ein- oder dem anderen geweckt werden.
    ...


    Ich verstehe zwar in gewisser Weise Deine Vorbehalte, aber ich fürchte, so ganz passt es hier nicht. Der sonst immer angesprochene Fall ist doch der, dass man so eine Groß-Veranstaltung mit einem Star besucht und anschließend auf den Geschmack kommt - hier aber mangelte es letztlich ja gerade an dem Star (wobei wir uns gewiss einig sind, dass Renee Fleming keine schlechtere Sängerin als Anna Netrebko ist).


    Im Übrigen erachte ich die "Zugpferde-These" auch als sympathisch, allerdings nicht als "völlig hirnrissig". Wie jemand den Zugang oder ein wie auch immer geartetes Interesse an klassischer Musik findet, ist doch egal; auch aus meinem Bekanntenkreis kann ich sagen, dass Zugpferde dabei durchaus eine positive Rolle spielen können (der Star-Rummel beweist manchem eben erst, dass da überhaupt noch eine lebendige Szene besteht). Und: Dafür, den "einen oder anderen" zu erreichen, langt es allemal. Immerhin (ja, das ist ein schwacher Trost) sind nicht alle Karten zurückgegeben worden, und einige haben immerhin noch gratis zugehört. Vielleicht ist doch nicht immer alles so schwarz-weiß.


    :hello:


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Musikfreunde, die unüberwindbare Schwierigkeiten mit Anna Netrebkos Intonationsproblemen haben, sollten heute die Kulturseiten der österreichischen Tageszeitungen meiden. Finden sich dort überraschenderweise Lobeshymnen auf die Anna-Darbietung in Lucia di Lammermoor vom Samstag an der Wiener Staatsoper. Sie sollten sich nicht auf diese Weise den Tag verderben.

    ;)


    Sogar die Besucher am Schauplatz des Geschehens fanden das erstmalige Erklingen der Glasharmonika an diesem erlauchten Hause in diesem Stück offenbar derart überwältigend, dass es am Ende zwölf Minuten lang Ovationen gab.


    Ach ja, auch am 17. , 21. und 24. März einen weiten Bogen um die WSO machen!


    :hello:



    PS: Vielleicht gibt sich ja der ORF einen Ruck und versucht sich an einer Übertragung einer dieser Vorstellungen. Der aktuelle Premierenwahn mit 80%-Darbietungen kann einem schon ein wenig auf die Nerven gehen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Netrebko: Einzigartig - nein, sehr gut - ja.
    Ich freu mich wenn Netrebko gute Kritiken bekommt, sie war als Lucia sehr gut aber sicher nicht aussergewöhnlich. Werde trotzdem das Zeitung lesen nicht einstellen ;)


    LG
    Isis


    P.S. Die zwölf Minuten Ovationen am Samstag in der Lucia hab ich leider offenbar überhört.

  • Zitat

    Original von Isis
    Netrebko: Einzigartig - nein, sehr gut - ja.
    Ich freu mich wenn Netrebko gute Kritiken bekommt, sie war als Lucia sehr gut aber sicher nicht aussergewöhnlich. Werde trotzdem das Zeitung lesen nicht einstellen ;)


    LG
    Isis


    P.S. Die zwölf Minuten Ovationen am Samstag in der Lucia hab ich leider offenbar überhört.


    Von einzigartig hat auch niemand etwas geschrieben. Aber alle Rezensenten, die ich lesen konnte, berichteten von einer sehr guten Vorstellung. Ernst Naredi-Rainer ließ in der Kleinen Zeitung anklingen, dass der Samstag eine merkliche Steigerung gegenüber New York darstellte. Was bei dir eher nicht so herüber kam. Daher fände ich eine Radioübertragung einer der kommenden Vorstellungen auch so interessant...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich habe gelesen, dass Eva Wagner-Pasquier gerne Anna Netrebko als Elsa in Bayreuth hätte.


    "http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3895&Alias=wzo&cob=426298"


    Ich bin zwar kein Netrebko-Fan, fände dieses Projekt aber wirklich sehr interessant. In Bayreuth könnte sie die Partie ja auch ausgiebig einstudieren bzw. wäre sie, sollte sie das wirklich machen, den kommenden Sommer nur auf diese Partie konzentriert. Jonas Kaufman und Anna Netrebko - könnte ein Traumpaar ergeben. Meine größte Nervosität gilt aber Neuenfels als Regisseur. Nimmt er diese Arbeit denn ernst, oder befriedigt er sich wieder damit, die Zuschauer (zumal die auf dem Grünen Hügel, als säßen dort nur konservative Verärgerungswürdige) zu verärgern.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Wie soeben gemeoldet wird, will A.N. in New York nicht die Violetta singen:


    Zitat

    Die Sopranistin Anna Netrebko wird in einer kommenden Produktion der New Yorker Metropolitan Oper von Verdis «La Traviata» nicht auf der Besetzungsliste zu finden sein.


    Sie wolle, erklärte Netrebko laut amerikanischen Presseberichten, sich nicht auf die Rollen festlegen, die ihr Bekanntheit eingebracht hätten, sondern sich neuen Herausforderungen stellen.


    Die ersten Vorstellungen der Met-«Traviata» sind im kommenden Jahr angesetzt. Das Opernhaus will sich nun nach einem Ersatz für die populäre Sängerin umsehen. (cf)


    LG


    :hello:


    PS: Angela Gheorghiu hat inzwischen ebenfalls abgesagt: Sie verzichtet auf die angebotene "Carmen" an der MET!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose