Von MOZARTIANA zu den MOZARTISTEN - Referenzen an Wolfgang Amadeus

  • Passend zum Mozart-Jahr würde ich hier in diesem Thread (ich hab keinen bereits bestehenden zum Thema finden können?!) gerne ein paar Werke zusammentragen (und kommentieren), die von Komponisten, Musikern und sonstigen Künstlern kreiert wurden und sich mit der Person und dem Werk Mozarts in irgendeiner Weise kreativ auseinandersetzen.
    Mozart selber hat sich ja auch immer gerne mit Werken komponierender Zeitgenossen und natürlich auch „älterer“ Meister, wie die von ihm bewunderten Herren J. S. Bach und G. F. Händel, auseinandergesetzt und beispielsweise einige originelle Variationszyklen über Themen von Kollegen wie Gluck, Salieri oder Paisiello geschaffen, oder u. a. Händels „Messias“ für eine Wiener Liebhaberaufführung „entstaubt“ (aus Sicht der damaligen Zeit, natürlich).
    Daher finde ich den Aspekt sehr spannend und auch aufschlussreich, wenn man sich beispielsweise mal Werke (mit Schwerpunkt aus dem 19.Jahrhundert) ansieht, in denen Mozart-Musik zitiert, variiert oder sonstwie verarbeitet wird. Das „Wie“ und „Warum“ und „Was“ lässt oft interessante Rückschlüsse auf die Mozart-Rezeption der jeweiligen Entstehungszeit oder die Art der Mozart-Verehrung des einzelnen Komponisten zu.


    Ich hoffe, das hier ein paar interessante Werke zusammenkommen – zugegebenermaßen nicht ganz uneigennützig, denn ich hoffe natürlich noch auf einige interessante Tipps zur Ergänzung meiner persönlichen „Mozartiana“-Sammlung.... :D


    Ich möchte gleich mal den Anfang machen mit 3 weniger bekannten Werken:


    Von Josef Lanner (1801-1843) gibt es den Walzer mit dem schönen Titel „Die Mozartisten“, op. 196 (Aufführungsdauer ca. 9 min.), in dem Lanner ausschließlich Motive und Themen aus Mozarts Zauberflöte und dem Don Giovanni aneinanderreiht. Allesamt also recht bekannte Melodien, die hier erklingen.
    Das Ganze bildet einen recht atemberaubenden Parforce-Ritt durch die beiden Mozart-Opern. Man weiß als Hörer nie, mit welchem Motiv Lanner völlig überraschend „an der nächsten Ecke aufwartet“ – so hat das ganze einen unterhaltsamen „Rate-Charakter“, wenn man beim Hören die erklingenden Melodien zuzuordnen versucht.
    Der Walzer beginnt (wie z. B. Johann Strauß’ „Kaiserwalzer“ auch) mit einer festlichen Einleitung, die nicht im 3/ 4-Takt steht. Zunächst erklingen die 3 feierlichen „Priester-Akkorde“ aus der Zauberflöte, unmittelbar gefolgt von der gehetzten Einleitung der allerersten Szene der Oper, in der Tamino vor der Schlange flieht.
    Nach einer Generalpause wechselt die Stimmung abrupt und es erklingt eine längere Passage des würdevollen Priestermarsches vom Beginn des 2. Aktes, der ohne Unterbechung gefolgt wird von dem dramatischen Moment, in dem die Königin der Nacht und ihr „bösartiges“ Gefolge am Ende in „ewige Nacht“ stürzen. Wiederum ohne Pause folgt ein Zitat der „Hallen-Arie“ Sarastros „Dann wandelt er an Freundes Hand, beglückt in froh ins bess’re Land“.
    Nach diesem ständigen Wechselbad zwischen Dramatik und weihevoller Stimmung erklingt eine kurze Überleitung („gewürzt“ mit dem bekannten Papageno-Flöten-Motiv) und dann endlich (nach mehr als zweieinhalb Minuten!) endet die Einleitung und es beginnt der erste Walzer: „La ci darem la mano“ aus dem Don Giovanni im fröhlich-flotten Wiener Walzer –Rhythmus!
    Es folgen „Das klinget so herrlich, das klinget so schön!“, der Sklaventanz zum Glockenspiel aus der Zauberflöte, gefolgt von einem Zitat aus dem Quintett (3 Damen mit Tamino und Papageno), in dem Flöte und Glockenspiel ausgehändigt werden.
    Dann wird das Menuett aus dem 1. Don Giovanni-Finale zitiert und abgelöst von der als „Champagner-Arie“ bekannt gewordenen Arie des Titelhelden – nur halt im 3/ 4-, statt wie gewohnt im 2/ 4-Takt (da muss man erst mal drauf kommen)!! :wacky:
    Das Finale wird erneut mit den 3 Akkorden eingeleitet, worauf dann das bekannte Ouvertüren-Thema der Zauberflöte in einem etwas langsameren Walzer(!!)-Tempo vorgetragen und analog des Ouvertüren-Verlaufs dann auch zum festlichen Abschluss gebracht wird.


    Anhören kann man dieses überraschende Walzer-Werk z. B. auf dem diesjährigen Mitschnitt des Wiener Neujahrskonzert unter der Leitung von Mariss Jansons (bei der DGG erschienen). Neben diesem Lanner-Walzer erklang zu Ehren des Jubilars außerdem noch die Ouvertüre zur „Hochzeit des Figaro“ (im Original und unbearbeitet!)
    1991 war ja auch ein Mozart-Jahr – damals wurden wohl der Deutsche Tanz KV 605 Nr. 3 und 2 Kontretänze aus KV 609 von Wolfgang Amadé im Rahmen des Neujahrskonzerts zum besten gegeben – immerhin auch Tanzmusik (es muss ja nicht immer Walzer sein!)

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Ein in der Konzeption ähnliches Werk gibt es noch von Franz von Suppé (1819-95), das wohl als Ouvertüre mit dem Titel „Mozart“ zu einem Schauspiel (?) diente.
    In ungefähr 8 Minuten werden Themen aus Figaros Hochzeit, Don Giovanni und der Zauberflöte potpourriartig verarbeitet. Also wieder bekannte Melodien im „Mozart-Medley“:
    Nach dem einleitenden Marsch-Motiv aus dem Finale des 3. Aktes vom Figaro folgt nach einer Überleitung das drohend chromatische Bass-Motiv des steinernen Gastes aus der Don Giovanni-Ouvertüre, sowie ein Zitat des in der Ouvertüre folgenden schnelleren Dur-Themas.
    Dann erklingt –mehrfach variiert- das Ständchen, das Don Giovanni im 2. Akt mit Mandolinenbegleitung singt, bei der dritten Verwendung kombiniert Suppé es originellerweise mit dem parallel erklingenden „Se vuol ballare“ aus dem 1. Akt des Figaro!
    Wie schon bei Lanner erklingen jetzt das Don Giovanni-Menuett und danach der Sklaventanz aus der Zauberflöte, gefolgt von der Champagnerarie (diesmal aber nicht im Walzertakt! ;) ).
    Kurz vor Schluss hört man noch den Beginn der Figaro-Arie „Non più andrai“, bevor eine Schluss-Coda diese Ouvertüre beendet.
    Suppé verwendet im Gegensatz zu Lanner mehr eigenes Material, in dem er teilweise längere Überleitungen zwischen einzelnen Mozart-Melodien einschiebt.


    Anhören kann man sich das Werk in der Einspielung des Slovak State Philharmonic Orchestra (Kosice), unter der Leitung von Alfred Walter in einer Aufnahme von 1994 (beim Label Marco Polo).

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Peter Tschaikowsky (1840-93) wählte für seine Orchestersuite Nr. 4 in G-Dur, op. 61 („Mozartiana“) aus dem Jahr 1887 hingegen bewusst weniger bekannte Werke des Meisters, noch dazu –bis auf eine Ausnahme- alles Werke, die eigentlich "nur" für Tasteninstrumente komponiert wurden.
    Er verfolgte damit den sicherlich lobenswerten Zweck, diese „kleinen Meisterwerke, die unvergleichliche Schönheiten bergen“, vor dem Vergessen zu bewahren und den ausgewählten 4 Stücken die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zurückzugeben. Seine Arbeit an dieser Suite beschränkt sich dabei –bis auf wenige Takte- auf die eines Instrumentators, der die Klavierstücke für ein ausgewachsenes Sinfonieorchester des 19. Jahrhunderts arrangiert.
    Damit tut er eigentlich genau das, was Leopold Stokowski knapp 50 Jahre später mit seinen zahlreichen Orchesterübertragungen Bachscher Orgelwerke (und anderer Stücke) getan hat: Er wollte seinen Zuhörern Werke nahe bringen, die sie sonst vielleicht nie zu hören bekommen hätten – Tonträger gab es ja schließlich noch nicht.
    Seine Orchestrierung ist natürlich in weiten Teilen dem Geschmack und der Ästhetik seiner Zeit verhaftet, aber er stellte diese Arbeit selbstbewusst unter das Motto „Altes in moderner Form“ – es sollte gar nicht wie ein Orchester der Mozart-Zeit klingen!


    Die Suite dauert knapp 25 Minuten und enthält 4 Sätze:
    1. Gigue: Hier erklingt die sogenannte „Leipziger Gigue“ G-Dur (KV 574), die Mozart auf seiner Reise im Jahr 1789 dem Leipziger Organisten Engel widmete. Ich kenne Aufnahmen des Originals sowohl auf dem Klavier wie auf der Orgel gespielt.
    2. Menuett: Das Menuett in D-Dur KV 355 (576 b) aus dem Jahr 1790 hat Tschaikowsky bestimmt wegen seiner herben Chromatik, der kühnen Harmonien und auftretenden Dissonanzen besonders gereizt. Es ist ein –auch für Mozart und besonders für die Entstehungszeit- sehr ungewöhnliches Menuett, das außer dem Gattungsnamen nichts mehr mit dem heiter-unverbindlichen höfischen Tanzvergnügen gemeinsam hat und in seiner weit in die Zukunft weisenden Wirkung gut in ein Werk des 19. Jahrhunderts passt. Beim Hören der tschaikowskyschen Orchesterversion glaubt man gar nicht, dass dies noch ein Werk von Mozart sein soll.
    3. Preghiera (Gebet): Der ungewöhnlichste Satz der Suite ist eine Orchesterversion des berühmten „Ave verum“ ( KV 618 ) von 1791, also eigentlich ein Chorwerk und kein Klavierstück. Tschaikowsky kannte es wohl aber (nur) in der Klavierübertragung von Franz Liszt und orchestrierte daher auch hier eine Klaviervorlage. Man merkt die lisztsche Vor-Bearbeitung u. a. an der Einleitung des Stücks, die vom Original-„Ave verum“ abweicht.
    Obwohl das „Ave verum“ mittlerweile zu den bekanntesten Mozart-Werken überhaupt gehört und auf keiner der unvermeidlichen „Best of Mozart“-CDs fehlen darf, gehe ich mal davon aus, dass es um 1887 noch nicht so weltberühmt war, wie heutzutage – und schon gar nicht im orthodoxen Russland! Sonst hätte Tschaikowsky das Stück sicher nicht in seine Suite einbezogen.
    Jedenfalls schrammt Tschaikowsky mit diesem Satz haarscharf am Kitsch vorbei, wenn er unisono in höchsten Lagen sphärisch-schmelzende Streicher erklingen lässt und dazu eine Harfe klimpert. Das Stück sollte auf jeden Fall nicht zu breit interpretiert werden (à la „James Last“ und „Mantovani“), sondern sich im Tempo möglichst an das des eigentlichen Originals orientieren. Das ist nämlich eigentlich gar nicht sooo übermäßig langsam...
    4. Satz: Der längste und interessanteste Satz der Suite „Thème et variations“ bietet dem Hörer eine fantasievolle Orchesterfassung von Mozarts 10 Variationen für Klavier in G-Dur (KV 455) aus dem Jahr 1784 über das Lied „Unser dummer Pöbel meint“ aus Glucks komischer Oper „Die Pilgrime von Mekka“ (ursprgl. in französischer Sprache aufgeführt).
    Dem orientalischen Sujet der Oper zollt Tschaikowsky Tribut, in dem er die 2. Variation „alla turca“, also mit marschähnlichen Beckenschlägen begleitet. Man fühlt sich kurzzeitig in die „Entführung aus dem Serail“ versetzt.
    Die 3. Variation übertragt er der Führung einer Soloflöte, die 6. wiederum wird ausschließlich von Holzbläsern ausgeführt – wie eine der beliebten „Harmoniemusiken“ zu Mozarts Zeiten. An solchen Stellen merkt man, dass Tschaikowsky sich mit dem von ihm hochverehrten Mozart und seinen Werken doch recht intensiv auseinandergesetzt haben muss.
    Die 7. Variation erklingt nun im „Andante“, während bei Mozart hier (noch) kein Tempowechsel vorgeschrieben wird.
    Für die 8. Variation –wieder als „Allegro“- wird ein Glockenspiel herangezogen. Es klingt wie eine Mischung aus Zauberflöte und der Zuckerfee aus dem Nussknacker! Am Ende übernimmt eine Solo-Violine die virtuosen Läufe und leitet direkt in die 9. Variation über, die auch bei Mozart ein „Adagio“ ist. Bei Tschaikowsky ist sie ein veritabler langsamer Satz aus einem Violinkonzert und man ist erstaunt, dass ein so ideal klingendes „Violinkonzert“ eigentlich „bloß“ ein Klavierstück war, das aber auch bei Mozart schon ein bisschen wie ein Konzertsatz mit Solostimme klingt...
    Tschaikowsky hat sich bei der Wahl seiner Instrumentierung mit ziemlich viel Einfühlungsvermögen in den ursprünglichen Notentext versetzt – an solchen Stellen merkt man das ganz besonders. In diesem Teil hat er übrigens einige kleinere Änderungen anbringen müssen – die Klavierstimme, die er der Violine übertragen hat, wird ab und an etwas zu tief für eine Geige. Hier musste er den Stimmverlauf etwas nach oben „korrigieren“.
    Abschließend kommt in der 10. Variation noch eine auch von Mozart vorgesehene Kadenz vor (er hat in seine Klaviervariationen öfters eine ausgeschriebene Kadenz hineinkomponiert, z. B. auch in KV 264 u. 398 ), die jetzt von einer Solo-Klarinette gespielt wird (wieder mit kleinen Änderungen an zu tiefen Stellen). Eine kurze Coda, in der noch mal kurz das „alla turca“-Becken erklingt, beschließt die Variationen.


    Ein interessantes Stück, das auch zur Beschäftigung mit den zugrundeliegenden Originalen von Mozart einlädt.


    Bei Naxos gibt es hiervon eine schöne Aufnahme aus dem Jahr 1993, mit den National Symphony Orchestra of Ireland unter der Leitung von Stefan Sanderling.


    Ich bin auf weitere Werke von Euch zu diesem Thema sehr gespannt – eine Fortsetzung meinerseits folgt aber auch noch in Bälde... (das ist eine Drohung :D )

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hallo Marc,


    So ausgebreitet wie Du kann ich meinen Beitrag nicht schreiben.
    Zweimal hatte ich in meinem Rätselforum solche Sachen gefragt.
    Zuerst: Mozart bewunderte Bach. Nenne vier Komponisten die ein Werk von Mozart bearbeiteten, und nenne das Werk. Zusammen sollen die erste Buchstaben der Nachnamen die Name Bach formen.
    Es waren:
    Beethoven: 12 Variationen über "Ein Mädchen oder Weibchen" aus Mozarts "Zauberflöte" F-dur op. 66 nebst 7 Variationen über "Bei Männern, welche Liebe fühlen" aus Mozarts "Zauberflöte" Es-dur WoO 46;
    André: Klaviersonate KV310, bearbeitet als Duo für zwei Violinen;
    Chopin "Variationen über Là ci darem la mano" aus "Don Giovanni" Opus 2;
    Hummel: Fantasie in G-Moll für Viola und Orchester; beim Andantino gibt es Variationen über "Il mio tesoro" aus "Don Giovanni"


    Und danach kam die Frage über Danzi. Da wollte ich fünf Werke von ihm haben, die Themata von Mozart benützen. Die Lösung war:


    Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 A-Dur (P 241), Andante (Variationen über "Là ci darem la mano" aus "Don Giovanni") +


    Streichquartett op. 6 Nr. 2 B-Dur (P 265/2), Themen aus "Le nozze di Figaro" (Andante + Allegro moderato) +


    Streichquartett op. 6 Nr. 3 g-Moll (P 265/3), Thema aus "Die Entführung aus dem Serail" (Andante) +


    Potpourri Nr. 2 für Klarinette und Orchester B-Dur (P 246) Andantino = Variationen über "Là ci darem la mano" aus "Don Giovanni" +


    24 kleine Duos (nach Themen von Mozart) (P 253) Themen aus den Opern "La clemenza di Tito", "Don Giovanni", "Die Zauberflöte", "Così fan tutte" und "Le nozze di Figaro".


    LG, Paul

  • Danke Paul, :jubel::jubel:
    so ungefähr hatte ich mir das vorgestellt!


    Außer den von Dir erwähnten Werken von Chopin und Beethoven kannte ich bislang keines der anderen Stücke. Vor allem bei Herrn Danzi scheint sich ja einiges Interessantes zu finden :yes:


    Solche Anregungen hatte ich mir erhofft.


    Und ganz ehrlich - auf die Idee, im Rätselforum nachzuschauen, ob ich da was Passendes zum Thema finden könnte, bin ich nicht gekommen!


    Nog eens hartelijk bedankt en slaap wel! ;)

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Da bin ich wieder mal zu spät gekommen - Soeben habe ich die Hummel-Aufnahme ausgegraben.


    Bei mir heißt das Werk


    Potpourri (mit Fantasie) op 94 für Viola und Orchester in g-moll


    Es befindet sich auf dieser Hummel-CD:


    CHAN 10255



    Ein Schmankerl für jeden Liebhaber von Variationen, IMO besonders hübsch instrumentiert, Hummel macht hier seinem Lehrer alle Ehre...


    (ich oute mich aber hier als Hummel-Freak, soll sagen ich bin keineswegs neutral)


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da schäme ich mich tief :O :O


    Ich habe völlig vergessen anzugeben, wer mich (falls nötig) die Information gab.


    Bei Danzi wußte ich von drei Werke: Konzert für Violoncello und Orchester mit seinem Andante (Variationen über "Là ci darem la mano" aus "Don Giovanni"); das Streichquartett Nr. 2 mit Themen aus "Le nozze di Figaro" (Andante + Allegro moderato) und der Potpourri für Klarinette und Orchester mit seinem Andantino (Variationen über "Là ci darem la mano" aus "Don Giovanni"). Die hatte ich auf LPs.
    Da bei mir alle LPs in Kartons sind, und ich nicht weiß welche LP in welchen Karton zu suchen ist, schrieb ich Dr. Volkmar v. Pechstaedt, den anerkannten Danziexperte.
    Er war so nett nicht nur zu antworten, sondern gab nebst den gefragten Antworte auch noch zusätzliche Information.


    Und beim Bach-Rätsel verdank ich Ulli die Name "Johann André".


    Nochmals, ich schäme mich :O


    LG, Paul

  • Recht so, Paul. :D


    Salut,


    im Köchelverzeichnis sind im Anhang B Übertragungen und Bearbeitungen von fremder Hand gelistet [Stand: 1964 X( ]. Da sind etliche zweckmässige [?] Arrangements dabei, wie z.B. die Bearbeitungen der großen Sinfonien durch Hummel für Klavier, Flöte, Violine und Cello. Mitunter sind am meisten diverse Klavierauszüge verschiedenster Bearbeiter genannt, aber ich glaube das ist eher uninteressant. Weiterhin sind auch die ganzen Harmoniemusiken zu Mozartopern in der Bearbeitung von Wendt und/oder Triebensee genannt.


    Die Listung der "Sammeldrucke verschiedener Verleger" aber sind recht amusement, das dürfte Dein Thema sein, Marc:


    Hier gibt es eine Reihe von Bühnenwerken, zusammengestellt im 19. JH, die Mozartmusik verbrät:


    König Garibald
    Oper in 2 Aufzügen. Zur Jubelfeier der 25jährigen regierung des Königs Max Joseph von Bayern.
    Gedicht von Max Heigel. Mit Mozartischer Musik.
    UA: 16.12.1824


    Mozarts Gedächtnis
    Dichtung von Frau Stieglitz mit passenden Stücken aus sämtlichen Werken Mozarts.
    UA: 15.09.1837 Intermezzo-Theater, München


    Mozart. Ein Lebensbild
    von L. Wohlmuth. Musik von Franz Suppé aus Mozarts Werken zusammengestellt.
    UA: Nürnberg 1856


    Salzburgs größter Sohn
    Dramatischer Epilog von J. Weiler.
    Melodramatische Begleitung aus Mozarts Tonwerken von Franz Doppler.
    UA: 27.01.1880 in Wien [!]


    Der Kapellmeister
    Singspiel nach Mozartscher Musik von R. Genée
    UA: 13.03.1896, Berlin


    Mozart und Constanze
    Volksstück mit Gesang in 4 Akten von J. Kraus [nicht DER!].
    Musik nach Mozart.
    UA: Berlin 1917


    * * *


    Zu Tschaikowsky gbt es in den Acta Mozartiana zwei nennenswerte Artikel:


    1. "Daß ich mein Leben der Musik geweiht habe, verdanke ich Mozart."
    Dokumente zu Tschaikowskys Mozart-Rezeption [Teil I] v. Thomas Kohlhase
    [Quelle: AM 52. Jahrgang, Heft 1-4, Juni 2005, S. 55 ff.]


    2. 'Mozartismen' in Peter I. Tschaikowskys Rokoko-Variationen op. 33
    Ein Beitrag zur Mozartrezeption im 19. Jahrhundert v. Joachim Brügge
    [Quelle: AM 45. Jahrgang, Heft 1/2, Juli 1998, S. 1 ff.]


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Also bei Hummel muss ich unbedingt mal reinhören, das von Euch erwähnte "Potpourri (mit Fantasie) op. 94 für Viola und Orchester in g-moll" klingt sehr interessant, zumal hier auch mal eine Solo-Viola eingesetzt wird, das gibt's ja nicht so häufig ;)


    Ich habe vor einem guten Jahr mal bei Naxos 2 Hummel-CDs erworben, eine mit Klavierkonzerten und eine mit seiner "Missa solemnis" und ich fand beide Einspielungen klasse - mein fester Vorsatz für Hummel seitdem: "Mehr!" :D


    Und das von Ulli ausgegrabene Stück:

    Mozart. Ein Lebensbild
    von L. Wohlmuth. Musik von Franz Suppé aus Mozarts Werken zusammengestellt. (UA: Nürnberg 1856)


    ist wahrscheinlich genau das Werk, zu dem die von mir oben beschriebene Suppé-Ouvertüre gehört - ich hatte ja bereits die Einleitung zu einem Schauspiel vermutet, war mir aber nicht sicher. Das Booklet der betreffenden CD hat da leider keine Angaben zu gemacht - ganz schlecht! Wofür hat man denn ein Booklet, wenn da solche grundlegenden Angaben nicht drinstehen ?(

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

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  • Lieber Ulli,


    Ich habe hier bei mir nur zwei Mozart-Bücher. Das eine ist "Mozart" von "T. de Wyzewa et G. de Saint-Foix". Darin ist auch abgedrückt eine "Catalogue des Œuvres de Mozart". Genau das Gegenteil von was Marc hier fragte, finde ich bei "Arrangements sur les œuvres d'autres musiciens".


    Da finde ich zu meinem Erstaunen u.a.:
    KV 566 Réinstrumentation ?( de "Acis et Galathée" de G.F. Händel [nov. 1788] nebst
    KVV 591 Partition, réduction au piano et nouvelle orchestration de la grande cantate "La fête d'Alexandre ou le pouvoir de la musique" de G.F. Händel [juil. 1790].


    Die Bearbeitung des Messias' ist algemein bekannt. Aber diese beide gar nicht. Außerdem verstehe ich nicht die Phrase "réduction au piano et nouvelle orchestration". Hat er sowohl einen Klavierauszug gemacht als neu orchestriert?


    LG, Paul

  • Hallo Paul,


    das Alexanderfest und die Cäcilienode gibt es in der Mozartfassung auf folgender CD:



    Dawson, Ainsley, Miles, Sharp,
    Händel & Haydn Society Chorus & Orchestra unter Christopher Hogwood


    Und auch von der Mozartfassung von Acis & Galathea gibt es Aufnahmen, vom bearbeiteten Messias sowieso.



    liebe Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo Paul,


    Du kannst einmal hier nachschauen: Bach - Mozart - Händel - da habe ich es bereits erwähnt. Damals interessierte es offenbar kaum jemanden.


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Einen ganz anderen Weg als Tschaikowsky ist Max Reger (1873-1916) in seinen „Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart, op. 132“ aus dem Jahre 1914 (UA war 1915 in Berlin; Dauer des Werkes ca. 30 min.) gegangen.
    Reger hat erst in den letzten 10 Jahren seines Lebens Orchestermusik komponiert – bekannter ist sein wesentlich umfangreicheres Orgelwerk, in dem er an die Tradition von J. S. Bach anknüpft und diese über die Schwelle ins 20. Jahrhundert weiterführt – wie Bach war auch Reger ein Meister der Fuge und so wundert es nicht, dass auch seine Variationszyklen für Orchester allesamt mit großangelegten Fugen enden.
    Reger verarbeitet und variiert im oben erwähnten Stück ein Thema von Mozart, das dieser für einen eigenen Variationszyklus (6 Variationen) verwendet hat, nämlich im ersten Satz seiner berühmten Klaviersonate in A-Dur, KV 331 (300 i), die entweder 1778 in Paris oder 1783 in Wien entstanden ist.
    Damit wählt Reger –anders als Tschaikowsky in seiner „Mozartiana“-Suite - ein sehr bekanntes Thema für seine eigenen Variationen, die A-Dur-Sonate ist wohl jedem Klavierschüler irgendwann einmal im Unterricht begegnet. Weitaus bekannter als das Thema des ersten Satzes dürfte in dieser Sonate allerdings noch der dritte Satz, das weltberühmte „Rondo alla turca“, sein.


    Während sich Tschaikowsky in seiner Suite auf das fantasievolle Instrumentieren der originalen Mozart-Klaviervorlagen beschränkt, lässt Reger sich von dem schlichten und so typisch „mozartisch“ klingenden Thema aus der A-Dur-Klaviersonate zu eigenen 8 Variationen und einer abschließenden großen Fuge inspirieren. Reger komponiert hierbei für ein Sinfonie-Orchester, das von der Besetzungsstärke her die Ausmaße eines „klassischen“ Orchesters hat - so wie es Brahms auch noch in seinen Orchesterwerken vorsah. Im Entstehungsjahr 1914 waren ja durchaus schon größere Orchesterapparate in Verwendung (z. B. bei Richard Strauss, Gustav Mahler)
    Das Thema übernimmt Reger noch komplett und unverändert von Mozart – abwechselnd tragen Holzbläser und Streicher die einzelnen Thementeile vor – hier klingt das Ganze (fast) noch wie „echter“ Mozart.
    Doch schon mit der 1. Variation weiten sich Harmonik und Orchestrierung zu den für ein Werk aus dem Jahr 1914 erwarteten spätromantischen Klangdimensionen aus. Reger beschleunigt mehrfach das Tempo, vielfach erkennt man das zugrundeliegende Thema gar nicht mehr – in der 4. Variation ist beispielsweise nur noch der jetzt gehetzt wirkende charakteristische Siciliano-Rhythmus des Themas übrig geblieben.
    In der 6. und 7. Variation kehrt Reger jedoch zur erneut wieder deutlicher erkennbaren Vorlage zurück, wobei der Charakter des im Original intim und in sich gekehrt wirkenden Mozart-Themas nun ein ganz anderer wird, wenn Reger in der 7. Variation Hörner die Melodie kraftvoll schmettern. Zeitweise erinnert mich das Orchester an Brahms, zeitweise aber auch an Gustav Holst oder Edward Elgar, also Zeitgenossen Regers aus Großbritannien.
    Wie bei Mozart in KV 331 ist die letzte (8.) Variation vor dem „Finale“ auch bei Reger ein langsamer Satz, der allerdings deutlich von der Themen-Vorlage abweicht und knapp dreimal so lange dauert, wie jeweils die anderen vorangegangenen Variationen, die sich von der Länge eng an das ursprüngliche Thema halten.
    Reger breitet hier in schönster spätromantischer Klangschwelgerei mehrere Elemente des Mozart-Themas aus und zögert mit diesem retardierenden Element das Finale, die abschließende Fuge, hinaus.
    Diese gut 9 Minuten dauernde, groß angelegte Schlussfuge beginnt mit einem Fugenthema in den Streichern, das wieder den charakteristischen Siciliano-Rhythmus des Original-Themas hat. Nach mehreren kunstvollen Veränderungen und Durchführungen in immer wechselnden Instrumentierungen steigert sich die Fuge bis zu ihrem Höhepunkt, an dem die Trompeten –kunstvoll umrankt von den restlichen Orchesterstimmen das Mozart-Thema in einem pompösen Finale vortragen und es –einer Siegeshymne gleich- zu einer etwas übertriebenen, aber dennoch herrlich pathetischen Abschlussphrase steigern. Spätromantik pur halt! :D
    Mit Mozart und dessen eigentlichem Thema, das so melancholisch und zerbrechlich wirkt, hat das freilich nichts mehr zu tun – Reger geht eben seinen ganz persönlichen Weg in diesem Variationszyklus und löst seine Mozart-Auseinandersetzung eben ganz anders, als es Tschaikowsky getan hat.


    Anzuhören z. B. in einer CD-Aufnahme des Sinfonieorchester des Südwestfunks Baden-Baden (Dir.: Esa-Pekka Salonen) bei dem Low-Price-Label Allegria.


    :hello: Wird fortgesetzt .... :hello:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Albert Lortzing (1801-51) wuchs in einem Theatermilieu auf und so verwundert es nicht, dass er auch als Erwachsener sein Leben als Sänger, Schauspieler, Komiker und Dichter (wie Wagner schrieb er sich seine Opernlibretti selber!), Dirigent und Komponist um die „Bretter, die die Welt bedeuten“ herum gestaltete. Sein Publikum gut zu unterhalten, war mit Sicherheit einer seiner wichtigsten Grundsätze.


    Zu Beginn seiner Karriere experimentierte Lortzing noch mit Form und Anlage seiner Bühnenwerke – er war auf dem Weg zu dem, was später einmal als die typische „deutsche Spieloper“ der Biedermeier-Zeit für viele Jahrzehnte in allen deutschsprachigen Opernhäusern neben Mozart und Verdi zu den absoluten Publikums-Lieblingen gehören sollte.


    Als 31-jähriger schrieb er einige Einakter, sogenannte „Vaudevilles“, deren Musiknummern nicht von ihm selber komponiert, sondern „lediglich“ aus Bearbeitungen und Arrangements beliebter Nummern aus anderen Opern und Singspielen der Saison bestanden. Dieser Kunstgriff garantierte die Gunst und das Wohlwollen des Publikums, das Freude daran hatte, populäre Musikstücke in neuem Gewand in neuen Theaterstücken zu erleben.


    Eines dieser „Vaudevilles“ ist das 1832 entstandene, etwa einstündige Singspiel in einem Akt „Szenen aus Mozarts Leben“. (Zur zeitlichen Einordnung: Lortzings „Zar und Zimmerman“ entsteht 5 Jahre später.)


    Anders als in den zuvor von ihm kreierten Einaktern, deren Musik von verschiedenen Komponisten stammte, greift Lortzing für seinen „Mozart“ ausschließlich auf Musikstücke des von ihm hochverehrten Vorbilds zurück. Dabei verwendet er –entgegen der üblichen potpourriartigen „Best of-Mischung“ aktueller bekannter Melodien- eher unbekanntere Stücke (z. B. aus einigen Klaviersonaten), die er orchestriert, arrangiert und für Gesangsstimmen einrichtet.


    Durch den Wegfall des so beliebten Wiedererkennungseffekts war allerdings der Erfolg dieses Stücks (trotz des Erscheinen Mozarts auf der Bühne) nicht garantiert – eine Aufführung zu Lebzeiten Lortzings lässt sich nämlich leider nicht nachweisen – anscheinend wollte kein Theater das Risiko eines Misserfolgs eingehen.
    Lortzing hat dieses Stück anscheinend aus dem eigenem Bedürfnis heraus verfasst, sich produktiv mit der Musik Mozarts auseinandersetzen zu können, ohne dabei ständig auf mögliche Erfolgsaussichten Rücksicht zu nehmen. Er hatte wohl einen musikalisch gebildeten Hörer vor Augen und Ohren, der alle Zitate richtig erkennen und einordnen kann – die waren damals leider auch eher seltener anzutreffen...


    Lortzing greift für sein Werk auf die 1828 erschienene Mozart-Biographie von Georg Nikolaus von Nissen, des zweiten Ehemanns von Mozarts Witwe Constanze, zurück (vor allem mehrere Mozart-Zitate übernimmt er wörtlich). Constanze selber lebt übrigens im Entstehungsjahr von Lortzings Singspiel noch, sie stirbt erst 1842 im Alter von 80 Jahren.

    Klugerweise verzichtet Lortzing auf die damals bereits kolportierte „Vergiftungstheorie“ durch Salieri – das Stück bleibt im Grundton heiter und hat ein Happy-End.
    Außerdem bleibt dem Zuschauer ein singender Mozart „erspart“ – wie einst Bassa Selim in der „Entführung aus dem Serail“, hat auch Mozart hier „nur“ eine Sprechrolle. :angel:


    Wer spielt mit? Die Rollen sind:


    Wolfgang Amadeus Mozart (Sprechrolle)
    Leopold Mozart (Sprechrolle)
    Constanze Mozart (Sopran)
    Aloise Lange (geb. Weber), Constanzes Schwester; Sängerin (Alt)
    Baron van Swieten (Sprechrolle)
    Joseph Haydn (Sprechrolle)
    Antonio Salieri, Gegner Mozarts (Bariton)
    Anton Stadler, Hofmusikus (Sprechrolle)
    Georg Albrechtsberger, Mozarts Freund (Bass)
    Valentin Adamberger, Mozarts Freund; Sänger (Tenor)
    Mademoiselle Cavalieri, Sängerin (Sprechrolle)
    Dauer, Freund Salieris; Sänger (Sprechrolle)
    Constanzes Stubenmädchen (Sprechrolle)
    Sänger und Sängerinnen, Gäste und Bediente (Chor)


    Worum geht es:


    Lortzing nimmt es mit den biographischen Umständen für seine Handlung nicht ganz so genau – sie spielt 1790, die erwähnte Mozart-Reise nach Leipzig und Berlin fand bereits 1789 statt und Papa Leopold, der hier einen Auftritt hat, war eigentlich schon 1787 verstorben.
    Es gibt noch einige andere dieser „Patzer“, aber wer wird da kleinlich sein? It’s just showbiz... ;)


    Hofkompositeur Salieri gibt im Wiener Prater ein Bankett – er wird von den erschienenen Gästen ob seiner Tonkunst gepriesen und gibt sich bescheiden.
    Dann wird ordentlich gelästert – als man nämlich erfährt, dass der Opern-Intendant zu Ehren des für den heutigen Tag aus Berlin zurückerwarteten Mozart das Programm geändert hat und statt der vorgesehenen Aufführung von Salieris Oper „Axur“ lieber den „Don Giovanni“ geben lassen will, schlägt die Entrüstung der Anhänger der „italienischen Opernfraktion“, deren Kopf Salieri ist, hohe Wellen:


    Mozarts Musik wird als „stimmenruinierend“ bezeichnet, er mute den Sängern in seinen Werken einfach zuviel zu.
    Während einzig der Tenor Adamberger für Mozart eintritt, redet selbst Hofmusiker Anton Stadler Salieri nach dem Mund, obwohl er eigentlich als Freund Mozarts galt. Nachdem Adamberger ganz entrüstet über soviel Opportunismus das Bankett verlassen hat, bekräftigt Salieri sein Vorhaben: „Es ist hohe Zeit, dass ich diesem Reformator des Gesanges und der Tonkunst den Weg verrenne! (...) Es ist nicht Neid, der aus mir spricht! Dieser moderne Sudler, der sich durch Verhunzung der alten italienischen Schule Bahn brechen will, indem er den Sängern Dinge zumutet, die sie zugrunde richten und die hehre Tonkunst zur Faxenmacherei herabwürdigen müssen! (...) Meine Damen und Herren – dieser Mozart schadet Ihrer Zukunft! (...) Man geht darauf aus, die deutsche Oper in Flor zu bringen und die italienische zu verdrängen. Nur, wenn wir fest zusammenhalten, tragen wir den Sieg davon!“


    Trotzdem fragen sich die Verbündeten, warum Mozarts Musik so viele Verehrer findet, allen voran der Kaiser, an dessen Gespräch mit dem Komponisten Dittersdorf über Mozart erinnert wird. (Ulli hat es in einem anderen Thread hier im Forum in vollständiger Länge aus Dittersdorfs Memoiren aufgeschrieben. *wie setze ich einen Link dahin??? *)
    Mit Stadler heckt der in seiner Eitelkeit gekränkte Salieri eine Intrige aus, um zu verhindern, dass der von seiner Reise zurückgekehrte Mozart die vom Kaiser versprochene Kapellmeisterstelle an St. Stephan –"mit allen Einkünften, die seit altersher damit verbunden sind"- bekommt.


    Um jeden Verdacht von sich abzulenken, soll Salieri vorher noch mit Mozart („dieser musikalische Calvin“) Freundschaft schließen. Salieri ist es gar nicht recht, zu solchen hinterhältigen Mitteln greifen zu müssen, aber er weiß keinen anderen Weg, Mozart auszuschalten.


    Derweil bereiten sich Constanze, ihr Stubenmädchen und ihre Schwester Aloise in Mozarts Heim auf dessen Rückkehr vor. Da auch Leopold erwartet wird –es soll ein Überraschungsbesuch für Wolfang werden- ist Constanze voller gespannter Vorfreude. Mozart trifft ein, begleitet von den Freunden Adamberger und Albrechtsberger, die ihn am Postwagen abgeholt haben. Constanze hat er einen singenden Starenvogel mitgebracht, seinen Freunden zeigt er mit den Worten: „Ihr Lumpen, nehmt’s den Hut ab – Motetten vom Allvater Bach! Der hat’s verstanden!“ Abschriften der Bachwerke, die er schon auf der Fahrt studiert hat.


    Dann erzählt er von Leipzig und vor allem von Berlin, wo ihm der kunstsinnige preußische König eine gut bezahlte Stellung angeboten habe, die er aber abgelehnt hat.
    Auf erstaunte Nachfrage seiner Freunde meint er lapidar: „Soll ich meinen guten Kaiser denn ganz verlassen? Ich weiß, ich hab’ hier kein festes Gehalt, muss hier Neid, Unterdrückung, Verkennung, ja sogar Armut erdulden – aber meinen guten Kaiser kann ich doch nicht verlassen!“
    Stadler kündigt nun Salieri an, der eintritt und Mozart und seiner Musik artige Komplimente macht:
    Er habe ihm nie schaden wollen und beispielsweise in Prag sei seine Musik ja besonders erfolgreich.
    Mozart reagiert erfreut über Salieris Besuch. Beide reden über Haydn, dessen Musik sie beide unterschiedlich bewerten. Eine abschätzige Bemerkung Salieris hierzu kontert Mozart mit dem bekannten Satz: „Wenn man uns beide zusammenschmölze, wird noch lange kein Haydn daraus, Herr von Salieri!“ - ich wusste gar nicht, dass Salieri adelig war, aber so wird er in dem Stück ständig angesprochen: "von Salieri"...


    Währenddessen trifft Leopold Mozart ein und wird von Constanze und Aloise heimlich durch den Hintereingang ins Haus geführt. Der neugierige und tratschsüchtige Anton Stadler hat dies aber beobachtet und platzt nun vor Neugier, wer dieser geheimnisvolle Her denn sein möge.
    In einer komischen Szene verpflichtet ihn Aloise zu Stillschweigen und erzählt ihm nun, dass der ältere Herr der Münchener Opernintendant sei, der Mozart in die bayerische Hauptstadt verpflichten wolle, um dort seine Opern aufzuführen.
    Stadler verlässt daraufhin augenblicklich die Szene, um das Gehörte wie versprochen für sich zu behalten (und in der ganzen Stadt zu kolportieren)... also ich persönlich finde ja, dass Herr Stadler hier zu schlecht wegkommt, aber irgendwer musste in diesem Stück wohl den „ulkigen, kleinen Kotzbrocken“ geben... :wacky: :wacky:


    Mozart sitzt bereits wieder über der Komposition eines neuen Werks, dass er seinem Freund Schikaneder versprochen hat, um diesem aus finanziellen Schwierigkeiten zu helfen (was das wohl für ein Werk werden wird :D ).
    Während Constanze ihren Mann bedauert, weil er ständig arbeiten muss, erwähnt dieser eine Entdeckung, die er zufällig bei einer Schülerin gemacht hat, der er unmittelbar nach seiner Ankunft in Wien seine Aufwartung gemacht hatte:
    Zwischen ein paar Notenblättern hat er einen Brief an Salieri gefunden, in dem von einer geplanten Intrige gegen ihn die Rede ist.
    Daraufhin große Entrüstung bei seinen Freunden!


    In der letzten Szene feiert eine große Gesellschaft im Palais des Baron van Swieten (Constanze: „Das ist noch ein Mann, der für das Gedeihen der Kunst, für Freundschaft wahren Sinn hegt!“) die Rückkehr Mozarts nach Wien.
    Auch Joseph Haydn ist anwesend und kann dem Freund nun mitteilen, dass der Kaiser ihn „mit bedeutender Zulage“ zum Kapellmeister an St. Stephan ernannt hat.
    Alle gratulieren ihm, auch der anwesende Salieri will dies scheinheilig tun, wird aber von Mozart kühl behandelt. Er übergibt ihm den gefundenen Brief mit den Worten: „Lassen Sie mich in Zukunft mein Brot in Ruhe essen, ich habe Ihnen nie etwas in den Weg gelegt!“ Salieri verlässt peinlich bloßgestellt fluchtartig die Szene.


    Eine apotheosenartige Szene, in der ein festlich erleuchteter Baum, an dessen Ästen die Titel der Opern Mozarts und die lorbeerumwundene Inschrift „Kurz ist das Leben, ewig bleibt die Kunst!“ hängen, den Festgästen präsentiert wird, leitet zur abschließenden Wiedersehensszene Mozarts mit seinem alten Vater über.
    Just in dem Moment, als er den Wunsch äußert, dass sein Vater diese seine Wonnen doch mit ihm teilen möge, wird dieser von Baron van Swieten hereingeführt.


    „Vater! Der Kaiser hat mich zu seinem Kapellmeister gemacht. Jetzt erst naht die Zeit, wo ich ruhig leben werde. Was ich so sehnlich wünschte, ist nun erfüllt!“ Mozart fällt seinem Vater erneut in die Arme und trocknet seine Tränen. Vorhang. ;( *schluchz* ;(:rolleyes:


    Neben deutlich nationalen Tönen, in denen Lortzing immer wieder die deutsche gegen die „welsche“ Oper ausspielt (die „Emanzipation“ der deutschen Oper war ihm zeitlebens ein großes Anliegen) merkt man dem Stück deutlich an, dass Lortzing durch und durch ein Theatermann war, dem dieses Metier von Kindesbeinen an bestens bekannt war.
    So gibt es u. a. auch ein paar kleine Spitzen gegen Intendanten („Ein verständiger Intendant? Den möcht’ ich kennen!“ „Dann hat der Intendant etwas im Kopfe gehabt – Erlauben Sie, ein Intendant hat nie etwas im Kopfe!!“) oder Tenöre („Er hat eine stille, edle Seele – ganz gegen die Natur der Tenoristen!“) und dergleichen Anspielungen mehr.


    Mozart und sein familiäres Umfeld werden dagegen als Hort wahrer Liebe und Aufrichtigkeit verklärt, ein wirkungsvoller Kontrast zum „Haifischbecken“ des Theaterbetriebes, das Lortzing in der einleitenden Bankett-Szene mit seinen ganzen Intrigen, Spötteleien, Eifersüchteleien und Machtkämpfen dem Zuschauer ein wenig vor Augen führt.


    Mozart selber wirkt in seiner naiv-liebenswürdigen Art genauso, wie man ihn sich zu Lortzings Zeit – auch unter dem Eindruck der erwähnten Biographie von Nissen- vorstellte: Der „apollinische Götterliebling“ und Menschenfreund, der nur für seine Kunst lebt und von seinen Freunden vor der bösen, neiderfüllten Umwelt beschützt werden muss.


    Zur Musik:


    Die 11 Musiknummern des Singspiels sind –wie erwähnt- aus ganz unterschiedlichen Mozartwerken zusammengestellt worden und von Lortzing teilweise orchestriert, bzw. für seine Gesangsszenen umgearbeitet und mit Text unterlegt worden.


    Die verwendeten Originale sind:
    Ouvertüre – Das Adagio aus dem Adagio & Fuge für Streichquartett c-moll, KV 546 und Teile des 4. Satzes aus dem Streichquartett C-Dur, KV 465.
    Die Ouvertüre beginnt also ernsthaft und wuchtig, das streng wirkende Adagio aus KV 546 passt so gar nicht zur heiteren Singspiel-Atmosphäre, die dann jedoch durch den munteren 4. Satz aus dem „Dissonanzen-Quartett“ doch noch erreicht wird.


    Nr. 1 Chor mit Solo (Gäste und Salieri) – Man huldigt Salieri mit der Musik vom Beginn des 2. Finales aus „Cosi fan tutte“ ( KV 588 ), wo im Original Despina, Don Alfonso und der Chor der Diener die Hochzeitsfeier vorbereiten.
    Chor: „Lasset hoch den Meister leben,/ Der, der Sänger Kunst zu Ehren,/ Solch ein Gastmahl uns gegeben/ Elegant und mit Geschmack!“ Salieri: „Wenn es wirklich mir gelungen,/ Ihnen Freude zu bereiten,/ Ist das schöne Ziel errungen,/ Wonach ich so lang’ gestrebt!“ usw.


    Sehr bizarr mutet aus heutiger Sicht die nächste Nummer an
    Nr. 2 Chor der Gäste Salieris – ist nämlich das „Dies irae“ aus dem Requiem (KV 626)! Immerhin kann man es jetzt auch mal mit deutschem Text singen: „Ruhm und Ehre zu erzwingen,/ Hohe Lorbeer’n zu erringen,/ Lasst der Töne Macht erklingen!/ Keine Zeit ist zu verlieren,/ Glänzend werden triumphieren,/ Die des Bundes Kette zieren./ Ruhm und Ehre zu erzwingen,/ Hohe Lorbeer’n zu erringen,/ Lasst der Töne Macht erklingen!/ Lasst der welschen Kunst zu Ehren,/ Deutschen Übermut zu wehren,/ Einigkeit uns alle schwören!/ Keine Macht darf uns entzweien,/ Kraft dem Werke zu verleihen,/ Gib Pol’hymnia (gnädig) ihm Gedeihen!“ Probiert’s mal aus! :wacky:


    Das geht auch sehr gut mit dem Beginn von Salieris nun folgender großer Arie (ironischerweise singt er natürlich ebenfalls ausschließlich Mozarts Musik)
    Nr. 3 Arie (Salieri)„Rex tremendae“ aus dem Requiem in d-moll; der 2. Teil der trotzig-heroisch wirkenden Arie besteht dann aus Elementen der beiden Klaviersonaten in D-Dur, KV 284 (1. Satz) und KV 311 (1.Satz): „Wohl! Wohl! Wohl!/ Trotzend allen Ungewittern,/ Die verderbend sich erheben,/ Will ich kämpfen, ringen, streben,/ Nicht vor Feindes Macht erzittern.“, usw.


    Nr. 4 Lied der Constanze – die Musik ist leider nicht von Mozart, wie sich zwischenzeitlich herausgestellt hat, es erklingt das Wiegenlied „Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein“ von Bernhard Flies, das früher Mozart zugeschrieben wurde ( KV 350 = C 8.48 ), bei Lortzing lautet der salbungs- und hingebungsvolle Text der liebenden Gattin wie folgt: „Liebevoll stets im Gemüt/ Für seine Kunst hoch erglüht,/ Einfach mit heiterem Sinn/ Fließen die Tage ihm hin./ Trüben auch Sorgen den Blick,/ Bald kehrt sein Frohsinn zurück,/ Der nur so selten entweicht/ Jegliche Wolke verscheucht.“
    In der 2. Strophe wird Mozart dann endgültig zum Heiligen verklärt: „Nicht nur den Seinen allein/ Strebt er sein Wirken zu weih’n,/ Lindern der Dürftigen Not/ Dünkt ihm auch heilig Gebot./ Froh und des Guten bewusst/ Hebt ihm dann höher die Brust,/ Wenn ein getrösteter Freund/ Tränen des Dankes ihm weint.“ ... ist das nicht schön? :]


    Es folgen 3 Quartette in der Besetzung Constanze, Aloise Lange, Adam- und Albrechtsberger:


    Nr. 5 Quartett „Es gibt kein süßer Glück auf Erden“ – Musik aus dem 2. Satz der Klaviersonate C-Dur, KV 330


    Nr. 6 Quartett „Freundschaft und Liebe“ – Notturno für 2 Soprane und Bass (also eigentlich ein Terzett!) „Mi lagnero tacendo“, KV 437


    Nr. 7 Quartett „Nur Geduld! Strenger Herre, wir suchen’s schöne Bandel!“ – Bandelterzett für Sopran, Tenor und Bass, KV 441 (schon wieder im Original „nur“ ein Terzett). Lortzing hat es zwar gekürzt, behält aber zur Abwechslung sogar den Original-Text bei. Es handelt sich hierbei um „was Lustiges“, das Mozart von seinen Freunden nach der sehr weihevoll-getragen klingenden Nr. 6 zu hören wünscht.


    Nr. 8 Chor „Ehrt den Tag!“ - Musik aus dem 1. Satz der Klaviersonate D-Dur, KV 311 und dem 3. Satz der Klaviersonate D-Dur, KV 284


    Nr. 9 Bühnenmusik (Auf dem Theater) – eine „Harmoniemusik-Version“ (also ein Holzbläserensemble) der Nr. 21 aus „Cosi fan tutte“, eigentlich ein Duett Guglielmo - Ferrando mit Chor.


    Nr. 10 Schlusschor „Heil Dir, den sich zum Liebling Apoll erkor“ – die ersten 10 Takte des „Sanctus“ aus dem Requiem KV 626 (und damit wieder nicht von Mozart, sondern von Süßmayr!), unmittelbar gefolgt vom Schlusschor (Ende der Nr. 26) aus der Oper „Titus“, KV 621


    Keine Frage: Eine abenteuerliche Musik-Mischung, vor allem natürlich die Zitate aus dem Requiem wirken unfreiwillig komisch und ein bisschen deplaziert – da hätte Lortzing doch sicher auch andere Musik finden können?


    Jedenfalls alles in allem ein ganz besonderes Zeugnis persönlicher Mozartverehrung!


    Ich habe eine CD-Aufnahme des Stücks (von der ich nicht weiß, ob sie noch erhältlich ist) aus dem Jahre 1991 vom Label Dabringhaus & Grimm in Coproduktion mit dem WDR.
    Es spielt das Kölner Rundfunkorchester unter der Leitung von Eberhard Bäumler, es singen. Petra Haase, Ingeborg Most, Klaus Häger, Hans Griepentrog und Bernhard Schneider sowie der Chor der Kölner Kurrende.


    An dieser Stelle möchte ich auch ausdrücklich Jürgen Lodemanns ausführliche Lortzing-Biographie empfehlen, die 2000 beim Göttinger Steidl Verlag erschienen ist.

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Lieber Marc,


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Als Mozartfanat und Lortzingfan bin ich überglücklich mit Deinem Beitrag.
    Ich habe ihn sofort kopiert und auf meinem Harddisk gesichert. Wenn ich meinen Drücker zurückhabe, steht diese Geschichte sofort auf Papier.


    LG, Paul

  • Salut,


    ich finde den Beitrag auch wundervoll. Dennoch eine Frage:


    Zitat


    Die verwendeten Originale sind:
    Ouvertüre – Das Adagio aus dem Adagio & Fuge für Streichquartett c-moll, KV 546 und Teile des 4. Satzes aus dem Streichquartett C-Dur, KV 465.
    Die Ouvertüre beginnt also ernsthaft und wuchtig, das streng wirkende Adagio aus KV 546 passt so gar nicht zur heiteren Singspiel-Atmosphäre, die dann jedoch durch den munteren 4. Satz aus dem „Hoffmeister-Quartett“ doch noch erreicht wird.


    Das Hoffmeister-Quartett ist KV 499, Du schreibst weiter oben von Teilen "des 4. Satzes aus dem Streichquartett C-Dur, KV 465", welches allgemein als "Dissonanzen-Quartett" bekannt ist.


    Was nun? Beides?


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    Du hast Recht: Das Quartett in C-Dur (KV 465) hat den Beinamen "Dissonanzen-Quartett" (ich hab's oben schon korrigiert) - da kann man mal wieder sehen, wie irreführend derartige Beinamen sind, man kommt leicht durcheinander ;)


    Bei alleiniger Verwendung der "nackten" (aber ungleich nüchterneren) Tonartenbezeichnungen und Köchelnummern wäre das jetzt nicht passiert.
    Das "Hoffmeister-Quartett" KV 499 steht in D-Dur. Das hätte ohne Transponieren für einen reibungslosen Anschluss an das c-moll Adagio aus KV 546 nicht so ganz hingehauen - Lortzing hat meines Wissens sämtliche Original-Tonarten seiner Vorlagen beibehalten. Sprich: Er hat sich also für seine Ouvertüre ausschließlich an den C-Dur-Finalsatz von KV 465 gehalten.


    Danke für den Hinweis :hello:


    @ Paul:
    Freut mich, wenn Du als Mozart- und Lortzing-Freund gleich doppelt angesprochen wurdest :)
    Viele Mozart-Opern-Fans dürften sich bei Lortzing-Opern sehr wohl fühlen. Er sollte wieder viel häufiger auf unseren Opernbühnen zu sehen und zu hören sein.

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Zitat

    Original von MarcCologne
    Aloise Lange (geb. Weber), Constanzes Schwester; Sängerin (Alt)


    Lieber Marc,


    Erst jetzt wundere ich mich über die Tatsache, daß Lortzing ausgerechnet Aloysia Lange mit einer Altstimme besetzt.
    Weißt Du diesbzgl. mehr?


    LG, Paul

  • Salut,


    Aloysia Lange war in Wirklichkeit kein Alt, sondern Sopran: unter anderen wurde die Arie KV 294 für sie komponiert und sie sang auch nach Leopolds Angaben Grétrys La Fauvette - sicher nichts für einen Alt.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Zitat

    Paul schrieb:
    Lieber Marc,
    Erst jetzt wundere ich mich über die Tatsache, daß Lortzing ausgerechnet Aloysia Lange mit einer Altstimme besetzt.
    Weißt Du diesbzgl. mehr?


    Hoi Paul,


    eine interessante Frage - ich vermute mal, dass ganz einfach besetzungstechnische Fragen diese aus der Theaterpraxis geborene Tatsache begründet haben dürften.
    Vermutlich stand nur eine Sopranistin zur Verfügung und die sollte und wollte natürlich Frau Constanze Mozart singen (die ja auch ein Sopran war)!
    Immer vorausgesetzt, dass es zu Lebzeiten Lortzings überhaupt eine Aufführung des Stücks gab.


    Eine rein musikalische Begründung gibt es aber auch noch:
    Für die Ensembles war eine Altstimme sicher verlockender für den Komponisten Lortzing, als die Hinzunahme einer weiteren Sopranstimme - auch wenn gerade das historisch sicher korrekter gewesen wäre. Und da hat er sich halt für die große Schwester von Constanze entschieden als Alt-Rolle...
    Schließlich sind große Schwestern IMMER alt :wacky:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)


  • MOZARTS GEDAECHTNIS FEYER


    Feyert in vereinten Chören
    den großen, den erhabnen Tag,
    da, den Engelschor zu schmücken,
    der Schöpfer unsern Mozart rief.
    Verblüht ist er, doch nicht verstorben;
    er lebt in seinen Werken fort:
    Ewig, ewig glänzt sein Ruhm
    in der Musen Heiligthum.


    Wenn tändelnd er das Spiel ergriff,
    so floh vor seiner Meisterhand
    der bangen Sorgen scheues Heer,
    von seiner Götterkunst gebannt.
    Ach! leider ist es nur zu wahr:
    Nur er allein verstand die Art,
    die mit dem heitern, frohen Scherz
    den sanften Ernst geziemend paart.
    Ach! ewig, ewig glänzt sein Ruhm
    in Hamoniens Heiligthum,
    ewig, in der Musen Heiligthum.


    Hat je das Lied der Nachtigall,
    die stöhnend um den Gatten trauert,
    hat je ein sterblicher so nachgeahmt?
    Hat je des Jünglings heiße Brust
    der Liebe unnennbare Lust
    in sanftern Tönen ausgehaucht?
    Ach! saget an, wo ist der Mann
    der wohl so lieblich flöten kann.
    Ewig, ewig glänzt sein Ruhm
    in der Musen Heiligthum.


    Wenn seine Muse Ernst gebot,
    dann braust der Sturm nicht schauriger,
    dann rollt der Donner minder heht
    als seiner Töne Strom.
    Ha! rief der Schöpfer, als er gar
    der Sphären Harmonie versuchte,
    ha! dem Kühnen soll es nicht gelingen,
    den Menschensöhnen vorzusingen,
    was Göttern vorbehalten ist.
    Er wink, und Mozarts Hauch zerfließt.
    Doch ewig, ewig glänzt sein Ruhm
    in Harmoniens Heiligthum,
    ewig, in der Musen Heiligthum.


    O du, der jetzt von Fessel frei
    in Harmonien aufgelöst
    im reinen lichten Äther schwebst,
    beseele, wenn du uns vernimmst,
    der hier Vereinten Geist und Herzen,
    vollende, was du angefangen,
    und hauch von der Unsterblichkeit
    noch nie gehörten Einklang denen,
    die ihn in deinen Werken ahnen,
    nur einen leisen Nachhall ein.
    Dann glänzet herrlicher dein Ruhm,
    in Harmoniens Heiligthum.
    Verblüht bist du, doch nicht verstorben,
    du lebst in deinen Werken fort:
    Ewig, ewig glanzt dein Ruhm
    in der Musen Heiligthum.


    Wer diesen Text verfasste, ist mir nicht bekannt. Vermutlich aber könnte es jener gewesen sein, der ihn auch vertonte: MOZARTS GEDAECHTNIS FEYER, Seinen Manen gewidmet von seinerm Verehrer Carl Cannabich. Das Werk entstand zum 6. Todestag Mozarts, 1797 und wurde von Carl Cannabich [1771-1806] komponiert. Es beginnt mit einer recht dramatischen Orchester-Einleitung, die allerdings für 1797 - und gerade im Hinblick auf Mozarts letzte Werke - etwas "altmodisch" erscheint. Dennoch gefällt sie mir. Das Werk ist gespickt mit Zitaten aus Mozarts Werken, darunter Zauberflöte, Cosí fan tutte, Don Giovanni. Insgesamt erklingt mir das Werk ziemlich kitschig; interessant aber finde ich, dass man Mozart bereits 1797 als unsterblich und ewig bezeichnet: Nur sechs Jahre nach seinem Tod. Carl Cannabich gehörte zu Mozarts sehr engen Freunden, wie übrige Mitglieder der Familie Cannabich ebenfalls.



    Kammerchor München
    Neue Hofkapelle München
    Christoph Hammer


    Seltsam, das Wort "Mozart" gesungen zu hören... Die CD enthält neben Cannabichs "Gedaechtnisfeyer" eine goldige Messe von Anton Teyber [1756-1822] mit Beinahe-Highlights sowie das Offertorium "Alme Deus" HM 332 von Johann Michael Haydn [1737-1806]. Das Musizieren gefällt mir überhaupt nicht so recht, nein. Aber: Dominik Wörner als Bass in Haydns Offertorium ist wirklich fasinierend gut! Ein klare Stimme, auch in den geforderten Höhen sowie eine schöne glatte Tiefe.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Was es nicht alles gibt! 8o


    Nun, da ich vor kurzem mal wieder den Namen Jacques Ibert in die Runde warf: von ihm stammt auch eine kurze, dennoch witzig geistreiche Hommage a Mozart. Sie stammt aus dem Jahr 1956 und gehört somit zu seinen letzten verfassten Orchesterkompositionen.


    :hello:
    Wulf

  • Von Nikolai Rimski-Korsakow gibt es einen Opern-Einakter "Mozart und Salieri", der kaum bekannt ist:



    Ich habe diese Aufnahme vor längerer Zeit im Rundfunk gehört - soweit ich mich erinnere, werden in dieser Oper auch einige Melodien von Mozart zitiert. Die Handlung orientiert sich an der Hypothese, dass Mozart von Salieri vergiftet wurde, und der Hörer (bzw. Zuschauer) erlebt Mozarts Vergiftung und Tod musikalisch sehr eindringlich gestaltet mit. Das tieftraurige Schlussmotiv des sterbenden Mozart habe ich auch heute noch in meinem inneren Ohr, obwohl ich die Oper nur einmal gehört habe...


    :hello: Andreas