Muzio Clementi [1752-1832]


  • Muzio Clementi hat Gebrauchsmusik komponiert. Kammermusik in ungewohnter Besetzung bietet diese CD: Flöte, Cello und Orgel.


    Petitessen. Der Hörer darf keinen musikalischen Tiefgang erwarten. Die ungewohnte Klanglichkeit macht den Reiz aus.


    Claudio Brizi (Claviorganum), Naotaka Nishida (Flöte), Francesco Pepicelli (Cello)

    Ich bin soweit, in meinen Beiträgen Rechtschraibfehler stehen zu lassen als menschlicher Protest gegen die perfekte KI-Welt.



  • Howard Shelley hat die Clementi-Aufnahmen beim Label Hyperion mit Cappricios und Variationen weitergeführt.


    Die freieren Formen als es die Sonaten sind, haben einen verspielten, manchmal auch witzigen Ausdruck.


    Capriccios op. 17, op. 34 Nr. 3 & 4, op. 47 Nr. 1 & 2

    The Black Joke mit 21 Variationen

    La Chasse op. 16

    12 Monferrinas op. 49

    Fantasie & Variationen über "Au clair de la lune" op. 48

    Variationen über "Batti batti" aus Mozarts "Don Giovanni"

    Variationen über ein Menuett von Mr. Collick

    Rondo B-Dur WO8

    Musical Characteristics op. 19


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  • Nachdem ich heute zum ersten Male Muzio Clementis Klavierkonzert C-Dur gehört habe – eine gelungene Mischung aus frühem Beethoven und etabliertem Salieri – habe ich mich gefragt, warum eigentlich niemals Muzio Clementi als Mörder Mozarts in Frage kam? Immerhin wurde er von Mozart ziemlich zerrissen und sein Klavierkonzert hätte auf Mozart sicherlich ziemlichen Eindruck gemacht.

    Was mich auch wundert, daß es bloß ein Clavierkonzert von ihm gibt (immerhin: der Violinvirtuose Arriaga hat es völlig vergessen, ein Violinkonzert zu komponieren), das ganz ungerechtfertigt auch noch als WoO 12 oder sine op. 30 verzeichnet ist - dazu s.w.u.


    Einen eigenen Thread zu Clementis Clavierkonzert suchte ich vergebens, deswegen hier:



    Els Biesemans, Fortepiano Paul McNulty nach Walter

    Hofkapelle München


    Rüdiger Lotter


    Schöne Aufnahme! Ein wenig erinnert der letzte Satz thematisch an Haydns 90er-Finale. Passender Weise hätte man auch ein Instrument von Clementi selbst nehmen können; schließlich war er u.a. Clavierbauer.


    Clementi komponierte offenbar mehrere Klavierkonzerte (die heute allesamt verschollen sind) für seine Europa-Tourneen zu Beginn der 1780er Jahre. Sein einziges überliefertes Werk in diesem Genre ist das Klavierkonzert in C-Dur, das wahrscheinlich gegen Ende der 1780er Jahre entstand, als er als „Erster Komponist und Ausführender“ der Hanover Square Grand Professional Concerts in London tätig war und regelmäßig seine eigenen Werke spielte und dirigierte. Dieses liegt uns lediglich als Manuskript-Kopie von 1796 vor, die von dem Komponisten und Musiklehrer Johann Baptist Schenk angefertigt wurde—Schenk komponierte seinerseits in erster Linie Singspiele und hatte 1793 den jungen Beethoven im Kontrapunkt unterwiesen. Um den Absatz des Werkes zu steigern, richtete Clementi das Konzert etwas später als Solosonate für Klavier ein, die 1794 als op. 33 Nr. 3 herauskam. (Einige Forscher vertreten die These, dass das Konzert eine Bearbeitung der Sonate war, und nicht umgekehrt, doch lässt sich weder die eine noch die andere Reihenfolge eindeutig nachweisen.)

    Gelegentlich kommt der Titel „Sonata quasi Concerto“ bei op. 33 Nr. 3 vor; für eine originale Sonate ist sie eher untypisch, klingt (mir) zu „orchestral“, weshalb ich Version I eher Glauben schenken möchte: Clementi wollte schnell noch eine dritte Sonate zur Veröffentlichung haben und arbeitete fix das Concerto um.

    You might very well think that. I couldn't possibly comment.“ (Francis Urquhart)

  • Schöne Aufnahme! Ein wenig erinnert der letzte Satz thematisch an Haydns 90er-Finale. Passender Weise hätte man auch ein Instrument von Clementi selbst nehmen können; schließlich war er u.a. Clavierbauer.

    Das empfinde ich auch eine schöne Aufnahme! Der Orchestersatz erinnert an Beethoven, womit er ihm vorgreifen würde. An die wohl fast zeitgleichen Mozartschen Konzerte erinnert es wenig. Auf der anderen Seite kann man aber auch nachvollziehen, dass das Werk durch die später erschienenen Konzerte Beethovens verdeckt wurde.

  • Der Orchestersatz erinnert an Beethoven

    Das hatte ich auch erwähnt:

    eine gelungene Mischung aus frühem Beethoven und etabliertem Salieri

    Ein wenig KV 503 schwingt schon auch mit. :)

    Auf der anderen Seite kann man aber auch nachvollziehen, dass das Werk durch die später erschienenen Konzerte Beethovens verdeckt wurde.

    Die besagte - einizge - Partiturabschrift ist m. W. erst in den 1960er Jahren wiederentdeckt worden. So hatte das Werk überhaupt keine Chance, sich zu behaupten.


    Der für Konzerte abseits von Mozart ungewöhnlich ausschweifende langsame Satz verdient besondere Beachtung.

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  • Clementi ist heute ein weit unterschätzer Komponist und sein Verhältnis zu Mozart war zumindest von seiner Seite aus ungetrübt.

    Er bearbeitete sogar eine Sinfonie von ihm für Kammermusik. Und - trotz seiner abfälligen Bemerkungen über Ihn hat Mozart ein Thema von ihm verwendet.

    Die Kritik an Clementi wirde ja in Briefen innerhalb der Familie geäussert - und es ist (für mich) vorstellbar, daß er damit Leopold besänftigen wollte, der in jedem Komponisten einen Rivalen seine Sohnes sah. Mozart belog gelegentlich seinen Vater in Briefen und schrieb das, was dieser vermutlich lesen wollte.

    Der Wettstreit Mozart-Clementi ging übrigen offiziell "unentschieden aus" (eine Praxis die in jenen Tagen und auch im 19. Jahrhundert nich unüblich war)

    Aber Clementi (der in diesen Tagen der berühmtere Pianist war) sprach am Ende des Konzerts bewundernd über Mozarts Spiel.

    Intern bezeichnet sich Mozart in des als Sieger. Das vernichtende Urteil Mozarts ist nur ein halbherziges: Über die manuellen Fähgikeiten der rechten Hand Clementis konnter - das war ihm bewusst - nichts negative schreiben - als wich er darauf aus, ihn als "Mechanicus - uhne jeden Kreutzer guten Gechmacks - zu diffamieren"

    Das mag sich zwar in der Nachwelt verbreitet haben - konnte Clementi zu Lebzeiten kaum schaden - er war zu berühmt und erfolgreich und bei Komponistenkollege zu beliebt. Ludwig van Beethoven (!!!) schätzte ihn beispielsweise sehr.

    Clementi stank vor Geld


    Als berühmter Komponist und Pianist bereiste er 1818 Frankfurt und 1822 erneut Leipzig, wo er seine Sinfonien aufführte

    mfg aus Wien

    Alfred


    der sich als Clementi Bewunderer outet.......

    SPARE IN DER NOT - DA HAST DU ZEIT DAZU



  • Über die manuellen Fähgikeiten der rechten Hand Clementis konnter - das war ihm bewusst - nichts negative schreiben - als wich er darauf aus, ihn als "Mechanicus - uhne jeden Kreutzer guten Gechmacks - zu diffamieren"

    Das zeigt dieses Clavierkonzert (das ist btw die gottlob seit KV2024 autorisierte Schreibweise) sehr schön: ekelhafte Terz-Oktaven in der rechten Hand gleich zu Beginn - das sucht man bei Mozart vergeblich. Vom Clavierkonzert selbst gibt es keine öffentlich zugängliche Partitur, allerdings von der Sonate op. 33 Nr. 3 bei der IMSLP - und die entspricht im Claviersatz dem Konzert:


    IMSLP - Seite 22


    Mich erinnert dies an eine Anekdote, die Mozart als Kind untergejubelt wird: der Vater überraschte ihn beim Komponieren oder Spielen einer Eigenkomposition. Auf die Bemerkung des Vaters, daß dies ganz schön schwer (für eine Claviersonate) sei, konterte der junge Komponist: „Drum ist's ein Konzert“. Die Anekdote, sei sie wahr oder nicht, konnte aber bislang keiner Jungendkomposition zugeordnet werden und muß daher für sich stehen bleiben.

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  • Auf einem 1804er Clementi-Instrument; auch das gehört m. E. in diesen Thread; hat der diesseits des Tümpels leider wenig beachtete Anthony Newman (bekannt ist er für seine Bachinterpretationen, auch auf der Orgel) mit der PhiloMusica Antiqua Beethovens 1. Clavierkonzert eingespielt (Stephen Simon). Die CD ist bei jottpezeh leider nicht gelistet:


    MTgtODc5Ny5qcGVn.jpeg


    Die eigenen Cadenzen Newmans, der auch als Komponist aktiv ist, sind beeindruckend!


    So ein Instrument täte auch dem Clementikonzert gut und würde nicht vom Orchester teilweise zugedeckt werden; davon ausgehend, daß Clementi auf hauseigenen Instrumenten konzertiert hat (?); ein Fall für Prof. Dr. Helge Kreisköther

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  • Die Kritik an Clementi wirde ja in Briffen innerhalb der Familie geäussert - und rd idt (für mich) vorstellbar, daß er damit Leopold besänftigen wollte, der in jedem Komponisten einen Rivalen seine Sohnes sah. Mozart belog gelegentlich seinen Vater in Briefen und schrieb d<s, was dieser vermutlich lesen wollte.

    Mozart war Komponist und kein Musikkritiker. Komponisten sehen die Welt notwendigerweise etwas einseitiger :) Harmonische und orchestrale Subtilitäten, wie wir sie beim späten Mozart andauernd finden, finden sich bei Clementis Konzert nicht. Es ist für mich eine andere Welt (Sorry auch KV 503 finde ich da so nicht wieder, obwohl das tatsächlich etwas geradliniger ist) Warum sollte Mozart sie verstehen oder auch nur verstehen wollen. Ich halte das Urteil Mozarts für echt. Mozart hätte mit der Welt Beethovens natürlich auch nichts anfangen können, warum sollte er?


    Für mich persönlich stehen die späten Mozartschen Klavierkonzerte ganz oben in der Meisterschaft (mit ein paar ganz wenigen Ausnahmen) , die auch von Beethoven im Bereich der Klavierkonzerte für mich nicht erreicht wurde. Sollte das Beethoven interessieren? Wahrscheinlich nicht! Er machte andere, neue Musik, deren Höhepunkte ich eher in seinen Streichquartetten und Klaviersonaten vermute ... :)


    Das Ohr und Urteil eines heutigen Rezipienten muss nichts zu tun haben mit Urteilen komponierender Zeitgenossen. Clementis Werk finde ich tatsächlich sehr schön, erreicht aber für mich in der Meisterschaft weder Beethovens erstes, erst recht nicht sein viertes Klavierkonzert. Wir sollten der Jetztzeit dankbar sein, dass sie derartige Schätze trotzdem auffindet und wieder einspielt.

  • (Sorry auch KV 503 finde ich da so nicht wieder, obwohl das tatsächlich etwas geradliniger ist)

    Gleiche Tonart, pompöse Besetzung und fanfarenartiger Beginn im Kopfsatz und quasi lorbeerkranzgeschmücktes Herausstellen des Soloinstruments. Sehr ausgedehnter, lyrischer Mittelsatz F-Dur, gefolgt von einem Rausschmeißer-Finale. Mozarts Chromatik, die ich besonders bei KV 503 und KV 537 schätze, ist allerdings nicht vorhanden.


    Tonartlich und besetzungstechnisch würde ich op. 15, KV 503 und dieses Clementikonzert vergleichen können. Beide fallen vielleicht etwas gegen 503 zurück, drängen aber gleichzeitig mit musikalischer Extrovertiertheit nach vorn.

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  • Klaviermusik von Muzio Clementi (1752-1832) gespielt von Edoardo Torbianelli auf einem Fortepiano (1812) aus Clementis Werkstatt.


    Wikipedia informiert:


    In den 1790er Jahren hatte Clementi begonnen, sich auch als Musikverleger und Klavierbauer zu profilieren. 1798 wurde die berühmte Klavierbaufirma „Longman & Broderip“ in Clementi & Co. umbenannt. Unter Clementis Leitung baute das Unternehmen nicht nur Klaviere, sondern auch Gitarren und andere Musikinstrumente und veröffentlichte auch Werke von allen berühmten Musikern jener Zeit, darunter Werke Clementis.



    Fortepiano, Duke University Musical Instrument Collections


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  • Danke für den Hinweis, den ich mir zu ergänzen erlaube:


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  • Von den 18 Clementi- CDs die der Pianist und Musikwissenschaftler Pietro Spada vor rund 35 Jahren für "ARTS" eingespielt hat (am modernen Konzertflügel) sind noch 12 verfügbar. Ja CD um 8.99€ Die einst angebotenen Sammelboxen sind indes gestrichen. Ideal für jemanden der keinen Wert auf eine Gesamtaufnahme legt und nur ein wenig hineinschnuppern möchte - zum Budgetpreis.

    Die Sonaten Clementis ähneln - oberflächlich betrachtet - jenen von Mozart

    Kein Wunder, daß er ihn als Konkurrenz gesehen hat


    mfg aus Wien

    Alfred

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