Johann Wenzel Kalliwoda - Eine unbekannte Größe(?)

  • ... und dann der bezaubernde zweite Satz der sechsten Sinfonie - erinnert mich an Schubert, aber klingt da am Anfang nicht schon die Melodik des späteren Dvorak durch? --> II.Andante con moto:13:58 :


    "When I was deep in poverty, you taught me how to give" Bob Dylan

  • In den letzten Tagen habe ich erneut in die CDs mit den Violinconcertinos Nr 1 und Nr 5 hineingehört und mir ein Urteil gebildet, das ziemlich eindeutig ausfiel: Wunderschöne Solopassagen, lieblich, gelegentlich sogar süsslich (Ich liebe das bei Violinkonzerten !),der Orchesterpart indes stellenweise aggressiv und spröde. Ich habe mir die Frage gestellt, ab das nicht dem Orchester anzulasten ist: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß die Wiener Philhamoniker (und auch ihre Berliner Kollegen) SOO spielen würden: mit überzogener Dynamik - geradezu grell im Fortissiomo. Der Solopart indes ein Genuss.

    Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, daß ich ähnliches bereit 2015 in einer "Rezension"(siehe weiter oben im Thread) ähnliches geschrieben habe.

    Diesmal habe ich auch die Ouvertüren bewusst gehört - und sie haben mir auch nicht besonders gefallen

    Und da habe ich im Vorstellungstext bei cpo folgendes gefunden

    Zitat

    Kalliwoda war daran gelegen, Werke zur Verfügung zu stellen, welche ganz auf die Funktion der Eröffnung eines Sinfoniekonzerts zugeschnitten waren: Sie sollten die Aufmerksamkeit des Publikums erregen. Folglich mussten sie etwas Reißerisches, Aufregendes bieten, ohne doch zu sehr individuelles Eigengewicht zu beanspruchen.

    Besser kann man das gar nicht beschreiben: Reisserisch ohne individuelles Eigengewicht

    So kann man aus negativen Eigenschaften positive Aspekte herausklauben oder erfinden....^^


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nachdem ich nun einige Werke gehört habe, ist mir jedes Mal negativ aufgefallen, was hier auch schon angemerkt wurde: Trotz interessanter Melodik und Grundstimmung fällt die hölzerne, teils lärmende, teils spröde Instrumentierung auf. In den Solokonzerten noch deutlicher, als in den Sinfonien. Tutti-Stellen sind häufig lärmend und irgendwie unangenehm klingend. Ein bisschen Schade um die Musik, sozusagen...

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ich freue mich über die Übereinstimmung. Ich stelle mir allerding immer wieder die Frage, inwieweit solche "spröden Stellen" nicht den Orchestern anzulasten sind. Insbesondere deutsche Rundfunk- und Regionalorchester neigen zu solchen "Gewaltausbrüchen" und ich bin der festen Überzeugung, daß es sich hier um "Nationale Unarten" handelt.

    Sehr gut fest zustelolen bei neuesten Mozart- Aufnahmen (Beethoven verträgt das eher). Wo es Vergleichsaufnahmen - beispielsweise mit den London Mozart Players - gibt. wired die Tendenz offensichtlich.......

    Kalliwoda mit den Wiener Philharmonikern oder (fast noch besser geeignet) einem tschechischen Orchester wird es wohl nie geben......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich würde zumindest die Grundtendenz auch in der Musik suchen. Die Musik klingt lärmend sowohl vom Neuen Orchester Köln (Spering), als auch von einem tatsächlich tschechischen Orchester, dem Pilsen Radio SO (hier). Beide sind natürlich keiner Wiener oder von mir aus Prager. Besonders Pilsen ist in der Tat kein Spitzenorchester. Aber es gibt andere Musik, die nie von Spitzenorchestern gespielt wird, die dennoch nicht so spröde und im schlimmsten Fall lärmend klingt. So trifft hier wahrscheinlich beides zusammen.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)