Josef Traxel - ein Sänger, den man nicht vergessen sollte

  • Lieber Nemorino,


    BACH's Weihnachtsoratorium mit TRAXEL besitze ich natürlich auch, und es gehörte zu einer meiner ersten Schallplatten-Anschaffungen überhaupt, und es hat für mich den gleich hohen Stellenwert wie die Messias-Aufnahme von Händel, ungeachtet der früheren Aufführungspraxis. Gleich alle vier Gesangssolisten dieser Aufnahme zählen zu meinen Lieblingssängern! AGNES GIEBEL, MARGA HÖFFGEN ( beide natürlich für den Bereich "Geistliche Musik"), FISCHER-DIESKAU auf fast allen Gebieten, so wie TRAXEL. Also eine Besetzung wie ich mir diese für dieses Werke nicht besser wünschen könnte, und so finde ich auch das Ergebnis, auch was die Leistung des GEWANDHAUSORCHESTERS unter KURT THOMAS anbetrifft, als großartig, und gerade der imposante Beginn dieses Werkes leitet für mich immer das eigentliche Weihnachtsfest ein!


    Die bei Colosseum erschienenen LOEWE-Balladen mit TRAXEL und ERICH APPEL am Klavier sind mir natürlich bestens bekannt und galten lange als mein Geheimtipp, zumal diese LP dann schon bald nicht mehr lieferbar war, und diese deshalb auch wenigen TRAXEL-Freunden bekannt sein dürfte.. Auch diese Balladen liebe ich in dieser Einspielung, auch wenn diese in der Regel von einem Bariton gesungen werden. HERMANN PREY war so ein Spezialist für LOEWE.

    Einige dieser Balladen singt TRAXEL großartig, z. B. "Fridericus Rex" hervorragend artikulierend, "Süßes Begräbnis" und "Das Erkennen" wunderbar verinnerlicht, oder z. B. "Der Nöck" mit unendlichem Atem bei der Koloratur.

    Und ERICH APPEL begleitet hier auch kongenial. Die Beiden kannten sich gut von TRAXEL's Nürnberger Zeit. Professor APPEL, auch ein gesuchter Klavierpädagoge - auch einstiger Lehrer einer Bekannten von mir - wohnt jetzt noch in Nürnberg. Ich lernte ihn 1961 in einem Sinfoniekonzert mit dem FRÄNKISCHEN LANDESORCHESTER in Nürnberg mit dem SCHUMANN-Klavierkonzert kennen. TRAXEL und APPEL harmonieren wunderbar auf der COLOSSEUM-Einspielung. Übrigens war es ERICH APPEL, der nach der Restaurierung von BEETHOVEN's letztem Klavier, nach ELLY NEY als einer der ganz wenigen auf diesem spielen durfte, und zwar mit einer Einspielung von dessen Bagatellen op. 33; und dessen 1. Klavierkonzerts op. 15, zusammen mit den NÜRNBERGER SYMPHONIKERN unter Leitung von ROBERT SEILER, ebenfalls auf Colosseium.


    Viele Grüße

    wok

  • Danke, Carlo, für die Aufklärung. "nur" gesammelt!! Da gehört gewiß eine riesige Portion an Musikliebe und Interesse an Interpreten dazu! Und natürlich viel Zeit! Kompliment! Ich habe auch einmal jahrelang alle diese Unterlagen - u. a. auch aus Rundfunkzeitungen (Hörzu) - auch mit Fotos - etc. gesammelt und wollte eigentlich einmal vor vielen Jahren ein Interpretenlexikon herausgeben, da ich mich immer ärgerte, wenn ich keine Informationen in Lexika über nicht so bekannte und natürlich jüngere Interpreten, die mich immer sehr interessierten, fand. Doch dann mußte ich dieses Vorhaben nach einigen Jahren aufgeben, da mein Beruf, der ncihts mit Musik zu tun hatte, und der mich voll in Anspruch nahm, mir nur noch wenig Zeit für mein großes Hobby "Musik" und "Interpreten" ließ. Ich übersetzte lediglich einmal eine Zeitlang für Philips die englischen Plattencover-Texte. Aber auch dafür blieb mir dann keine Zeit mehr.


    Viele Grüße aus dem heute wieder heißen Málaga, wo ich seit 2001 wohne. !


    wok


    PS Auch daß Adenauer HAYDN liebte, vermutlich "Die Schöpfung", ist auch so eine außergewöhnliche Insider-Information! Fehlt nur noch seine Lieblngsbesetzung!! :)

  • Danke, 'wok', für das Kompliment!

    Lieber Carlo,


    diesem Kompliment möchte ich mich anschließen! Dein Wissen ist schlicht phänomenal, und um Deine Zitatensammlung und die alten Zeitschriften und Kataloge bist Du zu beneiden. Ich habe auch etliche dieser Dinge über die Zeiten gerettet, aber das meiste davon ist einigen Renovierungen zum Opfer gefallen, und auch dem fehlenden Platz.


    Da fällt mir gerade ein, dass Konrad Adenauer - den ich in Düsseldorf zusammen mit Charles de Gaulle aus nächster Nähe gesehen habe - ein großer Musikfreund war. Sein Lieblingswerk war wohl Haydns "Die Schöpfung"!

    Ich habe den de Gaulle-Besuch akribisch am Fernsehen verfolgt, das war im September 1962. Daß Konrad Adenauer ein Freund klassischer Musik war, kann ich bestätigen. Ob Haydns "Schöpfung" sein Lieblingswerk war, weiß ich nicht, aber ich habe sein Wohnhaus (das heute als Museum dient) zweimal besucht. Neben seinem Sterbebett lagen einige klassische Schallplatten, die Adenauer in den letzten Lebenstagen noch gehört hat, wie man uns sagte. Zuoberst lag Schuberts "Die schöne Müllerin" mit Peter Pears (Tenor) und Benjamin Britten am Klavier, das weiß ich noch genau.

    Zu Ablenkung von der Politik las der alte Kanzler gerne Kriminalromane, aber jeden Abend, bevor er sich schlafen legte, beschloß er mit einem Gedicht! Eichendorff zählte zu seinen Lieblingsdichtern. Soviel "Politik" mußte jetzt sein:).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Die bei Colosseum erschienenen LOEWE-Balladen mit TRAXEL und ERICH APPEL am Klavier sind mir natürlich bestens bekannt und galten lange als mein Geheimtip

    Lieber wok,


    ich besitze noch die Erstausgabe dieser COLOSSEUM-LP, und sie zählt zu den wenigen, die ich nicht ausgelagert habe. Über 90 % meiner LP-Sammlung mußte ich "einbunkern", schlicht und ergreifend aus Platzmangel.


    Das Weihnachtsoratorium mit Josef Traxel hatte ich bereits auf LP und später auf CD neu angeschafft. Das kommt bei mir jedes Jahr in der Weihnachtszeit zu Ehren. Es ist übrigens bis heute meine einzige GA des Werks. Mit HIP habe ich mich nie anfreunden können (was kein Werturteil sein soll). Ich bin eben durch die Aufnahmen meiner Jugend, zu denen dieses Weihnachtsoratorium gehört, geprägt worden.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Da fällt mir gerade ein, dass Konrad Adenauer - den ich in Düsseldorf zusammen mit Charles de Gaulle aus nächster Nähe gesehen habe - ein großer Musikfreund war. Sein Lieblingswerk war wohl Haydns "Die Schöpfung"!

    Ich finde, das kann man Haydn nun wirklich nicht vorwerfen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Wie könnte ich Josef Traxel je vergessen. Ich hatte bei ihm fast 3 Semester privaten Gesangsunterricht. Ein guter, fordernder Lehrer, eine äusserst zugewandte, liebenswürdige Persönlichkeit.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • Liebe Verehrer des Tenors Josef Traxel!


    Zuerst möchte ich 'hart' ganz allgemein für seinen Thread „Der Musiker Gräber“ und besonders für seinen sehr informativen – und, wie immer, hervorragend recherchierten – dort geposteten Beitrag Nr. 313 zu Josef Traxel danken, den ich leider erst jetzt gelesen habe. (Ebenso interessant ist in diesem Thread 'Stimmenliebhabers' Aufstellung von Traxels Vorstellungen an der Berliner Staatsoper – Beitrag Nr. 316.)


    Ich habe mir den Josef-Traxel-Thread noch einmal durchgesehen und festgestellt, dass sehr viele Tondokumente dieses Sängers nicht - oder nur mit dem Werktitel ohne weitere Einzelheiten bzw. lediglich mit dem Abbilden des CD-Covers - genannt wurden. Zusätzlich zu diesen Beiträgen habe ich bzw. weiß ich noch die folgenden Aufnahmen, die z. T. vom 'Hamburger Archiv für Gesangskunst' entweder als Gesamtaufnahme oder in Ausschnitten veröffentlicht wurden. (Dort wurde auch die von Joachim Leufgen und Klaus Ulrich Spiegel verantwortete „Josef-Traxel-Edition“ aus dem Jahre 2008 von ursprünglich 10 CDs kürzlich auf vier Boxen mit je 3 CDs und einer zusätzlichen CD „Raritäten und Funde“ erweitert, mit einer klanglichen Verbesserung der früher veröffentlichten Aufnahmen.)


    „Bühnenwerke“ (1. Teil)


    „Leonore“ (Beethoven): Leonore – Anna Green / Marzelline – Ilse Hollweg / Florestan – Josef Traxel / Pizarro – Dan Richardson / Rocco – Karl Ridderbusch / Jaquino – Wilfried Jochims / Don Fernando – Gotthard Kronstein / Zwei Gefangene – Wolf Appel und Heinz Feldhoff / Der Chor der Städtischen Bühnen Essen / Chorltg.: Josef Krepela / Der Gesangs-Verein Essen / Das Städtische Orchester Essen / Dirigent: Gustav König (Essen, Saalbau, 21. 5. 1965) Der Mitschnitt dieser konzertanten Aufführung der Erstfassung von Beethovens „Fidelio“ wurde vom WDR Köln am 16. 6. 1965 gesendet; als 'Leonore' war ursprünglich Anja Silja angekündigt.


    „Die Trojaner“ ('Les Troyens') (Berlioz): Kassandra, Tochter des Priamus – Hilde Rössel-Majdan / Priamus, König von Troja – August Messthaler / Hekuba, seine Gemahlin – Erika Winkler / Aeneas, Prinz von Troja – Josef Traxel / Askanius, sein Sohn – Katharina Selge / Hektors Geist – Otto von Rohr / Dido, Königin von Karthago – Hanni Mack-Cosack / Anna, ihre Schwester – Erika Winkler / Narbal, Didos Minister – Peter Schlender / Der Südfunk-Chor Stuttgart / Chorltg.: Hermann Josef Dahmen / Das Sinfonie-Orchester des Süddeutschen Rundfunks / Dirigent: Hans Müller-Kray (Stuttgart, Liederhalle, 12. 12. 1961). Das in der vollständigen Fassung viereinhalbstündige, in zwei Teile gegliederte Werk (Erster Teil : „Die Eroberung Trojas“ / Zweiter Teil: „Die Trojaner in Karthago“) wurde für die Rundfunksendung auf je 47 Minuten zusammengestrichen; ein Eindruck von der 'Grandeur' der Komposition lässt sich so leider nur erahnen. Allerdings ist bemerkenswert, dass hier zum ersten Mal eine Aufnahme dieses epochalen Werks in deutscher Sprache entstand.


    „Die Flut“ (Blacher): Das junge Mädchen - Erna Spoorenberg / Der junge Mann - Josef Traxel / Der Fischer - Dietrich Fischer-Dieskau / Der alte Bankier - Georg Stern / Der Chor und das Sinfonie-Orchester des Hessischen Rundfunks / Chorltg.: Edmund von Michnay / Dirigent: Otto Matzerath (Frankfurt, Funkhaus, 3. 2. 1956). Diese halbstündige 'Kammeroper in einem Akt' von Boris Blacher mit dem Libretto von Heinz von Cramer nach einer Erzählung von Guy de Maupassant wurde am 4. 3. 1947 in Dresden mit Elfride Trötschel, Karl-Heinz Thomann, Hans Löbel und Heinrich Pflanzl uraufgeführt. Die Liebhaberrolle in diesem Bühnenwerk ist unüblicherweise dem Bariton zugewiesen, während der 'junge Mann' am Schluss der Oper aus Habgier zum Mörder wird!


    „Maria Stuarda“ (Donizetti): Maria, regina di Scozia – Irene Jordan / Elisabetta, regina d' Inghilterra – Grace Hoffman / Roberto, conte di Leicester - Josef Traxel / Lord Guglielmo Cecil, gran tesoriere – William Metcalf / Giorgio Talbot, conte di Shrewsbury – Raymond Michalski / Anna, nutrice di Maria – Jimmilee Farmer / Chorus and Orchestra of the New York Concert Opera Association / Chorltg.: William Jonson / Dirigent: Thomas Scherman (New York, Philharmonic Hall, 16. 11. 1964). Einen zwanzigminütigen Ausschitt (1. Akt, 3. bis 5. Szene) aus diesem – klanglich sehr schlechten – Mitschnitt kann man auf YouTube hören. Der hierzulande kaum bekannte Dirigent Thomas Scherman war – zunächst mit seiner 'Little Orchestra Society' und später mit der 'Concert Opera Association' - eine feste Größe des New Yorker Musiklebens und hat viele, meist seltene Opern in der Carnegie Hall bzw. der Philharmonic Hall teilweise semi-konzertant aufgeführt. Dabei päsentierte er oft Sänger, die zwar bekannt, aber von der Metropolitan Opera 'links liegen gelassen' wurden. So sorgte er beispielsweise für das New Yorker Debüt von Leonie Rysanek als 'Lady Macbeth', bevor diese dann als Ersatz für Maria Callas in der gleichen Rolle von der 'Met' engagiert wurde.


    Die deutsche Erstaufführung 1963 von Gaetano Donizettis Schiller-Oper stand unter einem ähnlichen Unstern wie die Generalprobe 1834 in Neapel und die Uraufführung 1835 an der Mailänder Scala. (Über die verwickelte Genese dieser Oper gibt ein langer Aufsatz von Patric Schmid - von 'Opera Rara' - in der Dezember-Ausgabe 1973 im englischen Magazin 'Opera' Auskunft.) Die Stuttgarter Premiere am 8. 3. 1963 wurde nach einer halben Stunde wegen Josef Traxels schwerer (angesagter) Indisposition abgebrochen. Die für den 20. 3. 1963 angekündigte nächste Vorstellung fand wegen einer Erkrankung Grace Hoffmans erst gar nicht statt. Schließlich kam es dann am 8. 5. 1963 zur umjubelten 1. Aufführung dieser Oper in Deutschland. Der Regisseur Ernst Poettgen hatte die Oper nah an Schillers Drama inszeniert und die Rollennnamen des Schauspiels beibehalten, sowie drei kleine Nebenrollen eingefügt und die Partie des 'Talbot' zweigeteilt; das Sextett ('È sempre la stessa') im zweiten Akt wurde zum Septett erweitert. Es sangen: Maria Kouba (Maria Stuart), Grace Hoffman (Elisabeth I.), Josef Traxel (Graf Leicester), Marcel Cordes (Lord Burleigh = Cecil, mit einer eingeschobenen Arie aus Donizettis „Poliuto“), Gustav Grefe (Graf Shrewsbury = Talbot), Stefan Kosso (Marias Beichtvater = Talbot), Liselotte Becker-Egner (Anna Kennedy), Alexander Malta (Französischer Gesandter) und Frithjof Sentpaul (Elisabeths Sekretär Davison); der Dirigent war Josef Dünnwald. Eine Tonaufnahme von dieser damals viel beachteten Produktion ist mir nicht bekannt. Zweifellos verdankten Grace Hoffman und Josef Traxel ihre New Yorker Verpflichtung den Stuttgarter Aufführungen, da die Oper nach ihrer 'Wiederentdeckung' (Bergamo 1958) erst mit Leyla Gencer und Shirley Verrett 1967 in Florenz ihren Platz im internationalen Repertoire einnehmen konnte.


    Apropos Donizetti: Am 13. 3. 1956 nahm Josef Traxel die Arie des 'Fernando' aus Donizettis „La Favorita“ für die 'Electrola' auf, bemerkenswerterweise in italienischer Sprache ('Spirto gentil ne' sogni miei'); Hans Löwlein dirigierte die Berliner Symphoniker. Die Aufnahme – die damals nicht veröffentlicht wurde - ist auch auf dem Josef Traxel gewidmeten Album 'Dacapo' 1 C 147-30 774/75 (2 LPs, 1978) und der 'EMI'-CD von 1988 in der Reihe „Portrait“ (CDM 7 69681 2) enthalten. (Mit Josef Traxel gibt es auch Schallplatten-Aufnahmen von Ausschnitten aus „Lucia di Lammermoor“ und „Don Pasquale“ - dazu später mehr unter „Recitals“.)


    Viele Grüße!


    Carlo

  • „Die Trojaner“ ('Les Troyens') (Berlioz): Kassandra, Tochter des Priamus – Hilde Rössel-Majdan / Priamus, König von Troja – August Messthaler / Hekuba, seine Gemahlin – Erika Winkler / Aeneas, Prinz von Troja – Josef Traxel / Askanius, sein Sohn – Katharina Selge / Hektors Geist – Otto von Rohr / Dido, Königin von Karthago – Hanni Mack-Cosack / Anna, ihre Schwester – Erika Winkler / Narbal, Didos Minister – Peter Schlender / Der Südfunk-Chor Stuttgart / Chorltg.: Hermann Josef Dahmen / Das Sinfonie-Orchester des Süddeutschen Rundfunks / Dirigent: Hans Müller-Kray (Stuttgart, Liederhalle, 12. 12. 1961). Das in der vollständigen Fassung viereinhalbstündige, in zwei Teile gegliederte Werk (Erster Teil : „Die Eroberung Trojas“ / Zweiter Teil: „Die Trojaner in Karthago“) wurde für die Rundfunksendung auf je 47 Minuten zusammengestrichen; ein Eindruck von der 'Grandeur' der Komposition lässt sich so leider nur erahnen. Allerdings ist bemerkenswert, dass hier zum ersten Mal eine Aufnahme dieses epochalen Werks in deutscher Sprache entstand.

    Schön, dass Du auf Traxels Aufnahmen kommst, lieber Carlo. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und was ich erfahre, was ich noch nicht weiß. Diese verhackstückten "Trojaner" kenne ich auch und schätze das Bemühen, durch eine deutsche Übersetzung das seinerzeit unbekannte Werk unter die Leute zu bringen. Es hat mich immer gewundert, dass es kaum deutschen Berlioz gab, zumal Peter Cornelius einiges übersetzt hat. Habe ich richtig verstanden, dass in der Liederhalle nur das aufgenommen wurde, was sich überliefert ist? Hans Müller-Krey, der Dirigent dieser Einstellung, hat sich beim Süddeutschen Rundfunk entsprechend verdient gemacht. Im Archiv lagern noch mehr Dokumente, allerdings ohne Traxel.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Carlo,


    Deine umfangreichen, mit viel Liebe und Akribie zusammengetragenen Sänger-Aufnahmen sind immer wieder bewundernswert. Manche der von Dir genannten Aufnahmen sind mir bekannt, die meisten aber nicht. Ich kenne mich wohl am besten in den kommerziellen Ausgaben aus, während mir Rundfunkproduktionen weitgehend unbekannt sind.

    Soeben habe ich in anderem Zusammenhang eine weitere Traxel-Aufnahme genannt, die ich aber gerne jetzt auch hier in seinem eigenen Thread vorstellen möchte, weil sie bisher, soweit ich sehe, noch nicht genannt wurde:

    MOZART: KRÖNUNGSMESSE C-dur, KV 317

    Pilar Lorengar (Sopran), Marga Höffgen (Alt), JOSEF TRAXEL (Tenor), Karl Christian Kohn (Baß);

    Chor der St. Hedwigs-Kathedrale Berlin & Berliner Symphoniker, Dirigent: Karl Forster (Aufnahme: 7/1959, Grunewaldkirche, Berlin).


    Eine sehr innige, dem Charakter des Werks entsprechende Interpretation, die auch klanglich (Stereo) in Ordnung ist.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo Nemorino,


    Ja, es ist wirklich höchst beeindruckend, was Carlo nun auch über JOSEF TRAXEL alles zu berichten weiß, und gerade die Rundfunkproduktionen enthalten so viele interessante, auch für mich noch unbekannte Details über die so vielfältigen Aktivitäten dieses Sängers! So ist das große Wissen von Carlo, gerade was JOSEF TRAXEL anbetrifft, für mich ein echter Glücksfall, denn über ihn kann ich gar nicht genug erfahren!


    Übrigens besitze auch ich MOZART's Krönungsmesse mit ihm, wunderbar, und auch PILAR LORENGAR und MARGA HÖFFGEN sind hier wie immer großartig, und KARL FORSTER ist für fast alle Werke geistlicher Musik allein schon fast immer eine Garantie für eine exemplarische Aufnahme.


    Viele Grüße

    wok

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  • Lieber Carlo,


    Es ist wirklich ein Glücksfall für mich, daß Du über zwei von mir bisher besonders herausgestellte Sänger(innen) so außerordentlich gut informiert bist, und Du Dir die so große Mühe machst, wieder so ausführlich darüber zu berichten! . Zunächst war dies CHRISTIANE EDA-PIERRE, und nun mein Lieblingstenor JOSEF TRAXEL. Ich bin so froh und glücklich, über ihn und seine Aktivitäten so viel Neues zu erfahren, vor allem über seine mir bisher gänzlich unbekannten Rundfunkproduktionen! Ich danke Dir ganz herzlich dafür! Ich schätze diesen Sänger, den ich im Dezember 1965 im Kuppelsaal Hannover mit dem Weihnachtsoratorium hörte (mit ENGEN und HÖFFGEN und ihn auch kennenlernen durfte, nicht nur wegen seiner Stimme und grandiosen Lebensleistung sehr, sondern auch als Mensch wegen seiner so großen Bescheidenheit und so seltenen Eigenschaft, sich nie ins Rampenlicht gedrängt zu haben. Er förderte durchaus auch seinen jungen Kollegen FRITZ WUNDERLICH in Stuttgart, als er ihm bei Aufführungen auch schon einmal den Vortritt ließ.


    Ich besitze auch den ausgezeichneten Opern-Querschnitt von DONIZETTIs "Don Pasquale" mit den BERLINER SYMPHONIKERN unter WERNER SCHMIDT-BOELCKE. Von "Lucia di Lammermoor" besitze ich mit ihm nur den Titel "Ihr Gräber meiner Ahnen" - fabelhaft gesungen - in der Aufnahme unter BERISLAV KLOBUCAR, und von der "Favoritin" unter HANS LÖWLEIN die ebenfalls wunderbar gesungene Arie "Engel so rein").


    Ich bin schon ganz gespannt auf Deine weiteren Ausführungen unter dem Titel "Recitals"!!


    Viele Grüße

    wok


  • Hallo,


    heute geht es weiter mit Bühnenwerken von Christoph Willibald Gluck und Georg Friedrich Händel:

    „Der Hirtenreigen“ ('La danza') (Gluck): Nice, eine Nymphe - Melitta Muszely / Tirsi, ein Hirte - Josef Traxel / Das Rundfunkorchester Hannover des NDR / Dirigent: Fritz Rieger (Hannover, Funkhaus, 1960, Dauer: 50 Minuten) Die Uraufführung dieser 'Serenade' – ein pastorales Eifersuchtsstück mit Ouvertüre, vier Arien und einem Duett, verbunden durch Rezitative – auf ein Libretto von Pietro Metastasio war 1755 im Schloss Laxenburg bei Wien mit zwei Gesangsstars jener Zeit: Caterina Gabrielli und Joseph Friebert. Auf die Gabrielli geht der oft kolportierte Satz zurück, den sie der Zarin Katharina II. (die 'Große') zur Antwort gab, als diese die Höhe ihrer Gage monierte: „Das ist ja mehr als meine Generäle verdienen!“ Darauf die Sängerin: „Dann lassen Sie doch ihre Generäle singen!“


    „Paris und Helena“ ('Paride ed Elena') (Gluck): Paris, Prinz von Troja – Josef Traxel / Helena, Königin von Sparta – Ilse Hollweg / Amor, Gott der Liebe – Ingeborg Hallstein / Pallas Athene, Göttin der Weisheit – Siw Ericsdotter / Ein Trojaner – Peter Suter / Der Kammerchor von Radio Bern / Das Berner Stadtorchester / Dirigent: Max Sturzenegger (Radio Beromünster, Studio Bern, 1960). Christoph Willibald Glucks letzte Wiener 'Reformoper' aus dem Jahre 1770 wurde in der deutschen Fassung von Rudolf Gerber eingespielt. Der Aufnahmeleiter war hier – wie in der folgenden „Rodelinde“ - der bekannte Schweizer Tenor Willy Frey, der von 1947 bis 1966 im Studio Bern von Radio Beromünster für viele Gesamtaufnahmen von größtenteils wenig bekannten Opern verantwortlich war. (Die gesprochenen Zwischentexte zur Erklärung der Handlung wurden für die Veröffentlichung des Mitschnitts eliminiert; ebenso fehlen große Teile der Ballettmusik.)



    „Rodelinde“ ('Rodelinda') (Händel): Bertarich; König der Langobarden – Hermann Prey / Rodelinde, seine Gemahlin – Erna Berger / Grimwald, Tyrann der Langobarden – Josef Traxel / Hadwig, Bertarichs Schwester – Brunhilde Knack / Garibald, Herzog von Turin - Hans-Günther Grimm / Unolf, Vertrauter Bertarichs – Herbert Bartel / Der Kammerchor von Radio Bern / Das Berner Kammerensemble / Cembalo: Ilse Linack-Muthmann / Dirigent: Heribert Esser / Funkregie: Willy Frey (Radio Beromünster, Studio Bern, 20. - 26. 10. 1959, Dauer: 105 Minuten) Eine Produktion des Studios Bern - in deutscher Sprache - mit Zwischentexten von Heinrich Kleefeld, gesprochen von Wolfgang Schwarz. Als Grundlage diente die Version von Oskar Hagen aus dem Jahre 1920.


    Anlässlich des Händel-Jahres 1959 (200. Todestag) sang Josef Traxel auch die Titelrolle in dessen „Xerxes“ ('Serse') in einer deutschen Textfassung von Rudolf Steglich an der Württembergischen Staatsoper Stuttgart. Ferner wirkten mit: Friederike Sailer (Romilda), Franziska Wachmann (Atalanta), Margarethe Bence (Amastris), Raymond Wolansky (Arsamenes), Stefan Kosso (Ariodates) und Gustav Grefe (Elviro); die Regie hatte Kurt Puhlmann und der für Ferdinand Leitner eingesprungene Dirigent war Harald von Goertz. Meines Wissens gibt es von der Premiere am 1. 3. 1959 - oder von einer der folgenden Vorstellungen - keinen Mitschnitt. (Lt. dem mir vorliegenden Programmzettel kosteten die Eintrittskarten DM 2,50 bis DM 12,00 – das waren noch Zeiten!)


    „Jephtha“ (Händel): Jephtha, israelitischer Feldherr – Josef Traxel / Storge, seine Frau – Margarethe Bence / Iphis, seine Tochter – Friederike Sailer / Hamor, ihr Geliebter – Raymond Wolansky / Zebul, Jephthas Bruder – Fritz Linke / Ein Prophet – Fritz Wunderlich / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Ferdinand Leitner (Wien, Staatsoper, 3. 11. 1959). Günther Rennert hat an der Stuttgarter Oper (Premiere am 2. 2. 1957) Georg Friedrich Händels letztes, dramatisches Oratorium „Jephtha“ als vieraktige Oper inszeniert, in einer Fassung von Hermann Stephani mit dem deutschen Text von Caspar Neher; Joseph Traxel sang die Titelpartie, wobei die Sopran-Rolle des 'Engels' im Oratorium zur Tenor-Rolle eines 'Propheten' – mit nur einer Arie, gesungen von Fritz Wunderlich – 'umfunktioniert' wurde. Am 10. und 12. 10. 1959 gastierten die Stuttgarter mit dem „Jephtha“ an der Pariser Grand Opéra, bevor sie das Werk während eines achttägigen Gastspiels an der Wiener Staatsoper am 3. und 4. 11. 1959 wiederholten, während die Stuttgarter 'Heimatbühne' für Schauspielaufführungen anlässlich der Feiern zu Schillers 200. Geburtstag genutzt wurde. (Beim Wiener Gastspiel soll – wie auch bei der „Jenufa“ drei Tage später - ein Haus-Mitschnitt entstanden sein.)


    LG


    Carlo

  • Lieber Carlo,


    Es ist einfach ein richtiger Glücksfall für mich, daß Du über Kenntnisse von so unglaublich vielen Details, inkl. Rundfunkaufnahmen, von Sängern, und Sängerinnen, die mich besonders interessieren, verfügst, und Du Dir so keine Zeit und Mühe sparst, dieses enorme Wissen hier zur Verfügung zu stellen. Über JOSEF TRAXEL konnte ich durch Operus, der bei TRAXEL Gesangsunterricht hatte, schon einiges über den Menschen und sein Wesen erfahren, nun wird also mein Bild von Ihm und seiner grandiosen Lebensleistung noch optimal erweitert.


    Ich werde alle Informationen über die veschiedenen Aufnahmen von ihm und deren Besetzung noch ganz genau studieren, und evtl. auf das eine oder andere noch zurückkommen. Die ausgezeichnete Aufnahme von HÄNDE'Ls "Rodelinde" mit der großartigen ERNA BERGER und mit HERMANN PREY besitze ich auch. Des weiteren übrigens auch die Live-Aufnahme der BBC von LORTZING's "Undine" unter ROBERT HEGER und mit den exzellenten Gesangssolisten VALERIE BAK und MARIANNE SCHECH.


    Nochmals ganz herzlichen Dank für all diese wertvollen Informationen!


    wok

  • Liebe Forianer,



    heute heißt das Thema: "Josef Traxel in Opern von Leos Janácek".



    „Jenufa“ (Janácek): Die alte Buryja – Res Fischer / Laca Klemen – Josef Traxel / Stewa Buryja – Fritz Uhl / Die Küsterin – Grace Hoffman / Jenufa – Lore Wissmann / Der Altgesell – Gustav Grefe / Der Dorfrichter – Fritz Linke / Seine Frau – Paula Kapper / Karolka – Hannelore Schulz-Pickard / Eine Schäferin – Margarethe Bence / Barena – Liselotte Rebmann / Jarna – Sieglinde Kahmann / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Ferdinand Leitner (Wien, Staatsoper, 6. 11. 1959). In Günther Rennerts Inszenierung der „Jenufa“ wurde aus einer 'Magd' eine 'Schäferin' und aus dem Hirtenjungen 'Jarno' das Mädchen 'Jarna'. Im November 1959 gastierte die Stuttgarter Oper an der Wiener Staatsoper mit Aufführungen der Opern „Jephtha“, „Jenufa“ und „Parsifal“, wobei von den beiden erstgenannten Werken Privat-Mitschnitte entstanden.



    „Aus einem Totenhaus“ ('Z mrtvého domu') (Janácek): Alexander Petrowitsch Gorjantschikoff – Mino Yahia / Alej – Naan Pöld / Filka Morosoff – Josef Traxel / Der große Sträfling – Georg Paskuda / Der kleine Sträfling – Richard Kogel / Der Platzkommandant – Günter Reich / Der ganz alte Sträfling – Friedrich Lenz / Skuratoff – Heinz Hoppe / Tschekunoff – Carl Hoppe / Der betrunkene Sträfling – Karl Kreile / Der Koch – Peter Schranner / Der Schmied – Wulf von Lochner / Der Pope – Josef Weber / Der junge Sträfling – Albert Gassner /, Eine Dirne – Margot Laminet / Ein Sträfling in der Rolle Don Juans und des Brahminen – Günter Reich / Kedril – Franz Weiß /, Schapkin – Lorenz Fehenberger / Schischkoff – Marcel Cordes / Tscherewin – Rudolf Gantner / Eine Stimme hinter der Szene – Naan Pöld / Der Chor und das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Kurt Prestel / Dirigent: Rafael Kubelik (München, Herkules-Saal, 17. 11. 1961, Mitschnitt der konzertanten Aufführung). Nur der Schluss der Oper wurde von Rafael Kubelik nach der handschriftlichen Original-Partitur Janaceks – die in Brno aufbewahrt wird - revidiert; die Fotokopien der restlichen Partitur-Teile trafen zu spät in München ein.


    dto.: Besetzung wie oben - mit folgenden Ausnahmen: Alexander Petrowitsch Gorjantschikoff – Kieth Engen / Der Platzkommandant – Andrew Foldi / Der Koch – Theodor Nicolai / Eine Dirne – Marjorie Heistermann / Ein Strtäfling in der Rolle Don Juans und des Brahminen – Andrew Foldi / Tscherewin – Franz Weiß / Der Chor und das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Wolfgang Schubert / Dirigent: Rafael Kubelik (München, Herkules-Saal, 30. 5. - 1. 6. 1964, Studio-Produktion) Eine von Rafael Kubelik nach der Original-Partitur Janaceks überarbeitete Fassung in deutscher Sprache. Am 2. 6. 1964 wurde die Oper in der genannten Besetzung im Münchner Herkules-Saal und zwei Tage später auch im Wiener Musikverein konzertant aufgeführt.



    „Schicksal“ ('Osud') (Janácek): Zhivný, ein Komponist – Josef Traxel / Mila Válková, seine Geliebte – Lore Wissmann / Frau Válková, ihre Mutter – Paula Brivkalne / Milas und Zivnýs Kind – Karin Fischer / Personen im 1. Akt: Dr. Suda, ein Arzt und Zhivnýs Freund – Stefan Schwer / Lhotský, ein Maler, Zhivnýs Freund – Gustav Grefe / Konecný, Milas Verlobter – Hans Günter Nöcker / Eine alte Slowakin – Margarethe Bence / Die Frau eines Majors – Hilde Könkels / Die Frau eines Ratsmitglieds – Liselotte Rebmann / Fräulein Stuhla, eine Lehrerin – Margarethe Bence / Ein Student – Hans Blessin / Fanca, ein junges Mädchen – Sieglinde Kahmann / Eine Schülerin – Anja Silja / Personen im 3. Akt: Hrazda, Gesangsstudent – Fritz Wunderlich / Verva, Musikstudent – Engelbert Czubok / Fräulein Soucková, Gesangsstudentin – Liselotte Rebmann / Fräulein Kosinská, Musikstudentin – Paula Bauer / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Hans Schwieger (Stuttgart, Staatsoper, 26. 10. 1958). Der Süddeutsche Rundfunk setzte bei einer späteren Sendung des Mitschnitts zur Erklärung der Handlung einen Sprecher (Fred Siebeck) ein. Die Aufnahme erschien bei der niederländischen Firma 'Gala' als Bestandteil einer Fritz-Wunderlich-Box (4 CDs), gekoppelt mit Igor Stravinskiis „Persephone“, Everett Helms „Die Belagerung von Tottenburg“ und Szenen aus Mozarts „Die Zauberflöte“.


    Leos Janácek komponierte die Oper in den Jahren 1903 bis 1906; uraufgeführt wurde sie aber erst am 25. 10. 1958 in Brno (Brünn) in einer Ausgabe von Václav Nosek und bereits einen Tag später folgte die – viel beachtete und für Josef Traxel zu einem riesigen Erfolg werdende - deutsche Erstaufführung in Stuttgart mit Kurt Honolkas Übersetzung von Fedora Bartosovás Libretto. Damals hatte man keine Vergleichsmöglichkeit – heute weiß man, dass Nosek und Honolka das Werk durchgängig bearbeiteten, Rollen umschrieben und zusammenstrichen; außerdem veränderten sie die Dramaturgie der Oper gründlich. (Der „Tamino“-Opernführer von 'musikwanderer' gibt Janáceks Original-Handlung wieder!) Aus Milas Begleiter Konecný wurde ihr Verlobter und aus Zhivnýs Kind wurde statt eines Sohnes eine Tochter. Mila stirbt nicht durch ein Gerangel mit ihrer Mutter und dem folgenden gemeinsamen Sturz vom Balkon, sondern Zhivný stößt seine Frau bei einem Streit von sich, wobei sie unglücklich fällt und stirbt. (So treten in der Neufassung im Schlussbild auch Milas Mutter und Konecný auf, während aber der in der Originalhandlung vorkommende Sohn Zhivnýs im dritten Akt fehlt.) Der größte Eingriff war aber, dass sich die Handlung nicht chronologisch entwickelt, sondern die erste Szene des dritten Aktes an den Anfang gestellt und (mit dem Rest des dritten Aktes am Ende der Oper) so eine Rahmenhandlung für den ersten und zweiten Akt geschaffen wurde.



    Ich wünsche allen 'Taminos' ein schönes und stimmungsvolles Weihnachtsfest!



    Carlo

  • Lieber Carlo,


    Mit großem Interesse habe ich Deinen Beitrag über die verschiedenen JANÁCEK-Aufnahmen, in denen JOSEF TRAXEL mitwirkte, gelesen, und ich staunte erneut, was Du alles über die einzelnen Aufnahmen, insbesondere der Oper "Schicksal" zu berichten weißt! Mit war bisher nur die Aufnahme "In einem Totenhaus" mit TRAXEL bekannt, und ich habe darüber auch schon sehr Positives gelesen.


    Ich muiß allerdings gestehen, daß ich mich mit den Werken JANÁCEKs bisher zu wenig beschäftigt habe, und mein Wissen hierüber noch Nachholbedarf hat. Du hast mich nun aber neugierig auf mehr Beschäftigung mit JANÁCEK gemacht, zumal auch mit den Einspielungen, an denen TRAXEL beteiligt war. Ich werde mir dies für das Neue Jahr fest vornehmen, und ich werde dann vielleicht auch noch mit der einen oder anderen Frage auf Dich zukommen.


    Für den Moment danke ich Dir vielmals für diesen wieder so höchst umfassenden und informativen Bericht!


    Ich wünsche Dir schon jetzt besinnliche, musische und erholsame Weihnachtstage, und für das Neue Jahr 2020 alles Erdenklich Gute! Da ich für einige Tage Besuch bekomme, und mich um diesen kümmern will, werde ich in nächster Zeit nicht mehr soviel Zeit zum Schreiben finden.


    Herzliche Grüße

    wok

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  • Liebe 'Taminos'!



    Nun geht es um Josef Traxels Mitwirkung in Opern von Erich Wolfgang Korngold, Frank Martin und Étienne-Nicolas Méhul.



    „Die tote Stadt“ (Korngold): Paul – Karl Friedrich / Marietta, eine Tänzerin – Die Erscheinung Maries, Pauls verstorbener Frau – Maud Cunitz / Frank, Pauls Freund – Benno Kusche / Brigitta, Pauls Haushälterin – Lilian Benningsen / Juliette und Lucienne, Tänzerinnen – Margot Guilleaume und Elinor Junker-Giesen / Gaston, ein Tänzer – Richard Holm / Victorin, der Regisseur – Richard Holm / Fritz, der Pierrot – Hans Braun / Graf Albert – Josef Traxel / Der Chor und das Symphonie-Otrchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Josef Kugler / Dirigent: Fritz Lehmann (München, Kongress-Saal des Deutschen Museums, 1952). Veröffentlcht auf CD bei 'Myto' und 'Walhall'.


    Weder diese erste Rundfunkproduktion von 1952 noch die erste bedeutende Wiederaufführung der Oper nach dem Krieg am 5. 6. 1967 an der Wiener Volksoper (in einer Bearbeitung von Marcel Prawy mit Marilyn Zschau, John Alexander, Marcel Cordes und George London als 'Pierrot' unter Lee Schaenen) haben damals bei den Musikfreunden bleibende Eindrücke hinterlassen. Sondern es waren die Inszenierung an der New Yorker City Opera (Premiere am 2. 4. 1975 mit Carol Neblett, John Alexander, Charles Roe und Dominic Cossa als 'Pierrot' unter Imre Pallo) und die Münchner 'RCA'-Aufnahme vom Juni 1975 unter Erich Leinsdorf (mit Carol Neblett und René Kollo, der übrigens statt Plácido Domingo für die Partie des 'Paul' engagiert wurde, weil der co-produzierende Komponisten-Sohn George Korngold den starken Akzent des Spaniers beanstandete), die den bis heute anhaltenden 'Run' auf dieses Bühnenwerk auslösten. (Ich habe die Oper am 2. 1. 1987 in Düsseldorf mit Agnes Habereder, Richard Versalle und Hermann Becht als Fritz und 'Pierrot' unter Bohumil Gregor in der atmosphärischen Inszenierung von Günter Krämer gesehen, der sich von dem in der Handlung ähnlichen Hitchcock-Film „Vertigo“ inspirieren ließ.)



    „Der Zaubertrank“ ('Le vin herbé') (Martin): Isot die Blonde – Maria Kouba / Brangäne – Jutta Meyfarth / Isot die Weißhändige und Die Mutter Isots der Blonden – Eva Bornemann / Tristan und Kaherdin – Josef Traxel / König Marke und Herzog Hoel – Robert Titze / Die Frankfurter Singakademie / Das Sinfonie-Orchester des Hessischen Rundfunks / Chorltg. und Dirigent: Ljubomir Romansky ? (Frankfurt, Funkhaus) Ich beziehe mich auf eine Sendung des HR vom 4. 11. 1962 (Dauer: 90 Min.), bei der in der Programmzeitung der Name des Dirigenten nicht genannt wurde. Da als Chor die Frankfurter Singakademie angegeben wurde, vermute ich deren Chorleiter, den renommierten Dirigenten Ljubomir Romansky, als musikalischen Leiter der Aufführung. (Eine diesbezügliche Anfrage beim Hessischen Rundfunk blieb leider unbeantwortet.)


    Von Frank Martins ursprünglich als 'Weltliches Oratorium' geplantem Werk - komponiert 1938/1940 für den Züricher Madrigalchor und, erweitert, 1942 in Zürich konzertant sowie 1948 bei den Salzburger Festspielen mit Maria Cebotari und Julius Patzak unter Ferenc Fricsay szenisch uraufgeführt (und als Tondokument erhalten) – gab es 1954 bei den Schwetzinger Festspielen (unter der Leitung des Komponisten) ein Konzert und 1959 im Opernstudio der Städtischen Oper Berlin (mit Nachwuchssängern) eine Bühneninszenierung von Wolf Völker in französischer Sprache. Rudolf Hartmann inszenierte im Cuvilliés-Theater für die Münchner Opernfestspiele das Werk mit Ingrid Bjoner, Ingeborg Bremert, Lilian Benningsen, Hertha Töpper, Richard Holm, Lorenz Fehenberger, Hans Günter Nöcker und Mino Yahia; der Dirigent war Joseph Keilberth und der Bayerische Rundfunk übertrug die Premiere am 24. 8. 1962.



    „Joseph und seine Brüder“ ('Joseph') (Méhul): Jacob, ein alter Hirte – Alexander Welitsch / Joseph, sein Sohn, unter dem Namen Kleophas – Josef Traxel / Josephs Brüder: Simeon – Bernhard Michaelis, Benjamin – Friederike Sailer, Ruben – Alfred Pfeifle, Naphtali – Gustv Grefe / Utobal, Josephs Vertrauter – Walter Hagner* / Der Südfunk-Chor Stuttgart / Chorltg.: Hermann Josef Dahmen / Das Sinfonie-Orchester des Süddeutschen Rundfunks / Dirigent: Alfons Rischner (Stuttgart, Villa Berg, 1955). Eine Szenenfolge daraus von ca. 45 Minuten wurde auf CD von der niederländischen 'Gala' - die den Namen dieses Sängers (*) falsch schreibt - veröffentlicht, wobei leider das Rezitativ und die Arie des Joseph „Ach, mir lächelt umsonst huldvoll des Königs Blick... Vaterland, dich musst' ich jung verlassen“ in der Interpretation Josef Traxels fehlt, seine Romanze „Ich war Jüngling noch an Jahren“ ist aber enthalten..


    Gekoppelt wurden diese Ausschnitte mit einer weiteren deutschsprachigen Aufnahme dieser Oper (ohne Zwischentexte, Dauer ca. 57 Minuten) mit - in der Reihenfolge der Rollen wie oben - Alexander Welitsch, Libero De Luca, Horst Günter, Ursula Zollenkopf, Rolf Kunz, Günter Genersch und Arnold van Mill / Sprecher der Zwischentexte: Erwin Linder / Der Chor und das Sinfonie-Orchester des Norddeutschen Rundfunks / Chorltg.: Max Thurn / Dirigent: Wilhelm Schüchter./ Funkfassung von Albin Stuebs (Hamburg, Funkhaus; die Rundfunksendung vom 5. 10. 1956 dauerte 80 Minuten). Als 'Füller' bringt 'Gala' noch Ausschnitte aus „Werther“ und „Der Bajazzo“ mit Libero De Luca in Aufnahmen des NDR Hamburg.


    Von Étienne-Nicolas Méhuls 'Drame en trois actes, mélé de chant' - also eine Oper mit gesprochenen Dialogen - aus dem Jahre 1807, die Beethoven (1809 in Wien als „Joseph in Ägypten“), Weber in seinem Dirigenten-Debüt (Dresden 1817) und Wagner (der sie 1838 in Riga dirigierte) stark beeindruckte, gibt es mehrere deutsche Übersetzungen. Beide Rundfunk-Produktionen verwenden (mit kleinen Abweichungen voneinander) die gleiche, anonyme deutsche Textversion (Stuttgart 1913), die aber mit den von 'Gala' genannten Texten oft nicht überein stimmt. Manchmal wurde der Oper ein Schlusschor angehängt (wie z. B. 1815 in Wien durch Ignaz von Seyfried oder 1817 in Dresden durch Ferdinand Fränzl), später ersetzte man die Dialoge durch Rezitative (1899 an der Pariser Grand Opéra durch Louis Bourgault-Ducoudray, 1908 an der Wiener Hofoper durch Felix von Weingartner oder – wieder an der Pariser Oper – 1946 durch Reynaldo Hahn und Henri Rabaud).



    Ich wünsche allen 'Taminos' einen guten Jahreswechsel und für das Jahr 2020 Gesundheit, Lebensfreude und viele musikalische Glücksmomente!



    Carlo

  • Willkommen im Jahr 2020!



    Das heutige Thema: "Josef Traxel als Don Ottavio"



    „Don Giovanni“ (Mozart): Don Giovanni – George London / Leporello – Gustav Neidlinger / Der Komtur – Otto von Rohr / Donna Anna – Lore Wissmann / Don Ottavio – Josef Traxel / Donna Elvira – Maria Kinas / Masetto – Gustav Grefe / Zerlina – Friederike Sailer / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Ferdinand Leitner (Schwetzingen, Rokoko-Theater, Mai 1956). Eine von drei Aufführungen vom Gastspiel des Stuttgarter Opernhauses – in deutscher Sprache - wurde vom Süddeutschen Rundfunk mitgeschnitten. Die polnische Sopranistin Maria Kinas begann ihre Karriere unter dem Namen 'Kinasiewicz'. Bekannt wurde sie in der BRD als 'Santuzza' in der NDR-Fernsehsendung der „Cavalleria rusticana“ (mit Anneliese Rothenberger, Ilsa Ihme-Sabisch, Rudolf Schock und Alexander Welitsch unter Wilhelm Schüchter), die am 18. 4. 1954 erstmals gesendet wurde und deren Tonspur bei 'Relief' auf CD erschienen ist.



    dto.: Don Giovanni – Paul Schöffler (Victor Tacik) / Leporello – Walter Berry (Peer Schmidt) / Der Komtur – Otto von Rohr (Walter Holten) / Donna Anna – Suzanne Danco (Marianne Koch) / Don Ottavio – Josef Traxel (Jürgen Goslar) / Donna Elvira – Marianne Schech (Agnes Fink) / Masetto – Heinz Maria Lins (Hans Clarin) / Zerlina – Erika Köth (Ingrid Andrée) / Der Chor und das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Josef Kugler / Dirigent: Hermann Scherchen / Szenenbild: Walter Dörfler / TV-Regie: Kurt Wilhelm (In Klammern die Namen der Schauspieler). (Eurovisions-Sendung der ARD, 25. 12. 1957) Die Oper wurde – in deutscher Sprache mit neu geschriebenen Dialogen statt der Rezitative – als Live-Sendung (!) in mehrere europäische Länder ausgestrahlt, was für die Schauspieler zusätzlichen Stress bedeutet haben dürfte, denn sie mussten nicht nur die Regieanweisungen und ihren Sprechtext 'parat' haben, sondern auch auf die (vorab aufgenommene und zur Sendung eingespielte) Musik achten und den Gesang dementsprechend lippensynchron simulieren! Prompt verpatzte Peer Schmidt als 'Leporello' seinen ersten Einsatz ('Keine Ruh' bei Tag und Nacht'); ich weiß aber nicht mehr, ob er zu früh oder zu spät zum Gesang von Walter Berry den Mund öffnete. Meiner Erinnerung nach waren die Tempi von Hermann Scherchen wenig ausgewogen und man hatte auch einiges an der Oper gekürzt! (Beim 'Hamburger Archiv' ist die Tonspur dieser TV-Sendung auf CD erschienen.)


    Es handelt sich um die dritte der sogenannten 'Synchron-Opern' des Regisseurs Kurt Wilhelm für das Deutsche Fernsehen. (Die erste war „Die Entführung aus dem Serail“ - gesendet am 27. 1. 1956, gefolgt von „Die Hochzeit des Figaro“ am 25. 12. 1956.) Nach der Sendung von Smetanas „Die verkaufte Braut“ am 25. 12. 1958 – und zunehmend negativer Kritiker- und Publikums-Resonanz - verlegte sich Kurt Wilhelm, der jahrelang im Bayerischen Fernsehen die legendäre Gesprächsrunde „Musicaleum“ moderierte, auf die Produktion (und auch teilweise die Regie) von zahlreichen TV-Operetten, ebenfalls mit Schauspielern als Gesangs-Doubles, wobei die Tonaufnahmen überwiegend vom WDR mit dem Dirigenten Franz Marszalek und einem festen Sängerensemble – z. B. Rita Bartos, Luise Camer, Antonia Fahberg, Herta Talmar, Rudolf Christ, Franz Fehringer, Willy Hofmann, Benno Kusche, Heinz Maria Lins und Fritz Wunderlich - vorab aufgenommen wurden.



    dto.: Don Giovanni - Otto Wiener / Leporello - Benno Kusche / Der Komtur - Randolph Symonette / Donna Anna - Ingrid Bjoner / Don Ottavio - Josef Traxel / Donna Elvira - Elisabeth Schwarzenberg / Masetto - Wilhelm Schäfer / Zerlina - Gisela Vivarelli / Der Chor der Deutschen Oper am Rhein / Chorltg.: Hans Frank / Die Düsseldorfer Symphoniker / Dirigent: Fritz Zaun (Düsseldorf, Opernhaus, 15. 5. 1960) Diese deutsch gesungene Aufführung im Rahmen des 9. Deutschen Mozartfestes, das 1960 in Düsseldorf begangen wurde, ist lt. einer Zeitzeugin auch vom WDR mitgeschnitten worden, kam aber m. W. nicht zur Sendung. 1962 erschien in der 'Cotta Tonbildschau'-Serie (TBS 603) auch der bereits genannte Querschnitt mit Fabio Giongo (Don Giovanni), Elfego Esparza (Leporello), Randolph Symonette (Der Komtur), Ingrid Bjoner (Donna Anna), Josef Traxel (Don Ottavio), Elisabeth Schwarzenberg (Donna Elvira), Wilhelm Schäfer (Masetto) und Ingrid Paller (Zerlina) und dem Chor der Deutschen Oper am Rhein; Fritz Zaun dirigierte auch hier die Düsseldorfer Symphoniker (Josef Traxel ist in beiden Akt-Finali und mit der Arie 'Nur ihrem Frieden' zu hören). Die Besonderheit sind die der Schallplatte beigegebenen 16 Farb-Dias (2 davon mit Traxel), die das Album zu einem echten 'Hingucker' in meiner Sammlung machen. Dieser Querschnitt erschien später bei 'eurodisc' und 'Baccarola' als 30cm-LP; gleichzeitig gab es aber auch eine 25cm-Platte - die ich leider nicht habe - bei 'eurodisc' (60 000 GR bzw. S 60 001 GR) aus dieser Düsseldorfer Produktion mit den beiden Arien des Don Ottavio und auch beiden Arien der Donna Anna sowie dem Duett Donna Anna - Don Ottavio aus dem ersten Akt 'Welch' ein grauenvolles Bild!... Fliehe, Verräter, fliehe!' mit Ingrid Bjoner und Josef Traxel!



    Carlo

  • Lieber Maestro,


    Du hattest schon in Deinem Beitrag Nr. 97 die Arie "Ein freudig' Fest lasst uns begeh'n" aus dem "Belshazzar" eingestellt; leider ohne nähere Angaben.


    Darf ich Dich um diesbezügliche Aufklärung bitten, denn von einer Aufführung bzw. Aufnahme dieses (Opern-)Oratoriums mit Josef Traxel ist mir nichts bekannt?


    Danke im voraus!


    Carlo

  • Lieber Carlo, im Jahre 1959 fand eine Aufführung im Münchner Herkulessaal statt. Die Leitung der Aufführung hatte Fritz Rieger inne, es sangen u.a. Josef Traxel, Maria von Ilosvay und Tilla Briem, es spielten die Münchner Philharmoniker. Natürlich gab es auch andere Sänger, nur habe ich alles nicht mehr so gut im Kopf und meine Notizen sind schwer zugänglich (und nicht bei den Tonträgern dabei). Aber das sind zumindest die Eckdaten - ich hoffe es hilft. Ob es jemals eine Übertragung gab, kann ich nicht sagen.


    M_P

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  • Lieber Maestro_Peter,


    vielen Dank für Deine Antwort! Dann werde ich mich mal auf die Suche nach dieser konzertanten Aufführung des "Belshazzar" mit Josef Traxel machen.



    Hier die Fortsetzung der Liste mit Josef Traxels Aufnahmen von Opern und Bühnenwerken:


    „Titus“ ('La clemenza di Tito') (Mozart): Titus – Josef Traxel / Vitellia – Lore Wissmann / Sextus – Ira Malaniuk / Servilia – Franziska Wachmann / Annius – Alfred Pfeifle / Publius – Gustav Grefe / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Josef Dünnwald (Ludwigsburg, Schlosstheater, 1954). In der Zeit vom 3. bis 11. 7. 1954 wurde diese Oper in der Bearbeitung - u. a. mit orchestral bereicherten Rezitativen - und in der Übersetzung von Hans Curjel und Bernhard Paumgartner im Rahmen des 'Dritten Deutschen Mozartfestes' im frisch renovierten und nach 32 Jahren aus dem 'Dornröschenschlaf' geweckten Schlosstheater in Deutschlands größtem Schlossbau in Ludwigsburg aufgeführt; der Süddeutsche Rundfunk Stuttgart schnitt eine der drei Vorstellungen mit. (Erst am 12. 9. 1954 folgte die Premiere am Stuttgarter Haus der Württembergischen Staatsoper, wobei Hetty Plümacher den 'Sextus' übernahm.)


    "Rezitativ und Arie des Titus" (Mozart): 'Wehe mir! Ist's Wahrheit oder Trug?... Hoffnung, du Hauch des Lebens' / Die Berliner Symphoniker / Dirigent: Hans Löwlein (27. 11. 1958) 'Electrola' E 41 058 (17 cm). Dies ist ein 'Etikettenschwindel' der Schallplattenfirma! Es handelt sich hier um die von Bernhard Paumgartner und Hans Curjel in ihrer Version des „Titus“ (Salzburg 1949 mit Julius Patzak) im 2. Akt eingefügte Konzertarie „Misero! O sogno... Aura, che intorno spiri, KV 431“ (Dauer: 12 Minuten), die Wolfgang Amadé Mozart 1783 für Valentin Adamberger - der erste 'Belmonte' – schrieb.



    „Thamos, König von Ägypten“ ('Zwischenaktmusiken und Chöre zu dem heroischen Drama des Freiherrn von Gebler, KV 336a und KV 345') (Mozart): Zwei Sonnenjungfrauen - Teresa Stich-Randall und Annie Delorie / Sethos, Oberpriester des Sonnentempels – Theo Adam / Erster Sonnenpriester – Josef Traxel / Zweiter Sonnenpriester – Theo Adam / Der Kölner Rundfunkchor und das Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester / Chorltg.: Bernhard Zimmermann / Dirigent: Mario Rossi (Köln, Funkhaus, 20. 9. 1957, Live-Aufnahme)


    Vieles über die Komposition der Schauspielmusik zu Freiherr von Geblers 'heroischem Drama in fünf Aufzügen' für das Wiener Kärntnertortheater liegt im Dunkel. Gesichert ist, dass Mozart 1773 zunächst zwei Chöre (mit Chorsolisten) und vermutlich schon zwei der fünf Zwischenaktmusiken schuf. 1779 überarbeitete er die Partitur für eine geplante Salzburger Aufführung und fügte einen Schlusschor (mit einem Solo-Bassisten) hinzu; tatsächlich aufgeführt wurde aber in Salzburg mit dieser Musik ein ganz anderes Stück, nämlich Karl Martin Plümickes "Lanussa", und in dieser Form hat Mozart seine "Thamos"-Musik (erst 1790) in Frankfurt gehört.



    „Die lustigen Weiber von Windsor“ (Nicolai): Sir John Falstaff – Georg Hann / Herr Fluth – Gerhard Misske / Herr Reich – Benno Kusche / Fenton – Josef Traxel / Junker Spärlich – Paul Kuen / Dr. Cajus – Karl Mösch / Frau Fluth – Clara Ebers / Frau Reich – Gisa Nerz / Jungfer Anna Reich – Margarete* Mühlenbeck / Der Chor und das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Josef Kugler / Dirigent: Hans Altmann (München, 29. 4. 1949). (* Die Sängerin hieß mit Vornamen Margarete und nicht Maria!). Die LP-Ausgabe von 'Melodram', die ich leider nicht habe (ich habe die Oper auf Tonband), bietet nämlich auf der 6. Plattenseite Aufnahmen von Josef Traxel, die z. T. auch auf seiner 'UraCant'-CD, die ich ebenfalls nicht besitze, fehlen: Arien aus „Fra Diavolo“ (Auber) und „Freund Fritz“ (Mascagni) unter Robert Heger (Bayerischer Rundfunk, 15. 6. 1959) und aus „Der Liebestrank“(Donizetti) und „Manon“(Massenet) unter Alfons Rischner (Süddeutscher Rundfunk, 1957).



    Carlo

  • Hallo,


    heute geht es um Josef Traxel als Sänger in Bühnenwerken (!) von Carl Orff.

    „Catulli Carmina“ (Orff): Lesbia - Maria Corelli / Catullus - Josef Traxel / Die Frankfurter Singakademie / Vier Klaviere und Schlagzeug: Mitglieder des Orchestre National de l' ORTF / Chorltg. und Dirigent: Ljubomir Romansky (Paris, Théâtre des Champs-Élysées, 6. 11. 1962). Privat-Mitschnitt von Claude Milant, einem Schüler Josef Traxels. Das von Carl Orff 1943 komponierte und im selben Jahr im Leipziger Opernhaus uraufgeführte Werk – vom Komponisten als 'Ludi scaenici' (szenisches Tanzspiel) bezeichnet – ist heute fast nur noch im Konzertsaal zu hören.


    „Trionfo di Afrodite“ (Orff): La sposa – Maria Corelli / Lo sposo – Josef Traxel / Primo Corifeo – Antonio Pirino / Die Frankfurter Singakademie / L'Orchestre National de l'ORTF / Chorltg. und Dirigent: Ljubomir Romansky (Paris, Théâtre des Champs-Élysées, 6. 11. 1962). (Ausschnitt aus dem Finale mit 22 Minuten Dauer - ein Privat-Mitschnitt von Claude Milant, einem Schüler Josef Traxels.) Wie auch „Catulli Carmina“ ist „Der Triumph der Aphrodite“ heute selten auf der Bühne zu finden, obwohl das von 1949 bis 1951 entstandene 'szenische Konzert' am 14. 2. 1953 an der Mailänder Scala mit Herbert von Karajan als Dirigent und Regisseur (!) in der Choreographie von Tatjana Gsovsky zusammen mit „Carmina Burana“ und „Catulli Carmina“ als theatralisches Triptychon mit dem Titel „Trionfi“ uraufgeführt wurde. (Elisabeth Schwarzkopf sang in allen drei Werken die Sopranpartie und Nicolai Gedda war der Tenorsolist in „Catulli Carmina“ und „Trionfo di Afrodite“; ferner wirkten Antonio Pirino, Rolando Panerai und Costantino Ego in „Carmina Burana“ und Lina Aimaro, Giuseppe Zampieri und Enrico Campi als 'Koryphäen' im „Triumph der Aphrodite“ mit.


    „Trionfi“ (Orff): a) „Carmina burana“ (mit Ingeborg Hallstein, Paul Kuen und Klaus Kirchner) / b) „Catulli Carmina“ (mit Antigone Sgourda und Josef Traxel) / c) „Trionfo di Afrodite“ (mit Antigone Sgourda, Ingeborg Hallstein, Margrit Caspari, Josef Traxel, Paul Kuen und Karl Christian Kohn) / Die Frankfurter Singakademie / Das Sinfonie-Orchester des Hessischen Rundfunks / Chorltg. und Dirigent: Ljubomir Romansky (Frankfurt, Funkhaus, 1964).


    „Antigonae“ (Orff): Antigonae – Martha Mödl / Ismene – Hetty Plümacher / Kreon – Hermann Uhde / Eurydice – Grace Hoffman / Hämon – Helmut Schindler / Tiresias – Josef Traxel / Ein Wächter – Gerhard Stolze / Ein Bote – Otto von Rohr / Der Chorführer – Heinz Cramer / Die thebanischen Alten (1. Gruppe): Fritz Wunderlich, Gustav Grefe, Hans Blessin, Hans Günter Nöcker, Alfred Pfeifle und Frithjof Sentpaul / Die thebanischen Alten (2. Gruppe): Gustav Brunheim, Gerhard Fies, Otto Härdtner, Erich Hummel, Willy Killinger, Rolf Reinl, Paul Scheffler und Alfred Wohlgemuth / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Ferdinand Leitner (Stuttgart, Staatsoper, 9. 3. 1956). Dieser Mitschnitt der Deutschen Erstaufführung in der Regie von Wieland Wagner – vorher war Carl Orffs Vertonung der Sophokles-Tragödie von Friedrich Hölderlin in der BRD nur konzertant aufgeführt worden – wurde von der Firma 'Walhall' auf CD veröffentlicht.


    dto.: Antigonae - Martha Mödl / Ismene – Marianna Radev / Kreon - Carlos Alexander / Eurydice – Lilian Benningsen / Hämon – Fritz Uhl / Tiresias - Josef Traxel / Ein Wächter – Paul Kuen / Ein Bote – Kurt Böhme / Der Chorführer – William Dooley / Der Chor und das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Kurt Prestel / Dirigent: Wolfgang Sawallisch (München, Herkulessaal, 17. 10. 1958). Veröffentlicht auf CD bei 'Hänssler/Profil'. Der zweite Akt (Dauer: 25 Minuten) aus dieser konzertanten Aufführung ist schon 1981 in der Schallplatten-Kassette „Zeitgenössische Musik in der Bundesrepublik Deutschland 1945 – 1950“ erschienen, herausgegeben vom 'Deutschen Musikrat' in Bonn.


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Liebe 'Josef-Traxel-Freunde',



    hier nenne ich weitere Opern, in denen der Tenor aufgetreten ist, wobei es fraglich ist, ob sich Tondokumente davon erhalten haben.



    „Die Höhle von Salamanca“ (Paumgartner): Pancracio, ein Kaufmann – Paul Kuen / Leonarda, seine junge Frau - Esther Réthy / Christina, ihre Zofe - Anny van Kruyswyk / Meister Nicolas, ein Barbier und Christinas Liebhaber - Josef Traxel / Reponce, ein Kaplan und Liebhaber der Leonarda - Benno Kusche / Carraolano, ein Student – Josef Knapp / Der Erzähler – Heinz Beck / Das Münchner Rundfunkorchester / Dirigent: Werner Schmidt-Boelcke (München, Funkhaus, 1. 9. 1950). Bernhard Paumgartners einaktige 'Opera buffa' wurde am 20. 11. 1923 an der Dresdner Oper uraufgeführt. Die Handlung übernahm der Komponist dem 'Entremeso' „La cueva de Salamanca“ (1615) von Miguel de Cervantes Saavedra.



    „Manon Lescaut“ (Puccini): Manon Lescaut – Lore Wissmann / Lescaut – Gustav Grefe / Chevalier des Grieux – Josef Traxel / Géronte de Ravoir – Heinz Cramer / Edmond – Alfred Pfeifle / Ein Wirt – Paul Scheffler / Fünf Madrigalsänger – Marta Fügel, Liselotte Rebmann, Sieglinde Kahmann, Irene Knirlberger und Marga Prick / Der Ballettmeister – Hubert Buchta / Ein Leuchtturmwärter – Anton Schabo / Ein Sergeant – Frithjof Sentpaul / Ein Seekapitän – Hans Günter Nöcker / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Josef Dünnwald (Stuttgart, Staatsoper, 8. 3. 1957). Vermutlich gab es einen privaten Mitschnitt von der Wiederaufnahme der „Manon Lescaut“ in den Stuttgarter Spielplan; die Premiere dieser Inszenierung von Kurt Puhlmann war bereits am 12. 9. 1953.


    1963 wurde Josef Traxel gleich zwei Mal als 'Chevalier des Grieux' in Neuinszenierungen besetzt: am 6. 1. in Massenets „Manon“ in Stuttgart und am 6. 4. in Puccinis Oper in Frankfurt! Der Statistik halber hier die Besetzungen:


    „Manon“ (Massenet): Manon Lescaut – Friederike Sailer / Lescaut – Raymond Wolansky / Chevalier des Grieux - Josef Traxel / Comte des Grieux – Stefan Kosso / Guillot de Morfontaine – Alfred Pfeifle / Monsieur du Brétigny – Gustav Grefe / Poussette – Elinor Junker-Giesen / Javotte – Heidi Abel / Rosette – Hannelore Schulz-Pickard / Ein Wirt – Frithjof Sentpaul / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Henri Jamin / Inszenierung: Günther Rennert (Stuttgart, Staatsoper, 6. 1. 1963). Als 'Manon' war ursprünglich Ruth-Margret Pütz vorgesehen; es wurde eine neue deutsche Textfassung von Kurt Honolka gesungen. (Exakt diese Inszenierung – mit der Ausstattung von Ita Maximowna - wiederholte Günther Rennert am 17. 10. 1963 an der New Yorker 'Met' mit Anna Moffo, Nicolai Gedda, Frank Guarrera und Giorgio Tozzi; der Dirigent war Thomas Schippers.)


    „Manon Lescaut“ (Puccini): Manon Lescaut – Anny Schlemm / Lescaut – Gerd Feldhoff / Chevalier des Grieux – Josef Traxel / Géronte de Ravoir – Willi Wolff / Edmond – David Thaw / Ein Wirt – Carl Ebert / Ein Sänger – Christa Emde / Der Ballettmeister – Willy Müller / Ein Laternenanzünder – Kurt Wolinski / Ein Sergeant der Bogenschützen – Gottfried Langer / Ein Seekapitän – Iwan Rebroff / Ein Polizeisergeant - Wolfram Knapp / Der Chor der Städtischen Bühnen Frankfurt / Chorltg.: Karl Klauss / Das Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchester / Dirigent: Wolfgang Rennert / Inszenierung: Erich Witte (Frankfurt, Opernhaus, 6. 4. 1963). Puccinis 'Manon' zählte zu den Lieblingsrollen von Anny Schlemm, die sie auch 1952 am Kölner Opernhaus verkörperte und im Oktober 1954 für den Westdeutschen Rundfunk Köln mit Hans Hopf und Karl Wolfram unter der Leitung von Otto Ackermann komplett aufnahm.



    Nächste Woche geht es mit Giacomo Puccini und Louis Spohr weiter.



    Carlo

  • Hallo,


    wie angekündigt, geht es heute noch einmal um Giacomo Puccini und um Louis Spohr.

    „La Bohème“ (Puccini): Rudolf – Josef Traxel / Schaunard – Hans Günter Nöcker / Marcel – Engelbert Czubok / Collin – Fritz Linke / Bernard – Heinz Cramer / Mimi – Lore Wissmann / Musette – Edith Jaeger / Alcindor – Hubert Buchta / Parpignol – Siegfried Fischer-Sandt / Ein Sergeant – Wilhelm Baur / Zwei Zollwächter – Karl Rieser und Rolf Reinl / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Wilhelm Seegelken (Stuttgart, Staatsoper, 25. 3. 1958). Wie die obengenannte „Manon Lescaut“ ist vermutlich auch diese Aufführung der „Bohème“ - die Inszenierung stammte von 1953 - in einer Künstlergarderobe mitgeschnitten worden.


    „Tosca“ (Puccini): Floria Tosca – Elisabeth Löw-Szöky / Mario Cavaradossi – Josef Traxel* / Baron Scarpia – Hans Günter Nöcker / Cesare Angelotti – Frithjof Sentpaul* / Der Mesner – Heinz Cramer / Spoletta – Hubert Buchta / Sciarrone – Siegfried Fischer-Sandt / Ein Schließer – Wilhelm Baur / Ein Hirtenknabe – Claudia Hellmann / Der Chor der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Die Stuttgarter Philharmoniker / Dirigent: Wilhelm Seegelken (Stuttgart, Staatsoper, 2. 7. 1962). * Lt. dem mir vorliegenden Programmzettel waren an diesem Montagabend Wolfgang Windgassen und Gustav Grefe als 'Cavaradossi' und 'Angelotti' angekündigt; Josef Traxel und Frithjof Sentpaul sprangen kurzfristig ein. (Das 'Hamburger Archiv für Gesangskunst' hat einen Mitschnitt dieser Vorstellung veröffentlicht, gekoppelt mit der Rundfunk-Erstsendung der Oper „Die Flut“ von Boris Blacher – siehe Beitrag Nr. 127.)


    „Jessonda“ (Spohr): Jessonda, Witwe eines Radschas - Liane Synek / Amazili, ihre Schwester - Sibylle Krumpholz / Nadori, ein Brahmane - Josef Traxel / Dandau, der Oberbrahmane – Heinz Rehfuss / Tristan d'Acunha, portugiesischer General – Fridolin Mosbacher / Pedro Lopez, portugiesischer Oberst – Fritz Peter / Ein indischer Offizier – Fritz Peter / Der Radiochor Bern / Das Berner Stadtorchester / Dirigent: Christoph Lertz (Radio Beromünster, Studio Bern, 28. - 29. 3. 1957). Ferner wirkten neben einem Sprecher zur Erklärung der Handlung auch zwei Nebenrollen-Sänger/-innen namens 'Flückiger' und 'Gerber' (als Bajaderen und/oder Brahmanen) mit, deren Vornamen ich bisher nicht ermitteln konnte. Diese Aufnahme von Louis Spohrs heute selten zu hörender Oper (aus dem Jahre 1823) durch Radio Beromünster wurde in der 'Neuen Zeitschrift für Musik' im Juli 1957 eingehend besprochen; abschließend schrieb der Autor (Hans Georg Bonte): „Man würde der wohl stellenweise energisch zusammengestrichenen Oper gern wiederbegegnen.“

    In einer Woche folgen Opern von Richard Strauss und Igor Stravinskii.


    Viele Grüße!

    Carlo

  • Liebe 'Taminos',


    Werke von Richard Strauss und Igor Stravinskii stehen heute auf dem 'Programm'.

    „Elektra“ (Strauss): Klytämnestra – Regina Resnik / Elektra – Martha Mödl / Chrysothemis – Hildegard Hillebrecht / Orest – Hans Günter Nöcker / Aegisth – Josef Traxel / Der Pfleger des Orest – Heinz Cramer / Ein junger Diener – Gerhard Unger / Ein alter Diener – Frithjof Sentpaul / Mägde: Paula Brivkalne, Margarethe Bence, Lieselotte Becker-Egner, Claudia Hellmann, Elka Mitzewa und Ellinor Junker-Giesen / Das Orchester der Württembergischen Staatsoper / Dirigent: Ferdinand Leitner (Stuttgart, Staatsoper, 31. 1. 1962). In dieser Neuinszenierung von Wieland Wagner waren die Rollen 'Vertraute', 'Schleppenträgerin', 'Aufseherin' und 'Fünf Mägde' zu einer Gruppe von 'Mägden' zusammengefasst. Außerdem nahm der Regisseur einige kleinere Eingriffe in die Partitur vor. (Diese „Elektra“-Interpretation wurde von Publikum und Presse abgelehnt und schon am 21. 11. 1964 durch eine Inszenierung von Karlheinz Böhm ersetzt, die sich noch kürzer im Spielplan hielt. 1965 versuchte sich der Wagner-Enkel an der Wiener Staatsoper noch einmal an dieser Oper – und diese Inszenierung 'lief' 15 Jahre lang!) Es gibt Fans von Martha Mödl, die erzählen, dass ihr Rollendebüt als 'Elektra' in einem Live-Mitschnitt existiert, bisher veröffentlicht wurde er m. W. nicht. Die Sängerin – davor und danach als 'Klytämnestra' erfolgreich – übernahm die Titelrolle nur Wieland Wagner zuliebe, sie war aber nach eigener Aussage mit dieser Rolle nicht glücklich.....


    „Capriccio“ (Strauss): Die Gräfin – Gerda Scheyrer / Der Graf – Hans Günter Nöcker / Flamand – Josef Traxel / Olivier – Raymond Wolansky / Clairon – Hetty Plümacher / La Roche – Carlos Alexander / Eine italienische Sängerin – Ruth-Margret Pütz / Ein italienischer Sänger – Gerhard Unger / Monsieur Taupe – Alfred Pfeifle / Der Haushofmeister – Stefan Kosso / Acht Diener – Sigurdur Björnsson, Heinz Blessin, Heinz Cramer, Alexander Malta, Hans-Ulrich Mielsch, Karl Rieser, Frithjof Sentpaul und William Wahlert / Eine Tänzerin – Myrtha Morena / Das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Dirigent: Ferdinand Leitner / Ausstattung: Alfred Siercke / Regie: Ernst Poettgen (Sendung am 1. 1. 1964 im 1. Programm der ARD zur Eröffnung des „Richard-Strauss-Jahres“.) Es handelt sich um die Studio-Adaption des WDR (!) von einer Inszenierung der Stuttgarter Oper, aufgezeichnet vom 2. bis 20. 7. 1963; allerdings wählte man für die TV-Produktion Gerda Scheyrer als 'Gräfin' an Stelle von Gretel Hartung, die in den Bühnenaufführungen diese Rolle sang.


    „Die Liebe der Danae“ (Strauss): Jupiter, Göttervater – Paul Schöffler / Merkur, Götterbote – Josef Traxel / Pollux, König von Eos – László Szemere / Danae, seine Tochter – Annelies Kupper / Xanthe, ihre Dienerin – Anny Felbermayer / Midas, König von Phrygien – Josef Gostic / Vier Königinnen: Semele – Dorothea Siebert, Europa – Esther Réthy, Alkmene – Georgine von Milinkovic, Leda – Sieglinde Wagner / Vier Könige, Neffen des Pollux: August Jaresch, Erich Majkut, Harald Pröglhöf und Franz Bierbach / Der Chor der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Richard Rossmayer / Die Wiener Philharmoniker / Dirigent: Clemens Krauss (Salzburg, Festspielhaus, 14. 8. 1952). Dieser Rundfunk-Mitschnitt der Uraufführung – am 16. 8. 1944 gab es in Salzburg auf Anordnung des 'Reichsbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz' (Joseph Goebbels) nur eine öffentliche Generalprobe – ist sowohl als LP wie auch als CD mehrfach erschienen. (1944 sangen in der obigen Rollenfolge: Hans Hotter, Franz Klarwein, Karl Ostertag, Viorica Ursuleac, Irma Handler und Horst Taubmann; die Wiener Philharmoniker leitete Clemens Krauss.)


    „Oedipus rex“ (Stravinskii): Jocaste – Mary Davenport / Oedipus – Josef Traxel / Creon – Peter Meven / Tiresias – Eduard Wollitz / Der Bote – Peter Meven / Ein Hirte – Georg Jelden / Der Sprecher – Heinz Baumann / Der Männerchor des Hessischen Rundfunks / Chorltg.: Edmund von Michnay / Männerstimmen des Südfunk-Chors / Chorltg.: Hermann Josef Dahmen / Das Sinfonie-Orchester des Süddeutschen Rundfunks / Dirigent: Werner Egk (Stuttgart, Liederhalle, 18. 3. 1965). Live-Mitschnitt eines Konzerts im Rahmen der Sendereihe „Musik unserer Zeit“ des Süddeutschen Rundfunks.


    LG


    Carlo

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  • Liebe Melomanen,


    nun werden zwei Frühwerke von Giuseppe Verdi und Richard Wagner vorgestellt:


    „Der Doge von Venedig“ ('I due Foscari') (Verdi): Francesco Foscari, Doge von Venedig – Engelbert Czubok / Jacopo Foscari, sein Sohn – Josef Traxel / Lucrezia, dessen Gattin – Maria Kinas / Pisana, ihre Vertraute – Liselotte Rebmann / Loredano, Mitglied und Wortführer des 'Rates der Zehn' – Heinz Cramer / Barbarigo, Anführer von Loredanos Geheimpolizei – Frithjof Sentpaul / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Ferdinand Leitner (Stuttgart, Staatsoper, 19. 6. 1956). Vermutlich gab es einen Mitschnitt der Premiere. Giuseppe Verdis Oper, die schon 1856 als „Die beiden Foscari“ in Weimar zum ersten Mal in Deutschland gespielt wurde, präsentierte die Stuttgarter Oper in der Bearbeitung (u. a. mit der Streichung zweier Nebenrollen) und einer neuen Übersetzung von Kurt Honolka als 'Deutsche Erstaufführung' für nur ganze zwei Vorstellungen - auch die Wiederaufnahme 1961 brachte es auf nur zwei Aufführungen. Im Verdi-Jahr 1963 übernahm die Deutsche Oper am Rhein diese Fassung, wobei aber Alberto Erede die musikalischen Retuschen Honolkas rückgängig machte; elf Folgevorstellungen wurden von Erede und Carlos Kleiber dirigiert mit den Solisten Gerry de Groot bzw. Anna Green (Lucrezia), William Olvis (Jacopo), Abe Polakoff (Francesco) und Helmut Fehn als Loredano. (Die Szene des Jacopo aus dem 1. Akt 'Ich täte es wohl lieber... Stolzeste Stadt auf Erden... Herr im Himmel, du musst jetzt helfen' hat Josef Traxel 1956 auch für den Süddeutschen Rundfunk Stuttgart mit dem Dirigenten Alfons Rischner aufgenommen.)


    „Rienzi“ (Wagner): Cola di Rienzi, päpstlicher Notar – Wolfgang Windgassen / Irene, seine Schwester – Paula Brivkalne / Steffano Colonna, Haupt der Familia Colonna – Gustav Neidlinger / Adriano, sein Sohn – Josef Traxel / Paolo Orsini, Haupt der Familie Orsini – Hans Günter Nöcker / Die Nobili: Barry McDaniel, Frithjof Sentpaul, Heinz Cramer, Walter Hagner, Stefan Schwer, Hans Blessin, Hubert Buchta und Hans-Ulrich Mielsch / Raimondo, päpstlicher Legat – Otto von Rohr / Baroncelli und Cecco del Vecchio, römische Bürger – Alfred Pfeifle und Fritz Linke / Die Friedensboten: Friederike Sailer, Sieglinde Kahmann, Liselotte Rebmann, Nell Allen und Margarethe Bence / Die Gesandten: Carl Darrow, Traugott Schmohl, Manfred Schenk und Manfred Bayer / Der Chor und das Orchester der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Dirigent: Lovro von Matacic (Stuttgart, Staatsoper, 3. 11. 1957). Die ursprüngliche 'Hosenrolle' des Adriano wurde, wie schon länger üblich, von einem Tenor - Josef Traxel - dargestellt. Hierzu Wieland Wagner: „Die Rolle Adrianos ist eine wahre Fundgrube. Hier sind Tannhäuser und vor allem Lohengrin schon sehr klar vorgezeichnet. Adriano ist eine der gültigsten Figuren Wagnerscher Dramatik und Schöpfungskraft.“ (Der Mitschnitt der Stuttgarter „Rienzi“-Premiere von Wieland Wagner – von ihm und seinem Bayreuther Korrepetitor Maximilian Kojetinsky von fünf auf drei Stunden Aufführungsdauer gekürzt – erschien auf CD bei diversen Firmen.)


    Nächste Woche geht es mit Richard Wagner weiter.


    Carlo

  • Hallo,

    heutzutage ist eine Aufnahme wie Verdis Foscari in Deutsch natürlich für Sammler hochinteressant. Kann man die Aufnahme irgendwo erwerben?

    Schöne Grüße

    wega

  • Hallo, 'wega',


    zu Verdis "I due Foscari" bzw. "Der Doge von Venedig" aus der Württembergischen Staatsoper Stuttgart schrieb ich: "Vermutlich gab es einen Mitschnitt der Premiere." Das heißt, dass mir ein Tondokument zwar nicht bekannt ist, es aber durchaus geben kann.

    Die deutschen Rundfunkanstalten haben mehrfach Opernvorstellungen aufgezeichnet, die dann aber aus rechtlichen Gründen nicht gesendet werden konnten oder sie durften nur übertragen, aber nicht archiviert werden. Auch haben viele Opernhäuser intern Aufführungen zu Dokumentationszwecken mitgeschnitten oder Freunde und Verwandte der beteiligten Künstler haben (z. T. in deren Garderoben über die hausinterne Lautsprecheranlage) Aufnahmen gemacht, ganz abgesehen von Mitschnitten 'aus der Handtasche' im Zuschauerraum.


    Natürlich hofft man immer, dass solche Tondokumente - trotz ihrer manchmal klanglichen Mängel - irgendwann einmal publik gemacht werden. (Jüngstes Beispiel ist der „Don Pasquale“ von 1962 mit Fritz Wunderlich aus dem Münchner Cuvilliéstheater, der seinerzeit nicht über den Äther ging.) Daher sind einige der genannten 'vagen' Opernaufnahmen mit Josef Traxel auch als Hinweis zu verstehen, damit sich Interessenten auf die Spurensuche begeben können. Leider ist der SWR inzwischen nicht mehr bereit, Hörern über sein Archiv Auskunft zu geben. Dass die Rundfunkanstalten öffentliche Körperschaften sind und von den Gebühren der Rundfunkhörer finanziert werden, scheinen die entsprechenden Verantwortlichen vergessen zu haben!


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Auf youtube findet sich zumindest dieses Stück, das wohl einer Sammlung deutschsprachiger Querschnitte entnommen ist; aus den Foscari gibt es leider nur dieses eine Duett:



    Die beiden Foscari, Akt 1: Hier bleibt ihr stehn und wartet / Stolzeste Stadt auf Erden · Josef Traxel, Wilhelm Lang, Berliner Symphoniker, Wilhelm Schüchter

    Verdi: Ein Querschnitt in deutscher Sprache

    ℗ The Golden Legacy of Music


    Die gesammelte Samlung findet sich, allerdings nur als Download erhältlich, hier:


    https://www.amazon.de/gp/produ…N8G3NC/ref=dm_ws_sp_ps_dp


    Viele Grüße

  • Lieber Don_Gaiferos,


    vielen Dank für den Hinweis auf diesen interessanten Download, von dem ich bisher nichts wusste.


    Die Szene des Jacopo aus dem 1. Akt von "I due Foscari" mit Josef Traxel entstammt wohl einer Schallplatten-Aufnahme der 'Electrola', aber ich kann in meinen alten Katalogen dieser Firma keinen Eintrag davon finden. Vermutlich wurde sie am 13. 9. 1956 zusammen mit Arien aus "Rigoletto" und "La Traviata" eingespielt.


    LG


    Carlo

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