Auf Sebastian Bachs Rangliste bedeutender zeitgenössischer Komponisten, die uns durch seinen Sohn Emanuel überliefert wurde steht er auf Platz 1: Johann Joseph Fux (1660-1741) seiner Kaiserlichen Majestät Karl IV Oberkapellmeister.
Der Aufstieg des Bauernsohnes aus der steiermärkischen Provinz war derart schwindelerregend und ist in seiner
Einzigartigkeit nur dem Höhenflug des Florentiner Küchenjungen Giovanni Battista Lulli vergleichbar.
Leider wissen wir über seine Ausbildung so gut wie nichts und auch wer ihn aus der hintersten Provinz an die Höfe der großen Welt beförderte, wird wohl nicht mehr zu klären sein.
Nachvollziehbare Stationen sind Graz und Ingolstadt; ab ca. 1690 war er dauerhaft in Wien ansässig.
Auf die etwas aufdringlich gestellte Frage Matthesons nach seiner Vita, antwortete der darob offensichtlich etwas indigniert gewesene Meister wie folgt:
ZitatIch kundte vüll vorteilhaftiges für mich, von meinem Aufkommen, unterschiedlichen Dienst-Verrichtungen überschreiben, wan es nit wider die modestie wäre, selbst meine elogia hervorzustreichen: Indessen sey mir genug, dass ich wirdig geschätzt werde, Caroli VI. erster Kapellmeister zu sein".
Weltweite Anerkennung hat Fux mit seinem grundlegenden kontrapunktischen Lehrwerk
"Gradus ad Parnassum" erlangt. "Schritte zur Vollkommenheit", Schritte zum Gipfel des Parnaß,
als Sitz der Musen. Das Werk wurde in Deutschland u.a. auch von Johann Sebastian Bach vertrieben, der zwar Fux nicht persönlich kannte, mit ihhm aber höchstwahrscheinlich korrenspondierte oder über seinen Dresdener Kollegen
J.D. Zelenka Kontakt herstellen ließ. Und genau dieses Werk war es schließlich, das dem Komponisten Fux zum Verhängnis wurde, dem
wohl noch zu Lebzeiten der Ruf , lediglich ein "trockener Theoretiker" zu sein, vorauseilte...
"Gradus ad Parnassum"
Fux ist sicher einer der ersten Komponisten, die historisierende Elemente in ihre Werke einfliessen liessen, aber niemals im Sinne einer Rückwärtsgewandtheit, sondern im Brennpunkt stand dabei immer das gegenüberstellen von alt und neu.
Seine zahlreichen Schüler, unter ihnen Zelenka, Wagenseil und Gottlieb Muffat, ermutigte er vor allem, die national-regionalen Besonderheiten ihrer Herkunftsregionen zu betonen.
Unmittelbar nach seinem Tode wurde die frühe Wiener Klassik präsent, an deren Entstehen er hervorragenden Anteil hat.
Ludwig von Köchel, der auch Mozarts Werke numerierte, tat dasselbe auch mit dem damals bekannten Werkbestand
des großen Barockmeisters.
Fazit:
Fux hat in allen damals gängigen Musikformen Werke überragender Qualität hinterlassen, am bedeutendsten jedoch ist seine Kirchenmusik. Hier finden sich verklärte a-cappella-Motetten, die in Geist und Gestalt an Anton Bruckner gemahnen neben festlich besetzten Mess-Ordinarien, Kirchensonaten, deren Aufbau und Klanggestalt an die "Kunst der Fuge" Bachs denken lässt. Andereseits kann es durchaus vorkommen, daß in ener vielleicht erst ein wenig zopfig daherkommendne Orchestersuite eine Caconne plötzlich zu einem "deftigen Steyrischen" mutiert... Gemessen an der Bedeutung, Qualität der Werke und Stellenwert in der Musikgeschichte kann die Rezeption des Meisters auf Tonträgern nur als mangelhaft bezeichnet werden, denn anders ist es nicht zu erklären, daß eines seiner zentralen Werke, die "Missa canonica" garnicht auf Tonträger vorliegt
Drei meiner Lieblings-Scheiben, die ich ohne Einscränkungen empfehlen kann, sind diese:
Ein absolutes Muss für alle, die dei Instrumentalmusik des Meisters kennenlernen möchten. Hinreissend impulsiv und klangschön musiziert.
Leider täuscht die Cover-Beschriftung, Vol.1; es wird keinen 2. teil geben, wei ich sicherer Quelle weiss !
Hier eine der ganz wenigen Aufnahmen einer "großen" Fux-Messe:
Ausgewählte Geistliche Musik:
Bei den CPO-Scheiben empfiehlt es sich, "zuzuschlagen" ! Diese sind schon stark preisgesenkt und könnten demnächst ganz verschwunden sein.