Giuseppe di Stefano - eine Jahrhundertstimme

  • Die Diskussion welcher Stern bei den genannten Tenören heller gestrahlt hat ist in dieser Klasse reine Geschmackssache.


    Nein, lieber Operus, reine Geschmacksache ist das wirklich nicht! Manches ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Aber beileibe nicht alles!


    Aber darüber haben wir ja eingehend debattiert:


    Beurteilung von Sängern – Eine Frage das Geschmacks oder objektiver Kriterien?


    Hier wollte ich eigentlich die Diskussion nicht erneut vom Zaun brechen. Ich habe die kleine Geschichte erzählt, weil sie so trefflich in den di Stefano-Thread passt. Übrigens ein andere Händler erzählte mir auch, dass nach wie vor di Stefano am besten verkauft wird. Er stammt ja nicht aus der Gegend um Neapel, hat aber die Lieder wie kein anderer zum klingen gebracht!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Liebe Taminos,


    gestern schrieb ich im Thread über die Sopranistin Maria Bieshu - mit einem dort abgebildeten Bild von Giuseppe Di Stefano und Maria Callas (im Beitrag Nr. 52) - über den kaum bekannten Hintergrund zu der von vielen Verehrern der beiden Sänger als 'peinlich' empfundenen Tournee in den Jahren 1973/74. Das möchte ich hier nun wiederholen, weil es auch in diesen Thread über Giuseppe Di Stefano gehört:


    „Das Foto stammt vermutlich von 1975/76. Darauf komme ich durch das angegriffene Aussehen Giuseppe Di Stefanos auf diesem Bild. Im März 1975 war seine jüngere Tochter 20jährig an Leukämie gestorben und das hat wohl Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Die Erkrankung Luisa Di Stefanos war auch der eigentliche Grund für die etwas 'peinliche' Tournee (1973/74) von Maria Callas und Giuseppe Di Stefano, der auf den vielen Bildern und Filmen, die es davon gibt, wesentlich frischer und besser aussieht. (Diese ein Jahr dauernde Tournee führte übrigens in kein einziges Ostblockland.) Der Tenor - bekanntlich ein fleißiger Spielcasino-Besucher und längst über seinen stimmlichen Zenith hinaus - hatte nicht (mehr) die finanziellen Mittel für die teure ärztliche Behandlung der Tochter und wohl wissend, dass er alleine keine Konzerthallen mehr würde füllen können, überredete er Maria Callas – mit der er in jenen Jahren ein länger dauerndes Verhältnis hatte – zu dieser Tournee. (Eine deutsche Zeitung schrieb zu dem ersten Konzert in Hamburg am 26. 10. 1973 boshaft: „'Hihihi' sagte das Gespenst und kam hinter dem Gebüsch hervor, das es eigens zu diesem Zweck mitgebracht hatte.“ Mit dem 'Gespenst' war die Callas gemeint.)“


    In den vielen Kommentaren in diesem Thread zu Giuseppe Di Stefanos Raubbau mit seiner Stimme (besonders die frühen Beiträge von 'Zauberton' sind sehr beachtenswert!) wurde aber nicht geschrieben, dass der Tenor seit seiner Jugend ein sehr starker Raucher war, was den Stimmbändern bekanntlich nicht gut bekommt. Der tragische Tod der Tochter Luisa (Di Stefano hatte außerdem noch einen Sohn und eine Tochter) und auch die nach Zeitzeugen wohl sehr 'stürmische' Beziehung mit Maria Callas – wodurch auch die fatale Tournee der Beiden einige Male kurz vor dem Abbruch stand – belasteten die Ehe Giuseppe Di Stefanos, die 1980 geschieden wurde. (Seine Frau Maria schrieb nach dem Tod der Callas ein 'Enthüllungsbuch': „Maria Callas – Nemica mia“.) 1993 hat der Sänger seine deutsche Gesangsschülerin Monika Curth geheiratet, mit der er in der Nähe von Como und auf einer Farm in Kenia lebte, wo er im Dezember 2004 bei einem Raubüberfall lebensgefährlich verletzt worden ist; an den Spätfolgen ist Giuseppe Di Stefano am 3. 3. 2008 mit 86 Jahren gestorben.


    Carlo


    P. S.

    Als passionierter Fernsehzuschauer kann ich mich an einige TV-Sendungen erinnern: der Auftritt bei der „Unicef“-Gala am 6. 10. 1962 in Düsseldorf, seine Mitwirkung in der Sendereihe „Die schöne Stimme“ mit Bertil Wetzelsberger beim Süddeutschen Rundfunk Stuttgart 1961 oder auch die „da capo“-Sendung mit August Everding am 15. 4. 1989 auf '3sat', in der der Sänger in erstaunlich gutem Deutsch Auskunft über sich und seine Karriere gab. Auch habe ich den 'Charmebolzen' Anfang der 60er Jahre mit dem (italienisch gesungenen) Lied des Adam aus dem „Vogelhändler“ im deutschen Fernsehen gesehen; leider weiß ich nicht mehr, bei welchem Sender das war...

  • Zitat von Carlo

    gestern schrieb ich im Thread über die Sopranistin Maria Bieshu - mit einem dort abgebildeten Bild von Giuseppe Di Stefano und Maria Callas (im Beitrag Nr. 52) -

    hier


    Schmückst du dich mit fremden Federn, oder sind Carlo und Orfeo identisch!.


    Fiesco


    PS: Hat es dir Spass gemacht so über di Stefano herzuziehen! :thumbdown:

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco!

    Schmückst du dich mit fremden Federn, oder sind Carlo und Orfeo identisch!.

    Du musst Carlos Satz nur mal in Ruhe lesen, dann kommen solche Missverständnisse nicht auf.

    Er sagt ja nur, er habe in dem Thread geschrieben, in dem ein Bild von di Stefano und Callas eingestellt war, zu dem etwas beigetragen habe, was er auch jetzt hier in dem Stefano-Thread noch mal zitieren wolle!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Fiesco!

    Du musst Carlos Satz nur mal in Ruhe lesen, dann kommen solche Missverständnisse nicht auf.

    Er sagt ja nur, er habe in dem Thread geschrieben, in dem ein Bild von di Stefano und Callas eingestellt war, zu dem etwas beigetragen habe, was er auch jetzt hier in dem Stefano-Thread noch mal zitieren wolle!


    Caruso41

    Oder er sollte das villeicht anders formulieren!

    Naja, und den Anhang hast du nicht kommentiert!

    Ich habe das letzte Konzert der beiden gesehen, und egal wie ich bin dankbar es gesehen zu haben!

    Nur wenn es hier um andere von Euch genannte wohlverdienten Sängerinnen und Sänger geht seid ihr ganz weit vorne. Auch bei den neuen Stimmen sind einige dabei die ich nicht hören möchte ^^, aber komisch, da wird gelobhudelt bis zum geht nicht mehr, aber ich verstehe schon, ich habe in Euren Augen ja eh keine Ahnung und diese Freude lasse ich Euch gerne!

    Ich werde so weit es geht nichts mehr zu diesen Themen beitragen, und lieber Caruso wie du weisst sind YouTube Einstellungen nicht mein Ding, entweder richtig oder gar nicht!


    Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Lieber Fiesco!

    Naja, und den Anhang hast du nicht kommentiert!

    Nein, dafür sah ich keine Veranlassung! Aber di Stefano ist einer meiner Lieblingssänger seit ich ihn in der Städtischen Oper Berlin als Edgardo neben der Callas (unter Karajan) gehört habe. Ich war in beiden Aufführungen und habe hier im Forum auch immer wieder darüber geschrieben. Damals hatte ich nicht die Möglichkeiten zu reisen, wie ich das dann später tat. Aber immerhin habe ich einige wenige Male Stefano in wirklich guter Verfassung gehört: außer als Edgardo noch im Verdi-Requiem, als Cavaradossi und in zwei sogenannten Gala-Konzerten. Das waren Sternstunden für mich. Trotzdem kann ich aber doch auch kritisch anmerken, dass ich Aufführungen in den 60er Jahren nicht in so guter Erinnerung habe. Da war er wirklich nicht mehr gut!


    Auch bei den neuen Stimmen sind einige dabei die ich nicht hören möchte ... ...

    Zustimmung!

    ... aber komisch, da wird gelobhudelt bis zum geht nicht mehr

    Den Schuh, den schon Stimmenliebhaber mir hinstellen wollte, ziehe ich mir nicht an! Wo ich Unfertigkeiten, Unvollkommenheiten, Fehler und Mängel höre, merke ich sie auch im NEUE-STIMMEN-Thread an. Meiner Meinung nach geschieht das allerdings stets in fairer und konstruktiver Weise. Zumindest bemühe ich mich darum!

    ... aber ich verstehe schon, ich habe in Euren Augen ja eh keine Ahnung und diese Freude lasse ich Euch gerne!

    Das ist aber jetzt arg wehleidig! Ich nehme dich als engagierten und glänzend informierten Gesprächspartner war und ernst!


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo, 'Fiesco' und 'Stimmenliebhaber'!


    Zuerst möchte ich sagen, dass ich mich selbst zitiert 'und mich nicht mit fremden Federn geschmückt habe'. Ausserdem wäre es besser gewesen, Ihr hättet Euch den ganzen Thread einmal komplett durchgelesen (was ich getan habe). Überwiegend wird dort nämlich über die Stimmprobleme von Giuseppe Di Stefano geschrieben, nur wenige (ehemalige) 'Taminos', wie z. B. 'Zauberton', haben seinen Gesang und die Stimme detailliert und sachkundig beurteilt und die Bedeutung dieses Tenors hervor gehoben.


    Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wenig schmeichelhaft die Kommentare von Besuchern des Konzerts vom 2. 11. 1973 in der Düsseldorfer Rheinhalle waren, die sich am in der Nähe gelegenen Opernhaus mit den Besuchern der dortigen Abendvorstellung des „Otello“ (zu denen ich gehörte) trafen. „Etikettenschwindel“ und „peinlich“ waren noch die freundlichsten Urteile dazu. Ich war nicht in dem Konzert und kann nur wiedergeben, was andere Ohrenzeugen dazu sagten – und das waren alle Fans der beiden Sänger, die auch die total überhöhten Eintrittspreise (für knapp 65 Minuten Gesang mit Klavierbegleitung; nur Duette und zwei einzelne Arien) nicht scheuten. Ich habe den Audio-Mitschnitt des Konzerts aus Montreal (13. 5. 1974) sowie ein Video aus Osaka (2. 11. 1974) und kann ihre Enttäuschung und auch ihre Wut nachempfinden. Ich habe weder die Callas noch Di Stefano bloß gestellt, sondern lediglich aus der damaligen - einhellig negativen - Presse zitiert; das wird man ja wohl noch dürfen.


    In vielen Büchern, die nach dem Tod von Maria Callas erschienen – und ich habe davon neun Stück – wird spekuliert, was die Sängerin bewogen haben mag, sich zu diesem Unternehmen bereit zu erklären. Natürlich wird sie seit ihrem Bühnenabschied 1965 davon geträumt haben, wieder öffentlich zu singen. Aber sie war wohl auch realistisch genug, zu merken, dass der Zustand ihrer Stimme dies kaum zuließ. Wenn man aber in Betracht zieht, dass sie es wohl hauptsächlich für ihren damaligen Lebensgefährten tat, der sich in einer tragischen Situation befand und sie um Hilfe bat, sieht die Sache anders aus. (Es wäre natürlich besser gewesen, wenn Maria Callas ihm mit einer Geldsumme geholfen hätte. Aber kurz zuvor war ein Öltanker, den sie auf Vermittlung von Onassis gekauft hatte, havariert und so sah sie wohl in dieser Tournee auch eine Möglichkeit, ihre eigene finanzielle Lage zu verbessern.) Das wollte ich klar stellen, nichts anderes! Eure Angriffe gegen 'Caruso41' sprechen für sich...


    Carlo

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  • Eine amüsante Debatte. Was hat es denn mit "über einen herziehen" zu tun, wenn man di Stefano 1973/74 als stimmlich in überaus fragwürdigem Zustand darstellt? Nichts anderes hat Carlo doch getan. Und das ist wohl allgemein als Fakt anerkannt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hat sich inzwischen erledigt. Sorry.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Eine amüsante Debatte. Was hat es denn mit "über einen herziehen" zu tun, wenn man di Stefano 1973/74 als stimmlich in überaus fragwürdigem Zustand darstellt? Nichts anderes hat Carlo doch getan. Und das ist wohl allgemein als Fakt anerkannt.

    Ach so, du findest das Boulevard Blatt Gelaber auch gut!

    Na dann Gute Nacht.....:thumbdown:


    Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Liebe Freunde,

    Schön, dass Brücken gebaut werden und dadurch die Basis für eine weitere kollegiale Diskussion und Zusammenarbeit gelegt wird, die auch genutzt werden sollte. Lieber Rainer, Du hast Dich durch Deine Beiträge, Dein umfangreiches Wissen, Deine äußert umfangreiche Tondokumentesammlung als kenntnisreicher Opernfreund im Forum profiliert. Bitte mache weiterhin mit. Wir brauchen unterschiedliche Wahrnehmungen und Urteile und wir analysieren auch aus verschiedenen Blickwinkeln und Erfahrungen heraus. Unser qualifizierter Tamino-Kollege Ludwig Steinbach ist kürzlich heftig kritisiert worden, weil er das Singen aus dem Körper heraus favorisiert. Vielleicht ist diese Priorisierung etwas zu apodiktisch. Es ist allerdings unbestritten, dass besonders im Forte der ganze Körper als Resonanzraum genutzt wird und ich habe mit als erstes beim Gesangsunterricht den Merksatz eingetrichtert bekommen: "Gut gestützt ist halb gesungen." Insofern ist die Meinung von Lustein aus seiner Sicht durchaus berechtigt. Ich selbst habe z. B. die Sicht des Kritikers und beurteile eine Gesangsleistung schwerpunktmäßig ganzheitlich, das heißt im Zusammenklang von Stimme, Ausdruck, Wort und Spiel. Ein Melomane wird weit tiefergehend stimmlich analysieren, was in einer Opernaufführung, die ja fortschreitet, kaum möglich ist. Damit möchte ich ausdrücken, dass jede Meinung aus der Sicht des Beteiligten zu sehen ist und daher als ein Standpunkt Berechtigung hat. Du lieber Rainer hast alle Berechtigung zu urteilen, weil Du Deine Kompetenz in zahlreichen Beiträgen eindrucksvoll bewiesen hast. Auch die fachliche Qualifikation von Lustein kann ernsthaft doch nicht in Frage gestellt werden. Diese hat er allein mit seinem Buch über Weinbergs Passagierin bewiesen; eine ausgezeichnete Analyse der Auschwitzoper von der ich nur anerkennende Rezensionen gelesen habe. Es würde also unseren Diskussionen sehr nützen, wenn wir uns ausschließlich mit geäußerten Meinungen auseinander setzen, jedoch niemals die fachliche Reputation eines Diskussionspartners in Zweifel ziehen würden.


    Herzlichst

    Operus :hello:(Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ach so, du findest das Boulevard Blatt Gelaber auch gut!

    Na dann Gute Nacht.....:thumbdown:


    Fiesco


    Sind die folgenden Äusserungen anerkannter Gesangs-Experten auch nur 'Boulevard Blatt Gelaber'?


    „Schon seit 1954 wagte Di Stefano sich an Partien wie Radames, Alvaro, Don José, Canio und Turiddu, und bereits ein Jahr später hatten sich die Spuren von 'wear and tear' in seine lyrische Stimme eingegraben, wohl auch die Folgen einer unzureichenden Technik bemerkbar gemacht. Ende der Fünfziger Jahre war die Höhe unsicher und, wie Rodolfo Celletti formulierte, 'rauh wie Bimsstein' geworden. Schon 1966 musste Di Stefano die Zinsen des Ruhms – nicht mehr die der Stimme – aus dem 'Land des Lächelns' holen. 1973 brachte er Maria Callas dazu, mit ihm auf eine Konzert-Tournee zu gehen – nach Darstellung der Callas-Biographin Arianna Stassinopoulos ein Versuch, den Mythos der Diva für sein Konto auszunutzen. In einem Gespräch mit dem Verfasser hat Di Stefano indes emphatisch betont, dass er Callas 'auf die Bühne und damit ins Leben zurückholen' wollte.“ (Jürgen Kesting, 'Die großen Sänger', 1986)


    „This was one of the saddest evenings I have ever had to spend... As well as being sad, I was cross. Cross that a great artist (Callas) and some great music should be accompanied by a piano; cross that she was partnered by a tenor who, whatever he may have been when he appeared under a conductor who could discipline him, or in the recording studio where Walter Legge could likewise exercise a restraining influence on him, was on this occasion no more than a vulgar singer. I was also cross at the sorry spectacle of Callas being lead round the platform by Di Stefano as if he were showing off some prize winner in a ring.“ (Harold Rosenthal zum Konzert am 26. 11. 1973 in der Royal Festival Hall, London / 'Opera', Januar 1974)


    „There was no doubt who the idol of the evening was. In any case, Mr. Di Stefano has lost the wonderful sparkle his voice once had, and in addition his singing now is indescribably coarse, selfindulgent and vulgar. He was constantly breaking the line, going in for all kinds of dubious pianissimo and crooning effects. And in general making an artistic mess of whatever he attempted.“ (Harold C. Schonberg zum Konzert am 5. 3. 1974 in der Carnegie Hall, New York / 'The New York Times', 6. 3. 1974)


    Was ich in meinen Beiträgen Nrn. 62 und 68 aber vorrangig mitteilen wollte, war der Hintergrund für die Konzerttournee von Maria Callas und Giuseppe Di Stefano 1973/74. Offensichtlich hat niemand die große Tragik verstanden, die dahinter steckt: a) eine weltberühmte und in ihrem Rang nicht angezweifelte Sängerin, die nach Jahren des Schweigens wieder vor 'ihr' Publikum tritt, wohl wissend, dass der Zustand ihrer Stimme weder dem Anspruch des Publikums noch den von ihr selbst gesetzten Maßstäben entsprechen kann und b) ein Sänger, der die Gage (dem Vernehmen nach US-$ 20.000 pro Abemd für beide zusammen) benötigt für die Behandlung seiner krebskranken Tochter, die dann nach dem Ende der Tournee doch gestorben ist.


    Statt dessen die üblichen Reaktionen der 'Fans', wenn man sich etwas kritisch über ihre 'Säulenheiligen' äussert. Sänger sind auch nur Menschen – auch wenn zwei kleine Muskeln im Hals sie über andere erheben – aber sie haben wie wir alle auch Ängste, Zweifel und Fehler. Doch manche Melomanen empfinden es als Sakrileg, wenn man in der Beurteilung ihrer Idole deren menschliche (manchmal allzu-menschliche) Seite berührt, und dazu gehören nicht nur die Höhepunkte, sondern auch eventuelle 'Tiefs' in ihrer Karriere. Mir ist diese unkritische 'Heiligenverehrung' immer verdächtig gewesen.


    Im übrigen bin ich nicht bereit, die wiederholten Spitzfindigkeiten und Sinn- und Wortverdrehungen des Taminos 'Fiesco' kommentarlos hinzunehmen, noch dazu, wenn er meinen Beitrag benutzt, um gegen einen anderen Tamino zu wettern. Und dass er beleidigt reagiert, wenn man ihm contra gibt, ist auch nicht neu. (Er schrieb mir einmal, dass er meine Beiträge nicht mehr lesen wird, weil ich mir erlaubte, in seinem 'Revier (Belcanto) zu wildern'. Ja, was denn nun?)


    Carlo

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  • Ich habe bis jetzt noch keines der berüchtigten Abschiedskonzerte gehört, kann also weder etwas zu Callas' noch zu Di Stefano's Gesang sagen. Bisher habe ich jedenfalls nichts Positives darüber gehört. Denn wenn von diesen Konzerten die Rede ist schwingt immer so etwas wie Häme bzw. Verspottung mit. Ob ungerechtfertigt oder nicht, wissen Kenner der Konzerte besser.


    Nun habe ich interessehalber mal bei YT nachgeschaut, und siehe da - das Londoner Konzert von 1973 ist komplett online. Das sollte ich mir anhören. Und wer seine Erinnerungen auffrischen oder überprüfen will ...




    Gregor

  • Lieber Carlo!


    Mein Vater ist ein riesiger Di Stefano- (und auch Callas-) Fan. Ich bin sozusagen mit deren Musik aufgewachsen. Aber auch er mag die angesprochenen Konzerte nicht. Ich habe ihm deinen ursprünglichen Beitrag in diesem Thread zu lesen gegeben, lieber Carlo. Seine wörtliche Reaktion: Was ich nicht wusste, ist die Tragik um den Tod seiner Tochter ...


    Deine Beiträge werden von bestimmt vielen Taminos (und in diesem Fall auch darüber hinaus) genau gelesen und sehr wertgeschätzt. Lass dich bitte nicht unterkriegen, auch wenn es Energie kostet.