Gottlob Frick, der schwärzeste aller Bässe

  • Eine ausgezeichnete Aufnahme, live von den Salzburger Festspielen, 24. Juli 1956.


    Ich habe nie verstanden, warum sie immer als "hidden treasure" galt und nicht vorne in der ersten Reihe mit Bruno Walter (Met live 1942), Giulini und Krips stand. In diese Liga gehört sie für meine Begriffe allemal!

  • Endlich mal kommt mit Gottlob Frick ein Komtur mit Tiefgang. Leider wird diese Rolle zu selten mit echten Klasse-Sängern besetzt. Diesmal schon.


    Lieber Siegfried, Du hast völlig Recht, Gottlob Frick ist ein ganz hervorragender Komtur. Mit Deiner Bemerkung, dass diese Rolle zu selten mit - wie Du es ausdrückst - Klasse-Sängern besetzt ist, kann nicht sehr viel anfangen. Meinst Du damit Deine eigenen Erfahrungen beim Besuch von Don-Giovanni-Aufführungen? Oder hebst Du, was nahe liegt, auf Plattenproduktionen bzw. Mitschnitte ab, die veröffentlicht wurden? In diesem Falle kann ich Dir nicht beipflichten, denn ich kenne sehr, sehr viele Aufnahmen, bei denen offenkundig größter Werft auf einen exzellenten Commendatore gelegt wurde, so exzellent wie Frick. Hier Namen, die ich kenne:


    Emanuel List
    Ludwig Weber
    Herbert Alsen
    Heinrich Pflanzl
    Nicola Moscona
    Jerome Hines
    Helmut Fehn
    Raffael Arie
    Josef Greindl
    Oskar Czerwenka
    Ludwig Hofmann
    Dezsö Ernster
    Eduard Haken
    Giorgio Tozzi
    Ernst Wiemann
    Franco Calabrese
    Walter Kreppel
    Arnold van Mill
    Nicola Zaccaria
    David Ward
    Franz Crass
    Nicola Ghiuselev
    Martti Talvela
    Kurt Moll
    James Morris
    John Macurdy
    Bengt Rundgren
    Peter Meven
    Viktor von Halem
    Paata Burchuladze
    Jan-Hendrik Rootering
    Kurt Rydl
    Robert Holl
    Matthias Hölle
    Matti Salminen
    Robert Lloyd
    Evgeny Nesterenko
    László Polgár
    Kolos Kováts


    Mit schönen Grüßen Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold1876,


    in einer umfangreichen Fleißarbeit listest Du korrekt die Namen bedeutender Bassisten auf, die den Komtur sangen. Vielleicht kommen wir einer "idealen" Interperetation des Komtur näher, wenn wir versuchen, den Charakter und die Besonderheiten dieser Partie zu beleuchten. Meines Erachtes muss der Komtur vor allem in der Friedhof- und der Schluss-Szene die Wucht des Jenseits und die Schrecken der Bestrafung glaubhaft verkörpern. Wenn wir hier übereinstimmen braucht diese Partie also einen schweren, möglichst schwarzen Bass mit enormer Schallkraft.
    Aus Deiner Liste empfinde in unter diesen Kriterien Emauel List, Ludwig Weber, Herbert Alsen, Ludwig Hofmann, Josef Greindl und Matti Salminen besonders für diese Partie prädestiniert. Ivar Andresen müsste ebenfalls erwähnt werden. Die leichteren Stimmen und Basso cantante, wie Czerwenka, Pflanzl, Kreppl, Meven und Crass sind in den Partien des Leprorello und Giovanni weit besser aufgehoben.
    Wie hoch Frick als Komtur eingestuft wurde belegt die Tatsache, dass Walter Legge -der legendäre EMI-Boss und Stimmenkenner - Frick für die heute im Harenberg Opernführer zur Referenzaufnahme gekürte Gesamtaufnahme unter Carlo Maria Giulini (1959) auswählte.
    Ausserdem bin ich erstaunt, dass über die Wertschätzung der Mitiropoulos Aufnahme diskutiert wird. Sie gilt doch allein durch die Besetzung mit Siepi, Grümmer, Della Casa, Corena, Simoneau. Streich, Berry und selbstverständlich Frick auch international als eine der Besten unter den Besten.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Hallo Operus, hallo lieber Hans!


    Ich kann dir nur in allen Punkten Recht geben. Auch ich liebe die Stimmen von Jerome Hines, Nicola Ghiuselev, Franz Crass, Oskar Czerwenka u. A.. Aber wie du trefflich meinst, werden diese nie "Endzeitstimmung" oder "Das himmlische Gericht" auf die Bühne oder in die Plattenaufnahme bringen können. Es sind alles wunderbare Baßstimmen, aber es fehlt das gewisse "Etwas", was der Komtur haben muß und Gottlob Frick und einige wenige Andere verkörperten.



    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Vielleicht kommen wir einer "idealen" Interperetation des Komtur näher, wenn wir versuchen, den Charakter und die Besonderheiten dieser Partie zu beleuchten. Meines Erachtes muss der Komtur vor allem in der Friedhof- und der Schluss-Szene die Wucht des Jenseits und die Schrecken der Bestrafung glaubhaft verkörpern. Wenn wir hier übereinstimmen braucht diese Partie also einen schweren, möglichst schwarzen Bass mit enormer Schallkraft.
    Aus Deiner Liste empfinde in unter diesen Kriterien Emauel List, Ludwig Weber, Herbert Alsen, Ludwig Hofmann, Josef Greindl und Matti Salminen besonders für diese Partie prädestiniert. Ivar Andresen müsste ebenfalls erwähnt werden.


    Vollste Zustimmung! Ich würde aber Szekely und Talvela schon auch in diese Liste aufnehmen!


    Aus der Erfahrung von Aufführungen im Opernhaus möchte ich noch anfügen, dass die Besetzung des Commendatore mit einem hohl klingenden Bass schon auch sehr stimmig sein kann, wenn er denn scharf und markant artikuliert und der Ton nicht wabert. Er hat dann etwas Unheimliches und klingt wirklich als töne er aus den unendlichen Weiten des Jenseits.
    Fred Teschler beispielsweise war so eine Besetzung - zumindest in der Zeit, in der ich ihn gehört habe. (In ihren jüngeren Jahren war die Stimme wohl voll und erzen!).
    Auch der späte Mihály Szekely war gegen Ende seiner Karriere ein Komtur, der nicht mit der Donnerstimme des Weltenrichters sang sondern düster und gespenstisch klang. Sein "Pentiti!" ist mir unvergesslich: da war man als Hörer selbst geneigt, ein neues Leben zu beginnen. Nur ein Siepi oder ein London konnten dieser Stimme ein "No!" entgegenschleudern.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Lieber Caruso,
    danke für die Ergänzung. Szekely möchte ich mir anhören, da Deine Empfehlungen immer interessant und fundiert sind. Auch Greindl erprobte den Ansatz, den Komtur mit fahler, sinisterer, hohler Stimme zu singen. Wie ausgeführt und begründet, ich preferiere den grandiosen, stimmgewaltigen Rächer. Allerdings bin ich von Jugend an auf den gewaltigen Komtur fixiert Noch sehr jung und opernunerfahren nahm mich meine Großmutter mit zu den Salzburger-Festspielen. Aus dem damaligen " Don Giovanni" unter Mitropoulos ist mir der Auftritt des Komtur - die Türe brach herein - und wie er den Giovanni qualvoll in die Hölle zog unvergessen. Das Jugenderlebnis prägte meine Auffassung davon, "wie ein Komtur sein muss". Dies war auch meine allererste Begegnung mit Gottlob Frick - wie die eingechlagen und geprägt hat, erlebt ihr ja selbst.
    Herzlichst
    Operus :hello:

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  • Lieber Operus,
    das kann ich bestens verstehen, dass Dich der Eindruck von den Salzburger Festspielen sehr geprägt hat. Ich würde auch sagen, dass ich im Zweifelsfall am liebsten den Komtur mit Donnerstimme hören möchte.
    Mein erster Komtur - und in den folgen Giovannis habe ich keinen anderen kennen gelernt - war 1955 Theo Adam an der Staatsoper in Berlin. Der war damals eher nicht so sehr imponierend. Erst als ich Gerhard Frei und Joseph Greindl in der Partie kennen lernte, wurde für mich der Komtur zu einer Figur, die mich beschäftigt hat.
    Frick habe ich dann erstmals gehört als ich Anfang der 60er Jahre nach München kam - aber den Komtur hat er da nicht gesungen. So habe ich ihn primär im Wagner- und Verdi-Fach kennen gelernt. Ich kann sagen, dass ich ihn immer gern gehört habe, aber war doch zu sehr von Greindl geprägt und deshalb hat sich bei mir keine so hohe Wertschätzung Fricks entwickelt. Als Hagen und Hunding etwa fand ich ihn immer zu gemütlich, bei seinem Philipp fehlte mir die Autorität - was vermutlich primär durch den Dialektanklang provoziert wurde. Erst ziemlich spät habe ich an Hand von Aufnahmen die Größe und Bedeutung des Sängers Fricks besser erkannt. Als Darsteller aber fand ich Greindl immer aufregender! Aber damit soll überhaupt nichts gegen Frick gesagt werden. Er war schon ein bedeutender Künstler!


    Einen schönen Sonntag noch!


    Beste Grüße



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Lieber Caruso,
    Bewertungen und Vergleiche von Künstlern auf einem Niveau, wie es Greindl und Frick repräsentieren sind schwierig, da schwingt wahrscheinlich immer persönlicher Geschmack mit. Greindl war besonders auf der Bühne ein darstellerischer Titan. Seine Interpretationen vor allem bei den Bayreuther Festspielen haben auch bei mir Gänsehaut erzeugt, um im Tamino-Jargon zu bleiben. Frick dürfte die reicheren stimmlichen Mittel besitzen und der universellere Sänger sein, der von den dramatischen Rollen über das italienische Fach als spezielle Stärke auch oder besonders in Partien der deutschen Spieloper brillierte. Wieland Wagner machte Josef Greindl zu einer seiner wichtigsten, unentbehrlichsten Stützen des Neubayreuth. John Steane, der international hochangesehene Kritiker und Stimmenfachmann nahm Gottlob Frick als einzigen deutschen Bassisten in seine Reihe der 100 bedeutendsten Opernsänger auf. Sowohl Greindl als auch Frick werden jeder in seiner Art unvergesslich sein, wobei hier Frick das Glück hatte, dass er von allen Bassisten am stärksten auf Tonträgern dokumentiert ist. Meine Lieblingsaufnahme von Frick ist übrigens die Kavantine des Kardinals Brogny "Wenn ew'ger Hass" aus der Jüdin von Halévy. Hier wird die unverwechselbare Schönheit des Timbre, die samtige Fülle, perfektes Legato und fließendes Melos - also das was Frick auszeichnet - in Vollendung geboten.


    Herzlichst
    Operus :hello:

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  • Mein lieber Hans!


    Auch für mich ist Gottlob Frick die Nr. 1. Aber Josef Greindl wird bei mir fast auf die gleiche Stufe gesetzt. Sein "Meeresleuchten" habe ich noch nie besser gehört. Auch Kurt Moll setze ich fast auf die gleiche Stufe. An guten Bassisten gab es viele Jahre lang wirklich keinen Mangel. Einige habe ich in "Die berühmte Stimme" schon aufgeführt. Ob Frick, Greindl, Moll, Sotin, Kreppel u. A., da gab es wirklich gute Bassisten. Aber Gottlob Frick war, wie du schon erwähntest, der Vielseitigste und Tiefste, bleibt daher "Der schwärzeste aller Bässe" und unvergessen. Die Partie des Kardinals mit Frick aus "Die Jüdin" gehört auch zu meinen liebsten Baß-Partien.




    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Wolfgang,


    völlig d'accord! Gerechter Weise müßte man Otto Edelmann, besonders als Ochs auch noch in unsere "Spitzentabelle" deutscher Bässe aufnehmen. Zumindest der junge Kurt Böhme dürfte ebenfalls nicht fehlen, auch wenn er in späteren Jahren durch zu viel outrieren vieles "versungen und vertan" hat. Wie schön, dass wir so bassreich waren - vielleicht mit König, Pape, Zeppenfeld und Groißböck auch noch sind.


    Herzlichst
    Operus :hello:


    Übrigens wollte ich die Wertung und Rangfolge 1, 2, 3... gerade vermeiden, weil die absolut und abstrakt von der Partie mir kaum möglich und gerecht zu sein scheint.

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  • Mein lieber Hans!


    Otto Edelmann ging bei mir als Österreicher durch. Und ich glaube, ich habe Recht. Er ist nämlich in Wien geboren. Er war fast unser "Hausbaß". Meine erste 45er LP bei meinem Onkel war Otto Edelmann mit den Arien aus "Die Zauberflöte" und auf der Rückseite Teile aus der "Mauretanischen Trauermusik". Das werde ich nicht vergessen. Da mein Vater Ende des Krieges viel in Wien und am Wolfgangsee (mein Vorname stammt daher) war und wohnte, lernte er auch einige Sänger (Patzak, Edelmann) kennen. Aber zu der Reihenfolge: Die habe ich nur einfach so gewählt. Natürlich gehört Kurt Böhme dazu. Daher ist bei mir nach den Namen auch ein u. A. zu sehen. Da kämen noch einige andere gute Sänger in Betracht.




    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Operus, lieber Wolfgang,


    hoffentlich habt Ihr mich nicht missverstanden. Ich hatte nicht Greindl gegen Frick ausspielen wollen. Mir wäre eine so pauschale Taxonomie von Bässen (oder auch von Sopranen oder Tenören) ohnehin höchst verdächtig. Allenfalls kann man sagen, wer in welcher Rolle besser war - und warum. Aber den besten Bass zu küren, fände ich schwachsinnig. Daran würde ich mich kaum beteiligen.
    Mir ging es um etwas anderes. Ich wollte etwas über meine Geschichte mit Frick erzählen und darüber, dass meine Hörerwartungen und Hörgewohnheiten so sehr von Greindl geprägt waren - immerhin habe ich ihn mehr als 8 Jahre lang fast jede Woche live gehört noch ehe ich zum ersten Mal Frick begegnet bin - dass ich zunächst diesem Künstler gar nicht wirklich gerecht wurde. Ich fand ihn (die ersten Partien, in denen ich ihn hörte, waren Hunding und Hagen) zu gemütlich. Erst langsam habe ich gelernt, seine Kunst zu schätzen und zu würdigen. Das war gewissermaßen auch ein Akt der Emanzipation vom großen Greindl. Heute würde ich beide gerne mal wieder live hören - jedenfalls lieber als die Herren, die heute in dem Fach den Ton angeben.


    Und nun noch ein Wort zur Lieblingsaufnahme: die Arie des Kardinals aus der Jüdin mag ich auch, aber am meisten schätze ich seine - leider deutsch gesungene - Aufnahme von der Arie des Procida aus der Sizilianischen Vesper! Die ist grandios. Und da stört mich denn auch nicht mal mehr der sonst oft so gemütlich Dialektanklang!


    Gute Nacht und liebe Grüße



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Ich könnte mich nie zwischen Frick, Greindl, Crass, Talvela etc entscheiden, da sie in ihren jeweiligen Partien sehr gut waren. Bei der Beurteilung von Live-Aufnahmen bin ich immer sehr zurückhaltend, denn wer weiß, wie es dem/r Sänger/in an diesem speziellen Tage ergangen ist. Ich kann davon etliche Lieder singen.

  • Hallo, Ihr Lieben,


    nun doch noch ein Wort zu den Dialektanklängen von Frick. Es ist schon ein wenig eigenartig, dass ihm dies immer wieder "angekreidet" wird.
    Selbstverständlich ist das schwäbische Idiom vorhanden und vor allem bei gesprochenen Passagen kaum überhörbar. Bei allen Gesangsaufnahmen empfinde ich die Diktion und Wortverständlichkeit jedoch vorbildlich und als eine Stärke von Frick. Auch andere bedeutende Sänger, wie z.B. Georg Hann, Otto Edelmann, Oskar Czerwenka, Kurt Böhme, Peter Schreier, Walter Berry u. a. sind auf Grund ihrer sprachlichen "Heimatklänge" sofort landmannschaftlich zu identifizieren. Dabei scheint mir wiederum Österreich besonders gesegnet zu sein, dennn Weanerisch wird offensichtlich allgemein als charmant und sympathisch empfunden. Auf unser Schwäbisch trifft gemütlich wahrscheinlich am treffendsten zu.
    Deshalb auch eine Anmerkung zur Gemütlichkeit von Frick. Könnte die Wärme, das Gefühl, das Herz, das bei seinem Vortrag stets mitschwingt, nicht geradezu einen Teil seiner Unverwechselbarkeit ausmachen und sein unterscheidendes Markenzeichen sein?
    Der renommierte Kritiker Karl Schumann beleuchtete diesen Aspekt von Fricks Schaffen, deshalb möchte ich seine Ausführungen und Schlussfolgerungen zitieren:


    "Gottlob Frick ist ein Gemütsmensch, einer vom alten Schlag, ohne Verstiegenheit, ohne Skandale und Schlagzeilen. Die Welt Lortzings entspricht seiner schwäbischen Mentalität. Fricks Herzlichkeit und sein breiter, bedächtiger Humor erschaffen wie von selbst die Lortzing-Szenerie: Die Ängste und Schrullen des Schulmeisters Baculus wachsen weit über das übliche Buffoneske hinaus ins Dämonische; die aufgeblasene Würde und die eitle Geschäftigkeit des Kleinstadtbürgermeisters van Bett gewinnen in seiner Interpretation die Dimension des Grotesk-Unheimlichen. Gottlob Fricks freundlichem Wesen, seinem Hang zur Beschaulichkeit , seiner Freude an behaglichem Realismus, kamen diese Partien nahezu ideal entgegen. Die wuchtige und in anderen Partien so dämonische Bassstimme nahm die Wärme eines Kachelofens an. Doch immer mischte sich in den Stimmklang wie in der Darstellung Hintergründiges mit hinein. Keiner der Charaktere aus der Spieloper verlief in einseitiger Menschenfreundlichkeit und Volksnähe; plötzlich schwang Bedrohlichkeit mit ,verdüsterte sich die Szene , brach das Abgründige in den vermeintlich heiteren Personen auf...".


    Kaum jemand wird Fricks Bedeutung allein auf die Spieloper reduzieren. Er war ein Universalist, der im gesamten Bassfach Außergewöhliches leisten konnte. Osmin und Hunding z. B. machten beklommen durch die Wucht der schwarzen, schweren Stimme und die Bedrohlichkeit, mit denen er diese Figuren erfüllen konnte. Konig Heinrich, Landgraf, Veit Pogner, Daland und Marke sind anerkannt maßstabsetzende Wagner- Interpretationen.
    Bei aller geschilderten schwäbischen Gemütlichkeit hatte Frick seinen eigenen Kopf, war ein sehr nachdenklicher, selbstkritischer Sänger. Ständig und tiefgehend setzte er sich zum Beispiel mit dem Hagen, einer seiner berühmtesten Partien auseinander. Frick war der absoluten Überzeugung, dass der Hagen keinesfalls eindimensional als Bösewicht gesungen und dargestellt werden sollte. Diese Auffassung wird belegt durch den Schluss der Mannenszene " Hold seid der Herrin, helfet ihr treu; traf sie ein Leid, rasch seid zur Rache" und an anderer Stelle im Dialog mit Brünnhilde: "Vertraue mir, betrogne Frau! Wer dich verriet, das räche ich." Dementsprechend schwang bei Fricks Hagen immer das Mitleid mit der getäuschten Frau und eine in speziellen Stiuationen spürbare Rechtschaffenheit mit. Durch diese Auffassung unterscheidet sich Fricks Hagen-Interpretation tatsächlich von anderen großen Rollenvertretern, wie Emanuel List, Ludwig Hofmann, Ivar Andresen, Ludwig Weber und Josef Greindl.
    Gemütlich und bieder oder das Ringen um eine andere Auffassung und weitere künstlerische Dimension?


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Lieber Operus,


    Du verteidigst und versuchst zu überzeugen.
    Kann ich verstehen, aber mir gegenüber musst Du Frick nicht verteidigen und mich musst Du nicht mehr überzeugen.
    Ich bin längst überzeugt. Genau das habe ich doch darzustellen versucht.


    Wenn ich auf den Dialektanklang zu sprechen kam (und den höre ich nicht nur in Sprechpassagen sondern durchgängig) dann doch nur, um anzudeuten, warum ich ihn damals, als ich ihn erstmals hörte, Probleme hatte, ihm manche - das heißt primär die bösen, die dämonischen oder die majestätischen - Partien voll und ganz abzunehmen.
    Ich bin jemand, der keinen Dialekt spricht und das "Berlinische" nur benutzt, wenn er in Berlin mit echten Berlinern redet. Da bei uns schon in der Schule auf ein ordentliches Hochdeutsch geachtet wurde, reagiert mein Dialekt-Seismograph ziemlich sensibel.
    Hinzu kommt, dass ich während meines Studiums an der Deutschen Oper Berlin gearbeitet habe und sehr intensiv mitbekommen konnte, wie hartnäckig damals daran gefeilt wurde, ausländischen Sängern eine ganz korrekte Aussprache beizubringen. Wer dann mal Sänger wie Barry McDaniel, Donald Grobe, Cathrine Gayer oder Thomas Stewart gehört hat, wird zugeben, dass die Bemühungen nicht umsonst waren. Damals gab es unter den Sprachtrainern und Korrepititoren nicht wenige, die nicht nur um der Pointe willen fragten, ob man nicht den deutschen Sängern, die nicht Hochdeutsch könnten, auch ein bißchen Nachilfe geben sollte.


    So, ich hoffe, Du siehst in mir nun nicht länger Jemanden, den Du für Frick erst noch gewinnen müsstest!


    Beste Grüße



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Lieber Caruso,


    richtiges Verstehen ist das Problem zwischen Sender und Empfänger, wobei m. E. die Verantwortung, wie eine Botschaft entschlüsselt wird, in erster Linie beim Sender liegt. Ich wollte Frick gar nicht verteidigen, wogegen denn und schon gar nicht Dir gegenüber. Du hast Dich ganz klar geäußerst und ich bin Dir dankbar, dass Du so tief und wie immer qualifiziert in die Diskussion eingestiegen bist.
    Mir war es ein Anliegen, grundsätzlich zu Dialektfärbungen beim Operngesang besonders am Beispiel Gottlob Frick Stellung zu nehmen. Außerdem wollte ich das Gemütvolle - dieses Attribut trifft es weit besser als Gemütlichkeit - nicht unkommentiert stehen lassen , weil ich wie ausgeführt darin eine ganz besondere Stärke des Sängers sehe.
    Aber ich will aufhören, denn sonst könnten meine Zeilen wieder als Verteidigung oder Rechtfertigung gedeutet werden.
    Ich freue mich auch weiterhin mit Dir und allen, die sich besonders für Gesang und Stimmen interessieren über dieses unerschöpfliche Phänomen nachzudenken und zu diskutieren. Dann vielleicht anhand bestimmter aussagekräftiger Tondokumente.
    Also - lieber Freund im Geist - "Gar viel und schön ward hier gesungen" - bringen wir die Schönheit der Gesangskunst und alles was uns Sänger schenken können hier im Forum auch weiterhin zum Klingen.


    Herzlichst
    Operus :hello:

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • So lautet der Titel einer neu erschienenen Collection, in der Gottlob Frick auf 10CDs mit rund 200 Titeln nahezu das gesamte Opernuniversum souverän durchmisst. Der legendäre deutsche Bassist singt fast alle die königlichen, riesenhaften, priesterlichen, freiheitlichen, komischen, finsteren und dämonischen Helden, die seinen Ruhm und die heute noch bestehende, hohe Popularität begründen. Dem Produzenten Klaus Laubrunn gelang es, die besten Aufnahmen des Sängers auszuwählen, aber auch seltene Raritäten aufzuspüren


    Einen Schwerpunkt der Zusammenstellung bilden die Interpretationen der Wagner-Helden. Hagens Wacht wird mit opulenter Schwärze und Tiefe zelebriert, Die Mannenrufe tönen mit bedrohlicher Wucht und zynischer Lustigkeit. Der Landgraf in „Tannhäuser“ ist ein Monument väterlicher Güte und Autorität, das Königsgebet im „Lohengrin“ wird mit orgelnder Stimmfülle zur machtvollen Anrufung gesteigert, als Daland im „Fliegenden Holländer“ überzeugt Frick als rauer und dennoch väterlich besorgter Seebär. Auch als Hunding, Fafner, Pogner, Marke und Gurnemanz demonstriert der Sänger stimmlich und darstellerisch überzeugenden Wagner-Gesang mit vorbildlicher Diktion und Wortdeutlichkeit. Bei Mozart werden die zentralen Rollen: Der dummschlaue vor allem durch die Brillanz der tiefen Töne faszinierende Osmin, der weise, gütige Sarastro und Komtur als stimmgewaltiger Rächer präsentiert. In den italienischen Partien erweist sich Gottlob Frick, trotz der deutschen Sprache,als hinreißend schön singender Belcantist, der seine üppige Stimmfülletechnisch versiert in weit schwingenden Melodienbögen und sorgfältigerNuancierung perfekt einsetzt. Dieerschütternden Klagen des Fiesco in„Simon Boccanegra“, aber vor allem die zum gefühlsintensiven Seelengemäldegesteigerten Qualen des König Philipp inVerdis „Don Carlos“ gehören auch im Vergleich mit Interpretationen der bestenItaliener zum Besten. Als Dr. Bartolound Basilio in Rossinis „Barbier vonSevilla“ verblüfft Frick, wie er mitseiner schweren Stimme mit flinkem,beweglichem Parlando, virtuoser Artikulation und verblüffend schnellem die hohe italienische Tessitura meistert.


    Die deutsche Spieloper entsprach Gottlobs Fricks freundlichem, gemütvollem Wesen ganz besonders. Ob Falstaff in den "Lustigen Weibern von Windsor“, der eitle aufgeblasene Bürgermeister van Bett in „Zar und Zimmermann, der aufrechte Stadinger in „ Der Waffenschmied“, Bacculus in „Der Wildschütz“, Plumkett in „Martha“: Frick formt ohne Übertreibung und Theatermätzchen blutvolle. lebensechte Charaktere zum Anfassen. Nur eine Auswahl typischer Aufnahmen aus der Fülle der fast 200 Stücke konnte speziell herausgestellt werden. Die Box enthält viele weitere vokale Perlen und ist deshalb eine Fundgrube für Frick-Freunde und Verehrer schöner Stimmen. Die Partnerinnen und Partner in den Aufnahmen gehören zur Sängerelite der damaligen Zeit. Unter anderen singen: Peter Anders, Dietrich Fischer-Dieskau, Ferdinand Frantz, Elisabeth Grümmer, Christel Goltz, Josef Greindl, Hans Hopf, Erika Köth, Josef Metternich, Birgit Nilsson, Hermann Prey, Anneliese Rothenberger, Leonie Rysanek, Rudolf Schock, Paul Schöffler, Leopold Simoneau, Ludwig Suthaus, Elfriede Trötschel, Gerhard Unger und Fritz Wunderlich.


    Fricks größtes Kapital war zweifellos seine grandiose, profunde, unverwechselbar persönlich timbrierte Stimme, ein Organ von geradezu orgelnder Fülle und schwarzer Pracht. Frick beherrschte durch seinen Stimmumfang sicher und mühelos zweieinhalb Oktaven. Volltönend und wundervoll ausgeglichen meisterte er die tiefsten Bassregionen gleichermaßen souverän wie die Höhen der Baritonlage. Diese reichlichen stimmlichen Möglichkeiten gepaart mit hoher Darstellungskunst befähigten den Sänger, wie die vorliegenden Aufnahmen eindruckvoll beweisen, in vielen der in dieser Box zusammengestellten Stücke Außergewöhnliches zu leisten. Die Begegnung mit dem deutschen Universalbassisten Gottlob Frick lohnt sich deshalb in jeder Beziehung – erfreulicher Weise auch wegen des günstigen Preises, mit dem diese gesanglichen Pretiosen angeboten werden.


    Zu beziehen bei Membran Media GmbH - www.membran-online.net , Ordernummer 233364


    oder


    www.gottlob-frick-gesellschaft.de


    Liebe Taminos, ich habe einfach die Rezension, die ich geschrieben habe für Euch eingestellt. Rundet unsere letzten Diskussionen ab.


    Herzlichst
    Operus


    Alles in Deinem Sinne, lieber operus? TP

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  • Schon vorbestellt!



    Aber wo bleibt der Ochs auf Lerchenau, hat er den nicht gesungen?


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Hallo, Ihr Lieben,


    Gottlob Frick hat den Ochs - eine der großartigsten Basspartien - tatsächlich nie gesungen. Obwohl sie ihm von Karl Böhm in Dresden und später von Karajan angeboten wurde. Dies war eine sehr bewußte Entscheidung von ihm: Er meinte dass er das Wienerische, das diese Partie verlange nicht in sich spüre und solange es so glänzende "Ochsen" gäbe, wie Otto Edelmann und Oskar Czerwenka, würde er als Schwabe die Finger von dieser Partie lassen. Überhaupt ist er sehr konsequent in seinem Fach geblieben und hat z. B. auch den Sachs, obwohl er die Monologe sogar im Konzertsaal sang, nie angepackt. Vielleicht war der Lohn dafür die Langlebigkeit der Stimme!


    Herzlichst
    Operus.

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  • Der Adressat T. P. weiß schon wofür. Wir werden in Kürze auf die kollegiale Hilfe anstoßen. Vielleicht bekomme ich bei dieser Gegenheit dann auch Nachhilfeunterricht. :jubel: :hello:
    Herzlichst
    Operus

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  • Hallo, mein lieber Hans!


    Diese Diskussionen hatte ich vor Jahren mit dem ehemaligen Direktor der Dresdner, Herrn Dieter Uhrig, der mal mein Nachbar war. Da ging es um Theo Adam und Kurt Böhme als "Ochs". Er konnte nicht verstehen, daß ich generell Theo Adam in der Partie ablehnte. Ihm fehlte wirklich alles "Wienerische". Da akzeptierte ich noch eher Kurt Böhme, obwohl die Partie ihm auch nicht auf den Leib geschrieben war. Da ziehe ich wirklich List, Edelmann, Czerwenka, Schnapka u. A. vor. Da wäre mir Frick mit seinem schwäbischen Dialekt und Humor sicher lieber gewesen. Schade, ich hätte ihn gerne in dieser Rolle gehört.



    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Hallo, Ihr Lieben,


    die 10 CD Collection "Gottlob Frick - König und Komödiant" wird bei JPC für € 9.99 und bei Amazon für € 9.49 angeboten. 200 Aufnahmen zu diesem Preis - sensationell.
    Wer über Tamino bestellt tut sogar noch etwas Gutes für unser Forum.
    Herzlichst
    Operus

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  • Natürlich sind zehn Euronen nicht viel für so eine Box - aber ein bisschen mehr Sorgfalt bei der Zusammenstellung hätte ich mir gewünscht. Auf vieles der mehrstündigen Wagner-Ausschnitte hätte man verzichten können. Dafür hätte ich z. B. bei Lortzing mehr gehört als nur eine uralte "5000 Taler"-Arie, da gibt es mehr an Ensemble-Szenen. Die "Undine" fehlt ganz ("Im Wein ist Wahrheit" hätte ich mir gewünscht) - auf drei von den CDs sind von der Gesamtkapazität nur 48 Minuten ausgenutzt.
    Da wäre sicher auch noch bei gutem Willen oder etwas Sachkenntnis Platz gewesen für Gounos "Faust" - Mephistos Rondo vom goldenen Kalb und die Serenade hätten unbedingt in die Box gehört.
    Unverschämt ist auch der Umgang mit Webers "Freischütz": Da hat es gerade für anderthalb Minuten Kaspar gereicht! Da hätte ich auch mehr erwartet.


    Schade, aber getreu dem Spruch: Was nix kostet...


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    wahrscheinlich hast Du recht, dass man den Universalisten Frick mit noch breiterer Auswahl und Berücksichtigung der von Dir genannten Partien treffender und charakteristischer hätte porträtieren können. Ich hätte z. B. auch gerne seinen Eremiten aus dem Keilberth-Freischütz und anderes in der Auswahl gehabt. Für mich war Frick immer weit mehr Eremit als Kaspar.
    Grundsätzlich habe ich im Thread "Bassarien" zu dieser Zusammenstellung und zu der Problematik der Sammelboxen in Verbindung mit Billigpreisangeboten Stellung genommen.


    Jetzt phantasiere ich einmal kreativ. Bei diesen Produktionskosten und Preisstellungen könnte es doch interessant sein, eine Tamino-Serie vielleicht konzentriert auf Raritäten herauszubringen.
    Unsere Sammler, da müsstest Du Dich, lieber Harald, an erster Stelle angesprochen fühlen hätten doch sicherlich das Material; die Sachkenntnis und Kompetenz Hervorragendes und Fehlendes zu finden und zu produzieren, um damit Marktlücken zu schließen.
    Für Tamino wäre so ein Projekt der große Schritt in die Öffentlichkeit, zu mehr Bekanntheit und zur Festigung der Spitzenposition.
    Frage dabei ist natürlich, welche Meinung, Lust und Motivation Alfred zu so einem Projekt hat?
    Ich appelliere jetzt an Euch alle, diesen Vorschlag ernsthaft zu überlegen und zu diskutieren. Am Anfang jeder Tat steht der zündende Gedanke. Laßt uns also sehen wieviel Feuer für ein solches Projekt bei uns vorhanden ist.


    Herzlichst
    Euer
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Mein lieber Hans!


    Ich bin zwar nicht der große Experte in solchen Dingen, aber meine Stimme hast du. Wenn ich mit irgendwelchen Aufnahmen helfen kann, dann gerne.



    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Zitat OPERUS (aus einem anderen Thread):


    Nun haben solche Sammel-Boxen - wie im Grunde alles - ihre Licht- und Schattenseiten. Licht, dass durch solche Projekte ein Künstlerleben in voller Breite dokumentiert werden kann und größere Mengen an CDs schnell verbreitet werden. . Schatten, dass die besten Aufnahmen eines Sängers in Hau-Ruck-Aktionen auf einem Preisniveau angeboten werden, dass Schnäppchen- oder Ramschcharakter hat.


    Lieber Operus!
    Dein Appell, dass die Taminos sich - irgendwie - bei der Edition von guten Sammlungen interessanter Sängeraufnahmen beteiligen sollten, entsprechende Pläne gar ganz selber in der Hand nehmen könnten, find ich absolut interessant.
    Ich frage mich nur, wie das rein praktisch gehen soll, da uns ja doch persönliche Kontakte untersagt sind.
    Unabhängig davon: mich ärgert die Art und Weise wie alte Aufnahmen jetzt wieder und wieder auf den Markt geworfen werden, schon sehr. Zugegeben: oft ist der Preis günstig. Aber den grössten Teil der Aufnahmen hat man als Sammler doch längst. Manche Aufnahmen etwa von Wunderlich oder Schock habe ich inzwischen in vier verschiedenen Sammlungen. Und dann kommt noch eine neue Box. Davon hat man auch das Meisste schon. Aber wegen drei oder vier Aufnahmen, die man länger schon gesucht hat, kauft man sie dann doch.
    Ich habe mir gerade die Membran-Boxen von Metternich und Frick gekauft. Man kann ja leider vorher nicht erfahren, was konkret drin ist. Jetzt habe ich sie aufgemacht und ich musste feststellen, dass ich von den Aufnamen der beiden Boxen mehr als zwei Drittel längst hatte - obwohl ich nie gezielt einen der beiden Sänger "gesammelt" habe.
    Wenn man das einrechnet, sind die Angebote von Membran und ähnlichen Produzenten plötzlich gar nicht mehr so billig. Vermutlich wird da bald eine Schock-Box kommen , eine Hopf-Box und eine Köth-Box, eine Greindl-Box und so weiter. Und da in allen Boxen - was ja gut ist - nicht nur Arien, sondern auch Duette, längere Szenen, ja ganze Akte präsentiert werden, hat man bald nicht mehr nur Dubletten sondern Octetten und Duodecimetten. Schön finde ich das nicht.


    Meine Frage also:
    Hast Du eine Idee, wie man wirklich Editionen machen könnte, die die künstlerische Erbschaft grosser Sänger einem breiteren interessierten Publikum vorstellen und zugleich auch für Sammler attraktiv wären. Wenn nämlich der Kaufreflex von Sammlern nicht angesprochen wird, dürfte das ganze Unternehmen kaum wirtschaftlich funktionieren.
    Die Frage nach Produktion und Vertrieb lasse ich mal beiseite. Daielässt sich diskutieren und sicher auch beantworten, wenn man einen guten Plan hat.
    Mach doch mal einen neuen Thread zu dem Thema. Vielleicht können da dann die diesbezüglichen Beiträge aus diesem Thread hier rüber gezogen werden.
    Es macht m. E. wenig Sinn, die Diskussionm über Deinen Appell hier im Frick-Thread zu führen. Sicher hattest Du nicht nur an eine Edition von Frick-Aufnahmen gedacht.
    Bin gespannt, was es so an Ideen und editorischer Phantasie gibt. Aufnahmen, die einem breiteren Kreis von Melomanen zugänglich gemacht werden könnten (und sollten), gibt es reichlich! Sicher könnten wir Taminos da echt was zusammentragen. Ich hätte schon so manche Perle anzubieten und wäre auch bereit dazu.


    Mit besten Grüssen



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich habe mir gerade die Membran-Boxen von Metternich und Frick gekauft. Man kann ja leider vorher nicht erfahren, was konkret drin ist.


    Kann man in der Regel schon, denn Membran bietet zumeist detaillierte Inhaltsangaben ihrer Boxen. Allerdings hat man bei Frick offenbar vor der schieren Menge an Einzeltitel auf den 10 CDs kapituliert und nur eine summarische Inhaltsangabe veröffentlicht ( Frick ).


    Und wenn Harald Kral über schlecht gefüllte CDs und Fehlen wichtiger Aufnahmen klagt, muss man zweierlei bedenken: zu einem Spottpreis bekommt man 622 Minuten Musik, was bei jedem Preis eine akzeptable mittlere Spieldauer pro CD darstellt. Außerdem kann Membran natürlich nur Material einfügen, an das sie ohne Lizenzkosten herankommen (oder praktisch umsonst). Und das heißt bei einem Künstler wie Gottlob Frick eben nur Aufnahmen, deren Schutzfrist abgelaufen ist. Für diese Box gibt es also eine imaginäre Grenze um 1960 herum, neueres kann man um diesen Preis einfach nicht anbieten...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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