• Ich bin auch der Meinung,daß der Gesang nicht so berauschend ist,


    vieleicht mit Ausnahme der Lauretta.Die Aufnahme ist aber,weil in


    deutscher Sprache als Alternative sehr gut geeignet,weil ja sicher


    nicht jeder italienisch kann,und dann geht doch viel von der


    komödiantischen Handlung verloren.


    (Zurück zu Kollo,wenn dazu immer noch was zu sagen sein sollte.)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    Melchiors Aufnahmen sind doch schon rechtefrei, also ohne Lizenzgebühren für jedes Label zu haben. Dadurch können seine "Tristan"-Mitschnitte aus den 30ern und 40ern mittlerweile sehr billig angeboten werden.


    Hallo Giselher,


    Ich irre mich vermutlich. Denn ich meine gehört oder gelesen zu haben, das dieses oder voriges Jahr irgendeine Konvention, die für den ganzen Welt gilt, über Urheberrechte formuliert wurde. Ob es 50 Jahre, mit eventuell die Möglichkeit von einmahl verlängern ist, oder 75 Jahre, weiß ich nicht mehr.
    Dann sind also die CDs plötzlich nicht mehr lizenzfrei. Dadurch ist es bei mir bleiben hangen.


    LG, Paul

  • Hallo Paul,


    von einer weltweiten Regelung des Urheberrechtes habe ich noch nichts gehört. Innerhalb der EU gilt, soweit ich weiß, immer noch eine Schutzfrist für Tonträger von 50 Jahren ab Erscheinungsdatum. Danach sind die Aufnahmen rechtefrei. Das kann man ja auch an den Daten der Neuerscheinungen bei Labels wie "Walhall" oder "Naxos Historical" ablesen, die nicht jünger als 50 Jahre sind.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Leute,


    ich habe Kollo (das habe ich an anderer Stelle im Forum schon geschrieben) als Tristan,Siegfried,Stolzing und Shuijskij live in Top-Form erlebt, nach dem 1.Aufzug "Otello" bin ich nach Hause....
    Er war, wie jeder Sänger von der Tagesform abhängig, allerdings hat er, wie schon von mehreren Forumusern angemerkt, auch gerne abgesagt,
    z.B."Tannhäuser", den dann Herr Brenneis hervorragend sang...
    Die "Winterrreise" und andere Liedaufnahmen hätte Kollo sich sparen können, da stimmlich nichts mehr geht. Er hat halt das Problem von vielen Sängern: sie wissen nicht, wann Schluss ist...
    Allerdings möchte ich meine Kollo-Aufnahmen nicht missen.


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

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  • Hallo,


    ich will hier doch ein paar kritische Anmerkungen zu "Kollo auf Tonträgern" machen. Es sind für mich nur wenige Aufnahmen, die Kollo wirklich als gelungene Besetzung zeigen: Tannhäuser und Parsifal bei Solti, Stolzing bei Karajan, das Wagner-Recital mit Suitner und mit Einschränkungen Rienzi mit Hollreiser und Paul (tote Stadt) bei Leinsdorf. Ungehört habe ich noch im Regal den Parsifal unter Kegel stehen, da verspreche ich mir allerdings durchaus viel davon. Alle anderen Aufnahmen sind für mich - durchaus mit Abstufungen - keine guten Einspielungen. Seinen Lohengrin bei Karajan finde ich nicht nur sterbenslangweilig, sondern auch schlecht gesungen: da wird gedrückt, auch schon mal forciert, nur mit Mühe die Linie gehalten - man höre sich das mal bei Konya an - oder auch bei Domingo (über die "Probleme", besonders von Letzterem, will ich ja gar nicht reden) und erst recht bei Schock. Jetzt ist dieser Lohengrin auch in den anderen Partien kein Glanzlicht: die abgesungene, wenig mädchenhafte Tomova-Sintov genauso wie die überforderte Dunja Vejzovic und erst recht dieses fürchterliche Karajandirigat, das nichts will, ausser schön zu klingen, aber hier geht´s ja um Kollo. Sein Tristan: ein absoluter Schwachpunkt bei Kleiber (der natürlich das vielleicht beste Tristan-Dirigat hinlegt, eine hochinteressante Isolde aufbietet, die sich wohl auch mit solchen Partien die Stimme kaputt gemacht hat und mit Fischer-Dieskau und Fassbaender super Sänger hat, die aber in dieser Aufnahme selbst eingefleischten Fans keine Freude machen werden...). Der Max wirkt blass und farblos, stimmlich schon merklich gebremst, der Stolzing bei Solti stimmt geradezu wehmütig, weil man hier hört, was der Sänger seit der Karajan-Aufnahme schon innerhalb kurzer Zeit nicht mehr kann, der Pedro ist auch kein Glanzlicht, die Siegfriede bei Janowsky ebenfalls nicht, der Bacchus weckt Sehnsuch nach dem älter gewordenen James King... Überlegt man jetzt, wie kurz eigentlich der Zeitraum war, in dem Kollo wirklich ein prima Tenor ziemlich weit vorne war, drängt sich mir die Frage auf: hat sich diese Hinwendung eines doch im Grunde genommen lyrischen Tenors ins schwerere Tenorfach wirklich gelohnt...? Kollo soll in seiner Anfängerzeit in Düsseldorf einen bemerkenswerten Idomeneo gesungen haben. Das täte ich gerne mal hören... Und: natürlich habe ich auch noch auf Band jenes Lied vom Mädchen Mary-Loo, die keine Nietenhosen mochte und sich in schicken Schuhen sehen lies...:o))))

  • Zitat

    der Bacchus weckt Sehnsuch nach dem älter gewordenen James King...


    Äh, ich kenne den "älter gewordenen King" als Bacchus, live, Wiener Staatsoper. "Ahürze, Ahürze, kahannst Tu mick ahöhren?" - Neeeeee, da hatte ich Sehnsucht nach Kollo. Auch, wenn vielleicht nicht jeder Ton ein Treffer war.
    Aber bei der "Lohengrin"-, "Tristan"- und "Tiefland"-Bewertung sind wir einer Meinung, das sind wirklich keine Glanzlichter. Beim "Tristan" muß man allerdings immer wieder dazusagen, daß Kollo selbst die Aufnahme haßt, sie ursprünglich gar nicht freigeben wollte. Angeblich kommt die teilweise inferiore Leistung dadurch zustande, daß die techniker gewisse Töne "gefälscht" haben sollen, also tiefe Töne höher gelegt und umgekehrt.


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Einen interessanten Vergleich zwischen Vickers und Kollo bot mir der "Peter Grimes": Beide steigerten sich in eine Verzweiflung, die unbeschreiblich war. Das ist Singen als letzte Übersteigerung des Ausdrucks. Dennoch: Völlig unterschiedlich in der Gestaltung: Vickers, der den Getriebenen am Rande des Wahnsinns darstellte...


    Als Beleg für die große darstellerische und sängerische Leistung von Vickers als "Peter Grimes" ein etwa zehnminütiger Ausschnitt aus der Covent-Garden-Produktion Ende der 70er Jahre:


    wehwehweh.youtube.com/watch?v=qxoGTP0-MYw



    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zwischenzeitlich habe ich den "Parsifal" aus Leipzig von 1975 gehört. Das ist eine interessante Aufnahme. Allerdings ist Kollos Beitrag zwiespältig. Der zweite Akt gelingt ihm nicht. Zu sehr lässt sich Kollo von der Situation davontragen. Darstellerischer Überdruck, verrutschte Töne, zu viel Kraft... Ganz anders dann der dritte Akt - der gelingt ihm deutlich besser, sein Gesang ist um einiges disziplinierter als im davorliegenden Akt. Bemerkenswert ist das Dirigat von Herbert Kegel: ausserordentlich zügig, ohne Pathos, die Musik fliesst geradezu dahin, im besten Sinne filmisch, das hat Klasse. Kurz zu den übrígen Sängern: Theo Adam, der den Amfortas singt, ist zwar stimmlich bereits angegriffen, mach aber durch sehr intelligente Gestaltung wett, was die Stimme nicht mehr schafft - stimmschönere Sänger lassen sich locker finden, aber vom Ausdruck her ist Adam sehr gut. Gisela Schröter als Kundry an den Grenzen ihrer Möglichkeiten, keine wirklich gute Leistung. Gegen die Erwartung besetzt: der Gurnemanz von Ulrik Cold: ein weicher, lyrischer Sänger - das genaue Gegenteil von Weber oder Frick, spannend.

  • Es war 1969, als ich René Kollo erstmalig hörte, als Holländer-Steuermann und Meistersinger-Kunz Vogelgesang in Bayreuth, keine Partien, in denen man (vielleicht mit Ausnahme des Steuermanns) auffallen kann. Das tat er allerdings 2 Jahre später, wieder in Bayreuth, mit einem Lohengrin, wie ich ihn schöner und stimmiger selten hörte. M.E. hätte Kollo in diesem Fach der Lohengrine und Stolzinge bleiben sollen. Den "Aufstieg" zu solchen Partien wie Tannhäuser, Tristan und Siegfried erkaufte er sich mit Stimm-Manipulationen wie Verdicken des Tones, zu dem solche "Macken" wie ständiges Anschleifen der Töne kamen. Als Lohengrin und Stolzing habe ich ihn, immer live, eigentlich nie schlecht gehört, wohl aber als Tannhäuser, total ueberfordert im 1. Akt und sich im 3. Akt in Sprechgesang fluechtend.


    Es gibt ein sehr fruehes Tondokument des Wagner-Sängers Kollo unter der Leitung Otmar Suitners. Hier klingt die Stimme noch frisch und unmaniriert, wenn auch die schwereren Sachen zu frueh kamen. Ich wuerde davor warnen wollen, Kollo nur nach den Studioproduktionen zu beurteilen, die meistens kein Abbild der Buehnenwirklichkeit wiedergeben. So, wie er Tannhäuser (unter Solti), Stolzing (unter Karajan) und Tristan (unter Kleiber) sang, wird er diese Partien kaum auf der Buehne durchgestanden haben.


    Es wäre einmal interessant, Kollos Aufnahmen aus seiner Fruehzeit zum Vergleich heranzuziehen, z.B. den Walther von der Vogelweide neben einem echten Heldentenor als Tannhäuser, nämlich Ernst Kozub. Hier wird deutlich, was Kollo IMO immer war, ein jugendlich-lyrischer "Held", der sich - mangels Konkurrenz - im schweren Fach versuchte.


    Mikko

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  • Hallo zusammen,
    Randnotiz:
    Als ich vor 2 Wochen in Berlin war, hat mich an fast jeder S-Bahnstation ein sichtlich gealteter Rene Kollo mit Jenny Elvers (dem breiteren Publikum wohl in erster Linie als Exfreundin von Heiner Lauterbach bekannt) um den Hals :wacky: angeblickt.


    Er spielt offenbar im Oktober dort den Jedermann im Berliner Dom (und Frau Elvers die Buhlschaft)


    Das Plakat sah nicht gerade nach einer Qualitätsproduktion aus, aber wer weiss...


    Gruss :hello:


    Syrinx

  • Trotz eurer Kritik,möchte ich bemerken,Kollo hat mir hier in Berlin viele gute unvergessliche Opernabende
    bereitet.


    Der einzige Fehlschlag war sein Versuch den Otello zu übernehmen.
    Daran ist er hier gescheitert.



    ita

  • Am Donnerstag, dem 22.11.2007 gibt es bei NDR Kultur eine Gedenksendung zum 70. Geburtstag von René Kollo:


    Ein Tenor mit Schmackes - René Kollo zum 70.Geburtstag (20:00:00 - 22:00:00 Uhr )


    Einst wurde er als der "beste Wagnertenor der Welt" gefeiert, und dabei hatte er ursprünglich Kameramann oder Schlagersänger werden wollen. René Kollo wurde 1937 in Berlin in eine Künstlerfamilie geboren. Er floh gegen Ende des 2. Weltkrieges nach Hamburg und besuchte danach ein Internat auf Föhr. 1958 ging Kollo zurück nach Berlin, studierte dort Gesang und begann einige Jahre später in Braunschweig seine Bühnenkarriere. Er wurde schnell entdeckt und debütierte 1969 in Bayreuth. Furore machte er dort u. a. im "Jahrhundert-Ring" 1976 als Siegfried, von dem Fans heute noch schwärmen. René Kollo begann auch, selbst zu inszenieren. 1996 wurde er Intendant des Berliner Metropol-Theaters - dieser Tätigkeit war allerdings kein Glück beschert.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Leider stolpere ich erst jetzt über diesen Thread und auch wenn der im Folgenden zitierte Text:


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Wenn ich allerdings den technisch ziemlich guten 1. Akt "Walküre" unter Walter nehme, fange ich an Melchior zu zweifeln an. Nicht an seinem Material. Zum Unterschied von Dir mache ich ja dem Sänger den Klang seiner Stimme nicht zum Vorwurf. Mich interessiert, was er denn damit macht.
    Und was macht Melchior damit? - Für mich: Zu wenig. Das ist genau jener Typus des schweren, nur dynamisch differenzierten Wagnergesanges, der mir so veraltet vorkommt. Abgesehen davon: Beim "Wälse" fange ich persönlich zu lachen an: Das ist ein 15 Sekunden oder noch länger ausgehaltener Brüllton, der für mich eine Karikatur von Wagnergesang ist. Ich weiß schon: Da steht eine Fermate über dem Ton. Aber den Zusatz: "So lange aushalten als der Atem reicht" konnte ich bisher nicht entdecken. Sicherlich aber auch ein Fehler Walters, der eine solche Unart gestattete. Es lag in der Zeit - womit wir wieder dabei sind: Die Zeit solcher Wagner-Aufführungen ist (für mich Gott sei Dank) vorbei.


    schon vor über einem Jahr verfasst wurde, muß ich Ihn doch korrigieren, da Edwin hier in seiner Erinnerung - und leider durchaus zu Melchiors Nachteil - einige Fakten durcheinander bringt und ein falscher Eindruck entsteht.


    Die 15-Sekunden-Wälse Rufe stammen nicht aus der - immer wieder als maßstabsetzend gerühmten - Aufnahme unter Bruno Walter. Melchior hält die Rufe unter Walter im ersten Akt genau 6 Sekunden lang, was durchaus im diskographischen Rahmen der Szene liegt. Aus dem Rahmen fällt eher die Qualität der Schreie, die nämlich bei weitem kein Brüllton sind, sondern ein wundervoll konzentrierter Gesangston, in der Aufnahmegeschichte meines Wissens nach ohne Konkurrenz - weil eben die meisten doch brüllen müssen.


    Die 15-Sekunden-Wälse-Rufe hingegen stammen aus einem Met-Livemitschnitt unter Leinsdorf von 1940 (oder 41 ?) und sind natürlich musikalisch total unsinnig. Zu erläutern nicht unwichtig sind aber die Umstände dieser Aufführung:
    Es war die Saisonpremiere, und kurzfristig sagte Lotte Lehmann als Sieglinde ab, und sämtliche Coverbesetzungen fielen ebenfalls aus. Man sah ein Desaster heraufziehen, wusste keine Lösung und entschloss sich zu einem unglaublichen Wagnis: Die bis dahin vollkommen unbekannte Astrid Varnay sollte ohne Bühnenerfahrung die Rolle kurzfristigst übernehmen.
    Alle standen unter enormen Druck, die Nervosität war zum Greifen spürbar, zumal wohl die Presse und einige Interessensgruppen schon im Voraus ein kolossales Scheitern herbeireden wollten.
    Das Ensemble nun versuchte Varnay bestmöglich zu helfen, und der bestens aufgelegte Melchior zog einige Aufmerksamkeit auf sich, indem er die Wälserufe zum Zirkusakt degradierte. Auch ansonsten singt er mit großem Schwung, aber wenig subtil.
    Konnte er vereinzelt auch phlegmatische Aufführungen abliefern (wie schaut es so mit den Mitschnitten von Kollo aus ?) hat beispielsweise John Steane diverse Livemitschnitte mit der Partitur verfolgt, und nur ganz vereinzelt Nachlässigkeiten gegen den Notentext feststellen können. Insofern sind diese Rufe etwas fürs musikalische Kuriositätenkabinett, aber nix für einen ernsthaften Vergleich.


    Aber ansonsten sollte man auch Kollo wirklich nicht den Vergleich gegen Melchior zumuten - zumal an seinem Geburtstag. :D


    :hello:
    Sascha

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  • Zitat

    Original von Antracis
    Die 15-Sekunden-Wälse-Rufe hingegen stammen aus einem Met-Livemitschnitt unter Leinsdorf von 1940 (oder 41 ?) und sind natürlich musikalisch total unsinnig. Zu erläutern nicht unwichtig sind aber die Umstände dieser Aufführung:


    Hallo Sascha,


    es war der 6. Dezember 1941. Das gelungene Debut von Frau Varnay (auch wenn sie mir im Timbre ein bisschen zu schwer für die Rolle ist) ging aber im Strudel des welthistorischen Ereignisses unter, das am nächsten Tag folgte.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)


  • Antracis hat mit seiner Schilderung leider nicht so recht... Diese "Wälse"-Rufe waren eine Spezialität Melchiors, und er hatte mit Leinsdorf eine stehende Wette laufen, wie lange er sie diesmal wohl schaffen würde. Die erwähnte Rekordleistung mit den 15 Sekunden stammt aus einem Gastspiel der MET in Philadelphia, etwa zur gleichen Zeit (bei den diversen existierenden Mitschnitten kann man da schon durcheinanderkommen). Melchior war auch darüber hinaus ein berüchtigter Scherzbold: er brachte es durchaus fertig, bei einer Aufführung im Kostüm einer Hulatänzerin in der Seitengasse aufzutauchen. Und bei einem Tristan bereitete sich Helen Traubel gerade auf den Liebestod vor, als sie ihn murmeln hörte" Mach es um Himmels Willen kurz, Helena, ich hab' Durst und brauche ein Bier!"

  • Gestern in der FAZ dann der (vorbildlich mindestens 51 Prozent positive) Artikel von Jürgen Kesting. Nachdem - man liest dies nicht ohne Schmunzeln - erstmal der Weg mit Zitaten von Wagner dahingehend bereitet ist, dass die Anforderungen an den Tenor " auf das Gelingen des Unmöglichen abgesehen waren", beurteilt sich auch ein René Kollo wohlwollender.


    Kesting verweist auf die Dominanz des Sängers zu seiner Glanzzeit trotz nicht idealer stimmlicher Anlagen, lobt u.a. das Portrait des Tannhäusers unter Solti als das "eindringlichste ", welches auf Platten zu hören sei, und bemängelt generell Kollos Neigung, immer mal wieder den Gesangston zu verlassen.



    Radiotip: Heute, 21.11, 20.04 RBB-Kulturradio


    "Schöne Stimmen"


    Rainer Damm präsentiert in seiner Sendung Aufnahmen von René Kollo anlässlich des 70. Geburtstages.


    Gruß
    Sascha

  • Ich finde René Kollo sehr gut als Tannhäuser (Solti 1970) (m. E. überragend gesungen), Stolzing (Karajan 1970), Parsifal (Solti 1971/72 und Kegel 1975) und Rienzi (Hollreiser 1974-76) (als Rienzi gefällt er mir fast besser als Max Lorenz).
    In den frühen und mittleren 70er Jahren dürfte er wohl auch auf seinem Zenit gewesen sein.
    Als nicht mehr so toll - aber auch nicht katastrophal - würde ich dann seinen Lohengrin (Karajan 1976-81) sehen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • René Kollo hatte eine für einen klassischen Sänger ungewöhnliche Karriere. Er sang zunächst ganz leichte Muse und entwickelte sich dann bis zum Heldentenor. Er sang das gesamte schwere Wagnerfach, obwohl seine Stimme im Grunde dafür zu leicht war. Mit ausgezeichneter Technik und ökonomischer Stimmführung gelang es ihm, auch die heldischen Partien bis hin zum Tristan zu bewältigen.
    Eine fabelhafte Leistung ist sein Parsifal in der Aufnahme unter Georg Solti.
    Hier konnte er sich neben Sängern wie Christa Ludwig, Dietrich Fischer- Dieskau und Gottlob Frick hervorragend behaupten. Gottlob Frick, der im sehr reifen Sängeralter, mit einem ergreifenden Gurnemanz seine Studiokarriere beendete, war von der leichten, silbrig klingenden Stimme von Kollo, seiner Musikalität, seiner Anpassungsfähigkeit in den Ensembles, seiner Gestaltung restlos begeistert. Der Solti Parsifal wird im Harenberg Opernführer als Referenzaufnahme bezeichnet. Rene Kollo hat maßgeblichen Anteil am künstlerischen Erfolg und dem Renomee dieser Einspielung.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Es gibt auch eine Zauberflöte mit ihm, nicht schlecht. Die ersten Operettenlieder und Opernarien auf CBS, nicht schlecht.
    Lohengrin und Meistersinger unter HvK, nicht schlecht. Nicht nur beim Tristan unter Kleiber, auch die Wagner-Aufnahmen unter Solti und Barenboim, wo er mitwirkte, nicht ganz so gut mehr. Die Fernsehsendungen (vermutlich play back zB. mit Nielsson) gut. Aber jetzt mit über 70 geht überhaupt nichts.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Es ist schade, wenn ältere Sänger nicht aufhören können und sich damit ihren Ruf beschädigen. Ich hörte vor einiger Zeit von Freunden, die sich ein Konzert mit Kollo angetan hatten, wie schrecklich es gewesen ist. Da hat er Kirchengesänge ect. vorgetragen.


    Andererseits singt er jetzt den Herodias in der Salome und soll da ganz gut sein, er ist ja auch ein ganz passabler Schauspieler , z.B. als Jedermann in Berlin. Aber dort, wo es auf intakte Stimme und Intonationsreinheit ankommt, sollte er doch besser schweigen !


    Ich habe ihn in seiner besten Zeit oft auf der Bühne erlebt und sehr gute, aber auch mittelmässige Leistungen gehört, auch seine Platteneinspielungen waren ja nur teilweise wirklich gut. Er war halt kein "echter" Heldentenor, aber wegen seines recht guten Aussehens und seiner Bühnenpräsenz - und weil ja die Konkurrenz fehlte, durfte oder musste er halt "alles" singen.

  • Das kann ich leider bestätigen, lieber Gunter.


    Als ich für meine neuerliche Beschäftigung mit der Schubertschen Winterreise recherchierte, hörte ich auch bei JPC die Proben einer Aufnahme, die Kollo 2004 mit dem ausgezeichneten Liedbegleiter Oliver Pohl aufgenommen hat. Ich war regelrecht erschrocken. Diese Stimme war nur noch ein müder Abklatsch seiner besseren Bayreuther Zeiten. Dass die Aufnahme für einen guten Zweck war, machte die Sache nicht besser. Was aber das Merkwürdigste war, war seine Begründung der künstlerischen Anlage dieser Aufnahme. Er wollte den Wanderer nicht als verzweifelten Liebenden sehen, der die Lust am Leben verloren hat und trotz seiner jungen Jahre am liebsten sterben möchte, sondern als zornigen (Einzel)kämpfer. So wollte er auch das hohe Tempo der anfänglichen Lieder erklären. Das Eingangslied "Gute Nacht" klang wie ein schlechter französischer Geschwindmarsch.
    Schade, dass er sich das angetan hat.


    Liebe Grüße


    Willi :(

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo, Taminofreunde!


    Obwohl ich Einiges an Aufnahmen von René Kollo habe, richtig schätzen kann ich ihn nur als Wagner-Sänger. Als Wagner-Tenor hat er Hervorragendes geleistet. Als Stolzing, Rienzi, Lohengrin, einfach hörenswert. Aber als Siegfried eine Klasse für sich. Mit welcher Leichtigkeit er diese Partie er bewältigt hat, wie kaum einer vor ihm. Anders sieht es für mich außerhalb der Wagner-Partien aus. Da gefiel mir seine Stimme nie richtig. Erst recht in der Operette. Vielleicht mit Ausnahmen in Opernpartien wie dem Pedro in "Tiefland" oder als Max im "Freischütz".


    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Am liebsten habe ich bisher Rene Kollo als Stolzing und Tannhäuser gehört. Irgendwie hat er mich 'verdorben': einen Tannhäuser stelle ich mir nur schwer mit einer anderen Stimme vor.


    Als Jugendlicher hatte ich mal ein 'Lied von der Erde' mit Renè Kollo, war eine Deutsche Grammophon-Aufnahme - damals noch als Musicassette (die älteren hier im Forum werden sich vielleicht erinnern...). Meine aktuelle Aufnahme gefällt mir auch sehr gut, aber das 'Trinklied vom Jammer der Erde' hat mich nie wieder so aufgewühlt wie in dieser Aufnahme!


    In der 'Frau ohne Schatten' habe ich ihn auch noch. Eine fantastische Studio-Einspielung, aber als Kaiser hat er mich nicht so überzeugt wie als Tannhäuser. Aber das ist ein Vergleich auf in meinen Augen höchstem Niveau: seine Falken-Arie kann ich immer noch rauf- und runterhören.

  • Ich besitze beide Aufnahmen.



    Aufgewühlt hat mich aber nur die Aufnahme mit Wunderlich unter Klemperer.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • René Kollo tingelt jetzt wieder durch die Kirchen....



    Heute feiert er übrigens seinen 73. Geburtstag!


    Glückwunsch!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,


    gratuliert habe ich in einem anderen Thread.


    Alle Lieder auf der oben erwähnten CD habe ich im Kirchenchor bzw. Männer-Gesangverein vor vielen Jahren auch gesungen (1. Tenor). Lohnt es sich?


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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