Giacomo Puccini: Turandot - Unvollendetes Meisterwerk

  • Ich habe diese Aufnahme noch auf LPs, 3er Kasette.


    In der Durchzeichnung des Charakters der Prinzessin erreicht sie Maria Callas, bei ihr vermisst man das Spiel besonders, da sie eine mimische Spezialistin für seelisch abseitige Frauen ist. Sie ist hier, wieder einmal, eine ausgesprochene Sing - Schauspielerin.


    Maria del Monaco besitzt die nötige Stimmkraft, um neben den Exzessen der Turandot zu bestehen und


    Renata Tebaldi wirkt reifer, als die Schwarzkopf, in der Callas - Aufnahme, und sie ist wie geschaffen, in ihrer Passivität, sich für Kalaf zu opfern.


    Der Timur von Nicola Zaccaria ist blendend, man glaubt ihm den erschrockenen Vater, dass Kalaf sich den Rätseln stellen will.


    Es ist eine ausgezeichnete Aufnahme, heute weiß man eigentlich nur von Brigit Nilsson und Maria Callas, dass sie die Turandot gesungen hat, auf Inge Borkh hat man irgendwann vergessen.


    Schade darum.


    Liebe Grüße Peter aus Wien.

  • Lieber Peter,


    vielen Dank für Deinen Beitrag!


    Ich kannte diese Aufnahme zwar seit geraumer Zeit vom Sehen, habe sie aber stets vernachlässigt. Da ich erst kürzlich näher mit der tollen Stimme Del Monacos in Berührung kam, werde ich dieses Versäumnis aber nachholen und mir die Aufnahme jedenfalls vormerken.


    Liebe Grüße aus Bayern in die weiland k.u.k. Haupt- und Residenzstadt Wien.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Felippe II.!


    Ja, bitte mach das, Du wirst hören es lohnt sich, habe eben jetzt sie laufen,


    und sie stellt die drei Fragen, emotionell und kalt, ähnlich der Callas, aber bei der Letzeren merkt man sie möchte, dass Kalaf sie besiegt und die drei Frage auch beantwortet.


    Bei Inge Borkh ist es so, dass es sie unberührt lässt, jedoch Mario del Monaco trumpft mit seiner Stimme auf, und schleudert ihr die Antworten hin.


    Erst bei "den ersten Tränen" zeigt sie, dass sie zur Liebe fähig ist.


    Also eine ganz andere Art der Turandot wie bei Callas oder Nilsson.


    Liebe Grüße sendet Dir, in die König - Ludwig Stadt, aus der ja auch die Kaiserin Elisabeth kam, als Wittelsbacherin, sendet Dir Peter aus Wien.

  • Im "Tosca"-Thread haben wir schon kurz diese Aufnahme vorgestellt:



    Turandot aus Rumänien:


    Aufnahme: Jan. 1970, Studio Radio Bukarest
    Spieldauer: 119'11
    Dirigent: Carol Litvin
    Romanian Radio Symphony Orchestra
    Romania Radio Chorus and Children's Chorus
    Chorleitung: Elena Vicica


    Calaf: Ludovic Spiess
    L'imperatore Altoum: George Mircea
    Liù: Teodora Lucaciu
    Pang: Valentin Teodorian
    Ping: Octav Eingarescu
    Pong: Finateanu
    Principe di Persia: Mircea Stefanescu
    Timur: Nicolae Florei
    Turandot: Maria Slatinaru
    Un mandarino: Dionisie Konya
    Voce: Georgeta Dumitru
    Voce: Florica Martin


    Diese Produktion des rumänischen Rundfunks kann sich in jedem Fall hören lassen, sowohl was die Tonqualität als auch die Leistung der Sänger angeht.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Mengelberg
    Eine andere Empfehlung ist Gertrude Grob Prandl als Turandot, und zwar in der Aufnahme aus Venedig von 1953. Leider singt sie ein bißchen unidiomatisch und mit dem indisponierten Spruzzola Zola als Calaf - aber diese Frau ist ein echtes Stimmwunder. Wer sie in der Rolle kennt, weiß, was ich meine.


    Es ist verwunderlich, dass die Stimme von Getrude Grob-Prandl so wenig auf Tonträgern dokumentiert ist. Sie ist eine echte hochdramatische Sopranistin, die z. B. mit ihrer Brünnhilde hinter den bekannten Rollenvertreterinnen nicht zurückstehen muss.


    Ihre Turandot besticht vor allem mit ihrer durchschlagenden Höhe und ihren beachtlichen Kraftreserven. Sie singt in der Aufnahme aus dem Jahr 1953 Antonio Spruzzola-Zola schlichtweg an die Wand - der Sänger ist die falsche Besetzung für dieser Rolle.


    Das gilt auch für den Calaf Karl Terkal, der drei Jahre später, 1956, in Wien (in einer deutsch gesungenen Aufführung unter Leitung von Mario Rossi) einen nicht nur leichtgewichtigen, sondern auch stimmlich überforderten Prinzen singt. Grob-Prandl ist hier reifer geworden, wirkt schwerer, verfügt aber immer noch über eine enorme Kraft und setzt ihre Spitzentöne mit erstaunlicher Souveränität.


    Als Bonus gibt es bei dieser Aufnahme Ausschnitte aus "Turandot" mit Jan Kiepura. Das ist stellenweise auch richtig schrecklich, aber nachdem man zwei Stunden dem unzureichenden Karl Terkal zugehört hat, freut man sich doch, mal einige gut platzierte Spitzentöne zu hören, die nicht völlig anämisch gerade noch so hörbar gemacht werden konnten.

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  • Zum 150. Geburtstag von Giacomo Puccini zeigt ARTE die Oper "Turandot", die von einem der größten menschlichen Gefühle erzählt, der Liebe. Für den Auftakt des "Festival del Mediterrani" bringt der "Palau de les Arts" in Valencia eine spektakuläre Neuinszenierung auf die Bühne. Maestro Zubin Mehta entfacht am Pult ein musikalisches Feuerwerk, und auch die Solisten glänzen: Maria Guleghina als Prinzessin, Alexia Voulgaridou als Liù, Alexánder Tsymbalyuk als Timur und Mario Berti als Calaf.


    ARTE präsentiert eine Aufzeichnung vom 24. Mai 2008:



    ARTE - Montag, 1. September 2008 um 22.55 Uhr

    Puccini - Turandot


    Chorleiter: Francesc Perales, Luis Garrido
    Kostüme: Chen Tong Xun
    Dirigent:, Zubin Mehta
    Ausstattung: Liu King
    Interpret: Cor de la Generalitat Valenciana, Kinderchor "Escolania de la Mare de Déu dels Desemparats"
    Libretto: Giuseppe Adami & Renato Simoni
    Inszenierung: Chen Kaige
    Orchester: Orquestra de la Comunitat Valenciana
    Produzent: Tiziano Mancini



    Beim "Calaf" bin ich einigermaßen skeptisch. Ich habe Mario Berti letztes Jahr in Verona als Radames gesehen und war nicht gerade begeistert, weder von der Stimme noch von der Bühnenpräsenz.


    Interessant ist auf jeden Fall der Ort des Geschehens: Das neue Opern- und Konzerthaus in Valencia. Arte info schreibt dazu:


    Zitat

    Der "Palau de les Arts", das vielleicht faszinierendste Gebäude des spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava, frappiert durch seine spektakuläre Akustik und eine ungewöhnliche Raum- und Lichtgestaltung. Im Zentrum der futuristischen "Stadt der Wissenschaften und Künste". Das erst vor zwei Jahren eröffnete Haus hat Valencia in kürzester Zeit zu einer der international wichtigsten Opernstätten gemacht.


    Der Palau steht unter dem Patronat der spanischen Königin Sofia, und seine umtriebige Intendantin Helga Schmidt schöpft für ihre Arbeit aus dem Vollen: Das hauseigene Orchester wurde von Stardirigent Lorin Maazel mit handverlesenen Musikern bestückt, Zubin Mehta ist regelmäßiger Gast am Pult, und auch bei Inszenierung und Ausstattung setzt man Maßstäbe.


    Um die chinesische Fabel der Turandot ebenso stilgerecht wie spektakulär auf die Bühne zu bringen, holte Helga Schmidt den chinesischen Starregisseur Chen Kaige nach Valencia. Chen ist spätestens seit dem Welterfolg seines bildgewaltigen Films "Lebewohl, meine Konkubine" auch in Europa bekanntgeworden. Der Filmregisseur und Schauspieler übernimmt in Valencia seine erste Operninszenierung, doch seine Beziehung zur Oper hat eine lange Tradition. Schon sein Vater war ein in China bekannter Opern- und Filmregisseur, und sein mit zahlreichen Preisen - Goldene Palme Cannes, BAFTA, Oscar-Nominierung - ausgezeichneter Film "Lebewohl, meine Konkubine" erzählt vom Schicksal zweier Schauspieler der Peking-Oper. In Valencia konnte Chen verwirklichen, was er "eine sehr chinesische Idee von Theater" nennt - und diese Idee schwelgt in einem opulenten Bühnenbild mit eigens in China angefertigten historischen Kostümen und kolossalen Palastbauten.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    (...) die Oper "Turandot", die von einem der größten menschlichen Gefühle erzählt, der Liebe.


    Dem würde ich entschieden widersprechen. Die Auffassung, dass es in "Turandot" vorrangig um "Liebe" gehen würde, hält meiner Einschätzung nach einer genaueren Betrachtung nicht stand. Wenn in der "Turandot" die Liebe verbalisiert wird, steht im Hintergrund immer etwas anderes: Machterhalt und Machtgewinn, politisches Kalkül, das im Zweifelsfall über Leichen geht.

  • Es gibt eine wirklich Liebende in Turandot, das ist Liu, aber ihre Liebe wird nicht erwidert. Im Schlußduett lieben sich zwar laut Libretto Turandot und Kalaf, aber was ist das für eine Liebe? Ich habe diese Liebe wirklich nie verstanden. In den meisten Opern gibt es allerdings vieles, was ich nicht verstehen kann, und Turandot ist ja auch ein Märchen und kein Tatsachenbericht.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Im Schlußduett lieben sich zwar laut Libretto Turandot und Kalaf, aber was ist das für eine Liebe? Ich habe diese Liebe wirklich nie verstanden.


    Lieber Herbert,


    das passt durchaus zu dem, wie ich dieses Stück bewerte. Puccini scheint sich mit diesem Ende, mit diesem "Liebesduett" schwer getan zu haben. Ihn scheint ein glückliches Ende für "Turandot" auch nicht richtig überzeugen zu können. Er unterbrach die Komposition nach Lius Tod und nahm sie nicht mehr auf. Das Schicksal wollte es, dass er das Stück gar nicht mehr zu Ende komponieren konnte.


    Zitat

    Es gibt eine wirklich Liebende in Turandot, das ist Liu


    Da bin ich skeptisch. Ist Liu wirklich eine Liebende - oder streift dieses Gefühl, das sie zu haben glaubt, nicht das neurotische? Steigert sich da nicht jemand in etwas hinein?


    Das Beziehungsgeflecht der Figuren in "Turandot" ist sehr spannend - und lässt sich sicher auch auf unterschiedliche Art interpretieren, "Liebe" als Erklärungsmuster greift da zu kurz.

  • Lieber Reinhold,
    ich denke schon, daß laut Libretto Liu den Kalaf lieben soll, weil er ihr vor langer Zeit zugelächelt hat. Was das für eine Liebe sein soll, kann ich nicht ergründen, aber in dieser Oper soll sie ihn eben lieben und sie geht für ihn ja auch in den Tod. Das der arme blinde Vater nun alleine auf der Welt steht, kümmert seinen Sohn ja auch anscheinend wenig.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Ich weiß nicht - In dem Märchen Turandot wimmelt es doch nur so von Liebe in allen Arten und auch negativen Auswüchsen. Als Untertitel könnte die Oper auch 'Erlösung durch Liebe' heißen.


    Die selbstlose und aufopfernde Liebe der Liu, die nicht weiterleben kann, ohne dass Kalaf glücklich wird.


    Die blinde Liebe Kalafs, der geblendet durch Schönheit nicht mehr anders kann als zu begehren.


    Die Lieblosigkeit von Turandot (versteinerte Liebe). Das Opfer der Liu erweckt in ihr Mitleid (Nächstenliebe) und ihr kaltes Herz weicht auf und erkennt die Liebe.


    Die burleske Szene der 3 Hofschranzen ist mit der Welt- oder Eigenliebe zu vergleich - also alles nur ein Gleichnis - ein Märchen halt.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    ich denke schon, daß laut Libretto Liu den Kalaf lieben soll, weil er ihr vor langer Zeit zugelächelt hat. Was das für eine Liebe sein soll, kann ich nicht ergründen, aber in dieser Oper soll sie ihn eben lieben und sie geht für ihn ja auch in den Tod. Das der arme blinde Vater nun alleine auf der Welt steht, kümmert seinen Sohn ja auch anscheinend wenig.


    Lieber Herbert,


    Eben! Das Verhältnis Liu - Calaf ist auch eher unklar. Calaf interessiert sich nicht für Liu, eine Perspektive für die beiden gibt es nicht. "Nulla sono" singt sie im ersten Akt - "ich bin niemand". Ich finde auch, dass ihr Selbstmord mehrdeutig ist, aber ich will das Thema dann auch nicht überstrapazieren. Deine Anmerkung in Bezug auf Calaf - Timur ist richtig: das Schicksal des Vaters ist Calaf offensichtlich nicht wichtig, seine eigenen Interessen stehen im Vordergrund.

  • Liebe Taminoaner,


    kaum ein Meisterwerk ist öfter vollendet worden.
    neben Alfano, der daraus erfolgten groben Strichfassung Toscaninis,
    dem Mercurio-Schluß und den Berio-Schluß ist nun ein weiterer hinzugekommen.


    ich wollte kurz auf meine Fragen-Strang zu der neuen Alternative des
    chinesischen Tonschöpfers Hao Weiya hinweisen und hoffe, daß mit
    vereinten Kräften genug Informationen zusammenkommen, damit wir
    uns ein Bild über die Stellung dieser Version machen können.


    Gruß, Ulmo

    SINE IRA ET STUDIO (Tacitus)


  • Von dieser Aufnahme kann ich nur dringend abraten. Die Sängerin Grob- Prandl fabriziert nur ausdrucksloseTöne, besonder in der Höhe, die sie dann mit Macht herausschleudert. Der "Tenor" Antonio Spruzzola-Zola als Calaf hat zwar einen hochtrabenden Namen; aber als Sänger kann man ihn nur als eine absolute Zumutung bezeichnen. Ich denke u.a an das hohe C in der Szene mit Turandot, welches akustisch garnicht vorhanden ist. Über "Nessum dorma" will ich ganz schweigen. Der Mensch ist als Sänger eine absolute Null. Ich würde mir hier wirklich einen Interpreten wie Kurt Baum als Calaf wünschen; aber der hätte natürlich die Mitwirkung an einer Produktion solch niedrigen Niveaus abgelehnt. Es bestand jedenfalls kein Bedarf, diese scheußliche Aufnahme zu veröffentlichen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Jetzt habe ich mir wieder einmal diese:



    angehört.


    Aber leider bin ich Corelli geschädigt, es ist schade, dass Franco Corelli nicht mit Inge Borkh eine Aufnahme gemacht hat.


    Leider schreit Maria del Monaco zu sehr am Schluss, aber das hat er auch bei Auftritten in der WSO gemacht, er hat sich zu rasch verausgabt.


    Renata Tebaldi ist eben eine unglückliche, ergreifende Liebende, die keine Chance hat, der Prinz bemerkt sie gar nicht, der ist dann zu fixiert auf die, vom Eis umgürtete, Turandot.


    Ist halt ein Jammer mit den Männern, sollte sich da die Liu denken, immer schaun sie die Falsche an, und derjenige merkt nicht, dass die neben ihm sich schon vor Jammer verzehrt.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

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  • Zitat

    Original von Herbert Henn


    Von dieser Aufnahme kann ich nur dringend abraten. Die Sängerin Grob- Prandl fabriziert nur ausdrucksloseTöne, besonder in der Höhe, die sie dann mit Macht herausschleudert. Der "Tenor" Antonio Spruzzola-Zola als Calaf hat zwar einen hochtrabenden Namen; aber als Sänger kann man ihn nur als eine absolute Zumutung bezeichnen. Ich denke u.a an das hohe C in der Szene mit Turandot, welches akustisch garnicht vorhanden ist. Über "Nessum dorma" will ich ganz schweigen. Der Mensch ist als Sänger eine absolute Null. Ich würde mir hier wirklich einen Interpreten wie Kurt Baum als Calaf wünschen; aber der hätte natürlich die Mitwirkung an einer Produktion solch niedrigen Niveaus abgelehnt. Es bestand jedenfalls kein Bedarf, diese scheußliche Aufnahme zu veröffentlichen.


    :hello:Herbert.


    Das ist wirklich eine sonderbare Aufnahme der Turandot, übrigens kein Aufführungsmitschnitt, wie man meinen könnte, sondern anscheinend tatsächlich eine Studioproduktion, auch wenn die Tonqualität ziemlich schäbig daherkommt.


    Gertrude Grob-Prandl ist auch für mich nicht ganz die Turandot der ersten Wahl, obwohl man doch festhalten sollte, dass das stimmlich mehr als beeindruckend ist, was sie in der Aufnahme abliefert. Mir würden da nicht viele Sängerinnen einfallen, die diese Rolle mit einer derartigen Souveränität gesungen haben. Allerdings geht sie auch nicht über die reine Tonproduktion hinaus, es ist da eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem gesungenen Text zu verzeichnen. Möglicherweise war auch das mittelmäßige musikalische Umfeld nicht sonderlich inspirierend.


    Denn Signor Spruzzola-Zola ist wirklich als Calaf eine komplette Fehlbesetzung. In der Aufnahme wird versucht, das mangelnde Stimmvolumen dieses Sängers dadurch auszugleichen, dass man ihn offensichtlich möglichst dicht am Mikrofon platziert hat, was allerdings auch keine befriedigenden Ergebnisse bringt. Der Sänger ist einfach zu oft kaum zu hören, insbesondere wenn er mit Grob-Prandl gleichzeitig singt. Anstatt mit Turandot bewegt sich Spruzzola-Zola tatsächlich eher mit Pang und Pong auf Augenhöhe.


    Aber, Herbert, hör Dir mal die beiden Arien von Spruzzola-Zola an, die (als Versuch einer Rehabilitation?) auf der zweiten CD mit dabei sind. Da hört man schon, dass der eigentlich singen kann. Wenn man ihn als lyrischen Tenor nimmt, scheint dieser Sänger jedenfalls keine "absolute Null" gewesen zu sein. Bei den Perlenfischern zeigt er eine durchaus attraktive Mezza voce. Und bei der Werther-Arie gibt es ein Diminuendo auf dem ersten hohen Ais. Das ist schon respektabel gesungen und nicht schlecht gestaltet. Ob der "Interpret" Kurt Baum überhaupt wusste, dass es derartige Stilmittel gibt? ;)


    Was die Turandot angeht, hinterlässt auch Renata Ferrari-Ongaro, die dieses Treffen der kuriosen Doppelnamen als Liù komplettiert, wie die übrigen Mitwirkungen keinen bleibenden Eindruck. Die Aufnahme würde ich insgesamt auch nicht unbedingt empfehlen, sondern allenfalls wegen Gertrude Grob-Prandl, die immerhin durch eine beeindruckende stimmliche Sicherheit überzeugen kann.

  • Die psychologisch sehr interessanten "Liebesauffassungen" der Turandot und ihre musikalische Umsetzung haben m.E. eine ganze Menge mit Puccinis Biographie zu tun.


    Zusammen mit Helmut Krausser, der in seinem biographisch-dokumentarischen Roman "Die kleinen Gärten des Maestro Puccini" ausführlcih auf Puccinis Erotomanie und deren Folgen eingeht, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Puccini mit der anrührenden Gestalt der Liù ein persönliches Denkmal setzen wollte.


    Neben zahllosen mehr oder weniger unglückichen verlassenen Geliebten gab es in seiner Biographie ein wirklches Todes-Opfer, ein Dienstmädchen, das von seiner vor Eifersucht rasenden Ehefrau durch öffentlcihe Verleumdung in einen grausamen Selbstmord getrieben wurde.
    Dieses Mädchen war Puccini in hingebungsvoller und hoffnngsloser Liebe ergeben -die wirklche langjährige Mätresse war nämlich die Cousine besagter Dienstbotin.
    Puccinis Ehefrau , die vor keinem Mittel zurückschreckte um die notorische Untreue ihre Mannes zu verhindern bzw aufzudecken und selbst antiaphrodisische Mittel für ihn zubereitete, ihm heimlich unterschob und z.B. seine Kleider mit Bromlösung tränkte, war jedoch überzeugt, dass es eine sexuelle Beziehung zwischen Puccini und der Dienerin gab.
    In einer beispiellosen Hetzkampagne unterstellte sie ihr sogar Abtreibung und Kindsmord und die Verleumdete sah keine andere Möglcihkeit mehr, als sich zuv ergiften, einen qualvollen Tod zu sterben. Ihre letzte Bitte bestand darin, von einem Arzt einen postmortalen Beweis ihrer Jungfräulcihkeit zu verlangen um alle Verleumdungen zu entlarven und ehrenhaft vor ihrer Familie und dem ganzen Dorf zu bestehen.
    Dieses Vermächtnsi wurde erfüllt, das Mädchen war unversehrt und Elvira Puccini wurde in Folge in einen Gerichtsprozess verwickelt, den sie verlor und bei dem sie sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde.


    Puccini selbst war von dieser Geschichte so tief getroffen, dass er sich vorübergehend von seiner Frau trennte.


    Auf Vermittlung des Sohnes und Freunde der Familie kam es später zu einer "Versöhnung", der Schein blieb gewahrt , die Gefängnisstrafe wurde mit einem Berufungsprozess und mit einer hohen Geldzahlung an die Familie des Dienstmädchens abgewendet.


    Puccini war zwar ein notorischer Frauenverschleisser aber ganz sicher kein herz- oder gewissenloserUnmensch-sondern im Gegenteil wie viele Italiener wahrscheinlich sehr sentimental und pathetisch veranlagt.
    Er wird oft als grosser Frauenversteher der Operngeschichte charakterisiert-das halte ich für eine ziemliche Schönmalerei.
    Gerade in der Liù oder auch der Butterfly zeigt sich ein Bild von der liebenden exotischen Frau als Opferlamm, das nciht nur alle gängigen Klischees bedient, sondern auch einen krankhaft masochistischen und selbstverachtenden Zug aufweist.
    Der Mann wird zum Gott stilisiert, um dessentwillen man leben oder eben entwertet sterben muss.
    Daneben die komplementär-sadistischen Züge der Turandot- das Gesamtbild Frau tritt in dieser Oper als Sado-Maso Paket auf.
    Dass die dazu gehörenden Männer Pinkerton und Calaf keine Sympathieträger sind, macht das Ganze zwar glaubwürdiger, aber nciht besser.
    Mit viel gutem Willen könnte man hier durchaus auch eine gewisse krtische Selbsthinterfragung und sogar eine Art "Sühne" seitens Puccinis hineininterpretieren.
    Was ich besser unterlasse.......


    Das Ende der Turandot ist alles Andere alls "happy" und die Oper sollte m.E. wirklich mit Liùs Tod enden- eben da wo Puccini selbst aufhören musste.


    F.Q.

  • Lieber Zauberton,
    die Romanze des Nadir, mit Spruzzola-Zola war nun wirklich kein Hörvergnügen. Sie wird durchgehend mit einem mageren, femininen, wackeligen, ungestützten Falsett vorgetragen. Zum Vergleich sollte man Gedda oder Traxel hören, die mit gestützter Kopfstimme zu singen vermögen. Die Erwähnung von Kurt Baum sollte nur heißen, daß er weit besser zu der Rolle gepaßt hätte und nicht, wie ein stimmlich impotentes Prinzlein neben der Wagnerheroine Grob-Prandl gwirkt hätte.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Herbert,


    wir sind uns ja insofern einig, dass Spruzzola-Zola als Calaf schlecht ist. Auch habe ich keinen Zweifel, dass Gedda und Traxel die besseren Sänger waren. Ich meine nur, dass die Aussage "Der Mensch ist als Sänger eine absolute Null" unter Berücksichtigung der beiden französichen Arien vielleicht doch etwas zu hart ist.


    Aber dann reicht es jetzt auch mit Spruzzola-Zola, der wohl nicht zu Unrecht keine weiteren Spuren in der Aufnahmegeschichte hinterlassen hat.


    :hello:

  • Ich höre mir eben eine Deutsch gesungen Turandot an, und muss wieder einmal feststellen,


    dass man von 1950 - 1960 wunderbare Deutsche Italienische Oper gebracht hat.


    Diesmal ist es mit Christel Goltz und Hans Hopf wie Teresa Stich-Randall.



    Hans Hopf singt es so höhensicher, wie es auch Christel Goltz ist.


    Bei Teresa Stich-Randall habe ich immer bemerkt, dass sie etwas unsicher im Einsatz war, ich weiß von was ich schreibe, da ich oft 1. Knabe war und sie die Pamina war.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello: :jubel:

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  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Ich hab auch nur Schiller und keinen Gozzi.


    Beim Flohmarkt der Pfarre am Wochenende ist mir ein Reclam-Bändchen ins Auge gesprungen: Gozzi - Turandot. Habe ich mir natürlich, aus Interesse, und weil ich die Diskussion hier noch im Hinterkopf hatte, zugelegt, heute gelesen und muss sagen: Oper - so schön ich das Genre auch finde - macht leider häufig aus einem hervorragenden Theaterstück ein eher mäßiges Libretto... Wobei die Dramaturgie bei Puccini ja effektvoller ist, aber halt auf Kosten der Charakterisierung.
    Ich freue mich schon aufs Vergleichen, wann immer das gestartet wird!


    Liebe Grüße,
    Martin

  • Zitat

    Original von Philhellene


    Beim Flohmarkt der Pfarre am Wochenende ist mir ein Reclam-Bändchen ins Auge gesprungen: Gozzi - Turandot. Habe ich mir natürlich, aus Interesse, und weil ich die Diskussion hier noch im Hinterkopf hatte, zugelegt, heute gelesen und muss sagen: Oper - so schön ich das Genre auch finde - macht leider häufig aus einem hervorragenden Theaterstück ein eher mäßiges Libretto... Wobei die Dramaturgie bei Puccini ja effektvoller ist, aber halt auf Kosten der Charakterisierung.
    Ich freue mich schon aufs Vergleichen, wann immer das gestartet wird!


    Liebe Grüße,
    Martin


    Dann fang doch einfach mal bei Gelegenheit an. Ich habe nämlich weder einen Schiller noch einen Gozzi, wäre aber sehr interessiert zu erfahren, wo und wie sich diese Fassungen unterscheiden.


    Ab nächster Woche gibt es ja auch noch diese Aufnahme von Busonis TURANDOT, die man dabei vielleicht gleich mit berücksichtigen könnte.


    In dem Zusammenhang: kennt jemand dieses Buch und kann/will etwas dazu sagen:



    :hello: Jacques Rideamus

  • Zitat

    Original von Jacques Rideamus
    In dem Zusammenhang: kennt jemand dieses Buch und kann/will etwas dazu sagen:



    Ich kenn's nicht, will aber etwas dazu sagen :D. Erstmal der Hinweis aus dem Klappentext:


    Hauptseminararbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Note: 1, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Theaterwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar FERRUCCIO BUSONI, 21 Eintragungen im Literaturverzeichnis


    An gedruckte Diplom- oder Magisterarbeiten hat man sich ja gewöhnt - und manchmal sind die ja auch was wert. Dass jetzt aber schon Hauptseminararbeiten als Buch erscheinen, finde ich dann doch etwas übertrieben, Note 1 hin oder her. Zumal 25 Euro für 52 Seiten ganz schön happig sind. Aber das für die ambitionierten studentischen Autoren kostenlose Publizieren hat natürlich für die Käufer seinen Preis...



    Viele Grüße


    Bernd

  • vor jahren habe ich einmal gehört das DIESE die BESTE sein SOLL !!!!


    Turandot - Eva Marton
    Kalaf - Ben Heppner
    Liu - Margret Price



    wer weiss über diese einspielung bescheid ???

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • Zitat

    Original von heldenbariton
    MARIA CEBOTARI als Turandot ist nicht zu vergessen, ebenso Carl Hauß als Calaf, der sich hören lassen kann (Stuttgart 1938 ). Trude Eipperle als Liù finde ich hervorragend. Keilberth am Pult spricht für sich.


    :hello: Heldenbariton


    Dem kann ich mich nur zur Gänze anschließen. Maria Cebotari wirkt aber etwas lyrisch, was der Partie nicht schadet.



    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

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  • Freitag, den 26.12.2008 - 22:05 Uhr - - 3sat


    Puccini:
    Turandot aus der "Verbotenen Stadt"

    Puccinis Oper am Originalschauplatz

    Turandot Giovanna Casolla
    Calaf Sergej Larin
    Timur Carlo Colombara
    Liu Barabara Frittoli
    Ping Jose Fardilha
    Pang Francesco Piccoli
    Pong Carlo Allemano
    Altoum Aldo Bottlon
    Ein Mandarin Vittorio Vitelli
    Chor und Orchester des Maggio Musicale Fiorentino, Florenz
    Dirigent: Zubin Mehta
    Aufzeichnung vom September 1998


    Ein Wiedersehen mit dem im letzten Jahr im Alter von 51 Jahren gestorbenen Tenor Sergej Larin.


    Zitat

    Rund 6.000 Zuschauer sahen an acht Abenden unter freiem Himmel im Innenhof der riesigen Palastanlage der alten chinesischen Kaiser-Dynastien in Beijing Zhang Yimous Inszenierung von Giacomo Puccinis fernöstlicher Oper "Turandot". Die Inszenierung ist nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein kulturpolitisches Ereignis: Zum ersten Mal öffnete sich die "Verbotene Stadt" für eine Aufführung von "Turandot", noch dazu für ein ausländisches Theater. Damit ist Puccinis Oper erstmalig am Originalschauplatz zu sehen. Der Inder Zubin Mehta dirigierte ein Ensemble von mehr als 350 Mitwirkenden von Orchester und Chor des Maggio Musicale Fiorentino in Florenz, verstärkt durch zahlreiche chinesische Musiker.
    3sat zeigt eine Aufzeichnung deritalienisch-chinesischen Koproduktion mit deutschen Untertiteln.




    "Turandot aus der 'Verbotenen Stadt'" zeigt 3sat zum 150. Geburtstag von Giacomo Puccini am 22. Dezember. Aus dem gleichen Anlass sendet 3sat am Samstag, 27. Dezember, um 22.10 Uhr, die Dokumentation "Puccini - Magier der Leidenschaften".


    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!



    Diese "Turandot" ist ja nicht nur hörenswert,


    sondern auch sehenswert!


    Es zeigt die Altststadt von Bejing, die Chinesische Mauer, die Terrakkotta-Armee, und eben die Verbotene Stadt.


    Liebe Grüße, ich habe die DVD da ist es ein bißchen anders in der Abfolge der chinesischen Kunstwerke - außer Puccini der bleibt gleich unvergleichlich, auch mit dem bekannten, dazugefügten Ende.



    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus dem kalten Wien, jetzt haben wir 0°C. :hello: :hello:

  • Zitat

    Diese "Turandot" ist ja nicht nur hörenswert, sondern auch sehenswert! Es zeigt die Altststadt von Bejing, die Chinesische Mauer, die Terrakkotta-Armee, und eben die Verbotene Stadt


    Hallo oper337
    Ist ja toll, wenn man die chinesische Mauer und die Terrakotta-armee sieht.... aber die Inszenierung ist wirklich richtig schlecht, Personenregie nicht vorhanden, schauspielerische Leistungen grauenvoll und die sängerischen Leistungen zum allergrösten Teil bestenfalls mittelprächtig :no: :no: :no:


    Gruss
    Syrinx

  • Sagitt meint:


    Ich glaube, Zhang Yimou ging es nicht um Personenregie, sondern darum, den Stoff zu bebildern, dem Gegenstand gemäss mit chinesischen Ausdrucksmitteln.


    Im making of derr DVD bekommt man ja dazu Eindrücke.


    Ihm konnte eine Pracht gelingen ( was Wunder, bei dieser Unterstützung), die andere Inscenierungen in dieser Hinsicht verblassen lässt,zB diejenige aus der MET, die sich durchaus Pracht-voll gibt, aber wer kann schon ganze Regimenter auf die Bühne stellen.


    Musikalisch kenne ich keine Inscenierung, die mich gänzlich zufriedenstellt.
    Die Sänger/innen sind gut, aber nicht überragend.Gleiches gilt für Dirigat und Orchester.

  • Bei dieser Aufnahme gefällt mir am besten die Liú,


    die anderen sind Durchscnitt, weder Kalaf gut noch die Prinzessin besonders.


    Aber die Aufnahmen der Verbotenen Stadt bringen dann doch etwas rein, was Besonderes ist.


    So denke ich halt-


    ein Corelli als Kalaf und eine Nilsson wäre mir auch lieber gewesen,


    aber die hätten dieser starren Inszenierung wenig abgewinnen können.


    Liebe Grüße Peter aus Wien.

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