Sagitt meint:
das ist eine schöne Gelegenheit, der hunderste Beitrag, ihn meiner neuesten Entdeckung zu widmen.
Turandot.
Natürlich kannte ich vorher den Namen und nessun dorma ( wer nicht)
Aber in diesen Werk habe ich mich erst sei kurzer Zeit vertieft und festzustellen, wie faszinierend es ist.
Puccinis letztes Werk. Wenn man liest, er sei darüber verstorben, wird der Eindruck erweckt,ihm sei durch Tod die Vollendung unmöglich geworden. Aber Puccini arbeitete an Turandot seit 1920, hat immer wieder lange Zeit ausgesetzt, war von schwersten Schaffenskrisen gebeutelt und wusste einfach nicht, wie er das Werk zu Ende führen sollte. Ich weiss nicht,ob es ihm je gelungen wäre.
Heute werden zwei Schlüsse gespielt. Einer von Alfano, der seit der zweiten Aufführung( die erste war von Toscanini da abgebrochen worden, wo der Komponist zu komponieren aufhörte) gespielt wird und mächtig/schwülstig ist und ein Ende von Berio ( der sich früher sehr abfällig über Puccini geäüßert hat).
Zu den Interpretationen:
a) visuell: ich kenne eine Aufführung der Met, Inscenierung Zefirelli mit Domingo, eine Aufführung aus Peking,Inscenierung Zang Mhiou und die Aufführung aus Salzburg,Inscenierung Poutney. Peking ist natürlich gigantisch, vor allem wenn man making off sieht. Metha sorgt für ordentlich musikalischen Bombast, die Solisten sind gut, aber keine Referenz, die Aufführung der MET deutlich weniger bombastisch,obwohl auch diese Inscenierung mit viel Aufwand arbeitet.
Das tut Salzburg auch, aber es steht die IDEE dahinter, die Zeit zu inscenieren, in der Turandot entstanden ist- modern times.Der Schluß ist Berio, der ab 2001 immer öfter gespielt wird. Die Solisten in Salzburg sind gut, aber auch keine Referenz.
b) akustisch. Die beste Turandot ist für mich eindeutig die Callas ( 1954). Das ist eine Turandot, vor der man sich fürchten muss. Ich habe von ihr auch die Arien der Liu- signore ascolta- die kein bisschen weniger großartig ist. Sonst Tebaldi, die frühe Caballé kenne ich nicht, vermute ich eine große Leistung. Pavarotti als Calaf ist ja weltweit bekannt. Er dehnt peinlich die hohen Töne( dabei sind diese gar nicht so hoch). Witzig Tauber 1928,eindrucksvoll Jussi Björling in einer Aufnahme mit Leinsdorf ( 1959). Insgesamt sehr mächtig auch Karajan (1981).Keiner macht das Finale des ersten Aktes so überwältig mächtig wie er, aber die Modernität des Stückes- Puccini achtete immer darauf, was gerade an musikalischen Entwicklungen dran war, er wollte nicht zum alten Eisen gehören- diese Modernität wird bei Karajan geglättet.
Für mich sind die eindrucksvollsten " Stellen" das Finale des ersten Aktes, die drei Fragen im zweiten und die abschließende Arie der Liu mit der anschließenden Totenklage.
Auf eine Bereichung durch Diskussion ist gespannt: Sagitt