Theo Adam - Der große Sängerdarsteller

  • Zitat

    Was uns direkt zumeinem Lieblingsthema führt: Wo liegen die Ursachen für den Niedergang des Wagnergesangs?


    Ich kann mich da nur wiederholen: ich sehe keinen grundsätzlichen Niedergang des Wagnergesanges! Lauritz Melchior, Kirsten Flagstad oder Birgit Nilsson waren zu ihrer Zeit auch einzigartige Erscheinungen und das Niveau etwa der Heldentenöre in den 20er oder 30er Jahren war insgeasamt keinesfalls höher als heute! Sigismund Pilinszky, Gotthelf Pistor, Rudolf Laubenthal, Richard Schubert, das waren einige der sonstigen Spitzen der Heldentenöre dieser goldenen Jahre des Wagnergesangs, mit denen wir vergleichen müssen, und vor denen müssen sich die heutigen Fachvertreter nicht verstecken!


    Gruß, Dieter

  • Hallo allerseits,


    da beginne ich, diesen Thread zu lesen und denke, merkwürdig, dass ich nichts von diesem Sänger habe. Dann, aufgrund der genannten Aufnahmen stutzig geworden, lasse ich die Suchfunktion mein CD-Archiv durchstöbern und stelle fest, ich besitze mit Adam:


    Klemperers Holländer,
    Böhms Ring,
    Karajans Meistersinger,
    Kegels Parsifal
    Kleibers Freischütz.


    Und keine von seinen Interpretationen ist hängen geblieben!


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    im Holländer, Ring und in den Meistersingern war Adam ja in tragenden Rollen besetzt. Da es sich bei all diesen Aufnahmen um bedeutende Einspielungen handelt, hörst du wahrscheinlich immer andere Aufnahmen... Das ist sehr schade!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Misha,


    Theo Adam war bis zum Ende der 80er Jahre konkurrenzlos und seitdem gibt es keinen, der an ihn herankommen könnte..., auch kein Tomlinson, kein van Dam, kein Morris und schon gar kein Struckmann...




    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Misha,
    ich glaube ,es gibt keinen Niedergang des Wagnergesangs.
    Ich glaube,es gibt eine Veränderung des Wagnergesangs.
    Das hängt meiner Meinung nach mit der Technik zusammen.
    Die Stimmen dürfen kleiner sein,weil wir die ja das meist vom
    Tonträger kennen lernen.Wenn man dann die Sänger auf der
    Bühne erlebt sagt man:"Die Sänger kann man nicht hören,
    weil das Orchester zu laut ist".In Bayreuth kann man natürlich
    auch die kleinen Stimmen gut hören,weil das Orchester
    abgeschirmt ist,also braucht man keine Heldentenöre mehr.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Hallo ihr Lieben,


    ich hab gerade nur hier reingelesen - und bin leider zu müde, noch alle Beiträge mitzunehmen, das will ich aber noch machen, wenn ich fitter bin. Nur vorab soviel: es hat auch bei mir lange gedauert, bis ich mit Adam wirklich "warm" geworden bin - aber dann gehörten seine Aufnahmen zu denen, die ich nicht missen will, vor allem der Wotan unter Böhm, aber auch bsplsw. sein Wozzeck sind für mich über dem Durchschnitt anzusiedeln.


    Gruss

  • Hallo Leute,
    natürlich ist Adams Stimme, wie jede andere auch, Geschmackssache, aber w a s er aus seinen Partien interpretatorisch macht, ist beachtlich.
    Für mich war er der beste Sachs, den ich live erlebt habe, ebenso sein Cardillac.Als Liedinterpret überzeugt er mich in keinster Weise...


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • So nun habe ich endlich Zeit gefunden den Böhm Ring in Ruhe zu hören und bin sehr begeistert von Adams Wotan.
    Bin zugleich aber überrascht denn sein Holländer und sein Sachs gefallen mir nicht bzw.der Sachs überhaupt nicht!!!
    Aber als Wotan :jubel:

  • Hallo Heldenbariton,
    wir hatten in Wien in relativ kurzem Abstand als Sachs Karl Ridderbusch, Rudolf Holtenau und Theo Adam - Adam war mit Abstand der beste!
    Die schönste Stimme hatte sicherlich Holtenau, der versuchte, wie Schöffler zu klingen. Aber er war viel zu steif und zu eindimensional nobel - während man bei Ridderbusch nicht wußte, ob der Sachs nicht der größere Kasperl ist als der Beckmesser.
    Adam hatte vielleicht nicht die ideale Stimme, aber sein Umschalten von Komik auf Noblesse, von Schlitzohrigkeit auf tiefen Ernst war einzigartig.
    :hello:

    ...

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  • Hallo Heldenbariton,
    das glaube ich Dir gerne.
    Holtenau war, so 20 bis 25 Jährchen wird's her sein, eine der ganz großen Hoffnungen im Bassbariton-Fach. Seine Stimme klang ähnlich der Schöfflers, was Holtenau wußte und eigentlich verstärkte. Er sang nobel und wortdeutlich, sein größtes Manko war, daß es ihm an Ausstrahlung fehlte, daß er etwas steif spielte und eigentlich vom Gesang her wenig Eigenes bot, sondern eben Schöffler kopierte.
    Dennoch war dieser Holtenau einer der interessantesten Bassbaritone, die ich damals hörte, er hatte Potential, und ich bin überzeugt, er wäre ganz groß herausgekommen, zumal er sich zunehmend vom Schöffler-Vorbild abnabelte.
    Dann aber schlug das Schicksal zu: Holtenau fuhr in der Straßenbahn, die mußte eine Notbremsung machen, Holtenau wurde durch den ganzen Wagen geschleudert und fiel so unglücklich, daß er Brüche und andere schwere Verletzungen im Kieferraum erlitt - und mit der großen Karriere war's vorbei.
    Holtenau reagierte mit der für ihn üblichen Noblesse: Er hängte sein Schicksal nicht an die große Glocke, sondern trat sang- und klanglos ab. Für mich ein großer Verlust.
    An Aufnahmen gab es zwei Schallplatten mit Loewe-Balladen; ich glaube aber nicht, daß sie je auf CD umgeschnitten wurden. Aber wer noch einen echten Plattenspieler hat und durch Zufall auf diese Platten stößt: Zugreifen, ich habe nie wieder jemanden Loewe-Lieder mit diesem Ausdruck und dieser wunderbaren Gestaltung singen gehört!
    :hello:

    ...

  • Hallo


    Rudolf Holtenau hat aber zuvor fast ein Jahrzehnt in Essen gesungen, und war auch in Köln kein Unbekannter.


    Preiser hat drei Loewe-Platten mit ihm gemacht, die wirklich noch nicht auf CD erhältlich sind.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Edwin,


    jetzt hast du mich neugierig gemacht.
    Werde versuchen, an Aufnahmen ran zu kommen.


    Gruß Heldenbariton :hello:

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Ich gestehe, dass mich Theo Adam vom ersten Hören an fasziniert hat. Mag sein, dass es in erster Linie damit zusammenhing, dass ich Ihn mit einer Sampler-Wagner-CD von Philips kennenlernte, in deren luxuriösem Beiheft (knapp 70 Seiten oder so) u.a. Adam als Wagnersänger ausufernd gelobt wurde, die üblichen die "Fachliteratur" durchziehenden Vorwürfe der hässlichen, volumenarmen Stimme, technischen Mängel und die Ihm oft vorgeworfene Nutznießerschaft des Todes von London wurden nicht erwähnt, was natürlich nicht verwundert. :D


    Jedenfalls ist es irgendwie wohl gerade die Kombination einer "knarrzigen, wenig vollen Stimme mit einer ungemein intelligent und einfühlsamen Interpretation gewesen, die mich angezogen hat. Vor allem als Holländer und Wotan, aber auch in Oratorien höre ich Ihn sehr gerne. Der Sachs entzieht sich leider meiner Kenntnis, wird aber demnächst nachgeholt.


    Misha:

    Zitat

    Ich glaube allerdings, daß Lauritz Melchior heute keine guten Kritiken bekäme: Timbre viel zu baritonal, und vor allem steif und bieder in der Darstellung (kann man in seinen Filmen sehen), also unbrauchbar für das Regietheater.


    Ob das baritonale Timbre wirklich so kritisch betrachtet werden würde, wage ich zu bezweifeln, da ein großer Reiz des Gesanges von Melchior ja gerade darin bestand, wenn dann aus diesem baritonalen Fundament die gewaltigen und ungleich heller timbrierten Spitzentöne hervorstrahlten.


    Darüberhinaus wären sowohl die stimmliche Potenz als auch die Fähigkeit des subtilen Singens - von der Kombination reden wir lieber gar nicht - aktuell wie auch rückblickend auf die letzten Jahrzehnte einzigartig.
    Ich gebe Dir aber recht, dass schlechte Kritiken kommen würden bezüglich der Bühnendarstellung. Sie kämen vermutlich genau von den Kritikern, die immer bei leidlich perfekter Bühnendarstellung aktuell das Fehlen stimmlicher Potenz und die fehlende sängerische subtilität beklagen. :D


    Darüberhinaus bestünde allerdings eine gewisse Hoffnung, das Melchior bei heutiger Ausbildung sogar etwas mehr Beweglichkeit aufzubieten hätte. Vermutlich hätte er allerdings getrieben vom Management einiger Majors die Umschulung zum Tenor vermutlich in 2 Wochen abgeschlossen und es hätte ihm dann trotz seiner stimmlichen Mittel schon nach dem 10. Tristan die Stimmbänder zerfetzt. :rolleyes:


    Gruß
    Sascha

  • Hallo Liebestraum,
    verstehe, wenn man seine Idole hat. Auf die meinen lasse ich auch nichts kommen. In Deiner Anspiel-Auflistung hast die hier vergessen:



    Könntest Du vielleicht meine Auffassung teilen, daß -Gottlob Frick als Sarastro im Ohr- Adams Sarastro zumindest gewöhnungsbedürftig ist (zumal der Schluß: Die Strahlen der Sonne.... o weh). Andererseits: Gerade diese Zauberflöte besticht für mich durch die klare, ungekünstelte Rollendarstellung, besonders auch bei den gesprochenen Teilen. Da hat Adams Sarastro schon seinen Anteil dran.


    Ich gebe aber zu, daß ich mich aufgrund dieser Aufnahme (achja, der Böhm-Ring fällt mir jetzt noch ein) nicht weiter mit Theo Adam befasst habe. Gerstern habe ich eine nette Sammlung "Eterna" und "Nova" LP's (beides DDR-Label, Nova für Avantgarde-Musik zuständig) kaufen können. Da wird gewiss auch Theo Adam zu finden sein. Da werde ich dann berichten.


    Beste Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Hallo Thomas,


    zu der obigen GA.verweise ich auf den Thread :


    Die Zauberflöte,in Referenzaunahmen ,Beitrag 105


    wegen einiger Richtigstellungen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    danke für den Hinweis. Ich bin glücklicher Besitzer der guten alten Eterna-Pressung (nach den CD-Ausgaben suche ich immer nur für dieses Forum). Da steht die Besetzung wie von Dir genannt drin.


    Liebe Grüße über Rhein und Hügel hinweg nach Troisdorf (wo ein verdammt gutes Bier gebraut wird)


    vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Hallo Thomas,


    ich glaube nicht,daß die Sänger selber sprechen,


    sonst wäre das eine Zauberflöte,die in Sachsen spielt.



    (ich bin übrigens Kölner aus Bickendorf,mich hat das
    Schicksal nur nach Troisdorf verschlagen) ;(


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    es ist einfach unfassbar, was du so unterstellst! Natürlich sprechen die Sänger ihre eigenen Rollen!


    Es ist doch unglaublich, dass du aus Sachsen stammenden Sängern nicht zutraust, es nicht sächselnd herüberzubringen...


    Ich finde das zum :kotz:


    Gruß aus Berlin
    von LT :hello:

  • Hallo Liebestraum,


    es tut mir leid,aber ich kenne keine Studioaufnahme,


    in der die Sänger selber sprechen.Selbst Fischer-Dieskau,


    der sehr gut spricht,wird auf seinen beiden Zauberflöten-


    Aufnahmen in dem von ihm gesprochenen Text von Schauspielern


    vertreten.Bei Live-Aufnahmen müssen natürlich die Sänger


    selber sprechen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Hallo Herbert,


    bei der Sawallisch-Studioaufnahme (EMI, 1972) sprechen die Sänger ihre (gekürzten) Texte auch selbst.


    :hello:


    GiselherHH


    P.S.: Apropos Sawallisch. Laut einer Meldung hat er sich aus gesundheitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung vom Dirigentenberuf zurückgezogen.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo GiselherHH,


    ich finde es übrigens nicht schlimm,wenn bei Studioaufnahmen


    gesprochene Texte von Schauspielern übernommen werden.


    Das ist auf jeden Fall besser,als wenn sich amerikanische


    Sänger mit dem deutschen Text herumquälen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Wenn ich mich noch einmal einmischen darf: Mein Beiheft der Eterna-Ausgabe verzeichnet keine Rollen-Doppelbesetzungen. In dem Punkte war man in der DDR dem Anschein nach sehr gewissenhaft. Die Friscay-Zauberflöte habe ich nämlich auch als Eterna-Ausgabe. Da sind die Rollendoppelbesetzungen fein säuberlich verzeichnet. Und, als Thüringen-Fan, der gelegentlich einmal die sächsischen Landesgrenzen überquert kann ich nache eigenem Hören feststellen, man bemüht sich dort genauso redlich Hochdeutsch zu sprechen wie in München, Wien oder Köln auch. So akzentfrei wie im Ruhrpott gelingt's allerdings nicht immer. :pfeif:


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Wer suchet, der findet: Auch bei Eterna erschienen: Diverses von Schütz (neben der bereits genannten Lukas-Passion). Soeben höre ich eine Aufnahme aus 1967 "Jubilate Deo omnis terra". Da gefällt Adam mir ausgesprochen gut. Bei den "Sieben Worten am Kreuz" Adam (1968 ) den Schächer zur Rechten. Sodann -ebenfalls ausgesprochen glaubhaft gesungen- "Mein Sohn, warum hast Du uns das angetan", SWV 406, als Joseph. Wunderschöne Musik. Und eine sehr schöne Aufnahme.


    Gruß vom Thomas

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Im Haitink Ring ist Adam als Alberich zu hören. Er singt ihn zwar schön und nett aber genau das sollte bei Alberich nicht so sein. Also da ist für Adam nix zu holen gegenüber Neidlinger(dem Alberich schlechthin?),Becht oder van Kannnen und anderen Alberichdarstellern.
    Aber ich glaube das ist auch seine einzige "Alberich-Einspielung"???
    Soll er lieber beim Wotan bleiben :pfeif:

  • Hallo Richard,


    Adam ist ein ganz anderer Stimmtypus als es Neidlinger war. Dennoch glaube ich, dass Adam (entsprechend seines Stimmtypus) eine beachtliche Leistung gegeben hat. Adam hat bestimmt einen sehr intellektuell-hinterlistigen Alberich geboten. Aber ich kenne die Aufnahme nicht, muss ich mal hineinhören...



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Am 2. Dezember wird Theo Adam zum letzten Mal auf der Bühne der Semperoper stehen. Der weltberühmte Sänger, ein charismatischer Künstler, der während seiner unglaublich erfolgreichen Bühnenlaufbahn stets als Identifikationsfigur für Dresdens Musikkultur gestanden hat, tritt (in einer geschlossenen Veranstaltung) letztmalig als Eremit in Webers "Freischütz" auf. Diese Partie hatte der am 1. August 1926 in Dresden geborene Sänger im Jahr seines ersten Bühnenengagements im Dezember 1949 im damaligen Großen Haus der Staatstheater Dresden zum ersten Mal gesungen.
    Schon nach der Vorstellung am 30. November aber wird der Bassbariton vom Intendanten des Hauses und von seinen Fans nach dem Schlussapplaus öffentlich verabschiedet.


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Ich muss gestehen, dass ich mich mit Theo Adams Wotan mittlerweile schwer tue. Habe die Walküre unter Böhm im Player gehabt die letzten Tage, und da gefällt mir doch gerade in der Schlussszene Thomas Steward bei Karajan wesentlich besser. Vor allem Wotans Abschied singt er deutlich nuancierter, Adam ist da sehr auf einen Ausdruck gestimmt, auch wenn man seiner sorgfältigen Artikulation anmerkt, dass er etwas ausdrücken will. Was mich aber wirklich nervt: Gerade der Abgesang ab "Der Augen leuchtendes Paar" ist ein Tanz auf der Rasierklinge. Klar, Steward gerät selbst auf Platte beim dritten "Leb wohl" des Forte-Teils so heftig ins tremolieren, dass man Gefahr läuft, seekrank zu werden. Und Adam ist live aufgenommen. Aber er singt dann im Piano-Teil derart unstetig, immer wieder schlägt ein noch ordentliches Vibrato ins leiern um, während anderes vollkommen virbratolos gesungen wird, dass man darüber traurig sein muss, nicht über Brünnhildens Abschied. Da ist Steward vokal deutlich sicherer und auch ausdrucksvoller.


    Ansonsten allerdings gibt es wohl keine wirkliche Konkurrenz in Stereozeiten, in Auszügen kann ich nur immer wieder auf Hotter in einer Stereo-Studioaufnahme von 1958 hinweisen, wo er zusammen mit Nilsson die Schlussszene der Walküre singt, veröffentlicht bei Testament. Leopold Ludwig mag etwas brav begleiten, aber Hotter tremoliert noch nicht, ist gut bei Stimme, und trotz allen vokalen Eigenheiten (weicher, wattiger Stimmklang und seine nasale Artikulation) ist das der rührenste Abschied von Brünnhilde, den ich in Stereo kenne.


    zurück zu Adam: Mit seinem Holländer kann ich mich anfreunden. Vor allem im Monolog erreicht er zum Ende hin eine Ausdrucksintensität, die beeindruckend ist. Wobei man fairerweise erwähnen muss, dass er in seinen eindringlichsten Momenten ( z.B. bei "Wann dröhnt er, der Vernichtungsschlag" nicht wirklich singt, sondern eher effektvoll deklamiert)


    Der oft kontrovers diskutierte Stimmklang wirkt eigentlich auf mich ob seiner Ungewöhnlichkeit recht anziehend. Auch einige Bachkantaten unter Richter höre ich sehr gerne mit Adam.


    Demnächst werde ich mir mal die Meistersinger unter Karajan zulegen, mal schaun, wie er mir da behagt. Der diesem Forum leider abhanden gekommene Sune Maninen hatte ja seinen Sachs eindrucksvoll empfohlen.



    Alles in allem scheint Adam ein Sänger zu sein, den man auf der Bühne erlebt haben muss. Und das trifft ja auch auf Hotter zu, der zu seinen stimmlich besten Zeiten keine adäquaten Aufnahmen machen konnte.


    Gruß
    Sascha

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