Lieber Taminoianer,
Ehrlicherweise muß ich zugeben, daß das hübsche Wortspiel mit dem Namen Raff nicht von mir stammt, sondern von seinen Zeitgenossen.
Fürwahr war er (nicht nur) ein Meister der Instrumentation. Allerdings habe ich feststellen müssen, daß nicht alle Aufnahmen diesen Bonus ausnützen, manche setzen mehr, wie heute üblich, auf Dramatik, dies jedoch immer auf Kosten der Klangschönheit.
Dies wird ein längerer Thread (so hoffe ich zumindest ) weil er entgegen meinem Credo alle Sinfonien behandeln soll. Die Ursache ist hierin zu suchen, daß man um mitreden (schreiben) zu können die Werke alle kennen müsste. Das ist aber bei Raff kaum anzunehmen und noch weniger zu verlangen.
Bei der von mir in diesem Fall gewählten Vorgangsweise, kommen mehr Leute zum Zug (so sie denn auch wollen)
Vielleicht sollte ich erwähnen, daß meine erste Begegnung mit Raff s Werken nicht unbedingt ein AHA-Erlebnis war. Wie so oft, wenn man mir einer fremden Tonsprache konfrontiert wird, wirkt diese entweder aggressiv und unangenehm, oder aber schablonenhaft und langweilig.
Im Fall Raffs emfand ich zu Beginn das Letztere.
Irgendwann, jedoch, einge Jahre später hörte ich alles mit ganz anderen Ohren, ich mochte die Themen Raffs, die oft sehr volkstümlich sind, und ich begann die Instrumentierung zu bewundern.
Heute kann man mich wohl zu Raffs Bewunderern rechnen.
Er wurde 1822 in Lachen bei Zürich geboren und starb 1882 in Frankfurt am Main.
Raff, der Autodidakt war wurde u. a von Mendelssohn gefördert, nach dessen frühem Tod, von Franz Liszt. Raff fungiert einige Zeit als dessen "Privatsekretär" und orchestrierte auch einge von dessen Stücken. irgendwann fühlte sich Raff ausgenützt un in die 2. Reihe gedrängt, und so verließ er Liszt um sich senien eigenen Kompositionen zu widmen. Das wollen wir hier auch tun, jedoch, wie schon gesagt, lediglich den Sinfonien und Ochestersuiten etc....
Raff hat 12 Sinfonien geschrieben, die meisten wurden mit einem Namen versehen , sie sind üblicherweise sehr heimatverbunden und zitieren gerne volkstümliche Themen. Heute beihnahe vergessen, fühlte er sich schon zu Lebzeiten unterschätzt, obwohl er einer der meistgespielten Komponisten seines Jahrhunderts war.
Im ersten Beitrag widme ich mich ein wenig seiner ersten Sinfonie "An das Vaterland". Manche finden, sie sei nicht gerade Raffs stärkstes Werk, aber ich meine wiederum, daß sie ideal ist, sich mit Klangsprache und Klangästethik dieses Komponisten vertraut zu machen.
Wir hören vereinzelt Anklänge an Mendelssohn (scherzo) werden gelegentlich an Webers Freischütz erinnert und meinen Wagner (Leitmotive) und gelegentlich sogar Bruckner (Bläserfanfaren) durchschimmern zu hören. Das ist natürlich nicht so, es ist ganz anders verarbeitet und ureignster Raff.(Aber irgendwie muß man es ja erklären, man stelle sich die Aufgabe jemandem die Musik Mozarts zu schildern, der alle Komponisten kenn- nur nicht Mozart )
Raff liebt Plakatives das er geschickt gegen lyrische Stellen setzt, jedoch wird sein Klangbild niemals dick und undurchsichtig, selbst im Fortissimo nicht. Und damit sind wir bei der "Bewertung" . Mag man sagen was man will, die Sinfonie Nr 1 (übrigens fünfsätzig) ist äusserst wirkungsvoll und (für Raffs Zeitgenossen) publikumswirksam.
Sie war, ähnlich wie bei Bruckner und Mahler mit programmatischen Erklärungen versehen. Fertiggestellt wurde sie 1861, 1863 wurde sie bei einem Kompositionswettbewerb, den die "Gesellschaft der Musikfreunde In Wien " ausgeschrieben hatte, mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Es traten insgesamt 32 Sinfonien zum Wettstreit an, als Preis war lediglich die öffentliche Aufführung der Sinfonie vorgesehen (Keines der eingereichten Werk durft je vorher veröffentlicht oder aufgeführt worden sein.)
Es gibt nicht allzuviele Einspielungen der Sinfonien, von der ersten zumindest zwei.
Die oberen beiden Abbildungen sind verschiedene Cover für die selbe Aufnahme, zuerst die Vollpreis-Aufnahme von Marco Polo (schluchz, die hab ich), dann der Transfer auf Naxos.
Hier die Tudor-Aufnahme (fast Vollpreis, in Österreich Voll-Vollpreis)
Über die Interpretationsunterschiede werde ich gerne berichten, wenn sich zeigen sollte, daß wider Erwarten ein gewisses Interesse an diesem Thema besteht.
Auf jeden Fall sollte man Raff gehört haben - Er ist nämlich zu schade fürs Archv.
Freundliche Grüße
Alfred