Ohne mich jetzt allzuweit aus dem Fenster lehnen und generalisieren zu wollen, finde ich das eigentlich gar nicht so sehr erstaunlich. Für meine Begriffe hat Beethovens Musik eigentlich fast immer ausgesprochen männliche Züge, wenn man das so sagen kann - zumindest verglichen mit etwa Mozart oder einigen Romantikern. Die finden sich dann, für mich wenig überraschend, auch gefühlt deutlich öfter im Repertoire von Pianistinnen.
Da wäre natürlich mal interessant zu sehen, welche Stücke besonders häufig von Frauen eingespielt werden... jedenfalls nicht nur "Liebestraum", sondern auch die h-moll-Sonate, nicht nur Träumerei, sondern auch Kreisleriana, nicht nur Chpins Nocturnes, sondern auch Preludes und Scherzi usw.
(Im Ggs zu Bruckner scheint Beethoven jedenfalls ein Komponist zu sein, der von Frauen *gehört* wird...)
ZitatDas schließt natürlich nicht aus, daß Beethovens Musik auch aus einer weiblichen Perspektive gesehen und interpretiert werden kann - und wird. Ein paar Beispiele hat wok weiter oben angeführt. Aber die Tatsache vorausgesetzt, daß die Künstler zumindest zu einem gewissen Grade frei entscheiden können, was sie aufführen bzw. aufnehmen, lässt mich vermuten, daß die Affinität zu Beethoven unter Pianistinnen einfach weniger ausgeprägt ist als unter ihren männlichen Kollegen.
Interessanterweise gehören zB Argerich und Annie Fischer (und meines Wissens auch Yudina, wobei ich von der noch nie eine Aufnahme gehört habe) zu den sehr kraftvollen, um nicht zu sagen "brutalen" Beethoven-Interpreten. Bei diesen Interpreten würde wohl kaum je einer vermuten, dass hier eine Frau spielt...
ZitatZu weit aus besagtem Fenster gelehnt hätte ich mich wahrscheinlich spätestens dann, wenn ich meiner Mutter (!) folgte, deren Standpunkt im großen und ganzen ist, daß Männer eigentlich fast immer geeigneter sind als Frauen, klassische Musik zu interpretieren.
Zahlenmäßig gibt es seit dem späten 20. Jhd. m.E. eher mehr berühmte Solostreicherinnen als Männer und nicht viel weniger berühmte Pianistinnen als Pianisten.