Nikolaus Harnoncourt pro und contra

  • Zitat

    Original von Ulli
    Ist nur merkwürdig, warum sie es dann exakt so machen, wie ich es beschrieben habe [und nicht, weil ich es so sage]. Nur Harnoncourt stemmt sich erfolglos dagegen...
    :hello:


    Salut


    Schläfst du? :D


    Sie machen es so, weil sie der Meinung sind, dass es so besser passt, entgegen dem, was angeblich in der Partitur festgelegt ist. Das ist doch der Kernpunkt der ganzen Diskussion.


    Harnoncourt stemmt sich nicht erfolglos gegen irgendetwas, sondern dirigiert einfach so, wie er glaubt, dass es angemessen ist.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    … hat H bei schmelzer offenbar vergessen, die instrumente vorher stimmen zu lassen. wenn ich mich recht erinnere ist eine oboe permanent ziemlich weit daneben.


    UND DAS NERVT.


    meinst du Schmelzers "Fechtschul'"? ;)
    Dann hast du Bibers "Battalia" aber nicht gehört. :D8)
    Dazu empfehle ich dir aber dringend, die Beipackinfos zu lesen.


    Ich könnte dir aber auch Goebels "Scherzi musicali" ans Herz legen: da klingt das nicht viel anders. Warum wohl? ;)


    Herzlichst
    tuonela



    PS: der Keucken heißt übrigens Sigiswald Kujken. ;)

  • bei bibers battalia sind mir keine verstimmten instrumente in der H-einspielung aufgefallen.


    in der beipackinfo sind (natürlich) keine informationen zu verstimmten blasinstrumenten angegeben. es handelt sich nämlich nicht um musikalische scherze sondern um schlechtes ausstimmen.


    also anbei die anti-empfehlung:


    (jetzt hast du mich doch unsicher gemacht. ich kann es mir aber bei dem werk nicht so recht vorstellen, werde aber nochmal das magere beiheft anschauen.)
    :hello:

  • Bibers Battalia ist ein Musterbeispiel absichtlich schlecht gestimmter Instrumente ... ich mag dieses Werk, wie auch Schmelzers Fechtschule, wo zeitweise absichtlich alles drunter und drüber geht. :)


    NB kenne ich die Schmelzer-Sonatas und empfinde die Instrumente nicht als "schlecht gestimmt". Was du hörst, hat mit dem Überblasen zu tun, das sich manchmal "falsch" anhören kann, das liegt am Instrument selbst (Länge der Luftsäule beim Schließen der Klappen).


    Herzlichst
    tuonela

  • gut, ich werde beides nochmal anhören.
    dass in der battalia alles drunter und drüber geht hab ich freilich noch im gedächtnis. bei dem ausmass an drunter und drüber fallen dann verstimmungen womöglich gar nimmer auf ...
    in der schmelzersonate setzt dieses blasinstrument ganz normal imitierend ein (ich könnte dir das motiv vorsingen, ich glaub, das instrument ist zu tief) und spielt die ganze zeit "etwas daneben".


    aber ich werde beides nochmal anhören und die begleithefte ansehen.
    :hello:


  • :no: NH macht es entgegen dem, was in der Partitur steht, nicht die anderen.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • nochwas ... Jürg Schaeftlein war und ist einer der bedeutendsten Oboisten für das Repertoire, und ihm wurde nachgesagt, daß er noch auf der ältesten "Krücke" gut spielen konnte ...


    Hör dir mal die "Echoarie" in Bachs Weihnachtsoratorium mit H. (3. Teil) an - und du weißt, was ich meine. :)


    HG
    tuonela
    :hello:

  • Zitat

    Original von Ulli


    :no: NH macht es entgegen dem, was in der Patitur steht, nicht die anderen.


    nun, du hast es nicht ganz richtig formuliert, es muß heißen:


    "NH macht es entgegen dem, was in den im 19. Jh. bearbeiteten Partituren steht, wie sie die anderen unkritisch verwenden".
    Und genauso ist es: Harnoncourt arbeitet an der Kritischen Ausgabe, am Autograph, wenn dies zugänglich ist - und eben nicht an den aufgebauschten und verfälschten Partituren früherer Zeit.


    HG
    tuonela

  • Nein, ich beziehe mich natürlich nicht zwingend auf die gedruckte Partitur, wobei ich dennoch meine, dass in Sachen Mozart jene in der NMA höchstmöglichen Ansprüchen genügen sollten. Sofern es mir möglich ist und sofern ich überhaupt mitlese, dann aus einem Faksimile. Autographe sind bedauerlicher Weise nicht immer vorhanden und wenn, leider auch nicht immer zugänglich.


    Ich kenne keine große Anzahl Partituren aus dem 19. Jahrhundert. Andererseits ist mir bekannt, wieviel das 19. JH an der Musik des vorangegangenen JHs verändert hat: Es wurde vieles romantisiert bzw. dem damaligen Zeitgeschmack angepasst [ohne nähere Ausdeutung nun, da wir eh weit genug vom Thema entfernt sind].


    Der NMA beruft sich auf die vorhandenen und einsehbaren Autographen Mozarts und notiert jegliche mögliche Umdeutug eines möglichen Schreib- oder Übertragungsfehlers auf. Wenn keine Autographen vorhanden sind, zieht sie zeitnahe Kopistenabschriften oder [teils vom Komponisten abgesegnete] Erstdrucke heran.


    Dennoch können natürlich noch immer viel zu viele Details einfach nicht geklärt werden. Das Tempo der Figaro-Ouvertüre jedoch ist eindeutig.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Das ist eben der springende Punkt. Jeder ist von seiner Meinung überzeugt: man müsste euch beide einmal aufeinander loslassen.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • ... und es gibt doch tatsächlich Dinge, die man aus einer Partitur gar nicht herauslesen kann ...


    aber gut, das führt hier wohl zu weit zu erläutern. Das muß man für sich selbst erschließen.


    HG
    tuonela
    ;)

  • Salut,


    jetzt hast du aber gepennt... :D



    Zitat

    Original von Theophilus
    Sie machen es so, weil sie der Meinung sind, dass es so besser passt, entgegen dem, was angeblich in der Partitur festgelegt ist. Das ist doch der Kernpunkt der ganzen Diskussion.


    vs.


    Zitat

    Original von Theophilus



    Das ist eben der springende Punkt. Jeder ist von seiner Meinung überzeugt. Man büsste euch beide einmal aufeinander loslassen.


    Ich glaube, wir würden uns saugut verstehen. Jedenfalls mochte ich seine Redensart in dem Interview. Man muß ja nicht über [seine] Musik reden...


    8)


    Zitat

    Original von tuonela
    ... und es gibt doch tatsächlich Dinge, die man aus einer Partitur gar nicht herauslesen kann ...


    Keine Frage. Dennoch kommt es in erster Linie darauf an, von wem die Partitur stammt und wie akribisch [falls er dies überhaupt wünschte] der Autor selbst war bzw. was er an Kenntnissen oder "Mode" vorausgesetzt hat.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Ich redete ihm dieses Tempo aus. Ich argumentierte, daß jeder im Publikum annehmen würde, daß sie so langsam spielen müßten, weil sie es schneller nicht vermöchten. Ich berief mich auf die Tradition usw. usw.
    Also zog er dasTempo an und spielte das übliche Presto.


    Nimm's mir nicht übel, aber das erinnert mich nun stark an die für mich schockierende Weise, wie die meisten Rechtsanwälte [außer Robert Stuhr :D ] zum gewünschten Ergebnis gelangen, obwohl sie einen völlig anderen - und zumeist irrsinnigen! - Weg gehen, als den, welchen man für logisch und richtig hält. Und das noch, ohne sich in der Sache auszukennen [was jetzt nicht auf Dich bezogen ist]. Daran habe ich mich bereits gewöhnt. Dennoch würde ich einen solchen Anwalt niemals empfehlen, denn das Erreichen des Ziels ist doch eher ungewiss und meistens klappt es auch nicht.


    Und auch hier gilt meine Theorie, dass ein interessiertes Publikum in der Lage ist, zu hören, ob jemand etwas kann oder nicht. Östman spielt die F-O extrem schnell, dennoch verliert sie absolut kein Detail, alle Musiker sind aufs feinste abgestimmt, es hapert nichts, das Tempo hält: Die Sache klappt grandios [deswegen ist Ösis Tempo nicht das maßgebende!]. Bei NH hat vieles gehaptert, Einsätze waren nicht korrekt, soweit ich mich erinnere gleich die ersten Bläsereinsätze in der Ouvertüre. Ich würde es sicher nicht besser machen können, aber das brauche ich ja auch nicht, denn ich bin kein Experte. Außerdem ist der Zusammenhalt auch bei diesem Tempo [wenn man es noch so nennen mag, alles ist eben relativ] gar nicht möglich. Und das ist m. E. sogar ein innerer Grund, warum das Tempo hier so nicht richtig gewesen sein kann.


    Es hat rein gar nichts mit Gewöhnung zu tun: Ich wäre der letzte Mensch, der sich einfach so die Figaro-Ouvertüre anhört oder gar die ganze Oper: Bei aller Wertschätzung nervt mich jede Note. Das geht nur sehr wohldosiert, also in dem Fall daß ich endlich vor einigen Monaten die Östmann-Einspielung ergattern konnte. Vorher habe ich die Oper ganz sicher mehrere Jahre nicht gehört und nun ist mein Bedürfnis [sowieso] für mindestens weitere 5 Jahre absolut gestillt.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich stelle fest, dass es Ulli erfolgreich gelingt, die Diskussion des Themas "Nikolaus Harnoncourt pro und contra" immer wieder auf Details einer Salzburger Mozart/Figaro-Aufführung des Jahres 2006 zu verengen, mit der er aus emotionalen und aus seinem Detailwissen individuell abgeleiteten Gründen nicht klarkommt.
    Dass er diese Aufführung -gelinde gesagt- nicht schätzt, sei ihm selbstverständlich völlig unbenommen.
    Er kann ja auch den Rest der von Harnoncourt seit fast 50 Jahren aufgeführten Musik nicht mögen.
    Inzwischen bin ich mir auch sicher, dass das hier jeder, aber wirklich auch jeder zur Genüge und mit allen Begründungen realisiert hat.


    Bedauerlich finde ich dabei, dass durch diese Verstrickung in irgendwelche Mozart/Alla-Breve/...etc- Verästelungen das eigentliche Thema in den Hintergrund gerät, um nicht zu sagen torpediert wurde.
    Da hilft dann im Ergebnis die Eröffnung eines "Nebentopics" auch nichts.


    Viel interessanter wäre doch zu erfahren, warum jemand die Interpretationskunst Harnoncourts mehr oder weniger schätzt, bzw. bei welchen Komponisten/Einspielungen/Konzerten eine Pamina/ein Tamino etwas besonders überzeugend oder eben nicht überzeugend fand.
    Wenig zur Sprache gekommen ist z.B. Harnoncourts Monteverdi, Muffat, Schmelzer ( es gab noch mehr, als die angesprochene frühe Aufnahme) Vivaldi, Rameau, Purcell, Händel, und natürlich Bach.
    Sein Mozart, Beethoven, Schubert usw....kommt dagegen in diesem Forum noch häufiger zur Sprache.
    Hier allerdings dreht es sich aus o.g. Grund immer wieder um Mozart, Figaro, Salzburger Festspiele 2006, Ouvertüre, Tempi, "willkürliche" Fermaten, Alla breve....
    Ich meine, das reicht, zumindestens hier.
    Warum kann man denn nicht im dafür zuständigen Figaro-Thread in dieser "belebenden" Manier ums Recht, die erkannte "Wahrheit" und ums letzte Wort kämpfen? Oder von mir aus einen neuen Thread aufmachen?
    Muss das denn hier immer wieder im Detail kreisförmig ausdiskutiert werden?


    Eine thematische Ausweitung hinsichtlich des Repertoires, der Aufnahmen und der begründeten Auffassungen zum Thema Harnoncourt hielte ich in diesem Thread also für wesentlich wünschenswerter und interessanter, selbst wenn die hier geäusserten Meinungen mehrheitlich wohl nicht mit meiner Pro-Auffassung übereinstimmen dürften.


    Ich gebe die schwache Hoffnung, dass es sich hier in diese Richtung entwickeln könnte, noch nicht ganz auf.


    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Hallo Ulli,

    Zitat

    Bei NH hat vieles gehaptert, Einsätze waren nicht korrekt, soweit ich mich erinnere gleich die ersten Bläsereinsätze in der Ouvertüre.


    Ja, das kann bei Live-Aufführungen schon einmal passieren, daß ein paar Musiker schlafen und daß Einsätze etwas wackelig kommen, bis man sich an die Gangart des Abends gewöhnt hat. Aber das spricht meiner Meinung nach weniger gegen den Dirigenten als gegen einzelne Musiker, die halt "ihren" Mozart zu spielen gewohnt sind und nicht "seinen".
    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Glockenton
    Ich stelle fest, dass es Ulli erfolgreich gelingt, die Diskussion des Themas "Nikolaus Harnoncourt pro und contra" immer wieder auf Details einer Salzburger Mozart/Figaro-Aufführung des Jahres 2006 zu verengen, mit der er aus emotionalen und aus seinem Detailwissen individuell abgeleiteten Gründen nicht klarkommt.


    "Süßer die Glocken nie klingen..." 8) - oder habe ich da etwas durcheinander gebracht? ?(


    Zitat

    Dass er diese Aufführung -gelinde gesagt- nicht schätzt, sei ihm selbstverständlich völlig unbenommen.


    Ich könnte es auch als una Porcheria harnoncourtensis bezeichnen, aber solch höfliche Sprache wird ja hier [zu Recht] nicht geduldet, obschon sie sehr trefflich ist. Jedenfalls wurde die Bezeichnung für Mozart ja so ähnlich schon einmal verwendet - im Prinzip [!] ebenso treffend.


    Zitat

    Bedauerlich finde ich dabei, dass durch diese Verstrickung in irgendwelche Mozart/Alla-Breve/...etc- Verästelungen das eigentliche Thema in den Hintergrund gerät, um nicht zu sagen torpediert wurde.
    Da hilft dann im Ergebnis die Eröffnung eines "Nebentopics" auch nichts.




    Zitat

    Viel interessanter wäre doch zu erfahren, warum jemand die Interpretationskunst Harnoncourts mehr oder weniger schätzt,


    Ich denke, hier war ich deutlich, andernfalls müßte ich wieder von Vorne beginnen.


    Zitat

    Ja, das kann bei Live-Aufführungen schon einmal passieren, daß ein paar Musiker schlafen und daß Einsätze etwas wackelig kommen, bis man sich an die Gangart des Abends gewöhnt hat


    Hm. Für ein weltbestes Orchester ist mir das deutlich zu wenig. Schlafen kann man vorher oder hinterher. Proben sollte man aber schon vorher - gerade, wenn es um etwas Neuartiges geht. Ich bin diesbezüglich sehr intolerant - nicht zuletzt mit mir selbst.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Theophilus


    Nein, im zweiten Fall meinte ich NH und dich!


    :hello:


    Hm... dann hättest Du anstelle des "." nach dem "Punkt" ein ":" verwenden sollen...


    :untertauch:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von tuonela
    nochwas ... Jürg Schaeftlein war und ist einer der bedeutendsten Oboisten für das Repertoire, und ihm wurde nachgesagt, daß er noch auf der ältesten "Krücke" gut spielen konnte ...


    Hör dir mal die "Echoarie" in Bachs Weihnachtsoratorium mit H. (3. Teil) an - und du weißt, was ich meine. :)


    HG
    tuonela
    :hello:


    vielleicht liegt es ja an den instrumenten. aber merkwürdigerweise habe ich zig andere aufnahmen auf alten instrumenten, wo das nicht passiert, dass ein instrument permanent zu tief ist. somit sehe ich das als einen mangel des interpreten, was bei einem derart hoch gehandelten ensemble wie dem harnoncourtschen nun mal irritierend ist. also greife ich lieber zu keu... kujken.


    denn was die interpretation betrifft sehe ich keinerlei vorzüge von harnoncourt gegenüber kujken/bylsma/leonhardt (in den 60ern). aber hierbei kann ich mich nur auf eine recht bescheidene menge an einspielungen berufen, mein hauptinteresse ist nicht das vergleichen von interpreten. ich wollte nur feststellen, dass bei dem hochgerühmten frühen H (der späte interessiert mich sowieso nicht, vor allem nicht, wenn er den originalinstrumentebereich verläßt) nicht alles so eitel wonne ist, wie die euphorischen fans glauben lassen. fragen der genauigkeit der tonhöhen werden aber von diesen sowieso nicht behandelt, was mich an den kempff-thread erinnert, wo ich schrieb, dass ich kempff zum kotzen finde, weil er keine agogik macht. darauf gab es keine reaktion, weil agogik für den kempff-fan einfach kein kriterium sein kann (dann wär er kein kempff-fan mehr). hier hast du einfach angenommen, wenns H ist, muss es technisch in ordnung sein, muss also am stück liegen. ich glaub das nicht. jene schmelzer-sonate hat nicht scherzhaftes an sich - nur die ausführung ...


    große namen sind keine garanten für qualität. henzes einspielungen seiner symphonien mit den berlinern haben was die tonhöhen in den bläsern betrifft auch grobe mängel, das geht manchmal fast schon in vierteltonnähe. womöglich waren die 60er einfach schlampiger, viele aufnahmen aus den 60ern habe ich nicht. für mich bleibt es ein mangel.
    :hello:

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  • Salut,


    es scheint sie tatsächlich noch zu geben - eine Einspielung, die ich damals täglich mehrfach gehört habe:


    ...[ama]B000095IVC[/ama]


    W. A. Mozart
    Sinfonia zu "Lucio Silla" u.a.


    Royal Concertgebouw Orchestra
    Nikolaus Harnoncourt


    Die Sinfonien fand ich nicht sonderlich beeindruckend, aber die Ouvertüre war erste Sahne.


    Damals war das, glaube ich TELDEC, und ein viel schöneres Cover, es war das teatro in Milano abgebildet [?], nämlich so:



    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Damit wir mal wieder weg von EINER Mozart-Aufführung kommen:
    Wie kommen denn die Musiker, nehmen wir mal als Beispiel die Wener Philharmoniker, (wie infam von mir) mit Harnoncourts Deutungen zurecht ? Sind die beschriebenen Unzulänglichkeiten Zufall oder vielleicht gar Absicht - um einen mißliebigen Dirigenten zu diskreditieren ? Weiß hier jemand näheres?


    Und WARUM bitte sind die Erkenntnisse von Herrn Harnoncourt von nahezu allen Dirigenten der Vergangenheit nicht gesehen oder ignoriert worden?


    Fragen über Fragen


    Daß er indes für Belebung der Klassikszene und für Diskussionsstoff gesorgt hat, zähle ich zu den Pluspunkten dieses Künstlers.
    Bei aller Kritik halte ich ihn für einen interessanten Dirigenten - jedoch einen der nicht auf meiner Wellenlinie liegt.


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Damit wir mal wieder weg von EINER Mozart-Aufführung kommen:
    Wie kommen denn die Musiker, nehmen wir mal als Beispiel die Wener Philharmoniker, (wie infam von mir) mit Harnoncourts Deutungen zurecht ? Sind die beschriebenen Unzulänglichkeiten Zufall oder vielleicht gar Absicht - um einen mißliebigen Dirigenten zu diskreditieren ? Weiß hier jemand näheres?


    Die Wiener Philharmoniker waren anfangs gespalten: es gab die totalen Befürworter und die totalen Ablehner. Es gab Musiker, auch einen Konzertmeister, der nicht unter Harnoncourt spielen wollte.


    Mittlerweile hat sich das grundlegend geändert - der Konzertmeister ist gerne dabei (ich nenne bewußt keine Namen) -, und die Ablehner sind nicht mehr zu hören.
    Warum? weil Harnoncourt Proben macht, in denen das Werk wirklich erarbeitet wird und nicht in "hier lauter - da höher" versanden.
    Die Proben von Dirigenten, denen mein Mann beiwohnte, sind unzählige, über viele Jahre hinweg. NH. ist einer der ganz ganz wenigen, die wirklich etwas zu sagen haben über die Musik, die geprobt wird. Die allermeisten haben nicht viel Substantielles zu sagen, außer natürlich ihre Vorstellungen.


    Zitat

    Und WARUM bitte sind die Erkenntnisse von Herrn Harnoncourt von nahezu allen Dirigenten der Vergangenheit nicht gesehen oder ignoriert worden?


    Woher hast du diese Weisheit? das ist grundlegend falsch. Ich war in H-Aufführungen, wo Dirigenten wie Muti (ja, tatsächlich!), Ozawa, Herreweghe im Goldenen Saal saßen. (Es waren noch andere, die fallen mir jetzt nicht mehr ein.) Und nicht, um hinterher abzulästern, sondern weil sie wirklich angetan waren.
    Und Karajan? der hatte gar nichts gegen H. - er konnte es allerdings nicht verwinden, daß H. den Aufstieg vom Tutti- zum Solocellisten der Wiener Philharmoniker ablehnte und stattdessen ausstieg ... und er konnte es nicht verwinden, daß neben ihm, auf anderen Pfaden, jemand geschätzt wird. Das war eines seiner Grundprobleme, generell. (Legendär etwa auch die Einspielung des Tripelkonzertes mit Richter, Oistrach und Rostropowitsch - da war er fast "Nebendarsteller", das drückte stark auf seine Laune ....)


    Herzlichst
    tuonela
    :)

  • Zitat

    Wie kommen denn die Musiker, nehmen wir mal als Beispiel die Wener Philharmoniker, (wie infam von mir) mit Harnoncourts Deutungen zurecht ?


    Offenbar nicht schlecht (wobei ich natürlich nicht über alle Orchestermitglieder informiert bin). Aber es gab für die Figaro-Dienste in Salzburg ein echtes Gedränge. Einer der Musiker erzählte in einem Interview, er wollte unbedingt dabei sein, weil er so einen Figaro vermutlich nie wieder spielen können würde. Man sah bei der Premiere auch ungewohnt viele "Alte Hasen" im Konzertgraben. Die Philharmoniker treten sonst besser durchmischt auf. Dass eine derartig außergewöhnliche Interpretation in der ersten Vorstellung nicht hundertprozentig gelingt und es gelegentliche Unsauberkeiten gab (ich habe nichts wirklich Gravierendes gehört), ist für mich selbstverständlich. Das ist Opernalltag. Fast jede zweite Vorstellung ist musikalisch der Premiere klar vorzuziehen (man wird ja bei der DVD mit der Direktübertragung vergleichen können, wieviel von ersten Vorstellung übrig bleibt). Nur weltfremde Idealisten wie Ulli auf seiner paradiesischen Wolke können fordern, dass alles perfekt zu gelingen hat, wenn sie vor dem Fernseher sitzen. ;)


    Aber man muss sich den mentalen Stress der WP einmal im Terminkalender anschauen: am Mittwoch Premiere Figaro unter Harnoncourt, zwei Tage später Premiere Zauberflöte unter Muti (natürlich ein völlig anderes Musizieren) und wieder zwei Tage später Mozart-Konzert unter dem wieder ganz anderen Daniel Harding. Und man soll natürlich immer und ganz selbstverständlich in Höchstform agieren. Als wenn Musiker Maschinen wären...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Und man soll natürlich immer und ganz selbstverständlich in Höchstform agieren. Als wenn Musiker Maschinen wären...


    Nicht ein jeder hat jeden Tag Dienst. Und auch ich habe nichts gegen kleine Fehler - nur das weltbeste Orchester, wenn es diesen Anspruch erhebt, dürfte sich das m. E. nicht erlauben.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    hier wären jetzt eigentlich unsere Berufsmusiker gefragt. Ich bin da fachlich nicht ausreichend kompetent. Daher nur grundsätzliches:


    Erstens hatten sich alle Musiker innerhalb weniger Tage (auch in den Proben) mit drei unterschiedlichen Mozart-Dirigenten auseinanderzusetzen. Das zu schaffen ist keine Frage, es aber auf höchstem Niveau zu schaffen ist ein ganz anderes Problem. Zweitens habe ich nur kleine Fehler gehört, nichts was in meinen Ohren deine Beschwerden rechtfertigt (dir scheint die Interpretation so zugesetzt zu haben, dass du deinen Frust auch aufs Orchester überträgst).
    Und drittens habe ich schon einmal darauf hingewiesen, dass die WP vermutlich das Orchester sind, das den Figaro am häufigsten gespielt hat. Und zwar immer ganz anders. Die haben ihn im Blut und könnten ihn vermutlich als Kunststück auswändig herunterspielen. Und da mussten sie ihn auf einen Schlag völlig anders spielen, das eingefleischte und automatisierte und jegliche "Tradition" vergessen und quasi sich selbst für drei Stunden völlig verleugnen. Das ist sehr viel leichter verlangt als perfekt ausgeführt, Berufsmusiker hin oder her. Ich fand dies auch schon in der Premiere überwiegend überzeugend gelungen und bin sicher, dass die DVD in dieser Beziehung eher noch besser wird.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Ulli


    Nicht ein jeder hat jeden Tag Dienst. Und auch ich habe nichts gegen kleine Fehler - nur das weltbeste Orchester, wenn es diesen Anspruch erhebt, dürfte sich das m. E. nicht erlauben.


    wie viel Ahnung hast du von Orchesterdiensten ? nicht viel, scheint mir ... :no: - also besser nicht reden in so einem Fall. ;)


    HG
    tuonela
    :)

  • Zitat

    Original von tuonela


    wie viel Ahnung hast du von Orchesterdiensten ? nicht viel, scheint mir ... :no: - also besser nicht reden in so einem Fall. ;)


    HG
    tuonela
    :)


    Ich glaube, eine Antwort erspare ich in diesem Fall, sonst müsste der Thread geschlossen werden. Und dafür zeichne ich nicht verantwortlich.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Erstens hatten sich alle Musiker innerhalb weniger Tage (auch in den Proben) mit drei unterschiedlichen Mozart-Dirigenten auseinanderzusetzen. Das zu schaffen ist keine Frage, es aber auf höchstem Niveau zu schaffen ist ein ganz anderes Problem. Zweitens habe ich nur kleine Fehler gehört, nichts was in meinen Ohren deine Beschwerden rechtfertigt (dir scheint die Interpretation so zugesetzt zu haben, dass du deinen Frust auch aufs Orchester überträgst).


    Nein, sicher nicht. Es waren ja gleich die ersten Takte. Erst das Tempo und dann das... da war es gleich aus. Der erste Eindruck zählt bekanntlich, jedenfalls bei mir. Ich streite nicht ab, dass man sich oft genug irren kann, aber in dem Fall hat sich an dem ersten Eindruck nichts verbessern können.


    Zitat

    Und drittens habe ich schon einmal darauf hingewiesen, dass die WP vermutlich das Orchester sind, das den Figaro am häufigsten gespielt hat. Und zwar immer ganz anders. Die haben ihn im Blut und könnten ihn vermutlich als Kunststück auswändig herunterspielen. Und da mussten sie ihn auf einen Schlag völlig anders spielen, das eingefleischte und automatisierte und jegliche "Tradition" vergessen und quasi sich selbst für drei Stunden völlig verleugnen.


    Und genau daran ist ja zu erkennen, welche Idiotie dahinter steckt. Jeder Musiker, der etwas auf sich hält, würde sich auf derlei Experimente nicht einlassen - außer, er ist sich über die Konsequenz im klaren und weiß und gibt bekannt, dass es ein Experiment oder eine absichtliche Verhunzung ist. Das ist nicht als Kritik am Orchester zu verstehen, denn das kann ja nix dafür...


    Zitat

    Das ist sehr viel leichter verlangt als perfekt ausgeführt, Berufsmusiker hin oder her. Ich fand dies auch schon in der Premiere überwiegend überzeugend gelungen und bin sicher, dass die DVD in dieser Beziehung eher noch besser wird.


    Ich glaube kaum, dass die DVD großes Interesse wecken wird. Man wird sehen. Hingegen glaube ich durchaus, dass die DVD besser sein wird, wenn aus allen aufgezeichneten Opernabenden "the best of" zusammengeschnippelt wird.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Jeder Musiker, der etwas auf sich hält, würde sich auf derlei Experimente nicht einlassen


    Falsch: Jeder Musiker, der etwas auf sich hält und geistig wendig ist, lässt sich auf so etwas ein - weil es nämlich Stoff für seine kleinen grauen Zellen ist. Die anderen können ohnedies bei den "Normal-Dirigenten" à la Haitink oder Muti ihren Dienst nach Vorschrift machen.
    Lieber Ulli, ich glaube, Du schätzt da die Musiker (und nicht nur die der Wiener Philharmoniker) total falsch ein.
    Was sie am wenigsten mögen, ist wenn einer ganz ohne Konzept daherkommt, lange Vorträge hält, aber dann nichts Anderes tut, als die Partitur herunterzupinseln.


    :hello:

    ...

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