Ohne Krimi ...

  • Mal wieder Zeit, einen soeben gelesenen Krimi vorzustellen:



    römisches requiem -
    commissario caselli hört musik:


    von bianca maria di palma


    Die Autorin ist italienischer Abstammung, lebt aber in Franken. Als Tochter eines Orchestermusikers hat sie enge Beziehungen zur Musik und ihren Ausführenden.
    Der Krimi spielt im Milieu der Opern- und Konzerthäuser, Dirigenten, Sänger und anderer Personen aus dem Konzertleben. Die machen es Commissario Caselli nicht leicht, eine Mordserie aufzuklären. Im Mittelpunkt steht eine begnadete deutsche Violin-Virtuosin, die durch einen unverschuldeten Unfall ihren Beruf nicht mehr ausüben kann! Steckt sie hinter den Morden?


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo,


    was ist in unserer globalisierten Welt noch ein exotischer Schauplatz für einen Krimi.


    Afrika? Australien? Die Zukunft? Das antike China? - gabs alles schon!


    Ihr sucht etwas wirklich exotisches und ich sage, nehmt Breslau, 20er, 30er Jahre!


    Die Krimis von Marek Krajewski um den Kriminalinspektor Eberhard Mock sind ein ganz eigenständiges Stück Kriminalliteratur.


    Aber Vorsicht! Wer eine Lichtgestalt und moralische Instanz sucht, ist bei Eberhard Mock schlecht bedient: der hat das Zeug zum qualifizierten Kotzbrocken ( um es mal präzise auszudrücken :stumm: ) !


    Die Krimis haben eine eigenartig schwüle, apokalyptische Stimmung: Drogen, Sekten, Suff und Sex im Übermaß prägen das Bild. Doch eigentlicher Hauptdarsteller ist die untergehende bürgerliche Gesellschaft, die Dekadenz ist mit Händen zu greifen.
    Eine besondere Leseerfahrung - quasi Ravels La valse für die Kriminalliteraur!


    Bisher erschienen:


    Tod in Breslau


    Der Kalenderblattmörder



    Gespenster in Breslau


    Pest in Breslau



    Festung Breslau



    Ein Hinweis noch zum Schluss:


    Krajewski schreibt seine Bücher nicht in chronologischer Folge sondern springt zwischen den späten 1910er Jahren, 20er, 30er Jahren bis zu 1945 hin und her. Jeder Roman kann also solitär gelesen werden!


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Regional-Krimis sind schwer in Mode, kaum ein Fleckchen in unserem Land, wo nicht irgendein Mord passiert....


    Als gebürtiger Allgäuer hatte ich schon von klein auf Sehnsucht nach dem Meer ... zuerst ging es an die Küste Schleswig-Holsteins, nach der Wende dann an die Ostsee in Vorpommern, wo ich seitdem jedes Jahr Urlaub mache und schon viel gesehen und erradelt habe. Natürlich kenne ich auch die kleine Insel Hiddensee - nicht nur wegen Thomas Mann, nein, auch das Grab von Walter Felsenstein habe ich schon mehrfach besucht.
    So mußte ich, als ich das Buch sah, sofort zugreifen: Ein Hiddensee-Krimi:



    Ich muß gestehen, ich war nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Die beiden Autoren verstehen es, die Athmosphäre der Insel und ihrer Bewohner einzufangen! Eine gute Story (obwohl sie die 40 Jahre DDR geschickt ausläßt). Lesenswert!


    Jetzt muß ich auch den zweiten Hiddensee-Krimi "Hühnergötter" haben!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Oolong
    Hallo,


    was ist in unserer globalisierten Welt noch ein exotischer Schauplatz für einen Krimi.


    Afrika? Australien? Die Zukunft? Das antike China? - gabs alles schon!


    Lieber Stefan,


    Du hast es selbst öfter gesagt. Das Mittelalter mit den Cadfael-Erzählungen


    * 1977 A morbid taste for bones (Im Namen der Heiligen) (Mai 1137)
    * 1979 One corpse too many (Ein Leichnam zuviel) (August 1138 )
    * 1980 Monk’s hood (Das Mönchskraut) (Dezember 1138 )
    * 1981 St. Peter’s fair (Der Aufstand auf dem Jahrmarkt) (August 1139)
    * 1981 The leper of St. Giles (Der Hochzeitsmord) (Oktober 1139)
    * 1982 The virgin in the ice (Die Jungfrau im Eis) (November/Dezember 1139)
    * 1983 The Sanctuary sparrow (Zuflucht im Kloster) (April 1140)
    * 1983 The devil’s novice (Des Teufels Novize) (September 1140)
    * 1984 The dead man´s ransom (Lösegeld für einen Toten) (Februar/März 1141)
    * 1984 The pilgrim of hate (Pilger des Hasses) (Juni 1141)
    * 1985 An excellent mystery (Ein ganz besonderer Fall) (August 1141)
    * 1986 The raven in the foregate (Mörderische Weihnacht) (Dezember 1141)
    * 1986 The rose rent (Der Rosenmord) (Mai 1142)
    * 1987 The hermit of Eyton forest (Der geheimnisvolle Eremit) (Oktober 1142)
    * 1988 The confession of Brother Haluin (Bruder Cadfael und das fremde Mädchen) (März 1143)
    * 1989 The heretic´s apprentice (Bruder Cadfael und der Ketzerlehrling) (Juni 1143)
    * 1989 The potter´s field (Bruder Cadfael und das Geheimnis der schönen Toten) (Oktober 1143)
    * 1991 The summer of the Danes (Bruder Cadfael und die schwarze Keltin) (Mai 1144)
    * 1992 The holy thief (Der fromme Dieb) (Februar 1145)
    * 1994 Brother Cadfael´s penance (Bruder Cadfaels Buße) (November 1145)


    LG, Paul

  • Lieber Paul,


    Danke für Deine chronologische Aufbereitung dieser tollen Serie!
    Mir war gar nicht bewußt, dass die ( klassisch zu nennenden) Cadfael- Fälle allesamt im knappen Zeitraum von gut 8 Jahren spielen.


    Was war doch so ein mittelalterlicher Klosterkonvent für ein abgeschiedener kontemplativer Ort- gerade mal 20 Kriminalfälle mit vielleicht 30 Ermordeten in 8 Jahren...!


    Idylle pur...! :D:D


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Recht beschaulich lebt Siggi Baumeister auf seinem Hof in der Eifel, sitzt am Teich mit seinen Katern und hört den Fröschen zu, dazwischen klärt er den einen oder anderen Mord auf....


    Aber Autor Jacques Berndorf (= der Journalist Michael Preute) kann auch anders: Im vorliegenden Krimi ist Action angesagt. Schneller und härter geht es zu in diesem spannenden Agenten-Thriller:



    Top-Agent des BND sucht einen potentiellen Bombenbauer, ein terroristischer Anschlag soll verhindert werden. Und wer sind die Hintermänner? Ein paar Kapitel des Romans haben mich an die frühen Bücher von Johannes Mario Simmel erinnert - das ganze versetzt jedoch in unsere Zeit (die Handlung spielt 2005).


    Lesenswert!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Es ist schrecklich heiß heute - dazu passt dieser Konversationsfaden ganz prima.


    Ich bin keine leidenschaftliche Krimileserin - aber meine Mutter war eine, auch noch im Alter über neunzig. Sie hatte eine ganze Sammlung von klassischen Krimis. Aus dieser Sammlung will ich nun zwei (bzw. drei?) Autoren empfehlen. Ich habe die früheren Beiträge kurz durchgesehen und diese Autoren nicht gefunden. Vielleicht findet Ihr ihre Werke auch für lesenswert.


    Also:
    Kommissar Palmu ist der Hauptheld in den Krimis des finnischen Schriftstellers Mika Waltari. Er sieht wie ein harmloser dicker Alter aus - ist es aber nicht, wie man wohl schon denken mag. Mika Waltari hat auch andere Werke verfasst, seinen Roman "Sinuhe der Ägypter" habe ich in meinen jüngeren Jahren sehr gern gelesen (aus der Zeit von Ekhnaton, die Geschichte eines Arztes im alten Ägypt)


    Die Krimis von A. Wainer und G. Wainer gewähren dem Leser einen Blick in die Welt von Moskau nach dem Krieg und in den fünfziger Jahren. Sie sind sehr spannend und die Darstellung des Milieu ist auch gut gelungen (mindestens wenn ich von meinen Kindheitserinnerungen ausgehe...)


    :hello: KP

  • Ich lese nicht unbedingt viel, aber wenn, dann muss es auch meinen Geschmack treffen. Anderenfalls verliere ich schnell die Lust und stürze mich auf ein anderes Buch. Nicht immer ganz leicht. Meine Partnerin ist eine absolute Vielleserin (deswegen alles in englisch) und weiss mittlerweile wie ich ticke. Zudem bin ich nicht unbedingt Krimi- sondern eher Thrillerleser. Eine von ihr empfohlene Krimireihe, die auch meinen Nerv in Sachen Unterhaltung traf, war die von Janet Evanovich.
    Ich habe mich köstlich über die Situationskomik amüsiert!



    Die Kurzbeschreibung bei amazon sagt eigentlich schon alles.


    Das vergangene Wochenende war ebenfalls mit dem Lesen eines Krimis gefüllt. Und es war ausgefüllt! Ich konnte gar nicht mehr aufhören! Das passiert mir eigentlich eher selten! Durch amazon-Surfen - ja, das passiert auch in der Bücherabteilung, nicht nur bei klassicher Musik :] - bin ich bei historischen Romanen gelandet, genauer gesagt bei historischen Krimis. Vor längerer Zeit habe ich "Die Säulen der Erde" gelesen. Ich fand es eigentlich ganz spannend, mal abgesehen von den diversen Längen. Diese fehlen in Oliver Pötzschs Roman "Die Henkerstochter" völlig. Die Geschichte ist irre spannend aufgebaut!



    Da ich mir gerade "Die Henkerstochter und der Schwarze Mönch" bestelle, wollte ich nicht versäumen, hier diesen Lesetipp loszuwerden.


    :hello: Steffen

  • Es ist mal wieder Zeit, an Inspector Alan Banks aus Eastvale/Yorkshire zu erinnern:



    Bei einem Rockfestval im Jahre 1969 wird ein junges Mädchen (ein "Groupie" ?) ermordet aufgefunden - ihr Tod wird nie geklärt.


    36 Jahre später - die Band von damals plant eine Revival-Tournee, ausgehend von einem open-air in Yorkshire - und auch dort findet man eine Leiche - Alan Banks und seiner Assistentin Annie Cabbot gelingt es, einen Zusammenhang zwischen den Morden herzustellen.


    Wie immer spannend erzählt - englischer Original-Titel "Piece of my heart" - im Milieu der Rock-Bands der 70er Jahre - unbedingt empfehlenswert, nicht nur für Alan-Banks-Fans!


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Historische Krimis gibt es viele. Leider ist auch vieles darunter im Stil von "Die Hebamme von Rostock" oder "Die Kräuterfrau von Heiligenrode" oder so. Ähnlich dachte ich, als ich das Buch mit dem Titel "Der Anwalt des Königs" in der Hand hatte.




    Christopher J. Sansom:
    Der Anwalt des Königs
    Historischer Kriminalroman
    Fischer Taschenbuch Vlg., 06/2009


    Der Klappentext verspricht auch nicht gerade eine klischeefreie Zone:

    Zitat


    »Ein glänzend erzählter historischer Roman aus der Ära von Heinrich VIII., der die Gerüche und Geräusche dieser Zeit wieder aufleben lässt.« The Sunday Times Als der alte Glaser Oldroyd vor den Augen von Matthew Shardlake, Anwalt von König Heinrich VIII., von einem Kirchengerüst in die Tiefe stürzt, ahnt Shardlake noch nicht, wie brisant die Botschaft ist, die der alte Mann ihm noch mit seinen letzten Atemzügen übermitteln kann. War der Sturz etwa kein Unfall? Welches Geheimnis bewahrte er? Hängt es mit dem geheimnisvollen Kästchen und den Dokumenten zusammen, die Shardlake und sein Gehilfe Barak in Oldroyds Wohnung finden? Seine Recherchen bringen den Anwalt des Königs in höchste Lebensgefahr.


    Ich habe es trotzdem gekauft - wegen des seriösen Verlages und weil ich im Urlaub in eine gewisse Buchnot geraten war. Ich habe ein unglaublich spannend geschriebenes Buch gelesen mit einer wirklich interessanten Hauptperson und auch anderen Charakteren, die mit viel Feingefühl und Realismus gezeichnet sind. Der historische Hintergrund ist - soweit ich das beurteilen kann - sehr gut recherchiert, und man erfährt einiges über die Reformation in England und die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche in der Zeit Heinrichs VIII. Ich habe mir schon die beiden Vorgängerbände bestellt.


    Freundliche Grüße, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

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  • Der fleissige Ex-Reporter Michael Preute ist äußerst produktiv und das nicht nur als Verfasser von Eifel-Krimis. In diesem Roman geht es um einen jungen Staatsanwalt, der in Berlin in ein Geflecht von Korruption, Betrug, Erpressung und Mord gerät. Der Roman dreht sich um ein Bankhaus in Berlin - und das nimmt die ganzen Skandale der letzten Monate schon vorweg, sei es HSH Nordbank, Hypo Real Estate, WestLB usw.



    Das Ganze ist so spannend erzählt, dass es fast unmöglich ist, das Buch vor der letzten Seite aus der Hand zu legen! Wenn auch am Schluß ein paar Fragen offen bleiben....absolute Lese-Empfehlung!


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Von Ian Rankin kannte ich bisher nur die Krimis um den schottischen Ermittler John Rebus, der nun in Rente geschickt wurde...


    Nun werden auch die frühen Werke des Autor ausgegraben, dieser hier entstand nach dem allerersten Rebus-Krimi, als Rankin noch nicht wußte, ob er einen zweiten Rebus oder etwas anderes schreiben sollte ...... er kreierte einen "Watchman":



    Unter dem Original-Titel "Watchman" 1988 erschienen, lange Jahre vergriffen und jetzt erst in deutscher Übersezung zu bekommen:
    "Der diskrete Mr. Flint" - ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend erzählt - auch wenn sich aus heutiger Sicht die Spannungen in Nordirland zwischen Katholiken und Protestanten heute etwas beruhigt haben.


    Obwohl der Roman in London spielt - ein späterer Nebenschauplatz ist Irland - findet der große Krimi-Showdown in Edinburgh statt - auf dem riesigen Denkmal für Sir Walter Scott, dem berühmten schottischen Schriftsteller!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der Allgäu-Krimi "Erntedank" mit Kommissar Kluftinger wurde weiter vorne schon mehrfach erwähnt. Hier ist die Hörbuch-Fassung, von den Autoren selbst erzählt:


    Bei dieser Gelegenheit will ich auf den Sendetermin der Verfilmung des Romans durch den Bayerischen Rundfunk hinweisen:
    Samstag, 26. September 2009 - 20.15 Uhr (90min.)- Bayerisches Fernsehen (BR)


    "Erntedank." Ein Allgäukrimi (BR 2009)
    Regie: Rainer Kaufmann
    Darsteller: Herbert Knaup, August Zirner, Ulrich Noethen, Frederic Kinkemann, Thure Riefenstein, Michaela Aspar u.a.


    Anschließend gibt es noch ein "Making of..."


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Eigentlich geht es hier um Bücher, aber hier will ich ausnahmsweise mal einen Film auf DVD vorstellen:



    Alle, die das Buch kennen und den Fernsehtermin letzte Woche in Bayern3 versäumt haben, können sich die erste Kluftinger-Verfilmung jetzt auf DVD ansehen.


    Mich persönlich hat der Film nicht überzeugt, trotz einiger guter Ansätze. Aber als gebürtiger Allgäuer, der dort aufgewachsen ist, sollte ich nicht allzu kritisch sein....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hin und wieder gibt es gute Kriminalromane zu lesen. Dazu zähle ich diesen Roman:




    Tana French:
    Grabesgrün
    Kriminalroman
    Originaltitel: In the Woods
    Fischer Taschenbuch Vlg., 08/2009


    Dies ist ein guter literarischer Kriminalroman. Er ist nicht sehr spannend im üblichen Sinn (Globalisierungsterroristische Mafia-Vatikan-Mossad-Weltverschwörung mit Kinderhandel und Jagd nach dem Buch, in dem die Wahrheit über Jesus steht).


    Am Anfang klingt es etwas konstruiert - isses ja auch. Aber es fehlen (fast) alle üblichen Klischees und zu lesen ist ein inhaltsreicher und intelligenter Roman mit reflektierten und interessanten Personen, eine wirklich spannende Geschichte wird erzählt und am Ende bleibt auch noch etwas offen. Wobei mir das inzwischen gut gefällt. Ganz dicke Empfehlung!




    Freundliche Grüße, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Mit meinem 4.444. Beitrag in diesem Forum will ich eine kleine Reihe von Krimis aus dem Grafit-Verlag in Dortmund, der auf Regional-Krimis spezialisiert ist, vorstellen.
    Die von der Dortmunderin Gabriele Wollenhaupt erfundene Figur heißt Maria Grappa, ist Journalistin beim Bierstädter Tageblatt (Bierstadt = Dortmund), rothaarig, frech und dem Sex nicht abgeneigt. Ein rundes Dutzend von Grappas Abenteuern habe ich schon im Schrank; und eben habe ich diesen Band zu Ende gelesen:



    Dieser Band spielt in der sonnigen Provence, auf den Spuren von Vincent van Gogh, von Kunstfälschern und skrupellosen Bilderdieben. Schönes Wetter, eine gesunde Portion Humor ist auch dabei, gerade das Richtige bei diesem trüben Novemberwetter!


    Empfehlung!


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Da es einige Bände dieser Reihe mehrmals bei 2**1 günstig gegeben hat, habe ich mir ein paar davon zugelegt, zweimal Biggers mit "Charlie Chan", einmal Ellery Queen (wovon ich als Teenager schonmal einige gelesen haben müßte) und zuletzt J. Dickson Carr "Die Toten Wecken"


    Am besten davon hat mir, nicht einmal wegen des Falls, sondern wegen der Atmosphäre der erste, im Honolulu der 1920er Jahre spielende Charlie-Chan-Roman gefallen. Die anderen boten aber jedenfalls auch spannende Unterhaltung.
    Zwei Dinge stören mich allerdings an einer solchen Reihe, die ja, durch einheitliche Ausstattung und Nachworte einen gewissen Anspruch nahezulegen scheint:


    - sehr dürftige Paperback-Qualität, starke Knickbildung im Rücken, dazu erstaunlich viele Druck bzw. Setzfehler (ich bin da normalerweise nicht sehr pingelig, wenn es mir auffällt, muß es auffallend sein).


    - meinem Eindruck nach relativ schlechte, mitunter ziemlich unbeholfen wirkende Übersetzungen. Wenn ich die eindeutige Herkunft einer englischen Phrase erkenne, die zu wörtlich übersetzt wurde und im Deutschen sehr unidiomatisch klingt, wenn sich keine rechte Atmosphäre einstellt bzw. wenn die Sprache sehr altfränkisch wirkt (Klassiker hin oder her), dann stört mich das schon. (Ich fürchte, ich bin hier ziemlich pingelig, mag sein, daß es andere nicht merken oder sie nicht stört.)


    Genug der Kritik: was ist aus dieser Reihe noch zu empfehlen?
    Den Dickson Carr fand ich (abgesehen von der überraschenden Lösung, wobei der Leser allerdings viele Informationen nicht richtig mitbekommen konnte, Ellery Queen ist m.E. fairer) nicht ganz dem vorauseilenden Ruf entsprechend? Welche seiner Bücher gelten als besonders lohnend?


    Vielleicht sollte ich mich auch doch lieber an die Originale halten (da erwarte ich ohnehin nur miese Pbck-Qualität... ;)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich muß hier mal wieder ein neues Werk des sehr fleißigen schottischen Autors Ian Rankin vorstellen. Nachdem im Roman "Exit Music" (dt. "Ein Rest von Schuld") seine Kultfigur "John Rebus" als Kommissar in Ruhestand geschickt wurde, hatte er im letzten Jahr einen Krimi abgeliefert, der einen smarten Softeare Designer als Hauptfigur hat ("Der Mackenzie Coup") folgt jetzt wieder ein waschechter Edinburgh-Thriller:



    Der neue Ermittler in den dunklen Straßen der schottischen Metropole heißt Malcolm Fox. Er ist für "Complaints" zuständig, Beschwerden über die Polizei und interne Ermittlungen wg Korruption usw. Im Gegensatz zu John Rebus trinkt Malcom Fox keinen Alkohol und er hört keine Rockmusik sondern liebt die Klassik!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Es liest sich fast wie eine Parodie auf Donna Leons diverse Venedig-Krimis, die Autorin nennt sich "Franca Permezza", hinter diesem Pseudonym verbirgt sich eine adlege "Comtessa" aus der venezianischen Oberschicht, die mit viel Ironie die "Serenissima" beschreibt.


    Vor einiger Zeit habe ich hier schon ihr Buch "Partitura di Praga" vorgestellt, das war ihr zweiter Krimi, und hier ist der Erstling:



    "Parmaschinken" ist ein geschütztes Warenzeichen für echte Produkte aus der Region Parma, hier kommt er aus Polen - und ist teilweise auch noch vergiftet.


    Commissario Trattoni - ein übergewichtigter Diabetiker, ein echtes Original - löst den Fall auf seine spezielle Art und Weise, nicht immer mit legalen Mitteln. Die Sekretärin seines Chefs "Duce" heißt Elektra und züchtet Orchideen - wer denkt da nicht an den Kollegen Brunetti! Aber die eigentliche Hauptrolle spielt die Lagunenstadt selbst....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Nach Manuel Vazques Montalban und Alicia Gimenez-Bartlett heute ein weiterer spanischer Autor: der 1958 geborene Eugenio Fuentes


    Anders als bei den beiden erstgenannten Autoren spielen die Romane von Fuentes nicht in der Großstadt (Barcelona) sondern in der tiefsten Provinz - in der Estremadura, 250 km von Madrid und nicht weit von der Grenze zu Portugal entfernt.
    In der Kleinstadt Breda gibt es einen melancholischen Privatdetektiv namens Ricardo Cupido, der Held der Fuentes-Krimis, ein melancholischer, radfahrender, wegen Schmuggels vorbestrafter junger Mann, der untreue Ehefrauen beschattet oder entlaufene Haustiere einfängt. Hier bekommt er es jedoch mit Morden zu tun:



    Die spannende Handlung ist in einem Naturschutzgebiet an einem Stausee angesiedelt, die bedächtige Erzählweise des Autors ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn man mal Blut geleckt hat, will man die anderen Romane auch alle kennenlernen....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Zu Weihnachten gekriegt und sofort verschlungen:



    Ob du es glaubst oder nicht: Der Brenner ist zurück! Auch wenn einige 30 Seiten noch unter dem durchsichtigen Pseudonym "Herr Simon" steckt er bald wieder wie gehabt im Schlamassel (alles wegen einer Tafel Schokolade) und muss sich vom Verdacht einer Entführung befreien.
    Vielleicht nicht ganz so komplex wie "Das ewige Leben", aber ebenso unterhaltsam, auf beinahe jeder Seite zitierwürdige "Weisheiten", groteske Situationen und ein bitterböses Bild der gegenwärtigen (nicht nur österreichischen) Gesellschaft.


    :jubel: :jubel: :jubel:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Heute ein Krimi aus der Musikwelt:


    Oliver Buslau: Die 5. Passion



    Während bisher der Musik-Kritiker Oliver Buslau Regional-Krimis schrieb, die in Wuppertal und dem Bergischen Land angesiedelt waren und in denen der Privatdetektiv Remigius Rott sein Unwesen trieb, hier ein spannender Musik-Thriller, der nicht nur Bach-Fans fesselt.


    Der Musikwissenschaftler Adrian Fischer wird ermordet. Seine Tochter Gwendolyn, eine Opernsängerin, muss sich mit dem Nachlass befassen und macht eine erschreckende Entdeckung: Ihr Vater hatte ein verschollenes Bach-Manuskript gefunden, in dem das Datum des jüngsten Tags verschlüsselt sein soll. Gwen erhält einen mysteriösen Anruf: Ein Unbekannter versucht, die Herausgabe der Noten zu erpressen. Und dann entgeht Gwen nur knapp einem Mordanschlag ...


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    Heute ein Krimi aus der Musikwelt:


    Oliver Buslau: Die 5. Passion

    Während bisher der Musik-Kritiker Oliver Buslau Regional-Krimis schrieb, die in Wuppertal und dem Bergischen Land angesiedelt waren und in denen der Privatdetektiv Remigius Rott sein Unwesen trieb, hier ein spannender Musik-Thriller, der nicht nur Bach-Fans fesselt.


    Der Musikwissenschaftler Adrian Fischer wird ermordet. Seine Tochter Gwendolyn, eine Opernsängerin, muss sich mit dem Nachlass befassen und macht eine erschreckende Entdeckung: Ihr Vater hatte ein verschollenes Bach-Manuskript gefunden, in dem das Datum des jüngsten Tags verschlüsselt sein soll. Gwen erhält einen mysteriösen Anruf: Ein Unbekannter versucht, die Herausgabe der Noten zu erpressen. Und dann entgeht Gwen nur knapp einem Mordanschlag ...


    Würde mich mal interessieren, was Du von dem Buch hältst. Momentan komme ich nur in kleinen Portionen zum lesen und bin etwa bei der Hälfte - und habe mir noch keine endgültige Meinung gebildet.

  • Ganz zu Beginn dieses Unterforums, vor fast 4 Jahren, hat Radagast Horst Bieber als seinen Lieblingsautor genannt.
    Ich habe relativ lange gebraucht, bis zu diesem Autor vorzudringen (mein Pensum liegt bei rd 100 Krimis pro Jahr, mehr schaffe ich kaum...). Aber wenn ich mal einen Schriftsteller am Wickel habe, dann will ich auch alles von ihm lesen.


    Diesen Kriminalroman von Dr. phil. Horst Bieber aus dem Dortmunder Grafit-Verlag habe ich kürzlich ausgelesen
    (Bild ist die Hörbuch-Version):



    Die Handlung läuft parallel in mehreren Strängen und ist ziemlich verworren, allerdings begegnen wir Kommissar Jens Rogge wieder, den wir doch schon aus den früheren RoRoRo-Thrillern von Bieber kennen (der trinkt immer Altbier mit Samtkragen in Gundas Kneipe).
    Er versucht, die Herkunft einer Frau zu ermitteln, die vor über einem Jahr fast nackt auf einem Autobahnparkplatz aufgegriffen wurde und die ihr Gedächtnis verloren hat.
    Es sind gleich mehrere Geheimdienste, die ebenfalls daran interessiert sind....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ausgehend von einem echten Fall, nämlich der Ermordung Elisabeth Shorts, liefert Ellroy gleichsam eine komplette Kriminalgeschichte LAs der fünfziger und frühen sechziger Jahre ab, die bei einer ausgeprägten Eigenständigkeit der einzelnen Romane doch durch eine übergeordnete Rahmenhandlung zusammengehalten wird.


    Wenn die Sprache und auch die Handlungsstränge in der "Schwarzen Dahlie" noch übersichtlich und konventionell sind, setzt im zweiten Band "Blutschatten" bei gleichbleibendem Umfang eine Handlungsverdichtung ein, die im dritten Band "Stadt der Teufel" auch gnadenlos auf die Sprache übgreift und den Reifestil Ellroys bildet.










    Hat man diese Tetralogie gelesen, dann sieht man die ganzen alten Hollywood-Produktionen und TV-Serien der damaligen Zeit mit anderen Augen.


    John Doe
    :hello:

  • Im ZDF-Theaterkanal war im April ein Portrait des schottischen Schriftstellers Ian Rankin zu sehen (....durch die Nacht mit ....), in diesen Tagen feiert er seinen 50. Geburtstag.
    Außerhalb der beliebten Reihe um Inspektor John Rebus und den Agenten-Thrillern unter dem Pseudonym Jack Harvey ist es diesmal eine Art Kunst-Krimi, den ich hier vorstellen will:



    Ein durch den Verkauf seiner Computerfirma reich gewordener junger Playboy beginnt sich für Malerei zu interessieren und raubt unbezahlbare Gemälde aus einem Aussenlager des Kunstmuseums. So perfekt das alles auch eingefädelt ist - die Polizei ist auch noch da - und am Schluß war alles anders.....


    Das fängt alles etwas zäh an, es dauert lange, bis Spannung aufkommt, aber hinterher kann man das Buch bis zum Schluß nicht mehr aus der Hand legen!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Moin Harald,


    ich oute mich mal als bekennender Bieber-Fan. Allerdings gehört "Das graue Loch" zusammen mit "Auf Anraten meines Anwalts" und "Anna veschwindet" zu den schwächsten Krimis von ihm.


    Das Problem ist, dass die richtig guten Biebers wie "Jede Wahl hat ihren Preis", "Zeus an Alle", "Scherenschnitte" oder "Schnee im Dezember" nur noch antiquarisch erhältlich sind. Von den zur Zeit erhältlichen Krimis würde ich "Der Abstauber" und "Sein letzter Tresor" empfehlen.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast


  • moin Harald,


    was habe ich mir bloss hier von Dir "andrehen" lassen. :stumm:


    Ich habe mich jetzt durch 300 Seiten gequält und kann mich nicht entscheiden, ab er nun etwas besser oder schlechter als der "Da-Vinci-Code " ist.
    Vielleicht sollte ich abbrechen und zu "Gödel,Escher,Bach" wechseln. :untertauch:

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

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