Stimmen von heute - René Pape

  • Kein Bayreuth mehr, kein Hans Sachs


    René Pape hat in einem Interview mit dem Klassikmagazin Platea verraten, dass er nicht beabsichtigt nach Bayreuth zurückzukehren. Er hat tolle Erinnerungen an seine Auftritte in Bayreuth als er dort von 1994 bis 1997 als Fasolt engagiert war. Doch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten wurde er nicht mehr dorthin eingeladen, bis Katharina Wagner ihn für 2017 und 2018 als König Marke zurückholte.

    Doch er identifiziert sich nicht mit den Festspielen und ihrer Ausrichtung, und er vermisst die familiäre Atmosphäre die er in Bayreuth noch in den 90er-Jahren erlebt hat. Er fühlt sich dort nicht mehr wohl und entschuldigt sich für seine Offenheit, aber er habe keine Pläne dort wieder einen Sommer zu verbringen.


    Anders ergeht es ihm mit Salzburg. Da fühlt er sich sehr wohl, er hat Freunde dort und viele schöne Erinnerungen. Er war auch oft in der Mozart-Stadt, ohne dort überhaupt zu singen. Im vergangenen Sommer hat er bei den Festspielen den Fiesco in Simon Boccanegra gesungen. Es gibt auch weitere Pläne und Gespräche für Salzburg, aber noch ist nichts fix.


    Vor einigen Jahren noch wollte er den Hans Sachs in sein Repertoire aufnehmen, aber René Pape hat sich aus verschiedenen Gründen dazu entschlossen, diese Rolle nicht zu singen. Er bewundert und respektiert die Kollegen, die den Sachs im Repertoire haben, aber er möchte sich diesem Druck nicht aussetzen.


    Pape debütiert hingegen als Baron Ochs im Rosenkavalier im Frühjahr 2020 an der Berliner Staatsoper Unter den Linden.


    Gregor

  • Den Ochs hat er inzwischen abgesagt, es übernimmt Groissböck.

    Lieber Marcel,

    eine bessere Alternative wird es kaum geben. Hoffentlich kann Groissböck dabei seine Interpretation eines jugendlich, vitalen Ochs beibehalten und wird nicht ins traditionelle Rollenbild zurückgedrängt.

    Kein Bayreuth mehr, kein Hans Sachs

    Vor einigen Jahren noch wollte er den Hans Sachs in sein Repertoire aufnehmen, aber René Pape hat sich aus verschiedenen Gründen dazu entschlossen, diese Rolle nicht zu singen. Er bewundert und respektiert die Kollegen, die den Sachs im Repertoire haben, aber er möchte sich diesem Druck nicht aussetzen.

    Lieber Gregor,

    vor dieser klugen Selbstbeschränkung von René Pape sollte man den Hut ziehen. Es gibt ähnliche Beispiele: Kurt Moll hat den Hagen nie angepackt, obwohl er ihn studiert hatte und auch schon einen Honorarvorschuss bekommen hatte. Recht bekannt sind die Auseinandersetzungen, die Gottlob Frick hatte, weil er den Ochs konsequent ablehnte, den der damalige Oberspielleiter der Semperoper - Heinz Arnold - unbedingt mit ihm machen wollte. Den sehr heftigen Schriftwechsel las ich bei Auswahl der Schriftstücke für die Gedächtnisstätte gründlich.


    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich werde den "Rosenkavalier" in der Staatsoper erleben und war schon auf René Pape, den ich sehr schätze, gespannt. Wie ich vor wenigen Tagen las, fühle sich Pape noch nicht so weit, um diese Rolle übernehmen zu können. Das ist ihm aber sehr spät eingefallen, denn am 9. Februar ist bereits die Premiere. Groissböck hat den Ochs in New York gesungen, er ist also bestens dafür präpariert und ist ganz bestimmt kein Notnagel.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

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  • Wer weiß, in welchem Zustand der Herr Kammersänger das getippt hat. Nicht dass ich das gutheißen würde, aber diese Empörungsunkultur heutzutage ist auch bedenklich. Vermutlich darf er jetzt lebenslang nicht mehr an der Met auftreten (und wer weiß, wo noch überall nicht mehr), wegen eines (zugegebenermaßen reichlich unnötigen) Aussetzers.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • In einer normalen Gesellschaft würde eine solche Äußerung unter Meinungsfreiheit laufen. Er äußert sich meinem Verständnis nach zu Art und Umfang des Aufspringens der MET bei diesem Event. Das gleich als „Homophobie“ abzutun ist billig. Aber zugleich ist seine Äußerung taktisch unklug, angesichts der aufgeheizten Thematik und des aktuellen Zeitgeists. Dabei kann man nur verlieren.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Herr Pape war besoffen, als er das schrieb. Er bedauert sein Statement.

    "To my dear friends, colleagues, and followers: I am deeply sorry for the pain and hurt I caused so many people by the comments I posted on Facebook. There is no excuse for it, and none of this matches what I feel in my heart. The disappointment I have in myself and what I said is something I will not move past anytime soon, if ever.”



    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Möglich. Oder es folgt einfach der nun in den USA notwendigen, öffentlich stattfindenden und quasireligiösen Dramaturgie: Sündenfall - Selbstkasteiung - Sühne - Vergebung - Rehabilitation.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • "Besoffen" ist schon etwas flapsig formuliert. Der Sänger hat sich öffentlich zu einer Alkoholkrankheit in Verbindung mit Depressionen bekannt. Damit ist keineswegs zu spaßen. Es führt ein gerne verharmlostes und auch unter Künstlern landläufig weit verbreitetes Problem vor Augen. Ich wünsche René Pape, den ich schätze, alles Gute und hoffe, dass er dies in den Griff bekommt. Wie schwierig das ist, weiß ich aus meinem Umfeld.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • "Besoffen" ist schon etwas flapsig formuliert. Der Sänger hat sich öffentlich zu einer Alkoholkrankheit in Verbindung mit Depressionen bekannt. Damit ist keineswegs zu spaßen. Es führt ein gerne verharmlostes und auch unter Künstlern landläufig weit verbreitetes Problem vor Augen. Ich wünsche René Pape, den ich schätze, alles Gute und hoffe, dass er dies in den Griff bekommt. Wie schwierig das ist, weiß ich aus meinem Umfeld.

    Dem schließe ich mich an.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."




  • Im Englischen gibt es einen Spruch "You say drunk what you think sober” auf Deutsch bedeutet das "Betrunken sagst Du, was Du nüchtern denkst".


    In einem Rondo-Interview mit Robert Fraunholzer (2009) bemerkte Bo Skovhus: "Der Beruf des Sängers ist tödlich für alles Private. Das habe ich bitter lernen müssen. Der Beruf hat mich fast die Beziehung zu meiner Frau gekostet." .... und "Ich bewundere meinen Freund René Pape, der viel mehr rauchen und trinken kann als ich".


    Schuld an Papes Alkolismus und seinen Depressionen soll nach seiner eigenen Aussage (oder hat die Agentur da souffliert?) die DDR sein, die es seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gibt? Er hatte einige Jahrzehnte Zeit, etwas dagegen zu unternehmen, hat die Dinge aber lieber laufen lassen.

    https://m.facebook.com/RenePapeOfficial

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Schuld an Papes Alkolismus und seinen Depressionen soll nach seiner eigenen Aussage (oder hat die Agentur da souffliert?) die DDR sein, die es seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gibt? Er hatte einige Jahrzehnte Zeit, etwas dagegen zu unternehmen, hat die Dinge aber lieber laufen lassen.

    So wie er es da schreibt gab es "Siege und Niederlagen", also wohl Entziehungskuren etc. ohne daß er seine Probleme dauerhaft in den Griff bekommen hat. Aber in jedem Fall klingen seine Aussagen und sein Bedauern weit glaubhafter als etwa Netrebkos Wischiwaschi

  • In einer normalen Gesellschaft würde eine solche Äußerung unter Meinungsfreiheit laufen

    Auch hier fällt sein Verhalten unter Meinungsfreiheit. Mir ist nichts von Stimmen bekannt, ihn einzubuchten. Aber wenn man Blödsinn von sich gibt gehört es ebenso zur Meinungsfreiheit, Kontra zu bekommen.

  • Ist es eigentlich Blödsinn, wenn man hinterfragt (in meinem Fall allerdings momentan auch halbwegs besoffen, zum Glück bin ich nicht prominent), ob es sinnvoll ist, dass, gerade in Zeiten von Affenpocken, den ganzen Sommer über reihum jedes Dorf seinen eigenen CSD für die ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTVWXYZ+*-Community hat (was eigentlich ja ganz supertoll bunt und so weiter ist)?

    Er hat Jehova gesagt!

  • Die Problematik vieler Prominenter ist die, dass man hier Idole aufbaut, die in der Realität gar nicht existent sind. Das sind oft Leute, die singen oder Schauspielern können, bzw ein intstrument gut beherrsche - oder aber eine Fernsehschau moderieren.

    Die Fans basteln sich da- unter eifriger Mithilfe der PR Agenturen - Kunstfiguren zusammen, die sich dann eben gelegentlich doch als "Pappkameraden" entpuppen. Die Aussagekraft und weltanschauliche Kompetenz übersteigt nur in seltenen Fällen, diejenige eines Angestellten in irgend einem andern Bereich. Entlarvend auch, welche Summen eine Sängerin von einem Opernhaus einklagen möchte. Unabhängig von allen anderen Aspekten zeigt sich, wie sehr all diese Künsteler - echte und selbsternannte - überbezahlt sind. Aus meiner Sicht leistet ein Oberarzt in einem Krankenhaus mehr Wichtiges für die Gesellschaft als jeder Opernsänger !!!! nd darüber sollte man mal ernsthaft an den entscheideneden Stellen nachdenken. Intendanten werden mir hier vielleicht beipflichten.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Jetzt ist das Thema auch in einem vielgelesenen Berliner Blatt angekommen.


    Schuld an Papes Alkolismus und seinen Depressionen soll nach seiner eigenen Aussage (oder hat die Agentur da souffliert?) die DDR sein, die es seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gibt?

    Ich habe das nachgelesen und bin erstaunt. Der Hinweis auf die DDR will mir sehr an den Haaren herbeigezogen erscheinen und überzeugt mich nicht.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Ich habe das nachgelesen und bin erstaunt. Der Hinweis auf die DDR will mir sehr an den Haaren herbeigezogen erscheinen und überzeugt mich nicht.

    Das sehe ich genauso. Vor gut 3 Wochen habe ich den Sänger als Orest in der "Elektra" an der Berliner Staatsoper erlebt. Er hat ja da nicht viel zu singen, aber was er sang , war wieder sehr überzeugend. Was er zur Pride-Beteiligung der Metropolitan Opera New York äußerte, ist zweifellos nicht sehr klug und sollte einer Person seines Formates nicht unterlaufen. Überrascht hat mich dann seine Kehrtwende mit Bezug auf Alkoholismus und Depressionen seinerseits. Das finde ich mutig, sich in der Öffentlichkeit so zu outen. Nun darf man abwarten, wie es weitergeht.

    Da kann noch einiges folgen und die Messer werden sicher schon gewetzt. Ich hoffe für ihn, dass die Karawane vorbeizieht und er seine Probleme in den Griff bekommt. Ich kann mir die Zauber flöte in der Everding- Inszenierung nicht ohne Pape vorstellen, außerdem ist er nächste Saison auch in der Turandot, im Don Carlos und in zwei Beethoven-Konzerten (9. Sinfonie und Missa Solemnis) vorgesehen.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • "Vom Kruzianer zum Weltstar": In seiner Serie Lebensläufe hat der MDR René Pape eine Folge gewidmet, die noch in der Mediathek angeschaut werden kann. Hier der Link.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der Hinweis auf die DDR will mir sehr an den Haaren herbeigezogen erscheinen und überzeugt mich nicht.

    Immerhin gab es in der DDR den beliebten Spruch


    "Lieber besoffen und fröhlich als nüchtern und doof."


    Das ist kein Leitfaden für das Leben im ehemaligen Osten, aber es half, trübe Stunden zu verschönen......Und ein 0,33 l Glas Bier kostete ab 40 Pfennige, je nach Preisstufe des Restaurants und der Art des Bieres.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.