Die Zauberflöte - Ein Machwerk ?

  • Zitat

    Original von Bettina und Wilfried


    Wir fangen ebenfalls an mit Dschinnistan.


    Salut nochmals,


    Heißt das, Ihr habt das Buch bereits gelesen?? Ich habe zwei Stück für UNS bestellt...


    Mein Pamphlet über Zauberflöte/Stein der Weisen kommt heute Nacht...


    Grüße aus Karlsruhe


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli,


    Nein wir haben den Dschinnistan noch nicht gelesen.
    Wir freuen uns auf das Buch....
    Mehr heute Nacht. - Müssen jetzt erst unseren Parkplatz freischaufeln ;(


    Liebe Grüße und VIVAT MOZART


    Bettina und Wilfried

  • Salut zusammen,


    nun – wie angekündigt – mein Bericht zum Thema „Der Stein der Weisen“ vs. „Die Zauberflöte“.


    Vorab möchte ich ankündigen, dass ich keinesfalls „Die Zauberflöte“ als „Abklatsch“ des „Stein der Weisen“ darstellen möchte, wenn dies vielleicht aus passagenweise so klingen mag! Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und berichte nun wie folgt die Realität:


    „Lulu oder die Zauberflöte“ mag sicherlich die stoffliche Vorlage für die Handlung der „Zauberflöte“ sein – ja. Die Thematik stammt aus der selben Buchserie „Dschinnistan“ von Christoph Martin Wieland, aus der Emanuel Schikaneder (und nicht nur dieser) in den späten 1780er und frühen 1790er Jahren eine ganze Menge Opernlibretti gebastelt hat.


    Aber mir geht es jetzt um die Darstellung, wie die „Zauberflöte“ konzeptionell und musikalisch, nicht zu unterschätzen jedoch auch textlich mit dem „Stein der Weisen“ übereinstimmt.


    Es ist festzuhalten, dass „Die Zauberflöte“ zunächst nicht den gewünschten und erhofften Erfolg hatte, wie von Mozart und Schikaneder angenommen. So berichten F. A. Kunzen und J. F. Reichardt in den „Studien für Tonkünstler und Musikfreunde“: Wien, den 9ten Oktober. Die neue Maschinen-Komödie: Die Zauberflöte, mit Musik von unserem Kapellmeister Mozard, die mit großen Kosten und vieler Pracht in den Dekorationen gegeben wird, findet den gehoften (!) Beifall nicht, weil der Inhalt und die Sprache des Stücks gar zu schlecht sind.


    Auch Mozart selbst äußert sich in einem Brief vom 7./8. Oktober 1791 an seine Frau mit folgenden etwas traurigen Worten: „[..] was mich aber am meisten freuet, ist der Stille beifall! […]“. De facto gab es zumindest am Anfang des Zauberflötenfeldzuges nur einige wenige Menschen mit Verstand, die den verkannten diamanten „Zauberflöte“ für sich entdeckt hatten… Es dauerte zum Glück nicht mal einen Monat, bis der Aufstieg der Zauberflöte besiegelt war.


    Allgemein auffallend an der „Zauberflöte“ ist für mich, dass Mozart’s Kompositionsstil im Vergleich zu anderen neben der Zauberflöte stehenden Werken ein ganz anderer ist. Dafür ist aber der Musikstil mit demjenigen des „Stein der Weisen“ fast absolut identisch. Mozart hat also erkannt, was „gut“ bzw. was gerade „in“ war und dies für sein Werk adaptiert. Die vorherrschende Tonart Es-Dur ist massgebend. Bei Erscheinen der zu fürchtenden Personen wie der „Königin der Nacht“ oder Astromonte“ werden musikalisch in beiden Opern Synkopen eingesetzt, was quasi suggeriert, dass das musikalische „Thema“ dasselbe ist – jedoch es ist lediglich der Rhythmus. Beispiel: Herabkunft Astromontes aus der Wolkenkutsche – Ankunft der Königin der Nacht…


    Astromonte, der in der Zauberflöte zu Sarastro wird, hat im „Stein“ durchwegs die Rolle des Bösewichtes. Es ist sicherlich eine Zutat Mozart’s gewesen, die zum „Bruch“ nach dem ersten Akt der Zauberflöte beitrug und Sarastro zum Guten, die Königin der Nacht jedoch zur Bösen werden lässt.


    Stellenweise fast nahezu identisch ist die Bildnis-Arie mit der Arie des Nadir „Welch fremde Stimme hörte ich?“, wobei Nadir als Tamino und Nadine als Pamina zu sehen sind. Auch die immer wiederkehrende musikalische Floskel „Nadinen“ und „Paminen“ ist auffallend…
    Der Chor „Seht doch! Mit gold’nem Geweih“ aus dem Stein hat ebenfalls große thematische Verwandschaft mit „Es lebe Sarastro, Sarastro soll leben!“


    Eine (dramatische) Textparallele findet sich auch beim Vergleich des Wunsches von Papageno nach einem Mädchen, woraufhin „Die Alte“ erscheint und sagt „Hier bin ich schon [mein Engel]“. Gleiches wiederfährt Lubanara (Papagena), als sie sich ihr „Herzensmännlein“ wünscht und Lubano (Papageno) mit eben diesen Worten „Hier bin ich schon“ auftaucht…


    Sobald der zur Handlung des „Stein der Weisen“ gehörende Vogel ins Spiel kommt, ertönt eine Flötenmusik! Für die Zauberflöte hat Mozart das Vogel-Motiv auf die wesentlichen 5 Töne gekürzt… (g-a-h-c-d)


    Eutifronte (Parallelfigur zur Königin der Nacht?) weist Nadir (Tamino) an, Astromonte (Sarastro) zu ermorden, um Nadine (Pamina) zurück zu erhalten. Ähnliches finden wir ebenfalls in der Zauberflöte…


    Die Liste der Parallelen ist unendlich lang…


    Je mehr ich den „Stein der Weisen“ höre, desto mehr Details entdecke ich, die wirklich absolut identisch sind. Bettina und Wilfried, bei ebay gibt es diese CD-Box nochmals für 15 € - sofort kaufen. Tut es Euch an und glaubt mir endlich!!!


    Viele Grüße, Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli,


    Als ich den Thread startete, hatte ich genau jene 2 Opern im Kopf, die praktisch als Geschwister zur Zauberflöte zu sehen sind: "Der Stein der Weisen", wo Mozarts Mitarbeit belegt ist, und "Der Wohltätige Derwisch". konstruiert nach demselben Strickmuster und mit Musik versehen (nicht von Mozart) die sehr oft an die Zauberflöte oder an die "Entführung" erinnert.


    Ich kann den Beobachtungen von Dir nur zustimmen


    Freundliche Grüße aus Wien



    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred ,


    erst einmal Danke für Dein Kompliment. Da wir nicht sicher sind, ob das mit dem Einfügen von Zitaten so klappen wird, wie wir uns das Vorstellen, machen wir es wie reklov es meistens macht - mit Strichen...


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    Zitat Alfred:


    „Ja es gab tatsächlich etliche dieser Opern, sie waren sozusagen die Musicals jener Zeit“


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    dem kann noch angefügt werden das auch „Thamos - König in Ägypten“, „das Sonnenfest der Braminen“ (von Hensler und Wilhelm Müller nach Kotzebues Drama „Cora, die Sonnenjungfrau“ oder das Wielandmärchen „ Die klugen Knaben“ unserer „Quellentheorie“ beigefügt werden müssen. Ebenso jenes wissenschaftliche Werk: „Über die Mysterien der Ägypter“ das sich mit dem Thema der damaligen Wiener Ägypomanie auseinander setzte, und von keinem anderen als Ignaz Born verfasst wurde...



    ---------------------------------------------------------------------------------------------------
    Zitat Alfred:


    „Interessant, dass der unmusikalische Goethe in der Wahl von Paul Vranicky eine an sich vollkommen richtige Wahl getroffen hat“
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    - Ja, nur hat dieser abgelehnt. Er wollte sich dem Vorwurf nicht aussetzen, sich mit Mozart zu messen...




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    Zitat Alfred:


    „so sehr ich Mozart und seine Werke schätze, so wenig gebe ich auf Mozarts Urteilsfähigkeit und Neidlosigkeit. Selten hat es einen Komponisten gegeben, der sich so über die meisten seiner Kollegen herzog wie Mozart. Der hatte nicht nur zu Salieri ein gespanntes Verhältnis...“
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    Da stimmen wir nicht überein. Sicher, Mozart war mit einer Beurteilung anderer sehr schnell und zumeist vernichtend. Ging er in die Oper, dann sah er schnell die Schwachstellen UND Stärken. Egal ob es sich um die Sänger, Schauspieler oder dem Text handelte.
    Wir sehen es so: Da Mozart solch ein Perfektionist war, duldete er, was sein Metier betraf keine Schlamperei. Für Haydn, Bach, Schobert (und einige mehr) empfand er große Hochachtung - für die ersten zwei auch Liebe. Schobert sagte ihm menschlich nicht zu - dennoch gab er neidlos sein Können zu und „schaute“ ihm auch einiges ab.


    Und nun zu Deinem (für uns hier der interessanteste Satz):


    „Der hatte nicht nur zu Salieri ein gespanntes Verhältnis...“


    Wir fragen uns immer und immer wieder, warum sich dieses Gerücht immer noch halten kann.
    Constanze hat den Begriff der Feindschaft zwischen Mozart und Salieri aufgebracht. Was sie aber nicht hinderte ihren Sohn Franz Xaver Wolfgang bei ihm studieren zu lassen. In Mozarts Briefen wird lediglich zweimal von „cabalen“ in Zusammenhang mit Salieri gesprochen. Und da lässt sich nicht einmal wirklich nachvollziehen, in wie weit Salieri involviert war und diese cabalen mit Mozart in Verbindung stehen.
    Der Kontakt zwischen beiden war vielleicht nicht superfreundschaftlich - aber mit Sicherheit Kollegial. Salieri hatte vor Mozart keine Angst, brauchte er auch nicht zu haben. Er war Präsident der Tonkünstler-Societät und dort hat er mehrfach Mozart Kompositionen zur Aufführung gebracht.
    Von der großen Symphonie Mozarts, die Salieri am 16. und 17. April 1791 dirigierte, nimmt man mit ziemlicher Sicherheit an, dass es sich um die g-moll Sinfonie KV 550 gehandelt hat. Schon 1789, am 22. Dezember, hatte Salieri das Klarinettenquintett KV 581 URAUFFÜHREN lassen.
    Obwohl Mozart der Tonkünstler-Gesellschaft „Zum Vorteil der Witwen und Waisen“ nicht angehörte, trat er dort mit Salieri gemeinsam auf. Auch anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten im August 1791 hat Salieri Werke von seinem angeblichen Feind dirigiert. Auf jeden Fall hat Salieri nach Prag das gesamte Notenmaterial von drei Mozart-Messen mitgenommen...
    Auch geht aus Berichten hervor, dass Mozart gemeinsam mit Salieri bei van Swieten musiziert hat.
    Und für Nancy Storace haben beide gemeinsam kompositorisch zusammen gearbeitet...


    Das ausschlaggebende ist für uns aber Mozarts STOLZER Brief an Constanze vom 13ten Oktober, in dem er vom Opernbesuch (Zauberflöte) in Begleitung von Salieri und der Cavalieri berichtet:


    „... Sie sagten beide eine Opera, -würdig bei der größten festivität vor dem größten Monarchen aufzuführen, - und sie würden sie gewis sehr oft sehen, denn sie haben noch kein schöneres und angenehmeres Spectakel gesehen. - Er hörte und sah mit aller Aufmerksamkeit und von der Sinfonie bis zum letzten Chor, war kein Stück, welches ihm nicht ein bravo oder bello entlockte...“


    Wenn Salieri Mozart gehasst hätte, wäre er nicht mit ihm zu dieser Aufführung gegangen...
    Wenn Salieri für Mozart ein „Nichtskönner“ ohne musikalische Urteilskraft gewesen wäre, dann wäre ihm Salieris Aussage völlig gleichgültig gewesen.
    Das war es aber nicht, gleich hat er seiner Frau berichtet, wie positiv Salieri über die Zauberflöte geurteilt hat. Das schien ihm also sehr wichtig...


    UND es war Salieri, der sich als erster für die Errichtung eines Mozartdenkmales aussprach... (Verdammt Constanze, WIEDER mal zu langsam gewesen...)


    Dies war jetzt eine kurze Zusammenfassung (wir hätten noch mehr schreiben können) die zeigt, dass alles was Antonio Salieri als „mozartfreundlich“ zeigt, dokumentiert und beweisbar ist. Alles andere ist Vermutung...


    Puhhh - Eigentlich wollten wir zu den anderen Sachen auch noch was sagen, aber das werden wir auf Morgen verschieben (müssen)...


    Liebe Grüße


    Bettina und Wilfried


    PS:
    Noch schnell:
    Warum ist der Stein der Weisen (und all die anderen Zauberopern) so schnell in Vergessenheit geraten? Und die Zauberflöte nicht?
    VIVAT MOZART!

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  • Zitat

    Original von Bettina und Wilfried


    Warum ist der Stein der Weisen (und all die anderen Zauberopern) so schnell in Vergessenheit geraten? Und die Zauberflöte nicht?


    Salut,


    so einfach ist da ja nun wieder nicht... der "Stein der Weisen" z.B. war nahezu 40 Jahre regelmäßig auf dem Spielplan und ist dann... urplötzlich... von der Bildfläche verschwunden.


    Ich nehme einfach an, dass hier der "Mythos Mozart" eine zu große Rolle spielt... die großen Namen wie Mozart, Beethoven, Verdi, Wagner, Rossini (und alle anderen, die ich jetzt nicht aufführen kann) haben sich einfach "druchgesetzt"- des Namens wegen. Dabei sind enorm viele sogenannte "Kleinmeister" in Vergessenheit geraten und werden jetzt erst wieder ausgegraben; so z.B.


    Joseph Martin Kraus (Oper "Soliman II" in schwedischer Sprache!),


    Martín y Soler Oper "La capricciosa corretta" (Libretto: Lorenzo da Ponte!)


    Und auch die Großmeister der Oper wie Georg Friedrich Händel (!), Antonio Salieri, Franz Joseph Haydn, Johann Christian Bach und Christoph Willibald Gluck wurden allmählich von der Bühne verdrängt: in den 1820er Jahren begann die Zeit des Umbruchs...eingentlich war die Romantik schon voll am Anrollen und es kamen bombastischere, heroischere Werke an die Reihe - der Zauberflöte, die sich übrigens ebenfalls ein wenig zurückziehen musste, sei es gedankt, dass Opern wie "Oberon", "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber, "Fidelio" von Ludwig van Beethoven und dergleichen das Publikum anzogen... die musikalische Stilrichtung hatte sich stark verändert, wie auch die Kompositionsweise - also das "Durchkomponieren" von ganzen Handlungspassagen. Das war jetzt dran! Das steigerte sich über Verdi und Wagner bis hin zu den Operetten. Für mich ist klar, dass der "Markt" dann nur noch mythische Großmeister wie Mozart z.B. neben den "modernen" Opern zuliess.


    Allmählich werden diese unwahrscheinlich schönen Geschöpfe von Haydn (Orfeo ed Euridice, Lo speziale), Johann Christian Bach (Endimione, La clemenza die Scipione), Antonio Salieri (Falstaff) und die weiter oben genannten Werke sowie - last but not least - "Der Stein der Weisen" wieder ans Tageslicht gebracht. Erst die Kenntnis dieses Spektrums lässt die eigentliche Größe und Ausnahmeerscheinung der "Zauberflöte" erkennen.


    Viele Grüße, Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Liebe Moziwis,


    Damit es zu keinen Missverständnissen kommt, ich sprach von Spannungen, nicht von Haß. Den folgenden Text habe ich vor über einem Jahr woanders veröffentlich, als es unser Forum noch nicht gab:





    Spannungen gab es sicher zwischen den beiden Herren, aber sicher keine Feindschaft in dem Sinne wie immer wieder gern behauptet wird.


    Wer eine der Salieri-Opern hört, wird sicher sofort die Qualität dieser Werke bestätigen, auch Mozart war das bewusst. Ebenso war Salieri Mozarts Genie klar.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Ulli und Alfred,


    was vielleicht noch im Zusammenhang mit der Zauberflöte wichtig ist:
    Mozart schrieb seine Musik passend für Schikaneders „Truppe“. Er hatte mit Josefa Hofer eine phantastische Königin der Nacht, Benedikt Schack gab einen hervorragenden Tamino ab, sowie Franz Xaver Gerl ebenso hervorragend den Sarastro. Von Anna Gottlieb (gerade mal 17 Jahre alt) als Pamina ganz zu schweigen.
    Die einzige Schwachstelle in Schikaneders Truppe war anscheinend Barbara Gerl, die erste Papagena. Sie ist die einzige Partie der Oper ohne selbständige Arie. In nur einem Auftritt wird sie im Ensemble mit Papageno mit einem relativ simplen musikalischen Text bedacht. Ihre Musikalität konnte nicht ausreichend gewesen sein...


    Interessant auch (wenn auch ein anderes Thema) dass Anna Gottlieb, nachdem sie vom Tod Mozarts gehört hat, ihre Stimme verlor und aus dem Theater ausschied. Sie war vielleicht die Einzige die WIRKLICH um Mozart getrauert hat...


    Liebe Grüße


    Bettina und Wilfried

  • Salut,


    bis auf Josepha Hofer (Königin der Nacht) waren alle SängerInnen auch an der Uraufführung des Stein der Weisen beteiligt. :D


    Grüße, Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli,


    das bezieht sich aber nicht auf unsere Frage bzw. Andeutung...
    Wie hätte Papgenas "Rolle" ausgesehen, wenn es eine bessere Darstellerin gegeben hätte?


    Liebe Grüße


    Bettina und Wilfried

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  • Salut,


    das kann wohl nur einer wissen... vermuten kann ich jedenfalls, dass der Ausbau der Rolle der Papagena zu Lasten Papagenos gegangen wäre; nicht, um zu sagen, dass Papageno darin untergegangen wäre, vielmehr wären die beiden als "ein Ganzes" aufgetreten. Oder?


    Grüße, Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • so wie wir also... ;)


    Aber jetzt im Ernst - wir glauben nicht, dass die Rolle des Papagenos darunter gelitten hätte. Im Gegenteil. Die EIGENTLICHEN Hauptpersonen der Zauberflöte sind eben diese Zwei. Ohne Papagena/o wäre die Zauberflöte lange nicht so populär geworden - da sind wir ziemlich sicher...


    Liebe Grüße


    Bettina und Wilfried

  • Salut,


    ein gutes Beispiel dazu, wie die Rolle der Papagena hätte sein können (oder sollen?), wäre sie etwas ausgedehnter gewesen, bietet in jedem Fall Der Stein der Weisen, in dem es Parallelrollen gibt: Nämlich Lubano und Lubanara... Die Zwei sind ein Herz und eine Seele und so singen sie auch...


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    nicht nur Johann Wolfgang von Goethe hat sich mit dem 2. Teil der Zauberflöte beschäftigt, auch der deutsche Ex-Sender SWF2 hatte als Erkennungsmelodie die ersten zwei Takte aus dem Terzett der drei Knaben aus dem 2. Akt.


    Marc Chagall hat für die Metropolitan Opera 1965 Bühnenbilder und Kostüme entworfen. Eines der wohl bekanntesten und schönsten Bühnenbilder ist das folgende:


    .


    Ich habe kürzlich von diesem Bild einen sehr schönen Druck in der Größe 100 x 65,5 erstanden und werde dies nun bald gerahmt aufhängen können.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Salut,


    zurück zum Thema….


    Die Uraufführenden der „Zauberflöte“ und des „Stein der Weisen“ im Vergleich:


    Benedikt Schack - Tamino - Astromonte
    F. X. Gerl - Sarastro - Eutifronte
    Urban Schikaneder - 1. Priester - Sadik
    Kistler - 2. Priester - Nadir
    Anna Gottlieb - Pamina - Nadine
    Emanuel Schikaneder - Papageno - Lubano
    Barbara Gerl - Papagena - Lubanara
    […]


    So erstaunlich die Besetzungsparallelen mit den Figurenparallelen sind, so einfach lassen sich die vermeintlichen „Unterschiede“ erklären: Astromonte und Eutifronte aus der Sage „Nadir und Nadine“ in Wieland’s „Dschinnistan“ sind Brüder (der eine gut, der andere böse). Diese Personen werden in der Zauberflöte in der Person des Sarsatro „vereinigt“, so erklärt sich definitiv der „Bruch“ zwischen dem ersten und zweiten Akt der Zauberflöte, aus dem zunächst als Bösewicht dargestellten Sarastro (Eutifronte) wird der Gutherzige (Astromonte).


    Die Aussage von Bettina und Wilfried bezüglich der Unfähigkeiten von Barbara Gerl werden durch die Rolle der Lubanara im „Stein“ widerlegt: Lubanara glänzt im ersten Akt mit einer Arie „So ein schönes Weibchen kann…“ und einem Duett mit ihrem Lubano „Tralleralala!“. Im zweiten Akt gibt es ebenfalls ein Duett mit Lubano „Nun, liebes Weibchen“ sowie ein weiteres zu Beginn des Finales „Miau! Miau!“, wobei zu bemerken ist, dass diese beiden Kompositionen (zumindest mit einem großen Anteil) von Mozart sind. Diese vier solistischen Einsätze sind bei weitem gesangstechnisch nicht gerade einfach umzusetzen. Der geringe Einsatz der Figur(en) Lubanara und Papagena liegt also eher an dem Stoff selbst, also an der Handlung: Beide Figuren werden nämlich gleich zu Beginn des ersten Aktes „aus der Affäre gezogen“, um dann durch den entsprechenden Liebhaber (Lubano/Papageno) im Verlauf des zweiten Aktes zurückerhascht zu werden. Die vermeintlich „einfachen“ Texte wie „Miau“, "Pa-pa-pa-pa..." oder „Tralleralala!“ sind gesangstechnisch sehr viel schwieriger zu bewältigen, als „normaler“ Text. Besonders zu einem punktgenauen „Miau!“, ein zweisilbiges Wort, welches aber im Gesang einsilbig eingesetzt wird, gehört einiges an Artikulationstechnik und Gesangskunst.


    Was Anna Gottlieb, die erste Pamina (und Nadine) betrifft, so ist fraglich, ob sie wirklich ihr ganzes langes Leben lang nach Mozart’s Tod nicht mehr gesungen hat. Immerhin lebte sie von 1774 – 1856 und überlebte Mozart somit um 65 Jahre! Wovon soll sie, wenn nicht vom Gesang, gelebt haben? Immerhin wird sie als Opernsängerin neben anderen damaligen Operngrößen (z.B. Barbara Gerl) in bekannten Sängerlisten geführt. Hätte sie ihre Karriere bereits mit 17 Jahren beendet, wäre dies ein Phänomen.


    Hier noch ein possierliches Bild der Dame Grande aus dem Jahre 1795 (sic! – wozu hätte man sie vier Jahre nach ihrem Abdanken malen sollen?):



    Anna Gottlieb sang übrigens bereits mit 12 Jahren (!) die erste Barbarina in Mozart's "Le Nozze di Figaro" und war ab 1792 am Leopoldstädter Theater tätig; sie sang in zahlreichen Stücken von W. Müller.


    Aus der Traum... sicherlich hat ihr Nachmame "Gottlieb" verstärkt zu dem Mythos "Amadeus" beigetragen.



    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    Anna Gottlieb zog sich tatsächlich von der Gesangsbühne zurück und wechselte ins Schauspielfach (sie war die Tochter eines Schauspielers und einer Opernsängerin). Sie zog sich ca. 1828 von der Bühne zurück und lebte in ärmlichsten Verhältnissen in Wien, wo sie wenige Tage nach Mozarts 100. Geburtstag starb.


    Sie sang wie oben angeführt als 12-jährige die Barbarina in der Uraufführung (man hat also im Libretto ihr Alter für die Figur eingesetzt!).


    Au revoir

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Salut, Theophilus-Gottlieb,


    es ging mir nur darum, die ach (!) so wunderschöne Anekdote zu widerlegen, Anna Gottlieb verstummte nach Mozart's Tod auf ewig!


    Mögest Du nicht so schnell verstummen! Danke für die Ergänzung!


    Au reposting...


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Moin,


    ich besitze seit vielen Jahren die folgende Aufnahme und bin ganz glücklich mit ihr.


    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

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  • Salut,


    was das >Machwerk< Zauberflöte betrifft, so darf ich noch kurz aus den Acta Mozartiana [51. Jahrgang, Heft 1/2 Juni 2004] zitieren



    Auch Texte dieser Art trugen viel zu der Legendenbildung um die Zauberflöte bei.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    umstritten ist bekanntlich auch die freimaurerische Gewürzmischung der Zauberflöte. Ob die Zauberflöte nun letztendlich ein Lobgesang auf das Freimaurertum ist, soll dahingestellt bleiben. Unstrittig dürfte jedoch sein, dass die Zutaten textlicher und musikalischer Art Freimaurerisches enthalten. Ich habe diesbezüglich noch etwas recherchiert und Folgendes gefunden:


    Während seines Aufenthaltes in Dresden – 1789 – begegnet Mozart einem gewissen Herrn Naumann, welchen er brieflich [sich an Constanze wendend] erwähnt:


    Dresden, den 13:t april 1789


    […] – heute geht der fürst und ich zum frühstücke hin, dann zu Naumann, dann in die kapelle. […]


    Und weiter:


    Dresden den 16ten Aprill 1789. Nachts um ½ 12 Uhr


    […]Montags, den 13ten […] gingen wir alle nach Hof in die Kapelle, die Messe war vom Naumann |: welcher sie selbst dirigirte :| - sehr mittelmäßig; […]


    […] – wir speisten dann beim Russischen Gesandten alwo ich spielte. – Nach tisch wurde ausgemacht auf eine Orgel zu gehen. – um 4 uhr fuhren wir hin – Naumann war auch da; […]


    […] Nun kömmt der glücklichste augenblick für mich; ich finde einen so lange mit heißer Sehnsucht gewunschenen Brief von Dir liebste! beste! – Duscheck und Naumanns waren wie gewöhnlich da […]


    […] Die Naumannschen sind herzliche Leute; […]


    Wer war also dieser Naumann, mit welchem Mozart trotz der Missachtung seiner Musik, die er als sehr mittelmäßig bezeichnet, ein so herzliches Verhältnis und offenbar häufigen [gewöhnlichen] Umgang pflegte?


    Johann Gottlieb Naumann (17.04.1741-23-10-1801) studierte u.a. bei [damals] berühmten Komponisten wie Tartini, Padre Martini und J. A. Hasse und wurde wegen seiner hervorragenden Reformleistungen diesbezüglich an den Hof König Gustav III. nach Stockholm gerufen. Er schrieb Unmengen an Opern, teils auch in schwedischer Sprache, z.B. Gustav Wasa (!). Im November 1786 kehrte Naumann nach Dresden zurück, wo er auf Lebenszeit fest engagiert wurde. Neumann war, wie auch Mozart, ein Verfechter des Deutschen Nationalsingspiels. Es gab weit reichende Erörterungen, ob Friedrich Schiller als Textdichter einer solchen – geplanten – Oper in Frage kommt. Mozart wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die Opern Cora och Alonzo – aufgeführt 1782 bei der Einweihung des neuen Opernhauses zu Stockholm – und Osiride gewusst haben. Librettist der Osiride war übrigens C. Mazzolá, der später das Libretto der Clemenza di Tito von Mozart bearbeitete. Naumann ist zudem bekennender Freimaurer, hat eine Große Anzahl maurerischer Lieder und Gesänge komponiert und gilt als erster Autor einer Freimaurer-Oper überhaupt, nämlich Osiride. Das Werk gilt als Plädoyer „für die Königliche Kunst mittels der Symbolik der altägyptischen Geschichte und des Kampfes zwischen Licht und Dunkelheit, der Auseinandersetzung zwischen den Kräften des Guten und des Bösen“ [Paul Nettl, S. 104ff.].


    Aus der Stockholmer Oper Cora ist noch ein Bühnenbild erhalten geblieben, welches einen Sonnentempel darstellt.


    Naumann komponierte u. a. auch Werke für die Glasharmonika. Richard Engländer schreibt von einer phantasievollen und intensiven Pflege dieses Instrumentes, welches durch Übertreibung zeitweise zu einer nervösen Krise des Komponisten führte.



    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Mozarts "Zauberflöte" gehört zu den Opern, die unter einem miserablen (DIALOGE) Text zu leiden haben, was auch die hervorragende Komposition nicht vergessen machen kann.Was den "Papageno" angeht, so ist er kein Einfalltspinsel, wie ihn vielleicht Schikaneder sah, sondern ein naturverbundener und vor allem empfindsamer Mensch, der auch ohne Tamino sein Weg gehen würde.Ausserdem hat er Humor, den seine Mitstreiter oft vermissen lassen.Das ist mein, auf der Bühne selbst erlebter Erfahrungswert, da ich diese, oft auch musikalisch unterschätzte Partie, schon oft gesungen habe.


    Gruss Guido

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Salut, Heldenbariton,


    Du bist nicht der einzige auf dieser Welt, welcher die Meinung vertritt, dass Schikaneders Libretti kein Kunstwerk darstellen. Sieh es doch mal so: Schikaneder hat die damals übliche Wienerische Sprache benützt, um damit das „Volk“ besser zu erreichen, was ihm ja offenbar auch gelungen ist und was er wunderbar konnte. Wenn Du Dich näher damit befasst, welche möglichen und unmöglichen Quellen Schikaneder für sein Libretto der Zauberflöte verwendet und wie geschickt er sie ineinander gefügt hat (vgl. Ausführungen weiter oben), wirst Du vielleicht noch Deine Meinung ändern!? Die Zauberflöte war weder Schikaneders erstes noch sein letztes oder einziges Libretto. Er hatte sehr großen Erfolg mit all seinen Maschinenopern.


    Ich finde, die Charakterisierung der einzelnen Personen ist ihm hervorragend geglückt und mache Textstellen sind so herzlich und liebevoll – ohne kitschig zu sein -, wie Du sie in keiner anderen Oper finden wirst. Heute mag dieser Text ein wenig kindisch anmuten, aber alle Versuche bekannter und unbekannter Menschen, das Libretto auf heutige Verhältnisse und modernen Sprachgebrauch anzupassen, sind missglückt! Keine dieser „Übersetzungen“ hat sich durchgesetzt: Der Text bzw. die Originalsprache gehören einfach zur Zauberflöte dazu.


    Ich finde keineswegs, dass die Zauberflöte unter den Texten Schikaneders leidet - sie lebt davon (und natürlich von ihrer wunderbaren Musik...)


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Salut,


    Mozart schreibt den Papageno natürlich für einen Baß.


    Der verallgemeinerte Tonumfang eines Bariton beträgt F – h’, wobei F und a’/h’ die Grenzlage darstellen.


    Papagenos Tonumfang ist in


    N° 2 Aria d – d’
    N° 5 Quintetto B – d’
    N° 6 Terzetto d – d’
    N° 7 Duetto d – es’
    N° 8 Finale H – d’
    N° 12 Quintetto H – es’
    N° 20 Aria H – d’
    N° 21 Finale d – e’


    Où est-il ainsi le problème? Oder liegt Deine Betonung auf Helden... ?


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    danke für die umfassende Info. Mein Posting war lediglich ein Wortspiel (der Benutzer heldenbariton outete sich als Papageno-Interpret, und das fand ich lustig!).


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo,


    Guido meldete seinen Account 2 mal an:


    Einmal unter BASSBARITON einmal unter HELDENBARITON


    Doppelanmeldungen sind nicht zulässig, daher schaltete ich nur einen Account frei und wählte den mit besser gefallenden Nutzernamen HELDENBARITON. So ist das Ganze auch ein wenig meine Schuld


    Beste Grüße


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    es geht wirklich um keine Schuldfrage. Ich wollte lediglich eine Pointe anbringen (und wie man sieht, war sie entweder zu schlecht oder zu anspruchsvoll ;) ).


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Salut,


    Papageno ist zwar im Ergebnis ein Held, aber eben nicht als Typ; so gesehen hätte mir BassBariton besser gefallen… wo ist er eigentlich? Klar: Er singt



    Oh, wär’ ich eine Schnecken,
    so würd’ ich mich verstecken!
    Oh, wär’ ich eine Maus,
    so kröch' ich in mein Haus!


    Cordialement,
    Ulli [nach einer Ampulle Cabernet Sauvignon 2001 de Bettina und Wilfried – merci!!!]

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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