Sammelt Ihr in die Tiefe oder in die Breite ?

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Heute mag es durch teils sehr preiswerte Sammelboxen möglich sein, sehr schnell viele verschiedene Musikstücke anzuhören.


    Die finde ich mittlerweile auch sehr gefährlich zum Kennenlernen. Auch wenn ich versuche, mich zurückzunehmen, ich will aus so einer Box dann trotzdem schnell alles hören bzw. kann mich nicht für ein oder zwei Werke entscheiden, sondern höre über einen recht kurzen Zeitraum dann doch mehrere oder gar alle durch. Außerdem bin ich aufgrund des niedrigen Preises versucht, noch mehr nachzukaufen.
    Im Ergebnis war das, was ich in Boxen gekauft habe, dann auch meist das, was am längsten brauchte, um durchdrungen zu werden; und manches wartet bis heute (Bruckner z.B., und da glaube ich wirklich, dass mir eine Einzelaufnahme von einem anderen Dirigenten als Jochum weiterhelfen könnte).



    Gruß,
    Frank.

  • Johannes Roehl schrieb


    Zitat

    aber man kann sich selbst als Veteran mitunter überfordern, wenn man zu schnell viele unterschiedliche Musik kennenlernen will


    Wem sagst Du das ?
    Das Tamino Forum ist hier ja eine Erfindung des Teufels.....


    Manuel schrieb:

    Zitat

    Nicht zuletzt der Drang hier im Tamino-Forum zu noch mehr Themen posten zu können ist ein Grund, den eigenen musikalischen Horizont immer mehr zu erweitern.


    Ja- ich glaube das geht uns allen so -
    Aber man sollte es nicht übertreiben, weil man ansonst schon nach einigen Jahren die Freude am Forum und an klassischer Musik verlieren kann.....


    Ich pflichte Johannes Roehl bei, daß es nicht unbedingt notwendig ist alle interessanten Aufnahmen selbst zu besitzen.
    In meiner Jugend löste ich das Problem dadurch, daß ich mit einem Freund etwa 2 mal in der Woche - gelegentlich auch mehr - "Hörabende" veranstaltete, wobei wir ANFANGS stets darauf achteten verschiedene Interpretationen eines Werkes zu kaufen - so konnten wir vergleichen. Jeder hatte SEINE Lieblingsaufnahme gekauft , so hatten wir 2 verschiedene Aufnahmen zur Verfügung. Nach einiger Zeit passierte jedoch, was in solchen Fällen fast immer passiere (teilweise auch hier im Forum): Unser musikalischer Geschmack war "vereinheitlicht" worden - soll heissen jeder wollte stets dieselbe Aufnahme haben, die auch der andere gewählt hatte......


    Das führte in weiterer Folge dazu, daß man bestrebt war die lieb gewordenen Alternativaufnahmen des Anderen ZUSÄTZLICH zu erwerben - glücklicherweise oft Jahre oder Jahrzehnte später - was den Geldbeutel erheblich schonte.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....




  • Das ist natürlich sehr glücklich, wenn du in deinem Bekanntenkreis (und vor allem auch schon als Jugendlicher) bereits andere Klassikinteressierte hattest. Natürlich wird die Klassik in Wien eine andere - viel zentralere Rolle - spielen, als hier wo ich lebe, allerdings schätze ich sehr gleichaltrige Jugendliche, die sich auch für klassische Musik interessieren. Die Möglichkeiten, die man durch so eine Bekanntschaft hat - wie du ja auch schon eine erwähnt hattest würden mich auch sehr reizen.
    Leider gibt es so jemanden in meinem Bekanntenkreis eher nicht. Sicherlich gibt es 1-2 Freunde, die auch mal gerne "Für Elise" oder Werke von Bach hören, allerdings rührt das eher daher, da sie selber klassische Musik spielen.

    Zitat von André Glucksmann:
    Philosophieren bedeutet zuallererst, gegen die eigene Dummheit zu kämpfen.

  • Zitat

    Man sollte meine, daß ein junger Mensch bestrebt ist möglicht VIELE Werke, möglichst SCHNELL kennenzulernen.(...)


    Also bei MIR war das auch nicht so. Wenn ich eine Aufnahme ergattern konnten (in meinem Alter handelt es sich dann auch meist noch um ein Werk dass ich noch NICHT kannte) dann schaute ich zunächst ob mich das, was ich da so hörte, mich berührt.
    Mittlerweile weiß ich, dass es gewisse Stellen in der Einspielung geben muss die ich total berührend finde. Und diese Stellen müssen dann eben auch gut gespielt sein, sondern geben sie mir nix.
    Klartext: Ich suche immer die Einspielung, wo am meisten bei diesen Stellen auch meine persönliche "pointe" getroffen wurde.


    Sprich; ich sammel da auch eher in die Länge. Ich lass mich da natürlich ausreichend von Tamino beraten... :D
    Aber ein Großteil meiner Funde verdank ich einem Freund, weil dieser so ziemlich den selben Geschmack hat wie ich und darum auch nur selten daneben liegt mit den Aufnahmen. :pfeif:


    C.

  • Tja, Tiefe oder Breite? Bei mir vermutlich mehr in die Tiefe, aber man muss das erklären.


    Ich denke, mit "in die Breite" kann verschiedenes gemeint sein. Ich zähle mal einige Möglichkeiten von "breit" nach "tief" auf:


    1. Sehr viele Werke (und im Extremfall die nur in einzelnen Aufnahmen) von sehr viele unterschiedlichen Komponisten, im Extremfall aus verschiedensten Epochen, verschiedenste Musikstile, etc. ("Absolut breit")


    2. Man kann auch in die Breite sammeln, indem man nur bei wenigen Komponisten und eher innerhalb einer Epoche bleibt, aber ganz viele Werke von diesen wenigen Komponisten, möglichst auch mehrere Stilrichtungen/Genres. ("Relativ breit")


    3. Man kann (bei 2. eher als bei 1.) zusätzlich auch noch tief sammeln, also mehrere oder viele Aufnahmen von denselben Stücken.


    4. Sogar von einem (oder ganz wenigen) Komponisten nur ganz wenige Stücke, die aber in mannigfaltigen Einspielungen.


    Ich würde mich da am ehesten dem Typ 3. zuordnen, aslo relative Breite und Tiefe. Ich bin eher spezialisiert auf relativ wenige Komponisten, höre inzwischen fast ausschließlich Musik des 20. Jahrhunderts, "erobere" neues Terrain nur sehr langsam bzw. möchte es auch garnicht. Innerhalb dieses relativ engen Territoriums fühle ich mich aber recht "breit" und bei einigen, für mich herausragenden Stücken, geht es auch mal in die Tiefe.


    Dass in die Tiefe gehen hat m. E. mehr mit Sammlerleidenschaft und Perfektionismus zu tun als mit Notwendigkeit oder musikalischem Mehrwert. Und ich spreche da aus eigener Erfahrung...


    :hello: maticus

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  • Servus,


    ich sammle generell in die Breite, nicht nur aus Notwendigkeit, wie in meinem ersten Beitrag in diesem Faden erklärt, sondern vor allem aus Freude am Entdecken. Bei Dingen, die mich besonders ansprechen, gehe ich dann gezielt in die Tiefe. Aber nicht in Form von vielen Aufnahmen vom gleichen Stück, sondern ich möchte möglichst viele Facetten dessen was mich fasziniert hat kennenlernen.


    Ein Beispiel: irgendwann bin ich beim Breitenhören auf ein Orchesterwerk der Mannheimer Schule gestoßen. Ich weiß heute nicht mehr, welches das genau war. Ist auch egal. Ich war hin und weg von der Aufgewühltheit, Dramatik und Experimentierfreude dieses Stückes und wollte mehr davon hören. Also begann ich mich umzuschauen, stieß auf die "echten" Mannheimer Stamitz, Holzbauer, Filz, Richter, Cannabich. Nahm auch die "unechten" Mannheimer Wagenseil, Kraus, Beck usw. mit und liebe diesen Stil heute heiß und innig. Und meine Neugier ist noch nicht gestillt. Ich greife noch immer zu, wenn ich auf Aufnahmen von Musik dieser Herren stoße, vorausgesetzt, die Interpretation ist angemessen und versucht nicht, das Rauhe, Ungezügelte, Experimentelle dieser Musik glattzubügeln.



    Zitat

    Original von maticus
    Dass in die Tiefe gehen hat m. E. mehr mit Sammlerleidenschaft und Perfektionismus zu tun als mit Notwendigkeit oder musikalischem Mehrwert. Und ich spreche da aus eigener Erfahrung...



    Da ist was Wahres dran.


    Ich tun's dennoch leichten Herzens, weil unter vielem mit zweifelhaftem musikalischen Mehrwert doch immer wieder Glanzlichter aufscheinen. Und solche Entdeckungen entschädigen dann vollumfänglich.


    Ich habe mich bis heute mit ganz wenigen Ausnahmen von keiner auch noch so schlechten CD getrennt. Immer wenn kein Regalraum mehr frei ist, baue ich einfach ein weiteres Regal dazu. Probleme, die Regale in der Wohnung unterzubringen, hatte ich bisher keine, weil ich in den letzten Jahren recht häufig umziehen mußte und die neue Wohnung in der Regel größer war als die alte. :pfeif:



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Zitat

    Original von maticus
    2. Man kann auch in die Breite sammeln, indem man nur bei wenigen Komponisten und eher innerhalb einer Epoche bleibt, aber ganz viele Werke von diesen wenigen Komponisten, möglichst auch mehrere Stilrichtungen/Genres. ("Relativ breit")


    Für mich gilt wohl am ehesten
    2.a Man kann auch in die Breite sammeln, indem man (eher) nur bei wenigen Genres und eher im Bereich der Vokalmusik bleibt, aber ganz viele Werke von diesen wenigen Genres, möglichst auch viele verschiedene Epochen, Komponisten und Stilrichtungen. ("Relativ breit") ;)


    Liebe Grüße,
    Martin

  • Wenn ich auf meine Sammlung klassischer CDs/SACDs schaue, würde ich sagen, dass sie eher in die Breite und nachdem diese nun ziemlich ausgeschöpft ist künftig wohl nur noch in die Höhe wächst. In die Tiefe wäre natürlich auch noch eine Lösung, aber wie komme ich dann an die hinteren Regale?


    Spass beiseite. Für mich gilt sowohl als auch.


    Ein Schwerpunkt meiner Sammlung ist Beethoven. Mit der Complete Beethoven Edition sollte ich alle Werke dieses Komponisten haben. In die Tiefe geht es hier aber auch, wenn es sich um Einspielungen aller 9 Sinfonien handelt. 40 Zyklen haben sich bislang angesammelt. Die Klaviersonaten können da nicht ganz mithalten, die Zahl der Gesamteinspielungen kann ich noch an einer Hand abzählen.


    Um den Schwerpunkt Beethoven herum sammle ich Musik seiner Zeitgenossen. Die Einzigartigkeit von Komponisten lässt sich manchmal besser begreifen, wenn man hört, was denn der Rest in dieser Zeit von sich gegeben hat. Andererseits fragt man sich hin und wieder auch, warum dieses oder jenes unbedingt der Vergessenheit anheim fallen musste. Chandos liefert für diesen Sammelschwerpunkt mit seiner Reihe Contemporaries of Mozart von Chandos einen enormen Beitrag, wobei ich die Reihe allerdings als Contemporaries of Beethoven uminterpretiere.


    Ein weiterer Schwerpunkt meiner Sammlung liegt bei der Sinfonik. Nicht, dass ich wie früher in jungen Jahren noch glaube, jemals alle sinfonischen Werke in einer Einspielung besitzen zu können. Aber aus den monatlichen Angeboten von JPC sind es doch eher die sinfonischen oder anderen orchestralen Werke, die den Weg in meine Sammlung finden.


    Desweiteren finden Einspielungen von bestimmten Interpreten in meine Sammlungen: Solti, Concerto Köln, Il Giardino Armonico, Cleveland Quartet, Trio Fontenay, Cecilia Bartoli.


    Und zuguterletzt muss ich gestehen: ich bin ein Serien-Täter. Ich hasse es, Dinge unvollständig zu besitzen. Danke, Hyperion, für The Romantic Piano/Violin/Cello Concerto und für die Hyperion Schubert Edition und für Liszt: The complete music for solo piano. Danke, Chandos, für Contemporaries of Mozart. Danke, EMI, für Great Conductors of the 20th Century. Danke, Universal Classics, für Original Masters.


    Soweit zu den Sammlungen. Für den Rest im Regal sind meine Neugier, Angebote von JPC und Beiträge im Tamino-Forum verantwortlich.

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Hallo!


    Zitat

    Original von maticus
    1. Sehr viele Werke (und im Extremfall die nur in einzelnen Aufnahmen) von sehr viele unterschiedlichen Komponisten, im Extremfall aus verschiedensten Epochen, verschiedenste Musikstile, etc. ("Absolut breit")


    Ich bin dann wohl ein Typ-1-Sammler (durch Tamino geworden).
    Mich interessiert vom Mittelalter bis zur Moderne prinzipiell alles und in jeder Musikgattung.
    Mehr als fünf Aufnahmen zu dem selben Werk halte ich für nicht notwendig und mehr als zwei Aufnahmen ohnehin nur angebracht bei für mich wichtigen Werken, die ich regelmäßig hören möchte.


    Mein CD-Regal ist nun allerdings voll, und ich will kein weiteres anschaffen.
    Mal sehen, ob das Napster-Abonnement das Problem löst.


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Oben schrieb ich:


    "Ich sammle in beide Richtungen. Bei manchem Repertoire reichen mir 1-3 Einspielungen, bei manchen werden es irgendwie immer mehr. Allzuviele versuche ich aber zu vermeiden (mehr als 10 finde ich eigentlich übertrieben, was nicht heißt, dass es [nicht] vorkommt)
    Und ich habe ja auch schon mal eingeräumt, dass ich auch "enzyklopädisch" kaufe und Dinge im Regel stehen, die ich noch nie gehört habe."


    Ich bin damit eher Typ-1, allerdings mit einigen deutlichen Vertiefungen bei ausgewählten Komponisten. Es käme mir (monentan) nicht in den Sinn, mehr als zwei bis drei Versionen von Dvoraks 8. oder mehr als eine einer Puccini-Oper (da behalte ich die eine oft aus eher "enzyklopädischen" Gründen) anzuschaffen. Hauptsächlich bei Beethoven, teils auch bei Bach, Mozart, Haydn, Händel, Schubert, Mahler sieht das aber anders aus. Hier sind manchmal Alternativaufnahmen von ca. 5 bis zum niedrigen zweistelligen Bereich vorhanden. Ich versuche das aber zu begrenzen, weil ich letztlich dann noch nicht alles hören kann. Es besteht natürlich die Gefahr, daß mehr Komponisten in den "tiefen" Bereich rutschen...


    hauptsächliche Gründe für mehr als zwei oder drei Einspielungen sind bei mir:


    - mit keiner wirklich zufrieden, oft bei Opern/Oratorien mit einigen schwachen resp. herausragenden Sängern der Fall (manchmal aber auch anderswo)


    - Interpret interessant beinahe unabhängig vom Repertoire. Ich strebe allerdings bei keinem Interpreten nach einer vollständigen Diskographie oder kaufe fast alles. Aber ich besitze eine sonst nicht zu rechtfertigende Zahl von Tschaikowsky 4. u. 5. oder einigen Strauss'schen sinf. Dichtungen u.a. deswegen und dem übernächsten Punkt. Ebenso kaufe ich selten (aber manchmal schon) "Klassiker der Schallplattengeschichte" einzig aufgrund dieses Status.


    - Werk interessiert mich so sehr, daß mich Rezeptionsgeschichte (hist. Aufnahmen) oder überhaupt viele alternative Zugänge reizen.


    - ungewollte Dopplung durch Kopplung oder Sammelbox (so komme ich zu drei oder gar mehr Einspielungen von Rachmaninoffs 2. Konzert...)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich arbeite noch an der Breite, denn meine Sammlung ist derzeit leider herzlich klein....
    Es gibt aber auch die ein oder anderen Komponisten/ Interpreten, von denen man dann bemüht ist, alles zu erwerben.... Jacqueline du Pré z.B., allerdings gibt es ja jetzt ihre gesamten Einspielungen in so einer tollen Box, da ist das Sammeln dann hinfällig .... :rolleyes:

    "Ja! Ich weiß woher ich stamme!
    Ungesättigt gleich der Flamme
    glühe und verzehr' ich mich.
    Licht wird alles, was ich fasse,
    Kohle alles, was ich lasse:
    Flamme bin ich sicherlich!"
    (F. Nietzsche)

    Einmal editiert, zuletzt von Cassiopeia ()

  • Die Ausgangsfrage zu beantworten fällt mir schwer, denn als "Klassiksammler" würde ich mich nicht unbedingt bezeichnen. Interessant finde ich allerdings die Diskussion, wie man ein Musikstück am gründlichsten kennenlernt. Und da ist der Interpretationsvergleich in meinen Augen höchstens das Tüpfelchen auf dem "i".


    Wichtiger und grundlegender finde ich:
    - Wenn irgend möglich: Partitur mitlesen
    - Wenn immer noch interessant: Analyse dazu suchen und lesen
    - Wenn darüber hinaus derzeit zentrales Beschäftigungsthema: eigene Analyse machen.


    So lerne ich zumindest Werke kennen... und Johannes Roehl scheint ähnlich zu denken:

    Zitat

    Und ich halte den Erkenntnisgewinn durch alternative Aufnahmen für weit überschätzt. Er besteht wohl schon, ebenso macht es gewiß Spaß zu vergleichen usw. Aber er ist marginal gegenüber der Beschäftigung mit Kommentaren, Literatur oder am besten der Partitur.


    Wenn ich ein Werk sehr gut kenne, dann beginnt irgendwann auch mein Interesse an alternativen Interpretationen, aber um deren Nuancen in ihrer Bedeutung einschätzen zu können, bedarf es in meinen Augen schon einer profunden Durchdringung des Werkes.


    Tharon.

  • Hallo,


    nun eigentlich wurde alles schon gesagt, aber man gibt ja gerne seinen
    Senf dazu ;)


    Meine Sammlung geht auch hauptsächlich in die Breite, da ich einen gewissen Überblick über die Musikgeschichte haben möchte und bei der Lektüre zu einem Werk gerne die Möglichkeit habe, mir z.B. Vorgänger oder Nachfolger des Werkes, auf die dort hingewiesen wurde, anzuhören. Aber da fehlen mir natürlich noch viele Werke und allzu enzyklopädisch sehe ich das nicht! Mein Anspruch, in die Breite zu sammeln, bezieht sich auch im Wesentlichen auf sinfonische Musik. Daneben interessiere ich mich auch für geistliche Chormusik und in den letzten Jahren zunehmend für Kammermusik, von der ich inzwischen auch ein immer breiteres Repertoire besitze. Meine Libelingsepochen: Barock, Vorklassik und Klassik sind gut vertreten, auch die Romantik in ihren Hauptwerken, im 20. Jahrhundert beschränke ich mich auf einige Komponisten, die ich schätze und oft nur auf Einzelwerke.
    In die Tiefe sammeln bedeutet für mich Folgendes: Wie viele andere von euch habe ich auch einen Schwerpunkt bei Instrumenten, in meinem Fall sind es -wiederum vorwiegend sinfonische- Werke für Holzbläser und Violine, da sammle ich auch mehrere Aufnahmen eines Werkes mit unterschiedlichen Interpreten.
    Opern mag ich nicht besonders gerne :untertauch:, deshalb habe ich da bis auf Mozart nur so einige mehr pflichtbetont gesammelte Aufnahmen.


    Grüße


    tukan

  • nachdem jede Sammlung ja den Charakter des Sammlers verrät, gibt es sicher keine ideale Sammlung. Meine Sammlung sucht eher die Breite - die Interpretation tritt zuerst einmal in den Hintergrund, solange ich nicht wirklich unzufrieden mit einer Aufnahme bin. Erst wenn ein Werk mich besonders anspricht beginnt die Suche nach der besten Einspielung. Dazu ist aber intensives Hören erforderlich und die Breite der Sammlung hindert mich daran - wenn man sich durch Gesamtausgaben durchhören will, hat man keine Zeit dafür. Trotzdem habe ich von einzelnen Werken dann auch einmal mehrere Aufnahmen. Ohne die Breite und zugegeben Oberflächlichkeit, gäbe es bei mir aber auch keine Tiefe, die resultiert erst aus den Entdeckungen im ausgebreiteten Chaos meiner Sammlung.

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt.


    Arnold Schönberg

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  • Ich sammle mittlerweile nur mehr in die Tiefe, soll heißen: Meine heißgeliebten Wagner-Opern Tristan, Ring, Parsifal möchte ich in den verschiedensten Aufnahmen und Sängern erleben und auch per DVD sehen. So habe ich mittlerweile alleine 10 Tristans auf DVD :stumm:
    Da ich aber am Anfang meiner Opernleidenschaft in die Breite gesammelt habe, finden sich von Lulu bis Anna Bolena alle möglichen Opern in meiner Sammlung, die ich zur Abwechslung auch sehr gerne höre. Man isst ja auch nicht jeden Tag das gleiche...aber kaufen tu ich nur mehr Richard :jubel:

  • Hallo,


    ich sammle auch eher in die Breite, ich möchte so viel wie möglich kennenlernen, (Kammermusik, Haydn, Ries, Schostakovich, Taneyev, etwas moderne wie Saygun, Alfvén usw), und dann von diesen Komponisten viele andere Werke kennenzulernen. Es wäre traurig wenn ich nie die Rosenkranzsonaten von Biber, Symphonien von Ries, Haydns Streichquartette und Klaviersonaten, und die Klavierkonzerte von Ahmed Saygun kennengelernt hätte.


    Bei der Oper reicht mir schon eine gute Aufnahme wobei ich es mir mit der Suche dann nicht leicht mache. Dann stöbere ich doch lange bei Tamino herum bis ich meiner Meinung die Richtige gefunden habe.


    Andererseits sammle ich auch in die Tiefe. Verschiedene Werke sind einfach zuviel interessant um sie nur einmal zu Besitzen. Das geht bei mir über Symphonien von Beethoven, Brahms, Bruckner (Spitzenreiter), Schubert sowie Klavierkonzerte, von Brahms, Rachmaninov, Beethoven um nicht noch die Kammermusik, sowie Klavierwerke, Cellosuiten von Bach und und und zu vergessen, die ich mehrmals besitze.


    Seit ich bei Tamino bin ich mit meiner Sammelsucht wieder rückfällig geworden, und merke daß ich in beide Richtungen tätig bin.


    gruß
    roman

  • Tja, das ist ein großes Problem :D...


    Ich besitze momentan etwa 140 Scheiben (also Scheiben, nicht Hüllen). Öfters nehme ich mir vor: "Jetzt mal Richard Strauss!", "Järvis Beethoven zu Ende!", "Mal was Modernes!", "Noch den Rest von Verdi!", "Den 'Barbiere' brauch ich auch noch..."


    Blöderweise hab ich von vielen (auch zentralen) Werken noch gar keine Aufnahme :O.



    P.S.: Mir fehlen noch zwei Don Giovannis... :D:D

  • Ich bin momentan vor allem in die Breite unterwegs. Da gibt es so viel zu entdecken!!


    Roman: Hey - noch jemand, der Saygun für sich entdeckt hat!


    Ich habe mal einen türkischen Kollegen gefragt, ob er seinen 'Nationalkomponisten' kenne. Wen, hat er gefragt? Ich meinte, wo er denn zur Schule gegangen sei. In Düren, kam die postwendende Antwort. Der Mann ist entschuldigt. :D Aber die Reihe von CPO ist eine echte Entdeckung...


    Ich glaube, die Stücke, von denen ich mehr als eine Aufnahme besitze, kann man an einer Hand abzählen. Meistens suche ich mir meine Lieblingsaufnahme raus und verkaufe die anderen. Mein Regal platzt doch jetzt schon aus allen Nähten...

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich habe diesen Thread wieder ausgegraben [...].
    In Erinnerung gerufen wurde er mir durch den Vorstellungsthread unseres neuesten Mitglieds "Basti", der sich mehr oder weniger als Sammler in die Tiefe geoutet hat - und das in ganz jungen Jahren.


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred


    Nur mal aus Verständnis... beziehst du dich da auf diese Passage:


    Zitat

    Original von mir
    Seit etwa einem Jahr beschäftige ich mich wieder vermehrt mit Gesang und erhalte seit kurzem auch selbst Unterricht darin. Auch meine CD-Sammlung wird immer größer, seit neuestem umfasst sie ca. 135 Scheiben, der dritte Don Giovanni und die zweite Walküre sind gekauft. Sehr gern beschäftige ich vor allem mit den großen Sängern der Vergangenheit, vor allem Baritonen und Bässen (Alexander Kipnis, Leonard Warren, Schaljapin etc.).


    ?


    Wenn ja: Diesen Subtext habe ich noch nicht erkannt.
    Aber: Sag mir bitte mal, was du da genau meintest.


    :hello:

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  • Obwohl ich durchaus von einigen Werken bereits mehr als eine Aufnahme besitze (was oft mit bestimmten Interpreten zusammenhängt, seltener wegen allgemeinem Interesse), sammle ich zurzeit definitiv in die Breite. Ist denke ich auch leicht zu erklären, weil ich noch nicht so lange dabei bin und deswegen noch viel kennenzulernen habe, ehe ich mich auf die sechste oder siebte Version irgendeines Werkes stürze...letztlich sammle ich aber so gesehen gar nicht, ich trage zusammen, etwas gefällt mir, deswegen behalte ich es, wenn nicht, werde ich es irgendwie los. Ich kaufe nicht um meinen Bestand zu vergrößern, ich kaufe, weil mich etwas interessiert und dann hoffentlich auch noch gefällt. Deswegen denke ich auch nicht daran Lücken zu schließen, die ich definitiv habe...wenn ich nie im Leben dieses oder jenes Stück habe, weil es mich nie interessiert, dann ist mir das ziemlich gleich. Auch die Epoche ist mir da total gleichgültig oder die Gattung.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • So wie Schallundwahn sehe ich es auch ganz ähnlich. Ab und zu geht es in die Breite, bei mir vor allem bei Bruckner und wenn mir hier Forumskumpel klarmachen, dass ich die falsche Aufnahme habe. Aber eigentlich will ich immer nur die eine richtige Aufnahme haben. - Und gerade hat mir Teleton (schon wieder einmal!!!) sehr deutlich gemacht, dass ich die falsche Box gekauft habe und schon geht es wieder in die Breite. Ich kann da also nichts dafür!

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Es gibt verschiedene Beweggründe, wie man sich mit Musik beschäftigt.


    Man besucht Konzerte und Aufführungen.

    Man spielt ein Instrument für sich oder einer Gruppe oder Orchester. Man singt in einem Chor

    Man schafft sich Tonträger eines Bereiches an, weil das Herz für eine bestimmte Sparte schlägt.

    Man ersteht Aufnahmen über alle Epochen oder nur einer Epoche.

    Man liest sich in ein Thema ein.

    Man beschäftigt sich mit den Interpretationen zu einem Werk oder einem Komponisten.

    Ein Instrument findet besondere Beachtung.

    In der Beschäftigung wächst das interesse für andere musikalische Bereiche.

    Man erhält Anregungen, vielleicht auch im Forum, in das man sich vertiefen möchte.


    Das Tamino-Forum ist ein Abbild dieser Beschäftigung mit musikalischen Themen. Und die sind sehr vielfältig.


    * * *


    Ich bin ein Sammler und musizierender Laie als Instrumentalist und Chor-Sänger.


    Tonträger sammle ich in die Breite und Tiefe, weil mich verschiedene Sparten und Musiker interessieren. Jeden Tonträger habe ich gehört, auch diejenigen der Monsterboxen. Das braucht Disziplin und Durchhaltevermögen. ;)

    Über die Musikgeschichte betrachtet, sind die wichtigsten Werke vertreten, bei vollem Bewusstsein nie die ganze Bandbreite je überblicken zu können.

    Ich habe Schwerpunkte. Einzelne Komponisten verehre ich sehr: Bach, Schubert, Mozart, Tschaikowsky, Schostakowitsch. :hail:

    Von einzelnen Interpreten steht jede Veröffentlichung im Regal, der ich habhaft werden konnte. So ist es bei den King's Singers, dem Sänger Dietrich Fischer Dieskau oder den Pianisten Svjatoslaw Richter, Paul Badura Skoda, Keith Jarrett.

    Auch für gewisse Sparten wie Streichquartette, Harmoniemusik, A Capella Chöre, Liedgesang, Gitarren- und Lautenmusik, um nur einige zu nennen, schlägt mein Herz. <3 Da ist mein Anspruch hoch, möglichst viele Werke zu kennen.

    Bei einzelnen Werken oder Werkgruppen möchte ich verschiedene Interpretationen vergleichen können. Die schubertsche Winterreise zähle ich dazu.

    Da ich verschiedene Instrumente spiele, sammle ich auch Partituren, um die Werke spielen zu können. Da setzen meine spieltechnischen Möglichkeiten gewisse Grenzen.

    Wenn ich mit Freunden musiziere, bestimmen wir zuvor, welche Werke wir zusammen spielen möchten. Übungszeit im Kämmerlein gehört dazu. Die Werke, die ich für mich übe, wähle ich nach einem gewissen Anspruch. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, alle Oboenstimmen der Bach-Kantaten zu spielen. Das hat mich ein Jahr lang beschäftigt. Die Klarinettenwerke Mozarts gefallen mir sehr. Ich habe für mich Klarinette erlernt und die Partituren angeschafft. Mittlerweile beherrsche ich sie.

    Im Chor wird das gesungen, was die Musikkommission zusammen mit dem Dirigenten ausgewählt hat. Da füge ich mich.

    Blinde Flecken habe ich auch: Opernaufnahmen finden sich in meiner Sammlung auch, sie machen aber einen geringen Prozentsatz meiner Sammlung aus. ich sammle sie nicht gezielt und besuche keine Opernaufführungen. Ich kann mich daher nicht an der Diskussion über das Regie-Theater im Forum beteiligen. :pfeif:

    Weil meine Neugierde hoch ist, erweitert sich mein musikalischer Horizont laufend. Da ist das Tamino Forum nicht unschuldig.

    Gegenwärtig höre ich keine Musik und lese und schreibe üver sie.


    Jetzt bin ich gespannt, wie ihr euch mit Musik beschäftigt und wo eure Interessen liegen. 8)


    Es grüsst die Tamino-Mitglieder


    moderato

    .

    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören ist keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Ein schöner Thread! Derzeit, und durchaus inspiriert von Beiträgen der Taminos, erschließe ich mir Musik sowohl tief als auch breit. Da ich seit einiger Zeit von Jean Sibelius und seinem Werk fasziniert bin, „arbeite“ ich mich durch Bücher, Magazine, Konzerte und Aufnahmen, wobei nach den Sinfonien und Tondichtungen immer mehr Nebenwerke den Weg zu mir finden. Ein Beispiel also für tiefes Erschließen.


    In der Breite geht es derzeit bei einem anderen Steckenpferd, der englischen Musik des 19. und 20. Jahrhunderts: Holst, Vaughan Williams, Stanford, Ireland, Bantock, Moeran etc. Da erschließen sich dann immer neue Welten und Namen.


    Herzliche Grüße

    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Es wechselt.


    1. Tief (für meine Verhältnisse): Beethoven Klaviersonaten, Alkan Klaviermusik, Busoni Klaviermusik


    vielleicht noch ein paar einzelne Dinge ...


    2. Breit: Interesse an moderner Musik (zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts und beginnendes 21.) In letzter Zeit wesentlich durch das Forum angeregt noch Violine solo, Violinsonaten und Klarinettenmusik .....

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  • Lieber moderato, es hat mir sehr gefallen, was du über die Tiefe schreibst. Bei der Breite bin ich anderer Meinung. Sehe ich das recht, dass die Grenze bei dir nach hinten bei Bach liegt. Für mich ist das die Grenze nach vorne (nicht wirklich, aber im Moment). Das hier ist nur ein erster kurzer Text, aber dein Thema hat mich angeregt, mehr zu schreiben. das muss ich aber noch durchdenken.

    Auch das Programm von hasiewicz ist interessant. Hier unterscheide ich mich darin, dass ich kaum Literatur über Musik lese, außer hier im Forum, wo sie in gut verträglichen Portionen dargeboten wird. Mein Grundsatz ist der, dass die Lektüre mir die Zeit raubt, die dort behandelte Musik zu hören. Das gleiche Prinzip habe ich bei der Literatur. Mein Vater war Bibliothekar mit 5.000 Büchern, da habe ich schon als Kind und als Jugendlicher Unmengen gelesen. Es war auch Sekundärliteratur dabei, etwa Benno von Wiese u.a. Da hat sich bei mir der Eindruck verfestigt, diese Zeit besser in die Originale zu stecken, eine Einsicht, die mich vom Studium der Germanistik abgebracht hat. Im Englischen war ich sehr fleißig, denn das hat mir eine Literatur erschlossen, die mich bis heute begeistert.

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Lieber Dr. Pingel


    Meine Sammlung und Interessen sind sehr breit aufgefächert. Die Grenze liegt weit vor Bach, beginnt bei vertonter Edda-Dichtung aus Island, Beginn der Notation, Gregorianik, Perotin und reicht bis ins Zeitgenössische.


    LG moderato

    .

    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören ist keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Einzelne Komponisten verehre ich sehr: Bach, Schubert, Mozart, Tschaikowsky, Schostakowitsch. :hail:

    Das sähe bei mir etwa so aus


    Bach, Mozart, Beethoven, Mendelssohn (Geschwisterpaar), Busoni, Bartók, Feldman, Cage


    Bei Schubert bin ich noch auf Entdeckung, da kannte ich bisher viel zu wenig ... Schostakowitschs Musik (Streichquartette und Klaviermusik) mag ich auch sehr Es kommen noch hinzu Komponisten wie Ustwolskaja, Rihm und mittlerweile auch ein Tristan Murail oder eine Kaija Saariaho ... (kommt Zeit, kommt Verständnis :))


    Auch für gewisse Sparten wie Streichquartette, Harmoniemusik, A Capella Chöre, Liedgesang, Gitarren- und Lautenmusik, um nur einige zu nennen, schlägt mein Herz. <3 Da ist mein Anspruch hoch, möglichst viele Werke zu kennen.

    Bei mir ist das Klaviermusik und dort vor allem Klavier solo (das macht wahrscheinlich immer noch über 50% meiner Sammlung aus) Dann Streichquartette und danach Klavierquartette und Trios oder Cello (auch solo viel) ... Recht neu sind jetzt Versuche in Richtung Violine und Violinsonate ... Da stehe ich, von den Klassikern abgesehen doch noch sehr am Anfang.

    Weil meine Neugierde hoch ist, erweitert sich mein musikalischer Horizont laufend. Da ist das Tamino Forum nicht unschuldig.

    Das kann ich zu 100% unterschreiben.