Dem Lieben Gott - Anton Bruckner: Sinfonie Nr 9 in Referenzaufnahmen

  • Marthé-Finale



    Vor 15 Jahren war es der große Aufreger, nicht nur in der Bruckner-Welt, sondern auch hier im Forum, wovon mehrere mittlerweile gesperrte Threads künden. Daher muss ich mich auch im allgemeinen Thema zu Bruckners Neunter dazu äußern. Gemeint ist der streitbare Rekonstruktionsversuch des Finales der letzten Bruckner-Symphonie durch Peter Jan Marthé. Es hat diesem, soweit ich das richtig verinnerlicht habe, die Stimme Anton Bruckners selbst dabei die Hand geführt (sic). Es gab 2006 eine groß angelegte Diskussion im Vergleich zur wissenschaftlich fundierten und seriösen Finalkonstruktion durch Samale-Mazzuca-Phillips-Cohrs, die seit einer letzten Revision im Jahre 2011 nun endgültig (?) vorliegt. Damals wurde noch heftig diskutiert, was sich dereinst durchsetzen könnte.

    Anderthalb Jahrzehnte später scheint die Frage geklärt. Entgegen der damaligen pessimistischen Sicht hat sich durchaus ein Dirigent von Weltrang, niemand Geringerer als Sir Simon Rattle, der SMPC-Fassung angenommen und diese dadurch gewissermaßen geadelt. 2012 erschien die mittlerweile hinsichtlich des Finalsatzes wohl zur Referenz gewordene EMI-Einspielung Rattles mit den Berliner Philharmonikern. Unermüdlich setzt sich Rattle für die viersätzige Version in dieser Fassung ein und führt sie immer wieder auf, so auch bereits in Wien.


    Und Marthé? Um diesen wurde es seither still. jpc listet die Einspielung gar nicht mehr. Seinerzeit gab sich sogar das renommierte Label Preiser für die Veröffentlichung her. Hat man das zwischenzeitlich bereut? Die unfreiwillig komische Cover-Gestaltung sorgte bereits 2006 für viel Häme und Spott.


    Aber zur Musik. Heute habe ich mir den 30-minütigen Finalsatz nach langem mal komplett gegönnt. Zu den ersten drei Sätzen nur soviel: Wenn man schon solch langsame Tempi wählt, dann bedarf es halt auch der Befähigung, diese mit Leben zu füllen. Da scheint der Celibidache-Schüler vom Meister nicht allzu viel mitbekommen zu haben. Aber vermutlich wird auch kaum jemand die Aufnahme wegen der drei altbekannten Sätze gekauft haben. Das Finale hat mich durchaus amüsiert. Dass es eine Phantasie (oder böser gesagt: Parodie) auf Anton Bruckner ist, erkennt man ohne Frage. Spätestens seit Vorliegen der mir im Finalsatz vorzüglich erscheinenden Rattle-Alternative dürfte diese Version aber obsolet sein. Kein Mensch scheint sich mehr mit ihr zu beschäftigen. Zumindest habe ich seit Jahren kein Sterbenswörtchen dazu gelesen. Von der Fachwelt wurde es von Anfang an belächelt, aber auch bei den Laien scheint das Thema durch zu sein. Ein Nachahmer fand sich auch nicht. Mir wäre zumindest keine weitere Aufnahme dieser Phantasie bekannt. Die Zeit ist darüber hinweggegangen. Viel Lärm um nichts also.

    Was mich interessieren würde: Wie stehen denn Mitglieder des Forums, die sich schon vor 15 Jahren dazu äußerten, heute zu dem Marthé-Finale? Es gab damals ja durchaus auch positive Stimmen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Bruckner 9 mit Marthe und der Bruckner-Fantasie als 4.Satz

    Was mich interessieren würde: Wie stehen denn Mitglieder des Forums, die sich schon vor 15 Jahren dazu äußerten, heute zu dem Marthé-Finale? Es gab damals ja durchaus auch positive Stimmen.

    Der eigentliche Thread wurde wegen zu deutlicher Worte eines Mitgliedes damals geschlossen ...

    Ich hatte die Preiser- CD von einem Bruckner - Freund (damals aus Bonn) und ehemaliges Mitglied bekommen.


    Nur soviel dazu:

    ;) Noch zu einer Zeit vor gefühlt 10Jahren, als man für solche CDs noch Abnehmer finden konnte, die auch Geld dafür bezahlen, habe ich diese bei EBAY verkaufen können. Auch die Preiser-Doppel-CD der Sinfonie Nr.3, die wegen der unglaublichen Länge auch auf 2 CDs untergebracht war, wurde wenig später auf gleiche Weise "hochkantig" eliminert.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bruckner 9 mit Bruno Walter

    Zum Wochenende habe ich diese sehr schöne Bruckner-Aufnahme der Sinfonie Nr.9 mit Bruno Walter erhalten.

    Klangtechnisch ist gegen das ausgezeichnete SBM-Remastering 20Bit meiner CD-Ausgabe aus dem Jahre 1996 nichts auszusetzen. So klar und fein hört man Aufnahmen von 1959 selten.


    Bruno Walters Interpretation gefällt mir ausgezeichnet, so wie er die Musik atmen lässt und fantastische Spannungsbogen erzeugt, bei dem alle Ecken und Kanten ausgespielt werden. Das geht ganz weit über die Rattle-Aufnahme (EMI) hinaus, die auf mich dagegen eintönig wirkte und somit nur für die wichtige Zugabe, dem SMPC-4-Satz von Interesse ist !

    Ja, die Pauken im herrlichen 2.Satz Scherzo klingen bei Walter sehr präsent und präzise. Man kann die Felle quasi "schwingen sehen". Aber das diese nun so furchtbar "furchteinflösend" sind, wie Josef schreibt, kann ich nicht feststellen. ;)^^ Da muss man bei mir schon mehr Briketts auflegen. Ich finde Soltis Neunte (Decca) dahingehend noch eindrucksvoller.

    Bernstein (DG) und auch Karajan (DG) lassen insgesamt doch noch mehr ausuferndes "Drama" zu.

    Vom Tempo her ist Bruno Walter auf der sehr angenehmen Seite, da nichts verschleppt wird: 23:51 - 11:29 - 23:16

    Fazit: Hörspass erster Klasse !


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    SONY, 1959, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Marthé-Finale


    Was mich interessieren würde: Wie stehen denn Mitglieder des Forums, die sich schon vor 15 Jahren dazu äußerten, heute zu dem Marthé-Finale? Es gab damals ja durchaus auch positive Stimmen.

    Ich habe seinerzeit diese CD für wenig Geld bei Ebay gekauft. Marthé hat damals ja sogar hier im Forum geschrieben, wenn ich mich richtig erinnere. Vielleicht war es ja sogar die, die Wolfgang Teleton auf diesem Wege veräußert hat. Wer weiß.


    Ich habe sie mehrere Male gehört. Ich muss aber gestehen, dass ich daran absolut keine Erinnerung mehr habe. Ich habe sie dann, glaube ich, verschenkt oder bei Momox wieder auf den Weg gebracht.


    Dann kam Rattle. In die fachliche Diskussion habe ich auch hineingeschaut. Aber ich bin nur Musikhörer. Konsument!

    Genauso wie bei einem Wein interessiert mich nicht, wenn ein Wein mir bei normal geschultem Geschmack gut schmeckt, und mir wird von Fachleuten erklärt, dass das nicht sein darf.


    Ich kann nicht beurteilen, inwieweit der von Rattle aufgeführte Rekonstruktionsversuch realistisch ist. Aber es ist einfach phantastische Musik. Das ist ja auch schon etwas.


    Marthé hat mich irgendwie nicht erreicht. Aber ich habe, ehrlich gesagt, sogar vergessen, warum das so war.


    Vielen Dank für den Hinweis auf Bruno Walters Einspielung der Neunten. Die merke ich mir. Das hört sich so an, als könnte es mich interessieren, obwohl man ja schon die eine oder andere Neunte hat.


    Beste Grüße von der kalten Küste sendet Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Wie sieht man heute eigentlich die Aufnahmen von Schuricht der 9ten (auch der 8ten)? Immer noch ein Muss, oder mittlerweile angesichts der vielen anderen Aufnahmen nicht mehr kanonisch?


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Mir liegen einige von Schurichts Bruckner-Einspielungen seit geraumer Zeit vor. Bewusst gehört habe ich wohl nur die Fünfte. Gerade legte ich das Adagio der Siebenten mit dem Residentie Orkest Den Haag auf. Es trifft wohl zu, was schon häufiger geschrieben wird: Das ist ein Zugang ohne Weihrauchschwaden. Diesen berühmten langsamen Satz aus der Nr. 7 nimmt Schuricht z. B. in gerade einmal 18:29. Man findet nicht leicht einen Dirigenten, der das genauso flott spielen ließ, zumal damals. Unprätentiös, aber keineswegs belanglos. Insofern ein analytischer, ziemlich "moderner" Zugriff, der an Rosbaud und vielleicht auch Wand erinnert. Schuricht bedient sich indes der Edition von Albert Gutmann, die als überholt angesehen wird. Zum Zeitpunkt der Einspielung (1964) hätte Nowaks Edition seit zehn und Haas' Edition gar seit 20 Jahren vorgelegen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wie sieht man heute eigentlich die Aufnahmen von Schuricht der 9ten (auch der 8ten)? Immer noch ein Muss, oder mittlerweile angesichts der vielen anderen Aufnahmen nicht mehr kanonisch?


    Herzliche Grüße


    Christian


    Lieber Christian,


    ich nehme Deine Frage zum Anlass, mich nach langer Zeit mal wieder mit dieser Doppel-CD zu beschäftigen:



    Auch in dieser (mir ebenfalls vorliegenden) Box erhältlich:



    Zur 8. Sinfonie kann ich lediglich anmerken, dass Carl Schuricht grundsätzlich die Nowak-Fassung spielte, diese aber im Finale um einige Takte kürzte oder in einigen Passagen durch Noten aus der Haas-Fassung ersetzte. In wieweit sich das deutlich hörbar auf die Sinfonie auswirkt oder wie mir die Aufnahme gefiel, kann ich aus dem Gedächtnis leider nicht sagen.


    Die 9. Sinfonie hat auch nach fast 60 Jahren (aufgenommen 20.-22.11.1961) nichts von ihrem "Ausnahmerang" verloren. Besonders das Adagio (mit 20:17 sehr flott gespielt) lässt durch die komplett unsentimentale, fast aggressive (zu Beginn des Satzes) Herangehensweise aufhorchen.


    Näheres, wenn ich beide Aufnahmen gehört habe...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Lieber Norbert,


    ich habe heute via Apple Music hineingehört, und hatte den Eindruck einer zum Teil fast kammermusikalischen Schlankheit, was aber keineswegs seltsam wirkte. Vielleicht wieder einmal ein Zeichen, dass viele Wege nach Rom bzw. zum Olymp führen. Ich bin gespannt auf deine erneuten Höreindrücke!


    herzliche Grüße

    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Die 3. und 9. unter Schuricht habe ich schon lange auf CD und immer hoch geschätzt; ich habe inzwischen auch die 5. (Wien live DG) und die 8. (EMI) , aber die habe ich höchstens je einmal gehört und keine Erinnerung dran, weil Bruckner nicht mehr so im Mittelpunkt meines Interesses steht.

    Es gab allerdings in den 1950ern wesentlich mehr "flotte" Bruckner-Dirigenten. Außer Schuricht zB Van Beinum oder Andreae. So langsam wie Celi oder der späte Giulini war damals wohl niemand.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zur 8. Sinfonie kann ich lediglich anmerken, dass Carl Schuricht grundsätzlich die Nowak-Fassung spielte, diese aber im Finale um einige Takte kürzte oder in einigen Passagen durch Noten aus der Haas-Fassung ersetzte. In wieweit sich das deutlich hörbar auf die Sinfonie auswirkt oder wie mir die Aufnahme gefiel, kann ich aus dem Gedächtnis leider nicht sagen.


    Die 9. Sinfonie hat auch nach fast 60 Jahren (aufgenommen 20.-22.11.1961) nichts von ihrem "Ausnahmerang" verloren. Besonders das Adagio (mit 20:17 sehr flott gespielt) lässt durch die komplett unsentimentale, fast aggressive (zu Beginn des Satzes) Herangehensweise aufhorchen.


    Näheres, wenn ich beide Aufnahmen gehört habe...


    Nachdem ich mir beide Aufnahmen zweimal angehört habe, komme ich zu dem Schluss: Die 8. Sinfonie kann man gerne besitzen, die 9. Sinfonie sollte man auf jeden Fall besitzen.


    Zur 8.: Die von mir oben erwähnten Kürzungen und Vermischungen von Haas und Nowak scheinen mir gängige Praxis bei Carl Schuricht gewesen zu sein, die aber in der vorliegenden Aufnahme nicht zum Tragen gekommen sind. Im Beiheft ist zu lesen, "In der vorliegenden Einspielung der Achten folgte er der Ausgabe der 1890-er Fassung von Leopold Nowak, zugegebenermaßen mit Bedenken."


    Im ersten Satz ist auffällig, dass Carl Schuricht eine gewisse Flexibilität im Tempo bevorzugte, die allerdings nicht störend wirkten, im Gegenteil, gut gemachte Rubati empfinde ich als durchaus hörenswert, weil sie einzelne Satzstellen neu betonen und ihnen ein anderes Gewicht verleihen.

    Schuricht wusste, was er dirigiert und was er vermitteln wollte. Die recht zügigen Tempi (15.40, 14.03, 21.47 und 19.45) lassen keine falsche Gemütlichkeit aufkommen, lassen aber trotzdem "Raum für Größe" (insbesondere in den sehr gelungenen Sätzen drei und vier). Der stets gewahrte musikalische Fluss widerspricht nicht dem großen Detailreichtum der Partitur. Nichts wirkt beiläufig oder "unterbelichtet".


    Es ist unterm Strich eine Aufnahme der Spitzenklasse, die leicht unter einem etwas "topfigen Klang" leidet. Aufnahmen von 1963 können besser klingen.


    Das ist erstaunlicher Weise bei der 9. Sinfonie der Fall, die 1961 und somit fast zwei Jahre früher aufgenommen wurde. Ich habe die SACDs gehört



    und kann dem Remastering von 2012 ein großes Plus in Bezug auf die Abbildung der Instrumente, der Räumlichkeit und der Transparenz gegenüber der CD-Ausgabe von 1990 machen, die ich ebenfalls seit Jahren besitze



    Es sind zwei wunderbar musizierte Sätze zu hören, in denen Schuricht "größe Bögen" spannt, aber niemals ein Detail aus dem Auge verliert (Spielzeiten 25.37, 10.28 und 20.17). Auch hier lassen sehr gelungene Rubati aufhorchen, auch hier spielt das Orchester mit Engagement und Klangschönheit, scheut sich aber im Adagio nicht vor etwas raueren Tönen. Das Adagio nimmt nicht nur wegen des schnellen Tempos einen Ausnahmerang ein. So atemlos suchend, Kämpfe durchführend, Spannung aufbauend, Konflikte lösend, bis hin zum ruhig fließenden, friedlichen Ende, habe ich den Satz bisher in keiner anderen Interpretation gehört. Da ist null "Weihrauch", der Friede am Ende ist hart umkämpft (ausgehend davon, dass dieser letzte vollendete Satz von Bruckner im Bewusstsein geschrieben wurde, dass der Tod nicht fern ist).


    Das ist für mich unterm Strich eine der gelungensten Aufnahmen der 9. Sinfonie, die man insbesondere wegen des Adagios unbedingt kennen sollte.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Nach langer Pause möchte ich wieder einmal einen Beitrag schreiben. In Bezug auf Bruckners 9. Symphonie und der Kunst diese zu interpretieren, bin ich zu einigen Einsichten gekommen, die vielleicht interessant genug sind, dass man sie hier teilen kann.


    Seit ca. zwei Wochen höre ich diese Symphonie sehr intensiv, wann immer es geht.


    Am Tage spielt sie im inneren Ohr, „real“ im Auto oder zu Hause, und des Nachts taucht sie sogar noch in den Träumen auf.


    Ich bin gerade in einer Phase, in der ich nicht „mal eben auch ein bisschen Bruckner höre“, sondern eben nur diese neunte Symphonie. Das ist fast so, als müsste ich sie demnächst dirigieren – muss ich aber nicht…


    Den Klavierauszug und die Orchesterpartitur habe ich mir heruntergeladen, um daraus zu lernen.


    Momentan sind es gerade die harmonischen Dinge, die mich sehr interessieren, Stimmführungen, harmonische Fortschreitungen etc...


    Bruckner beginnt sicher nicht zufällig dieses monumentale Werk mit einem „Urnebel“ in d-Moll. Die begleitenden Bläser und tremolierenden Streichern spielen den liegenden Akkord, jedoch ohne die Terz F, welche das Tongeschlecht angäbe. Durch das schwerfällig dräuende Anfangsthema der Blechbläser wird dann aber klar, dass wir hier d-Moll hören. Es wird eine eigene Dimension von Zeit und Raum geschaffen. Dann moduliert er über Es-Dur mit Septime Des im Bass zum Terzmedianten nach Ces -Dur – ein erster dynamischer Aufgang…. und es geht spannend weiter, aber ich will hier keine Analyse schreiben. Ich will nur damit sagen: die geniale Kühnheit allein dieser ersten Takte setzt sich fort. Das Niveau bleibt, ja es wird noch besser. Diese Musik übt – ähnlich wie so manches Werk von Wagner- eine magische Sogwirkung aus. Je besser ich das Werk kenne, desto mehr wird mir klar, dass es das ist, was ich schon immer hören wollte… Wenn ich etwas von Bach oder Wagner höre, dann denke ich das aber oft auch.




    Natürlich suchte ich nach einer mich überzeugenden Aufnahme der Neunten.


    Hierzu hörte ich durch meine eigenen CDs, aber auch in Vieles hinein, was auf TIDAL oder YouTube liegt. Dabei habe ich wieder einmal einiges lernen können.


    Am Ende dieses Prozesses gibt jetzt für mich jedoch nur zwei unverzichtbare Interpretationen. Die halte ich unfassbar gut, ja ich empfinde sie geradezu als zwingend. Eine davon wurde meine eindeutige Lieblingsaufnahme, eine echte Sternstunde des Live-Musizierens. Die andere, nur ganz knapp hinter der ersten, höre ich dann zur Abwechslung. Bestimmte musikalische Aspekte werden gerade in dieser Aufnahme so intensiv beleuchtet, wie kaum wo anders. Beide Aufnahmen sind m.E. Sternstunden der Tonträgergeschichte. Gute Interpreten/Dirigenten kann man vielleicht mit Leuten vergleichen, die Geschichten gut vorlesen können. Die vom Text her immer gleiche Geschichte kann bei unterschiedlichen Vortragenden recht unterschiedlich klingen. Diesen beiden musikalischen Geschichtenerzählern vertraue ich mich gerne an.


    Nun gibt noch durchaus andere sehr sehr gute Bruckner 9-Einspielungen. Den Namen Wand muss man dabei sicher erwähnen, weil er einfach sehr tiefe Spuren in der Geschichte der Brucknerinterpretation hinterließ.


    Doch meine beiden Favoriten für die 9. Symphonie sind weder mit dem NDR-Symphonieorchester oder den Berliner Philharmonikern aufgenommen worden. Bei meinen beiden Favoritaufnahmen spielen jeweils die Wiener Philharmoniker.


    Mein Nr. 2, (wirklich nur knapp hinter der Nr. 1) ist die DG-Giulini-Aufnahme.



    Über sie ist auch hier schon zurecht viel Gutes geschrieben worden. Ich möchte nur noch einmal erwähnen, dass diese Aufnahme wirklich einen Vollgenuss bieten kann, da sie auch klangtechnisch ganz hervorragend gelungen ist. Durch die eher moderaten Tempi bekommt man die Gelegenheit, die Schönheit der brucknerschen Harmonik in vollen Zügen auszukosten. Die Aspekte Wucht, Fülle, Glanz und Wärme scheinen ja oft Transparenz und Klarheit auszuschließen. Doch das Orchester schafft es hier, diese Gegensätze zu vereinen.


    Doch jetzt zu meiner persönlichen Überaufnahme, die aus meiner Sicht nicht nur diesen luxuriösen Klang bietet, sondern noch einige zusätzliche Vorteile beinhaltet.


    Es ist diese Live-Aufnahme der Wiener Philharmoniker aus dem Musikvereinssaal, die unter der Leitung Herbert von Karajans entstand und als DVD verfügbar war:



    Was ist denn nun daran so besonders gut?


    Ich möchte versuchen, einige Erklärungen zu geben, doch gibt es dabei einen Punkt, der nur schwer zu erklären ist. Wie könnte man das Geniale erklären? Genial ist hier nicht nur die Musik Bruckners, sondern die Art und Weise, wie sie aufgeführt wurde.


    Alle anderen Aufnahmen höre ich mehr oder weniger im Wachzustand, d.h. im vollen Bewusstsein. Ich höre auch einen wachen, aktiven Dirigenten, der an der Musik „herumarbeitet“, etwas mit ihr „macht“.


    Bei diesem Konzert jedoch ist es Karajan gelungen, durch sein Musizieren eine massive Sogwirkung auszuüben. Irgendwie zieht er mich in diese Bruckner-Welten wie eine starke Meeresströmung hinein. Zwar spricht die Musik auch das Bewusstsein an, doch dringt sie mir unter Karajans Leitung wie bei keinem anderen Dirigenten sehr direkt ins Unterbewusstsein. Je öfter ich zuhöre, desto mehr höre ich heraus, sowohl in Bezug auf das Werk als auch in Bezug auf eben diese spezielle Aufführung.


    Wie ist ihm das nur gelungen?


    Seine genuine Gabe kann man nicht wirklich erklären, aber das Wissen darüber, dass er die Gabe mit großem Fleiß verband, ist sicher ein erster Ansatz, um so etwas besser zu verstehen. Sein „Karajan-Konzept“ ging an diesem Abend voll auf. Einen Dirigenten wie ihn gab es nicht vorher und wird es auch nicht wieder geben. Natürlich kochte auch er mit Wasser, aber in seinen Sternstunden konnte er diese hypnotischen Sogwirkungen hervorrufen.


    Karajan konnte dem Zuhörer in seiner sehr eigenen Art und Weise große musikalische Zusammenhänge nahebringen. Aus Sicht des Musikhandwerks muss man hier sicherlich anführen, dass er der „King of legato“ war, wie es Rattle einmal formulierte. Aber hier geht es ja nicht nur darum, dass z.B. die ersten Violinen eine melodische Phrase in perfektem Legato spielten. Vielmehr griffen bei Karajan die vielschichtigen Texturen Bruckners ineinander und ergaben dadurch einen höheren Sinn. Die Musik wurde zu einem lebenden Gebilde, etwas, was autonom, aus sich heraus webt, lebt und atmet.


    Die Details waren alle da, aber sie wurden den großen Zusammenhang wunderbar organisch eingebaut.


    Karajan war absolut kein Dirigent des „Schau mal hier, ach, ist das jetzt nicht geistreich, jetzt hier… und jetzt dort….“ Nein, sein Dirigierstil verkörperte perfekt dieses konzentrierte Angeschlossen-Sein an den Strom der Musik. Er versuchte, seine Musiker in diesen magischen Sog mit hineinzuziehen. Hier stand ein Dirigent nicht störend zwischen der Musik und den Musikern/Hörern, sondern er wirkte wie so eine Art Stromleiter. Hier bekam die englische Berufsbezeichnung „Conductor“ einen ganz eigenen Sinn. Er erzeugte nicht ständige Aha-Momente, wollte nicht andauernd Aufmerksamkeit erzeugen oder erheischen. Dieses lebende Gebilde, dieser Raum der Musik, den wollte er möglichst allen zugänglich machen. Vorbildlich war für ihn dabei der kollektive Flug von Vogelschwärmen. Alle führen, wie von einem mystisch-unterbewussten Willen gesteuert, gemeinsame elegante Bewegungen aus. Alles wirkt bei den Vögeln organisch, natürlich und fließend. Im Idealfall – also wie hier, bei dieser Aufnahme- ist das dem Karajan seinem Orchester gelungen. Hier wurde mir völlig klar, warum er mit geschlossenen Augen dirigierte. So hört es sich ja auch an, nämlich nach einer völliger Konzentration im Halbwach-Zustand. Er tauchte geistig in jene Musik-Landschaft ein und zog das Orchester und seine Zuhörer in dieses fantastische Land hinein. Er machte nicht etwas, sondern ließ scheinbar geschehen, was schon da war. Man müsste es besser formulieren, weniger kitschig. Aber das ist gar nicht so einfach. Ich wüsste schon, wer das hier besser könnte…


    Natürlich konnte so etwas nur mit Spitzen-Orchestern wie etwa den BPO oder den VPO gehen, mit denen er ja auch ein Leben lang zusammenarbeiten konnte. Irgendwann soll er gesagt haben, dass man nach 25 Jahren intensiver Zusammenarbeit vielleicht an einem Punkt wäre, an dem es wirklich gut sein könne.


    Dann ist mir noch seine sehr spezielle Fähigkeit aufgefallen, „in den Klang zu greifen“.


    Nicht nur, dass der Orchesterklang rund, homogen und dennoch transparent ist (klarer als bei den im Vergleich etwas „dickeren“ Bruckner-Aufnahmen mit dem Berlinern). Man sehe sich nur an, wie er bei dem ersten kantablen Thema in A-Dur (erster Satz) den sonoren Klang mit seinen Händen formt. Das ist dann auch tatsächlich hörbar, und es klingt, wie ich finde, ergreifend und wunderbar.


    Zugegeben ist es so, dass ich hier über eine gewisse Grundästhetik spreche, die Karajan eigentlich immer anstrebte und die sein Musikverständnis prägte. Es gelang ihm durchaus nicht immer, und es passte auch nicht für jeden Komponisten. Für wagnersche Klangwelten jedoch war es ideal, und da „der Bruckner“ bekanntlich ein bekennender Wagnerianer war, überrascht es nicht wirklich, dass das Konzept Karajans hier so trefflich aufging.


    Diese Symphonie ist bekanntlich „dem lieben Gott“ gewidmet. Vielleicht war es ja göttliche Fügung: Beim letzten Akkord hat bei diesem perfekten Orchester doch tatsächlich ein Hornspieler ein kleines technisches (und mehr als verzeihliches) Problem mit dem Ansatz…Man könnte es so sehen: die absolute Vollendung gibt es auf Erden nicht, aber man kann ihr schon recht nahe kommen.


    Nicht immer, aber manchmal ziehe ich Live-Aufführungen Karajans seinen Studio-Aufnahmen vor.




    Ja aber, was ist denn nun mit Wand?


    Natürlich machte der seinen Bruckner überaus fantastisch, darüber braucht man nicht zu sprechen.


    Ein Unterschied besteht in meinen Ohren darin, dass es bei Wand hin und wieder etwas professoral klang, wie bei einer Vorlesung: so und nicht anders steht es in der Partitur, und das spielen wir jetzt, nicht mehr und nicht weniger. Es fällt mir bei den nicht ganz so schön zusammenhängenden Artikulationen im Blech auf, z.B. beim Aufgang auf das oben beschrieben Ces-Dur im ersten Satz, und dann die Parallelstellen. Schulmeisterei oder Pedanterie möchte ich es nicht nennen. Ich will auch nicht in den gefährlichen Bereich der Blasphemie gegen diesen Bruckner-Giganten geraten. Doch ja, natürlich – man kann von Wands Bruckner zurecht sehr begeistert sein, und ich teile diese Begeisterung.


    Der Grund, warum ich diese Karajan-Aufnahme (nicht die CD mit dem BPO!) allen anderen vorziehe liegt wohl darin, dass Karajan hier alles miteinander organisch verbinden konnte. Die Texturen sind ineinander verwoben, so natürlich wie eben jener zauberhaft- elegante Flug des Vogelschwarms. An den denke ich bei Wands Interpretationen dann doch weniger. Die Dimension des Zauberhaften, bei dem man als erwachsener Mensch wieder lernt zu staunen, das finde ich dann doch mehr, wenn es Karajan mit den Wiener Philharmonikern so aufführte.


    Um nicht missverstanden zu werde: Es geht nicht nur um eine fließende Eleganz, nein nein. Die Wucht des Tuttis und der Blechbläser/der Pauke bezeichne ich hier als erschütternd (z.B. beim grimmigen Scherzo, aber auch beim Schmerzensschrei des Adagios)


    Vom Tempo her fließt es meiner Meinung nach auch etwas besser als bei der BPO-Aufnahme Karajans.


    Über Musik zu reden oder gar zu schreiben, das ist ja an sich sinnlos. Keine Worte dieser Welt könnten jemanden, der im Leben noch nie frisches Brot essen durfte hinreichend erklären, wie es wirklich schmeckt. Man muss schon selbst hineinbeißen…


    Deshalb meine Empfehlung: Es lohnt sich, diese schöne Aufnahme kennenzulernen, sich näher mit ihr zu beschäftigen. Das gilt m.E. sowohl für Bruckner-Fanatiker (die kennen es wohl eh) und auch für andere Klassikfreunde, die sich fragen, ob sie sich dieser Droge hingeben sollten.


    Die DVD hat naturgemäß nicht eine Bildqualität, die auf heutigem Standard wäre. Aber der Ton ist durchaus premium (hier meine ich die PCM-Stereospur).


    Ich würde mir gerne die Audio-PCM-Stereospur von der DVD auf Festplatte sichern, aber ich muss erst herausfinden, wie das geht.


    Bei Amazon fand ich die DVD nicht mehr, aber bei Youtube gibt es ja wenigstens noch das Video.




    Gruß


    Glockenton


    PS: ich hätte gerne an passender Stelle die DG-Giulini-Aufnahme ordentlich eingefügt, habe aber vergessen, wie es geht. Vielleicht kann einer helfen?


    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Zitat

    Bei xxxxxx fand ich die DVD nicht mehr, aber bei Youtube gibt es ja wenigstens noch das Video.


    Die Symphonie Nr. 8 wurde bei einem Konzert in der Kirche St. Florian bei Linz mitgeschnitten, die Symphonie Nr. 9 und das Te Deum sind Konzertmitschnitte aus dem Wiener Musikverein; Regie: Herbert von Karajan)

    1978/1979

    Bei jpc gibt es sie nicht mehr, aber bei xxxxxx noch und anderwo!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • PS: ich hätte gerne an passender Stelle die DG-Giulini-Aufnahme ordentlich eingefügt, habe aber vergessen, wie es geht. Vielleicht kann einer helfen?


    Lieber Glockenton,


    zuerst einmal: willkommen zurück und danke für den sehr ausführlichen, persönlichen, beeindruckenden Beitrag.


    Ich war so frei, das Cover der Giulini-Aufnahme einzufügen. Das funktioniert am einfachsten, indem Du auf eine der in diesem Thread enthaltenen Giulini-Cover klickst, dann die Bestellnummer aus der Adresszeile kopierst und in "[jpc]" und "[/jpc]" (jeweils ohne Anführungszeichen) einfügst.


    Die Aufnahme mit Karajan hatte ich erst vor einigen Wochen wieder gehört und kann Deine positive Wertung absolut nachvollziehen.


    Ich hatte im März 2014 die Einspielung, die ich auf CD besitze, kurz erwähnt: Dem Lieben Gott - Anton Bruckner: Sinfonie Nr 9 in Referenzaufnahmen


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,


    vielen Dank für die freunlichen Worte, auch für das Einfügen der Giulini-CD:)


    Ich wusste gar nicht, dass es die Karajan-Aufnahme auch als CD gab.

    Mittlerweile fand ich im Netz ein Programm, mit dem man die PCM-Spur der DVD extrahieren kann.

    Die Stereospur möchte ich mir gerne auf Festplatte und in der Wolke sichern.


    Fiesco: musste erst überlegen, was Du mit xxxxxx meinst, aber ich habe es jetzt...


    LG:hello:

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Lieber Glockenton,


    einzeln ist die CD meines Wissens nie herausgegeben worden, sondern in einer Box anlässlich des 150. Geburtstags der Wiener Philharmoniker. Sie war mir 2011 gebraucht knappe 20 € (+Porto) wert und ist, wie ich gerade sehe, derzeit für knappe 20 € inkl. Porto erhältlich.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Karajan konnte dem Zuhörer in seiner sehr eigenen Art und Weise große musikalische Zusammenhänge nahebringen. Aus Sicht des Musikhandwerks muss man hier sicherlich anführen, dass er der „King of legato“ war, wie es Rattle einmal formulierte. Aber hier geht es ja nicht nur darum, dass z.B. die ersten Violinen eine melodische Phrase in perfektem Legato spielten. Vielmehr griffen bei Karajan die vielschichtigen Texturen Bruckners ineinander und ergaben dadurch einen höheren Sinn. Die Musik wurde zu einem lebenden Gebilde, etwas, was autonom, aus sich heraus webt, lebt und atmet.

    Lieber Glockenton,


    schön, dass Du Dich nach so langer Zeit wieder meldest mit so einer wunderschönen "Analyse". :) Ich selbst komme im Moment kaum zum Hören (die Anlage ist schon seit einigen Wochen nicht mehr eingeschaltet worden), schon gar nicht für so "lange" Werke. Ein Grund ist die Arbeit in der Wohnung nach dem Umzug und dazu mein neues Klavier. Ja, nach sehr langer Zeit habe ich wieder eins :jubel: und kann meine eingerosteten Finger geschmeidig machen, auch wenn es nur ca. 15 Minuten am Tag sind. :D Alles, was Du schreibst, leuchtet mir sehr ein. Wir hatten das glaube ich schon mal diskutiert. Karajan folgt hier dem musikalischen Prinzip, was Wagner in seinem berühmten Brief an Mathilde Wesendonck formuliert hat: eine Kunst des Kontinuums, die alles "Schroffe und Jähe" meidet. Adorno formulierte das als Untertitel seiner Alban-Berg-Monographie: "Die Kunst des kleinsten Übergangs". Das hat Bruckner auf die Symphonie angewandt. (Deswegen saß er damals auch zwischen allen Stühlen. Brahms konnte sich ohne Probleme eine Wagner-Oper anhören, aber Bruckner, der Wagners Prinzipien auf "seine" Gattung, die Symphonie, anwandte, war für ihn unerträglich. :D ) Die beiden Aufnahmen, die Du besprichst, habe ich aber leider nicht. Ich muss nachher mal meine Sammlung durchforsten, was ich da finde. Mrawinsky habe ich z.B. Bei ihm habe ich die unglaublichen Pausen in Erinnerung, er macht (wie auch bei Schostakowitsch), die Stille wirklich zum Ereignis. Von Guilini gibt es auch noch einen Live-Mitschnitt, zwei Jahre, bevor er als Dirigent in den Ruhestand ging:



    Liebe Grüße :hello:

    Holger

  • Hallo miteinander,


    also mir erscheint Karajans Live-Aufnahme (sie liegt mir in der oben abgebildeten CD-Ausgabe vor) trotz aller klanglichen Faszination und Geschlossenheit teilweise doch problematisch. Bereits bei der Entfaltung und Steigerung des Themas bei ca. Minute 5 decken die Violinen fast das ganze Geschehen zu. Das klingt einerseits ziemlich überwältigend, andererseits geht dies jedoch auf Kosten zahlreicher polyphoner Gegenstimmen (vor allem bei den Bläsern!), die regelrecht 'überstrahlt' werden. Das musikalische Geschehen ist hier aber nicht so glatt, wir von Karajan intendiert, man höre nur mal Honeck oder auch Abbados letzte Aufnahme (Luzern) im Vergleich.
    Leider liegen mir die Noten nicht vor, aber es müsste hier doch Fachleute geben, die erklären können, was bei Karajans suggestivem Dirigat alles auf der Strecke bleibt?


    Viele Grüße, Christian

  • Ich freue mich ebenfalls, lieber Glockenton, dass du dich hier wieder zu Wort meldest. Von deinen Ausführungen über Musik wie über Kopfhörer hier habe ich sehr profitiert.


    Es gibt die erwähnte Aufnahme von Bruckner 9 und Giulini übrigens auch als Esoteric-SACD. Auf deine Inspiration hin werde ich sie demnächst auflegen,


    Herzliche Grüße

    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Hallo miteinander,


    also mir erscheint Karajan in dieser Live-Aufnahme (sie liegt mir in der oben abgebildeten CD-Ausgabe vor) ziemlich problematisch. Bereits bei der Entfaltung und Steigerung des Themas bei ca. Minute 5 (genauer timecode folgt) decken die Violinen fast das ganz Geschehen zu. Das klingt einerseits ziemlich überwältigend, andererseits geht dies auf Kosten zahlreicher polyphoner Gegenstimmen (vor allem bei den Bläsern!). Das musikalische Geschehen ist hier gar nicht so glatt, wir von Karajan intendiert, man höre nur mal Honeck oder auch Abbados letzte Aufnahme (Luzern) im Vergleich.
    Leider liegen mir die Noten nicht vor, aber es müsste hier doch Fachleute geben, die erklären können, was bei Karajans suggestivem Dirigat alles auf der Strecke bleibt?

    Hallo Christian B.,


    ich finde schon, dass alle Töne/Details der Partitur zu hören sind, allerdings betont er Details und Artikulationen nicht in einer pedantisch-zeigenden "schulmeisterlichen" Weise, sondern führt eher zusammen. Einige Dirigentenkollegen sehen z.B. die Zeichen über den Viertelnoten der ersten Violinen in Takt 28 als recht deutlich abzusetzendes Portato, wodurch jede Note an eigenem Gewicht und an Betonung gewinnt. Bei Karajan ist es ein quasi-Legato, wodurch der natürliche Fluß nicht gestört wird. Das ist natürlich nur ein Beispiel von tausenden.... Wenn man nun bei dieser Symphonie jedes kleine "Hier und Da" überdeutlich herausarbeitet, dann entsteht beim Hörer ggf. der Eindruck " ach, sieh mal an, dass jetzt auch noch, und dann noch das......" aber das ist ja dann bei einem so langen und monumentalen Werk ( sogar ohne Finalsatz) am Ende ggf. etwas ermüdent.


    Ich kenne da einen anderen österreichischen Dirigenten, der im Gegensatz zu Karajan immer mit sehr großen, wachen und drohenden Augen dirigierte und die kleinen und großen Schockeffekte gerne betonte. Bei Mozart wurde es dann irgendwann vorhersehbar. Sein Bruckner ließ mich bisher recht kalt, noch kälter sein Brahms.

    Bei einer Musik wie eben Bruckner oder Wagner finde ich, dass der Zuhörer den Zusammenhang erfassen und die Musik als lebendes, pulsierendes Etwas erfahren kann.

    Aus meiner Sicht hat der Karajan das sehr gut verstanden, vor allem jetzt bei dieser Aufnahme. Ich sage nicht, dass sein Konzept immer funktionierte.


    Holger: ein herzliches Hallo an Dich :) Ich freue mich sehr, dass Du meine Ausführungen als einleuchtend empfindest.

    ...eine Kunst des Kontinuums, die alles "Schroffe und Jähe" meidet. Adorno formulierte das als Untertitel seiner Alban-Berg-Monographie: "Die Kunst des kleinsten Übergangs". Das hat Bruckner auf die Symphonie angewandt.

    Ja, sehr richtig, und ich mag das auch sehr. Wenn es dann doch eine seltene Subito-Forte-Stelle gibt, dann empfinde ich das manchmal als nahezu störend, ohne jetzt wirklich Bruckner kritisieren zu wollen ...


    Die beiden Aufnahmen kann ich Dir nur ans Herz legen. Mrawinsky kenne ich jetzt nicht, aber meiner Erfahrung nach steht er eher für ein gegensätzliches Musizieren im Vergleich zu Karajans Ansatz.

    Giulinis DG-Einspielung finde ich gerade wegen der Langsamkeit sehr interessant, weil er eben das Tempo doch noch mit sehr viel Leben ausfüllt, ohne daraus eine Detailveranstaltung zu machen. Manche schreiben zu dieser CD von "klingenden Kathedralen", was eigentlich ganz gut trifft. Man kann es sehr mögen und genießen - oder nicht, je nach dem, was man hören will.


    Ja, was will man eigentlich bei Bruckners 9. hören?

    Oft lese ich hier und da, dass Rezensenten gerne eine "schroffe und moderne Lesart" bevorzugen, ohne "Weihrauch und Weihe".

    Weihe ist ja ein anderes Wort für "Hingegebensein" oder "devotion" auf Englisch. Wenn schon die Widmung der Symphonie "dem lieben Gott" heißt und man weiß, wie erzkatholisch der Bruckner war, dann verstehe ich nicht ganz, wie man dann einen modernen, schnellen, jähen und bloß nicht weihevollen Zugriff wünscht. Auch bei Rezensionen über Wagners Parsifal stößt mir das immer auf.

    Wenn klingenden Weihrauch nicht mag, dann könnte man sich ja ggf. eine andere Musik anhören, will ich einmal provokativ meinen.

    Weihrauch ist doch etwas Wunderbares. Er riecht gut und steht für die Gebete der Heiligen. Auch hier haben wir wieder diese "devotion". "Heilig" sein heißt abgesondert zu sein, separiert für den Dienst.

    Bruckners 9. handelt - wie ich finde- um die letzten Dinge, die ganz großen Themen. Da wäre für mich moderne Nüchternheit, eine scharf-kühle ( evangelisch-reformierte....) Sachlichkeit usw. irgendwie fehl am Platz. Echtes, nicht sentimentales Pathos ist in unserer Gesellschaft ja einigermaßen als heuchlerisch verschrien, meistens zu Unrecht, wie ich finde.

    Wenn z.B. eine Fantasy-Welt wie "Lord of the Rings" weltweit derart anschlägt, dann zeigt es doch, dass man vom Pathos eines Gandalf und auch von der dazugehörigen "weihevollen" Filmmusik irgendwie sehr fasziniert ist. Man erlebt etwas, was es im heutigen wahren Leben kaum noch gibt. Howard Shores Musik lebt auch viel von der harmonischen Fortschreitung mit Hilfe von Terzmedianten. Das hat er nicht erfunden, sondern das gibt es eben bei Wagner und demzufolge auch bei Bruckner zu hören. Es ist eine fantastische harmonisch-musikalische Maßnahme, durch die sich der Raum öffnet, neue Weiten entstehen. Der Eindruck von "Heiligkeit" und Größe kommt auf.... ich liebe es.

    Liegende Akkorde mit Blechbläsern und Wagnertuben gehören dann bei dieser Harmonik dazu, auch bei Bruckners Symphonie.


    Eigentlich ist vor diesem Hintergrund Karajans Aufführung vielleicht etwas "moderner" als Giulinis, weil sie etwas mehr "nach vorne fließt". Giulini genießt sehr den Moment ( bleibt aber transparent und wird niemals sentimental). Karajan genießt sozusagen mehr in der Bewegung, im Voranschreiten der großartigen Momente - der ohnehin vorhandene Sog der Musik Bruckners wird noch stärker.

    Das alles führt mich jedenfalls an die Grenzen dessen, was ich in Worte fassen kann. Man kann das aber durchaus hören.


    Gruß

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Ich freue mich ebenfalls, lieber Glockenton, dass du dich hier wieder zu Wort meldest. Von deinen Ausführungen über Musik wie über Kopfhörer hier habe ich sehr profitiert.


    Es gibt die erwähnte Aufnahme von Bruckner 9 und Giulini übrigens auch als Esoteric-SACD. Auf deine Inspiration hin werde ich sie demnächst auflegen,


    Herzliche Grüße

    Christian

    ..dabei wünsche ich viel Freude :)

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

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  • Ich stelle hier mal eine Aufnahme mit Noten ein - der angesprochene Höhepunkt ist wie bei Karajan bei Minute 5.


    Gewiss ist der musikalische Fluss bei HvK sehr einnehmend, aber wenn man in die Noten sieht, fällt um so mehr auf, wie er bei diesem ersten großen Höhepunkt der Symphonie die Bläser zugunsten der Streicher zurückfährt. Bei Wand sind sie in ihrer Kontrapunktik gut zu hören und ich finde ihn dabei nicht professoral, im Gegenteil hat die Stelle bei ihm wie auch bei Honeck für mich viel mehr Innenspannung.


    Und da frage ich mich dann doch: Ist das nicht einfach kitschig, was Karajan da bei Minute 5 macht?

    Ich muss dazu sagen, dass ich Karajan bei Bruckner und Brahms und auch einigen anderen Komponisten sehr schätze, Bruckners 8te habe ich erst durch ihn begriffen.


    Aber seine 9te schwelgt schon sehr.


    https://youtu.be/UOORECfeL


    Bei Guilini beginnt dieser Höhepunkt ca. eine Minute später bei 5:58.


    Viele Grüße, Christian

  • Ja, das ist dann Buchstabe E, bei Wand in der Live-Aufnahme mit dem NDR-Symphonieorchester bei 5.26.

    Du hast den Unterschied gut herausgehört - die Frage ist nur, wie man es dann bewertet, bzw. wie man den Notentext und die dahinter stehende Absicht interpretiert. Da gibt es kein absolutes Fazit.


    Diese Stellen sind ja zunächst einmal herrliche Musik, die kaum schwelgerischer sein könnte. Es ist ja hier im Grundsatz keine sachliche, gelehrte kontrapunktische Arbeit im Sinne "gearbeiteter Musik" wie man es im Barock gesagt hätte, obwohl das natürlich inmitten dieses Schwelgens sehr schön sein kann und - zugegeben-so gemeint sein könnte.

    Was man bei Wand in der NDR-Aufnahme mehr heraushört, als bei Karajan, sind vor allem das 2. und dann das 1. Horn. Schaut man jedoch genauer hin, dann sind es nicht obligate Bläser-Gegenstimmen im Sinne Bläser vs. Streicher, sondern lediglich Doppelungen der begleitenden Streicherstimmen. Was die Hörner da spielen, ist bereits im Streichersatz enthalten, ebenso das, was die Klarinetten an der Stelle von sich geben. Nur die Flöten machen kleine obligate Einwürfe, die ich allerdings auch bei Wand kaum heraushören kann. Man kann vermuten, dass die Absicht des Komponisten hier war, einen vollen Tutti-Mischklang zu erzeugen. Ob hier wirklich Gegenstimmen, gar ein Dialog oder ein nebeneinander von Streichern und Bläsern angedacht war - das sehe ich eher skeptisch. OK, man müsste Bruckner fragen...So wie ich es sehe, geht es hier um den Klang, weniger um den Kontrapunkt.


    Wenn ich jedoch voraussetze, dass Bruckner hier einen warmen und beeindruckenden Tutti-Klang haben wollte ( wozu er die Bläser als doppelnde Verstärkung des herrlichen Streichersatzes verwendet) könnte man ja Karajans klanglich beeindruckende Interpretation sogar noch als Bruckner- gerechter einschätzen. Ich vermag hier jedenfalls an Karajans Interpretation überhaupt nichts Kitschiges zu entdecken.


    Nun finde ich gerade diese Stelle bei Wand nicht unbedingt professoral. Es ist natürlich alles sehr sehr gut gemacht. Nur muss man auch den anderen Aspekt sehen: auf diese Weise wie es bei ihm gemacht wird, bleibt die Musik im Bereich der Streicher irgendwie - im Vergleich zu Karajan- etwas stehen, es ist etwas statischer. Tendenziell gesehen ist es ein etwas spannungsloseres "vor sich Hinspielen" zu Gunsten der Hörner. Bei Karajan "zieht es" insgesamt mehr nach vorne, der große Zusammenhang wird eindrücklicher und klarer, wozu auch das etwas raschere Tempo beiträgt.


    Als etwas "gelehrter" oder negativ gesagt "professoraler" empfinde ich bei Wandt solche Stellen wie Takt 20 ff. - der Aufgang auf Ces-Dur. Die nachfolgenden Takte scheinen irgendwie mehr zu "stehen", weniger diese energetische Richtung nach vorne zu haben, wie es bei Karajan ist.

    Zeit bei Wand : ca. 1.02

    bei Karajan YouTube : ca. 1.28


    In dieser Wand-Einspielung (RCA 1989) ( höre es über TIDAL) finde ich die Artikulation der Hörner soweit OK. Es war eine anderer YouTube-Film mit Wand, bei dem ich fand, das da zu kurze Töne kamen, die dann "pedantischer" klangen. Den müsste ich erst einmal finden, doch das wird bei der Fülle der von mir angeklickten Videos der letzten Wochen schwierig, sehr schwierig. Nichtsdestotrotz bleibt aber der Eindruck, dass es auch im Vergleich zu dieser Wand-CD mehr Richtungsenergie bei Karajan gibt.

    Man kann beides mögen oder Vorlieben haben. Wenn man vertikaler hören möchte, als sich an der Schönheit der Akkorde ergötzen möchte, dann wird eine langsamere Aufnahme dies etwas besser ermöglichen. Wenn ich aber den Zusammenhang verstehen und erfahren will ( vielleicht weil ich auch so die Harmonien alle gut erfassen kann), dann wird die Flußenergie Karajans unter Umständen hilfreicher sein.


    Wie gesagt: es gibt wahrlich weniger gute Bruckner-Einspielungen als die Günter Wands, die man m.E. alle im absoluten Spitzenbereich sehen muss. Ich höre das auch sehr gerne.

    Aus genannten Gründen ziehe ich hier für die 9. Symphonie genau diese Live-Aufnahme Karajans vor.

    Es kann sein, dass mir z.B. die genannten RCA-Einspielung besser als die Karajans-Einspielung mit dem BPO gefällt. Das habe ich jedoch nicht verglichen.


    Verglichen habe ich jedenfalls Karajan VPO live in Wien vs. Karajan BPO Studioaufnahme.

    Hier fand ich zunächst einmal den Orchesterklang der Wiener wesentlich besser, aber ich merke auch, dass die Berliner Aufnahme von der Aufnahmetechnik im Nachteil ist.

    Musikalisch empfinde ich ebenfalls die Wiener Aufführung als lebendiger und schlüssiger, auch mitreißender in vielerlei Hinsicht.


    Mein Beitrag sollte ja keineswegs andeuten, dass man bei genauer Betrachtung nun meine Vorliebe für diese Interpretation teilen müsse. Es ging mir nur darum, auch zu begründen, warum ich diese DVD als so sehr gelungen empfinde.


    Gruß :hello:

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Vielen Dank für Deine detaillierten Ausführungen! Ich meine schon, dass die Bläser (sind das nur Hörner?) teilweise zur Melodie der Streicher auch gegenläufig spielen, aber nicht durchgehend.


    Vor allem aber bin ich Deiner Meinung, dass man unsere unterschiedlichen Wahrnehmungen nebeneinander stehen lassen kann.


    Deinem Hörerlebnis verdanke ich jedenfalls eine Wiederbegegnung mit dieser immer wieder faszinierende Symphonie!


    Viele Grüße, Christian

  • Gern geschehen !


    Es ist richtig, wenn Du "zur Melodie der Streicher" schreibst, denn diese wird tatsächlich von Violine I und II in Oktaven gespielt.

    Das Stimmenmaterial der Viola und des Violoncellos indes ist der Ausgangspunkt für die von mir beschriebenen klanglichen Doppelungen.

    Wenn man die Gruppen einzeln spielen ließe, könnte man es gut hören. Die begleitenden Streicher spielen in der Tat nicht im gleichen Rhythmus mit Violine I und II mit, sondern haben so kleine Gegenmelodien, die dem Klang eine gewisse Bewegung, ein romantisches Vibrieren verleiht, die sich aber auch satztechnisch ergeben, weil Bruckner eben gewisse Stimmführungen und Akkorde haben wollte.

    So etwas gibt es auch viel bei Wagner. Dass man diese Noten als kontrapunktische ( statt nur als satztechnische, klanglich Bewegung verleihende) Gegenstimmen interpretieren muss, glaube ich nun nicht, aber man könnte ja dadurch, dass Bruckner immerhin das Material nimmt und es den klangstarken Hörnern zum Mitspielen gibt, eventuell auf die Idee kommen, dass es wenigstens so ein bisschen in dieser Richtung gemeint war. Das könnte man -wie gesagt so sehen-, muss man m.E. aber nicht. Vielleicht hat Wand es so gesehen, oder vielleicht spielten die Hörner an dieser Stelle einfach nur lauter...


    Eine Interpretation kann nie die ganze Landschaft eines Werkes beleuchten. Ein Aspekt wird klarer, ein anderer tritt dafür unter Umständen mehr in den Hintergrund. Das ist nach meiner Erfahrung immer so.


    Ja, ich bin selbstverständlich der Meinung, dass man unterschiedliche Sichtweisen so stehenlassen kann :thumbup::)

    Eine Bruckner-Interpretation Wands kann man aus meiner Sicht so gut wie immer als hochklassig "stehenlassen".

    Allerdings glaube ich in diesem Fall gar nicht, dass wir die Stelle allzu unterschiedlich wahrnehmen. Der Unterschied entsteht m.E. in dem Moment, bei dem wir unsere Wahrnehmungen bewerten, was man ja auch tun sollte.


    "Ist das jetzt gut, oder ist das Andere ggf. besser?"


    Wenn man Musik mit einem gewissen Anspruch macht, stellt sich einem diese Frage millionenfach...

    Aber auch der Hörer wird durch die Beschäftigung mit unterschiedlichen Interpretationen zu solchen Gedanken herausgefordert - und das ist es ja auch, was die Sache interessant und bereichernd macht.


    Ich freue mich, wenn mein Beitrag Dich zu einer schönen Wiederbegegnung mit dieser unglaublichen Symphonie inspirieren konnte!


    LG:hello:

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Eine wesentlich spätere Aufführung derselben Symphonie mit Karajan und den Berlinern zeigt mir, dass die Wiener Aufführung tatsächlich ein Glücksfall gewesen sein muss.



    Das ist ja alles nicht schlecht, aber es ist doch eine andere Welt als wie das, was ihm damals in Wien gelang.

    Er scheint mir hier nicht mehr voll derjenige zu sein, der er noch in den späten 70er-Jahren war. Auch körperlich war er - wie ich finde- hier noch wesentlich eingeschränkter.

    Erstaunlicherweise dirigierte er fast ausschließlich mit offenen Augen - was war mit ihm bloß los??


    Vieles wirkt musikalisch gesehen merkwürdig kraftloser, weniger energetisch und frisch als früher, z.B. die lauten Stellen des 2. Satzes, aber nicht nur die.

    Nun, es war an dem Abend vielleicht so, und wir alle werden älter. Das sollte man auch so respektieren und nicht darüber herziehen. Seinen Bruckner hat er ja noch im Kopf gehabt...

    Geboten wurde eine sehr gute Basis, vielleicht nicht mehr die mitreißende Sternstunde wie aus früheren Zeiten.

    Das alles gehört zum Leben und zum Menschsein eben dazu. Durch das Anschauen oder Lesen von Biografien werde ich immer auch etwas berührt, gerade wenn es dann auf die späteren Jahre hinausläuft.

    In den Kommentaren sieht man, dass viele YouTube-User auch von dieser Aufführung sehr begeistert sind, und das ist ja auch vollkommen OK.


    Man kann nur spekulieren, ob es die Rückenschmerzen, die 12 erlittenen Operationen, das einsetzende Alter oder das in späten Jahren angeknackste Verhältnis zum Orchester war.

    Es klingt für mich hier irgendwie nicht ganz so gut durchgeprobt und auch weniger ambitioniert.

    Sie kommen natürlich sicher durch die Partitur, aber es ist nicht mehr das....meinem Eindruck nach.


    Immerhin gibt es ja auch vom "alten" Karajan noch herausragende Aufnahmen (auch Bruckner), allerdings dann mit den Wiener Philharmonikern, denen er sich gegen Ende seiner Karriere und seines Lebens wieder verstärkt zuwandte und die ihm in dieser Zeit bekanntlich sehr zugetan waren.

    Auch das legendäre Neujahrskonzert ist ihm im Alter formidabel gelungen, für mich immer noch DAS Neujahrskonzert.


    Gruß

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Dass man diese Noten als kontrapunktische ( statt nur als satztechnische, klanglich Bewegung verleihende) Gegenstimmen interpretieren muss, glaube ich nun nicht, aber man könnte ja dadurch, dass Bruckner immerhin das Material nimmt und es den klangstarken Hörnern zum Mitspielen gibt, eventuell auf die Idee kommen, dass es wenigstens so ein bisschen in dieser Richtung gemeint war. Das könnte man -wie gesagt so sehen-, muss man m.E. aber nicht. Vielleicht hat Wand es so gesehen, oder vielleicht spielten die Hörner an dieser Stelle einfach nur lauter...


    Eine Interpretation kann nie die ganze Landschaft eines Werkes beleuchten. Ein Aspekt wird klarer, ein anderer tritt dafür unter Umständen mehr in den Hintergrund. Das ist nach meiner Erfahrung immer so.


    Ja, ich bin selbstverständlich der Meinung, dass man unterschiedliche Sichtweisen so stehenlassen kann :thumbup: :)

    Lieber Glockenton,


    ich habe die hoch interessante Diskussion zwischen Dir und Christian B. verfolgt und mir - in sehr mäßiger Qualität leider nur mit meinen Ohrstöpseln - Karajan mit den Wienern und Abbado ebenfalls mit den Wienern (auch eine Live-Aufnahme) angehört. (In meiner Sammlung habe ich diese Abbado-Aufnahme auf CD und auch noch eine mit Hiroshi Wakasugi, den ich von der Düsseldorfer Rheinoper her kenne, ein hervorragender Dirigent! Von Guilini besitze ich auf CD nur die 8., nicht die 9.) Es stimmt - Karajan ist wirklich sehr eindrucksvoll, wie er das dynamische Prinzip da durchsetzt und einen einheitlichen Zug und Sog entfaltet. Der Vergleich mit Abbado ist aber sehr aufschlussreich, auch zu der Stelle, die Christian bei Karajan als zu undurchsichtig empfindet. Dazu muss ich aber ein klein wenig ausholen und beziehe mich auf Ernst Kurth, der ein dickes Buch über Bruckner geschrieben hat und die "formdynamische Analyse" begründete.


    Kurth sagt zu Bruckner, er habe lediglich "das Formen, aber nicht die Form erneuert". Mit dem "Formen" ist dieses von Wagner herkommende formdynamische Kontinuitätsprinzip gemeint, von woher auch die endlosen Sequenzen bei Bruckner Sinn bekommen, was Kurth sehr schön zeigt. Kurth sieht aber sehr gut die Zweideutigkeiten. In seiner Musikpsychologie spricht er vom "doppel- und mehrspurigen Hören", das sich darauf bezieht. Bei Bruckner überlagert sich das formdynamische Kontinuitätsprinzip mit dem klassischen Formdenken in Kontrastierungen und Blöcken. Und weil es diese Überlagerung gibt, kann der Interpret mal die eine Seite oder die andere betonen. Karajan betont das "Formen", also die dynamische Kontinuität. Seine "Schwäche" ist, wenn man so will, dass er da manchmal zu weit geht, also mit Kurth gesprochen vor lauter "Formen" die "Form" (und Formklarheit) verschwindet. Dann wird es undurchsichtig, aus dem doppel- und mehrspurigen Hören eher ein einspuriges. Das sind aber alles nur Tendenzen.


    Nun zu dieser Stelle. Bei Abbado fällt auf, dass er von Anfang an viel stärker die Motivkontraste betont als komplementäre Ergänzungen, ganz anders als Karajan, wo sie zwar auch da sind, aber man sich darauf nicht so konzentriert beim Hören. Das ist bei Abbado nun nicht einfach nur "analytisch", sondern zeigt, dass Abbado, der Meister der Ausgewogenheit, hier eher "klassisch" denkt. Die dramatische Spannung im klassischen Drama beruht auf dem "Rededuell", wo sich These und Antithese sozusagen immer mehr aufschaukeln. Der Kontrast schafft hier das Drama und nicht eine dynamische Kontinuität. (Dramentheoretisch ist das der Unterschied der "geschlossenen" zur "offenen" Form). Bei Abbado werden deshalb diese Komplementaritäten zu Trägern der dramatischen Steigerung. Bei Karajan dagegen wirken sie eher blass und kraftlos, weil er ganz anders die dramatische Spannung erzeugt, indem die Motivkontraste in das dynamische Kontinuum eingebettet worden. Deshalb verlieren sie dann mehr oder weniger zwangsläufig ihre dramatische Funktion, die sie bei Abbado haben. (Wenn man das wiederum auf die Dramentheorie bezieht, fasst Abbado Bruckner hier als geschlossene Form auf, bei Karajan ist es eine offene.) Deswegen ergibt sich bei Abbado so eine Art Binnendrama. Das ist auch sehr eindrucksvoll - aber bei ihm gliedert sich diese Einleitung auch mehr in Abschnitte.


    Und das hat Auswirkungen auf die Passage, die Christian B. meint. Bei Abbado klingt das nicht nur durchsichtiger, polyphoner, sondern diese Durchsichtigkeit bekommt einen dramatischen Sinn, weil er schon vorher die Motivkontraste als dramatisch vorwärtstreibende Motive gestaltet hat. Bei Karajan wirkt das alles ein bisschen seifig - aber ist letztlich schlüssig, weil er ein ganz anderes ästhetisches Konzept verfolgt und das - genau wie Abbado seins - sehr konsequent durchzieht. Deswegen kann man letztlich weder bei Karajan noch bei Abbado kritisieren, dass sie irgend etwas "falsch" machen oder gar die Partitur nicht richtig lesen. Nein - es gibt hier zwei grundverschiedene ästhetische Sichtweisen, die man beide von Bruckner her auch begründen kann. Bruckner selbst ist da eben zweideutig - zugleich "Formen" und "Form". Eigentlich spricht das für Bruckner - es gibt von einem "großen" Werk nicht nur eine mögliche Interpretation, sondern es eröffnet grundsätzlich durchaus gegensätzliche Sichtweisen. Zu Karajan würde ich ebenfalls sagen: Hier geht sein Konzept voll auf. Ich würde da auch nicht herummäkeln wollen. Man kann eben nicht Karajan mit einem bisschen Abbado oder Wand haben wollen. Alles, was diese großen Interpreten machen, hat nämlich nur Sinn in dem ästhetischen Gesamtkonzept, das sie verfolgen. Mittelmäßige Dirigenten erkennt man letztlich daran, dass sie kein solches Gesamtkonzept haben. Deswegen werden solche Aufnahmen auch gerne geschmäcklerisch rezipiert ("was macht er hier und da besonders aufregend") - bei Musikern solchen Kalibers wie Karajan oder Abbado geht das bezeichnend nicht! :) :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Lieber Holger,


    vielen Dank für die aufschlussreiche Antwort!


    Unzulässing vereinfacht könnte man vielleicht sagen, dass Karajan mit dem Formen mehr im damals modernen wagnerischen Sinne ansetzt, während man bei Abbado - und ich finde noch mehr bei Wand- die klassische Form mit ihren "Blöcken" besser heraushören kann.


    Ich stimme auch zu hinsichtlich des Kalibers der Dirigenten Wand, Karajan und Abbado! Alle drei waren zudem sehr eindrucksvolle, wenn auch hier unterschiedliche ( vor allem Wand) Brahmsdirigenten.

    Auch beim Thema Brahms kommt man ernsthaft an den Namen dieser Herren nicht vorbei, und für das Deutsche Requiem ist Abbado für mich in beiden verfügbaren Aufnahmen bis heute komplett unerreicht, jedenfalls was mir bekannte Aufnahmen angeht.


    Aber zurück zu Bruckner. Ich habe mir über TIDAL den ersten Satz der Abbado-Einspielung mit den Wiener Philharmonikern angehört. Was Abbado und die Musiker dort machten, ist selbstverständlich meisterlich.


    An Unterschieden ist mir das nur etwas langsamere Grundtempo aufgefallen. Die Mikrofone der Holzbläser sind von der Aufnahmetechnik etwas stärker in den Vordergrund geholt worden.

    Was die Stelle Christian B.s anbelangt, so finde ich im Vergleich, dass ich die in den Bläsern gedoppelten Begleitstimmen des Streichersatzes auch bei Karajan gut hören kann. Sind sind doch da ...?

    Als undurchsichtig kann ich das nicht hören, bzw. ich höre jetzt nicht, dass der Klang an der Stelle bei Abbado durchsichtiger wäre. Man hört wohl etwas stärker die Hörner, nicht so stark wie bei Wand. aber als derart auffällig kann ich klanglich den Unterschied nicht erkennen. Wie gesagt: die Begleitstimmen sind durchaus auch Gegenstimmen, keineswegs aber eigenständige, für die Symphonie prägende Hauptmotive. Am deutlichsten kann ich ich bei der Cellostimme ein Eigenleben erkennen, weil sie ja dann aus dem Tutti mit dem Molto expressivo heraustritt. Das beginnt dann bei Ziffer E, völlig klar. Doch ich höre das alles auch bei Karajan.

    Stärker ist bei ihm jedenfalls der Drang des nach vorne gehenden Klangstroms - es wirkt noch mehr energiegeladen, sorgt für mehr Erschütterung.


    Jetzt aber zu den Tempoveränderungen, die Abbado da gemacht hat.

    Ab Ziffer A, also Takt 39 beginnt eine Sequenz, die in Takt 63 ( Ziffer C) mündet. Da hören wir den ersten katastrophal klingenden Ausbruch im fff.

    Es beginnt bei Abbado mit 1.51, wenn man die CD hört oder streamt.

    Was macht er denn da? Obwohl kein accelerando in der Partitur steht ( nicht in meiner Nowack-Ausgabe) beschleunigt er sehr deutlich und wird kurz vor der gewalttätigen Ziffer C etwas langsamer, um eben dem Ausbruch noch mehr Gewicht zu verleihen.

    Das kann man machen. Leute wie Furtwängler haben so etwas oft gemacht, und es hat sicher eine Tradition in der romantischen Interpretatonsgeschichte. Vielleicht könnte man als Komponist dort "mosso" schreiben, bin mir aber nicht sicher.

    Abbado erzielt die beabsichtigte Wirkung, völlig klar.

    Allerdings fällt mir auf, dass Ziffer C bei Karajan-VPO ( dem der späten 70er, nicht beim Spät-Karajan-BPO) doch noch um Einiges kraftvoller klingt.

    Er verzichtete auf Tempoveränderungen, sondern ließ das Crescendo für sich alleine arbeiten. Für mich bekommt ein Crescendo im Grundsatz dann noch eine stärkere Wirkung, wenn man steinhart das Tempo einhält, also bloß nicht beschleunigt.

    Aber ich verstehe hier Abbado Absicht: die Figuren schaukeln sich hoch, "treiben" es immer wilder, bis es dann in der Katastrophe Ziffer C mündet.

    Aber wo klingt es denn nun katastrophaler? Für mich bei Karajan, nicht nur, weil er hier keine Tempoveränderungen macht, sondern weil seine fff-Schlagtechnik und der musikalische Aufbau dorthin eben sehr.... nun ja Karajan ist, wie sollte man es kürzer sagen.

    Wie schon erwähnt, hatte er sein Konzept, welches gegenüber Furtwängler "moderner" klang. Hier ging es auf, weswegen ich ja diesen Mitschnitt des Konzerts so gut finde.


    Das hat auch übrigens einmal der Rattle gesagt, dass Karajan einen unglaublich intensive Schlagtechnik haben konnte. Das Bezog sich auf die Ausbrüche in der 9. Beethovens, glaube ich.


    Thielemann, der ja für längere Pausen etc bekannt ist, macht bei seiner neuen Einspielung übrigens nicht so starke Temporückungen, wie es Abbado hier tat.

    Beim weiteren Hören vermutete ich, dass Abbado weiterhin die Übergänge durch Ritardandi und solche agogischen Dinge markieren würde - und es kam so.

    Man kann es genießen oder sich fragen, ob es dann nicht doch zu vorhersehbar wird...

    Jedenfalls werden auch dadurch die formalen Blöcke, von Ziffer zu Ziffer in der Partitur wieder deutlicher. Ob man das will oder es lieber als strömende Einheit hören möchte, ist sicher auch eine Geschmacksfrage. In diesem Fall mag ich das karajanitische "Strömen" mehr. Ich mag hypnotische Musikwirkungen!

    Das würde ich ggf. sogar finden, wenn die Stimme Bruckners aus dem Himmel geschähe und er davon Zeugnis ablegte, dass er sich mehr die Temporückungen eines Abbado beim Schreiben der Symphonie vorstellte... ;)



    Ich muss mich übrigens korrigieren: Rattle sprach vom "Emperor of legato" nicht vom "King". Das hatte ich falsch in Erinnerung.

    Es gibt auf YouTube ein Video das "Simon Rattle on Herbert von Karajan" heißt. Ich finde das interessant.

    Aber solche Dinge gehören dann eventuell in einen anderen Thread.


    Gruß :hello:

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Eine wesentlich spätere Aufführung derselben Symphonie mit Karajan und den Berlinern zeigt mir, dass die Wiener Aufführung tatsächlich ein Glücksfall gewesen sein muss.

    Dieser durchaus beeindruckende Mitschnitt ist offenbar aus dem Jahr 1985, wie ich einem Kommentar direkt bei youtube entnehmen kann.

    Ich hätte ihn noch später eingeordnet, Karajan wirkt schon sehr gezeichnet - so wie man ihn aus seinen späten Konzerten kennt.


    Seine letzten Bruckner-Aufnahmen mit den Wiener Philharmonikern finde ich sehr stark, ganz gleich wie diese zustande kamen. Er hat hier meines Erachtens noch einmal etwas aufgerauter spielen lassen, die Streicher mit ihrem mächtigen sound sind nun nicht mehr so im Vordergrund wie in Berlin in den 70/80ern. Leider aber gibt es von der Neunten aus dieser späten Zeit keinen Mitschnitt (zumindest auf CD nicht).


    Interessant wäre in diesem Zusammenhang noch ein Blick auf seine frühe Aufnahme mit den Berlinern aus dem Jahr 1966.


    MS00NjA1LmpwZWc.jpeg


    Und es gibt noch einen frühen Mitschnitt aus dem Jahr 1962:


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    Viele Grüße

    Christian

  • Mir ist im ersten Satz nie ganz klar, wo genau hier die Durchführung beginnt und das dritte Thema endet. Ich vermute (bei obiger Aufnahmen mit Karajan und den Wienern aus dem Jahr 1976) bei ungefähr 10:04 - ist das richtig? Oder erst später?

    Kann sich hierzu jemand äußern?

    Reprise und Coda sind dann wieder klar erkennbar für mich.


    Viele Grüße

    Christian

  • Werte Taminos,


    ich meine mich an eine Aufzeichnung in meiner Kindheit (ich bin Jahrgang 1972) erinnern zu können, wo im Fernsehen Karajan beide „Unvollendete“ dargeboten hat - die von Schubert und anschließend die von Bruckner. Kann das jemand bestätigen?


    Gutes Hören

    Christian Hasiewicz

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



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