Hallo Theophilus,
ZitatIn Österreich hättest du wahrscheinlich einzig bei der Gramola gute Chanen gehabt, einen Boris einfach aus dem Regal nehmen zu können. Da Caruso gab es noch nicht (und deren sagenhafte Opern-Auswahl wird es weltweit auch nicht allzu häufig geben).
Die Problematik ist natürlich ansatzweise richtig dargestellt. Man bekam damals in Österreich nicht einmal Brittens "Peter Grimes" in der Decca-Aufnahme, weil die in Österreich nicht vertrieben wurde.
Es stimmt: Man mußte sich bemühen, an eine Aufnahme zu kommen.
Der beste Weg in Sachen "Boris" war die Buch- und Schallplattenhandlung im Trattnerhof, ein Ableger der KPÖ mit entsprechend guten DDR- und Rußlandkontakten. Und dort standen denn auch karajanfreie "Borise" in solchen Mengen, daß man sie zu verkaufen gedachte. Da dieses Geschäft in einer durchaus dicht frequentierten Parallelgasse zum Graben angesiedelt war, in der ebenfalls mehrere (andere) Geschäfte lagen, kann man nun nicht sagen, es hätte "in Österreich" nur "Schleichwege" gegeben, an einen "Boris" zu kommen, der seinen namen zurecht führt. Karajan war nur die bequemste Möglichkeit, an einen bequemen "Boris" zu kommen.
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ZitatZitat Giselher
Am nächsten Abend, vor einer Strauss-Oper, flüsterte Karajan einigen Freunden zu, er sei sehr froh, nun endlich wieder professionell komponierte Musik machen zu können..."
Wenn das stimmt (und ich bezweifle es nicht), ist dieser Karajan tatsächlich von einer gnadenlosen musikalischen Ahnungslosigkeit gewesen.
Nun, dementsprechend hat er dieses Meisterwerk ja auch aufgeführt...