Modest P. Mussorgsky: Boris Godunow

  • Lyrica vs Preiser


    Ich kenne die Lyrica-Version des Golovanov-Boris, der übrigens mit Mark Reizen in der Titelpartie ist, im Gegensatz zu Preiser, wo Pirogov singt. Es handelt sich um ein ähnliches 1 1/2-Verfahren wie London-Petrov 15 Jahre später.
    Die Lyrica-Version klingt annehmbar, wer Reizen möchte, sollte abeer nach der altren Arlecchino-Version suchen, die diesen IMO größten aller russischen Bässe im Anhang in allen anderen Bass-Szenen der Oper bietet.
    Ich persönlich bevorzuge Reizen gegenüber Pirogov, aber das ist Geschmacksache. Edwin ist, glaube ich, eher von Pirogov überzeugt. Mit diesem gibt es übrigens auch die legendäre Verfilmung, die eine der beeindruckensten und eigenwilligsten Opernfilme ist, die ich kenne.


    Gruß aus FFM
    Dieter

  • Lieber Edwin,


    den Gergiew habe ich mir bereits vorgemerkt.


    Zu Fedoyesev: Hat er, wie Du oben schreibst, das Bild vor der Basiliuskathedrale in das Schlußbild integriert oder stammt das vom Komponisten selbst? Letzteres legt der Aufsatz von David Lloyd-Jones (im Booklet der Fedoyesev-Einspielung) nahe. Demnach hat Mussorgsky übrigens in seiner "definitiven" Fassung - "Originalfassung" - auch Kürzungen im 1. Akt, Bild 1 bei Pimens Schilderung des Mordes zu Uglitsch (Boris' Verbrechen in der Vorgeschichte, Hauptthema der Oper) vorgenommen.


    Arthur Jacobs (Einführungstext in der Semkow-Einspielung) schreibt, daß Semkow hier wie auch im Prolog (Hof des Jungfrauenklosters in Moskau, auch hier Kürzungen in Mussorgsky II gegenüber I) auf die erste Fassung ("Urfassung") zurückgreift, weil beide Szenen (Prolog wie Pimens Erzählung) gegenüber der zweiten Fassung "reicher und zwingender gestaltet" seien.


    Präsentiert Gergiew auch hier beide Fassungen?


  • Hallo Dieter,
    Hallo Edwin,


    ich kenne (leider) nur die Golovanov-Aufnahme mit M. Reizen - ein Bass-Phänomen - von 1948.


    Exkurs:
    Kesting schreibt, daß Mark Reizen (03.06.1905-25.11.1992) an seinem Geburtstag am 03.06.1985 zum 65 (!!!) Jubiläum seines Debuts am Großen Theater von Moskau in Tschaikowskys "Eugen Onegin" aufgetreten ist. Es zeichnet Reizen als "russischen Belcantisten" unter der Beitragsüberschrift: "Gigant unter den Bässen". Auch hier hat J. Kesting vollkommen Recht.
    [Vgl. Kesting, Jürgen; Die großen Sänger; Band II; 1. Auflage 2008; Hamburg; Seite 1181ff.]


    (Gem. Cover-Beschreibung!):


    Modest Mussorgsky
    Boris Godunov


    Boris Godunov - Reizen
    Xenia - Kruglikova
    Feodor - Zlatogorova
    Nurse - Verbitzkaya
    Prince Shuisky - Khanayev
    Andrei Shchelkalov - Bogdanov
    Pimen - Mikhailov
    Grigory - Nelepp
    Marina Mnishek - Maksakova
    Varlaam - Lubenzov
    Misail - Yakushenko
    Hostess - Turchina
    The Simpleton - Kozlovsky
    Nikitich, a police officier - Krasovsky
    Mityukha - Sipaev
    Boyar of the Duma - Peregudov


    Nikolay Golovanov
    Chorus and Orchestra of the Bolshoi Theatre


    Edwin, kann es sein, daß wir von zwei verschiedenen Aufnahmen sprechen/schreiben?


    Bis dann.

  • Mark Reizen


    Diesen Auftritt als Fürst Gremin im Alter von 90 Jahren kann mann bei youtube bewundern. Natürlich war nur noch eine Reststimme vorhanden, aber die Präsenz dieses kerzengraden riesigen Greises auf der Bühne ist allein schon phänomenal.


    Gruß
    Dieter

  • Lieber Gurnemanz,
    ja, Gergiew hat definitiv beide Fassungen aufgenommen: 2 CDs für die Erstfassung, 3 für die Zweitfassung. Keinerlei Kompromisse (außer, wenn an einigen Stellen die Zweitfassung sozusagen mit sich selbst in Konkurrenz tritt, es gibt da einige unklare Stellen, die aber ausschließlich ein paar Noten in der Singstimme betreffen).
    Was Mussorgskij wirklich wollte, weiß wohl niemand: Lloyd-Jones hat glaubwürdige Quellen, aber mir erscheint die Idee relativ unlogisch. Es gibt eine Quelle, derzufolge Mussorgskij das Basilius-Bild entfernt hat, weil das Volk den Gottesnarren verspottet. Mussorgskij sagte, hier habe er über das Volk gelogen, denn das russische Volk würde niemals einen armen Teufel verspotten.
    Quellen solcher Art gibt es einige.
    Meiner Meinung nach hat Mussorgskij die Dramaturgie relativ planlos gehandhabt: Er hat einfach "szenische Bilder aus der Zeit des Boris Godunow" komponiert, die er dann zu einem dramatischen Ablauf gereiht hat (und Reihungen auch wieder verändert hat). Dieses Konvolut an Bausteinen, die man im eigenen Kopf zusammensetzen muß, macht diesen "Boris" zu diesem einzigartigen und revolutionären Meisterwerk, das im Grunde Brechts Dramaturgie vorwegnimmt.
    :hello:

    ...

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Lieber Gurnemanz,
    ja, Gergiew hat definitiv beide Fassungen aufgenommen: 2 CDs für die Erstfassung, 3 für die Zweitfassung.


    Lieber Edwin,


    das steigert meine Neugier, zumal es mir heute beim Vergleichshören Semkow-Fedoyesev (hier bin ich zugunsten Semkow deutlich voreingenommen, weil seine Aufnahme mir als die lange einzige des Boris so vertraut und nah ist wie das liebe Gesicht eines Freundes) so erschien, daß sich auch Fedoyesev im Prolog und 1. Akt für eine Mischfassung entschieden hat, also in Pimens Erzählung für die ungekürzte Schilderung von Boris' Kindesmord (= "Urfassung" 1869), aber auch für die Hereinnahme von Grigoris Erwachen und Traum, mit den beiden ersten Chören der Mönche (das kam wohl erst in der "Originalfassung" 1872 dazu, bitte mich ggf. zu korrigieren; ich kenne die Partitur nicht und stütze mich lediglich auf die CD-Editionen samt den darin enthaltenen Einführungen). Der Kompromiß scheint mir dramaturgisch fast notwendig (war das Mussorgsky so nicht klar oder spielt hier Angst vor der Zensur eine Rolle?), wenn man Pimen als den Mann der Vergangenheit ansieht (er schließt gerade seine Chronik Rußlands ab eben mit Boris' Verbrechen) und Gregori als den der Zukunft (sein Traum handelt von einer Turmbesteigung, er sieht auf das Moskauer Volk herab wie auf Ameisen, die Menschen recken höhnisch drohend ihre Finger nach oben, er stürzt in die Tiefe und erwacht): Seinem zukünftigen Aufstieg als falscher Dimitri wird, nach Ende der hier abgehandelten Periode, der Absturz folgen: Rußlands Geschichte als die ewige Wiederholung: Herrscher kommen und gehen, das russische Volk bleibt im Elend (so auch der Narr am Schluß) - soweit eine Skizzierung der dramaturgischen Idee des Boris, wie sie sich mir erschließt. Auch die Pimen-Grigori-Szene gehört zu den faszinierenden "Bausteinen"! Die lockere Szenenfolge, die nicht so recht ineinander aufgehen will, erinnert mich auch an Büchners Woyzeck (auch hier das Problem divergierender Fassungen).


    Zitat

    Es gibt eine Quelle, derzufolge Mussorgskij das Basilius-Bild entfernt hat, weil das Volk den Gottesnarren verspottet. Mussorgskij sagte, hier habe er über das Volk gelogen, denn das russische Volk würde niemals einen armen Teufel verspotten.


    Kann ich verstehen, dabei finde ich gerade den verspotteten Gottesnarren (=Christus??) besonders anrührend. Das einfache bäuerliche Volk wurde ja gerade von einigen russischen Intellektuellen gegen Ende des 19. Jahrhunderts verherrlicht (z. B. extrem bei Tolstoi), da paßte die Horde der Jungen, die den Narren demütigen, nicht ins idealisierte Bild.

  • Lieber Gurnemanz,
    Fedosejew scheint bestrebt gewesen zu sein, möglichst viel Musik halbwegs sinnvoll in seine Fassung zu integrieren. Als seinerzeit die Schallplatte herauskam, hatte man mehr "Boris" als in sämtlichen anderen Versionen.
    Semkow ist auch mir vertraut. Ich mußte die Schallplatte ein zweites Mal kaufen, weil ich es geschafft habe, die erste so abzuspielen, daß sie an einigen Stellen wirklich schon defekt war. Es war eine ungeheuer wichtige Pioniertat mit Folgen - obwohl die Aufnahme Mängel hat. Aber bedenken wir: Die Sowjetunion hielt eisern an Rimskij fest, nur einige wenige Häuser wagten Schostakowitsch; das Original spielten nur Tollkühne.
    Im Westen spielte man Rimskij, weil man mit russischen oder bulgarischen Bässen besetzen wollte, die natürlich aufgrund ihrer Engagements in der Sowjetunion nur Rimskij kannten. Lediglich Kegel nahm in der DDR einen (deutsch gesungenen) Querschnitt in der Schostakowitsch-Version auf.
    Hätte Semkow nicht die Tauglichkeit des Originals nachgewiesen, wäre sicherlich sehr viel Zeit verstrichen, ehe anderer Dirigent gewagt hätte, es mit dem Original zu versuchen.
    Bei "Chowanschtschina" ist die Lage noch schlimmer: Da war bis vor Kurzem die Rimskij-Version etabliert; man versuche, sie in einer kritischen Ausgabe des Klavierauszugs (ev. Lamm) mitzulesen - spätestens auf Seite 20 fängt man hektisch zu blättern an. Und kommt doch auf keinen grünen Zweig mehr... Die Schostakowitsch-Version wiederum wurde nachbearbeitet, um sie dem, was der Musikdramaturg oder Dirigent für das Original hielt, möglichst anzupassen. Somit wurden die Arbeiten von zwei Komponisten korrumpiert, nämlich Mussorgskij und Schostakowitsch. Die einzige wirklich vollständige und nicht korrumpierte Schostakowitsch-"Chowanschtschina" ist die alte Sony-Einspielung unter Tschakarow.

    Übrigens - für alle, die sich auch notenlesend mit dem "Boris" befassen wollen: Die Partitur der Oxford UP ist eine kritische Ausgabe (Lloyd-Jones); man sollte die zweibändige Version kaufen (auch wenn sie schweineteuer ist), denn die Varianten und Kommentare sind im Ergänzungsband. Die Rimskij-Version gibt es bei Dover als Partitur.
    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner



    Ist gut und jeden Cent wert.


    Hab ich jetzt bei Amazon.com bestellt, dort kostet sie nur 21$ (inkl. Versand). Wir sollten eh die USA leerkaufen, solange der Dollar schwach ist.


    Vielen Dank an alle!



    Thomas Deck

  • Hallo miteinander!


    Ich suche eine Aufnahme des Boris Godunow mit Schostakowitsch-Instrumentierung.
    Ist euch eine bekannt, die auch erhältlich ist?


    Danke!


    Viele Grüße
    John Doe

  • Boris Godunow,
    musikalisches Volksdrama in 4 Akten und einem Prolog (9 Bilder)
    von Modest Mussorgskij.
    Text vom Komponisten nach dem gleichnamigen Drama von Alexander Puschkin (1831).
    Uraufführung der 1872 revidierten ersten Fassung: 8.2.1874 St. Petersburg, Mariinskij-Theater
    mit Iwan Melnikow als Boris • Osip Petrow • Julia Platonowa • Fedor Komissartschewsky • Sobolew,
    Dirig. E. Naprawnik



    Erstaufführung der 1. Bearbeitung von Rimskij-Korsakow: 10.12.1896 St. Petersburg, Großer Saal des Konservatoriums.
    Erstaufführung der 2. Bearbeitung Rimskij-Korsakows: 19.5.1908 Paris, Opéra. –
    Erstaufführung des so genannten Ur-Boris, der Fassung von 1869: 5.3.1929 Moskau, Staatliches Operntheater K. S. Stanislawskij. Erstaufführung der Fassung von Dmitrij Schostakowitsch: 4.11.1959 Leningrad, Kirow-Theater.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Welcher Boris?

    Ich habe spät abends die Eröffnung der Mailänder Scala (ab dem 2.Akt) gesehen und war nicht zufrieden. Orchester und besonders die Chöre (Kinderchor!) waren großartig, das Bühnenbild stimmig, die Kostüme eine Mischung von alt und modern. Die Regie gut, mit einigen Varianten. Boris wird am Schluss von Leibwächtern des falschen Dimitri erstochen. Das ist z.B. eine RT-Variante, die man akzeptieren kann.

    Die Sänger, die ich bis auf den Sänger des Schuisky, alle nicht kannte, hatten nicht immer Top-Niveau. Norbert Ernst sang den Schuisky, Stimme und Spiel waren viel zu harmlos. Er hat oft in Düsseldorf gesungen, wo ich sein Timbre nicht mochte. Der Sänger des Boris war ein Bariton, was auch in den Kommentaren der User bemängelt wird. Xenia, die Tochter, war zu alt und auch ihre Stimme mit viel Vibrato passte nicht zur Rolle. Die beiden Mönche: Grigori (der falsche Dimitri, Tenor) sang sehr gut, absolut überragend der Sänger des Pimen. Ich fand ja immer, dass Pimen mit seinen beiden Erzählungen die eigentliche Hauptfigur des Boris ist.

    Meine Frage: Ich habe natürlich die Karajan-Aufnahme mit Ghiaurov und Talvela, aber es ist die Rimsky-Fassung, die etwas überpoliert ist. Außerdem enthält sie den furchtbaren 3. Akt, den Polen-Akt, der heute zum Glück nicht mehr gespielt wird.

    Obwohl man Ghiaurov und Talvela erstmal toppen muss!

    Jetzt die Frage: Es gibt zwei DVDs, die infrage kämen.

    1. München (Bayrischer RF), Dir. Nagano, Regie Bieito

    2. Liceu Barcelona, Dir. Seb. Weigle, Regie Willy Decker.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Den Boris habe ich noch nie gesehen. Alle Versuche bisher scheiterten. Ich habe die Scala-Eröffnung aufgenommen, glaube aber nicht, daß ich lange aushalten werde. Vielleicht suche ich gleich nach der Karajan-Aufnahme.

    Obwohl ich Rußland liebe, komme ich mit den russischen Opern außer Tschaikowski nicht klar. Mit den Balletten, selbst Strawinsky oder den sinfonischen russischen Werken ist das anders. Die mag ich, selbst Schostakowitsch. Begründen kann ich es nicht, höchstens mit innerer Ablehnung oder Zustimmung. Selbst der furchtbare 1. Satz der Leningrader Sinfonie ab dem einsetzenden Trommelrhythmus findet meine Zustimmung, weil ich weiß worum es dabei geht. Und ich fühle das Grauen fast körperlich. Die Auflösung des 4. Satzes mit dem jubelnden Orchester versöhnt und stimmt optimistisch. Zu meinen russischen Lieblingen gehören KK2 und Sinfonie 2 von Rach und das "Poem de la Exstase" von Skrjabin. Die kleine Abschweifung möge man mir verzeihen.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Du solltest doch den Boris von Karajan versuchen. Es ist die Rimsky-Korsakow-Fassung, aber vom alten Boris ist noch alles drin. Die Sänger sind durchweg überragend: Ghiaurov, Ludovic Spiess, Talvela (als Pimen) und Maslennikow (Schuisky und Narr). Den dritten Akt, der Polenakt mit der Liebesgeschichte, kann man nur einmal hören und dann nie wieder. Der Ur-Boris wurde 1869 veröffentlicht, zu dieser Zeit eine Kühnheit in der Musiksprache, wie sie erst später Janacek im Totenhaus wieder erreicht hat.

    Die Scala-Aufnahme solltest du löschen, weil die Sänger bis auf Pimen und Grigorij nicht stimmtypisch sind. Boris und Pimen müssen von tiefen, klangvollen russischen Bässen gesungen werden.

    Gegen den Boris finde ich Tschaikowski und Schostakowitsch (bis auf die Lady Mabceth von Mzensk) als nur zweitklassig.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Die Scala-Aufnahme solltest du löschen


    Du solltest doch den Boris von Karajan versuchen.

    Danke für den Tip. Ich werde es versuchen. Das Wetter läßt Zeit, sich auch am TV mal zu langweilen - oder begeistern. Allerdings ist heute Fußball erste Wahl.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Ich danke dafür besonders, das wird eine spannende Lektüre für mich, denn "Boris" liegt bei mir auf Janacek-Niveau.

    Auch wenn es viel ist, aber beim ersten Anklicken habe ich schon gesehen, dass da kundige Taminos (es gibt ja nur solche) auch zur Entstehungsgeschichte einiges beitragen.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Ich danke dafür besonders, das wird eine spannende Lektüre für mich, denn "Boris" liegt bei mir auf Janacek-Niveau.

    Auch wenn es viel ist, aber beim ersten Anklicken habe ich schon gesehen, dass da kundige Taminos (es gibt ja nur solche) auch zur Entstehungsgeschichte einiges beitragen.

    Hallo Herr Dr. Pingel, Sie schreiben über Boris Godunow. Durch glückliche Umstände kam ich an die Oper Premeire am 04. Mai 1980 am Mannheimer Nationaltheater. Diese Aufnahme muß dort vom Theater selbst in Auftrag gegeben worden sein, und durch die Tontechnik aufgenommen worden ist. Soweit ich weiß gab es zu der Zeit auch noch keine Stereo Aufnahme Möglichkeit. Franz Mazura singt den Boris. Corneliu Murgu den Dimitri. Den Pimen singt Erich Knodt. Feodor Waltraut Meier. Den Fürsten Schuiskij singe ich. Die Oper ist komplett. Mein Cousin hat sehr schöne Cover dafür entworfen. Instrumentation von Dimitrij Schostakowitsch. Falls Sie das interessiert müßten Sie mir eine Nachricht schicken, wo ich die 3 CD Kassette hin schicken kann. ( als Geschenk )


    Beste Grüße


    Herbert Schaefer.

    Einmal editiert, zuletzt von Herbert Schaefer () aus folgendem Grund: Fehler verbessert

  • Den Fürsten Schuiskij singe ich. Die Oper ist komplett. Mein Cousin hat sehr schöne Cover dafür entworfen. Instrumentation von Dimitrij Schostakowitsch. Falls Sie das interessiert müßten Sie mir eine Nachricht schicken, wo ich die 3 CD Kassette hin schicken kann. ( als Geschenk ) Telefon 0731 - 263553


    Beste Grüße


    Herbert Schaefer.

    Das werde ich in dieser Woche erledigen!

    Nachtrag zum Mailänder Boris: Es gab vor der Vorstellung massive Proteste, überwiegend wohl von ukrainischen Exilanten, gegen die Aufführung. Solchen Dummheiten und Übergriffen dürfen wir uns keinesfalls anschließen!

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  • Nachtrag zum Mailänder Boris: Es gab vor der Vorstellung massive Proteste, überwiegend wohl von ukrainischen Exilanten....

    Die internationale Presse sieht das etwas differenzierter:

    Fünf Mitglieder der italienischen Klimagruppe "Ultima Generazione" (Letzte Generation) wurden am Mittwoch von der Mailänder Polizei festgenommen.

    Während draußen die Polizei allerlei demonstrierende Gruppen weiträumig von der Scala fernhielt, die gegen die stark gestiegenen Energiepreise und die Rechtsregierung in Rom protestierten, für sofortige Maßnahme gegen die Klimakrise (am selben Vormittag hatten Klimaschutzaktivisten das berühmte Opernhaus mit Farbe beschmiert) und auch gegen die Premiere von "Boris Godunov" sowie für die Ukraine, gab es drinnen zuletzt uneingeschränkt freundlichen Jubel für alle.

    Zuvor hatten linksradikale Protestler den Eingang des Mailänder Opernhauses Teatro alla Scala mit blauer und rosa Farbe attackiert und versucht, die Sperren vor dem Eingang zu durchbrechen. Sicherheitskräfte konnten dies jedoch verhindern. Das Personal des Opernhauses säuberte anschließend die Fassade des Theaters. Eine weitere Demonstrantengruppe mit blau-gelben Ukraine-Flaggen protestierte darüber hinaus gegen russische Propagande und den Ukraine-Krieg.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • In seinem Kommentar vom Samstag beklagt Dr. Pingel, der Sänger des Boris sei ein Bariton gewesen. Pardon, aber Ildar Abdrazakov , der u. a. Attila, Filippo, die Mephistos von Gounod und Boito singt, ist ein Bass und kein Bariton. Zwar gehören auch Leporello und der Mozart-Figaro zu seinem Repertoire, aber dies sind allenfalls Partien für einen Bassbariton. Wäre Abdrazakov ein Bariton, würde ich ihn in den von mir erwähnten Opern als Ezio, Posa, Valentin und Figaro-Grafen erwarten.


    Beste Grüße


    Peter Schünemann

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  • In seinem Kommentar vom Samstag beklagt Dr. Pingel, der Sänger des Boris sei ein Bariton gewesen. Pardon, aber Ildar Abdrazakov , der u. a. Attila, Filippo, die Mephistos von Gounod und Boito singt, ist ein Bass und kein Bariton. Zwar gehören auch Leporello und der Mozart-Figaro zu seinem Repertoire, aber dies sind allenfalls Partien für einen Bassbariton. Wäre Abdrazakov ein Bariton, würde ich ihn in den von mir erwähnten Opern als Ezio, Posa, Valentin und Figaro-Grafen erwarten.


    Beste Grüße


    Peter Schünemann

    Ich gebe dir völlig Recht ! Ich habe ihn auch schon gehört ! Apropos, kennst du lieber P.Schünemann auch seinen Bruder Askar, auch ein Bass? LG Fiesco

    Zitat von Dr. Pingel

    Ich habe spät abends die Eröffnung der Mailänder Scala (ab dem 2.Akt) gesehen und war nicht zufrieden. Orchester und besonders die Chöre (Kinderchor!) waren großartig, das Bühnenbild stimmig, die Kostüme eine Mischung von alt und modern. Die Regie gut, mit einigen Varianten. Boris wird am Schluss von Leibwächtern des falschen Dimitri erstochen. Das ist z.B. eine RT-Variante, die man akzeptieren kann.

    Die Sänger, die ich bis auf den Sänger des Schuisky, alle nicht kannte, hatten nicht immer Top-Niveau. Norbert Ernst sang den Schuisky, Stimme und Spiel waren viel zu harmlos. Er hat oft in Düsseldorf gesungen, wo ich sein Timbre nicht mochte. Der Sänger des Boris war ein Bariton, was auch in den Kommentaren der User bemängelt wird. Xenia, die Tochter, war zu alt und auch ihre Stimme mit viel Vibrato passte nicht zur Rolle. Die beiden Mönche: Grigori (der falsche Dimitri, Tenor) sang sehr gut, absolut überragend der Sänger des Pimen. Ich fand ja immer, dass Pimen mit seinen beiden Erzählungen die eigentliche Hauptfigur des Boris ist.

    EIN POLITKRIMI ZUM SAISONSTART


    Lieber Dr.Pingel, BITTE lesen! ;) Der Sänger des Pimen war der Bass Ain Anger aus Estland!


    Boris Godunov hier zum nachhören!


    LG Fiesco




    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • In seinem Kommentar vom Samstag beklagt Dr. Pingel, der Sänger des Boris sei ein Bariton gewesen. Pardon, aber Ildar Abdrazakov , der u. a. Attila, Filippo, die Mephistos von Gounod und Boito singt, ist ein Bass und kein Bariton. Zwar gehören auch Leporello und der Mozart-Figaro zu seinem Repertoire, aber dies sind allenfalls Partien für einen Bassbariton. Wäre Abdrazakov ein Bariton, würde ich ihn in den von mir erwähnten Opern als Ezio, Posa, Valentin und Figaro-Grafen erwarten.


    Beste Grüße


    Peter Schünemann

    Das ist ein persönlicher Eindruck und keine objektive Tatsache. Da im Boris noch immer ein andrer tiefer Bass zu finden ist, nämlich Pimen, ist der Vergleich aktuell immer möglich. Im Vergleich zu Pimen lag Abdrazakov deutlich höher. Meine Formulierung war übrigens ein Zitat aus den Kommentaren.

    Aber vielleicht bin ich durch Ghiaurov zu sehr geprägt

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Danke für den Tipp! Ich finde, dass der Rezensent eher meiner Meinung ist, wenn er den Sänger als jugendlich und seinen Bass als hell bezeichnet. Letztlich ist es eine Geschmackssache, ich bin eben geprägt durch Boris Christoff, Ghiaurov und Martti Talvela, den ich vor vielen Jahren live in Düsseldorf gesehen habe und der für seinen Boris einen Beifallssturm sondergleichen bekam.

    Nachtrag: wie der Rezensent habe auch ich leider vergessen, den Sänger des Narren positiv hervorzuheben. Bei Karajan singt ihn Maslennikow, der auch den Schuisky singt. In den Daten von Arte finde ich seinen Namen nicht.

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  • Zitat von Dr. Pingel

    Nachtrag: wie der Rezensent habe auch ich leider vergessen, den Sänger des Narren positiv hervorzuheben.

    Der Gottesnarr im Boris an der Scala war Yaroslav Abaimov!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich habe mich jetzt durch den ganzen thread gewühlt. Die meisten Beiträge liegen in den Jahren 2006-2009, also vor meiner Zeit im forum. Der letzte Beitrag (#160) ist von Harald Kral, 17.4.2009.

    Dann kommt mein Beitrag (161, Samstag). Es gibt jede Menge Informationen zu den einzelnen Fassungen und es gibt Empfehlungen und Verrisse der einzelnen Aufnahmen. Auch ein bisschen Yellow ist dabei, vor allem in der Auseinandersetzung mit der Karajan-Aufnahme. Hier läuft Edwin Baumgartner als Karajan-Mörder zur Hochform auf.

    In ein paar Tagen mache ich hier mal eine Zusammenfassung, schon alleine deswegen, weil Boris eine von meinen Lieblingsopern ist. Offensichtlich habe ich ihn doppelt falsch "gelernt", einmal falsch als Fassung von Rimsky-Korsakow, das andere Mal als falsche Aufnahme dieser Fassung vom falschen Dirigenten, Herbert von Karajan, für den Edwin Baumgartner nur tiefste Verachtung übrig hat. Mal sehen, wie weit ich komme; der Boris lohnt jeden Aufwand.

    Anmerkung: so wie den falschen Dimitrij gab es auch den falschen Boris in London:untertauch:. Er konnte viel, singen aber wohl nicht, eine Eigenschaft, die er mit vielen Sängern teilt:pfeif:.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

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  • Den Fürsten Schuiskij singe ich. Die Oper ist komplett. Mein Cousin hat sehr schöne Cover dafür entworfen. Instrumentation von Dimitrij Schostakowitsch. Falls Sie das interessiert müßten Sie mir eine Nachricht schicken, wo ich die 3 CD Kassette hin schicken kann. ( als Geschenk )


    Beste Grüße


    Herbert Schaefer.

    Ich komme jetzt erst dazu, nachdem ich mich den thread geackert habe. Leider ist hier in der Änderung die Telefonnummer nicht mehr dabei, vielleicht finde ich sie noch!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Beim Boris gibt es eben mehrere Möglichkeiten. Er war auch eine der großen Rollen George Londons, der wahrlich kein Baß war...

    Als Valery Gergiev den "Boris" in zwei Versionen einspielte, besetzte er die Titelpartie zum einen mit dem Bariton Nikolay Putilin, zum anderen mit Vladimir Vaneev, den man damals wohl als hohen Bass bezeichnen konnte, der aber in der jüngsten Vergangenheit reine Baritonrollen wie Amonasro und Rigoletto verkörpert hat.

    Heutzutage wird der Boris am Mariinsky häufig mit Yevgeny Nikitin besetzt, der Partien wie Holländer, Wotan, Amfortas, aber auch Pogner zu seinem Repertoire zählt. Ihm wie auch vielen seiner Kollegen, die dort dieses Fach singen (ich denke da an Mikhail Petrenko), ist zu eigen, dass sie eine große Expansionskraft in der Höhe haben, also die höhere Tessitura eines Boris, Igor oder Ruslan problemlos bewältigen - ein Phänomen, das wir aber schon in der Vergangenheit bei Sängern wie Petrov oder Reizen beobachten konnten.


    Beste Grüße aus Finnland


    Peter