Sagitt meint:
Joachim Kaiser, Jg. 1928, ist seit Jahrzehnte eine deutscher Groß-Kritiker, als führender Redakteur bei Süddeutschen tätig. Momentan wird seine Sammlung über Pianisten des Jahrhunderts in einer Weise vermarktet, wie ich es noch für kein Produkt der Klassik je erlebt habe.
Kaiser versteht sehr wortgewaltig zu formulieren. Ich mag das, auch wenn Gespräche mit Fachkollegen von ihm immer wieder ordentliche Distanz zu diesem Wortreichtum erkennen liessen. Aber, dass einer die Sprache beherrscht und zu formulieren versteht, darf nicht zum Nachteil gereichen.
Pianisten stellt Kaiser in den Mittelpunkt seiner Bemühungen. In einem Porträt über sich selbst hat er sich einmal verraten, als er den Begriff ennui in den Mund nahm. Er räumte ein, kaum noch durch Konzerterergnisse begeisterbar zu sein. Das ist es, was man seiner Klaviersammlung anmerkt. Er schwärmt für die alten. Das ist in Ordnung. Aber die jüngeren nimmt er kaum zur Kenntnis. das ist gar nicht ok. Es gibt neben Schnabel, Horowitz und Kempff auch andere wunderbare Interpreten und es ist noch nicht entschieden, welche auf Dauer bleiben werden. So wird mit kritikpäpstlicher Hoheit eine Entscheidung gegen die jüngeren Künstler getroffen. Er hat Brendel gehört, warum sollte er Zacharias noch zur Kenntnis nehmen ?
Ich schätze Kaisers Formulierungskünste sehr, sein Urteilsvermögen stelle ich in Frage. Kritik am Kritiker.