PROKOFIEW Sergej: Klavierkonzerte

  • Das 2.Klavierkonzert komponierte Prokofjew, nachdem er eine Karte seines besten Freundes erhalten hatte, in welcher dieser ihm mitteilte, daß er sich erschossen hat.
    Prokofjews großer Schmerz ist deutlich im ersten Satz zu erleben, vor allem in der gigantischen, fast unspielbaren Kadenz.
    Der Pianist muß geradezu vom Orchester erlöst werden.


    Die Orginalpartitur ging in den Wirren der Revolution verloren und Prokofjew mußte das Konzert aus dem Gedächtnis neu aufschreiben.


    Die Aufnahme, welche das Drama um den verlorenen Freund am überzeugendsten für mich darstellt, ist diejenige mit Alexander Toradze:



    Gruß,
    Michael
    P.S. Anna Vinnitskaja ist sehr beeindruckend.
    Man kann das hier nachverfolgen:


    "http://www.youtube.com/watch?v=YYRQc5mTZNQ"

  • Lieber Michael, danke für diese Erklärung. Ich habe mir fast gedacht, dass hinter dem Konzert irgendein Drama stehen muss, denn eine solche Eruption wie hier ist auch in der Kunst nciht "alltäglich". :no:
    Den Link kann ich leider nciht öffnen, aber ich habe sie ja live erlebt! :]
    Danke für alle Cd-Tipps. Jetzt muss ich nur noch wählen: als Weihnachtsgeschenk für meinen Mann (der auch hin und weg war)scheint mir auf den ersten Blick die Komplettbox, die M.S. empfiehlt am Besten ?(



  • Also, Fairy, falls aus Dir allgemein ein Fan von Prokoffiew Instrumental- Konzerten geworden ist, dann würde ich gleich auch die wunderschönen Violin- und Cellokonzerte dazunehmen:



    Da sind die Klavierkonzerte mit meinem diesbezüglichen Lieblingsinterpreten drauf: V. Ashkenazy!! Der kann es puncto Virtuosität und Klangkultur mit allen hier genannten aufnehmen, naja eben meine Lieblingsaufnahme :D.
    Falls nix cello oder Geige, dann eben nur Klavier (wobei ich die Violin- und Cellokonzerte fast eingänglicher finde):


  • Lieber Flotan,
    die Ashkenazy-Aufnahmen sind in der Tat ziemlich gut.
    Warum nur hat er so einen hässlich klingenden und verstimmten Flügel beim 2.Klavierkonzert gewählt? ?(
    Das ist mir wirklich ein Rätsel.
    Meine erste Aufnahme dieses Konzertes war übrigens eine Life-Aufnahme mit dem hervorragenden Peter Rösel.


    Auch die Gesamtaufnahme mit Michel Beroff hat mir seinerzeit sehr gut gefallen.


    Gabriel Tacchinos Gesamtaufnahme auf Vox ist ziemlich gut, aber leider wird das zweite Konzert sehr, sehr langsam und behäbig interpretiert.


    Vom 2.Konzert gibt es auch eine legendäre Aufnahme mit Jorge Bolet und dem Cincinnati S.O. vom Anfang der 50er Jahre.


    Teleton gebe ich recht, daß die Krainew-Aufnahmen auf Melodiya ziemlich klasse sind, sehr viel besser als die seinerzeitige Frankfurter Neuaufnahme.


    Auch mit dem leider verstorbenen Malcolm Frager gibt es eine vorzügliche Aufnahme des 2.Konzertes unter Rene Leibowitz.


    Aber dieses furchtbare Drama, dieses um Fassung ringen und vor Wut und Entsetzen geradezu Amok laufen, das hat sich mir erst überwälltigend durch die Toradze-Aufnahme erschlossen.


    Übrigens ist die Toradze-CD saugut aufgenommen, mit reinem Röhrenequipment.
    Ich habe mal bei einer Premierenfeier bei uns den Tonmeister dieser Aufnahmen kennengelernt.
    Verdammt tüchtiger Mann! :jubel:


    Lieben Gruß :hello:,
    Michael

  • Lieber Flotan, da ich die Violin und Cellokonzerte noch nciht kenne.... ?(
    Cello ist aber sowieso mein liebstes Soloinstrument, von daher bestehen gute Chancen!
    Und dass Prokofiev ein toller Komponist ist, wusste ich schon seit Romeo und Julia und der Symphonie classique(eine der wenigen Symphonien, die ich bis dato freiwillig höre).
    Ich sags ja immer: Tamino bildet und erweitert den Horizont! :yes:


    Wie sind diese Gesamtboxen denn preislich angesiedelt und was haltet ihr vom Preis-Leistungsverhältnis?


  • Hallo FairyQueen, Michael und flotan,,


    mit Alexander Toradze bringt Michael nun tatsächlich einen neuen Pianistennamen hinein, den ich nicht kenne.


    Die Ashkenazy-Aufnahmen (DEcca)waren meine ersten auf LP. Da ich Previns Orchesterbegleitung nicht so umwerfend finde habe ich diese später nicht auf CD erworben, obwohl ich ansonszen Ashkenazy-Fan bin.
    Der Preis ist günstig; die Doppel-CD ist bei amazon für 8,30€ zu haben.


    Die von flotan empfohlene TRIO 3CD-Box mit den KK, den VC und den CC op.125 und 132 ist natürlich für den Einsteiger Ideal um alles gleich auf eine Schlag zu haben, und das für regulär 25,99€.
    Hier sind die KK mit Ashkenazy/Previn enthalten.



    Meine erste CD-Aufnahme war die von Michael auch erwähnte
    Beroff-GA der Klavierkonzerte.
    Diese kann ich ebenfalls voll empfehlen. Nicht nur die Interpretation ist fabelhaft, auch klanglich ist diese GA auf dem Level heutiger DDD-Produktionen. IMO der Previn-GA wegen der Orchesterleistungen insgesamt überlegen.
    :yes: Interessant wird diese EMI-Box auch durch den supergünstigen Preis von 8,90€ bei amazon-Anbietern.

    Prokofieff:
    Disk: 1
    Konzert für Klavier u. Orch. Nr. 1 Des-dur op. 10
    Konzert für Klavier u. Orch. Nr. 2 g-moll op. 16
    Konzert für Klavier u. Orch. Nr. 3 C-dur op. 26
    Disk: 2
    Konzert für Klavier u. Orch. Nr. 4 B-dur op. 53
    Konz. für Klavier u. Orchester Nr. 5 G-dur op. 55
    Ouverture sur des thèmes juifs
    Visons fugitives
    Michel Beroff, Klavier, Gewndhausorchster Leipzig, Kurt Masur
    EMI, ADD, 70er



    :) Die von mir empfohlene Postnikowa/Roshdestwensky-Aufnahme(Melodiya) kann man auf 2 CD´s erwerben. Diese kosten aber schon mehr, nämlich günstigstenfalls 11,78€/pro CD ! Aber es lohnt sich. Davon bin ich genau so begeistert wie Michael mit seinem Toradze.


    Die Toradze-GA (Philips) ist bei amazon mit 16,64€ gelistet. Listenpreis beträgt 38,-€.



    :) Bei diesen ganzen Empfehlungen sollte man auch nachstehende Graffmann-Szell Einzel-CD, die unter 5Euro zu haben ist nicht vergessen. Das ist eine Aufnahme bei der Klavier und Orchester, sowie die Ausführenden am gleichen Strang ziehen und eine unsagbar fantastische Interpretation der KK Nr.1 und 3 vorlegen.

    Garry Graffmann, Klavier Cleveland Orch., George Szell
    SONY, 1962, ADD


    :jubel: Diese CD-Aufnahme hatte ich zuvor auch auf LP (CBS) - auf CD natürlich heute ein MUSS.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Tele and Fairy,
    alles komplett in der obigen 3CD box (amazon.fr- Marketplace)
    10, 85 Euro:
    "http://www.amazon.fr/gp/offer-listing/B000076GYI/ref=dp_olp_1?ie=UTF8&qid=1195542482&sr=8-1"


    Ashkenazy, Harrell (!!!!) und Bell sind die (hochkarätigen) Solisten.
    Hier noch ein kleines Video um die Lust noch zu verstärken:
    der sibirische Bär Vadim Repin, seine 1708 "Ruby" Stradivari spielen Prokoffiew 1. Violinkonzert:
    "http://www.youtube.com/watch?v=xE5tw7rYvNE" :jubel:
    LGF

  • Hallo teleton,
    ich würde gerne noch etwas zur Beroff-Gesamtausgabe beisteuern, was nicht wirklich wichtig ist:
    Auf Photos von der Aufnahmesitzung kann man sehen, daß der Flügel seitenverkehrt aufgestellt wurde.
    Also Tastatur rechts und der Deckel geöffnet zum Orchester hin.


    Dies wurde dann vom Tonmeister mittels der Stützmikros wieder künstlich richtigherum gedreht.


    Allerdings höre ich leider nun immer das Echo des durch die anderen Micros eingefangenen falsch herumstehenden Flügels.
    Dadurch empfinde ich den Klavierklang auf diesen Aufnahmen als etwas diffus.


    Um zum 2.Klavierkonzert zurückzukommen:
    Die Aufnahme mit Horacio Gutierrez wurde und wird immer wieder gerne empfohlen.
    Grandioses Klavierspiel in jedem Falle, aber auch diese Aufnahme ist mir leider letztendlich im Vergleich mit Toradze zu glatt.


    Yefim Bronfmans Aufnahme dagegen gefällt mir sehr, sehr gut.
    Für einige Fans dieses Konzertes ist dies die Referenzaufnahme.


    Natürlich sind die Violin und Cellokonzerte herrlich, und im Grunde genommen ist flotans Vorschlag am besten, da man auf diese Art alles in hochkarätigen Einspielungen für wenig Geld bekommt. :angel:


    Beim 3.Klavierkonzert hat man eine riesige Auswahl an "Referenzeinspielungen" .
    Da hat man die Qual der Wahl von Argerich über Graffman bis zu den historischen Aufnahmen mit Kapell oder Prokofjew selber.


    Aber das ist ja in diesem thread schon behandelt worden.


    Zitat

    Davon bin ich genau so begeistert wie Michael mit seinem Toradze.


    Das glaube ich gerne, mich würde allerdings sehr interessieren, wie Dir die Toradze-Aufnahmen gefallen.


    LGMS


  • Ave Caesar,


    warst du dort? Ich frage deshalb, weil ich mir die gute Dame vielleicht im Januar in Korbach anhören möchte und weil die Eltern eines Freundes von mir das Neustädter Konzert gehört haben. Sie fanden die Pianistin gut, aber anscheinend hat sie das Programm geändert und mehr modernere Musik gespielt. Was hat es denn damit auf sich? Weißt du etwas?


    Mit bestem Dank im voraus für eine mögliche Antwort...

  • Zitat

    Original von Kulturvermittler


    Ave Caesar,


    warst du dort? Ich frage deshalb, weil ich mir die gute Dame vielleicht im Januar in Korbach anhören möchte und weil die Eltern eines Freundes von mir das Neustädter Konzert gehört haben. Sie fanden die Pianistin gut, aber anscheinend hat sie das Programm geändert und mehr modernere Musik gespielt.


    Lieber Kulturvermittler,


    ich habe es leider nicht geschafft ;( ;( , aber ich kann mal versuchen mich wegen der Programmänderung zu informieren. Ich melde mich via PN.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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  • Hallo, Michael, hallo, miteinander!


    Die - hier und andernorts - unter anderem von Michael Schlechtriem gelobte Gesamteinspielung mit Alexander Toradze wird, seit ich sie kenne - und das ist noch nicht lange und zurückzuführen auf ... dreimal dürft Ihr raten :D ... - auch von mir ganz schwer hochgehalten. :angel:


    Vom zweiten Konzert - irgendwer hat zu Uraufführungszeiten mal von einer "Katzenmusik aus der Seitengasse" gesprochen - war nun schon mehrmals die Rede.


    Endlich weiß ich jetzt aber auch das vierte, für die linke Hand, wirklich zu schätzen. Die fulminante Kraft und Spritzigkeit, die Toradze hier angedeihen lässt, die diversen Überraschungen - all das machen jegliche Sprödigkeit vergessen.


    Ich bin begeistert!


    Ansonsten: Das erste Konzert fällt nicht weiter aus dem Rahmen und, wie schon erwähnt weiter oben, beim dritten ist die Konkurrenz erdrückend. Aber die drei anderen möchte ich jetzt eigentlich nur noch so hören.


    Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Meine Rangliste bisher:


    2
    1
    3
    5
    4


    Ashkenazy und Richter find ich stark. Vor allem Richter im 5.!

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Der Lobeshymnen über das 2. Klavierkonzert kann man hier ja - völlig zu Recht übrigens - viel lesen. Die Nr. 3 hat sogar - auch das berechtigtermaßen - eine eigene Reihe. Was aber ist mit dem 5. Konzert? Muß nur immer wieder beteuert werden, daß Richter es herausragend gespielt hat, sonst gar nichts?


    Fachleute behaupten, es gehe in seinen technischen Anforderungen noch über Nr. 2 hinaus. Dabei wird die Virtuosität nicht so herausgestellt und in atemberaubende Kadenzen verpackt; sie ist von Anfang an mit einer geradezu brutalen Wucht da. Man fühlt sich in mancher Hinsicht an Bartok (Nr. 1 und 2) erinnert, wo das Klavier als Perkussionsinstrument dient.


    Allerdings ist es Prokofiev gelungen, in seinem 5. Konzert auch viel lakonischen Humor einfließen zu lassen. Da sind teilweise bizarre und ungeschlachte Figuren. Der phantasiebegabte Hörer sieht vor seinem inneren Auge eine Prozession monströser Wesen aufmarschieren. Und fast alles ist - über die 5 Sätze hinweg - aus demselben thematischen Material gebildet.


    Schade, daß die Virtuosen immer mit einem der ersten drei Konzerte brillieren müssen, anstatt sich einmal der ganz anders gearteten Aufgabe der Nr. 5 zu stellen. Klar, nach einer solchen Aufführung ist man fix und fertig (vgl. Richter bei der "Arbeit": http://www.youtube.com/watch?v=dNPOZdztCP0&feature=related ). Aber es lohnt sich doch!

    Musik: Atem der Statuen. Vielleicht: Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen enden. Du Zeit, die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen. (Rilke)

  • Zitat

    Original von jubal
    Schade, daß die Virtuosen immer mit einem der ersten drei Konzerte brillieren müssen, anstatt sich einmal der ganz anders gearteten Aufgabe der Nr. 5 zu stellen. Klar, nach einer solchen Aufführung ist man fix und fertig (vgl. Richter bei der "Arbeit": http://www.youtube.com/watch?v=dNPOZdztCP0&feature=related ). Aber es lohnt sich doch!


    Lieber jubal,


    das sehe ich ganz genau so!! Daß sich das 5. Konzert nicht gleicher Beliebtheit erfreut wie das 2. oder das 3. liegt sicher an der fehlenden Volkstümlichkeit des 3. oder dem Lyrismus des 2.


    Das 5. scheint mir sehr konzentriert, stellenweise vielleicht auch ein wenig maniriert, dennoch wie die Quintessenz des Prokofieffschen Konzertschaffens.


    Mir hat es besonders der letzte Satz angetan, v.a. in der Einspielung unter Richter/Maazel :yes:



    Überblickt man das gesamte Klavierkonzertschaffen, steht meiner Beobachtung nach das 4. noch viel mehr im Schatten aller anderen. Hier gibt es kaum Einspielungen mit bekannten Pianisten - ich denke, da hat es das 5. doch ein wenig besser getroffen.



    :hello:
    Wulf

  • Na ja,

    Zitat

    Hier gibt es kaum Einspielungen mit bekannten Pianisten


    Serkin, Browning, Beroff, Ashkenazy oder Krainew sind hoffentlich bekannt genug?


    Mit Leon Fleisher habe ich es live erlebt und meine liebste Einspielung ist neben der Krainew die Toradze-Fassung.


    Natürlich hast Du Recht, daß das 4.Konzert mindestens genau so stiefmütterlich behandelt wird wie das 5.Konzert.
    Aber an Aufnahmen bekannterer Pianisten herrscht eigentlich kein Mangel.


    Mir gefällt das 4.Konzert weitaus besser als das 5. Konzert.
    Dummerweise hat Prokofiew dieses Konzert für Paul Wittgenstein komponiert, welcher für eine lange Zeit das alleinige Aufführungsrecht hatte.
    Nur hat er dieses Konzert niemals aufgeführt.
    Es hat ihm angeblich nicht gefallen, warscheinlicherweise war es einfach zu schwer.


    So hat Prokofiew sein 4.Klavierkonzert niemals hören können, es wurde erst nach seinem Tod uraufgeführt.


    LG,
    Michael

  • Der Grund für die Zurückhaltung gegenüber dem 4. Klavierkonzert dürfte die schlichte Tatsache sein, daß es für die linke Hand geschrieben ist. Für den Interpreten bringt das gewisse Unannehmlichkeiten mit sich, für den Hörer nicht die Befriedigung des vollen Klanges, den man bei einem Klavierkonzert, zumal einem von Prokofiev, mit Fug und Recht erwarten darf.
    Gewiß staunt man über die ungeheure Leistung, mit nur einer Hand - und auch noch der linken! - das alles hervorzubringen, was ein durchschnittlicher Pianist nicht mit beiden Händen schaffen würde. Aber gegenüber den Herrlichkeiten des "athletischen Jubels" am Beginn des 1. Konzerts, der rauschenden Kadenz des 2. Konzerts, dem Passagenwerk des 3. Konzerts und der donnernden Wucht des 5. Konzerts ist und bleibt es eben recht mager.
    Abgesehen davon haben mich auch die musikalischen Einfälle des 4. Konzerts nicht recht überzeugt.

    Musik: Atem der Statuen. Vielleicht: Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen enden. Du Zeit, die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen. (Rilke)

  • Ich möchte Michael dahingehend zustimmen, dass mich - trotz Toradze - mittlerweile das vierte Konzert durchaus interessiert, das fünfte aber immer noch nicht so recht.


    Das Konzert für die linke Hand enthält als Herzstück einen unverwechselbaren Adagio-Satz, der die Begrenzungen des Klavierparts wegen der ausschwingenden Melodik hintan erscheinen lässt. Wie ich weiter oben schon gesagt habe, lässt Toradzes Spiel ansonsten die Sprödigkeit des Kopfsatzes vergessen und es gelingt ihm in besonderem Maße, einen gleichermaßen spritzigen und fülligen Soloklang hervorzurufen.


    Das fünfte Konzert ist zweifellos typischer Prokofieff, es ist aber in seiner Zusammenschau aller Eigenarten und Künste des Komponisten, wirklich recht maniriert - es wurde, glaube ich, ja schon gesagt -, akademisch und heterogen, eine übervirtuose und dennoch seltsam unsinnliche Musik.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Die Beschränkung auf die Verwendung nur der linken Hand macht mir persönlich das 4.Klavierkonzert besonders interessant.


    Mir fehlen die

    Zitat

    Herrlichkeiten des "athletischen Jubels"

    oder "rauschende Kadenzen" überhaupt nicht.


    Das habe ich ja schon alles in den anderen Konzerten gehört.


    Wolfgang hat ja schon auf den faszinierenden Adagio-Satz hingewiesen, deshalb möchte ich etwas zu den weiteren Sätze beisteuern:

    Im ersten Satz gibt es einige für mich umwerfende Passagen:


    Der Dialog zwischen dem Klavier und den wild und virtuos eingesetzten Streichern z.Bspl. , welche das Passagenwerk der fehlenden Hand übernehmen und ein sehr mitreißendes, entschlacktes Klangbild erzeugen, das genau andersherum ist, als man es gewohnt ist
    (wildes Passagenwerk des zweihändigen Pianisten zu einer "einfacheren" Orchesterbegleitung).


    Diese für mich mitreißende Passage mündet in in einen Dialog von Klavieroktaven im unteren und mittlerem Register, großer Trommel, hohen Streichern sowie Fagotten, welchen ich als bis dahin unerhört und wundervoll orchestriert bezeichnen würde.


    Ein großer Moment für mich.


    Als absoluter und überzeugender Kontrast zu diesem Mittelteil des ersten Satzes steht vorneweg und hintendrauf ein neoklassizistischer und sehr verspielter Abschnitt, in dem das Klavier auf für mich überaus glückliche Weise perfekt eingebunden wird.


    So sauschwer, wie der Klavierpart ist, er schiebt sich niemals völlig in den Vordergrund sondern bleibt "primus inter pares" , konzertant, was ich als sehr erfrischend und lohnend empfinde.


    In vielerlei Hinsicht erscheint mir dieses Klavierkonzert als das vielleicht typischste für den Komponisten Prokofiew (nicht für den "Pianisten-Komponisten" Prokofiew- wohlgemerkt ! ), da es einige Eigenarten seiner Orchestrationstechnik wie den sehr solistischen Gebrauch der großen Trommel im Dialog mit dem Soloinstrument für mich am überzeugendsten zeigt.


    Absolut genial finde ich, daß nach dem dritten Satz, der von demselben "konzertanten" Dialog zwischen Klavier und Orchester gekennzeichnet ist und für mich erstklassige und vor allem humorvolle und skurille Einfälle allerbester Prokofiewscher Qualität und Erfindungsgabe beinhaltet, nun nicht das "große" Finale erscheint, sondern "nur" eine "Kurzfassung" des ersten Satzes, welche dieses Konzert nicht mit Tastendonner und blutroter Sonne am Horizont beendet, sondern schelmisch und abgeklärt und diesem Konzert eine für mich ganz eigene und überzeugende Struktur gibt.


    Ich gebe es zu:
    Vor 30 Jahren fand ich den Schlußsatz nur blöd und dachte, Prokofiew sei halt nichts mehr eingefallen.
    Aber diese Meinung hat sich bei mir im Laufe der Jahre in das Gegenteil umgewandelt.


    Ich will ja nicht übertreiben.
    Aber für mich ist dieses 4.Klavierkonzert ein Geniestreich.


    Völlig verschieden zu seinen vier Konkurrenten und unter den "linke Hand" -Konzerten ein echtes Juwel.


    Und ich finde es ausgesprochen bemerkenswert und geradezu einzigartig, daß das Klavierkonzertschaffen von Prokofiew so vielfälltig ist.


    Jedes Konzert ist grundsätzlich anders gearbeitet- und es ist für jeden Geschmack etwas dabei:
    Für den Liebhaber von großem Tastengedonner bis zum Liebhaber feinster Ziselierungen.


    Persönlich finde ich es falsch, ein Prokofiew-Konzert gegen ein anderes auszuspielen, denn jedes hat seine starken und sehr persönliche Seiten.



    Schlußendlich möchte ich gerne Wolfgang noch danken für seine für mich sehr überzugende Beschreibung des 5. Konzertes, welche ich teile.


    Die Einspielung mit Richter kenne ich seit 35 Jahren und ich habe mich seitdem bemüht, dieses Konzert zu lieben.


    Leider ist es mir nicht gelungen.


    Aber ich finde es sehr bemerkenswert und schön, wenn auch für dieses Konzert eine Lanze gebrochen wird, denn auch dieses Werk ist bester und wertvoller Prokofiew.


    Ganz gleich, ob es mir gefällt oder nicht.



    LG,
    :hello:
    Michael

  • Hallo Prokofieff-Freunde,


    auf solche Werke wie die Prokofieff-KK komme ich regelmäßig gerne zurück.
    Die von Michael Schlechtriem und WolfgangZ goutierte GA der KK mit Toradze/Gergiev (Philips) habe ich jetzt auch als Ergänzung zu den GA von Beroff (EMI), Ashkenazy(Decca) , Krainew (Eurodisc), Krainew (APEX) und Graffmann (CBS-CD, KK 1+3), Argerich (EMI, KK 1+3) und Postnikowa (Melodiya, KK 2+3).


    Die Toradze-GA (Philips) ist wirklich so empfehlenswert, wie WolfgangZ und Michael es in den vergangenen Beiträgen darstellen, da brauche ich mich nicht zu wiederholen.


    Klavierkonzert Nr.2:
    Einzig verwunderte mich anfangs die sehr ungewöhnlich langsame Interpretation des Klavierkonzertes Nr.2, die besonders im 1.Satz mit 13:22 aussergewöhnliche Ausmaße annimmt, bei dem Beroff/Masur mit 10:15 auskommen. Betrachtet man die in Beitrag 31 von Michael beschriebenen Hintergründe, so wird klar wie angemessen dieses Drama von Toradze/Pletnev umgesetzt wurde !
    Pianistisch liefert Toradze mit großer Pranke und hochvirtuosem Spiel "allererste Sahne". Im ersten Satz absolut genial, wie er zum Höhepunkt umwerfend vom Orchester abgelöst wird. Da werden Feinheiten hörbar, die in anderen Aufnahmen ungehört bleiben.


    In die gleiche Richtung mit noch niederschmetterdem Orchester und einem mannhaften Anschlag erweist sich aber Victoria Postnikowa/Roshdestwensky (Melodia, 1983), die mit ebenfalls längerer Spielzeit im ersten Satz (12:40) dieses Drama passend und mit noch mehr russischem Flair mit dem Orchester des Kulturministeriums der UDSSR Moskau umzusetzen wussten. Ich berichtete in Beitrag 26 bereits von dieser Mega-Aufnahme von 1983, die auch klanglich überzeugt.


    Für das KK Nr.2 würde ich Postnikowa gefolgt von Toradze in die obeste Riege, die an Aufnahmen auf CD vorliegt, einordnen.
    Die restlichen KK teilen sich in der Gunst auf Krainew (Melodiya), Graffmann/Szell (CBS/SONY), Toradze (Philips), Postnikowa (Melodiya) auf ... dazu zu einem späteren Zeitpunkt ggf. mehr.


    Auch hier gilt:
    Eine GA als Ganzes ist auch hier nicht als einziger Favorit zu nennen - es sind Einzelbetrachtungen notwendig !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • In die gleiche Richtung mit noch niederschmetterdem Orchester und einem mannhaften Anschlag erweist sich aber Victoria Postnikowa/Roshdestwensky (Melodia, 1983), die mit ebenfalls längerer Spielzeit im ersten Satz (12:40) dieses Drama passend und mit noch mehr russischem Flair mit dem Orchester des Kulturministeriums der UDSSR Moskau umzusetzen wussten.


    Ende der 80er Jahre habe ich das Ehepaar Postnikowa/Roshdestwensky in der Hamburger Staatsoper bei den Hamburger Ballett-Tagen mit dem Prokofiew-Klavierkonzert Nr. 2 live erlebt. Warum nun ausgerechnet bei den Ballett-Tagen und in der Oper? Weil an exakt dem Tag dieses Konzerts die Uraufführung von Alfred Schnittkes erstem (und einzigem) Ballett "Peer Gynt" anstand. Durch Schnittkes Schlaganfall hatte sich allerdings der Zeitplan verschoben. Zwar war die Partitur gerade so eben fertig geworden, aber Ballettdirektor John Neumeier hatte keine Zeit mehr gehabt, dazu eine Choreografie zu entwickeln und mit den Tänzern einzuüben. Also verfiel man, da der Uraufführungsdirigent Roshdestwensky gebucht war, auf die Lösung, ein Sinfoniekonzert in der Oper zu veranstalten. Mit Gattin Postnikowa, die das Prokofiew-Klavierkonzert Nr. 2 gab, überdies einer kurzen Schostakowitsch-Sinfonie (nach meiner Erinnerung Nr. 9) und dann nach der Pause als konzertante Uraufführung Auszüge aus Schnittkes "Peer Gynt". Eines der besten Konzerte meines Lebens. Zumal doch tatsächlich Ballettdirektor John Neumeier auf dem Sitz neben mir saß und wie ich erschlagen war von der genialen Schnittke-Partitur, die erstmals erklang. Der Hammer aber - so gut mir Schnittkes Musik auch gefiel - war Frau Postnikowa mit ihrer bemerkenswerten, die virtuosen Passagen nicht unterstreichenden, dafür aber umso eindringlicheren Interpretation des Prokofiew-Klavierkonzerts. Wäre ich nicht damals schon Fan dieses unglaublichen Werkzyklus' gewesen, wäre ich es spätestens dann geworden.


    Meine Geschichte mit den Prokofiew-Klavierkonzerten ging aber schon viel früher los. Mit 16 Jahren und der Unbekümmertheit der Jugend schlich ich mich in den 70er Jahren vormittags in die Musikhalle, weil ich wusste, dass Martha Argerich in der Stadt war. Ich setzte mich frech in eine der vorderen Reihen des Parketts und hörte den Proben Martha Argerichs zum 3. Prokofiew-Klavierkonzert zu, welches sie mit dem Philharmonischen Staatsorchester einübte. Wie sehr hatte ich befürchtet, verscheucht und ausgeschimpft zu werden - aber nichts dergleichen! Frau Argerich lächelte mir sogar freundlich zu, als ich - als einziger Zuhörer im Saal - nach der Probe begeistert applaudierte. Welch eine grandiose Leistung konnte ich da beobachten! Im darauf folgenden Sinfoniekonzert gab es dann auch - völlig berechtigt, obwohl ich sowas sonst eigentlich nicht mag - donnernden Szenenapplaus nach dem 1. Satz.


    Nun zu den Aufnahmen: darüber könnte ich endlos schreiben, bin ich doch ein Fan dieser 5 Klavierkonzerte seit etwa 35 Jahren. Will man eine Gesamtaufnahme erwerben, sollte man - erste Wahl - zu Yefim Bronfman/Zubin Mehta greifen. Einsame Spitze!

    Ebenfalls eine ausgesprochen gute Wahl (mit einem völlig anderen Interpretationsansatz) sind Postnikowa/Roshdestwensky in der bei Melodya erhältlichen 2 CD-Ausgabe.

    Nicht so mein Fall sind Ashkenazy/Previn: zu mainstreammäßig-routiniert (wenn ich jemandem damit auf den Schlips trete, bitte ich diesen Hinweis innerlich zu streichen: es geht mir vor allem um Empfehlungen in positiver Hinsicht, nicht in negativer Hinsicht).


    Und damit möchte ich endlich zu den Einzelaufnahmen kommen, welche unbedingt den Gesamtaufnahmen vorzuziehen sind. Das wirkliche Glück findet man bei den Pianisten, die nur einzelne, nicht alle Konzerte eingespielt haben. Rudolf Serkin/Eugene Ormandy mit dem 4. Konzert für die linke Hand sind für mich das Maß aller Dinge, Teil 1, bei Prokofiew! Solch ein Wahnsinn, solche Pianistik!

    Die Fleisher/Ozawa-Version ist nicht ganz so herausragend wie Serkins Sternstunde, gleichwohl höchst kaufenswert


    Swjatoslaw Richter wurde hier schon mehrfach mit dem ihm gewidmeten 5. Klavierkonzert erwähnt - völlig zu Recht! Eine Interpretation zum Niederknien! Aber warum wird hier nur Richters Aufnahme des 5. Konzerts gewürdigt? Das 1. Klavierkonzert mit ihm und Kondrashin ist ebenfalls der helle Wahnsinn! Also das Maß aller Dinge, Teil 2, bei Prokofiew!


    Beim 3. Klavierkonzert kommt nun wirklich vieles zusammen: es gibt die phänomenale eigene Aufnahme von Prokofiew! Es gibt eine geradezu sensationelle Aufnahme mit dem NBC Symphony Orchestra vom 16. Dezember 1945, in welcher Dimitri Mitropoulos nicht nur den Klavierpart spielt, sondern auch noch dirigiert (mir ist schleierhaft, wie das gehen konnte) - diese Mitropoulos-Aufnahme ist das Maß aller Dinge, Teil 3, bei Prokofiew!

    Und dann gibt es bei diesem Konzert ja auch noch Emil Gilels mit Kondrashin sowie die bereits erwähnte Martha Argerich mit Abbado. Und auch Jewgenij Kissin in seinen jungen Jahren, Van Cliburn (ganz toll!) sowie die höchst beeindruckende Aufnahme von William Kapell mit Stokowski


    Beim 2. Klavierkonzert mag ich neben Postnikowa vor allem Shura Cherkassky in seiner frühen und in seiner späten Version (die späte aus dem Jahr 1991 mit Kent Nagano sogar noch um einiges lieber - es ist wieder einmal atemberaubend, was dieser alte Mann an äußerster Virtuosität bei gleichzeitiger interpretatorischer Souveränität zustande gebracht hat)

    sowie Gutierrez mit Klaus Tennstedt und den Berliner Philharmonikern (live 1984)

    Beim 1. Klavierkonzert kommt natürlich noch Andrej Gawrilows fabelhafte Aufnahme hinzu - eine Aufnahme, die ich auf LP habe und von der ich nicht weiß, ob es sie auch auf CD gibt.


    Es ist wirklich kein Mangel an grandiosen Prokofiew-Klavierkonzert-Aufnahmen.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • hallo,


    ich habe gerade das 3. konzert gehört , in der aufnahme mit Byron Janis - ich möchte mir noch eine gesamtaufnahme zulegen - günstig bekommt man Dmitri Kitaïenko mit den frankfurtern oder Ashkenazy und Beroff.
    die anderen hier genannten sind teilweise exorbitant teuer......da ich keinen so rechten zugang zu Prokofiew habe würde ich eine aufnahme bevorzugen die nicht zu virtuos ist sondern eine eher ruhige betrachtungsweise , vielleicht verpönt "romantisch" zeigt. was kommt dem am nächten ? natürlich würde auch 1-2 und 4-5 reichen, - meine dritte ist ja gut !


    kalli

  • Die langsamste, die ich kenne ist Toradze/Gergiev, aber die ist extrem kraftvoll (und teuer). Beroff/Masur war auch meine erste GA, die ist jedenfalls ordentlich. Das 3. ist genau das, was es am häufigsten einzeln gibt. Das 4. ist nicht gerade mein Favorit, aber wenn Du zusammenstückeln willst, 2+4 mit Bronfman/Mehta ist einzel günstig zu haben, diese CD gefällt mir auch gut (auch klanglich sehr gut, meiner Erinnerung nach besser als Beroff/Masur). Die Stücke sind wohl alle sehr schwierig und virtuos; ich glaube nicht, dass Du eine Aufnahme findest, die diesen Aspekt zum Verschwinden bringen kann.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • 15. Juli 1912:
    Der Komponist Sergei Sergejewitsch Prokofjew präsentiert in Moskau als Pianist sein
    1. Klavierkonzert bei der Uraufführung.



    Es ist in seiner Einsätzigkeit das kürzeste seiner Konzerte mit einer Aufführungsdauer von etwa 15 Minuten.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • ich höre gerade die hörbeispiele,


    es gibt die GA jetzt günstig - aber es stimmt - das ist nicht meine musik........



    vielleicht mache ich trotzdem den versuch. aber da ich gerade den actus tragicus für mich "erforsche" ist diese musik schon ein gegensatz.


    gruss


    kalli



  • Alles was Garaguly (dem hiermit für diesen Tip tausendmal gedankt sei) hier geschrieben hat, kann ich nach Hören der 1. CD voll unterschreiben. Und die Untertreibung des Jahres ist ja wohl folgender Satz:


    Gutierrez gefällt mir etwas besser als Berman.


    Was ich hier im 2. und 3. Klavierkonzert höre, ist mit das spektakulärste Klavierspiel, das mir seit langer Zeit untergekommen ist. Und das von einem Pianisten, der mir bisher überhaupt nichts sagte. Das ist mindestens die Liga, in der sich Ashkenazy und Beroff tummeln, wenn nicht sogar drüber. Für die beiden Konzerte jedenfalls meine neue Referenz.


    Nachtrag nach kurzer Recherche im Internet:


    “Berman is incisive in Prokofiev's Concertos Nos 1, 4 and 5, but the highlight of this set is Horacio Gutiérrez's hair-raising playing in Concertos Nos 2 and 3. Terrific orchestral support.” BBC Music Magazine, August 2009 *****


    “…Cuban-American Gutiérrez unleashes some of the most thrilling virtuosity on record, storming the Second Concerto's first movement development/cadenza in a manner that will make lesser pianists tremble. He is no less stunning in the less obviously demanding Third Concerto where once again his ebullience is complemented by flawless technique and musicianship. Berman (Boris, not Lazar) may offer less supercharged vitality but all three of his performances alternate poise and exuberance to a most stylish and musical degree. Järvi works hand in glove with his soloists and the result is a triumph. No recorded collection of the complete concertos, whether deleted or available, comes within distance of this.” Gramophone Magazine, September 2009

  • Das 4. Klavierkonzert von Prokofieff gilt als Stiefkind, es ist vermutlich das unpopulärste. Schon der Auftraggeber und Widmungspianist Paul Wittgenstein konnte damit nichts anfangen. Er bedankte sich, sagte aber sinngemäß, er werde es nie spielen, denn er verstünde es nicht. Musik verstehen ist natürlich so eine Sache, ich weiß nicht, ob es hier etwas zu verstehen gibt. Das Problem scheint eher, dass es keine "memorable tunes" gibt, keine Melodien oder Wendungen, die irgendwie im Ohr hängen bleiben. Boris Berman und Neem Järvi geben sich allerdings in ihrer Aufnahme alle Mühe, das Stiefkind noch zu retten und gerade hier kommt einem das wunderbare Spiel des hervorragend eingefangenen Concertgebouw Orchestras sehr entgegen. Mehr als die beiden hier für das Konzert tun, kann man wohl nicht tun.



  • Alles was Garaguly (dem hiermit für diesen Tip tausendmal gedankt sei) hier geschrieben hat, kann ich nach Hören der 1. CD voll unterschreiben. Und die Untertreibung des Jahres ist ja wohl folgender Satz:


    Gutierrez gefällt mir etwas besser als Berman.


    Lieber lutgra,


    also erst einmal freut es mich, dass dir die Prokofieff-Konzerte unter Neeme Järvis Leitung ebenso zusagen wie mir. Tja, und dann das inkriminierte Zitat "Gutierrez gefällt mir etwas besser als Berman" ... du musst schon entschuldigen, aber nach erstmaligem (und bisher einzigem) Hören wollte ich noch nicht so in die Vollen gehen. Aber wenn ich mich zurückerinnere, so bleibt doch eines ganz klar in meinem Gedächtnis stehen: Orchestral sind alle 5 Konzerte dieser GA Weltspitze, pianistisch sind es besonders die Nrn. 2 und 3, die Gutierrez eingespielt hat - wobei Boris Berman aber nun definitiv kein künstlerischer Ausfall ist! Es ist dennoch ein Manko dieses Zyklus', dass man ihn nicht aus einem Guss von der Hand nur eines Pianisten hat entstehen lassen - nämlich der von Gutierrez.


    Grüße
    Garaguly

  • Orchestral sind alle 5 Konzerte dieser GA Weltspitze, pianistisch sind es besonders die Nrn. 2 und 3, die Gutierrez eingespielt hat. Es ist ein Manko dieses Zyklus', dass man ihn nicht aus einem Guss von der Hand nur eines Pianisten hat entstehen lassen.

    Lieber Garaguly
    ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Herz des Sammlers immer dann höher schlägt, wenn er einen Zyklus "aus einer Hand" erwerben kann, aber vielleicht ist dieser Zyklus auch deshalb so gut, weil zwei sich ihn geteilt haben und jeder die Konzerte gespielt hat, die ihm wirklich liegen. Oft hat man ja bei solchen Zyklen den Eindruck, dass einiges nur zur Komplettierung pflichtgemäß aber ohne letzte Inspiration gespielt wurde.

  • Das 4. Klavierkonzert von Prokofieff gilt als Stiefkind, es ist vermutlich das unpopulärste. Schon der Auftraggeber und Widmungspianist Paul Wittgenstein konnte damit nichts anfangen. Er bedankte sich, sagte aber sinngemäß, er werde es nie spielen, denn er verstünde es nicht. Musik verstehen ist natürlich so eine Sache, ich weiß nicht, ob es hier etwas zu verstehen gibt. Das Problem scheint eher, dass es keine "memorable tunes" gibt, keine Melodien oder Wendungen, die irgendwie im Ohr hängen bleiben.

    Das 4. und 5. Klavierkonzert finde ich bis heute auch eher blaß, lieber lutgra - kein Vergleich des 4. Konzerts für die linke Hand mit Ravels eindrucksvollem D-Dur-Konzert, das auch für Paul Wittgenstein geschrieben wurde. Wirklich sehr mag ich das grüblerische, düstere und von der Form her unkonventionelle 2. Konzert sowie das 3. - beim virtuos-sportlichen 1. Konzert fehlt mir etwas die Tiefe, aber man kann es sich zweifellos gut anhören.


    Brendel hat das 5. Konzert in jungen Jahren eingespielt bei Vox - eine sehr gute Aufnahme, finde ich:



    Ganz hervorragend ist auch die Paarung Ashkenazy/Kissin mit dem 2. und 3. Konzert. Da merkt man die grße Erfahrung von Ashkenazy als Pianist wie Dirigent mit Prokofieffs Musik und auch Kissin liefert hier eine seiner besten Leistungen ab:



    Ansonsten ist meine Referenz immer noch Ashkenazy/Previn. :hello:
    Einen schönen Sonntag wünscht
    Holger

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