"Bisher weder gesehen noch gehört" - Monteverdi: Achtes Madrigalbuch

  • Gestern abend habe ich mal wieder größere Teile von Monteverdis achtem Madrigalbuch gehört und stand (bzw. saß) dabei zum wiederholten Male fassungslos vor der Genialität dieser Musik. Nun schien mir die Alte Musik in diesem Forum immer gut vertreten zu sein. Umso erstaunter war ich, dass die Anzahl der Threads zu Monteverdi sich in engen Grenzen hält, seine Madrigale kaum vorkommen und ein Thread des Lullisten zum Madrigal allgemein nach wenigen Beiträgen schon wieder versandet ist. Trotzdem bezieht sich der Titel dieses Threads nicht auf die Rezeption von Monteverdis Madrigalen im Forum :D, sondern es ist ein Zitat aus der Vorrede des Komponisten zu einem der Stücke, dem berühmten Combattimento di Tancredi e Clorinda. Über die Uraufführung des Madrigals berichtet Monteverdi: "Im Karneval wurde das Stück darum zum Zeitvertreib der Abendgesellschaft in Gegenwart aller Adligen aufgeführt, die vom Affekt des Mitleidens so bewegt wurden, dass sie gleichsam zu Tränen gerührt waren. Und sie spendeten Beifall, weil man einen derartigen Gesang bisher weder gesehen noch gehört hatte."


    Monteverdi ließ sein achtes Madrigalbuch 1638 bei Vicenti in Venedig drucken. Der 71jährige Komponist, der schon lange nichts mehr publiziert hatte, beabsichtigte mit dieser Sammlung wohl eine Summe seines Schaffens im profanen Bereich vorzulegen. Die einzelnen Stücke sind zu unterschiedlichen Zeiten komponiert worden: so stammt etwa der Ballo delle Ingrate noch aus Monteverdis Mantuaner Zeit (1608 ), das Combattimento wurde bereits 1624 im Palazzo Mocenigo in Venedig uraufgeführt. Noch erstaunlicher ist die Typenvielfalt der Stücke: zwar gibt es nach wie vor den klassischen fünfstimmigen Typus, aber auch dreistimmige Kanzonetten, konzertante Madrigale komplexerer Formgebung mit unterschiedlichsten Stimm- und Instrumentenkombinationen sowie vor allem den neuen Typ des genere rappresentativo („darstellender Stil“), den Monteverdi mit besonderem Stolz auf dem Titelblatt ankündigt. Es handelt sich um das Eindringen musiktheatralischer Formen in das Madrigal, die auch tatsächlich szenisch dargestellt werden sollten.


    Wer jetzt aber glaubt, beim achten Madrigalbuch handele es sich um ein Sammelsurium mehr oder weniger unzusammenhängender Stücke (Gesamtdauer in der Jacobs-Aufnahme ca. 160 Minuten), der liegt falsch. Monteverdi präsentiert eine geniale poetische Konzeption, die bereits im Titel angedeutet wird: Madrigali guerrieri et amorosi – Krieg und Liebe sind also die Leitmotive aller Stücke, aber nicht etwa als entgegengesetzte Pole, sondern mit der typisch manieristischen Lust am Paradoxon als Analoga: immer wieder entpuppt sich die Liebe als Krieg (zwischen den Liebenden, aber auch zwischen den widerstrebenden Gefühlen im Herzen des Liebenden), manchmal wird aber auch ein Krieg oder Kampf zur Liebesszene (etwa im Combattimento). Die Konzeption ist symmetrisch: die Madrigali guerrieri werden mit dem Gesang Altri canti d’amore („Andere singen von Amor“ bzw. von der Liebe) eingeleitet, die Madrigali amorosi mit dem Stück Altri canti di Marte („Andere singen von Mars“, also dem Kriegsgott). Wie bereits erläutert, handeln die Kriegsgesänge oft genug von der Liebe und umgekehrt. Die vertonten Dichtungen sind fast alle von außerordentlicher Originalität – das gilt für die Zeitgenossen Monteverdis (z.B. Rinuccini, Guarini) und auch für die Klassiker der Renaissance (Torquato Tasso) und des Spätmittelalters (Petrarca).


    Immer noch erschließen sich mir nicht alle Madrigale gleichermaßen. Ich stelle deshalb kurz vier meiner Favoriten vor, die zu den bekanntesten Stücken der Sammlung zählen und für Einsteiger in das Werk besonders attraktiv sind.


    Da wäre zunächst das Lamento della Ninfa nach einem Text von Ottavio Rinuccini zu nennen (als Einstiegsdroge bestens geeignet). Es handelt sich um ein Stück im genere rappresentativo: die Liebesklage eines Mädchens (ganz opernhaft) wird gerahmt von einem Terzett von Männerstimmen, das die Situation (im indirekten, also dem Madrigal angemessenem Tonfall) beschreibt. Die Männerstimmen mischen sich aber auch halb mitempfindend, halb voyeuristisch in das Lamento des Mädchens ein, was sehr reizvolle harmonische Kombinationen ergibt. Der Klagegesang selbst ertönt über einer viertönigen, fallenden, ostinaten Basslinie und ist von überragender melodischer Schönheit und Ausdrucksdichte. In der Kunst der Wortausdeutung war Monteverdi neben Bach und Wagner (pardon :D) einer der größten Meister der Musikgeschichte. Hervorzuheben sind die Stellen, bei denen die Singstimme gewissermaßen tränenerstickt, nach Worten ringend immer wieder das gleiche Wort wiederholt: gleich am Anfang den Namen des Liebesgottes, später das „colei“, mit dem ihre Nebenbuhlerin bezeichnet wird, dann das sich verzweifelt in die Höhe schraubende, anklagende „mai“ und schließlich das „taci“, mit dem sie sich (leider viel zu früh) in einem Akt von Autosuggestion selbst zum Schweigen bringt.


    Sodann als wohl avanciertestes Stück der Sammlung das Combattimento di Tancredi e Clorinda mit einer Dauer von immerhin etwa 17 Minuten, auf Strophen aus Tassos Kreuzzugsdichtung Gerusalemme Liberata. Im Zentrum steht der erbitterte Kampf zwischen dem Kreuzritter Tancred und der als Mann verkleideten Heidin Clorinda. Es kommt zu einem furchtbaren Gemetzel, an dessen Ende Clorinda sterbend am Boden liegt. Als Tancredi der tödlich Verwundeten den Helm abnimmt, erkennt er, dass es sich erstens um eine Frau und zweitens um seine geliebte Clorinda handelt: auf ihre Bitte hin spendet er ihr die Taufe – die interpretatio christiana eines Geschehens, das während des Kampfes auch erhebliche sexuelle Konnotationen beinhaltete. Tancredi und Clorinda treten stimmlich als dialogisierende Rollen in Erscheinung; der Hauptanteil der Handlung wird aber – der Gattung gemäß – von einem Erzähler berichtet. Viele Passagen stehen hier für den „erregten Stil“ (concitato genere), von dem Monteverdi beanspruchte, ihn in die Musikgeschichte eingeführt zu haben. Auf engstem Raum brennt der Komponist hier ein Feuerwerk von Innovationen ab, das in der Musikgeschichte wohl einzigartig sein dürfte. Dazu gehören Tonmalerei (der Galopp der Pferde, die wie Stiere aufeinander losgehenden Kämpfer), das Tremolo (das offenbar bei den Spielern des Basso continuo auf so großen Widerstand stieß, dass Monteverdi seine Anweisung nochmals ausdrücklich in seiner Vorrede fixierte) und das Pizzicato der Streicher zur Illustration der Säbelhiebe. Auch das nur in der italienischen Sprache mögliche, extrem schnelle Parlando als vokales Gegenstück zum Tremolo ist zu nennen. Die Schilderung des Kampfes ist – der grandiosen Dichtung entsprechend – von einer unglaublichen dramatischen Zuspitzung, wie man sie in Monteverdis Opern in dieser Form nicht findet. Aber auch die Schilderungen von Trauer und Mitleid am Ende fallen in keiner Weise ab.


    Das Madrigal Hor che ´l ciel e la terra nach einem wunderbaren Gedicht von Petrarca spiegelt (wenn man den Ausführungen von Denis Morrier folgt, die ich hier teilweise paraphrasiere) wie in einem Mikrokosmos das Konzept des ganzen Werkes wider: alle Stile (der „weiche“, der „gemäßigte“ und der „erregte“) werden nacheinander vorgeführt. Aus meiner Sicht besonders hervorzuheben: die suggestive Schilderung der vollständigen nächtlichen Stille und Starre in der ersten Strophe und die beredte musikalische Ausdeutung jedes einzelnen Wortes in der zweiten Strophe: „veglio, penso, ardo, piango“ heißt es hier („ich wache, grüble, brenne, weine“).


    Schließlich einer meiner persönlichen Favoriten: Ardo, avvampo, in dem zunächst Hilferufe wie bei einer Feuersbrunst ertönen (selbstverständlich handelt es sich um einen Herzensbrand) – ein Stück von immer wieder mitreißender, ekstatischer Wildheit. Darauf folgend die so bezeichnende Mischung aus Liebeskummer und Liebesglück in Text und Musik.



    Zur Empfehlung von Einspielungen: Man kann sich zunächst sicherlich mit ausgewählten Madrigalen auf einer CD begnügen – das Lamento della Ninfa habe ich auf diese Weise in einer Einspielung mit dem Consort of Musicke unter Anthony Rooley kennengelernt (mit Emma Kirkby als wunderschön singendem Mädchen), das Combattimento in einer weniger überzeugenden Harnoncourt-Aufnahme. Letztlich ist es aber empfehlenswert, eine Gesamtaufnahme zu besorgen, um die Gesamtkonzeption würdigen zu können.


    Hier ist zunächst die vielfach und zu Recht hochgelobte Einspielung unter René Jacobs auf zwei CDs mit großartigen und sehr ausgeglichenen vokalen und instrumentalen Leistungen zu nennen:







    Kürzlich hat aber auch Rinaldo Alessandrini mit seinem Concerto Italiano seine Einspielung aller Madrigale des achten Buchs komplettiert. Sie ist auf drei CDs erschienen:






    Ich besitze bisher von Alessandrini nur eine frühere CD mit einer Auswahl einzelner Madrigale. Die vokale Besetzung scheint mir nicht so einheitlich zu sein wie bei Jacobs, aber bei manchen Stücken gefällt mir die Interpretation noch etwas besser: so etwa beim wirklich sehr „erregt“ genommenen Lamento della Ninfa, das im Vergleich bei Jacobs und Bernarda Fink fast etwas zu schön klingt.



    Würde mich freuen, wenn sich die Monteverdi-Fans hier zu Wort melden, meine Ausführungen ergänzen oder korrigieren und vielleicht andere Tips zu den Einspielungen in petto hätten.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo!!


    Ich kenne nur diese Aufnahme unter Christie:


    Ich würde unbedingt mal reinhören, denn ich bin mit der CD wunschlos glücklich, denn vor allem das Combattimento ist hier eine für mich ganz intensive Erfahrung mit Monteverdis Musik gewesen. Es hat mich tief beeindruckt, absolute Empfehlung!


    LG Joschi

  • Hallo Joschi,


    ich werde mir dann die Christie-Aufnahme des Combattimento mal bestellen, auch wenn es sich ansonsten wieder nur um eine Auswahl von Madrigalen aus verschiedenen Büchern handelt. Aber Christie schätze ich auch sehr und mit 5,99 (bei jpc) kann man ja nicht viel falsch machen.


    Hat zufällig jemand schon die bei Virgin erschienene Neueinspielung einiger Madrigale unter Emmanuelle Haim mit Rolando Villazon ( :evil: ) als Testo im Combattimento gehört? Die ZEIT äußerte sich bereits überschäumend positiv (sinngemäß: Villazon bringt Monteverdi unters Volk), attestierte dem Sänger allerdings, nicht immer die richtige Stillage zu treffen.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Von den hier vorgestellten Aufnahmen würde ich Jacobs den Vorzug geben, Alessandrini, den ich allerdings zugegeben nur auszugweise kenne, scheint mir insgesamt doch zu unausgewogen. Das betrifft vor allem die Klangfarben der Stimmen und die Intonationssicherheit.
    Einzig dem Ensemble "La Venexiana" gelang eine Interpretation, die Referenzcharakter verdient.
    Voll kristalliner Durchhörbarkeit, innerer Bewegung und Bewegtheit und dabei voller Italianità, sich auszeichnend durch lupenreine Intonation, werden die Madrigale zum unvergesslichen Erlebnis.


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hi,


    Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Einzig dem Ensemble "La Venexiana" gelang eine Interpretation, die Referenzcharakter verdient.



    Meine Refeerenzaufnahme des 8. Madrigalbuche wäre mehr die erwähnte Aufnahme mit Rene Jacobs. Ansonsten kann man sich aus vielerlei sonstigen Veröffentlichen einzele sehr gut interpretierte Madriale daraus zusammensuchen.
    Höre auch immernoch gerne die Aufnahme des "Combattimento" und dreier weiterer Madrigale -wenn auch gelegendlich etwas laut reraten- mit N. Harnocourt und seimem "concentus musicus" von 1984.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Zwielicht


    Hat zufällig jemand schon die bei Virgin erschienene Neueinspielung einiger Madrigale unter Emmanuelle Haim mit Rolando Villazon ( :evil: ) als Testo im Combattimento gehört? Die ZEIT äußerte sich bereits überschäumend positiv (sinngemäß: Villazon bringt Monteverdi unters Volk), attestierte dem Sänger allerdings, nicht immer die richtige Stillage zu treffen.


    Mich hat diese



    Aufnahme überzeugt, mehrmals schon angehört. Rolando Villazon istv ein hervorragender Sänger der sich -wie man aus der beiliegenden DVD erfahren kann- mehr Monteverdi widmen will.
    Wer kennt aber die rechte Stillage, wie hat man vor 400 Jahren gesungen ?
    Wir werden es nie erfahren.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Hallo Zwielicht,
    ich muss gestehen, dass ich schon mit Renaissance-Musik allgenein kaum Erfahrung habe und mit Monteverdi - na ja, gerade mal die zwei oder drei Opern, die Harnoncourt vor Jahren in Zürich gemacht hat.
    Deshalb Danke für die ausführliche Beschreibung.
    Noch folgende Fragen: Ist sie Aufnahme von Jacobs eine vollständige Wiedergabe des achten Buches? Enthält das Booklet auch die deutschen Texte der Madrigale?


    Danke im voraus!
    Liebe Grüße
    hemmi (Bernd Hemmersbach)

  • Guten Abend



    Zitat

    Original von hemmi
    Noch folgende Fragen: Ist sie Aufnahme von Jacobs eine vollständige Wiedergabe des achten Buches? Enthält das Booklet auch die deutschen Texte der Madrigale?


    Ja, die Aufnahme ist vollständig samt "Combattimento" und "Ballo delle Ingrate". Die Madrigaltexte sind auch auf Deutsch abgedruckt.


    Gruß aus der Kurpfalz
    *Wo (noch) der Vollmond zu sehen ist*


    Bernhard

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  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Von den hier vorgestellten Aufnahmen würde ich Jacobs den Vorzug geben, Alessandrini, den ich allerdings zugegeben nur auszugweise kenne, scheint mir insgesamt doch zu unausgewogen. Das betrifft vor allem die Klangfarben der Stimmen und die Intonationssicherheit.
    Einzig dem Ensemble "La Venexiana" gelang eine Interpretation, die Referenzcharakter verdient.
    Voll kristalliner Durchhörbarkeit, innerer Bewegung und Bewegtheit und dabei voller Italianità, sich auszeichnend durch lupenreine Intonation, werden die Madrigale zum unvergesslichen Erlebnis.




    Neulich bin ich endlich mal dazu gekommen, im CD-Geschäft meines Vertrauens in diese von BBB empfohlene Einspielung hineinzuhören und habe als "Probestück" das Lamento della Ninfa gewählt. Die Interpretation hat mich ratlos zurückgelassen: ich kenne einige Aufnahmen dieses Stückes - aber ein so langsames Tempo und eine derartig untheatralische Auffassung sind mir noch nie begegnet. "Kristalline Durchhörbarkeit" und "lupenreine Intonation" - gut und schön. Und vielleicht ist mein Verständnis von "Italianità" zu sehr vom Brio-Verdi und weniger von Monteverdi geprägt. Aber der zum Vergleich gehörte Alessandrini bietet (bei in der Tat etwas unstetiger Intonation der Sängerin) eine viel mehr am Wort orientierte, rezitativische, theatralische Ausdeutung. Bei den Venezianern dagegen ein doppelt so langsames Tempo, purer Schönklang und bezüglich des Verhältnisses parola-musica ein eindeutig auf die letztere verschobenes Gewicht. Mein Stilgefühl ist etwas irritiert (zumal auch Jacobs oder Rooley mehr in Alessandrinis Richtung tendieren, wenn auch nicht so radikal).


    Meine Frage an BBB und die anderen Experten: Welche Erkenntnisse gibt es überhaupt bezüglich der Tempi in Monteverdis Werken (und in denen seiner Zeitgenossen)? Er hat sich doch in seiner Vorrede sogar dazu geäußert, aber nach meiner Erinnerung ging es da eher um Freiheit und Strenge bei der Tempogestaltung im Lamento.


    Leider konnte ich kein weiteres Stück aus der "Venexiana"-Einspielung probehören, weil der Ladenschluss drohte...


    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Meine Frage an BBB und die anderen Experten: Welche Erkenntnisse gibt es überhaupt bezüglich der Tempi in Monteverdis Werken (und in denen seiner Zeitgenossen)? Er hat sich doch in seiner Vorrede sogar dazu geäußert, aber nach meiner Erinnerung ging es da eher um Freiheit und Strenge bei der Tempogestaltung im Lamento.


    Hallo Zwielicht: hier triffst Du einen Punkt, wo man differenzieren muss: Die Parodie eines Solo-Stückes mit Instrumentalbegleitung zum mehrstimmigen
    Ensemble-Gesangswerk hat ganz gewiss seine Tücken. Aber in dem Falle stimmt es: das durchaus "opernhafte" in diesem Werk wird zugunsten der ausgekosteten harmonischen Leckerbissen in den Hintergrund geschoben.
    Totzdem ist es ratsam, sich noch einen Überblick über DIE Werke zu verschaffen, die eindeutig als Madrigale konzipiert sind.


    Zu den Tempi:
    Bachs Sohn Emanuel schrieb über seinen Vater: "Seine Tempi nahm er gewöhnlich schnell" ! Da das aber in einer vor-metronomischen Zeit geäussert wurde, ist diese Aussage für uns faktisch wertlos.


    Es exitiert eine Spieldose mit Händelschen Meldodien, die sein Adlatus und Haupt-Erbe J.Chr. Smith im Jahr 1760, alo unmittelbar nach Händels Tod, herstellen liess und diese Tempi wiederum sind wirklich rasant...


    Letztendlich gilt aber auch da: wortgebundene Musik sollte weder schneller noch langsamer sein, als wenn man den Text oder das Gedicht sprechen würde.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo BBB,


    danke für die prompte Antwort!



    Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Hallo Zwielicht: hier triffst Du einen Punkt, wo man differenzieren muss: Die Parodie eines Solo-Stückes mit Instrumentalbegleitung zum mehrstimmigen
    Ensemble-Gesangswerk hat ganz gewiss seine Tücken. Aber in dem Falle stimmt es: das durchaus "opernhafte" in diesem Werk wird zugunsten der ausgekosteten harmonischen Leckerbissen in den Hintergrund geschoben.
    Totzdem ist es ratsam, sich noch einen Überblick über DIE Werke zu verschaffen, die eindeutig als Madrigale konzipiert sind.


    Werde ich machen!



    Zitat

    Zu den Tempi:
    Bachs Sohn Emanuel schrieb über seinen Vater: "Seine Tempi nahm er gewöhnlich schnell" ! Da das aber in einer vor-metronomischen Zeit geäussert wurde, ist diese Aussage für uns faktisch wertlos.


    Es exitiert eine Spieldose mit Händelschen Meldodien, die sein Adlatus und Haupt-Erbe J.Chr. Smith im Jahr 1760, alo unmittelbar nach Händels Tod, herstellen liess und diese Tempi wiederum sind wirklich rasant...


    Letztendlich gilt aber auch da: wortgebundene Musik sollte weder schneller noch langsamer sein, als wenn man den Text oder das Gedicht sprechen würde.



    Eine solche Regel, die ja explizit auf das gesprochene Wort Bezug nimmt, hatte ich auch im Hinterkopf. Und (nicht nur) deshalb finde ich eben die "rezitativische" Temponahme und Gestaltung bei Alessandrini bei diesem Stück besonders überzeugend.


    Viele Grüße


    Bernd