Sagitt meint:
Die vierte Brahms e-moll op. 98, in zwei Jahren jeweils im Sommer entstanden 1884/85( das hat sich bei Brahms als Turnus über die Jahre eingebürgert, im Sommer an schönem Ort komponieren, im Winter Tourneen) gehört sicher zu den großen Werken sinfonischer Literatur. Ich entdecke sie deutlich später als die erste, aber sie gefiel mir sofort außerordentlich, mehr als die zweite oder dritte ( trotz des Films " Lieben sie Brahms ?".
An meine erste Aufnahme kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Das liegt eindeutig an Carlos Kleiber, der mir so lange Jahre Referenzdirigent dieses Werks ist, sowohl mit den Bayrischen als auch den Wienern.
Kleiber verströmt eine Intensität, die jedem Werk hervorragend bekommt, so auch der vierten Brahms.
Heute bekomme ich, und das ist der unmittelbare Anlass dieses threads, die Jahresgabe der Bremer Kammerphilharmonie in die Hand mit zwei Sätzen ( Nr. 3 und 4) der vierten, dirigiert von Paavo Järvi und bin begeistert. Das könnte Lokalpratriotismus sein, natürlich. Die live-Konzerte der Kammerphilharmonie sind immer ein Ereignis, ihre Programm eine höchst intellegente Mischung zwischen Bewährtem und Neuen. Der MDR hat die Aufnahme gemacht und ich nehme an, sie ist dort auch zu erwerben ( die Rundfunkanstalten gehen ja nach und nach zur Vermarktung ihrer Aufnahmen über).
Järvi läßt ungeheuer differenziert aufspielen. Der mächtige Brahms neben dem filigranen- Brahms war ja ein Komponier"tüftler"( was Hugo Wolf, den Abgewiesenen, zu bissigen Bermerkungen reizte, Melodien würden dem Brahms nicht einfallen). Ich werde versuchen, mir die gesamte Sinfonie zu besorgen und möchte hier nochmals kräftig Werbung für die Bremer Kammerphilharmonie machen. Ein Spitzenorchester.