Bach Violoncello solo

  • Hallo Luis.Keuco


    Danke für Deinen interessanten Hörvergleich. Ausgerechnet die Aufnahme mit Antonio Meneses fehlt uns noch. Werden die Aufnahme nun wohl doch von unserer Mutter (Schwiegermutter) borgen und reinhören müssen.


    Gruss


    romeo&julia


  • Hi Bernd,


    ja, das Glasperlenspiel passt hier, ich finde es auch eine treffende Beschreibung.


    Von ter Linden habe ich die Brilliant-Aufnahme, ich glaube, das ist die zweite. Ich mag sie ebenfalls sehr, sie ist im besten Sinne schlicht. Sie ist quasi der Gegententwurf zu Yo Yo Mas zweiter Aufnahme.



    Ich kann sehr gut verstehen, dass Künstler das Bedürfnis haben, ein Werk mehrfach aufzunehmen. Und bei den Cello-Suiten ist es ja auch relativ einfach zu realisieren. Man brauch keinen Partner und kein Orchester.

    marta

  • Na ja, so einfach ist das mit dem Aufnehmen auch nicht.


    Man muss sie ja einstudieren und dann auch entsprechend spielen. Das schüttelt ja keiner so aus dem Ärmel.


    Dass man sie aber öfter aufnimmt, verstehe ich. Man entwickelt sich als Musiker ja weiter und entdeckt dann auch an Bach viel Neues. Da die Suiten für den Cello-Studenten ja so ein zentraler Bestandteil sind, muss man sich vermutlich auch erst von der in der Studentenzeit entwickelten Interpretation lösen, um dann einen eigenen Stil zu entwickeln.
    Oder man nimmt sie eben erst später auf, wenn man schon Vieles gespielt hat und sich als Musiker auch entsprechend profilieren konnte.

  • Tach,



    Nun, mit diesen Aufnahmen seit ihr doch eigentlich schon bestens versehen ! Da sind einige meiner Lieblingsaufnahmen dabei, wie Pergamenschikow, Starker, Navarra. Viel fehlt da nicht mehr.



    Was natürlich fehlt ist die Aufnahme von Pablo Casals; oder habt ihr die nur vergessen? Ich finde sie zwar interpretatorsich nicht so gut gelungen, aber das ist meine private Auffassung und es gibt genügend andere Hörer und Musiker, die das mit berechtigten Gründen anders sehen, man vergleiche nur die Rezensionen bei amazon . Haben und anhören sollte man sie auf jeden Fall. Es gibt zwei Aufnahmen, einmal bei Naxos erschienen und einmal bei EMI. Ich habe beide und kann keinen Unterschied hören, deshalb würde ich die günstigere nehmen.


    Empfehlenswert ist auch die Einspielung von Torleif Thedeen. Ich finde, ihm gelingt die Gradwanderung zwischen historischer und moderner Spielweise recht gut.


    Eine meiner Lieblingsaufaufnahmen ist die von Wen-Sinn Yang


    Lasst euch vom hohen Preis nicht schocken. Man bekommt wirklich etwas für sein Geld ! Es handelt sich nämlich um eine Box mit 2 DVD sowie zwei 2 CD mit einer aussergewöhnlich guten Einspielung sowie einem sehr informativen Kommentar des Musikers, der die Probleme bei der Auffühung und Interpretation sehr schön erläutert, so dass sogar ich die verstehe.



    Ebenfalls auf DVD erschienen - aber leider nur auf DVD - ist die Einspielung von Miklos Perenyi. Sehr lohnenswert.

    In einem früheren Posting hatte ich die Aufnahme des deutschen Cellisten Christoph Henkel empfohlen. Sie zeichnet sich durch einen hohen Spielwitz und einige originelle Ideen bei sehr gutem Klang aus. Es gibt sie leider - ausser als Download bei classicsonline (dem Downloadportal von naxos) nur direkt beim Label amiataemozioni.ch in der Schweiz. Die Abwicklung der Bestellung ist aber völlig problemlos: die können deutsch.


    Und falls es mal etwas ganz anderes sein sollte: es gibt ja zig Aufnahmen mit anderen Instrumenten, als dem üblichen vierseitigen Violoncello. Ryo Terakado


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    und Sigiswald Kuijken



    haben sie auf einem Violoncello da spalla eingespielt. Badiarov, der Cellobauer - hier ein Link zu Youtube - will sie noch herausbringen. Obwohl er die Instrumente für beide - Terakado und Kuijken - gebaut hat, klingen sie recht unterschiedlich. Aber ich gebe zu, das ist etwas exotisch und man muss sie nicht unbedingt haben.


    Ich finde die Einspielung von Andreas von Wangenheim auf der Gitarre gaz aussergewöhnlich gut. Er kann die polyphone Struktur, die man bei dem Cello nur ahnen kann, auf der Gitarre deutlich machen.



    Vielleicht noch besser ist die Einspielung von Nigel North, enthalten in der Box "Bach on the Lute"



    Es gibt ja von der 5. Suite von Bach eine Transkription für die Laute. Übrigens das einzige Autograph der Suiten.


    So, ich denke, dass reicht - auch wenn ich jetzt viele noch nicht genannt habe, wie Bronzi, Baumann, Gendron, Cassado, Harell und und und, die ich auch sehr schätze.


    Viele Grüße, Bernd


    P.S.: Gibt es von Demenga eine Gesamtaufnahme ? Das ist mir neu, ich weiss nur, dass er die Suiten bei ECM jeweils in Kombination mit einem anderen Stück auf ich glaube sechs CD eingespielt hat.

  • Zitat

    Original von Titan


    Ich habe den Beitrag einfach mal hierherkopiert.


    Also, Mainardi ist natürlich ein ganz Großer. Seine Aufnahme ist - ohne den Kommentar - mit 3:08 H die mit Abstand langsamste, die ich kenne. Aber das scheint mir auch das Problem zu sein. Er zelebriert die Suiten, wie ein Hoheprister. Das klingt sehr ordentlich, betont den meditativen Charakter, gefällt aber nicht jedem. Ich höre sie manchmal ganz gerne, muss aber dafür in der richtigen Stimmung sein.


    Gaspard Cassado ist ebenfalls ein Klassiker, aber vom Charakter her imo ganz anders. Er betont eher die "tänzerische" Seite, spielt flüssig und leicht aber doch im Stil der späten fünziger Jahre, vielleicht ein wenig romantisch. Das muss nicht schlecht sein, ist aber Geschmacksache.


    Viele Grüße, Bernd

  • Zitat

    Original von zatopek
    ...
    Was natürlich fehlt ist die Aufnahme von Pablo Casals; oder habt ihr die nur veregessen ?. ...


    Natürlich! Ohne Casals ist die Liste nicht einmal unvollständig, sie ist einfach noch gar keine. ;)


    Aber ansonsten sind schon einige schöne Sachen dabei. Zatopeks Ergänzungen kann ich nur noch hinzufügen, dass Hidemi Suzuki eine sehr gut gespielte Fassung bringt, die klanglich ein einziger Traum ist!


    Und wenn man von DVDs spricht: nicht nur Rostropowitsch gibt es auf Video zu bewundern, auch Maisky hat ein sehr schönes gemacht!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Mawal
    ...
    Ich kann sehr gut verstehen, dass Künstler das Bedürfnis haben, ein Werk mehrfach aufzunehmen. Und bei den Cello-Suiten ist es ja auch relativ einfach zu realisieren. Man braucht keinen Partner und kein Orchester.


    Und das ist eine kapitale Fehleinschätzung! Der Aufwand für den Cellisten ist gewaltig. Mstislav Rostropowitsch wurde wurde in der Phase seiner höchsten Blüte natürlich ständig auf das Thema angesprochen (in den 70ern war er eine Berühmtheit - auch in der Öffentlichkeit - wie nur wenige Instrumentalsolisten in den letzten Jahrzehnten). Obwohl er gelegentlich eine Suite bei einem Soloabend spielte, gab es keine zyklischen Aufführungen von ihm. Er blockte sinngemäß immer mit der gleichen Formulierung ab. Wenn er die Suiten einspielt, müsse er zwangsläufig den Vergleich mit Casals aushalten, und um das zu erreichen, müsste er seine Reisetätigkeit einstellen und wenigstens drei Monate intensiv an den Suiten arbeiten um ausreichend vorbereitet ins Studio gehen zu können. Das kam damals für ihn nicht in Frage. Und es sollte tatsächlich bis 1991 dauern, dass er sich dafür Zeit nehmen konnte und wollte...


    (In früheren Jahrzehnten war die reine manuelle Herausforderung enorm - es gehörte zum Schwersten, was ein Cellist aufführen konnte. Dies dürfte sich etwas gewandelt haben, da das rein manuelle Niveau auch auf diesem Sektor gestiegen ist. Viele Cellisten dürften die eine oder andere Suite permanent aufführungsparat haben, gespielt wird sie heute wohl schon jeder haben.)


    Bei Janos Starker liegen die Dinge etwas anders als man meinen würde. Er hat ja für Mercury eine schon legendäre Einspielung gemacht. Später hat er mehrmals die Plattenfirma gewechselt und jede neue Plattenfirma wollte von ihm die Bach-Suiten. Na, hat er sie halt gemacht.... ;)


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Bernd


    Danke für Deine interessante Auflistung. Da ist einiges neu für uns. Schade gibt es die Aufnahme von Miklos Perenyi nur auf DVD, wir mögen ihn sehr. Seine Aufnahme der Sonaten Beethovens mit Schiff ist ausgezeichnet.


    Thomas Demenga hat sämtliche Suiten eingespielt, aber eben aufgeteilt auf mehrere CD's kombiniert mit neueren Werken verschiedener Komponisten. Wir haben uns kurzerhand alle Suiten von ihm nochmals auf zwei CD's gebrannt. So sind alle schön zusammen.


    Gruss


    romeo&julia

  • Neu in meiner Sammlung:


    Patrick Demenga


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    http://www.patrickdemenga.ch/


    Dimtry Markevitch


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    und


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    http://en.wikipedia.org/wiki/Dimitry_Markevitch


    Hier geht es zu seinem Artikel über seine Ausgabe der Cello-Suiten


    Ein Zitat daraus:


    Zitat

    ...
    When I published my edition in 1964, which was based on the Kellner and Westphal manuscripts (which I uncovered), as well as the Anna Magdalena and the Lute versions (for the Fifth Suite), it was the 52nd. This means that, in the last 36 years, 41 editions have come out. More than one per year! Quite a record. Now let's bet on when and by whom the 100th version will be published. ...


    Im Zeitpunkt des Erscheines diese Artihels (2000) gab es also nicht weniger als 93 Ausgaben der Cello-Suiten ! Das finde ich schon recht beeindruckend, zeigt es doch, wie groß noch immer das Interesse ist. Es wäre bestimmt reizvoll, sie miteinander zu vergleichen um herauszufinden, wie unterschiedlich sie tatsächlich sind und inwieweit persönliche Interpretaionsvorstellungen der Herausgeber eingeflossen.


    Und ganz neu:


    Martin Rummel



    http://www.martinrummel.com/


    Kommt Morgen (hoffentlich)


    Viele Grüße,


    Bernd

  • Neuerscheinungen:


    1. Andrés Díaz:


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    Díaz ist ein amerikanischer Cellist, mit einer Vorliebe für schnelle Autos. Auch wenn man es auf dem Cover nicht richtig sieht, so ist hier sein Dogde Viper abgebildet.


    Seine Aufnahme gefällt mir gut. Er hält sich zwar etwas mit Tempiänderungen während der einzelnen Suiten sehr zurück und bevorzugt ein eher gleichmäßiges Tempo. Das scheint mir aber kein schlechter Ansatz zu sein, um die "Makrostruktur" der Suiten herauszuarbeiten. Damit meine ich, dass die Suiten jeweils einen ganz eigenen Charakter haben, der über die einzelnen Sätze hinausgreift. Genauer kann ich das mit meinem laienhaften Verständnis leider nicht beschreiben.



    2. Zuill Bailey



    Noch ein Amerikaner. Ausgesprochen klangvolle und schöne Aufnahme. Sein Cello hat, wie auch das Díaz, einen vollen, warmen Ton, der den Raum zum schwingen bringt. Interpretatorisch eher zurückhaltend, wenige Verzierungen und villeicht hat er, so meine ich, an der einen oder anderen Stelle doch etwas mit den technischen Schwierigkeiten der Suiten zu kämpfen. Gleichwohl habe ich sie gerne gehört. Er betont den "Tanzcharakter" der Suiten, ohne das zu übertreiben.



    3. Patricia McCarty


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    Patricia McCarty spielt die Suiten auf der Viola. Die Aufnahme ist schon etwas älter, aber leider nicht ganz leicht in Deutschland zu bekommen. Leider konnte ich sie mir noch nicht anhören.


    Viele Grüße,


    Bernd

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  • Hallo,


    ich liebe die sechs Cello-Suiten von Bach sehr! Aber mit der Aufnahme, die ich bisher besitze (Lynn Harrell, Decca, 2000) bin ich ganz und gar nicht zufrieden: Irgendwie zu kratzig, rauh oder wie auch immer man das nennen soll.


    Kann mir jemand DIE Einspielung der Solo-Suiten nennen, die für mich als Liebhaber und Nicht-Experten geeignet ist?


    lg Helge


  • Hallo Helge


    Deine Frage klingt so "leicht" ...und ist so schwer zu beantworten. Ich glaube, Du mußt Dich selbst aufmachen, HÖREN, VERGLEICHEN.


    Diesen THREAD gibt es ja schon sechs Jahre...
    als ich erstmals im Jan diesen Jahres etliche Berichte über die Suiten durchlas, fand ich einen Artikel in dem ein Tamino Mitglied seine über EINHUNDERT (!) Gesamtaufnahmen aufzählt.
    In dieser Dimension kann ich nur beim TRISTAN mitreden.Bei den Cellosuiten gibt es zwei EXTREME...und die werden von den wahrscheinlich beiden ganz GROSSEN vertreten.
    Einmal von Pablo Casals, aus den Dreissiger Jahren, aber gut zu hören.
    Klarheit und wunderbare singende Struktur, wohl die berühmteste Aufnahme.
    Zum Anderen DIE POLYPHONE Aufnahme schlechthin, ein philosophisches Meisterwerk der Reflexion, bei der die Zeit stehenbleibt, für mich niemals langweilig trotz der extrem langsamen Tempi.
    Ich hatte mir vor vielen Jahren mal den Spaß gemacht, Freunde (die die Suiten nicht kannten) zu fragen, wie viele Instrumente sie hören würden (6. Suite). Es gab 3 Antworten: 3, 4, 5 Instrumente !!! Es spielte aber nur der fast 80zig jährige Mainardi.


    Für mich ist Mainardi's Aufnahme die wichtigste........ABER, wie gesagt, was heißt das schon, wenn Du DEINE Aufnahme finden willst.
    Pierre Fournier habe ich vor 35 Jahren mit den 6 Suiten LIVE gehört. Ich war fasziniert von seiner Strenge und fast asketischen Aufnahme. Sie wäre vielleicht eine Möglichkeit/Alternative.


    Gruß....................."Titan"

  • Zitat

    Original von Helge Kreisköther
    ...
    Kann mir jemand DIE Einspielung der Solo-Suiten nennen, die für mich als Liebhaber und Nicht-Experten geeignet ist?
    ...


    Hallo Helge,


    du musst jetzt ganz tapfer sein: unter den ca, 150 Einspielungen die ich kenne, gibt es nicht eine von der ich sagen würde, dass sie die beste oder gar die einzige ist.


    Es kommt einfach darauf an, welche musikalischen Vorlieben du selber hast: wenn du Wert legst auf eine möglichst authentische "barocke" Aufnahme, würde ich zu Anner Bylsma oder Peter Wispelwey (1990) raten. Steht dir der Sinn nach einer eher "moderne" Aufnahme würde ich Antonio Meneses oder Christoph Henkel (zu bestellen über http://www.amiataemozini.ch) empfehlen. Eine gute Wahl wäre auch Boris Pergamenschikow. Immer wieder gut gefallen mir auch Wen-Sinn Yang (2005), Truls Mork und Torleif Thedeen. Klassiker sind die Aufnahmen von Janos Starker (1963 und 1991), André Navarra, Pierre Fournier (1961) und Paul Tortelier (1960). Und wenn du einen "romantischen" Ton mit sehr viel Emphase magst, führt kein Weg an Mischa Maisky (1999) vorbei.


    Mein derzeit persönlicher Favorit ist Antonio Janigro. Leider ist die Aufnahme nur sehr schwer zu bekommen.


    Es ist einfach so, die Interpretationsansätze sind so vielfältig und verschieden, dass es einfach keine "beste" Aufnahme gibt.


    Viele Grüße,


    Bernd

  • Zitat

    Original von a.b.
    Meine beiden Lieblingsaufnahmen sind definitiv jene von Peter Bruns, (op 111) von der in der amerikanischen Zeitschrift 'Early Music Review' geurteilt wird, sie sei eine der besten CD-Aufnahmen des Jahres - vielleicht sogar des Jahrzehnts; ...


    Das kann ich verstehen. Ich habe die Aufnahme - nachdem sie lange Zeit reichlich unbeachtet in meiner Sammlung verschwunden war - wiederentdeckt. Imo ist seine Einspielung nun wirklich ein Meilenstein!



    Ich würde die Aufnahme von Bruns als sehr "gesanglich" bezeichnen. Er scheint mit seiner Aufnahme Geschichten zu erzählen; so etwas habe ich bei anderen noch nicht erlebt. Einige - wie Pergamenschikow, oder Haimovitz und Lipkind - verlieren sich in Verzierungen und Manierismen. Da wird auf Teufel komm heraus improvisiert und es drängt sich der Verdacht auf, sie benutzen die Suiten als Vorlage um ihre Virtuosität unter Beweis zu stellen. Ein Phänomen, das auch bei Pianisten häufig vorkommt. Manchmal mag ich das, aber nicht immer.


    Bei Bruns habe ich den Eindruck, er stellt sich in den Dienst dieser wundervollen Kompositionen. Er will nicht beeindrucken, sondern die Struktur der einzelnen Sätze herausarbeiten. Dabei finde ich die Wahl der Tempi immer gelungen, sowohl innerhalb der einzelnen Sätze, wie auch im Zusammenhang der Suiten insgesamt. In vielem erinnert er mich an Wen-Sinn Yang (2005).


    Leider kann ich mangels musikalischer Kenntnisse meine Eindrücke nicht anders beschreiben. Mir fehlt einfach das erforderliche Vokabular. So muss es bei diesem - den Fachleuten wahrschenlich schrecklich hilflos und naiv vorkommenden - Gestammel bleiben :untertauch:


    Zitat

    Original von a.b.
    Auf Wunsch kann ich auch gerne auf Chrakterisierungswünsche eingehen...


    Bitte gerne !


    Viele Grüße,


    Bernd


  • Meine Rezension bei amazon:



    http://www.amazon.de/Auf-den-S…15041X/ref=cm_cr-mr-title


    Viele Grüße,


    Bernd

  • Hallo,


    ich kann den Aufschrei mancher Cellisten im Voraus hören, wenn ich poste, mir diese CD gekauft zu haben:


    Wie kann man Bachs Cellosonaten (Nr. 1 - 3) auf Theorbe hören? Man/ich kann - weil es absolute Musik ist und anders eben, als wenn man die Schubert'sche Winterreise auf der Drehleier interpretiert (siehe Thread "...Winterreise..").


    Ich gebe ja zu, die Werke nur zum Teil mit Musikverstand zu hören - ich gebe mich z. T. der Atmosphäre des Klangs hin und genieße emotional, nicht analysierend.


    Die 3 Cellosonaten wurden vom Interpreten für Theorbe (Instrument muss hier nicht erklärt werden) eingerichtet.


    Die 2. CD des Albums mit Originalwerken für Theorbe von De Visee werde ich gesondert vorstellen.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Dank der Zuvorkommenheit Milletres konnte ich mich nun einmal daran machen Bach ein wenig näher zu kommen (ich kannte bisher nur die Matthäuspassion), in dem Fall seinen 6 Cello-Suiten, dargeboten von Mtsislav Rostropowitsch.
    Da ich die DVD-Version habe, konnte ich nicht nur hören, sondern auch sehen.
    Rostropowitsch spielt in der Kirche Sainte Magdalene in Vézelay.
    Vor jeder Suite gibt er eine Art kleiner Einführung. Eine Anekdote von Pablo Casals, der direkt vor seinen Füßen die Suiten vorspielte, ist sehr unterhaltsam und man merkt Rostropowitsch die Bewunderung für den großen Cellisten an, genauso wie die tiefe Verehrung für Bach.
    Diese Einführungen sind sehr interessant und sehr verständlich.
    Obwohl ich persönlich mit Rostropowitschs „Schöpfer“ (der wohl auch Bachs war) nichts anfangen kann, finde ich doch den Vergleich von Bachs Harmonien, die in einem bestimmten Ton beginnen und die immer wieder zu diesem bestimmten Punkten hindrängen, wenn sie sich entfernt haben, wie das Leben zwischen Gefühle wie zB Liebe, Freundschaft drängt, aber immer zum Sein an sich zurückkehrt, sehr schön.


    Was nun die einzelnen Suiten angeht. Die Aufnahme ist von 1991, somit war Rostropowitsch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr der Jüngste, wobei ich es ziemlich mutig von ihm finde, in dem Alter diese Suiten aufzunehmen (ich weiß leider nicht, ob es noch frühere Aufnahmen dieser Werke von ihm gibt), vielleicht hat er sich ja damit einen lang ersehnten Wunsch erfüllt. Sicherlich sind diese Suiten nicht mehr so einfach zu spielen, wenn man nicht mehr 40 oder 50 ist, und ich finde, Rostropowitsch merkt man das teilweise auch an, die Übergänge kommen mir leider etwas abgehackt, leicht ungeschmeidig vor.
    Auch insgesamt wirkt die ganze Darbietung auf mich auch etwas unterkühlt, was eventuell auch der Umgebung geschuldet ist. Die Außenaufnahmen, sowie das Innere der romanischen Kirche bieten wirklich erhabene, schöne Bilder von Architektur und Kunsthandwerk und trotzdem wirkt Rostropowitsch dort vor dem Altar oder vor dem Kirchenschiff wie von einer kalten Umgebung ummauert (sicherlich war es so gesehen auch kalt dort drin) und diese Gefühl überträgt sich auch auf das Spiel. Es gab nur ein paar wenige Momente, die mich wirklich angegangen sind. Vielleicht liegt es auch am Klang des Cellos (HIP ist diese Aufnahme sicherlich auch nicht).
    Aber Rostropowitsch hat ein, wie ich finde, ein gutes Gespür für Vibrato, er lässt es nie ausufern, aber spielt doch als Mittel damit, was ich als sehr angenehm empfand. Das Rostropowitsch meint, die 3. und die 5. Suite sehr oft gespielt zu haben, hört man, meiner Meinung nach, deutlich heraus, sie halte ich für am besten interpretiert, über den anderen stehend,
    Insgesamt ist es trotz meiner Kritik keine schlechte Aufnahme, sie kam möglicherweise nur etwas spät, wer weiß, was der jüngere Rostropowitsch aus dieser Aufnahme gemacht hätte.


    Was die Suiten an sich angeht, so ist zumindest nach meinem Dafürhalten, die 5. Suite mein Favorit.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Auch insgesamt wirkt die ganze Darbietung auf mich auch etwas unterkühlt,...


    Die Rostropowitsch-Aufnahme gehört zu den romantisierenden Einspielungen, da ist nichts unterkühlt! Es ist für mich die Einspielung der schönen langsamen Sätze...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich frage mich, warum du so vehement darauf bestehst, anstatt diskursiv an die Sache heranzugehen. Das Rostropowitsch romantisiert spielt, ist ja erstmal nur eine Herangehensweise an sich, so gesehen im Gegensatz zu HIP, aber das sagt für mich noch lange nichts über die Darbietung an sich aus.
    Maisky zB spielt auch romantisierend und wirkt auf mich weniger kühl (was aber nicht bedeutet, dass ich seine Versionen besonders toll finde).

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich frage mich, warum du so vehement darauf bestehst, anstatt diskursiv an die Sache heranzugehen. Das Rostropowitsch romantisiert spielt, ist ja erstmal nur eine Herangehensweise an sich, so gesehen im Gegensatz zu HIP, aber das sagt für mich noch lange nichts über die Darbietung an sich aus.
    Maisky zB spielt auch romantisierend und wirkt auf mich weniger kühl (was aber nicht bedeutet, dass ich seine Versionen besonders toll finde).


    Das hat nichts mit Bestehen zu tun (und wo bin ich "vehement"?). Es gibt nun einmal sehr viele Einspielungen der Cello-Suiten und um den Überblick etwas zu vereinfachen, gibt es ein grobes Schubladensystem. Demzufolge liegen Rostropowitsch und Maisky ziemlich einhellig in der Romantischen Ecke. Wenn dir Rostropowitsch vergleichsweise kühl vorkommt, dann gibt es als einzige sinnvolle Erklärung, dass alle Einspielungen, die du kennst, sehr einseitig gewichtet sind, nämlich eher noch romantischer. Deswegen wird Rostropowitsch aber objektiv nicht kühl, sondern bestenfalls "weniger romantisch" als die anderen dir bekannten Aufnahmen. Es scheint aber Zeit zu werden, dass du wirklich "unromantische" Aufnahmen kennen lernst.


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Du fragst, wo du vehement bist?
    Hier :

    da ist nichts unterkühlt!


    Aber genug dazu, das Rostropowitsch unter den Romantisierern eher wneig romantisch ist, kann ich ja akzeptieren, aber wenn er mir nun trotzdem zu kühl klingt, ist dagegen nichts zu sagen, warum auch immer das so ist. Vielleicht ist es ja auch der Klang seines Cellos speziell.
    Was jetzt das Ansinnen betrifft, unromantische Zugänge zu hören, also bisher kenne ich bei den Cello-Suiten (außer dem schon erwähnten Maisky) noch Ter Linden und Mork, die ich nicht im Verdacht habe zu romantisieren, aber da kenne ich mich zu wenig aus.
    Wie schon mal woanders erwähnt, bin ich ja auch immer noch hinter der zweiten Suzuki-Aufnahme her (der wohl wie ich mitbekommen habe ziemlich HIP spielt), weil mir die Hörbeispiele mir da extrem zusagten.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)


  • Meine erste Aufnahme, wie anderswo schon erwähnt:


    Sky Untiel Classica beginnt heute die Ausstrahlung mit Mischa Maisky von 1986:


    http://www.classica.de/show.cf…7&ZIEL=07.01.2013&REF=day

    Zitat

    Die sechs Suitenfür Violoncello solo von Johann Sebastian Bach (1685-1750) sind ein Grundpfeiler im Repertoire für dieses Instrument. So wie ein Pianist sich stets aufs neue mit einem Standardwerk wie Bachs "Wohltemperiertem Klavier" auseinandersetzt, begleitet die Aufführung der Solosuiten einenCellisten sein Leben lang. Mischa Maisky nahm den kompletten Zyklus 1986 für das Fernsehen auf.


    Mischa Maisky, geboren am 10. Januar 1948 in Riga, hält sich für denglücklichsten Cellisten der Welt, denn er studierte er als einziger gleich bei zwei Cellisten-Legenden: sowohl bei Mstislaw Rostropowitsch als auch bei Gregor Piatigorsky. Er ist einer der privilegierten Duopartner von Martha Argerich, mit der ihn eine enge Freundschaft verbindet, und arbeitete mit den bedeutendsten Dirigenten. Doch nicht nur die musikalische Karriere, sondern auch die Lebensgeschichte Mischa Maiskys beeindruckt: Er wuchs in seiner Geburtsstadt Riga auf, studiertein Leningrad und Moskau, wurde aus politischen Gründen verhaftet und inein Arbeitslager gesteckt. Seine Ausreise nach Israel am 7. November 1972 bezeichnet er als seinen zweiten Geburtstag. Danach begann eine internationale Karriere, die ihn an die Spitze des Musiklebens führte.Diese Aufnahme entstand in der Villa Caldogno, Vicenza, die Andrea Palladio 1560-65 erbaut hat.

  • Ich habe die Cellosuiten zweimal, einmal von Jaap ter Linden und einmal von Guido Schiefen. Ter Linden spielt insgesamt etwas langsamer, das Cello hört sich erdiger und voller an. Beide Interpreten spielen auf technisch sehr hohen Niveau, aber der Klang ter Lindens gefällt mir insgesamt besser - deshalb ist das meine bevorzugte Aufnahme.


    Ein besonderer Leckerbissen ist eine Aufnahme der BWV 1008, 1010 und 1012 vom me.E. besten Gitarristen unserer Zeit, Jorge Caballero. Er zaubert hier nicht so (gibt das Material auch nicht her) wie bei anderen Stücken (einmal bei youtube nach pictures of an exhibition und Caballero suchen), aber er erscheint technisch souveräner als beide Cellisten, die anscheinend stäker arbeiten müssen.


    Aber das mag auch dem Umstand geschuldet sein, daß die Gitarre Bünde hat, Cellos aber nicht, und man daher die Saite nicht auf den Millimeter genau treffen muß.

  • Hallo m-müller.


    Bach und Gitarre würde ich als Bearbeitung sehen und zwar in zweifacher Hinsicht - anderes Instrument und noch dazu mit einem Klangbild, das von Bach ziemlich weit weg führt.


    Meine Aufnahme mit Theorbe ist zwar auch eine Bearbeitug für ein anderes Instrument, kommt aber dem Klangbild zu Bachs Zeiten doch viel näher, noch näher wohl eine Barocklaute, die dann allerdings auf die tiefen Töne der Theorbe verzichten muss.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler


  • Den Unterschied zwischen Gitarre und Theorbe würde ich nicht als so gewaltig ansehen, beides sind Zupfinstrumente mit Bünden. Auch der Unterschied zwischen diesen beiden zum Cello ist m.E. nach viel kleiner als sagen wir zu einem Tasteninstrument. Selbstverständlich erklingt in jedem Fall nicht das Original, aber ich meine, daß es interessante Bearbeitungen sind, die Leuten, denen das Original gefällt, ebenfalls gefallen könnten.

  • Eine bemerkenswerte Einspielung der letzten Jahre wurde an dieser Stelle bislang nur en passant erwähnt:

    Intonation, Bogenführung, Artikulation etc. sind, wie von Isserlis zu erwarten, erstklassig. Die Interpretation ist tänzerisch - aber nicht so radikal wie Schiffs - und eher introvertiert - aber nicht einschläfernd wie Suzukis. Die vielbeschworene Einheit von Beschwingtheit und "Tiefgründigkeit" dürften besagte Beschwörer hier vielleicht finden. Isserlis konstruiert - ausdrücklich subjektiv - einen "theologisch-narrativen" Hintergrund, der an Bibers Rosenkranz-Sonaten denken lässt. Unabhängig von der Plausibilität dieser Thesen ist das musikalische Ergebnis überzeugend und Parallelen durchaus erkennbar. Natürlich nicht hinsichtlich objektiver Faktoren wie hochbarocker Technikspielereien oder der Ornamente, sondern bezogen auf die emotionale Spannweite der Stücke.
    Dabei bewegt sich Isserlis jedoch in einem Rahmen, der jene Exaltion, welche zu technischen Unsicherheiten führen könnte, ausschließt. Die Anhänger dieses Cellisten werden abenteuerlustige HIP-Verzierungen oder aber große romantische Gesten mit viel "Holz" wohl auch nicht erwarten. Ein sinnvoller Bonus ist das G-Dur Prélude in den Manuskriptfassungen von Anna Magdalena, Kellner und Westphal.

  • Ich habe gerade alle sechs Cellosuiten in einer kleinen mittelalterlichen Dorfkirche mit Stephan Schrader gehört. Vielleicht sollte man so was im Thread Marathonkonzerte - was ist davon zu halten?. posten.
    Ich bin jedenfalls total geflasht.


    (Übrigens, morgen [11.Mai] spielt er in Kassel-Nordhausen, Klosterkirche)


    (editiert)
    Vielleicht wollt ihr, das ich etwas ausführlicher werde. Alle Suiten gleichzeitig zu hören - ohne sie vorher gut gekannt zu haben - ist schon ein besonderes Erlebnis. Es gab zwei Pausen und die Leute, die bis zum Ende "ausgehalten" haben, wurden reich belohnt, denn die letzte Suite war einfach spektakulär. Das Cello klang durch die vielen Doppelgriffe manchmal wie ein Saxophon, manchmal wie ein Dudelsack. Das war so virtuos, dass mir immer noch die Sprache wegbleibt. Herr Schrader spielte alles auswendig und selbst im Publikum hatte wie bei einer Meditation die meisten Leute dir Augen geschlossen.

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